On Her Majesty's Secret Service
Cover

28.07.2003

Titel On Her Majesty's Secret Service
Studio United Artists / EON (1969)
Hersteller MGM Home Video (2000)
DVD-Typ 9 (7,76 GB) Bitrate ø 4,44 max. 8,5
Laufzeit 142 Minuten Kapitel 32
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC Mastering WAMO
Bildformat 2.30:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kb/s Englisch, Spanisch
Untertitel Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG
Extras • Audio Commentary Featuring Director Peter Hunt, The Cast and Crew
• Inside On her Majesty's Secret Service Documentary
• Inside Q's Laboratory Documentary
• "Above it all" Featurette
• Exciting Still Gallery
• Original TV Ads
• Radio Spots
• Original Theatrical Trailer
• Collectible "Making-Of" Booklet

Allgemeines


Als Sean Connery 1967 nach You only live twice seinen Abschied als Bond-Darsteller nahm, hatten die Produzenten Albert Broccoli und Harry Saltzman alle Hände voll zu tun einen geeigneten Nachfolger zu finden. Lange vor der Neubesetzung der Titelrolle wurde jedoch der frühere Editor Peter Hunt auf eigenen Wunsch zum neuen Regisseur auserkoren, der auch seinen Teil zur Suche eines neuen Bond-Darstellers beitrug. Hunderte Schauspieler wurden ohne Erfolg getestet, bis Peter Hunt der Australier George Lazenby, ein früherer Autoverkäufer und nun britisches Model, in einem Werbespot auffällt. Lazenby wird zum Casting eingeladen, muß sich aber in den EON-Büros mangels persönlicher Anmeldung einschleichen, wo er auf Harry Saltzman trifft, der ihn sofort vom Fleck weg engagiert. Erst danach erfuhr Peter Hunt, daß George Lazenby überhaupt kein Schauspieler ist und noch nie vor einer Kamera gestanden hat - ein Geheimnis, daß schnell unter den Tisch gekehrt wurde damit die Suche nach dem neuen James Bond als beendet erklärt werden konnte.

Schon bevor George Lazenby an Bord kam, waren die Nebenrollen längst besetzt. Ursprünglich wollte Peter Hunt die Rolle von Tracy an Brigitte Bardot vergeben, die aber nicht zugesagt hatte - stattdessen wurde die englische Schauspielerin Diana Rigg engagiert, die bereits als Emma Peel an der Seite von Patrick Macnee Agentenerfahrung in der Fernsehserie The Avengers gesammelt hatte. Bösewicht Blofeld, im vorherigen Film von Donald Pleasance dargestellt, wurde mit Telly Savalas auch treffend besetzt.

Die Dreharbeiten gestalteten sich für einen Bond-Film als recht unproblematisch, wenn man einmal vom anderen Hauptdarsteller absieht. Gedreht wurde außer in Pinewood diesmal in Österreich in Mürren und natürlich auf dem Schildhorn, dessen Hotel extra mit einem Hubschrauber-Landeplatz zur besseren Erreichbarkeit ausgestattet wurde. So konnten die wunderbar aussehenden Aufnahmen in den Alpen entstehen, die den Beginn einer langen Verbundenheit der Bond-Produktionen mit Skiszenen, die meist von Profi Willy Bogner inszeniert wurden, markieren.

Der Film tut alles um den Zuschauern den Übergang von Sean Connery zu George Lazenby leicht zu machen. Der Teaser zeigt Lazenby erst nach einer wilden Prügelszene, die ansich nichts besonderes wäre, wenn unser Held nicht die unsichtbare Barriere zwischen Zuschauer und Film durchbrechen und mit "This wouldn't have happened to the other fellow" die Connery-Ära demonstrativ beenden würde. Lazenby versucht wie Connery auszusehen, wie Connery zu sprechen und zu agieren - und das klappt mangels schauspielerischem Talent leider nicht. Lazenby's Bond ist ein flacher, nichtssagender Charakter, der nur durch den Vergleich seines Vorgängers überhaupt existieren kann. In der deutschen Fassung des Films wurde George Lazenby sogar von Sean Connerys Synchronsprecher G.G. Hoffmann gesprochen.

On Her Majesty's Secret Service gehört nicht gerade zu den Glanzlichtern unter den Bond-Filmen, allerdings muß man die Umstände bedenken, mit der die Produktion des Films gekämpft hat. Zuerst einmal ist da natürlich der Faktor George Lazenby, der vielleicht optisch einen guten James Bond abgibt, aber schauspielerisch nicht besonders viel zu bieten hat. Peter Hunts einzige Bond-Regiearbeit kann sich auch sehen lassen, lediglich der fahrige, hastige Bildschnitt vieler Actionszenen ist etwas zuviel des guten. Problematisch ist dagegen die Drehbuchadaption. Die Romanvorlage wurde fast originalgetreu übernommen - etwas, was zuvor bei Bond-Filmen nie gemacht wurde. Dadurch bewegt sich die Geschichte nur sehr schleppend voran, und mit einer Laufzeit von 142 Minuten ist On Her Majesty's Secret Service der längste Bond-Film, der bisher gedreht wurde.

Eigentlich ist alles vorhanden, was einen typischen Bond-Film ausmachen sollte, aber bei On Her Majesty's Secret Service ist die Mischung einfach nicht gelungen. Von manchen Fans wird der Film als der beste von allen Bonds gefeiert, von anderen als Fehlschlag bezeichnet. Der Erfolg an den Kinokassen war 1969 auch nur mäßig und führte dazu, daß das Publikum allmählich das Interesse an James Bond zu verlieren begann. Heute ist OHMSS im Bond-Kanon ein aus der Reihe tanzender Film, der für Liebhaber der klassischen Bond-Filme nur schwer verdaulich sein dürfte, aber im Zusammenhang mit den anderen Filmen doch eine interessante Sache ist.

Ursprünglich wollte ich mir gar keine DVD von On Her Majesty's Secret Service anschaffen, aber als MGM die Bond-DVDs auch in Deutschland herausbrachte, wollte ich dem Film noch eine Chance geben und mir endlich die Originalfassung anschauen. Das gestaltete sich allerdings als unmöglich, denn MGM ließ bei On Her Majesty's Secret Service als einzige Bond-DVD die englische Tonspur weg. Weil 1969 der Film fürs deutsche Kino gekürzt und teilweise sogar umgeschnitten wurde, hat MGM sich vor einer wiederherstellung der Urfassung gedrückt. Statt die deutsche Tonspur auf den Originalschnitt anzupassen, wurde die deutsche Schnittfassung zusammengesetzt und sogar die Kommentarspur - auf der man unglaublicherweise im Hintergrund die englischen Dialoge hört - angepaßt. Obwohl die deutsche Synchronisation sicher einen gewissen Seltenheitswert hat, kann man vom Kauf der deutschen DVD wegen des fehlenden Originaltons und der gekürzten Fassung nur dringend abraten. Stattdessen sollte man unbedingt auf die amerikanische oder englische DVD zurückgreifen, die von der sonstigen Ausstattung her gleich sind.

Auch wenn On Her Majesty's Secret Service als Film nicht sehr viel hergibt, trifft dies auf keinen Fall auf die DVD zu. Zwar sind Bild- und Tonqualität etwas unter dem Niveau, was man von den anderen Bond-Special-Editions gewohnt ist, aber das reichhaltige Bonusmaterial macht diese DVD wieder interessant und einen Kauf auch dann Wert, wenn man den Film nicht so gerne mag.

Bild

MGMs Transfer der älteren Bond-Filme zeichnen sich hauptsächlich dadurch aus, daß am eigentlichen Transfer technisch nichts auszusetzen ist, aber die Quellen nicht besonders gut bearbeitet worden. Genau das ist es auch, was das generell gute Aussehen dieser DVD etwas trübt: die Filmvorlage ist sehr stark verschmutzt und es wurde kaum etwas dagegen unternommen. In vielen, aber zum Glück nicht allen Szenen huschen weiße und schwarze Dropouts in allen möglichen Formen durchs Bild, und auch der Bildstand ist oft leicht unruhig.
Von den Dropouts einmal abgesehen handelt es sich hier aber um einen Transfer, der für einen Film dieses Alters erstaunlich gut aussieht. Ordentliche Schärfe und kräftige, natürlich wirkende Farben sind Eigenschaften, die die vielen Fussel und Kratzer nicht mehr so schlimm erscheinen lassen. Natürlich wurde hier auch der unvermeidliche Rauschfilter zur Entfernung der Körnigkeit eingesetzt, allerdings ohne unangenehme Nebenwirkungen. Auch die Kompression verhält sich trotz der sehr niedrigen Bitrate völlig unauffällig. Einzig störend wirkt sich das bei vielen Bond-DVDs vorhandene gelegentliche Zeilenflimmern aus. Das Endergebnis ist eine Bildqualität, die zwar nicht mit neueren Filmen konkurrieren kann, aber unter den Umständen durchaus akzeptabel ist.

Ton

Die englische Mono-Tonspur hört sich auf weiten Strecken sehr vielversprechend an, aber leider fehlt es oft an der Verständlichkeit der Dialoge, die genauso wie die Geräusche oft sehr muffelig und dumpf klingen. John Barrys Musik kann aber trotz der Mono-Abmischung mit einem frischen, unverzerrtem Klang überzeugen. Mit dieser Tonspur kann man natürlich niemanden vom Hocker reißen, aber sie erfüllt ihren Zweck. Im Vergleich zur spanischen Fassung hört man deutlich, daß die englische Tonspur gründlich überarbeitet worden sein muß. Ein 5.1-Remix wäre besonders zugunsten der Musik wünschenswert, ist aber bislang auf Grund vermisster Tonelemente noch unmöglich.
Leider sind nur französische und spanische Untertitel dabei - offenbar ist diese DVD Opfer von MGMs zwischenzeitlicher Strategie geworden englische Untertitel nur noch als Closed-Captions auszuführen. Wer englische Untertitel möchte, wird sich die britische DVD anschaffen müssen, denn dort sind sie enthalten.

Menü & Specials

Die Menüs sind, wie fast schon selbstverständlich, im üblichen Stil animiert und mit Musik, Geräuschen und kurzen Dialogstücken versehen. Diese Menüs werden auch nach acht DVDs nicht langweilig, vom Design und der Bedienung sind sie absolute Spitzenklasse.

Der einzelne Audiokommentar von On Her Majesty's Secret Service wird von John Cork moderiert, aber die Kommentare von Regisseur Peter Hunt scheinen szenenspezifisch zu sein und werden durch eingeschnittene Interviews von vielen anderen Crewmitgliedern ergänzt. Die angesprochenene Themen konzentrieren sich hauptsächlich auf die technische Seite der Dreharbeiten, allerdings werden die Schauspieler auch nicht vernachlässigt. Über George Lazenbys problematisches Casting und dessen Folgen wird allerdings kaum geredet, aber das ist dafür eins der Hauptthemen der Dokumentation auf dieser DVD. Etwas negativ fallen hier die vielen Unterbrechungen durch John Corks zusätzliche Kommentare auf, denn offenbar war man bemüht jede Sekunde Stille mit Information zu füllen. Vieles davon ist durchaus interessant, aber oft wird in der Einleitung nur das wiederholt, was im nächsten Stück des Kommentars sowieso zu hören ist.

Inside On Her Majesty's Secret Service (42:36) wird wie immer von Patrick Macnee kommentiert und nimmt sich hauptsächlich dem Thema an, das in der Kommentarspur selten angesprochen wurde: George Lazenby. Erstaunlicherweise ist es DVD-Produzent John Cork gelungen nicht nur Peter Hunt, sondern auch George Lazenby selbst vor die Kamera zu bekommen. Was vor Eigenlob hätte nur so stinken können ist tatsächlich eine sehr kritische Auseinandersetzung mit der ungewöhnlichen Casting-Situation - George Lazenby ist nicht zimperlich mit sich selbst und erzählt, wie er sich die Rolle praktisch erschlichen hat. Peter Hunt übt auch etwas Selbstkritik und ist zwar auf eine gewisse Art mit seiner einzigen Bond-Regiearbeit zufrieden, versteht aber durchaus die Kontroversen um den Film. Ein Teil der Dokumentation beschäftigt sich natürlich auch wieder mit der technischen Seite der Dreharbeiten, insbesondere den waghalsigen Stunts und den Skiszenen, von denen viele faszinierende Testaufnahmen zu sehen sind. Durch die etwas höhere Laufzeit und die ausgewogene Themenauswahl ist dies deutlich eine der besseren Dokumentationen der Bond-DVDs, die alleine schon den Kauf der DVD wert macht.

Inside Q's Lab (10:22) ist Desmond Llewlyns kleine Sternstunde. In diesem von Marie Clairu kommentierten Featurette zeigt der Q-Darsteller unterbrochen von einigen Filmausschnitten das eine oder andere Spielzeug aus "seinem" Labor und bemerkt nebenbei, daß er selbst technisch nicht besonders begabt ist. Eine nette Minidoku, die ruhig etwas länger sein könnte, denn hier wird der "Mythos Q" nur oberflächlich behandelt.

Above it all (5:39) ist ein kurzes Featurette, das noch aus der Zeit der Dreharbeiten von On Her Majesty's Secret Service stammt und zeigt, wie die einzigartigen Luftaufnahmen des Films entstanden sind. Allerdings sieht die Bildqualität so schlecht aus, daß man beinahe nicht mehr viel erkennen kann - interessant sind diese Aufnahmen aber trotzdem.

Auch Promotionmaterial wurde für diese Bond-Special-Edition wieder reichlich ausgegraben. Der Release Trailer (2:15) ist zwar anamorph, aber ziemlich angekratzt und auch die fünf halbminütigen Television Spots sind qualitativ kaum auszuhalten - aber trotzdem hat alles seinen filmhistorischen Wert. Dazu gehören auch noch drei heutzutage unfreiwillig komische Radio Spots und die sogenannten Open Ended Interviews mit George Lazenby, Diana Rigg, Telly Savalas und Peter Hunt.

Abgerundet wird diese DVD durch die traditionelle Bildergalerie, die hier in acht Sektionen aufgeteilt ist, die jeweils mit erklärenden Texttafeln eingeleitet werden. Allerdings sind die Bilder hier nicht so zahlreich wie auf manchen anderen Bond-DVDs, aber das was vorhanden ist, ist ausnahmslos interessant. Wie immer gehört zur Ausstattung der DVD auch ein ausführliches Booklet, das die wichtigsten Fakten des Films zusammenfaßt.
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