2001: A Space Odyssey
Cover

2.12.2007 #427

von Guido Bibra

Titel 2001: A Space Odyssey
Studio MGM / Cinerama (1968)
Hersteller Warner Home Video (2007) EAN 0-12569-791941
DVD-Typ 2x9 (6,59 & 6,02 GB) Bitrate ø 5,68 max. 8,2
Laufzeit 148:40 Minuten Kapitel 34
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray Clone Doppel
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.18:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch, Französisch 2.0 Surround 192 kbit/s Kommentar
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA G
Extras

• Commentary by Keir Dullea and Gary Lockwood
• Theatrical Trailer
• Channel Four Docimentary 2001: the Making of a Myth
• Standing on the Shoulders of Kubrick: The Legacy of 2001
• Visions of Future Passed: The Prophecy of 2001
• 2001: A Space Odyssey - A Look Behind the Future
• What is Out There?
• 2001: FX and Early Conceptual Artwork
• Look: Stanley Kubrick!
• Audio-Only Bonus: 1969 Kubrick Interview Conducted by Jeremy Bernstein

Der Film

Anspruchsvolle Science-Fiction-Filme waren in der Kinolandschaft der fünfziger und sechziger Jahre selten, denn bis auf Ausnahmeproduktionen wie Forbidden Planet oder The Day the Earth Stood Still waren Filme dieser Art oft nicht mehr als mit einem Weltraum-Thema versehende drittklassige Horrorgeschichten. Dem Massenpublikum gefiel es, aber ernsthafte Filmliebhaber und Filmemacher waren von diesem Trend wenig begeistert, weil die künstlerische Seite dabei völlig auf der Strecke blieb und sich viele mit dem fast in Verruf geratenen Genre erst gar nicht die Finger schmutzig machen wollten.

Son of Dr. Strangelove

Einem widerstrebte diese Entwicklung besonders: Stanley Kubrick, der gerade seine brilliante Antikriegs-Satire Dr. Strangelove or How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb fertiggestellt hatte und auf der Suche nach einem neuen Projekt war. Schon länger hatte sich der eigenwillige Filmemacher mit der Möglichkeit außerirdischem Lebens beschäftigt und war enttäuscht, daß noch nie jemand versucht hatte, einen halbwegs ernsthaften Film über dieses Thema zu drehen. Kubrick war fest entschlossen, genau dies zu tun und suchte nur noch einen Kollaborateur, denn ganz alleine traute er sich nicht, das für ihn noch völlig neue Genre zu betreten.

Ein Mitarbeiter bei Columbia Pictures gab Stanley Kubrick schließlich den Tip, sich an den Schriftsteller Arthur C. Clarke zu wenden, der schon seit Anfang der fünfziger Jahre anspruchsvolle Science-Fiction-Geschichten schrieb. Clarke war von Kubricks Idee begeistert und ging sofort auf die Suche nach umsetzbaren Material aus seinem eigenen Fundus, noch bevor er sich auf den Weg nach England machte. Als besonders passenden Startpunkt für einen Zusammenarbeit mit dem Regisseur fand Clarke seine 1948 geschriebene Kurzgeschichte The Sentinel, eine kleine Erzählung über den Fund eines mysteriösen Artefakts auf dem Mond, das Signale in den Weltraum aussendet.

Der Filmemacher und der Schriftsteller

Auch Stanley Kubrick hatte sich ausführlich über das Science-Fiction-Genre informiert und war schon bestens vorbereitet, als er sich mit Arthur Clarke im Frühjahr 1964 in New York traf. Zuerst war Kubrick noch nicht von Clarkes Kurzgeschichte begeistert, aber schließlich konnten sich beide auf The Sentinel als Startpunkt einigen. Außerdem stellte Clarke noch fünf weitere Kurzgeschichten als Material zur Verfügung, die aber mehr oder weniger ungenutzt blieben. Ursprünglich sollte die Geschichte zuerst in Buchform entstehen und von dieser das Drehbuch entwickelt werden, aber das erwies sich als äußerst schwierig und schließlich entstand doch beides fast gleichzeitig.

Den Rest des Jahres 1964 waren Stanley Kubrick und Arthur Clarke damit beschäftigt, ihre Ideen in Romanform umzusetzen, was allerdings nur schleppend voran ging. Ende des Jahres war nur eine Rohfassung von etwa drei Vierteln der Geschichte unter nicht ganz ernst gemeinten Arbeitstiteln wie How The Solar System Was Won fertig und weder Kubrick noch Clarke hatten eine Ahnung, wie die Handlung weitergehen sollte. Für Stanley Kubrick war der mühsam in vielen Diskussionen und Schreibsitzungen erarbeitete Stoff aber gut genug, um sich auf die Suche nach einem Filmstudio zu machen, das gewillt war sich auf ein so gewagtes Projekt einzulassen - keine einfaches Unterfangen, weil Science-Fiction Mitte der sechziger Jahre als Kassengift galt.

Ein Löwe greift nach den Sternen

Stanley Kubrick gelang es aber trotzdem Unterstützung in Hollywood zu finden, obwohl es keinem Filmstudio zu dieser Zeit wirklich gut ging. Der Regisseur konnte nicht nur Metro-Goldwyn-Mayer für seine Idee gewinnen, sondern auch die Cinerama-Gesellschaft, wodurch Kubrick einen besonderen Vereinbarung erreichen konnte, die die Vorführung auf den riesigen gewölbten Cinerama-Leinwänden und die Verwendung eines großformatigen Filmformats sicherte. MGM hatte sich keinen großen Namen mit Science-Fiction-Filmen gemacht, war aber dennoch ein Pionier auf diesem Gebiet - 1956 hatte das Studio mit Forbidden Planet einen der wenigen ernsthaften Filme des Genres produziert, sich danach aber so gut wie gar nicht mehr diesem Thema gewidmet.

Mit Stanley Kubricks Film hatte sich MGM fast zehn Jahre später wieder einem Science-Fiction-Film gewagt, aber als der Regisseur im Februar 1965 die erste offizielle Ankündigung unter dem Titel Journey to the Stars machte, ahnte das Studio noch gar nicht, was es sich da ins Boot geholt hatte. Mit der Unterstützung des Studios in der Tasche heuerte Stanley Kubrick eine ganze Schar von Designern, Zeichnern und Beratern an, um mit der Gestaltung des Films zu beginnen - ein Prozeß, in den er selbst in allen Phasen eng eingebunden war. Währenddessen arbeitete Arthur Clarke weiter an der Geschichte, die Kubrick auch mittlerweile begann in ein Drehbuch umzusetzen. Im Sommer des Jahres trafen sich Stanley Kubrick und Arthur Clarke nach einer kurzen Pause in England wieder, wo im August die Vorbereitungen in MGMs Borehamwood-Studios erst richtig begannen.

Astronauten und Beamte

Obwohl das Studio es für keine gute Idee hielt, suchte sich Stanley Kubrick, der von MGM völlige Entscheidungsfreiheit bekommen hatte, keine großen Stars aus, sondern ganz bewußt nur relativ unbekannte Schauspieler, um die anderen Elemente des Films nicht zu überschatten. Kubrick gab sich aber mit der Auswahl der Besetzung trotzdem große Mühe und fand besonders für die beiden Hauptrollen zwei hervorragende Darsteller.

Keir Dullea hatte gerade in Otto Premingers Psychothriller Bunny Lake Is Missing mitgewirkt, als Stanley Kubrick auf ihn aufmerksam wurde und ihn für eine der wichtigsten Rollen des Films, den Astronauten Dave Bowman, engagierte. Für Bowmans Partner Frank Poole fand der Regisseur Gary Lockwood, einen vielbeschäftigten Kino- und Fernsehschauspieler, der im Sommer 1965 als Gaststar in Gene Roddenberrys zweitem Star Trek-Pilotfilm mitgewirkt hatte. Es schien als ob Kubrick die beiden Schauspieler für ihre Ausdruckslosigkeit ausgesucht hätte, aber tatsächlich steckte mehr als nur ein völlig emotionsloses Auftreten in den Charakteren der Astronauten. Die Schauspieler mußten in Ermangelung von längeren Dialogen hauptsächlich mit Mimik und Körpersprache arbeiten, was besonders Keir Dullea im zweiten Teil des Films hervorragend gelungen war.

Die einzige andere, für die Handlung wichtige menschliche Charakter war Dr. Heywood Floyd, den die Geschichte auf dem Weg zum Fundort des Monolithen auf dem Mond begleitet. Für diese Rolle, die hauptsächlich für die Exposition in der ersten Filmhälfte zuständig war, hatte Stanley Kubrick William Sylvester engagiert - einen Schauspieler, der bisher nur Nebenrollen in B-Movies und Fernsehfilmen mitgewirkt hatte, aber den Raumfahrt-Beamten auf genau die richtige trockene Art spielte, gleichzeitig aber auch einer der wenigen wirklich menschlichen Charaktere der Geschichte war. Weitere kleine Nebenrollen wurden von Leonard Rossiter als Dr. Flodys russischer Bekannter und Ed Bishop als Mondshuttle-Kapitän.

Künstliche Intelligenz und eine Künstliche Affenbande

Eins der größten Markenzeichen des Films war der Supercomputer HAL, der für das eigentliche Dilemma der Handlung zuständig ist und gar nicht erst in humanoider Form auftritt, sondern nur in Form von Monitoren, gespenstische roten Kameralinsen und einer unheimlichen, monotonen Stimme. Für die hatte Stanley Kubrick zuerst den britischen Schauspieler Nigel Davenport engagiert, dessen Akzent er aber zu irritierend fand, und auch Martin Balsam sprach dem Regisseur nicht emotionslos genug. Erst mit dem Kanadier Douglas Rain fand der Regisseur die ideale Stimme für HAL - kühl, etwas mechanisch und völlig gefühlslos, aber dennoch irgendwie sympathisch. Douglas Rains Part wurde aber erst lange nach Beendigung der Dreharbeiten aufgenommen, wodurch HALs Sprecher nie mit den anderen Schauspielern in Kontakt kam.

Fast schon nicht mehr in die Klasse Schauspieler, sondern in die Kategorie Akrobaten fielen die Darsteller der Affenmenschen zu Beginn des Films, die unter den von Stuart Freeborn aufwendig gestalteten Masken so erstaunlich realistisch agieren, daß man sie für echte Tiere halten konnte. Obwohl die Menschenaffen im Film wenig charakterisiert werden, steht der Pantomime Daniel Richter in der Rolle des nur im Drehbuch so genannten Moonwatcher deutlich im Vordergrund und war auch für die aufwendige Choreographie der Menschenaffen-Herde zuständig. Als Vorbild dienten dafür echte Affen, die die Pantomimen ausführlich in Zoos und in von Stanley Kubrick gedrehtem Filmmaterial studierten, um ihre Bewegungen so realistisch wie nur möglich gestalten zu können.

Ein monumentales Abenteuer

Stanley Kubricks und Arthur C. Clarkes Geschichte kam mit einem überraschend simplen Plot aus, der aber dafür umso ausführlicher erzählt wird. Strukturiert in drei Episoden, die nur durch einen einzelnen roten Faden verbunden waren, hatten die beiden Autoren die ursprüngliche Kurzgeschichte The Sentinel zu einem ausgewachsenen Epos ausgebaut, ohne dabei auf kitschigen Pathos oder fahnenschwingenden Patriotismus zu setzen. Die Ankunft des Monolithen auf der Erde wurde als wortkarger, dokumentarfilmartiger Blick in die prähistorische Vergangenheit der Menschen inszeniert, während der Fund des zweiten Monolithen auf dem Mond die Raumfahrt in der nahen Zukunft mit Ehrfurcht und Bewunderung in Szene gesetzt wurde. Der Weg der Discovery zum Jupiter wurde schließlich zu einem Weltraum-Kammerspiel mit einem Duell zwischen Mensch und Technik, das in einer phantastischen Reise und der Transformation des Protagonisten gipfelte.

Kubricks allererste Idee einen Film über das Verhältnis der Menschheit zum Universum zu drehen, konnte so ganz ausgezeichnet umgesetzt werden - statt eine geradlinigen Science-Fiction-Story zu entwickeln, dachten sich Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke eine vielschichtige Erzählung aus, die nicht nur als technisch verspielte Zukunftsvision, sondern auch als humanistisches Drama über die Entwicklung der Menschheit gedacht war. Der in anderen Filmen stark sensationalisierte Kontakt mit außerirdischer Intelligenz wurde völlig in den Hintergrund gerückt, denn Kubrick wollte sich so weit wie möglich vom Klischee der kleinen grünen Männchen entfernen. Während Clarkes Roman sehr gesprächig war, überließ Stanley Kubrick im Film dem Zuschauer das Denken und und schaffte viel Raum für Interpretationen, indem er die ausführlichen Dialoge und Voiceovers der frühen Drehbuchversionen in der fertigen Filmfassung auf ein absolutes Minimum reduzierte.

Ein künstlicher Weltraum

Die Dreharbeiten fanden ausschließlich in England statt und bis auf eine kleine Ausnahme komplett in Filmstudios. Unter großem Zeitdruck begann Stanley Kubrick Ende Dezember 1965 in den Shepperton Studios auf dem gigantischen Set der Mondausgrabung zu drehen und hatte dafür nur eine Woche Zeit, weil die Kulissen danach wieder abgebaut werden mußten. Anfang 1966 ging es in den Borehamwood-Studios weiter, wo auch schon seit Monaten an den aufwendigen Kulissen für die Innenaufnahmen gearbeitet wurde.

Dort kam auch die riesige Zentrifuge zum Einsatz, daß für einen beachtlichen Teil des Budgets von Vickers Aircraft in Originalgröße gebaut wurde, um die Idee von Kubricks Schwerkraft-Simulator in der Discovery zu verwirklichen. Es war eine der beeindruckensten technischen Entwicklungen in der britischen Filmgeschichte, die sogar Ken Adams' gigantisches Krater-Set für den damals sich ebenfalls in Produktion befindlichen Bond-Film You Only Live Twice in den Schatten stellte. Wochenland drehte Kubrick mit Keir Dullea und Gary Lockwood in diesem gigantischen Set, das die Illusion des großen Schwerkraft-Schwungrads auf eine verblüffend simple, aber enorm aufwendige Weise erreichte. Auch die Schwerelosigkeits-Szenen auf dem Mond-Shuttle wurden auf eine ähnliche Weise mit drehenden Kulissen bewerkstelligt - etwas, was bis zum Zeitalter der Computeranimation kein anderer Film mehr so ausführlich versucht hatte.

Die Innenaufnahmen auf den Raumschiffen bestanden eigentlich nur aus einer kleinen handvoll Sets, die aber dafür umso aufwendiger gebaut wurden. Das Team der Produktionsdesigner bestand deshalb nicht nur aus branchenerfahrenen Leuten wie Anthony Masters und Ernest Archer, sondern auch aus den NASA-Beratern Fred Ordway und Harry Lange, die auf die wissenschaftliche Plausibilität achteten und dafür sorgten, daß die Kulissen und Modelle nicht als reine Phantasieprodukte, sondern ganz reale Dinge auf Basis des aktuellen Stands der Raumfahrt entwickelt wurden.

Die Szenen der prähistorischen Erde wurden bis auf eine Ausnahme auch komplett im Studio gedreht. Der nicht sehr reisefreudige Stanley Kubrick ließ von einem Stab Fotografen in Afrika Hintergrundbilder anfertigen, die nicht wie sonst üblich mit Bluescreens in die Handlung eingebunden wurden, sondern mit einer noch ganz neuen Frontprojektions-Technik direkt auf das Filmnegativ ohne zusätzliche Kopierschritte aufgenommen wurden. Dadurch konnten die Szenen aussehen, als ob sie direkt vor Ort gedreht worden wären, obwohl sie unter kontrollierten Bedingungen in den britischen Filmstudios entstanden.

Special-Effects-Pioniere

Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke hatten ihren Film von Anfang an als äußerst Effekt-intensiv geplant und waren sich bewußt, daß ein paar einfach zusammenkopierte Modellaufnahmen nicht reichen würden - schließlich sollte der größte Teil des Films daraus bestehen. Da es in den sechziger Jahren noch keine Firmen gab, die sich auf Filmeffekte spezialisiert hatten, mußte Stanley Kubrick ein Team selbst zusammenstellen. Darunter waren Wally Veevers, mit dem der Regisseur schon in Dr. Strangelove zusammengearbeitet hatte, Douglas Trumbull und Con Pederson, die Kubrick durch den Film To the Moon and Beyond für die Weltausstellung von 1964 aufgefallen waren und Tom Howard, einem MGM-Veteranen, der schon seit Anfang der vierziger Jahre für das Studio Effekte aller Art gedreht hatte.

Veevers, Trumbull, Pederson und Howard waren aber nur vier kreative Köpfe eines riesigen Teams, das von Stanley Kubrick selbst geleitet wurde - als ehemaliger Fotograf überließ er nicht wie viele andere Filmemacher die Effekte den Experten, sondern arbeitete selbst intensiv mit und sorgte dafür, daß es dem Team an nichts fehlte. Mit einem Millionenschweren Budget für die Trickaufnahmen wurden Raumstationen, Raumschiffe und eine komplette Mondbasis geschaffen, die so detailreich wie noch keine anderen Modelle in der Filmgeschichte waren. Bei der Gestaltung wurde nicht hauptsächlich auf futuristische Ästhetik geachtet, sondern auf ein technisch realistisches Design, wodurch die Modelle weniger nach Science-Fiction als nach wirklicher Raumfahrt aussahen. Alle Effekte wurden direkt auf dem Filmnegativ oft mit dutzenden von Belichtungsvorgängen aufgenommen, um eine möglichst perfekte Bildqualität auf dem 65mm-Material erreichen zu können.

Während die Modellaufnahmen mit relativ traditionellen Mitteln bewerkstelligt wurden, mußten Stanley Kubrick und sein Team für das letzte Drittel des Films völlig neue Techniken entwickeln. David Bowmans Reise durch das Sternentor des Monolithen war für Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke lange ein blinder Fleck in ihrer Geschichte, den sie erst lange nach dem Beginn der Dreharbeiten in buchstäblich letzter Minute füllen konnten. Clarke hatte den "Trip" in der Buchversion ausführlich beschrieben, aber die visuelle Gestaltung lag noch völlig im Dunklen, bis Special-Effects-Techniker Douglas Trumbull die Slitscan-Technik entwickelt hatte. Mit einem aufwendigen fotografischen Verfahren wurden faszinierende Bilder ermöglicht, die noch kein Filmemacher zuvor so auf die Leinwand gebracht hatte. Ergänzt wurden die Slitscan-Aufnahmen mit farblich verfremdeten Landschafts-Aufnahmen und in schwarzer Farbe kunstvoll verlaufende Lacktupfer als fast realistisch wirkende kosmische Explosionen - all das wirkte geradezu elektrisierend auf das damalige Kinopublikum, das so etwas noch nie zuvor gesehen hatte.

Eine echte Weltraumoper

Stanley Kubrick hatte ursprünglich für 2001: A Space Odyssey eine komplett neue orchestrale Filmmusik geplant und sich unter anderem an Carl Orff gewandt, dessen Carmina Burana ihm sehr gefallen hatte. Als der Komponist wegen seines hohen Alters absagte, engagierte Kubrick den britischen Filmkomponisten Frank Cordell, der auf Basis von Gustav Mahlers dritter Sinfonie den Film vertonen sollte, was aber auch schnell aufgegeben wurde. Alex North, der mit Stanley Kubrick schon bei Spartacus zusammengearbeitet hatte, wurde erst sehr spät Ende 1967 mit der Filmmusik beauftragt, die zur Hälfte fertig komponiert nur knapp vier Monate vor der geplanten Filmpremiere aufgenommen wurde.

Währenddessen hatte Stanley Kubrick als temporäre Musik beim Filmschnitt verschiedene klassische Stücke verwendet, die ihm mehr und mehr gefielen und schließlich die ursprünglich geplante Musik von Alex North verdrängten - der Komponist erfuhr zu seiner großen Enttäuschung erst in einer Testvorführung kurz vor der Premiere davon. Stanley Kubrick hatte aber gerade mit dieser Entscheidung einen Klassiker allererster Güte geschaffen, der die eingesetzten Stücke untrennbar mit seinem Film verschweißte und zu seinem größten Markenzeichen machte.

Den Beginn von Richard Strauss' Also Sprach Zarathustra als Titelmusik und Leitmotiv in den Schlüsselszenen zu verwenden, war eine hervorragende Wahl und hatte auch einen hohen symbolischen Charakter, der auf die Vertonung des Sonnenaufgangs in Friederich Nietsches Werk zurückgeht. Weniger symbolisch als einfach nur musikalisch wunderschön war die Auswahl von Johann Strauss Donauwalzer als Begleitung für die erste Weltraum-Sequenz, in der Raumfähre und Raumstation im Takt zur Musik einen Tanz im Erdorbit aufführen. Es waren aber mehrere Stücke von György Ligeti, die Stanley Kubrick zusammen mit Also Sprach Zarathustra verwendete, um die mysteriöse Stimmung einiger Szenen zu erreichen, deren musikalische Untermalung dadurch etwas atonaler, aber nicht weniger faszinierend wirkt. Melodiöser hört sich dagegen Aram Chatschaturjans Adagio aus der Gayane Ballet Suite an und brachte die Einsamkeit des Weltraums in der ersten Szene der Jupiter-Reise sehr gelungen zum Ausdruck.

Stanley Kubrick ließ die Musik allerdings nicht neu einspielen, sondern verwendete die gleichen Aufnahmen, die er schon für den Rohschnitt herausgesucht hatte - besonders an den definitiven Aufnahmen des Donauwalzers und Also Sprach Zarathustra, dirigiert von Herbert von Karajan, gab es nichts mehr zu verbessern. Die meisten Aufnahmen stammten von der Deutschen Grammophon Gesellschaft, die erkannte daß es sich bei Kubricks Film nicht um ein billiges Science-Fiction-Spektakel handelte, sondern um eine anspruchsvolle Produktion handelte und gerne damit in Verbindung gebracht werden wollte - im Gegensatz zur Decca, die ihre Aufnahme von Also Sprach Zarathustra zwar freigab, aber nicht im Abspann genannt werden wollte.

Eine lang erwartete Premiere

Die Postproduktion von 2001: A Space Odyssey war so aufwendig und dauerte so lange, daß die Kinopremiere sehr zum Mißfallen des Studios immer weiter verschoben werden mußte. Nach mehr als zwei Jahren Arbeit stellte Stanley Kubrick seinen Film schließlich Anfang 1968 fertig und die Kinopremiere fand schließlich am 2. April des Jahres im legendären Washingtoner Uptown Theater auf einer großen Cinerama-Leinwand statt. Bevor der Film fünf Tage nach der Premiere überall in den USA anlief, setzte Stanley Kubrick jedoch noch ein letztes Mal die Schere an und straffte den Film um knapp zwanzig Minuten - darunter auch eine längere Eröffnungssequenz, in der Wissenschaftler über außerirdisches Leben diskutieren, mehr Szenen auf der Raumstation und längere Weltraumspaziergänge von Bowman und Poole.

Die Reaktionen waren trotz der Änderungen in allerletzter Minute zuerst gemischt. Schon bei einer Testvorführung für die Studiochefs von MGM verließen viele vorzeitig genervt den Saal und prophezeiten Stanley Kubrick einen riesigen Flop. Manche Kritiker waren restlos von Kubricks Zukunftsvision begeistert, andere fanden den Film dagegen langweilig und einschläfernd - die meisten erkannten aber Stanley Kubricks Intentionen und feierten 2001 als gelungenes künstlerisches Meisterwerk. Der große finanzielle Erfolg blieb jedoch zuerst aus, bis jüngere Kinozuschauer den Film als psychedelischen Trip entdeckten und durch massive Mund-zu-Mund-Propaganda schließlich die Kinokassen doch noch füllten.

Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke hatten zwar auf einen Erfolg ihres Films gehofft, aber sie hatten nicht damit gerechnet, daß ausgerechnet der Schluß, der eigentlich mehr eine Verlegenheitslösung war, dazu führen würde. So wurde der Film zwar für vier Oscars - Drehbuch, Regie, Design und Effekte - nominiert, gewann allerdings nur letztere Kategorie, was aber auch an der starken Konkurrenz bei den Academy Awards von 1969 lag.

2001 nach 2001

Als Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke im Frühjahr 1964 ihr Projekt begonnen hatten, steckte die amerikanische Raumfahrt fast noch in den Kinderschuhen. Das Mercury-Programm war gerade beendet worden und während 2001: A Space Odyssey entstand, begann mit den Gemini-Flügen die spannenste Phase des Raumfahrt-Programms, die den Weg zu den Apollo-Missionen ebneten und die Mondlandung in realistische Nähe rückte. Aus der Sicht der damaligen Zeit bot 2001: A Space Odyssey eine durchaus realistische Vorhersage der nächsten 35 Jahre, die noch bodenständig genug war um mehr Science als Fiction zu sein - eigentlich hätte man das Genre für diesen Film in Science Future umtaufen müssen.

Inzwischen ist das Jahr 2001 schon längst Geschichte und Stanley Kubricks und Arthur Clarkes Hoffnung, daß die Menschheit bis dahin von Außerirdischen kontaktiert wird, hatte sich nicht erfüllt. Die Zukunftsvision wurde allerdings ganz gut getroffen, auch wenn manche Ideen etwas zu enthusiastisch waren - wenn das Weltraumrennen mit dem gleichen Tempo wie in den sechziger Jahren weitergegangen wäre, hätte die Vorhersage vielleicht doch gestimmt, aber damals konnte niemand wissen, daß das Raumfahrtprogramm nach der Mondlandung ins Stocken kommen würde. Immerhin trifft die Szenerie des Films im kleinen Stil doch zu: mit dem Space Shuttle gibt es eine wiederverwendbare, flugzeugähnliche Raumfähre, eine Raumstation ist auch fast schon alltäglich, aber eine permanente Mondbasis und bemannte Raumflüge über den Mond hinaus sind immer noch in der Zukunft, genauso wie ein Computer mit weit entwickelterkünstlicher Intelligenz.

Das Erbe von 2001

Fast vier Jahrzehnte nach der Entstehung ist 2001: A Space Odyssey kaum gealtert und hat nur wenig an Bedeutung und Eindringlichkeit verloren. Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke hatten es geschafft, eine zeitlose Zukunftsvision zu schaffen, die das Thema des Kontakts mit außerirdischen Wesen auf eine sehr intelligente Weise anging und sich von den üblichen Science-Fiction-Klischees weit absetzen konnte. Stanley Kubricks gewaltige Bildersprache wurde zur einer großen Herausforderung für die Zuschauer, deren intellektuelles Verständnis auf die Probe gestellt wurde - Arthur C. Clarke meinte sogar, daß er und Kubrick etwas falsch gemacht hätten, wenn jeder ihren Film sofort verstehen würde. Im Gegensatz zum Film bieten aber Clarkes Roman und die 1972 als The Lost Worlds of 2001 veröffentlichte Sammlung aus frühen Romanentwürfen und Clarkes eigenen Produktionstagebüchern genügend Informationen, um die Hintergründe der Geschichte von 2001: A Space Odyssey verstehen zu können.

Dank der vielen Wiederaufführungen nicht nur im Kino, sondern auch im Fernsehen und vielen Heimkino-Veröffentlichungen wurde 2001: A Space Odyssey schon seit den siebziger Jahren zu einem Klassiker, der das Genre so nachhaltig verändert hatte, daß kaum eine Science-Fiction-Produktion nicht unter dem Einfluß von Stanley Kubricks Meisterwerk entstanden war. Während die Brillianz von 2001: A Space Odyssey nie wieder wirklich erreicht wurde, schrieb Arthur C. Clarke nach langem Zögern 1980 die etwas konventionellere Fortsetzung 2010: Odyssey Two, die drei Jahre später von Peter Hyams eng an die Vorlage angelehnt verfilmt wurde und ein Wiedersehen mit der Discovery, HAL und sogar Dave Bowman brachte. Clarkes weitere Romanfortsetzungen 2061 und 3001 blieben allerdings im Schatten ihrer viel besseren Vorgänger und wurden nie verfilmt.

2001: A Space Odyssey ist bis heute nicht nur einer der besten Science-Fiction-Filme, sondern wird von vielen Filmhistorikern zurecht als einer der großartigsten Filme aller Zeiten angesehen. Noch vor seinem überraschenden Tod 1999 hatte Stanley Kubrick dafür gesorgt, daß die Filmelemente von 2001, die sich in keinem guten Zustand befanden, von Grund auf renoviert wurden, damit der Film zu seinem titelgebenden Jubiläum wieder in die Kinos gebracht werden konnte. Stanley Kubrick erlebte dies leider nicht mehr, aber im Jahr 2001 konnten Zuschauer auf der ganzen Welt sein größtes Meisterwerk das erste Mal seit langer Zeit wieder auf der großen Leinwand sehen... und im Januar 2001 tauchte in einem Park in Seattle ein mysteriöser Monolith auf, der sich zwar als Projekt einer Künstlergruppe herausstellte, aber doch zum Nachdenken anregte - vielleicht sind wir ja doch nicht alleine?


Die DVD

2001: A Space Odyssey hat einen sehr beschwerlichen Weg im Heimkino-Bereich hinter sich. 1980 war es einer der ersten Filme, die als VHS-Kassette veröffentlicht wurden und war lange Zeit zum großen Ärger von Stanley Kubrick nie im Original-Bildformat zu sehen. Das änderte sich erst mit den diversen Laserdisc-Veröffentlichungen seit Anfang der neunziger Jahre, die damals die besten Versionen des Films im Videobereich waren. Die erste DVD von 2001: A Space Odyssey wurde 1998 vom damalogen Rechteinhaber MGM veröffentlicht, war aber eine mittelgroße Enttäuschung, weil nur ein älterer Laserdisc-Transfer verwendet wurde. Einige Monate nach dem unerwarteten Tod von Stanley Kubrick brachte Warner 1999 im Rahmen des hastig zusammengestellten Kubrick-Boxsets dieselbe DVD noch einmal in einer anderen Verpackung heraus.

Erst im Jubiläumsjahr 2001 wurde von Warner endlich ein neuer anamorpher Transfer von der frisch restaurierten Version des Films als DVD veröffentlicht, die trotz der phantastischen Bildqualität wegen der abwesenden Extras für viele eine vertane Chance war. Rufe nach einer besser ausgestatteten DVD blieben bis 2007 ungehört, als Warner im Herbst des Jahres endlich zusammen mit einigen anderen Stanley Kubrick-Titeln eine neue Special-Edition herausbrachte, die nicht nur lange ersehnte Extras, sondern auch einen erneut abgetasteten Transfer mit noch besserer Bildqualität enthielt. Einziger Wermutstropfen ist allerdings das neue Coverdesign, das gegenüber der alten Version nicht mithalten kann - und auch die Verpackung, ein simpler Amaray-Clone mit einem gleich aussehden Pappschuber, ist etwas enttäuschend.

Mit dieser DVD hat Warner trotzdem wieder einmal gezeigt, daß dem Studio immer noch sehr viel an Archiv-Klassikern liegt, auch wenn eine richtig gelungene DVD eines Films wie 2001 schon einmal ein paar Jahre auf sich warten lassen kann. In diesem Fall hat sich das lange Warten wirklich gelohnt - einen Neukauf ist diese DVD auf jeden Fall wert, auch wenn man schon die zwei vorherigen Auflagen besitzt. Gleichzeitig wurden auch ganz demokratisch inhaltsgleiche HD-DVD und BluRay-Versionen veröffentlicht, die für Besitzer von HD-Equipment natürlich die erste Wahl sein sollten - für alle anderen tut es die ausgezeichnete DVD-Ausgabe aber immer noch.

Die hier rezensierte Special Edition von 2001: A Space Odyssey ist die im Oktober 2007 erschienene amerikanische DVD-Ausgabe, die mit der am 7. Dezember veröffentlichten deutschen Version bis auf die regionalen Unterschiede identisch ist - die Beobachtungen in Sachen Bild- und Tonqualität und Bonusmaterial dürften größtenteils auch auf die HD-Versionen zutreffen. Wegen des PAL-Speedups und des späteren Erscheinungsdatums der deutschen DVD habe ich die amerikanische Version bevorzugt - wer auf die 4%-Geschwindigkeitssteigerung allergisch reagiert, sollte unbedingt die US-DVD, die amerikanische HD-DVD oder eine der BluRay-Versionen in Betracht ziehen, weil die europäischen HD-DVDs genauso wie die DVDs auch vier Prozent zu schnell laufen.

Cover

Cover

Bild

Warner hat der Special-Edition von 2001: A Space Odyssey einen neuen Transfer gegönnt, obwohl schon für die sechs Jahre alte vorherige DVD eine neue Abtastung der noch von Stanley Kubrick in die Wege geleiteten Restauration gemacht wurde. Offenbar hielt Warner das alte Bildmaster zurecht untauglich für eine HD-Veröffentlichung, denn obwohl die Qualität des früheren Transfers schon ausgezeichnet war, gab es noch genug Raum für Verbesserungen, die nun konsequent gemacht wurden. Zwar wurde die neue Abtastung in erster Linie für die HD-Ausgabe durchgeführt, aber auch die Standard-DVD profitiert enorm davon.

Der neue Transfer wurde von der gleichen 70mm-Restauration abgetastet wie die frühere DVD. Das Bildformat wurde von 2.12:1 auf 2.18:1 geändert, wobei das Framing ein klein wenig in der Höhe reduziert und ein Stück nach Links gerückt wurde, weil der vorherige Transfer nicht korrekt zentriert war, wie man besonders am MGM-Logo zu Beginn des Films sehen konnte. Dadurch geht am linken Rand praktisch nichts verloren, aber rechts ist ein großes Stück mehr zu sehen - offenbar wurde die neue Abtastung genauer nach den SMPTE-Standards durchgeführt und ist eine noch korrektere Repräsentation einer 70mm-Projektion des Films.

Die Filmvorlage ist in einem hervorragenden Zustand. Die minimalen Verschmutzungen, die bei der alten Abtastung noch zu sehen waren, wurden hier nun mit Hilfe von digitalem Cleanup zusätzlich zu der photochemischen Restauration vollständig beseitigt. Der Bildstand ist bis auf ein kaum bemerkbares Ruckeln in einer handvoll Szenen sehr stabil, und auch der Filmriß am Anfang der ersten Weltraum-Sequenz, der auf der allerersten nicht-anamorphen DVD deutlich sichtbar war und sich bei der vorherigen Ausgabe auch noch durch einen leichten Ruck bemerkbar machte, ist nun auch nicht mehr zu sehen.

Bemerkenswert gut ist die Schärfe, die noch viel mehr Details als auf der vorherigen DVD zeigt, ohne dabei einen Schärfefilter mit unangenehmen Auswirkungen einzusetzen - es sind keinerlei Artefakte einer künstlichen Aufschärfung mehr sichtbar. Kleinste Einzelheiten gehen nun bis an die Grenzen der DVD-Auflösung heran und manche Modelle in den vielen Special-Effects-Aufnahmen beginnen schon kleine Imperfektionen zu offenbaren. Durch die exemplarisch gute Detailtreue wirkt das Bild sehr plastisch und dreidimensional, wodurch der Zuschauer den Eindruck bekommt eine richtige Filmprojektion zu sehen.

Auch ein komplett neues Farbtiming wurde durchgeführt, das sich auf den ersten Blick kaum von dem des früheren Transfers unterscheidet, aber viele kleine Dinge verbessert hat. Kontrast und Helligkeit wurden optimiert und der Schwarzlevel in vielen Szenen genau auf den Punkt gebracht, so daß die zuvor manchmal mit einem leicht grauen Hintergrund unterlegten Weltraum-Sequenzen nun richtig pechschwarz aussehen. Viele Farben wirken nun realistischer, aber im Direktvergleich macht das neue Farbtiming einen etwas kühleren Eindruck, weil das Farbspektrum in einigen Szenen etwas ins Bläuliche verschoben wurde.

Ein Rauschfilter wurde bei der neuen Abtastung kaum eingesetzt, wodurch in einigen Szenen noch eine ganz leichte, filigrane Körnigkeit zu sehen ist, die aber nicht störend wirkt und der DVD zu einer angenehmen filmähnlichen Textur verhilft. Die Kompression verhält sich trotz des sehr scharfen und detailreichen Bilds fast unauffällig - obwohl die Bitrate nur selten 7 Mbit/s übersteigt und in vielen Szenen sogar noch viel weniger verwendet wird, sind Artefakte nur bei ganz genauem Hinschauen überhaupt auszumachen.

Ton

Der für die restaurierte Fassung von 2001 neu abgemischte und bearbeitete Ton wurde auf dieser DVD unverändert übernommen, denn daran gab es im Gegensatz zum Bildtransfer nichts mehr zu verbessern.

Im Rahmen der Restaurierung wurden nicht einfach nur die 6-Spur-Magnettonmaster, die schon auf der allerersten DVD zu hören waren und teils erhebliche Qualitätseinbußen hatten, herangezogen, sondern die gesamte Tonspur aus den Originalquellen neu abgemischt wurde. Für die Musik, einem der wichtigsten Bestandteile der Tonspur, wurden sogar die Mehrspur-Master von den Originalaufnahmen ausfindig gemacht und in die Neuabmischung nahtlos integriert, um eine möglichst gute Tonqualität zu erreichen - mit großem Erfolg, denn im Vergleich zur Tonspur der alten DVD von 1998 hört sich die Musik nun viel klarer und längst nicht mehr so dumpf wie zuvor an.

Trotz der 5.1-Abmischung darf man allerdings kein Surroundspektakel erwarten, denn 2001 hat ein sehr spartanisches Sound-Design, das aber trotzdem eine sehr aufwendige Geräuschkulisse zu bieten hat. Ein Teil des Raumklangs wird von der Musik getragen, die sehr breit über alle Kanäle verteilt wurde und ein äußerst diskreter Mix ist - statt einem Klangbrei kann man wie bei einer klassischen Orchesterabmischung die einzelnen Instrumentengruppen heraushören. Die oft sehr subtilen Umgebungsgeräusche verteilen sich nicht nur über die vordere Soundstage, sondern nutzen auch ausgiebig die Surroundkanäle.

Die wenigen Dialoge des Films leiden kaum an dem für Filme aus dieser Zeit typischen dünnen Klang, sondern hören sich ganz im Gegenteil überraschend warm und realistisch an. Die meiste Zeit beschränken sich die Stimmen auf den mittleren Kanal, sind aber gelegentlich auch von den Seiten zu hören - eine Ausnahme ist die Stimme von HAL, die auf eine ganz diffuse Weise mitten im Raum steht und mit der Ausbreitung auf alle Kanäle die Präsenz des Computers im ganzen Raumschiff sehr schön deutlich macht. Auch die herausgeschnittene Dialogzeile von HAL wurde wieder eingefügt, hier heißt es wirklich "Affirmative, Dave. I read you."

Frequenzgang und Dynamik sind altersbedingt nicht ganz so gut wie bei heutigen Tonspuren, haben aber keine störenden Einschränkungen - besonders die Musik kann mit stattlichen Bässen und soliden Höhen aufwarten, und auch die anderen Elemente der Tonspur hören sich sehr ausgewogen an. Störgeräusche machen sich überhaupt nicht bemerkbar, nur gelegentlich ist ein ganz leichtes Grundrauschen zu hören, das aber kaum von der Geräuschkulisse zu unterscheiden ist.

Die ebenfalls vorhandene französische Synchronfassung ist bis auf die Dialoge mit der englischen Originalfassung identisch, allerdings sind die Stimmen nicht direktional und wurden in Mono auf den mittleren Kanal gemischt. Untertitel sind sowohl auf Englisch als auch auf Französisch dabei.

Bonusmaterial

Nach zwei Veröffentlichungen von 2001: A Space Odyssey ohne nennenswertes Bonusmaterial hat sich Warner nun besondere Mühe gegeben, die neue Special-Edition besonders gut auszustatten. Mit einem Audiokommentar und über zwei Stunden Dokumentationen und Archivmaterial lassen die Extras dieser DVD kaum noch Wünsche offen. Die Menüs sind zwar nicht animiert, aber dafür ist die Gestaltung sehr gut gelungen.

Der Audiokommentar mit Keir Dullea und Gary Lockwood ist keine akademische und allwissende Angelegenheit, sondern eine ganz persönliche Führung der beiden Hauptdarsteller durch den Film. Dabei berichten die Schauspieler nicht nur von den Dreharbeiten aus ihrer eigenen Sicht, sondern haben auch vieles über die allgemeine Entstehung, die Hintergründe und die Interpretation des Films zu erzählen, klammern aber verständlicherweise die Technik weitgehend aus. Leider waren Dullea und Lockwood nicht gemeinsam in einem Tonstudio und unterhalten sich deshalb auch nicht miteinander, aber dafür wurde die Kommentarspur auch so szenenspezifisch zusammengeschnitten, daß nur gelegentlich kurze Pausen entstehen.

Das einzige weitere Extra auf der ersten DVD ist der Trailer (1:50), bei dem es sich leider wieder nicht um den ursprünglichen Kinotrailer handelt, der noch auf der ersten MGM-DVD des Films dabei war, sondern nur um einen später entstandenen Re-Release-Trailer, der allerdings in restaurierter Bildqualität vorliegt.

2001: The Making of a Myth (43:05) wurde bereits 2001 vom englischen Privatsender Channel 4 produziert und ist auf dieser DVD leider nur in einer um ca. 15 Minuten gekürzten Fassung mit durch eine Synthesizer-Version ersetzten Musik vorhanden, die vermutlich für das amerikanische Fernsehen erstellt wurde - abgesehen von diesem Makel handelt es sich aber um eine durchaus gelungene Retrospektive, die nur gelegentlich etwas zu übereifrig ist. Eingeleitet und kommentiert von James Cameron kommen mit Autor Arthur C. Clarke, Special-Effects-Macher Douglas Trumbull, Brian Johnson und Con Pederson, Schauspieler Keir Dullea, Heather Downham, Ed Bishop, Dan Richter und Keith Denny sowie Editor Ray Lovejoy und dem wissenschaftlichen Berater Fred Ordway eine Menge Leute zu Wort, die an 2001 selbst mitgearbeitet haben und von Schriftstellerin und Kunstkritikerin Camille Paglia, AI-Experte Ron Brachman, Videophone-Technologe Roy Coutinho und Filmkritiker Elvis Mitchell ergänzt werden.

Standing on the Shoulders of Stanley Kubrick: The Legacy of 2001 (21:23) wurde von Dokumentarfilmer Gary Leva exklusiv für diese DVD produziert. In neuen Interviews gibt sich alles, was in der Filmwelt Rang und Namen hat die Klinke in die Hand: George Lucas, Caleb Deschanel, Dennis Muren, Ben Burtt, Roger Ebert, Phil Tippett, John Dykstra, Peter Hyams Anthony Frewin, Dan O'Bannon, Steven Spielberg, Sidney Pollack, William Friedkin und Jan Harlan erzählen nicht nur davon, wie sie selbst von Stanley Kubricks Film beeinflußt wurden, sondern auch wie er die gesamte Filmwelt verändert hatte.

Visions of a Future passed: The Prophecy of 2001 (21:29) ist die Fortsetzung des vorherigen Featurettes mit den gleichen Mitwirkenden inklusive Arthur C. Clarke, Kubrick-Biograph John Baxter und Special-Effects Douglas Trumbull, die die Zukunftsvision von 2001 mit der heutigen Welt vergleichen und diverse Ungenauigkeiten, aber auch die hohe Treffsicherheit des Films aufzeigen.

A Look Behind the Future
(23:09) ist ein 1966 vom Look Magazin produzierter Film, der einen Blick hinter die Kulissen der Produktion von 2001 wirft. Während das Voiceover und die Interviews etwas unbeholfen und dröge wirken, sind die Aufnahmen von den Dreharbeiten umso faszinierender, weil einige der aufwendigen Sets und viele Konzeptzeichnungen zu sehen sind, von denen einige kurze Ausschnitte in den Dokumentationen verwendet wurden. Leider läuft die ganze Zeit links unten im Bild ein Timecode mit, der offenbar versehentlich bei der digitalen Überspielung nicht entfernt wurde.

What is out there?
(20:36) beschäftigt sich mit dem Thema außerirdischen Lebens in Form einiger von Kubricks früherem Assistenten Anthony Frewin geschriebenen und ausgewählten Essays, die von Schauspieler Keir Dullea vorgelesen und mit einigen Aufnahmen von den Dreharbeiten und einem Interview mit Arthur C. Clarke aus dem Jahr 1966 ergänzt wurden.

2001: FX and Early Conceptual Artwork (9:31) läßt im ersten Teil von Douglas Trumbull die damals revolutionären Special-Effects erklären, während im zweiten Teil Kubricks Witwe Christiane eine wunderschöne Sammlung von frühen Konzeptzeichnungen vorstellt, die ein lohnenswerter Ersatz für eine ausführlichere Bildergalerie sind.

Look: Stanley Kubrick! (3:14) ist eine gelungene Montage von Stanley Kubricks frühen Fotografie-Arbeiten für das Look Magazine, die hier nicht in einer statischen Bildergalerie, sondern in Form eines kurzen Films mit passend jazziger Musikbegleitung präsentiert werden.

11/26/1965 Interview with Stanley Kubrick (76:16) ist ein seltenes Interview von Physik-Professor und New Yorker-Journalist Jeremy Bernstein mit dem eigentlich sonst sehr öffentlichkeitsscheuen Filmemacher, der ausführlich von seiner Kindheit, Jugend, den beruflichen Anfängen als Fotograf und seinem Erfolg als Filmemacher erzählt. Kubrick wirkt gar nicht wie der verschlossene Mensch wirkt, als der er oft dargestellt wird - ganz im Gegenteil ist er hier sehr offen, gesprächig und sehr sympathisch.

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