After The Fox
Cover

11.04.2011 #514

von Guido Bibra

Titel After The Fox (Jagt den Fuchs / Caccia Alla Volpe)
Studio United Artists (1966)
Hersteller MGM Home Entertainment (2004) EAN 4-045167-266018
DVD-Typ 9 (6,20 GB) Bitrate ø 8,5 max. 9,9
Laufzeit 99:03 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Deja I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.39:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch
Untertitel Englisch, Deutsch, Französisch, Niederländisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Dänisch, Portugiesisch, Griechisch
Freigabe FSK 6
Extras • Keine

Der Film

Aldo Vannuci (Peter Sellers) behauptet gerne, der größte Meisterdieb Italiens zu sein, macht aber gerade Urlaub im Gefängnis - bis er aus zwei Gründen ausbricht: um die Ehre seiner kleinen Schwester (Britt Ekland) zu retten und eine in Ägypten gestohlene Goldladung ins Land zu schmuggeln. Auf der Flucht vor der Polizei sucht er Unterschlupf in einem Kino und dort kommt er auf eine brilliante Idee: er will den Goldschmuggel als Filmproduktion kaschieren...

 


Ein Drehbuch des amerikanischen Autors Neil Simon, inszenieriert vom italienischen Regisseur Vittorio de Sica mit dem britischen Schauspieler Peter Sellers in der Hauptrolle - es war eine ungewöhnliche Kombination, die sich 1966 aufmachte, um eine Krimikomödie der ganz besonderen Art zu drehen. Es war nicht nur eine einfache Caper-Stück, sondern eine liebevolle Satire auf das eigene Genre und sogar die gesamte italienische Filmbranche.

Neil Simon war Mitte der sechziger Jahre auf der Höhe seines Erfolgs angekommen und hatte gleich mehrere Shows am Broadway laufen, aber den Sprung auf die Kinoleinwand hatte er noch nicht richtig geschafft. Zwar war 1963 sein Bühnenstück Come Blow Your Horn verfilmt worden, dessen Drehbuch er aber nicht selbst adaptiert hatte, so daß der Autor sehr an einem ganz eigenen Film interessiert war. Die Idee einer lustigen Gaunerkomödie war zwar nicht neu und stammte wahrscheinlich aus Simons Zeit in den amerikanischen Fernseh-Sketchshows von Sid Caesar, wo des öfteren mafiöse Charaktere vorkamen, aber tatsächlich einen Krimispaß in Italien anzusiedeln, hatte bisher noch kein englischsprachiger Filmemacher richtig gewagt. Neil Simons clevere Idee, einen Gauner sein Verbrechen als Filmproduktion kaschieren zu lassen, war aber völlig originell und führte dazu, daß der Autor sein Script bei United Artists unterbringen konnte.

Ursprünglich hatte Neil Simon die Hauptrolle des Gangsters für einen italienischen Filmstar geschrieben, aber das Filmstudio hielt es für kassenträchtiger, einen englischsprachigen Schauspieler zu engagieren. Ein Agent empfahl ihm Peter Sellers, der seit seinen Anfängen als Radiokomiker und ersten Filmrollen in den fünfziger Jahren 1964 mit einer Reihe von brillianten Auftritten in Stanley Kubrick's Dr. Strangelove und Blake Edwards The Pink Panther und A Shot in the Dark zu einem viel gefragten Filmstar geworden, war aber durch einen schweren Herzinfarkt einige Zeit außer Gefecht gesetzt und hatte sich gerade erst mit einer Nebenrolle in Woody Allens erstem Kinofilm What's New, Pussycat? auf die Leinwand zurückgetraut. Der Schauspieler war aber von Neil Simons Drehbuch begeistert und war derjenige, der die Idee hatte, den italienischen Meister-Regisseur Vittorio de Sica zu engagieren.

Der große Anreiz von After The Fox für Peter Sellers war offenbar die Angewohnheit des Protagonisten, sich oft zu verkleiden und in andere Identitäten zu schlüpfen, was sich mit seinem eigenen Penchant dafür deckte. Der Schauspieler sah aber auch die Chance, mit dem legendären Filmemacher Vittorio de Sica zu arbeiten, der aber seine glorreichen Zeiten schon hinter sich gelassen hatte. Neil Simon betrachtete die Wahl sehr skeptisch und sah de Sica als Risiko, weil er fürchtete, daß der Regisseur den Film nur zur Tilgung seiner Spielschulden benutzen würde. Tatsächlich war Vittorio de Sica aber sehr an Neil Simons Drehbuch interessiert und fand gerade den Aspekt des Films im Film interessant, weil er damit seine einheimische Filmbranche auf den Arm nehmen konnte.

Die Kollaboration mit Vittoria de Sica bedeutete für Neil Simon auch die Zusammenarbeit mit dessen Drehbuchautor Cesare Zavattini, was sich wegen der Sprachbarriere allerdings als nicht so einfach darstellte. Während der italienische Autor vom Regisseur gedrängt wurde, die satirischen Elemente und die Veralberung der Filmbranche in den Vordergrund zu stellen, wollte Neil Simon mehr wert auf seine Art von amerikanischen Humor legen, was zu einigen Konflikten führte. Tatsächlich war das Drehbuch aber eine gelungene Kombination aus einer Gangsterkomödie, einem Caper-Film und einer geradezu bitterbösen Parodie auf italienische Filmemacher.

Mit Peter Sellers als Zugpferd war es für dien Filmemacher natürlich nicht schwer, noch mehr bekannte Schauspieler zu engagieren. Zwar sollten die vielen Nebenrollen mit italienischen Darstellern besetzt werden, aber für die wichtigsten Charaktere hatte United Artists auf amerikanische Schauspieler bestanden. Mit der Besetzung des gealterten Filmstars Tony Powell konnten die Filmemacher einen besonderen Coup landen und die Hollywood-Legende Victor Mature aus dem Ruhestand hervorlocken. Der Schauspieler, der für seine eigene Bescheidenheit bekannt war und sich nicht viel aus seinem Star-Image machte, hatte überhaupt kein Problem damit, sich selbst zu karikieren und stellte den eitlen Hollywood-Geck mit viel Spaß und Selbstironie dar. Als Tony Powells hyperaktiver, nervöser Agent war Martin Balsam dabei, der zusammen mit Victor Mature einen wundervolle Doppel-Vorstellung mit beeindruckender Eigendynamik gab.

Ein Problem hätte die Besetzung von Vannucis filmverrückter Schwester Gina werden können, die Neil Simon eindeutig für eine italienische Schauspielerin wie Sophia Loren oder Claudia Cardinale gedacht hatte. Allerdings hatte er die Rechnung ohne Peter Sellers gemacht, der seine Frau, die schwedisch-britische Schauspielerin Britt Ekland unbedingt in dieser Rolle sehen sollte und sich über den Willen des Regisseurs und des Autors beim Studio hinwegsetzen konnte. Britt Ekland hatte sich allerdings viel Mühe gegeben und spielte ihre Rolle zwar nicht so gut wie eine italienische Schauspielerin es getan hätte, wirkte aber durchaus überzeugend, lustig und schaffte es, ihren Akzent sogar noch besser hinzukriegen als Peter Sellers selbst.

Als einer der wenigen nicht-italienischen Nebendarsteller hat der russisch-englische Schauspieler Akim Tamiroff einen wundervollen Auftritt als Gangster Mr. Okra, der aber leider etwas knapp ausfällt. Fast alle anderen Charaktere werden von italienischen Darstellern gespielt, die außerhalb ihres Heimatlands praktisch unbekannt waren, aber in After The Fox trotzdem nicht nur anonyme Statisten waren, sondern sich als bemerkenswerte Charakterdarsteller erwiesen. Dies war auch dem Umstand zu verdanken, daß das Drehbuch jedem von ihnen etwas zu tun gab und ihnen kleine, aber dennoch wiederkennbare Persönlichkeiten gab, die in der Handlung nie Langeweile aufkommen ließen. In einem kleinen Cameo spielte Vittorio de Sica sich außerdem in einer kurzen Szene selbst, in der er nicht nur sich, sondern auch Hollywood auf den Arm nahm.

After The Fox wurde komplett in Italien produziert und Kameramann Leonida Barboni machte ausführlichen Gebrauch vom Lokalkolorit und den in den Cinecitta-Studios aufgebauten Kulissen von Produktionsdesigner Mario Garbuglia. Gedreht wurde mit einem englischen Drehbuch, die italienischen Nebendarsteller mußten ihre Texte phonetisch lernen, damit die Lippensynchronität für eine Nachsynchronisation stimmte. Nach dem Ende der Dreharbeiten versuchte Vittorio de Sica den Film zuerst selbst in Italien schneiden zu lassen, aber da seine Cutter kein Englisch sprachen, war das Ergebnis so schlecht, daß der amerikanische Produzent John Bryan den Film in Hollywood von dem erfahrenen Editor Russell Lloyd schneiden ließ.

In den ersten Rohfassungen hatte After The Fox wahrscheinlich noch sehr chaotisch ausgesehen, denn es ist deutlich bemerkbar, daß dem Film erst in der Postproduktion den letzten Schliff bekommen hatte. Dazu gehörte auch die clevere Entscheidung der Produzenten, den Film von Songwriter Burt Bacharach vertonen zu lassen, der zwar bisher für seine erfolgreichen Songs bekannt war, aber bisher nur wenige Film-Soundtracks geschrieben hatte. Der lustige, ironische Ton von What's New, Pussycat war für After The Fox aber genau das richtige und außer einigen sehr spaßigen Instrumentalstücken hatte Burt Bacharach für den Film auch einen ohrwurmverdächtigen Titelsong komponiert, der von der britischen Popgruppe The Hollies und Peter Sellers eingespielt wurde. Vittorio de Sica muß davon nur wenig gehalten haben, denn er nahm zwar die amerikanische Schnittfassung an, ließ aber von Piero Piccioni eine völlig andere Filmmusik und einen neuen Titelsong komponieren, die viel ernster und schmalziger als die ironische amerikanische Fassung wirkten.

Als besonderer Clou war die amerikanische Version des Films außerdem mit einem Zeichentrick-Vorspann ausgestattet worden, der stark an den Pink Panther erinnerte, aber nicht von DePatie-Freleng produziert wurde. Stattdessen hatten sich die Filmemacher an Maurice Binder gewandt, der mehr für seine stilisierten Vorspänne der Bond-Filme berühmt war, aber trotzdem eine sparsame, aber effektive Animationssequenz gestaltet hatte, die liebevoll von Dick Horn animiert worden war. Damit wurde die verspielte Art des Films schon ganz zu Beginn deutlich gemacht, aber ob Vittorio de Sica die Sequenz auch in der italienischen Fassung verwendet hatte, ist heute unklar - der Titelsong auf der italienischen Tonspur, die von MGM auf der europäischen DVD an das Bild der US-Fassung angelegt wurde, wurde, paßt rhythmisch nicht so recht zu der Animation.

Entgegen aller Erwartungen wurde After The Fox weder in Europa noch in den USA zu einem großen Kassenschlager und geriet als einer der vielen Filme, die Peter Sellers zwischen 1964 und seinem Comeback 1975 als Inspector Clouseau gedreht hatte, in Vergessen. Das war sehr schade, denn tatsächlich ist After The Fox eine der gelungensten und ungewöhnlichsten Krimi- und Caper-Komödien der sechziger Jahre und einer von Peter Sellers besten Filmen, der erst durch Fernsehausstrahlungen und Video-Veröffentlichungen in den achtziger und neunziger Jahren wieder bekannt wurde und spätestens seit der ersten DVD zum Geheimtip avanciert ist.

Die DVD

After The Fox war schon 2002 in den USA als DVD erschienen und überraschenderweise wurde dann zusammen mit einer ganzen Menge von anderen United-Artists-Filmen 2004 auch noch eine europäische DVD veröffentlicht. Zwar wurde dabei sogar der Trailer als einziges Extra der US-DVD eingespart und nur ein notdürftiges Menü verwendet, aber dafür war die Bildqualität den Umständen entsprechend akzeptabel und gegenüber der amerikanischen Veröffentlichung war außer der englischen und deutschen Tonspur auch die interessante italienische Fassung mit der völlig anderen Musik dabei.

Die hier rezensierte DVD ist die 2004 erschienene paneuropäische Ausgabe, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in England, Frankreich, Spanien und Italien in identischer Form nur mit einem angepaßten Cover verkauft wird und außer der US-Disc die weltweit einzige andere DVD-Veröffentlichung des Films ist.

Cover

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Bild

MGMs Transfer von After The Fox war kein Meisterstück, aber dennoch eine solide Abtastung, die ohne eine aufwendige digitale Überarbeitung das Beste aus einer gut erhaltenen Vorlage gemacht hatte. Der größte Vorteil der DVD ist natürlich, daß der Film nach Jahrzehnten von schlechten Vollbild-Transfern endlich im Originalformat vorliegt und dabei eine ganz akzeptablen Eindruck hinterläßt.

Die Filmvorlage war erstaunlich gut in Schuß, wenn man bedenkt, daß MGM ganz offensichtlich auf ein digitales Cleanup verzichtet hatte. Gescannt wurde anscheinend ein Negativ oder ein sauberes Interpositiv, denn es sind keine dunklen Fussel oder Kratzer zu sehen und die weißen Verschmutzungen halten sich erfreulich in Grenzen. Hin und wieder sind vereinzelte Kratzer und ganz selten für ein Filmbild auch mal eine großflächige Klebestelle zu sehen, aber insgesamt ist das Bild über weite Strecken hinweg völlig sauber und kein Vergleich zu manchen anderen um diese Zeit veröffentlichten MGM-DVDs. Die Schärfe ist nicht beeindruckend, aber

Die Filmkörnigkeit wurde auch nicht herausgefiltert und ist die meiste Zeit als ein feines Rauschen sichtbar, das dem Film eine angenehme Textur gibt und ihn wie eine richtige Projektion und kein totgefiltertes digitales Master aussehen läßt. Lediglich die Farben sind nicht so ganz überzeugend, denn der ganze Transfer wirkt etwas blaß und desaturiert. Das Farbtiming neigt zu einem deutlichen Blaustich und läßt das Bild sehr kühl aussehen, was man aber mit einem Anheben des Rotanteils bei der Wiedergabe etwas korrigieren kann.

After The Fox könnte sicher besser aussehen, aber immerhin hatte es MGM geschafft, einen mehr als akzeptablen Transfer durchzuführen, was man von vielen anderen DVDs des Studios aus dieser Zeit leider nicht sagen konnte.

Ton

Die europäische DVD von After The Fox hat von allen weltweiten Veröffentlichungen die meisten Tonspuren zu bieten. Normalerweise sind Synchronfassungen nicht weiter interessant, aber die italienische Tonspur hat durch die alternative Filmmusik dennoch ihre Daseinsberechtigung. Alle Tonspuren wurden natürlich in ihren Mono-Abmischungen belassen, haben aber teils drastisch Qualitätsunterschiede. Eine Tonhöhenkorrektur wurde leider bei keiner der Tonspuren gemacht.

Die englische Tonspur wurde offenbar von einem gut erhaltenen Magnetton-Master digitalisiert und hat eine überraschend gute Tonqualität. Besonders die Musik hört sich nicht schlecht an und kann mit einem ausgeprägten Baß, soliden Höhen und einem völlig unverzerrten Klang aufwarten. Sogar die Stimmen klingen nicht so blechern, wie man es oft von Filmen dieses Alters gewohnt ist. Es ist ein leichtes Grundrauschen zu hören, aber dafür wurde der Ton auch nicht totgefiltert und macht einen sehr lebendigen Eindruck. Der sonst oft typische, dünne 60er-Jahre-Sound wird hier fast vollständig vermieden.

Die deutsche Fassung wurde zwar auch so gut wie möglich überarbeitet, stammt aber unüberhöhrbar von einer Lichttonspur, die deutliche Einschränkungen im Frequenzgang hat und besonders bei der Musik sehr dünn und etwas verzerrt klingt. Immerhin sind die Stimmen aber sauber und neigen nur wenig zum berüchtigten S-Laut-Zischen, aber trotzdem macht der Ton einen etwas gefilterten Eindruck. Die italienischen, französischen und spanischen Synchronfassungen haben in etwa die gleichen Probleme und hört sich noch viel dünner und kratziger an. Während die italienische Fassung eine komplett andere Filmmusik hat, verwendet die französische Fassung die englische Version als Vorbild und die spanische Tonspur hat zwar den englischen Titelsong, aber die italienische Musik.

Untertitel gibt es auf dieser DVD auf Englisch, Deutsch und vielen anderen europäischen Sprachen, aber erstaunlicherweise nicht auf Italienisch und Spanisch.

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