Around the World in 80 Days
Cover

10.12.2006 #404

von Guido Bibra

Titel Around the World in 80 Days (In 80 Tagen um die Welt)
Studio NBC / Harmony Gold (1989)
Hersteller e-m-s (2006) EAN 4-020974-160223
DVD-Typ 2x9 (5,52 & 7,56 GB) Bitrate ø 6,2 max. 6,5
Laufzeit 90:02 / 90:15 / 88:27 Minuten Kapitel 12/Episode
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Custom-Digipack
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch
Untertitel Deutsch
Freigabe FSK 6
Extras • Die Reiseroute der Helden
• Biografien
• Booklet (12 Seiten)

Die Serie

Die Romane von Jules Verne waren schon immer beliebte Vorlagen für Film- und Fernsehproduktionen aller Art, obwohl es sich keineswegs um einfach realisierbare Stoffe handelt. Besonders Vernes Weltreise-Geschichte In 80 Tagen um die Welt gehört zwar zu seinen bekannteren Werken, ist aber vergleichsweise wenig verfilmt worden - besonders nachdem Michael Todd 1956 den Roman zu einem spektakulären Kinofilm gemacht hatte, verloren andere Filmemacher schnell das Interesse an weiteren Verfilmungen und wandten sich lieber Jules Vernes anderen Werken zu.

Nach sporadischen Versuchen in den sechziger und siebziger Jahren die Geschichte unter anderem als Zeichentrickserie umzusetzen war das Interesse an In 80 Tagen um die Welt auch in den achtziger Jahren zuerst nur gering, bis durch Zufall zwei Projekte fast gleichzeitig begannen, die jedoch völlig verschieden waren. Ex-Python Michael Palin wandelte 1988 für seine erste Reisedokumentation auf den Pfaden von Phileas Fogg und schaffte es die Route tatsächlich in achtzig Tagen ohne Flugzeug zurückzulegen, während ein weiterer Ex-Monty-Python an einer neuen Verfilmung des Romans beteiligt war.

Für das amerikanische Fernsehen wurde Around the World in 80 Days 1988 als dreiteilige Miniserie mit einem Aufwand produziert, der fast schon auf Kinofilm-Niveau war. Während bei der Umsetzung des Stoffs genauso wie bei Michael Todds Version von 1956 wieder deutliche Freiheiten genommen wurden, traf die Besetzung den Nagel haargenau auf den Kopf: Als Phileas Fogg war Pierce Brosnan zu sehen, der gerade durch fünf Jahre Remington Steele zu einem großen Fernsehstar wurde und für Phileas Fogg genau der richtige Schauspieler war, der die stocksteife, unterkühlte britische Art hervorragend herüberbringen konnte.

Statt Foggs Diener und Reisebegleiter Passepartout mit einem Franzosen zu besetzen, wurde eine ungewöhnliche Wahl getroffen: Eric Idle, wie Michael Palin auch (ehemaliges) Mitglied der britischen Komikergruppe Monty Python, schlüpfte in die Rolle von Passepartout und legte sich einen nicht ganz richtigen, aber auch nicht ganz falschen französischen Akzent zu, den er schon früher im Flying Circus in diversen Sketchen ausprobiert hatte. Idle spielt Passepartout nicht so übertrieben wie man es dem Komiker eigentlich zugetraut hätte, sondern orientierte sich mehr an der schelmischen Art des mexikanischen Schauspielers Cantinflas, der die Rolle in Mike Todds Version gespielt hatte.

Prinzession Aouda, die in Michael Todds Version der Geschichte eine fast ausschließlich passive Rolle hat, ist in dieser Version der Geschichte wie im Buch Teil eines romantische und auch ganz amüsanten Subplots, in der sie versucht die britische Reservierheit von Phileas Fogg zu durchbrechen. Die englische-chinesische Schauspielerin Julia Nickson schafft es der Rolle viel Eleganz, aber auch Selbstbewußtsein zu verleihen und sogar die romantische Beziehung zu Pierce Brosnans Phileas Fogg wirkt nicht so aufgesetzt wie man vermuten könnte. Bemerkenswert ist hier, daß der sonst immer sehr nebensächliche Charakter in den Vordergrund gerückt und sehr lebendig gemacht wurde.

Bei der Besetzung der Nebenrollen hielt sich die Fernsehserie deutlich an das Vorbild von 1956 und brachte viele bekannte Stars ins Spiel. Einer davon war Peter Ustinov, der zuvor schon mehrmals Agatha Christies Hercule Poirot gespielt hatte und nun die Rolle von Wilbur Fix übernahm, dem Detektiv den die Bank auf die Spur von Phileas Fogg ansetzt. Ustinov hatte besonderen Spaß daran, Fix als urbritischen Tolpatsch darzustellen - eine Interpretation die nicht gerade Vernes' ursprünglicher Idee des Charakter entsprach, aber eine richtige Spezialität des Schauspielers war und auch gewisse ähnlichkeiten mit typischen viktorianischen Detektiven und Polizisten hatte.

Die weiteren Nebencharaktere wurden nur teilweise mit bekannten Schauspielern besetzt, aber die Tradition der Cameos wie in der 1956er-Version wurde auch hier wieder ausführlich gepflegt und sogar Verbindungen zum Original konnten geschaffen werden: Robert Morley ist in einer seiner letzten Filmauftritte in fast der gleichen Rolle zu sehen, die er schon über dreißig Jahre zuvor gespielt hatte. Die anderen Reformclub-Mitglieder wurden zwar umbesetzt, aber trotzdem von einigen bekannten Schauspielern gespielt, darunter Christopher Lee, Patrick Macnee, John Mills und Roddy McDowall. In anderen kleinen Rollen verstreut durch die ganze Serie sind Schauspieler-Veteranen wie Jack Klugman, Henry Gibson, Lee Remick und John Hillerman als erinnerungswürdige Charaktere zu sehen.

Weil eine wirklich originalgetreue Verfilmung von Jules Vernes Roman jedes Budget sprengen würde und gerade bei einer Fernsehproduktion mehr aufs Geld geachtet werden mußte, wurde zwar die grundlegende Handlung und die wichtigsten Elemente beibehalten, aber eine teils völlig andere Geschichte erfunden die nur wenig mit dem Original zu tun hatte. Drehbuchautor John Gay sorgte aber dafür, daß die neu erdachten Teile der Geschichte wenigstens die Atmosphäre von Jules Verne erhielten, obwohl die Reiseroute erheblich von der Vorlage und auch von der Filmversion von 1956 abwichen. Auch einige der Charaktere, die Phileas Fogg auf seiner Reise begegnet, wurden durch heute bekannte Persönlichkeiten ersetzt und manche wurden auch hinzugefügt - Fogg begegnet in John Gay's Version zum Beispiel Sarah Bernardt und duelliert sich auf seiner Zugreise in den USA mit Jesse James. Diese Änderungen wirken manchmal etwas aufgesetzt, schaden der Story aber im Prinzip nicht.

Inszeniert wurde die Serie von Buzz Kulik, einem Fernsehregisseur-Veteranen, der seit den fünfziger Jahren TV-Serien und Filme aller Art gedreht hatte. Around the World in 80 Days war eine seiner letzten Produktionen und man merkt, daß sich Kulik viel Mühe gegeben hat das Drehbuch stimmungsvoll in Szene zu setzen - die Größe der Inszenierung läßt trotz des Fernseh-Bildformats mehr an einen richtigen Kinofilm erinnern und man wundert sich, was aus der Serie geworden wäre, wenn sich ein großes Hollywood-Studio statt nur einem Kabelsender für sie interessiert hätte.

Die Dreharbeiten konnten natürlich nicht an den Originalschauplätzen stattfinden, aber es wurden trotzdem aufwendige Außenaufnahmen in England, Hongkong, Macau, Thailand und Jugoslawien gemacht, die für die zahlreichen Schauplätze von Phileas Foggs Reise Paten stehen mußten. Auf die Reisekatalog-artigen Sequenzen von Michael Todds Version wurde hier größtenteils Verzichtet und die dadurch freigewordene Zeit zum Erzählen der Geschichte verwendet, aber trotzdem bekommt man eine Menge abwechslungsreiche Szenerien zu sehen, die zwar nicht gerade zu dokumentarischen Zwecken taugen, aber immer noch überzeugend genug aussehen.

Eigentlich ist die TV-Verfilmung von Around the World in 80 Days mehr eine Neuinterpretation als ein Remake oder eine direkte Umsetzung, schafft es aber dank der brillianten Darsteller und der soliden Inszenierung die Atmosphäre von Jules Vernes Vorlage am besten von allen Versionen einzufangen. Das viereinhalbstündige, dreitiligen Format bot viel mehr Möglichkeiten zur Entwicklung der Geschichte und den Charakteren, ohne sich dabei mit unnötigen Elementen lange aufzuhalten. Dadurch ist der Unterhaltungs- und Spaßfaktor in dieser Version von Jules Vernes Geschichte besonders groß - auch wenn es "nur" eine Fernsehproduktion ist, verdient sie doch mittlerweile den Status eines Klassikers.

Die DVD

Around the World in 80 Days wurde in Deutschland bereits vor einigen Jahren von e-m-s als DVD veröffentlicht und damals als die erste deutsche DVD-18 gefeiert. Inzwischen sind die doppelseitigen Discs wegen ihrer Empfindlichkeit aus der Mode gekommen und die meisten Studios pressen stattdessen lieber zwei DVD-9. e-m-s hat die dreiteilige Miniserie nun in einer Neuauflage veröffentlicht, die nun nicht nur auf zwei doppelschichtige DVDs verteilt wurde, sondern jetzt auch eine viel bessere Bildqualität hat, da ein neues, internationales Bildmaster verwendet wurde.

Weggefallen sind aus nicht nachvollziehbaren Gründen die englischen Untertitel und die Zusammenfassungen am Anfang der zweiten und dritten Folge, dafür ist die Serie aber erstmals komplett ungeschnitten zu sehen - eine kurze Stelle wurde in der deutschen Tonspur im Original mit Untertiteln belassen. Extras sind nach wie vor Mangelware, aber e-m-s mit dem Verpackungsdesign eine Menge Mühe gegeben - statt einem schnöden Superjewel-Case wird nun ein edles, stabiles Digipack in einem laminierten Kartonschuber geboten, der sogar das englische Logo der Serie trägt. Diese Veröffentlichung ist eine hervorragende Neuauflage, die dank des niedrigen Preises von nur knapp zehn Euro wirklich lohnt.

Cover

Bild

Die alte deutsche DVD der Serie basierte noch auf dem Sendemaster des ZDF, während für die neue Disc ein englisches Bildmaster verwendet wurde, das zwar immer noch keine berauschende Qualität hat, aber trotzdem viel besser als die alte Version aussieht.

Offenbar handelt es sich wieder um ein Videomaster und keine ganz frische Neuabtastung des Filmmaterials, allerdings scheint dieser Transfer doch etwas neueren Datums zu sein und leidet kaum unter typischen analogen Videoartefakten - lediglich die nicht wirklich optimale Schärfe läßt noch auf die Herkunft des Transfers schließen. Im Vergleich zum früheren Transfer sind trotz der scheinbaren schlechteren Schärfe trotzdem mehr Details sichtbar, da nun kaum noch künstlich nachgeschärft wurde. Auch die Filmkörnigkeit tritt hier nicht mehr so stark hervor, ist aber gelegentlich noch in einem normalen Maß sichtbar.

Die Filmvorlage hat einige produktionsbedingte Defizite, aber hier wurde offenbar von einem 35mm-Master abgetastet und nicht von einer 16mm-Kopie wie beim alten ZDF-Master. Das Bild hat immer noch ein paar wenige Kratzer und Fussel, die sich aber noch im erträglichen Rahmen bewegen und nicht sehr störend wirken. Der Bildstand ist nie ganz ruhig, schwankt immer ein kleines bißchen umher und manche Schnitte werden von einem kleinen Rucken begleitet - alles quellbedingte Probleme, die sich ohne eine aufwendige Restauration nicht beseitigen lassen, aber auch nicht zu sehr stören.

Sehr erfreulich wirken dagegen die Farben, die viel frischer und natürlicher als auf der alten DVD wirken und vor allem nicht mehr so verrauscht und verschmiert sind. Insgesamt kann man über die Verbesserung der Bildqualität nur gutes sagen - wie ein Kinofilm aussehen wird diese Miniserie nie, aber diese DVD ist auf dem besten Weg dahin und ist gegenüber der alten Version eine riesige Verbesserung.

Ton

Überraschenderweise wurde nicht nur die Bildqualität bei dieser Neuauflage verbessert, sondern auch der Ton - und das nicht nur bei der englischen Fassung, sondern auch bei der deutschen Synchronisation. Zum Glück ist e-m-s nicht auf die Schnapsidee gekommen einen 5.1-Upmix zu machen, worurch es bei den ursprünglichen Mono-Abmischungen geblieben ist.

Die englische Originalfassung kann sich für eine TV-Produktion durchaus hören lassen, macht aber doch mehr den Eindruck einer Abmischung aus den frühen siebziger Jahren. Frequenzgang und Dynamik sind eingeschränkt, aber nicht so deutlich als daß es wirklich auffallen würde - insbesonders die Musik hat immer noch ganz anständige Höhen und Bässe. Stimmen und Geräusche hören sich auch nicht ganz so sauber an, wie man es bei Kinoproduktionen gewöhnt ist, aber Dialoge sind trotzdem immer einwandfrei verständlich. Die deutsche Synchronfassung hat einen ganz ähnlichen Klang, aber wie übliche bei Synchronisationen hören sich die Stimmen viel steriler an und der Soundmix ist etwas anders.

Die englischen Untertitel von der alten DVD sind bei der Neuauflage vermutlich aus lizenzrechtlichen Gründen leider weggefallen, aber die deutschen Untertitel, Übersetzungen der englischen Tonspur, sind noch dabei.

Bonusmaterial

Obwohl als Collectors Edition angepriesen, bekommt man auf dieser DVD praktisch keine wirklich nennenswerten Extras geboten - dafür ist das Menüdesign genauso wie beim Cover sehr gut gelungen, und immerhin gibt es ein interessantes elfseitiges Booklet mit Informationen über Jules Verne und die Verfilmungen seiner Werke.

Die Reiseroute der Helden stammt noch von der alten DVD - hier kann man sich sieben kurze Beiträge über verschiedene Stationen der Reiseroute von Phileas Fogg anschauen.

Ausführliche Biografien sind von Pierce Brosnan, Christopher Lee, Eric Idle und Peter Ustinov auf mehreren DVD-Menüseiten untergebracht.


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