2010: The Year We Make Contact
Cover

10.10.2010 #492

von Guido Bibra

Titel 2010: The Year We Make Contact (2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen)
Studio Metro-Goldwyn-Mayer (1984)
Hersteller Warner Home Video (2000) EAN 7-321921-650536
DVD-Typ 9 (5,51 GB) Bitrate ø 6,55 max. 9,0
Laufzeit 111:08 Minuten Kapitel 32
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Snapper
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.40:1 16:9 no
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 384 kbit/s Englisch, Kommentar 1+2
Untertitel Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Türkisch, Holländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Portugiesisch, Hebräisch, Polnisch, Griechisch, Tschechisch, Ungarisch, Islandisch, Kroatisch
Freigabe FSK 12
Extras • Keine

Der Film

Neun Jahre nach der fehlgeschlagenen Jupiter-Mission der Discovery, die vier Astronauten das Leben kostete und ein weiterer auf mysteriöse Umstände bei der Begegnung mit dem Monolithen im Orbit des Planeten verschwand, bereiten sowohl Amerikaner und Russen eine erneute Mission zu dem gestrandeten Raumschiff vor. Heywood Floyd, der die erste Discovery-Mission in die Wege geleitet hatte, erfährt von einem russischen Informanten, daß die Zeit wegläuft. Aus unbekannten Gründen ist der Orbit der Discovery instabil geworden und das Raumschiff droht auf den Jupiter-Mond Io zu stürzen. Weil die russische Mission vor den Amerikanern, deren Bau der Discovery II ins Stocken gekommen ist, am Jupiter ankommen wird, handelt Floyd mit den beiden Regierungen einen Deal aus. Zusammen mit dem Discovery-Konstrukteur Walter Curnow und Dr. Chandra, dem Schöpfer des Schiffscomputers HAL, fliegt er auf dem russischen Raumschiff mit und hat die Chance, endlich herauszufinden, woran die Mission von 2001 wirklich gescheitert war...

 


Als Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke ihr gemeinsames Science-Fiction-Meisterwerk 2001: A Space Odyssey 1968 fertiggestellt hatten, war keine Fortsetzung geplant und Kubrick ließ sogar die Modelle der Discovery zerstören, damit sie nicht in die Hände von anderen Filmemachern fielen. Angeregt von den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Raumfahrt seit der Premiere von 2001 hatte sich Arthur C. Clarke aber über zehn Jahre später doch dazu entschieden, die Geschichte in einem neuen Roman weiter zu erzählen. 2010: Odyssey Two erschien 1982 und wurde zwar nicht als Geniestreich wie sein Vorgänger gefeiert, aber dennoch als gelungene Fortsetzung von 2001 anerkannt und für einen Hugo Award nominiert, den Clarke aber an Isaac Asimov verlor.

Metro-Goldwyn-Mayer, die Produzenten von Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey, waren seit Ende der sechziger Jahre mit dem Aufkauf des Studios durch Kirk Kerkorian von einem Hollywood-Giganten zu einem Hotelkonzern mit kaum noch aktiven Filmstudio geworden. Dennoch hatte MGM die Filmrechte an Arthur C. Clarkes Roman gekauft und begann sich nach einem Filmemacher umzusehen, der sich dem Stoff annehmen würde. Stanley Kubrick selbst hatte keine Interesse an einer Verfilmung, war allerdings auch nicht dagegen und ermunterte Arthur C. Clarke, einen anderen Filmemacher für eine Kollaboration zu finden. MGM war besonders an 2010 interessiert, weil das Studio 1984 seinen 60. Geburtstag feierte und etwas ganz besonderes zum Jubiläumsjahr in die Kinos bringen wollte.

Großes Interesse an 2010 hatte der Filmemacher Peter Hyams, der zuvor schon mit Capricorn One und Outland zwei der ungewöhnlichsten Science-Fiction-Filme der siebziger und achtziger Jahre gedreht hatte, aber auch mit dem Kriegsdrama Hanover Street und dem Gerichtsthriller The Star Chamber aufgefallen war. Hyams wandte sich zuerst an Arthur C. Clarke und Stanley Kubrick, die ihm sofort den Segen für das Projekt gaben. Während Kubrick 2010 ganz in Hyams' Hände legte, begann Clarke mit ihm eine ausführliche Kollaboration, denn der Regisseur schrieb auch das Drehbuch.. Da Arthur C. Clarke schon Mitte der fünfziger Jahre nach Sri Lanka emigriert war und nur ungern große Reisen unternahm, begannen er und Peter Hyams mit einer frühen Inkarnation der E-Mail miteinander zu kommunizieren, um das Drehbuch gemeinsam zu schreiben.

Im Vergleich zu 2001 war 2010 schon als Buchvorlage viel konventionellere Science-Fiction, denn Arthur C. Clarke hatte erst gar nicht versucht, die Mysteriösität des Originals noch einmal zu wiederholen. Stattdessen hatte der Autor lose an die Ereignisse des Vorgängers angeknüpft und die Geschichte der gestrandeten Discovery-Raumfähre weitererzählt und dabei auch einige der unbeantworteten Fragen von 2001 beantwortet, ohne dabei die frühere Geschichte zu imitieren oder in Frage zu stellen. Peter Hyams und Arthur C. Clarke hatten deshalb entschieden, auch den Film bodenständiger zu inszenieren und eine plausible Science-Fiction, oder besser gesagt Science-Future-Story auf die Leinwand zu bringen.

Arthur C. Clarkes Roman mußte allerdings etwas gestrafft werden, um in zwei Stunden Film zu passen. Das Drehbuch folgt im wesentlichen der Vorlage, allerdings wurde ein längerer Subplot weggelassen, in dem die russisch-amerikanische Mission sich ein Rennen mit den Chinesen liefert, deren Raumschiff auf Europa landet und dort von einer Lebensform zerstört wird. In der Filmversion wurde der Wettbewerb mit den Chinesen komplett weggelassen, stattdessen schickt die Leonov eine Sonde auf die Oberfläche von Europa, die kurz vor der Entdeckung einer Lebensform von etwas unbekanntem zerstört wird. Die freundliche Zusammenarbeit der Amerikaner und Russen wurde im Film gegen einen Zustand ausgetauscht, der an den kalten Krieg der achtziger Jahre angelehnt war und im Laufe der Geschichte sogar dazu führt, daß die Amerikaner in die Discovery umziehen und den Kontakt zur Leonov abbrechen müssen.

Während Stanley Kubrick in 2001 aus der Stille eine Tugend machte und ein ursprünglich vorgesehenes Voiceover und ausführlichere Dialoge bis auf ein absolutes Minimum reduziert hatte, war 2010 geradezu gesprächig. Peter Hyams und Arthur C. Clarke hatten sich geeinigt, daß sich wie in der Buchvorlage die Geschichte nicht mit einer ausgeprägten Wortkargheit erzählen lassen würde, und so wurde das Drehbuch mit mehr oder weniger ausführliche Dialogen ausgestattet - nicht zuletzt, um den Schauspielern diesmal mehr zu tun zu geben.

2001 war die Geschichte von Dave Bowman, Frank Poole und dem Computer HAL, aber in 2010 wurde Heywood Floyd, einer der Nebencharaktere des Vorgängers, zum Protagonisten gemacht. William Sylvester, der die Rolle zuvor gespielt hatte, war nicht mehr interessiert und so mußte die Rolle umbesetzt werden. Als Alternative war unter anderem Richard Dreyfuss im Gespräch, der aber noch zu jung für Floyd war - stattdessen wurde schließlich Roy Scheider ausgewählt, der mit Anfang Fünfzig besser passte.

Der Schauspieler hatte sich seit Anfang der siebziger Jahre als vielseitiger Charakterdarsteller etabliert und in Steven Spielbergs erster großer Kinoproduktion Jaws und später in Bob Fosses All That Jazz seinen Hollywood-Durchbruch erreicht. In 2010 spielt Roy Scheider Heywood Floyd als sarkastischen, mißtrauischen und etwas zynischen Wissenschaftler und konnte damit aus der zuvor kaum als Charakter entwickelten Figur einen richtigen Menschen machen. Roy Scheider spielt nicht nur als Darsteller, sondern auch als Erzähler eine zentrale Rolle, denn es ist sein Charakter, der durch die Briefe an seine Familie und Bekannte den roten Faden der Geschichte aufrecht erhält.

Die Rolle von HALs Schöpfer Dr. Chandra wollte Arthur C. Clarke ursprünglich mit Ben Kingsley besetzen, denn in der Buchvorlage wurde der zurückgezogen lebende Informatiker als indischer Herkunft beschrieben und Kingsley war mit seinen indischen Vorfahren und der Titelrolle in Richard Attenboroughs Ghandi prädesteniert für diesen Charakter. Leider konnte Kingsley nicht engagiert werden, aber da Chandras Herkunft im Film sowieso nicht erwähnt werden sollte, konnte die Rolle völlig anders besetzt werden: Peter Hyams hatte Bob Balaban engagieren können, der einige Jahre zuvor in Steven Spielbergs Close Encounters of the Third Kind eine kleine Schlüsselrolle gespielt hatte und mit seiner ruhigen, bedächtigen Art ideal für das verschrobene Computergenie war.

Der dritte von den nur drei amerikanischen Hauptcharakteren war der Discovery-Ingenieur Walter Curnow, der von Arthur C. Clarke schon für die Buchvorlage neu erfunden und als gutmütiger, humorvoller Bär beschrieben wurde. Für diese Rolle hätte man vielleicht einen Komiker wie Walter Matthau, der sich auch schon als ernster Darsteller bewiesen hatte, auswählen können, aber die Filmemacher fanden schließlich mit John Lithgow eine gelungene Besetzung für die Rolle. Der aus einer Theaterfamilie stammende Schauspieler hatte ursprünglich in England als Schauspieler studiert und war in den siebziger Jahren vor allem als Broadway-Darsteller unterwegs und begann gleichzeitig eine Hollywood-Karriere. In 2010 fällt er nicht nur durch seine Größe, sondern hauptsächlich durch seine gutmütige, humorvolle Art auf, glänzt aber auch in einer sehr realistischen und dramatischen Darstellung eines Weltraum-Spaziergangs.

Besonders elegant hatten die Filmemacher die Besetzung der russischen Astronauten gelöst und die Rollen nicht etwa mit amerikanischen Schauspieler, sondern fast ausschließlich mit russischen Darstellern besetzt. Eine Ausnahme ist die britische Schauspielerin Helen Mirren, die aber auch russische Vorfahren hat und die Rolle von Captain Tanya Kirbuk so perfekt spielt, daß man sie kaum für eine Engländerin halten würde. Unter den russischen Schauspielern fällt besonders Elya Baskin als gutmütiger Brummbär Max Brajlovsky auf, da er ein idealer Gegenpart zu John Lithgows Walter Curnow ist und eine der besten Szenen des Films mit ihm teilt. Der russische Komiker Saveliy Kramarov als Dr. Rudenko hat genauso wie seine Landsleute Natasha Shneider, Oleg Rudnik und Vladimir Skomarovsky nur wenig Gelegenheit seine Talente auszuspielen, denn ihre Rollen bleiben auf dem Niveau einfacher Hintergrundfiguren, sorgt aber für eine überraschend hohe Authenzität bei den russischen Charakteren, die bei Filmen aus den achtziger Jahren sehr selten war.

Nicht umbesetzt wurden allerdings zwei kleine, aber trotzdem wichtige Rollen. Dave Bowman kehrte nach seinem mysteriösen Verschwinden im Finale von 2001 wieder in einem kurzen Gastauftritt auf und wird natürlich wieder von Keir Dullea gespielt, der schon über fünfzehn Jahre zuvor in Stanley Kubricks Film dabei war und in 2010 durch gekonntes Makeup kaum verändert aussieht. Die zweite Rolle wäre praktisch nicht anders zu besetzen gewesen, denn niemand anders hätte die Stimme des Schiffscomputers HAL so originalgetreu hinbekommen können wie der kanadische Schauspieler Douglas Rain, den Peter Hyams zum Glück noch einmal für diese ganz besondere Rolle gewinnen konnte.

Im Gegensatz zu 2001 wurde 2010 nicht auf 65mm-Film gedreht, sondern auf herkömmlichem 35mm um Kosten zu sparen, aber auch weil die Qualität des Filmmaterials seit Ende der sechziger Jahre stark verbessert worden war und eine Produktion auf dem großformatigen Filmformat nicht mehr unbedingt notwendig war. Die Dreharbeiten fanden ausschließlich in den USA statt und beschränkten sich zum größten Teil auf Studioaufnahmen, da die Handlung hauptsächlich aus der Raumfahrt-Mission bestand. Die Kulissen des Designer-Teams Albert Brenner und Set Decorator Rick Simpson, die schon zuvor mit Peter Hyams zusammengearbeitet hatten, konnten besonders beim Inneren der Leonov mit einem fast nüchternen Realismus aufwarten. Einige wenige Sets der Discovery wurden so gut wie möglich wieder aufgebaut, aber längst nicht so spektakulär in Szene gesetzt wie in 2001.

Peter Hyams und Arthur C. Clarke hatten ursprünglich damit gerechnet, daß Douglas Trumbull wie beim Vorgänger wieder für die Special-Effects zuständig würde, aber der Filmemacher wollte aufgrund der Probleme mit MGM, die er bei der Produktion seines Films Brainstorm, die von Natalie Woods tragischem Tod überschattet wurden, nicht mehr in Hollywood arbeiten. Er empfahl den Filmemachern aber seinen Kollegen Richard Edlund, der seine Karriere als Gründungsmitglied von George Lucas' Industrial Light and Magic begonnen hatte und Douglas Trumbulls Firma Entertainment Effects übernahm, um die Effekte für 2010 und Ghostbusters zu produzieren.

Schon während der Preproduction hatte Peter Hyams zu seinem Entsetzen festgestellt, daß nicht nur das 15 Meter lange Modell der Discovery nicht mehr existierte, sondern auch sämtliche Konstruktionspläne vernichtet worden waren. Richard Edlund und sein großes Team von Effects Entertainment hatten also die große Aufgabe, nicht nur das russische Raumschiff, konstruieren zu müssen, sondern auch ein ganz neues Modell der Discovery. Ohne Pläne und Unterlagen blieb den Effekt-Spezialisten nur übrig, mit Vergrößerungen des 70mm-Films und Fotografien zu arbeiten, wodurch die neue Discovery nicht hundertprozentig dem Original entsprach, aber dennoch ein genauso beeindruckendes und detailreiches Modell war.

Das russische Raumschiff Leonov wurde als Kontrast zur eleganten und futuristischen Discovery mehr wie eine riesige Fabrik gestaltet, die jedoch weniger die Inkompetenz der russischen Raumbehörde darstellen sollte, sondern deren technische Überlegenheit - schließlich ist der Grund für die Geschichte ja, daß die Russen ihr Raumschiff vor den Amerikanern auf den Weg zum Jupiter bringen konnten. So erinnert das Design mehr an die robusten imperialen Destroyer in George Lucas' Star Wars oder die Nostromo aus Ridley Scotts Alien, ohne dabei jedoch einen gewissen Realismus zu ignorieren: so stellt man sich tatsächlich die Raumschiffe der Zukunft vor.

Während der größte Teil der Special Effects mit traditionellen Modellaufnahmen realisiert wurde, kamen doch für ein Element Computer zum Einsatz. Um eine möglichst realistische Darstellung der sich ständig in Bewegung befindlichen Jupiter-Atmosphäre zu erreichen, hatten die Filmemacher sich an die Firma Digital Productions gewandt, die 1984 hauptsächlich für die damals enorm aufwendigen CGI-Animationen für The Last Starfighter verantwortlich waren, aber noch etwas Zeit für 2010 fanden. Mit Hilfe von Daten, die das Jet Propulsion Laboratory zur Verfügung gestellt hatte, wurde eine dynamische Animation erstellt, die zwar keine hundertprozentige Repräsentation der markanten Wolkendecke des Planeten war, aber für eine frühe Computeranimation mit einem erstaunlichen Realismus aufwarten konnte.

Ein großer Schwachpunkt des Films war die Musik, die sich fast völlig von Stanley Kubricks ursprünglicher Idee löste, statt einer eigenen Score klassische Kompositionen zu verwenden. Als Titelmusik kam zwar wieder Richard Strauss' Also Sprach Zarathustra zum Einsatz, da das Stück inzwischen so eng mit Stanley Kubricks Film verknüpft war, daß eine Fortsetzung ohne das enorm berühmt gewordene Thema nicht denkbar gewesen wäre. Auch György Ligetis Vokalkomposition Lux Aeterna wurde zu Beginn des Films wieder verwendet, aber ansonsten hatte sich Peter Hyams für eine von Synthesizer-Klängen geprägte Filmmusik entschieden, die im völligen Kontrast zum Vorgänger stand und die futuristische Atmosphäre des Films unterstreichen sollte.

Zuerst war Tony Banks im Gespräch, da der Keyboarder von Genesis auf dem Gebiet der Synthesizer als Pionier galt, aber in Sachen Filmmusik völlig unerfahren wahr. Deshalb wandte sich Regisseur Peter Hyams an den vielbeschäftigten Songwriter und Film- und Fernsehkomponisten David Shire, der auch einen hervorragenden Ruf als versierter Pianist und Keyboarder hatte. Zusammen mit dem Produzenten und musikalischem Allround-Talent Craig Huxley, der schon an der Musik der ersten Startrek-Filme mitgearbeitet hatte, komponierte Shire eine Score, die von den klassischen Klängen des Vorgängers weit entfernt war. Seine Filmmusik für 2010 bestand im wesentlichen aus Synthesizer-Klangcollagen, die nur mit wenig einprägsamen Melodien aufwarten konnten und hauptsächlich als atmosphärische Hintergrundmusik dienten, um die mysteriöse und auch etwas bedrohliche Atmosphäre des Films auf eine völlig andere Weise als in 2001 zu erzeugen.

2010 konnte noch rechtzeitig zum 60. Jubiläum von Metro-Goldwyn-Mayer fertiggestellt werden und kam in den USA Anfang Dezember 1984 mit dem erweiterten Titel The Year We Make Contact in die Kinos. Schon lange zuvor hatte es jede Menge negative Kritik gegeben, denn niemand konnte sich eine vernünftige Fortsetzung eines Klassikers wie 2001 vorstellen. Arthur C. Clarke und Peter Hyams konnten diese Befürchtungen aber alleine damit zerstreuen, daß sie erst gar nicht der Versuchung erlegen waren, den Vorgänger zu imitieren, und einen ganz eigenen Film gedreht hatten. Letztendlich mußten auch die Kritiker zugeben, daß ein Vergleich zwischen 2001 und 2010 wegen der völlig unterschiedlichen Stile unfair war und Peter Hyams einen äußerst gelungenen Science-Fiction-Film gedreht hatte, der mit seinem Erbe sehr respektvoll umging.

Im Jahr 2010 bleibt Peter Hyams' und Arthur C. Clarkes Film immer noch einer der besten realistischen Science-Fiction-Filme der achtziger Jahre, der eigentlich nur noch von seinem Vorgänger übertroffen wird, gleichzeitig aber auch eine ideale Fortsetzung zu 2001: A Space Odyssey ist. In der damaligen Kinolandschaft, die von Star Wars, Star Trek und anderen Weltraum-Phantasien bevölkert wurde, war 2010 ähnlich wie sein Vorgänger Ende der sechziger Jahre eine große Ausnahme und bleibt es noch bis heute. Stanley Kubricks Wunsch, einen "proverbial good science-fiction movie" zu drehen, hatten Peter Hyams und Arthur C. Clarke auch mit 2010 noch einmal umsetzen können.

Die DVD

2010: The Year We Make Contact wurde erstmals 1998 von MGM in den USA zusammen mit 2001: A Space Odyssey veröffentlicht. Eine identische DVD wurde ab 2000 von Warner verkauft, die die Rechte von vielen MGM-Filmen übernommen hatten und die DVD erstmals auch in Europa herausbrachten, als der Vorgänger dort noch gar nicht erschienen war. Allerdings basierten alle diese Veröffentlichungen auf einem alten, nicht-anamorphen Transfer, der 1997 für eine Laserdisc erstellt wurde und schon damals eine kaum akzeptable Bildqualität hatte. Leider gab es von der DVD nie eine Neuauflage und als 2009 endlich eine Blu-Ray mit einem neuen HD-Transfer erschien, gab es keine parallele DVD-Veröffentlichung.

Die hier rezensierte deutsche DVD hat den gleichen nicht-anamorphen Transfer wie die US-DVD, spart aber auch noch die wenigen Extras ein und besitzt noch nicht einmal einen Trailer. Trotzdem wird die DVD seit 2000 unverändert verkauft und ist zwar inzwischen nicht mehr im Snapper, sondern im Keepcase zu haben, wärend die Disc immer dieselbe geblieben ist. Wegen der enttäuschenden Bildqualität lohnt sich eine Anschaffung heute nur noch bei niedrigen einstelligen Preisen - wenn man schon auf HD umgestellt hat, sollte man natürlich zur viel besser aussehende Blu-Ray greifen. Mit einer DVD-Veröffentlichung des neuen HD-Transfers ist offenbar nicht mehr zu rechnen.

Cover

Cover

Bild

Warner hatte für die 2000 erschienene deutsche DVD von 2010 offenbar den gleichen Transfer verwendet, der auch für die 1998 in den USA veröffentlichte NTSC-DVD und die Laserdisc von 1997 verwendet wurde. Deshalb handelt es sich nicht nur um eine nicht-anamorphe Abtastung, sondern auch um ein nach PAL hochinterpoliertes Master, was noch zusätzlich zur schlechten Bildqualität geführt hat, die sogar für eine DVD der damaligen Zeit sehr enttäuschend war. Sogar die Erstauflage von 2001: A Space Odyssey konnte noch mit einem besseren Bild aufwarten.

Die Abtastung ansich ist das eigentliche Problem der DVD, denn die Schärfe ist sogar für eine 4:3-Codierung erstaunlich schlecht und nutzt noch nicht einmal ansatzweise die komplette Auflösung. Die Filmvorlage war auch in keinem wirklich guten Zustand und ist zwar streckenweise sauber, wird aber an anderen Stellen oft von störenden punktuellen Dropouts in Form von schwarzen Schmutzpartikeln geplagt, die besonders auf hellen Bildteilen auffallen. Trotz der sehr niedrigen Schärfe ist oft eine deutliche, geradezu dreckig aussehende Filmkörnigkeit zu sehen, die teilweise fast nach elektronischem Videorauschen aussieht. Auch die Farben leiden unter der Schwammigkeit des Bilds, denn die nicht wenigen Szenen, die in rote Beleuchtung getaucht sind, rauschen zwar kaum, verlieren aber noch viel mehr an Schärfe.

Der Transfer hat außerdem Probleme mit dem Framing, denn fast allen Szenen mit Special-Effects haben links einen dicken vertikalen Balken, der den Eindruck macht, als ob der Bildausschnitt zu weit nach links gesetzt worden war und ein Bereich vom Negativ abgetastet wurde, auf dem eigentlich sonst die Lichttonspur untergebracht ist. Auch einige normale Szenen haben auf der linken Bildseite Schatten oder andere Störungen und insgesamt macht das Bild tatsächlich den Eindruck, nicht richtig zentriert zu sein. Der Bildstand ist die meiste Zeit über ruhig, ruckelt aber in einigen Szenen leicht.

Das Authoring sorgt mit einer großzügigen Bitrate von ca. 6 Mbit/s dafür, daß der sehr unsaubere Transfer nicht noch mehr durch die Kompression verunstaltet wird. Enttäuschend ist aber, daß Teile der DVD interlaced sind und manchmal von Szene zu Szene vom progressiven Encoding ausbrechen.

Ton

Deutlich besser, aber auch nicht wirklich zufriedenstellend, sind die drei Tonspuren dieser DVD, die wie bei vielen anderen frühen deutschen Warner-Veröffentlichungen aus 5.1-Ton in Englisch, Deutsch und Spanisch bestehen.

Die englische 5.1-Tonspur wurde wahrscheinlich von den 70mm-6-Track-Mastern neu abgemischt und kann mit einem einigermaßen soliden Klang aufwarten. In Sachen Surround hält sich die Abmischung etwas zurück und verwendet die hinteren Kanäle bis auf wenige wirklich passende Szenen wie die Aerobraking-Sequenz hauptsächlich für die Musik, was aber der Natur des Films entspricht. Die Musik hört sich allerdings nicht so glasklar an, wie man es erwarten sollte und hat zwar einen ausgeprägten Baß, aber deutlich eingeschränkte Höhen. Die Stimmen hören sich teilweise etwas dünn und kratzig an, sind aber trotzdem gut verständlich. Auffällig ist ansonsten nur die unausgewogene Dynamik, die die Tonspur zu einer sehr lauten Sache macht.

Die deutsche Synchrofassung wurde ebenfalls in 5.1 abgemischt, scheint aber ein Upmix eines Stereo-Surround-Masters zu sein, denn der Klang ist viel dünner und auch der Surround-Mix ist längst nicht so ausgeprägt wie bei der englischen Tonspur. Auch die spanische Tonspur leidet unter ähnlichen Problemen und klingt teilweise sogar noch schlechter als die deutsche Fassung.

GOWEBCounter by INLINE GOWEBCounter by INLINE