Ben-Hur |
13.2.2011 #506
von Guido Bibra
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Titel |
Ben-Hur |
Studio |
Metro-Goldwyn-Mayer (1959) |
Hersteller |
Warner Home Video (2001) |
EAN |
7-321921-655067 |
DVD-Typ |
18 (7,69 & 6,40 GB) |
Bitrate |
ø 6,24 max. 8,5 |
Laufzeit |
213:37 Minuten |
Kapitel |
61 |
Regionalcode |
2 (Deutschland) |
Case |
Snapper |
Fernsehnorm |
PAL |
Bildformat |
2.75:1 |
16:9 |
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Tonspuren |
Englisch, Deutsch Kommentar |
Untertitel |
Englisch, Deutsch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Isländisch, Italienisch |
Freigabe |
FSK 16 |
Extras |
Originalkommentar von Charlton Heston
Originaldokumentation "Ben Hur - Ein Epos Entsteht"
Probeaufnahmen
Fotos
Trailer |
Der Film
Metro-Goldwyn-Mayer, eins der größten und erfolgreichsten Filmstudios seit der Gründung im Jahr 1924, war in den fünfziger Jahren in Schwierigkeiten. Das Rennen gegen das immer populärer werdende Fernsehen und die Konkurrenz der anderen Studios hatten zwar einige Ausnahme-Produktionen wie die letzten großen Musicals der Arthur-Freed-Unit, Singin' in the Rain und An American in Paris sowie Quo Vadis, den ersten großen Monumentalfilm der fünfziger Jahre hervorgebracht, aber es mangelte MGM an substantiellen Erfolgen. Der finanzielle Abgrund war so nah wie noch nie zuvor und ein garantierter Kassenschlager war dringend nötig, um das Studio zu sanieren. Mit einem Blick zur Konkurrenz und in die eigene Firmengeschichte konnte MGM aber schließlich fündig werden und hatte eine ideale Möglichkeit gefunden, die Zukunft des Studios zu retten.
Groß, größer, Ben-Hur – MGMs Monumentalfilm-Spektakel war eine der aufwendigsten und teuersten Filmproduktionen der späten fünfziger Jahre. Mit einem damals astronomischen Budget von 15 Millionen Dollar, einem riesigen Aufwand, dem speziell entwickelten, besonders breiten MGM Camera 65 Filmformat und einer von Charlton Heston angeführten Starbesetzung wurde die Geschichte des zur Zeit von Jesus lebenden fiktiven jüdischen Prinzen Judah Ben Hur von William Wyler in Szene gesetzt, der keine Mühen scheute, um die Zukunft des fast bankrotten Filmstudios zu retten. Es war bereits die zweite große Verfilmung der in den USA äußerst populären, 1890 erschienenen Romanvorlage von Lew Wallace, die schon 1925 von Fred Niblo ebenfalls von MGM mit enormem Aufwand inszeniert worden war.
Fast fünfzig Jahre nach seiner Premiere bleibt Ben-Hur ein faszinierendes Spekakel, das weniger mit seinem stark christlich-religiös angehauchtem Inhalt als mit der bombastischen Inszenierung besticht. Ben-Hur möchte gerne ein authentischer Historienfilm über die Zeit von Jesus Christus sein, scheiterte damit aber schon alleine durch die Vorlage und den Zwang möglichst erfolgreich an den Kinokassen sein zu müssen. Trotzdem wurde Ben-Hur zu einem der größten Kassenschlager seiner Zeit und konnte Metro-Goldwyn-Mayer vor dem drohenden Bankrott retten, was aber leider nur wenige Jahre anhielt und durch eine weiteres Remake, Mutiny on the Bounty, wenige Jahre später zunichte gemacht wurde.
Was davon übrig bleibt, ist einer der beeindruckensten Monumentalfilme der Filmgeschichte, der mit seinen riesigen Massenszenen und den Action-Sequenzen wie der Seeschlacht und dem legendären Wagenrennen immer noch faszinierend ist, aber außerhalb dieser Höhepunkte nur ein angestaubtes, theatralisches Drama ist, das die Zeit nicht gut überstanden hat. Dennoch bleibt Ben-Hur aus filmhistorischer Sicht sehr interessant und durch die aufwendige Inszenierung zumindest teilweise sehenswert, auch wenn die Bedeutung des Films durch die religiösen Themen oft stark überschätzt wird.
Die DVD
Ben-Hur wurde nach langen Vorbereitungen erstmals 2001 von Warner als DVD veröffentlicht. Damals war es eine der ersten doppelseitigen und doppellagigen DVD-18, die den Film in zwei Teilen inklusive einer Kommentarspur, einer Dokumentation und einigen anderen Extras enthielt. Zwar konnte die DVD mit einer für damalige Ansprüche ganz ordentlichen Bild- und Tonqualität aufwarten, aber der Transfer stellte sich als nicht ganz unproblematisch heraus, da trotz des besonders breiten MGM Camera 65-Formats nicht das komplette Filmbild gezeigt wurde.
Die hier rezensierte DVD wurde deshalb vier Jahre später von einem neuen 4-Disc-Boxset abgelöst, das nicht nur einen korrigierten und verbesserten Transfer, sondern auch mehr Extras inklusive der Stummfilmversion von 1925 enthielt. Die alte DVD mit der fehlerhaften Abtastung ist leider heute immer noch im Handel erhältlich und obwohl diese Disc keine völlige Katastrophe ist, sollte man unbedingt dem neueren Boxset den Vorzug geben.
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Bild
Ben-Hur war einer der ersten Filme, die in MGMs zusammen mit Panavision entwickelten Filmformat MGM Camera 65 gedreht wurde, das ein 65mm-Negativ mit einer anamorphen Verzerrung von 1.25:1 verwendet und so das ursprüngliche 70mm-Format von 2.20:1 auf maximale 2.76:1 verbreitern konnte. Während Ben-Hur zwar früher schon als Laserdisc im Originalformat von 2.76:1 veröffentlicht wurde, kam für den Transfer dieser DVD das erste mal digitale Technik zum Einsatz. Das Ergebnis war für einen Transfer von 2001 ganz beeindruckend, hat aber einige gravierende Probleme, die teils ein Problem der Filmvorlage waren, aber teils auch von der Abtastung verursacht wurden.
Für den Transfer wurde eine 35mm-Reduktionskopie eingesetzt, was eigentlich kein Grund zur Sorge sein müßte, da wegen der relativ niedrigen DVD-Auflösung ein Unterschied zwischen einer direkten Abtastung von einer 70mm-Vorlage und einer 35mm-Kopie keinen Unterschied machen würde. Durch Ausnutzung des kompletten 35mm-Filmstreifens kann auch das gesamte Bildformat der 70mm-Vorlage übertragen werden, aber leider hat genau das bei Warners neuem Transfer von Ben-Hur nicht geklappt: erst nach Vergleichen mit den Original-Filmstreifen stellte sich heraus, daß die Abtastung längst nicht das gesamte Filmbild zeigte, sondern deutlich aufgezoomt war. Ein Vergleich mit der Neuauflage von 2005 macht dieses Problem auch deutlich.
Verursacht wurde der zu kleine Bildausschnitt dadurch, daß die 35mm-Reduktionskopie nur das Format 2.55:1 hatte und für den Transfer sogar noch auf 2.75:1 gemattet wurde, um den Eindruck zu erwecken, daß es sich um das komplette Filmbild handelt. So hat die Abtastung an allen vier Seiten sehr viel Bild verloren, zeigt aber horizontal immer noch mehr als die alten 2.35:1-Versionen, die z.B. in den neunziger Jahren bei Turner Classic Movies zu sehen waren. Wenn Warner einfach das Format bei 2.55:1 belassen hätte, wäre das Bildformat weniger problematisch, aber durch die völlig unnötige Kaschierung auf 2.75:1 ging zuviel Bild verloren.
Es wurde keine gründliche digitale Säuberung durchgeführt, so daß ständig diverse Fussel, Kratzer und andere kleine und große Verschmutzungen und Beschädigungen sichtbar sind und fast immer unangenehm ins Auge fallen. Deutlich bemerkbar macht sich auch der ruckelige und flatternde Bildstand, der das Filmbild in ständige Unruhe versetzt und besonders bei großen Bildschirmdiagonalen sehr störend wirkt. Filmkörnigkeit macht sich dagegen kaum bemerkbar und scheint schon auf der Filmvorlagen nur wenig vorhanden gewesen zu sein, da wie bei Warner üblich kein starker Rauschfilter zum Einsatz kam.
Die Schärfe macht dagegen einen durchweg guten Eindruck, der aber hauptsächlich durch einen kräftigen Schärfefilter erreicht wurde. Unangenehme Nebenwirkungen sind dadurch nicht entstanden, aber das Bild wirkt dadurch auch etwas unnatürlich scharf. An den Farben gibt es nicht viel auszusetzen, denn das Farbtiming sieht für einen Film dieses Alters sehr natürlich und ausgewogen aus. Die Farbtemperatur wurde jedoch etwas zu bläulich angesetzt, wodurch das Bild etwas kühl und nicht wirklich lebendig aussieht.
Warners erster Transferversuch von dem Prestige-Titel Ben-Hur mag 2001 beeindruckend gewesen sein, aber tatsächlich ist bei der Abtastung einfach zuviel falsch gemacht worden, als daß man von einer gelungenen Representation des Films reden kann. Daß man es besser machen kann, hat Warner vier Jahre später mit einem neuen Transfer gezeigt, der fast alle Probleme der alten Version beseitigen konnte.
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Ton
Als 70mm-Produktion war I ursprünglich in 6-Spur-Magnetton abgemischt worden, wobei fünf Kanäle hinter der Leinwand und ein Effektkanal zum Einsatz kamen. Da diese Originalabmischung auf heutigen Soundsystemen nur schwer reproduzierbar ist, wurde schon in den neunziger Jahren eine Neuabmischung für die heutige 3/2.1-Kanalkonfiguration erstellt, die auch als Basis für die Tonspuren auf dieser DVD verwendet wurde.
Die englische 5.1-Tonspur wurde mit den früher bei Warner üblichen 384 kbit/s codiert und hat eine für das Alter des Films erstaunlich gute Qualität zu bieten. Zwar sind besonders bei der Musik Einschränkungen im Frequenzgang zu hören, die sich aber nur durch leicht gedämpfte Höhen bemerkbar machen, die durch einen soliden Baß kompensiert werden. Die Dialoge haben einen bemerkenswert vollen und sauberen Klang, der nichts von den dünnen und blechernen Stimmen hat, die man von anderen Filmen dieses Alters gewohnt ist. Der Raumklang wird hauptsächlich durch die auf alle fünf Kanäle verteilte Musik erzeugt, die ohne künstlichen Hall oder Echo auskommt. Die Geräuschkulisse wurde zwar von den ursprünglichen fünf Spuren auf drei Frontkanäle reduziert, ist aber trotzdem sehr aktiv und spricht sogar gelegentlich die Surroundkanäle an. Die starke Direktionalität der Dialoge wurde zwar reduziert, aber trotzdem sind die Stimmen nicht nur aus der Mitte zu hören, sondern verteilen sich auch ein wenig über die vordere Soundstage.
Die deutsche Tonspur ist erfreulicherweise auch in 5.1 mit 384 kbit/s vorhanden und in Sachen Musik und teilweise auch Effekten mit der englischen Version identisch. Die in den englischen Mix eingesetzte deutsche Dialogspur hat zwar eine ausgezeichnet erhaltene Qualität, ist aber weitgehend in Mono und läßt besonders bei längeren Dialogsequenzen viele Hintergrundgeräusche vermissen, wodurch eine deutliche Tonstudioatmosphäre entsteht. Dieses Problem ist aber mehr der Umsetzung der deutschen Synchronfassung zuzuschreiben, denn den Umständen entsprechend ist die deutsche Tonspur ansonsten völlig einwandfrei.
Untertitel sind auf Englisch, Deutsch und sechs weiteren europäischen Sprachen vorhanden, wobei auch das Bonusmaterial untertitelt wurde, aber nicht der Audiokommentar.
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Bonusmaterial
Warner hatte die Erstauflage von Ben-Hur schon mit einigen Extras ausgestattet, von denen sich zwar der Audiokommentar mit dem Hauptdarsteller als Enttäuschung herausgestellt hatte, aber dafür die Dokumentation aus den neunziger Jahren ein großer Kaufanreiz war.
Der Audiokommentar mit Charlton Heston erstreckt sich über etwa eine Stunde über den gesamten Film verteilt und ist mit eigenen Kapitelsprüngen ausgestattet. Der Schauspieler hat allerdings erstaunlich wenig über die Entstehung des Films zu erzählen und verliert sich oft in uninteressanten Belanglosigkeiten. Wirklich interessante Anekdoten und Fakten sind nur sehr selten zu hören und die kurzen Abschnitte, die manchmal nur aus einem einzigen Satz bestehen, machen diesen Kommentar zu einem wenig unterhaltsamen Geduldsspiel.
Ben Hur - The Making of an Epic (58:16) von Scott Benson und May Adair Kaiser wurde bereits 1994 für eine Laserdisc-Veröffentlichung des Films produziert und ist eine ausführliche, wenn auch manchmal etwas zu enthusiastische Dokumentation über die Entstehung von Ben-Hur - nicht nur der Verfilmung von 1959, sondern auch der von 1925. In ausführlichen Interviews kommen unter anderem Rudy Behmler, J.J. Cohn, Ramon Novarro, William Wyler, Catherine Wyler, Ralph Winters, Edward Carfagno, Richard Edlund, David Raskin, Joe Canutt und Yakima Canutt zu Wort und werden von einem Voiceover von Christopher Plummer und zahlreichen Filmausschnitten miteinander verbunden, die aber leider größtenteils in Pan&Scan und sehr schlechter Bildqualität zu sehen sind.
Die Screen Tests bestehen aus einer Testaufnahme mit Leslie Nielsen und Cesare Danova (7:17) sowie einem Kostümtest mit Haya Hararreet (0:55).
Die Photo Gallery läßt sich auf gängigen Software-Playern leider nicht abspielen und versagt auch auf vielen Standalone-Playern den Dienst.
Der Theatrical Trailer (3:55) ist eigentlich der Trailer von der 70mm-Wiederaufführung von 1969 und in relativ guter Qualität zu sehen.
Die Awards bestehen aus einer einfachten Textliste der Preise, die Ben-Hur gewonnen hat. |
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