Der Film
Es ist 1967 und das Rennen im Weltraum befindet sich auf dem Höhepunkt. Die Welt staunt, als amerikanische und russische Raumkapseln von einer unbekannten Macht entführt werden. Während Russen und Amerikaner schon die Finger auf den roten Knöpfen haben, entdeckt der britische Geheimdienst, daß das unbekannte Flugobjekt über dem japanischen Meer verschwindet. Der Secret Service schickt James Bond nach Japan - um ihn dort umbringen zu lassen. Nur zum Schein natürlich, damit 007 in Japan unerkannt schnüffeln kann. Die Spur führt zu einem großen Industrialisten, in dessen Firmenzentrale Bond herumschnüffelt und dort merkwürdige Entdeckungen macht...
Als sich Ian Fleming 1962 von einem schweren Herzanfall erholt hatte,
reiste der Schriftsteller nach Japan um für seinen neuen Roman zu recherchieren.
You Only Live Twice, auch als "Bonds japanisches Abenteuer" bezeichnet,
wurde zwei Jahre später im März 1964 veröffentlicht. Es war eine düstere
Geschichte eines müden, vom Tod seiner Frau Tracy in der vorherigen Geschichte
“On Her Majesty's Secret Service” mitgenommenen James Bond, der von seinem
Vorgesetzen M nach Japan geschickt wird und dort eine Mission für den
dortigen Geheimdienstchef durchführt, die für ihn fast das Ende bedeutet.
Durchzogen von Todesvisionen und mit einem offenen Ende versehen, hätte
You Only Live Twice das finale Kapitel der Bond-Historie sein können.
Ian Fleming starb im Alter von 58 Jahren nur fünf Monate nach der Veröffentlichung
des Romans, dem nur noch die posthum veröffentlichten Bücher “The Man
with the Golden Gun” und “Octopussy and the Living Daylights” folgten.
Auf der Suche nach Bonds fünftem Kino-Abenteuer
Die Filmproduzenten Albert Broccoli und Harry Saltzman zogen Ian Flemings
neues Werk nach den Erfolgen der ersten Bond-Kinofilme aber noch nicht
für eine neue Verfilmung in Betracht, obwohl sie die Rechte an fast allen
von Flemings Romanen besaßen. Erst als nach Thunderball der ursprünglich
geplante On Her Majesty's Secret Service wegen ungünstiger Drehorte zurückgestellt
werden mußte, wurde auf You Only Live Twice zurückgegriffen. Ursprünglich
sollte der Plot des Romans wie bei den vorherigen Filmen relativ originalgetreu
umgesetzt werden, aber die düstere, unheilvolle Geschichte paßte ganz
und gar nicht zu dem in den Kinofilmen aufgebauten Bild des glanzvollen,
knallharten Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten.
Zuerst galt es aber einen neuen Regisseur zu finden, denn Terence Young
und Guy Hamilton, die die vorherigen vier Filme inszeniert hatten, sagten
ab. Peter Hunt, der in den früheren Filmen für den Schnitt zuständig war,
hatte großes Interesse die Regie von You Only Live Twice zu übernehmen,
aber Albert Broccoli versuchte Lewis Gilbert anzuwerben, der gerade mit
Alfie einen großen Erfolg gelandet hatte. Eigentlich war der gar nicht
an an einem riesigen Projekt wie einem James Bond-Film interessiert, aber
den beiden Produzenten gelang es an den Ehrgeiz des Regisseurs zu apellieren
und ihn damit trotzdem anzuwerben – ein Millionenpublikum zu begeistern
war eine Herausforderung, die sich Lewis Gilbert dann doch gerne stellen
wollte. Peter Hunt war zwar verärgert, daß er übergangen wurde, blieb
aber als Editor weiterhin dabei – aber nur mit der festen Zusage, daß
er dann den nächsten Film inszenieren dürfte.
Startschwierigkeiten
Schon die ersten Vorbereitungen erwiesen sich als schwierig, denn auf
der Suche nach geeigneten Drehorten fanden die Filmemacher in Japan keine
der im Buch beschriebenen Plätz - insbesondere ein Schloß am Meer zu lokalisieren,
erwies sich als unmöglich weil so etwas nie gebaut werden war. Stattdessen
entdeckten Lewis Gilbert, Albert Broccoli, Harry Saltzman und Ken Adam
auf ihrer Suche eine fantastisch aussehende Vulkanlandschaft auf der Insel
Kyushu, die die zündende Idee brachte den Bösewicht des Films in einem
ausgehölten Vulkan unterzubringen. Ohne Drehbuch und unter enormem Zeitdruck,
weil Sean Connerys Vertrag auszulaufen drohte, kehren die Filmemacher
nach England zurück und entkamen bei der Abreise nur durch einen Zufall
einem tödlichen Flugzeugunglück.
Als Drehbuchautor Harold Jack Bloom vorzeitig absagte, griffen die Produzenten
zu einer ungewöhnlichen Notlösung: sie warben den Schriftsteller Roald
Dahl an, der trotz seiner kaum vorhandenen Erfahrung mit Drehbüchern exzellente
Arbeit leistete und bald den Plot um die Vulkan-Idee herum völlig neu
konstruiert hatte. Übrig aus dem Roman blieben nur wenige Elemente und
Charaktere – der Ort des Geschehens war natürlich auch Japan und sowohl
Tiger Tanaka als auch Blofeld kamen vor, allerdings in einer völlig anderen
Form als im Buch. Die Atmosphäre wurde kräftig aufgelockert, denn James
Bond war nicht der desillusionierte, angeschlagene Agent, der von seinem
Chef noch eine letzte Chance bekam, sondern genau der gleiche Charakter
war, wie in den vorherigen Kinofilmen. Lewis Gilbert war zwar der Meinung,
daß man mehr über die persönlichen Aspekte des Geheimagenten einbringen
könnte, mußte sich aber dann den Produzenten beugen, die natürlich mehr
an einem kommerziellen Erfolg interessiert waren und sich nicht auf Experimente
einlassen wollten.
Transformation
Roald Dahl krempelte die Romanvorlage völlig um und entwickelte eine ganz
neue Geschichte, deren Grundidee von dem 1966 gerade aktuellen Weltraumrennen
zwischen den USA und der UDSSR stark inspiriert wurde. Die Story spielte
einerseits mit der unterschwellige Angst das Rennen zum Mond und den technischen
Fortschritt an die Russen zu verlieren, machte aber dann auch nicht die
Sowjetunion verantwortlich, sondern eine dritte Macht, die einen Weltkrieg
provozieren will. An dieser Stelle griff Roald Dahl wieder auf Bonds alten
Erzfeind Blofeld zurück, der nun das erste Mal nicht nur als gesichtsloser
Ober-Bösewicht auftreten, sondern endlich auch eine direkte Begegnung
mit 007 haben sollte.
Der Weltraum-Aspekt wurde stark an das 1966 gerade laufende Gemini-Programm
angelehnt, das im Film Jupiter genannt wird. Die Eröffnungssequenz des
Films gibt sich Mühe, einen damals ganz normalen Raumflug darzustellen,
was den Umständen entsprechend auch recht gut gelang. Roald Dahls Phantasie
macht der Realität aber dann einen Strich durch die Rechnung, indem die
amerikanische Raumkapsel von einem fremden Raumschiff verschluckt wird.
Bodenständiger, aber auch nicht weniger spektakulär ging die Pre-Credits-weiter,
indem James Bond umgebracht wurde – etwas, was auch in der Romanvorlage
trotz des Titels nicht vorhanden war, aber doch schonmal gemacht wurde:
1963 schockte From Russia with Love mit der scheinbaren Ermordung von
007, der dann aber als Double mit Maske enttarnt wurde.
You Only Live Twice war der erste Bond-Film, in dem die Drehbuchumsetzung
sich kaum an Ian Flemings Romanvorlage hielt und auch erstmals Gebrauch
von Science-Fiction-Elementen machte. Das wurde in späteren Bond-Filmen
zur Gewohnheit - der Nachfolger On Her Majesty’s Secret Service war noch
einmal eine letzte Ausnahme, bis die Drehbücher der Filme bald nur noch
den Titel mit den Romanvorlagen gemeinsam hatten und später sogar komplett
eigene Geschichten ohne Fleming-Vorbild entwickelt wurden. You Only Live Twice war aber noch ein harmloser Vertreter dieser Gattung, da wenigstens
ein paar Charaktere und die zentrale Idee „Bond in Japan“ übernommen wurden.
Bonds Freunde und Feinde
Obwohl Sean Connery noch einmal als Hauptdarsteller engagiert werden konnte,
war das sonstige Casting nicht ganz so einfach. Geheimdienstchef Tiger
Tanaka wurde mit Tetsuro Tamba besetzt, einem in Japan sehr erfolgreichen
Schauspieler der mit Lewis Gilbert schon einige Jahre zuvor im Kriegsdrama
The 7th Dawn zusammengearbeitet hatte und von ihm für You Only Live Twice
persönlich ausgewählt wurde. Tamba diente außerdem als Dolmetscher und
Ansprechpartner für die japanischen Schauspieler des Films, denn er war
einer der wenigen unter ihnen der gut Englisch sprach. Sein Kollege Teru
Shimada, der den Konzernchef Osato spielte, war als Schauspieler-Emigrant
in den USA sogar viel besser bekannt als in seiner Heimat.
Die mordlüstige Sekretärin Helga Brandt wurde von der deutschen Schauspielerin
Karin Dor gespielt, die aus hunderten Bewerberinnen für ihre erste internationale
Rolle ausgesucht wurde und groß als erstes deutsches Bond-Girl gefeiert
wurde - allerdings war sie nur eine von drei weiblichen Hauptrollen. Für
die anderen zwei Charaktere wurden junge japanische Schauspielerinnen
mit guten Englischkenntnissen gesucht, was sich aber als äußerst schwierig
erwies. Schließlich einigten sich die Filmemacher darauf, zwei Schauspielerinnen
nach England einzuladen und ihnen vor Beginn der Dreharbeiten Sprachunterricht
zu geben.
Bond-Girls aus Japan
Akiko Wakabayashi und Mie Hama, beide sehr bekannte japanische Filmstars,
wurden ausgesucht und nach England geholt. Während den Vorbereitungen
stellte sich allerdings heraus, daß Mie Hama mit der englischen Sprache
mehr Schwierigkeiten hatte als ihre Kollegin Die Produzenten trafen deshalb
die schwere Entscheidung, die Schauspielerin zu entlassen, aber Mie Hama
kündigte daraufhin an, Selbstmord begehen zu wollen. Mit so einer tragischen
Reaktion hatten die entsetzten Filmemacher nicht gerechnet und überdachten
ihre Entscheidung noch einmal.
Ob die Schauspielerin es wirklich ernst meinte oder nur die Filmemacher
unter Druck setzen wollte, war niemandem wirklich klar. Aber dann wurden
Mie Hamas Englischkenntnisse doch als gut genug befunden, und schließlich
wurde ihre Stimme sowieso von einer englischen Schauspielerin nachsynchronisiert.
Außerdem einigten sich die beiden japanischen Darstellerinnen ihre Rollen
miteinander zu tauschen, so daß Akiko Wakabayashi in der ersten Hälfte
des Films auftrat und Mie Hama in der zweiten.
Ein Bösewicht bekommt ein Gesicht
Die erinnerungswürdigste Rolle des Films war eine Änderung in allerletzter
Minute. Bösewicht Blofeld, in diesem Film das erste Mal mit seinem Gesicht
und nicht nur mit seiner Stimme zu sehen, wurde ursprünglich mit dem tschechischen
Schauspieler Jan Werich besetzt – eine Entscheidung von Harry Saltzman,
die zu einem großen Problem werden sollte. Niemand hatte einen netten,
älteren Mann erwartet, der überhaupt nicht so bedrohlich und angsteinflößend
wirkte, wie es sich die Filmemacher eigentlich vorgestellt hatten.
Nach fünf Tagen Dreharbeiten wurde aber deutlich, daß die Rolle umbesetzt
werden mußte. Als Notlösung kamen die Produzenten auf Donald Pleasence,
der sich aber als die viel bessere Besetzung der Rolle erwies: mit seinem
kalten, emotionslosen Auftreten und einer aufgeschminkten Gesichtsnarbe
wurde die Blofeld-Inkarnation in You Only Live Twice zum bemerkenswertesten
Film-Bösewicht der sechziger Jahre, der das Vorbild für viele Nachahmer
und Hommagen wurde.
Auch die üblichen Verdächtigen sind im fünften Bond-Abenteuer wieder dabei:
Bernard Lee als M, Lois Maxwell als Miss Moneypenny und Desmond Llewellyn
haben alle wieder ihre Kurzauftritte, diesmal jedoch erstmals an ganz
ungewöhnlichen Orten. M hat sein Büro samt Miss Moneypenny in ein U-Boot
verlegt und Q kommt diesmal mit seinen Gadgets direkt vor Ort nach Japan
anstatt Bond in seinem Laboratorium auszustatten – zwei Dinge, die in
späteren Filmen immer wieder als Running Gags verwendet wurden, aber hier
das erste Mal eingesetzt wurden.
Dreharbeiten unter Belagerung
Die Dreharbeiten begannen in England, ausnahmsweise sogar mit der allerersten
Szene des Films: dem Tod von James Bond. Als die Produktion nach Fernost
verlegt wurde, löste dies einen gigantischen Rummel aus, der die Dreharbeiten
oft behinderte und niemanden zur Ruhe kommen ließ. Albert Broccoli und
Harry Saltzman verstanden es aber, Crew und Schauspieler bei Laune zu
halten und den Aufenthalt in Japan so angenehm wie möglich zu machen –
aber dies war durch die amoklaufenden Fans oft nicht besonders einfach.
Sean Connery und seine damalige Frau Diane Cilento mußten ganz besonders
darunter leiden, und während den Dreharbeiten in Japan machte der Schauspieler
die überraschende Ankündigung, daß dies sein letzter Auftritt als 007
sein würde. Connery war nicht böse auf das Filmteam oder seine Rolle als
James Bond, mit der er sogar durchaus zufrieden war – nur war dem Schauspieler
verständlicherweise der Rummel um seine Person zuviel geworden und er
nahm nach You Only Live Twice seinen zumindest vorläufigen Abschied als
James Bond.
Die Kleine Nelly und eine japanische Luftschlacht
Das Gadget-Markenzeichen des Films wurde zufällig von Produktionsdesigner
Ken Adam entdeckt, der eines Tages im Radio von einem pensionierten RAF-Kommandant
hörte, der einen Mini-Helikopter gebaut hatte und auch selber flog. Die
sogenannten Gyrocopter, eigentlich eine Erfindung aus den zwanziger Jahren,
wurden von Ken Wallis selbst gebaut und geflogen, der seine Maschinen
allerdings nur ernsthaften Interessenten und keinen Hobbyfliegern zur
Verfügung stellte. Auf die Einladung von Ken Adam demonstrierte er aber
mit Vergnügen einen seiner Gyrocopter auf dem Pinewood-Studiogelände –
diese Vorführung gefiel den Produzenten so gut, daß sie Wallis' Gyrocopter
als „Little Nellie“ in den Film einbauten und eine große Luftschlacht
mit ausgewachsenen Hubschraubern inszenierten.
Die aufwendigen Luftaufnahmen in Japan fanden aber ein tragisches Ende,
als Kameramann Johnny Jordan mit dem Fuß in die Rotorblätter eines anderen
Hubschraubers kam und schwer verletzt wurde. Die Dreharbeiten mußten abgebrochen
werden, und trotz intensivster medizinischer Behandlung und großer Unterstützung
von Albert Broccoli und Harry Saltzman verlor der Luftaufnahmen-Spezialist
seinen verletzten Fuß. Johnny Jordan erholte sich aber trotzdem wieder
und arbeitete noch an vielen weiteren Filmen mit, unter anderem auch dem
nächsten Bond-Film On Her Majesty's Secret Service. 1970 kam Jordan bei
einem Unglücksfall während der Dreharbeiten von Catch-22 ums Leben, als
er ungesichert aus einer offenen Flugzeugtür stürzte – seine majestätischen
Luftaufnahmen blieben aber unvergessen und wurden zu einem der größten
Markenzeichen der Bond-Verfilmungen.
Pinewoods Vulkan und der künstliche Weltraum
Produktionsdesigner Ken Adam baute währenddessen in England an der größten
Konstruktion seiner Karriere – Blofelds ausgehöltem Vulkan, in Lebensgröße
auf dem Gelände der Pinewood-Studios aufgebaut. Das Projekt verschlang
etwa eine Million von den knapp zehn Millionen Dollar des Filmbudgets
und war damit teurer als der erste Bond-Film Dr. No von 1962. Während
Albert Broccoli und Harry Saltzman keine Zweifel hattten, daß Ken Adam
diese Mammut-Kulisse gelingen würde, äußerten sich bei anderen Filmemachern
große Zweifel, ob das riesige Set überhaupt richtig ausgeleuchtet werden
konnte. Kameramann Freddie Young schaffte es, nahm dafür aber auch sämtliche
Leuchten der Pinewood-Studios in Beschlag. Für Studioangestellen war das
gigantische Set eine große Attraktion und verhalf dem Film schon während
der Dreharbeiten zu großer Publicity.
Mit der Fertigstellung der großen Schlacht um den Vulkan und deren komplizierten
Massenszenen waren die Dreharbeiten dann so gut wie beendet, aber als
letztes mußten die in Japan begonnenen Luftaufnahmen fertig gedreht werden.
Weil die japanischen Behörden keine Raketenabschüsse erlaubten, führte
die Suche nach einer passenden Kulisse die Filmemacher nach Spanien. Dort
wurden die restlichen Aufnahmen mit den Hubschraubern und Ken Wallis'
Gyrocopter fertiggestellt, wobei Sean Connery natürlich nie selbst im
Mini-Hubschrauber saß, sondern die mit Wallis als Stuntdouble gedrehten
Sequenzen durch Studio-Bluescreenaufnahmen ergänzt wurden.
Während Ken Adams gigantisches Vulkan-Set zum größten Teil wirklich real
war und nur durch ein umschließendes Matte-Painting ergänzt wurde, machten
viele andere Szenen des Films ausführlichen Gebrauch von Special-Effects,
die wieder von John Stears und seinem Team produziert wurden. Heute sehen
diese Effekte alle ein wenig veraltet aus, aber besonders die spekatkulär
nachgestellten Weltraum-Aufnahmen waren 1967 eine richtige Sensation,
die auf der Höhe des NASA-Mondprogramms für viele Zuschauer sehr authentisch
wirkten. Das Design der fiktiven Jupiter-Raumkapsel war eng an das echte
Gemini-Raumschiff angelehnt, und auch die Raumanzüge waren sehr detailgenau
gestaltet worden.
John Barrys japanische Klänge
Die musikalische Untermalung kam wieder aus der bewährten Feder von John
Barry, der schon die Musik für die vorherigen drei Bond-Filme schrieb
und das berühmte 007-Thema für Dr. No arrangiert hatte. Für You Only Live Twice stand Barry erstmals vor der Herausforderung nicht nur eine spannende
Score zu schreiben, sondern auch fernöstliche Elemente in die Musik einfließen
zu lassen. Von den majestätisch-bedrohlichen Klängen der Pre-Credits-Sequenz
über die rhythmischen Melodien der Actionszenen bis zu der ruhigen japanischen
Musik hatte John Barry es wieder einmal geschafft, nicht nur eine x-beliebige
Hintergrundmusik zu komponieren, sondern eine völlig originelle Score
zu schaffen, die dem Film einen ganz individuellen Charakter gab.
Die Verwendung eines Titelsongs war noch relativ neu, denn die ersten
zwei Filme waren im Haupttitel noch mit einem Instrumental ausgestattet
und erst Goldfinger und Thunderball waren mit von Shirley Bassey und Tom
Jones gesungenen Stücken ausgestattet. Für You Only Live Twice wurden
zuerst genauso wie bei Thunderball auch zwei Titelsongs von John Barry
und Songtexter Leslie Bricusse geschrieben, die sogar gleichnamig waren
– aber die erste Version klang so fernöstlich-fremdlich, daß sie schnell
gegen die heute bekannte Version von You Only Live Twice ersetzt wurde.
Als Sängerin wurde Nancy Sinatra ausgesucht, die gerade großen Erfolg
mit Songs wie These Boots are made for Walking hatte und außerdem eng
mit den Broccolis und Lewis Gilbert befreundet war.
Welcome to Japan, Mr. Bond
Die Dreharbeiten dauerten insgesamt fast ein halbes Jahr und fand gleichzeitig
an mehreren Orten quer über den ganzen Globus verteilt statt. Ende 1966
waren zwar die hauptsächliche Filmproduktion beendet, aber es dauerte
nochmal ein gutes halbes Jahr bis der Film komplett fertig war. Inzwischen
wurden die Fans trotz einer riesigen Marketingkampagne langsam unruhig,
denn mehr als ein knappes Jahr zwischen zwei Bond-Filmen hatte es bisher
noch nie gegeben. Durch die immer aufwendigeren Produktionen und deren
Vorbereitungen wurde der Zwei-Jahres-Rhythmus aber nach You Only Live Twice beibehalten, um Engpässe und die Überlastung von Schauspielern und
Filmemachern zu vermeiden.
Im Sommer 1967 kehrte James Bond dann endlich auf die Kinoleinwände zurück:
die Zuschauer waren begeistert, die Kritiker bemängelten aber die phantastische,
unreale Story und warfen den Filmemachern vor, daß sie sich von der Technik
verleiten lassen hätten. Dem Erfolg des Films konnte das nicht schaden,
und auch Charles K. Feldmanns chaotische Bond-Parodie Casino Royale, produziert
vom Konkurrenten Columbia Pictures, konnte You Only Live Twice nicht das
Wasser reichen.
Im besten Stil seiner Vorgänger wurde der Film zu einem der erfolgreichsten
des Jahres 1967 und gehört heute immer noch zu den besten James Bond-Filmen
der sechziger Jahre. Roald Dahls unvergleichlicher Stil ist in der Geschichte
deutlich zu spüren und sollte nicht nur spätere Bond-Produktionen, sondern
auch das gesamte Genre nachhaltig beeinflussen. Die ausgewogene Mischung
aus handfester Action, fernöstlicher Atmosphäre und einem Schuß Science-Fiction
gab dem Film einen ganz besonderen Touch, den man sogar in den anderen
Bond-Filmen in so ausgeprägter Form kaum findet.
Die DVD
Sechs Jahre ist es her, daß You Only Live Twice
im Rahmen der ersten Special-Edition der James Bond-Filme als DVD veröffentlicht
wurde – damals schon mit beeindruckenden Extras, aber einem nicht ganz
perfekten Transfer. Jetzt hat MGM unter der neuen Leitung von Sony die
lang erwarteten Neuauflagen unter dem Titel Ultimate Edition als zeitgemäße
2-Disc-Sets veröffentlicht.
Als James Bond-Fan und Besitzer der Erstauflagen der DVDs konnte ich natürlich
nicht daran vorbeigehen, zumindest eine Disc aus England zum ausprobieren
zu importieren – die deutschen und amerikanischen DVDs erscheinen erst
im November. Dazu habe ich mir den Film ausgesucht, der zu meinen absoluten
Bond-Favoriten gehört: You Only Live Twice. Die neue Ultimate
Edition des Films kann durchaus überzeugen, hat aber auch einige Schwächen:
sehr enttäuscht hat mich, daß auf den Tonspuren keine PAL-Speedup-Korrektur
gemacht wurde, und obwohl die neue Abtastung wirklich gut aussieht wirkt
das Farbtiming nicht so gut wie auf der alten DVD.
Die Ultimate Edition hat ein neu gestaltetes Cover spendiert bekommen,
das aber auch nicht ganz das Wahre ist. Das Bild von Sean Connery wurde
offenbar von dem alten Cover recycelt, und der links daneben gesetzte
Blofeld ist tatsächlich seitenverkehrt zu sehen. Außerdem wirken die Banderolen
der Ultimate Edition – ein einheitliches Design bei allen 20 DVDs – sehr
mit Einzelheiten überfrachtet. Es ist schade, daß da nicht mehr an der
Gestaltung gefeilt wurde und vielleicht auf Basis der hervorragenden Zinema-Cover
mit den Originalpostern etwas unternommen wurde. Die Verpackung besteht
auch nicht aus einem schicken Digipack, sondern nur aus einem normalen
Keepcase mit einem übergezogenen Pappschuber. Auf das Booklet wurde aber
nicht verzichtet, in dem ungefähr die gleichen Informationen untergebracht
wurden wie bei der alten DVD – nur die Kapitelübersicht wurde aus nicht
nachvollziehbaren Gründen weggelassen.
Insgesamt ist diese britische Ausgabe der Ultimate Edition von You
Only Live Twice sicher besser als die frühere DVD, sogar die wenigen
zusätzlichen Extras sind alleine schon lohnenswert und der Ton-Remix ist
eine richtige Sensation, die nur durch das Nichtvorhandensein einer Speedup-Korrektur
getrübt wird. Der neue Transfer kann auch überzeugen, hat aber stellenweise
sehr blasse Farben, die wie ein Fehler im Farbtiming wirken. Besitzer
der alten DVD sollten also den Vorgänger besser nicht verkaufen, Neuanschaffer
werden diese Probleme aber vielleicht gar nicht wahrnehmen.
Vom Preis her sind die Ultimate Editions je nach Land und Region höchst
unterschiedlich. Die britischen Ausgaben, die schon erschienen sind, aber
keinen deutschen Ton besitzen, schlagen mit ca. 18 Euro zu Buche, während
die Mitte November erscheinenden deutschen Ausgaben ca. 20 Euro kosten
werden, aber möglicherweise auch bis zu 25. Am kostengünstigsten dürften
tatsächlich die amerikanischen DVDs sein, die allerdings nicht einzeln,
sondern nur in Boxen zu je fünf Filmen erscheinen werden, die inklusive
Zoll ca. 60 Euro pro Box kosten dürften – 12 Euro pro DVD ist gegenüber
den englischen und deutschen Einzelveröffentlichungen wirklich günstig.
Wenn man also nicht auf den deutschen Ton angewiesen ist und außerdem
PAL-Speedup vermeiden will, sollte man ruhig auf die amerikanischen Ausgaben
warten, die am 7. November (Box 1 und 2) und am 12. Dezember (Box 3 und
4) erscheinen werden. You Only Live Twice ist leider in der vierten
Box enthalten und ist daher in den USA erst im Dezember erhältlich.
Diese Review ist meinem kürzlich verstorbenen Großvater Fritz
gewidmet, der von den James Bond-Filmen begeistert war und You Only Live
Twice besonders gerne mochte.
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Bonusmaterial
MGM und Sonys neue Ultimate Edition von You Only Live
Twice übernimmt das gesamte Bonusmaterial der alten Special-Edition,
enthält aber auch noch ein paar lohnenswerte weitere Extras. Das Menüdesign
ist komplett neu und sieht sehr edel aus, allerdings wirkt die einheitliche
Gestaltung aller Ultimate Editions auf Dauer auch etwas langweilig – die
Film-individuellen Menüs der alten DVDs waren da schon abwechslungsreicher.
Alle Extras inklusive des Audiokommentars sind in Englisch und acht weiteren
Sprachen (darunter aber nicht Deutsch) untertitelt worden.
Der Audiokommentar ist nicht direkt szenenspezifisch
und wurde auf eine gekonnte Art aus Interviews zusammengeschnitten und
von John Cork kommentiert. Hauptsächlich kommt Regisseur Lewis Gilbert
zu Wort, wird aber immer wieder von vielen anderen Filmemachern und Schauspielern
abgelöst. Auch wenn die meisten nicht gerade Hauptdarsteller sind,
bekommt man einen umfassenden Eindruck von den Hintergründen und
so manche amüsante Anekdote erzählt. Das ganze ist so gut miteinander
verflochten, daß keine Langeweile aufkommt und man schnell vergißt,
daß es sich nicht um einen Audiokommentar im klassischen Sinn handelt.
Declassified: MI6 Vault enthält die neu hinzugekommenen
Extras, die ausschließlich aus Archivmaterial und nicht neu produziertem
Material bestehen, aber trotzdem sehr interessant sind.
Ken Adam's Production Films (13:56) sind die persönlichen
16mm-Filmaufnahmen des Produktionsdesigners von den Dreharbeiten, die
den Umständen entsprechend recht gut erhalten sind. Das besondere an diesen
faszinierenden Handkamera-Aufnahmen ist, daß sie von Ken Adam selbst auf
seine berühmte trocken-humorvolle Art kommentiert werden, der in der knappen
Viertelstunde eine Menge interessantes und lustiges zu erzählen hat.
Whicker's World (5:19) ist ein kurzer, von Michael G.
Wilson mit einem Voiceover eingeleiteten Ausschnit aus einer Fernsehsendung
des britischen Journalisten Alan Whicker. Ihm gewährten die Filmemacher
umfassenden Zugang zum Filmset, wodurch einige sehr seltene Aufnahmen
von den Dreharbeiten gemacht werden konnten, die in diesem kurzen Ausschnitt
zu sehen sind.
Welcome to Japan, Mr. Bond (50:02) wurde 1967 als Promotion-Film
für You Only Live Twice gedreht und besteht zum größten Teil aus Filmausschnitten,
die mit einer dünnen Rahmenhandlung aus neu gedrehten Szenen mit Lois
Maxwell und Desmond Llewellyn zusammengehalten werden. Eigentlich handelt
es sich hier nur um einen überlangen Trailer, aber die exklusiv gedrehten
Sequenzen machen diese Fernsehproduktion dann doch wieder zu einem interessanten
Zeitdokument.
007 Mission Control ist der überflüssigste Teil des Bonusmaterials
– in diesem Menü sind lediglich thematisch sortierte Filmausschnitte abrufbar,
von denen lediglich die textlosen Opening Titles, offenbar
ein Nebenprodukt der Filmrestauration, wirklich interessant sind.
Im Mission Dossier befinden sich die Dokumentationen,
die alle von der alten Special-Edition übernommen wurden.
Inside You only live twice (30:19) ist eine weitere faszinierende
Dokumentation von John Cork, die es trotz der knappen Laufzeit von nur
einer halben Stunde schafft alle wichtigen Ereignisse der Dreharbeiten
und der Vorgeschichte in Interviews mit den Schauspieler, Filmemachern
und Patrick Macnees Kommentar zu erzählen. Besonders ausführlich wird
hier natürlich auf Ken Adams riesiges Vulkan-Set eingegangen, von dessen
Bauarbeiten viele faszinierende Fotos und Filmausschnitte zu sehen sind.
Aber auch viele andere Aspekte der Produktion werden angeschnitten, insgesamt
ist dieses Making-Of - wie die meisten aus der Reihe - ausnahmslos faszinierend
und unterhaltend. Im Abspann sind außerdem einige seltene und sehr amüsante
Fotos zu sehen, die die Abwesenheit einer Bildergalerie auf dieser DVD
wieder wettmachen.
Silhouettes: The James Bond Titles (23:19) ist die vom
Film unabhängige zweite Dokumentation dieser DVD und widmet sich den berühmten
Titelsequenzen der Bond-Filme und deren Erfinder Maurice Binder, der die
Titel von vierzehn der zwanzig Filme gestaltet hat. Filmemacher, Schauspieler
und Crewmitglieder erinnern sich an Binder, dessen Arbeit zum größten
Markenzeichen von James Bond wurde. Hier erfährt man vieles über Maurice
Binders Vorspänne, die sich oft Sachen leisteten die im Film selbst schnell
der Zensur zum Opfer gefallen wären. Dieses Featurette ist nicht nur für
diese DVD, sondern für die gesamte Bond-Collection eine enorme Bereicherung.
Plane Crash: Animated Storyboard Sequence (1:34) ist
eine Aneinanderreihung von Storyboards der Flugzeug-Absturzszene in einer
Fassung, die etwas vom fertigen Film abweicht. Das ganze ist mit der Film-Soundtrack
und Geräuschen unterlegt, wirkt aber trotzdem etwas langweilig, da die
Storyboards nur grob umrissen sind und nicht sehr genau gezeichnet wurden.
Ministry of Propaganda enthält das von der alten DVD
übernommene Werbematerial des Films. Im Theatrical Archive
befinden sich der International Trailer (3:06), der North
American Trailer (3:05) und der You only live twice/Thunderball
Double Bill Trailer (2:19). Unter TV Broadcasts
ist ein weiterer You only live twice/Thunderball Double Bill Spot
(0:54) untergebracht, und unter Radio Communication kann
man sich sieben kurze Radio-Werbespots anhören.
Die Image Database verspricht: “Experience the world
of Bond in 1967, the year You only live twice was first released, with
this death defying photo gallery”. Ganz so aufregend ist die neue
Bildergalerie auf dieser DVD dann doch nicht, weil die knapp dreistellige
Anzahl von Bildern in einer enttäuschenden Form dargeboten wird: statt
ein bildschirmfüllendes Format zu verwenden, sind die Fotos auf einem
kleinen, runden Bildschirm zu sehen. Immerhin wird jede von den 15 Kategorien
mit einer kurzen, aber informativen Notiz eingeleitet.
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