Die Serie
Außerhalb Englands ist er hauptsächlich als Mr. Bean bekannt geworden, aber lange bevor seine Slapstick-Figur das erste Mal auf den Fernsehbildschirmen zu sehen war, war der britische Komiker Rowan Atkinson als Blackadder bekannt geworden. Die Idee einer historischen Sitcom hatte Atkinson zusammen mit seinem früheren Studienkollegen Richard Curtis erdacht, mit dem er in den siebziger Jahren in Oxford schon Bühnenshows geschrieben und unter anderem an der satirische Sketch-Show Not The Nine O'Clock News mitgewirkt hatte. Es war während dieser Show, die von 1979 bis 1982 produziert wurde, als Blackadder das Licht der Welt erblickt hatte.
The Black Adder - Ein Prototyp
1982 konnten Rowan Atkinson, Richard Curtis und ihr Produzent John Lloyd, der zuvor schon für die Not The Nine O'Clock News verantwortlich war, die BBC überzeugen, einen Pilotfilm zu produzieren. Unter dem Titel The Black Adder wurde so im Juni 1982 eine halbstündige Sendung aufgezeichnet, die einige große Unterschiede zu der späteren Inkarnation der Idee aufwies. Das Drehbuch war noch nicht ganz ausgereift und legte mehr wert auf den Sitcom-Aspekt als auf die historischen Zusammenhänge. Der Plot war in einer völlig fiktiven Szenerie im elisabehtantischen Zeitalter Ende des 16. Jahrhunderts angesiedelt und gab sich keine große Mühe, sich in die tatsächlichen geschichtlichen Ereignisse zu integrieren.
Der Pilotfilm wurde ausschließlich im Studio vor Publikum gedreht und die Handlung fand nur in wenigen, einfach gestalteten Sets statt. Die Besetzung war der größte Unterschied zur später entstandenen Serie, denn außer Rowan Atkinson als Prinz Edmund, Tim McInnery als Percy und Elspeth McGray als Königin wurden später alle anderen Darsteller neu besetzt. Auch die Rollen waren noch völlig anders: Prinz Edmund war kein dümmlicher Schwächling, sondern viel mehr die Persönlichkeit, zu der sich der Charakter in den späteren Serien entwickeln sollte. Baldrick, gespielt von Philip Fox, war dagegen noch gar keine komödiantische Figur und auch Percy war auch weniger humoristisch entwickelt. Es war ein unausgefeilter Prototyp, der aber der BBC reichte, um grünes Licht für eine Serie mit sechs Episoden und einem großzügigen Budget zu geben. Obwohl der Pilotfilm ungesendet blieb, war die Produktion nicht ganz umsonst, denn das Drehbuch wurde später zu einer neuen Episode umgearbeitet.
The Black Adder
Bis jedoch Blackadder in Serie gehen konnte, hatten Rowan Atkinson und Richard Curtis noch eine Menge zu tun. Die beiden Autoren gaben sich mit ihrem ursprünglich noch recht einfachen Konzept nicht zufrieden und nahmen die Gelegenheit einer historischen Sitcom wörtlich, indem sie ihre Idee zu einer alternativen Version der geschichtlichen Ereignisse beim Ende des Rosenkriegs Ende des 15. Jahrhunderts machten und damit die Handlung gegenüber dem Pilotfilm hundert Jahre in die Vergangenheit verlegten. Sie machten Henry VII zum Geschichtsfälscher und erzählten die wahren (fiktionalen) Ereignisse, die sich nach der Schlacht im Bosworth Field zugetragen hatten. Richard III hatte seine Neffen Richard und Harry, die "Prinzen im Turm" nicht gemeuchelt, aber wurde bei der Schlacht aus Versehen von Richards schwächlichem Sohn Edmund umgebracht, wodurch dessen polternder Vater als Richard IV an die Macht kommt. Prinz Edmund wird aber von seinem Vater ignoriert und versucht als The Black Adder seinen Weg zum Thron zu beschleunigen.
Die sechs Geschichten nahmen typische mittelalterliche Themen aufs Korn: der Auftakt widmet sich nicht nur dem Rosenkrieg, sondern erklärt auch die Entstehung des titelgebenden Namens, während andere Episoden die königliche Erbfolge, den Kampf zwischen König und Kirche, die Kunst der Diplomatie durch Heiraten zwischen Königshäusern, Hexenverfolgung, die Pest und einen Staatsstreich zum Thema hatten. Die Geschichten boten jede Menge Gelegenheit für Situationskomik, besaßen aber hauptsächlich einen sehr bissigen und zynischen Humor, der perfekt für die mittelalterliche Szenerie war und ein durchaus hohes Niveau hatte. In die Dialoge wurden sogar Originaltexte aus den historischen Dramen von William Shakespeare eingebaut, deren Einsatz sich als erstaunlich passend erwies. Die Geschichten beschränkten sich aber nicht nur auf reine Sketche, sondern sahen auch ausführliche Außenaufnahmen vor, die für eine Show dieses Formats sehr ungewöhnlich waren.
Die Besetzung des Pilotfilms wurde noch einmal völlig überdacht und kaum ein Stein auf dem anderen gelassen. Rowan Atkinson und Richard Curtis hatten sogar beschlossen, ihren Hauptcharakter von einem pompösen Angeber zu einem naiven Schwächling zu machen, der erst im Laufe der Serie selbstbewußter wird und sich als The Black Adder neu erfindet. Tim McInnernys kehrte als einer der wenigen Schauspieler in seinem TV-Debüt als Lord Percy zurück, aber seine Rolle wurde deutlich erweitert. Eine völlige Transformation unterging auch Baldrick, der nun zum Gehirn des Trios wurde. Sein neuer Darsteller Tony Robinson kam dazu, weil sonst niemand an der relativ undankbare Nebenrolle interessiert war, aber er nutzte die Gelegenheit, seinem Charakter einen ganz besonderen komödiantischen Touch zu geben - sein Ausruf "I have a cunning plan!" wurde sogar zu einem der größten Markenzeichen der Serie.
Bis auf eine Ausnahme wurden auch alle Nebenrollen komplett neu besetzt. Elspeth Gray war als Königin wieder dabei, aber nun nicht mehr in einer Queen-Elizabeth-Aufmachung, sondern in mehr der mittelalterlichen Zeitperiode entsprechenden Kostüme. Ihre Rolle der gutmütigen, liebevollen und völlig unerschütterlichen Königin blieb aber erhalten und wurde zu einem wichtigen Standbein der Geschichten. Die Umbesetzung des fiktionalen König Richard IV erwies sich als Geniestreich, denn der farblose John Savident wurde durch den großartigen Shakespeare-Bühnenveteran Brian Blessed ersetzt, der den Regenten genüßlich auf bombastische Weise als lauten, aufbrausenden, aber sympathischen Bär spielte und damit eine gelungene Satire eines mittelalterlichen Monarchen war. Ebenfalls treffend neu besetzt wurde Prinz Harry mit Robert East, der als Edmunds populärer Bruder mit seiner wundervoll reservierten Art auch viele Lacher auf seiner Seite hatte.
Trotz einer sehr großen Stammbesetzung hatten Rowan Atkinson und Richard Curtis noch Platz für einige bemerkenswerte Gastrollen in jeder Episode gefunden. Der erfolgreiche britische Komödiant Peter Cooke spielte in der ersten Episode König Richard III und für weitere Folgen konnten renommierte Darsteller wie Miriam Margolyes, Jim Broadbent, Frank Finlay, Patrick Allen, Alex Norton und Rik Mayall gewonnen werden - letzterer übernahm in den späteren Blackadder-Inkarnationen eine noch viel denkwürdigere Rolle. Diese den Umständen entsprechend hochkarätige Besetzung der Gastrollen war offenbar hauptsächlich dadurch entstanden, daß sich die jungen Macher der Serie gegenüber der BBC mit renommierten Schauspielern legitimieren mußten, aber andererseits dadurch bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragende Darsteller zu bieten hatte.
Produziert wurde die Serie nun von John Lloyd, der ein alter Freund von Rowan Atkinson und Richard Curtis war und bei der BBC als Comedy-Spezialist galt. Die sechs Episoden wurden mit einem erstaunlichen Aufwand inszeniert und beschränkten sich längst nicht nur auf Studioaufnahmen. Um ein authentisches und stimmungsvolles Aussehen zu ermöglichen, wurden viele Außenaufnahmen rund um das Alnwick Castle in Northumberland gedreht, bei denen auch viel auf Pferden geritten wurde und andere aufwendige Sequenzen entstanden waren. Die Innenaufnahmen wurden allerdings auf traditionelle Weise im BBC Fernsehzentrum in London vor Publikum produziert, aber auch dort wurden überdurchschnittlich viele unterschiedliche Kulissen verwendet.
Typische britische Sitcoms der frühen achtziger Jahre gingen aus Budgetgründen meist nur sehr sparsam mit Musik um und waren oft nur mit einem vertonten Vorspann ausgestattet. Rowan Atkinson und Richard Curtis gaben sich damit aber nicht zufrieden und engagierten ihren alten Bekannten und Studienkollegen Howard Goodall, der nicht nur die Titelmusik, sondern auch die Hintergrundscore für einige Szenen schrieb. Das Titelthema war schon für den Pilotfilm entstanden, wurde aber für die erste Serie noch einmal mit einem neuen Arrangement mit Trompetensolo aufgenommen, während für den Abspann eine alternative Version mit sehr ironischem Text entstand, die von Simon Carrington, einem Mitglied der King's Singers gesungen wurde. Die speziell für jede Episode komponierte Begleitmusik kam allerdings mit einem sparsameren Arrangement aus Orgel, Cembalo und Perkussion aus, was aber zu der etwas düsteren Atmosphäre der mittelalterlichen Zeitperiode hervorragend paßte.
The Black Adder war im Winter und Frühjahr 1983 gedreht worden und wurde vom 15. Juni bis zum 20. Juli im wöchentlichen Abstand im Abendprogramm von BBC1 gesendet. Die Erwartungen an einen Erfolg der Serie, die fast eine Million Pfund gekostet hatte, waren groß und die Reaktionen der Kritiker waren zumeist positiv, aber oft wurde der große Aufwand dem Humor gegenübergestellt und bemängelt, daß die Geschichten für eine Sitcom zu langatmig und dramatisch waren. Tatsächlich waren sich Rowan Atkinson, Richard Curtis und John Lloyd auch nicht so sicher, ob sie mit ihrer bombastischen Inszenierung nicht zu eifrig gewesen waren. Eine Sendung dieser Art, ein Hybrid zwischen einer Sitcom und einem historischen Drama, hatte noch nie gegeben und die Fernsehzuschauer waren skeptisch, so daß die Einschaltquoten nicht besonders hoch waren. Es dauerte nicht lange, bis der gerade frisch gekrönte BBC-Programmchef Michael Grade, der schon zuvor für seinen radikalen Sparkurs gefürchtet war, The Black Adder als Geldverschwendung ansah und eine Fortsetzung nur dann in Aussicht stellte, wenn die Kosten drastisch reduziert werden konnten.
Black Adder II
Bis Blackadder wieder auf die britischen Fernsehbildschirme zurückkehren konnte, dauerte es fast drei Jahre und es waren viele Veränderungen nötig, um die Unterstützung der BBC-Chefetage zu bekommen. Rowan Atkinson hatte sich entschieden, nicht mehr selbst schreiben zu wollen, um sich ganz auf das Schauspielern und die Entwicklung seines Charakters konzentrieren zu können. Als neuen Co-Autor hatte sich Richard Curtis den Standup-Komiker Ben Elton ausgesucht, der seit Anfang der achtziger Jahre mit der Sketch-Show Alfresco und der Sitcom The Young Ones bekannt geworden war und ein besonderes Gespür für anarchischen Humor besaß, der nicht nur Curtis, sondern auch Rowan Atkinson sehr gefiel.
Das Konzept für eine neue Serie mußte allerdings völlig überarbeitet werden, den an eine so aufwendige Produktion wie bei den ersten sechs Episoden war nun überhaupt nicht mehr zu denken. Stattdessen hatten sich Richard Curtis und Ben Elton auf die Wurzeln der Serie besonnen und den relativ spartanischen Stil des ersten Pilotfilms als Vorbild genommen. Bis auf absolut notwendige Ausnahmen wurde völlig auf Außenaufnahmen verzichtet und die gesamte Serie im Studio aufgezeichnet, was aber überhaupt nicht als Nachteil angesehen wurde, da sich die Schauspieler auf der Bühne vor einem Publikum am wohlsten fühlten. Der Schwerpunkt lag nun nicht mehr auf der Inszenierung, sondern auf der Komödie und den Schauspielern, so daß die minimalen und fast schon spartanischen Kulissen, die sich pro Episode auf maximal drei verschiedene Schauplätze beschränkten, kaum negativ auffielen.
Black Adder II war keine direkte Fortsetzung des Originals, denn Richard Curtis und Ben Elton hatten mit dem elisabethanischen Zeitalter die Handlung vom düsteren Mittelalter in Englands "goldene Zeit" verlegt. Rowan Atkinsons neuer Blackadder war nun kein Prinz mehr, sondern ein Aristokrat am Hof von Königin Elizabeth I. und entsprach von seinem Charakter her fast genau der ursprünglichen Version aus dem ungesendeten Pilotfilm. Statt eines schwächlichen und naiven Tölpels war er nun ein intelligenter, eleganter, aber auch rücksichtsloser Snob, dessen Humor mehr verbal als physikalisch angelegt war. Es wareine noch idealere Paraderolle für Rowan Atkinson, der zwar auch Slapstick nicht abgeneigt war, aber erst mit sprachlichem Witz wirklich zur Hochform auflaufen konnte.
Die Geschichten waren diesmal deutlich dialoglastiger und viel mehr auf Situationskomik ausgerichtet als zuvor und befaßten sich mit beinahe klassischen Themen der Zeitperiode. Der Auftakt war eine Verwechslungskomödie, die unter anderem bei Shakespears Twelfth Night Anleihen machte, während sich in anderen Episoden Blackadder als königlicher Henker und Entdecker versucht, um sich bei der Königin einzuschleimen. Seine chronische Geldnot hält ebenfalls als Plot für eine Episode her und auch einer der elizabethanischen Lieblingsbeschäftigungen, dem Saufgelage, wurde eine Folge gewidmet. Als Abschluß der Serie ließen die Autoren Blackadder von einem verrückten deutschen Prinzen entführen und nahmen so auch noch die politischen Verhältnisse der Zeitperiode auf den Arm.
Blackadders ständige Begleiter Baldrick und Percy waren mit ihren Darstellern Tony Robinson und Tim McInnerny natürlich wieder dabei, aber auch ihre Rollen wurden etwas umgebaut. Während Blackadder nun viel schlauer und gewiefter war als zuvor, hatten es sich Richard Curtis und Ben Elton zur Aufgabe gemacht, Baldrick auf intelligente Weise zum dümmsten Charakter von allen zu machen. Zwar war sein Markenzeichen, immer einen Cunning Plan zu haben, noch nicht ganz so stark ausgebaut worden, aber als ständige Zielscheibe von Blackadder hatten die Autoren Tony Robinson schon zu diesem Zeitpunkt viel mehr zu tun gegeben. Genauso war Tim McInnernys Lord Percy noch mehr erweitert worden, der nun in etwa die Rolle des vorherigen Blackadders spielt und als tölpelhafter Dummkopf auf den gleichen Pfaden wie Baldrick wandelt.
Um die Größe der Besetzung einzugrenzen, wurde das Trio Blackadder-Baldrick-Percy diesmal mit einem zweiten Trio von Stammrollen ergänzt, die sich auf den Königshof konzentrieren. Für die Rolle von Königin Elizabeth I. hatten Richard Curtis und Ben Elton eine ganz genaue Vorstellung, aber Schwierigkeiten eine passende Besetzung zu finden. Erst als die junge Bühnen-Schauspielerin Miranda Richardson die royale Parodie nicht einfach nur als unerfahrenes Mädchen, sondern als verzogene, freche Göre spielte, hatten die Autoren nach langer Suche ihre ideale Königin gefunden. Für ihren Hofmeister Lord Melchett hatte Ben Elton allerdings schon einen alten Bekannten ausgesucht: Stephen Fry, mit dem er kurz zuvor schon in den Sketch-Serien Alfresco, The Young Ones und Happy Families zusammengearbeitet hatte. Der schleimige, besserwisserische Melchett erwies sich als Paraderolle für Fry und idealer Gegenspieler für Rowan Atkinson's Blackadder, was den Autoren jede Menge Gelegenheit für pointierte Wortgefechte zwischen den beiden gab. Die Dritte im Bunde war die verrückte Nursie, das Ex-Kindermädchen der Königin, die wundervoll abgedreht von der auf solche Rollen spezialisierte Patsy Byrne gespielt wurde.
Obwohl die sechsköpfige Stammbesetzung von Blackadder II viel stärker als beim Vorgänger war, gab es auch noch Platz für regelmäßige Gastauftritte, mit der jede Episode ausgestattet war. Rik Mayall, der in der vorherigen Serie schon eine kleine Nebenrolle gespielt hatte, kehrte auf Vorschlag von seinem alten Freund Ben Elton als pompöser Lord Flashheart zurück - eine Rolle, die sich trotz ihrer Kürze als besonders unvergeßlich heraustellte und nicht Mayalls einziger Auftritt bleiben sollte. Simon Jones, der in den Radio- und TV-Versionen von Douglas Adams' Hitchhiker's Guide to the Galaxy die Hauptrolle gespielt hatte, war als Parodie auf die historische Figur des Entdecker Walter Raleigh dabei und in der gleichen Geschichte gab der frühere Doctor Who Tom Baker einen wundervollen Vorstellung als verrückter Seefahrer.
Der vielseitige Ronald Lacey hatte außerdem einen deftigen Auftritt als der Baby-Eating Bishop of Bath and Wells, während Miriam Margolyes, die zuvor als spanische Königstochter in der ersten Serie dabei war, als Blackadders puritanische Tante zu sehen ist. Letztendlich war Stephen Frys langjähriger Comedy-Partner Hugh Laurie als Melchetts Saufkumpan und verrückter Prinz Ludwig in zwei verschiedenen Rollen dabei, die dazu führen, daß er in den weiteren Blackadder-Serien ein Teil der Stammbesetzung wurde.
Durch das viel kleinere Budget mußten auch bei der Musik Abstriche gemacht werden, aber da die Handlung nun mehr studiobasiert war und nicht so stark auf dramatische Außenaufnahmen setzte, war die Abwesenheit einer Hintergrund-Score nicht weiter problematisch. Komponist Howard Goodall hatte aber trotzdem brilliante Ideen für den Vor- und Abspann, für die er zwei separate Stücke komponierte. Die Titelmusik bestand aus einem Instrumental des Blackadder-Thema, allerdings nun mit einem Streichquartett, Blockflöte und - ungewöhnlich, aber passend - E-Gitarre arrangiert. Der Abspann wurde mit einem audiovisuellen Running Gag ausgestattet, in dem ein Minnesänger die Ereignisse auf spöttische Weise in Versform zusammenfaßt und von Blackadder in einem Garten verfolgt wird - jede Episode bekam ihr eigenes kleines Lied, das zwar jeweils nur ca. 45 Sekunden lang war, aber den Geschichten einen besonders ironischen Schluß gab.
Obwohl Blackadder II im Sommer 1985 aufgezeichnet worden war, hatte sich die BBC entschieden, die Ausstrahlung um ein halbes Jahr zu verschieben und die sechs Episoden schließlich vom 9. Januar bis zum 20. Februar 1986 in unregelmäßigen Abständen Donnerstags im Abendprogramm zu zeigen. Trotz des etwas ungünstigen Sendeplatzes gelang Blackadder II das, was dem Vorgänger noch versagt blieb: richtig gute Einschaltquoten zu bekommen und die Kritiker zu begeistern. Der Wandel von einer aufwendig inszenierten, dramatischen Komödie zu einer schlicht ausgestatteten, aber wort- und humorgewaltigen historischen Sitcom war genau der richtige Schritt und erstaunlicherweise fast genau das Format, mit dem der erste ungesendete Pilotfilm produziert worden war. Blackadder II wurde zu einem der größten britischen Fernsehereignisse des Jahres, das nicht nur für Rowan Atkinson, sondern auch Tim McInnerny, Tony Robinson und die anderen Darsteller den entgültigen Durchbruch als vielseitige Komiker bedeutete und Blackadder eine Zukunft ermöglichte.
Blackadder The Third
Noch bevor die letzte Episode von Blackadder II gesendet worden war, stand für die BBC fest, daß es auf jeden Fall weiter gehen sollte und bald waren Rowan Atkinson, Richard Curtis und Ben Elton an der Arbeit, ein neues Szenario für eine dritte Serie zu entwerfen. Diesmal wurde die Handlung ins an den Anfang des 19. Jahrhundert in die Zeit von Prince Georges Regentschaft verlegt und Blackadder wieder degradiert. Statt einem Adligen mit wenig Geld war er nun nur noch ein verarmter Butler, der aber in den Diensten von Prince George stand und mit Baldrick immerhin noch jemanden hatte, auf den er hinunterschauen konnte.
Blackadders Abenteuer als Butler des dümmlichen Prinzregenten bezogen sich genauso wie die früheren Serien lose auf einige wahre historische Ereignisse, die wieder auf unvergleichliche Weise parodiert wurden. Diesmal hatte die BBC der Serie auch ein etwas größeres Budget gegönnt, so daß zwar weiterhin auf Außenaufnahmen verzichtet wurde, aber größere und zahlreichere Studio-Sets möglich waren. Die Handlung fand zwar hauptsächlich in drei festen Kulissen, den Gemächer des Prinzen, Blackadders und Baldricks Kellerküche und Mrs. Miggins Coffeeshop statt, aber es gab dennoch in fast jeder Episode Ausflüge auf andere Sets.
Richard Curtis' und Ben Eltons Drehbücher waren, wie schon zuvor, wieder in enger Zusammenarbeit mit den Schauspielern entstanden und diesmal noch satirtischer und parodistischer geworden. Gleich die erste Episode war vom britischen Wahljahr 1985 beeinflußt worden und nahm auf besonders zynische Weise die englische Politik aufs Korn, während andere Geschichten die Literatur- und Theater-Szene des 19. Jahrhunderts parodierten und auch die französische Revolution gekonnt thematisiert wurde. In den letzten zwei Episoden versucht Blackadder, seinen bankrotten Prinzen reich zu verheiraten und muß für ihn wortwörtlich den Kopf hinhalten, als dem Regenten ein Duell droht. Fast noch mehr als die vorherige Serie konnte Blackadder The Third mit besonders ausgefeilten Dialogen aufwarten, deren Humor besonders treffsicher und weit entfernt von einfacher 08/15-Comedy war.
Während Blackadder II noch eine ungewöhnlich große Stammbesetzung hatte, wurden die Charaktere in der neuen Serie deutlich reduziert. Den Anstoß dazu gab Tim McInnerny, der sich nicht auf nur eine Rolle festlegen wollte und als regulärer Charakter die Serie verließ, sich aber für einen Gastauftritt in einer Episode überreden ließ. Rowan Atkinson war als Diener Edmund Blackadder in Höchstform und spielte eine ganz ähnliche Figur wie zuvor, die aber nun noch sarkastischer, zynischer und egoistischer war. Außerdem spielte Atkinson in der finalen Episode nicht nur Blackadder, sondern in einer Doppelrolle auch auf brilliante Weise dessen schottischen Cousin MacAdder, der wiederum einige Züge des ersten Blackadder aus dem Mittelalter besaß.
Tony Robinsons Baldrick hatten die Autoren nun eine noch größere Rolle als zuvor gegeben, in der er sich besonders mit seinen Markenzeichen, den Cunning Plans und seine Besessenheit mit einem ganz bestimmten Gemüse bemerkbar machen konnte, aber auch ein wichtiger Richard Curtis' und Ben Eltons Mission, ihn zum dümmsten Charakter der Fernsehgeschichte zu machen, ging auch in der dritten Serie weiter und wurde immer mehr verfeinert, denn trotz aller Verdummung blieb der Humor immer auf einer größtenteils intelligenten und satirischen Seite. Das alte Trio Blackadder-Baldrick-Percy wurde zwar nicht wieder vervollständigt, aber mit der leicht übergeschnappten Mrs. Miggins, wundervoll deftig gespielt von Helen Atkinson-Wood, ist noch ein dritter Charakter jenseits des Adels mit dabei.
Für eine perfekte Besetzung von Prinz George hatten Richard Curtis und Ben Elton von Anfang an Hugh Laurie vorgesehen, der in der vorherigen Serie zwei brilliante Nebenrollen gespielt hatte und mit seiner großen Wandlungsfähigkeit ideal für den Charakter des dummen und rüpelhaften Thronfolgers war. Statt den Prinzen einfach nur als Idioten zu spielen, hatte Hugh Laurie eine Menge Spaß mit seiner Rolle und gab sich größte Mühe, aus seinem Charakter einen unausstehlichen, naiven und selbstverliebten königlichen Snob zu machen, der vielleicht dem wirklichen Prinz-Regenten gar nicht so unähnlich war.
Außer Tim McInnerny hatten sich auch Miranda Richardson und Stephen Fry als reguläre Charaktere verabschiedet, waren aber trotzdem als Nebendarsteller in einigen Episoden dabei. Während Tim McInnerny zusammen mit Nigel Planer als Prince Georges adelige Snobs zu sehen waren, wurde Miranda Richardson fast mit dem Prinz verheiratet und Stephen Fry hat einen bombastischen Auftritt im Finale als der Duke of Wellington. Unterstützt wurden diese alten Bekannten von einigen überraschenden Gästen wie dem politischen Kommentator Vincent Hannah, Ben Eltons altem Freund Robbie Coltrane als historische Figur Dr. Samuel Johnson, dem späteren Red Dwarf-Mitglied Chris Barrie als französischer Revolutionär sowie Theaterlegende Hugh Paddick und Carry On-Star Kenneth Connor als wundervoll überkandidelte Schauspieler.
Genauso wie Blackadder II wurde auch die dritte Serie musikalisch nur mit dem nötigsten ausgestattet, was aber ganz im Sinne der stark dialoggetriebenen Drehbücher war. Viel mehr als eine neue Titel- und Abspannmusik wurde deshalb nicht benötigt, die Komponist Howard Goodall aber auf seine ganz eigene Art umsetzte. Als Basis diente natürlich wieder das bereits für den ungesendeten Pilotfilm komponierte Blackadder-Thema, das diesmal für den Titel mit Cembalo, Oboe und Cello auf ganz leise, klassische Weise arrangiert worden war und so für die Sequenz, in der Blackadder in einem Bücherregal voll mit parodistischen Buchtiteln herumsucht, ausgezeichnet paßte. Für den Abspann, der wie ein zeitgenössisches Theaterprogramm aussah, hatte sich Howard Goodall aber etwas völlig anderes einfallen lassen und ein textloses Vokalstück mit einer ungewöhnlichen Instrumentierung aus E-Baß, Akkordeon und Cembalo aufgenommen, das gleichermaßen modern und historisch klang.
Zwischen der Aufzeichnung Anfang 1987 und der Ausstrahlung verging wie üblich einige Zeit, aber schließlich wurde Blackadder The Third bei BBC1 zur besten Sendezeit Donnerstags um halb zehn Abends im wöchentlichen Abstand vom 17. September bis zum 22. Oktober gesendet. Die Reaktionen waren noch enthusiastischer als beim Vorgänger, denn sowohl Einschaltquoten als auch Kritiken waren so gut wie noch nie zuvor. Blackadder war inzwischen in englischsprachigen Ländern enorm populär geworden und viele Markenzeichen der Serie hatten einen regelrechten Kultstatus erreicht. Nach vielen Nominierungen wurde Blackadder The Third 1988 erstmals mit einem begehrten BAFTA-Award als beste Comedy-Serie ausgezeichnet, aber trotz des enormen Erfolgs sollte es noch etwas dauern, bis eine weitere Serie zustande kam.
Blackadder Interruptus
Obwohl Rowan Atkinson, Richard Curtis und Ben Elton schon Pläne für eine neue Serie in der Schublade liegen hatten, kam es 1988 noch zu keiner Fortsetzung. Am 15. Februar 1988 kam es aber zu einem viertelstündigen Special, das für den Red Nose Day der Wohltätigkeitsorganisation Comic Relief von der BBC produziert worden war. Blackadder: The Cavalier Years war zeitlich zwischen der zweiten und dritten Serie während der cromwellschen Revolution angesiedelt worden und brachte Rowan Atkinson als Sir Edmund Blackadder und Tony Robinson als seinen Diener Baldrick zurück, die König Charles I., gespielt von Stephen Fry, vor den Revolutionären und besonders Oliver Cromwell, kurz dargestellt von Warren Clarke, verstecken. Die Geschichte hatte genau den gleichen satirischen und zynischen Unterton wie Blackadder The Third und wirkte trotz der knappen Laufzeit wie eine ausgewachsene Episode.
1988 war zwar noch keine neue Serie entstanden, aber für das BBC-Weihnachtsprogramm hatten sich Richard Curtis und Ben Elton etwas ganz besonderes ausgedacht: eine Blackadder-Version von Charles Dickens' A Christmas Carol, ein oft und gerne verfilmter Weihnachtsklassiker. Blackadder wäre aber nicht Blackadder, wenn die Geschichte nicht gründlich überarbeitet worden wäre - sie wurde sogar völlig auf den Kopf gestellt. Rowan Atkinson als Ladenbesitzer Ebenezer Blackadder war kein Scrooge, sondern der netteste und gutmütigste Mensch auf Erden, der aber von allen ausgenutzt wird. Als ihn der Weihnachtsgeist besucht und ihm zeigt, wie fies seine Vorfahren waren und wie seine Zukunft aussehen könnte, entschließt sich natürlich auch dieser Blackadder, es seinen Ahnen gleich zu tun. Die Geschichte wurde als Gelegenheit genutzt, um noch einmal in die Zeit von Blackadder II und Blackadder The Third zurückzukehren, wodurch außer Rowan Atkinson und Tony Robinson auch Miranda Richardson, Hugh Laurie, Stephen Fry, Patsy Byrne und sogar Robbie Coltrane, Myriam Margolies und Jim Broadbent dabei sein konnten. Die recht aufwendige Produktion, die mit fast einer Dreiviertelstunde die längste einzelne Blackadder-Episode war, wurde am 23. Dezember 1988 als Blackadder's Christmas Carol das erste Mal gesendet und gehört seitdem fest zum Weihnachtsprogramm der BBC.
Blackadder Goes Forth
Nach der Wiedervereinigung der fast kompletten Blackadder-Besetzung für das Weihnachts-Special kam schon Anfang 1989 der Ball wieder ins Rollen und die Vorbereitungen für eine vierte Serie begannen. Nachdem sich Blackadder in den vorherigen drei Serien ausschließlich in adeliger Gesellschaft befand, wurde nun die schleichende Degradierung des Hauptcharakters vollendet - Richard Curtis und Ben Elton hatten sich etwas völlig anderes ausgedacht und die Handlung in einen britischen Schützengraben im ersten Weltkrieg verlegt. Obwohl die Autoren große Bedenken hatten, ein so ernstes Szenario für eine Sitcom zu verwenden, entschlossen sie sich letztendlich doch dafür, da sich in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt hatte, daß Krieg und Komödie sich nicht unbedingt ausschließen müssen. Kinofilme wie Stalag 17, Richard Altmans MASH und die gleichnamige Fernsehserie sowie Spike Milligans Kriegsmemoiren und Jaroslav Haseks Abenteuer des braven Soldaten Schwejk hatten gezeigt, daß man durchaus respektvoll und kritisch mit dem Thema umgehen kann, ohne dabei auf Humor verzichten zu müssen.
Als Konsequenz daraus war der Humor deutlich schwärzer und ging noch mehr in Richtung Satire als bei den vorherigen drei Blackadder-Inkarnationen. Trotzdem ging der unvergleichliche Witz nicht verloren, aber die perfekt ausgefeilten, pointierten Dialoge waren nun viel nachdenklicher und griffen vor allem auf sehr zynische Weise die schrecklichen Seiten des Kriegs auf und das Militär wurde geradezu verspottet. Fast alle Plots drehen sich um die Bemühungen von Captain Blackadder und seiner Mannschaft, sich mit verschiedenen Methoden von der Front in Sicherheit zu bringen: sei es sich als Maler, Koch oder Truppenunterhalter zu versuchen oder einfach nur verrückt zu werde, es wird nichts unversucht gelassen.
Allerdings geht es Blackadder auch öfter an den Kragen, denn als er einen gefiederten Nachrichtenüberbringer zum Mittagessen verspeist, wird er vors Kriegsgericht gestellt. Auch die Suche nach einem feindlichem Spion in einem Feldkrankenhaus läuft nicht ganz nach Plan und der Versuch, sich es im Fliegerregiment gemütlich zu machen, erweist sich als nicht ganz ungefährlich. Trotz aller Komödie wurde das Finale zu einer überraschend emotionalen Angelegenheit, die die Blackadder-Tradition, alle Hauptcharaktere zum Schluß ins Gras beißen zu lassen, für einen erstaunlich ernsten Kommentar über das unmenschliche Kriegstreiben genutzt hatte.
Blackadder Goes Forth wurde wie die zwei vorherigen Serien mit Ausnahme der Titelsequenz wieder komplett im Studio vor Publikum aufgezeichnet. Die Kulissen waren wieder nicht besonders zahlreich, aber dafür den Umständen entsprechend aufwendig gestaltet. Das Hauptset war ein erdiger Schützengraben mit einer eingegrabenen Baracke, was nicht so künstlich aussah, wie man es von einer Fernsehserie mit minimalem Budget erwartet hätte. Das Armee-Hauptquartier, das auch in jeder Episode zu sehen war, wurde als noble Villa mit gleich mehreren Räumen gestaltet, die in manchen Folgen auch zu anderen Zwecken wie einem Gerichtssaal umfunktioniert wurden. Eine handvoll weitere einfache Sets wie ein Feldkrankenhaus und eine Gefängniszelle kamen außerdem zum Einsatz, aber im wesentlichen beschränkte sich die Handlung auf die beiden großen Hauptkulissen.
Die Besetzung wurde diesmal wieder etwas erweitert und brachte erstmals die Schauspieler der zweiten und dritten Serie zusammen. Rowan Atkinson spielt nun die vierte Inkarnation des Titelhelden - Captain Edmund Blackadder, ein kriegsmüder Berufssoldat, der nichts als Verachtung für seine Vorgesetzten hat und enthusiastische Kriegstreiber nicht leiden kann. Von allen Blackadder-Inkarnationen ist er am meisten intelligent und gebildet und hat dadurch eine geradezu pazifistische Einstellung. Für Rowan Atkinson bedeutete dieser Charakter eine Paraderolle, denn Zynismus und Sarkasmus waren schon immer seine größten Spezialitäten, die er in Blackadder Goes Forth besonders gut anwenden konnte. An seiner Seite stand wie immer Tony Robinsons Baldrick, nun der Putzfleck ("Batman") des Captains und dümmer als die Polizei erlaubt. Allerdings ist er nun auch mit einer Art Bauernschläue gesegnet, die an den braven Soldaten Schwejk erinnert und nicht nur jede Menge "Cunning Plans" hervorruft, sondern auch die Schrecken des Krieges aus einer naiven und unschuldigen Sichtweise kommentiert.
Nach seinem ersten Stammcharakter in Blackadder The Third als Prinzregent George kehrte in der vierten Serie Hugh Laurie zurück und spielte eine neue Inkarnation seiner Rolle, den jungen Lieutenant George. Genauso wie sein Vorfahr war er auch ein Snob aus der Oberschicht, der mit voller Begeisterung in den Krieg ziehen möchte und nur von Captain Blackadder daran gehindert werden kann, sich umbringen zu lassen. Sein Charakter ist zwar genauso wie Baldrick hauptsächlich als humorvolles Element gedacht, aber die Darstellung des übergeschnappten, aber ahnungslosen Jungspunds war nicht nur ein simpler Running Gag, sondern oft auch eine bitterböse Satire, mit der Hugh Laurie sich als ganz hervorragender und wandlungsfähiger Schauspieler etablieren konnte.
Auch Stephen Fry war nun wieder ein Mitglied der Stammbesetzung und stand damit nach seinem Gastauftritt in Blackadder The Third wieder zusammen mit seinem alten Freund und Comedy-Partner Hugh Laurie vor der Kamera. Obwohl sein General Melchett den gleichen Namen wie seine Rolle in der dritten Serie trug, war er doch ein völlig anderer Charakter. Blackadders Kommandant war eine deftige Parodie auf alle wahnsinnigen Militär-Befehlshaber und war genau die richtige Rolle für Stephen Fry, der mit seinem lauten, pompösen und völlig rücksichtslosen Auftreten das typische Klischee eines verrückten Generals wundervoll auf die Spitze trieb und von den Autoren jede Menge gelungene Catchphrasen in den Mund gelegt bekam.
Die fünfte Hauptrolle spielt diesmal wieder Tim McInnerny, der nach Blackadder II die Serie als Stammschauspieler verlassen hatte, um nicht ewig Rollen dieser Art spielen zu müssen. Für Blackadder The Third war er trotzdem noch in einer Gastrolle dabei, und nachdem Richard Curtis und Ben Elton ihm versprochen hatten, für ihn einen völlig neuen Charakter zu erschaffen, kam er in der vierten Serie in die reguläre Besetzung zurück. Er spielte nun General Melchetts rechte Hand Captain Darling, der im Gegensatz zu seinen vorherigen Rollen kein tölpelhafter Snob mehr war, aber dafür ein schleimiger, intelligenter Besserwisser, der sich oft mit Blackadder anlegte und nicht selten als Gewinner aus diesen Konfrontationen herauskam. Knackige Wortgefechte gab es deshalb nicht nur zwischen Blackadder und Melchett, sondern auch besonders oft mit Captain Darling.
Trotz den vielen Hauptdarstellern war noch Platz für einige Gastrollen, die diesmal aber nicht sehr zahlreich waren und sich hauptsächlich auf alte Bekannte konzentrierten. Rik Mayalls kurzer Auftritt als Lord Flashheart in Blackadder II hatte sich als so populär erwiesen, daß sich die Autoren entschieden hatten, ihm diesmal einen größeren Auftritt zu gönnen. Flashheart, nun als Fliegerheld, wurde eine ganze Episode gewidmet, in der es nicht nur bei einem kurzen Auftritt von Rik Mayall blieb. Auch Miranda Richardson, die in Blackadder II Königin Elizabeth gespielt hatte, war in einer Episode als Krankenschwester wieder dabei und Gabrielle Glaister erweckte ihre Rolle aus der zweiten Serie als Bob a.k.a Kate auch wieder zum Leben. Weitere Nebenrollen spielten die Komödianten Jeremy Hardy und Stephen Frost als Gefängnisaufseher, Adrian Redmondson als Roter Baron und Geoffrey Palmer als Feldmarshall Douglas Haig.
Passend zum militärischen Ambiente hatte sich auch Hauskomponist Howard Goodall etwas ganz besonderes einfallen lassen. Das Blackadder-Thema, das bisher schon alle vier Serien begleitet hatte, war nun nicht nur als militärischer Marsch arrangiert worden, sondern auch von einer richtigen Militärkapelle gespielt, der Band des Royal Anglian Regiment. Die Soldaten dieses Batallions traten auch im Vorspann auf, der die fünf Hauptcharaktere bei einer Parade auf einem Kasernenhof zeigte. Es wurden zwei verschiedene Versionen des Themas für den Vor- und Abspann aufgenommen, aber ansonsten kam die vierte Serie praktisch ohne weitere Musik aus, die auch überhaupt nicht nötig war.
Blackadder Goes Forth wurde vom 28. September bis zum 2. November 1989 bei BBC1 erstmals gesendet und erntete trotz aller Bedenken die besten Kritiken von allen Blackadder-Inkarnationen. Die satirische und zynische, aber trotzdem respektvolle Darstellung des schwierigen Themas Krieg hatte durchweg positive Reaktionen bei Kritkern und Zuschauern ausgelöst und Blackadder Goes Forth wurde als bisher beste Serie der Reihe gelobt. Mit Unverständnis aufgenommen wurde deshalb auch die Ankündigung der Autoren und Schauspieler, daß es die vorerst letzte Serie sein würde.
Die Vorbereitungen und Proben hatten sich schon in den vorherigen Serien als sehr anstrengend erwiesen und waren nicht immer ganz ohne Spannungen, da Richard Curtis und Ben Elton auch die Schauspieler an den Drehbüchern mitarbeiten ließen und so oft Diskussionen von der kreativen Arbeit abhielten. Alle Mitwirkenden waren sich einig, daß es besser war, auf der Höhe des Erfolgs eine Pause einzulegen - zukünftige Episoden wurden zwar nicht völlig ausgeschlossen, aber zu diesem Zeitpunkt war die Blackadder-Saga erst einmal beendet worden.
Für die Autoren und Schauspieler bedeutete das Ende von Blackadder keine Katastrophe, sonder ermöglichte ihnen, ihre Karrieren in ganz neue Richtungen zu leiten. Rowan Atkinson und Richard Curtis setzten ihre Kollaboration schon 1990 mit der Fernsehpremiere von Mr. Bean fort, einer Figur, die der Komödiant schon mehr als ein Jahrzehnt zuvor erschaffen hatte. Zuvor hatte Curtis mit The Tall Guy seinen ersten Kinofilm geschrieben und seinen alten Freund Rowan Atkinson in einer Gastrolle gecastet, einer Tradition, die der Autor auch bei seinen weiteren Kino-Erfolgen beibehielt. 1995 war Rowan Atkinson außerdem ins traditionelle Sitcom-Fach zurückgekehrt und spielte die Hauptrolle in Ben Eltons Polizeikomödie The Thin Blue Line, die zwar nur zwölf Episoden hervorbrachte, aber fast genauso populär wie Blackadder war.
Stephen Fry und Hugh Laurie hatten schon 1987 einen Pilotfilm für eine Sketch-Comedyserie gedreht, die 1989 von der BBC angenommen wurde und als A Bit of Fry and Laurie bis 1995 in vierundzwanzig Episoden großen Erfolg hatte. Auch Tony Robinson hatte als Komiker weiterhin Erfolge und erschuf mit Maid Marian and her Merry Men eine eigene Serie für jüngere Zuschauer, widmete sich aber ab 1994 mit der Dokumentarserie Time Team auch der Archäologie. Währenddessen hatten sich Miranda Richardson und Tim McInnerny dagegen in den neunziger Jahren als ernsthafte Charakterdarsteller auf der Bühne und vor der Kamera etablieren können, so daß die einstige Blackadder-Besetzung praktisch in alle Winde verstreut war.
Blackadder Back & Forth
Obwohl nach 1989 keine neuen Blackadder-Episoden mehr entstanden waren, war die Serie dank vieler Wiederholungen immer noch sehr populär und hatte einen festen Platz in der britischen Fernsehgeschichte gefunden. Rowan Atkinson, Richard Curtis und Ben Elton hatten zwar viele Ideen und es gab auch verschiedene Bemühungen, eine neue Serie in Gang zu setzen, aber es war nicht gelungen, die Termine der inzwischen vielbeschäftigten Schauspieler unter einen Hut zu bekommen - bis 1999. Das New Millennium Experience Comittee, das zum Jahrtausendwechsel für die Attraktionen im Millennium Dome einen passendes Filmereignis suchte, hatte bei Rowan Atkinson und den beiden Autoren angefragt, ob eine Auferstehung von Blackadder möglich sei. Nach langen Verhandlungen stand schließlich fest, daß eine neue Blackadder-Episode in Form eines halbstündigen Kurzfilms gedreht werden sollte, produziert vom Millennium Dome, Sky, Tiger Aspect und der BBC.
Als einziger Mitwirkender war Produzent John Lloyd nicht mehr dabei, der seine Pflichten aber an seinen alten Freund Geoffrey Perkins, einem ehemaligen BBC-Mitarbeiter und Gründer von Tiger Aspect, vererbt hatte. Diese Verbindung kam nicht rein zufällig, denn seine Produktionsfirma hatte schon vorher mit Rowan Atkinson bei den erfolgreichen Mr. Bean-Episoden in den neunziger Jahren zusammengearbeitet, an der auch Regisseur Paul Weiland beteiligt war. Geschrieben wurde der Kurzfilm natürlich wieder von Richard Curtis, Ben Elton und auch Rowan Atkinson, der sich ursprünglich nach der ersten Serie als Autor ausgeklinkt hatte, aber zu dieser Gelegenheit noch einmal mit am Drehbuch schreiben wollte. Der Unterschied zu den früheren vier Blackadder-Serien konnte nicht größer sein, denn es sollte keine kleine, bescheidene Fernsehproduktion werden, sondern ein großer Kinofilm, dem ein riesiges Budget von 3 Millionen Pfund gegönnt worden war.
Richard Curtis, Ben Elton und Rowan Atkinson war klar, daß dies möglicherweise die letzte Chanche war, eine Blackadder-Geschichte zu inszenieren und hatten sich deshalb etwas ganz besonderes ausgedacht. Um nicht auf eine einzige Zeitperiode festgelegt zu sein, kam ein ähnlicher Trick wie bei Blackadder's Christmas Carol zum Einsatz: Blackadder und Baldrick unternahmen eine (unfreiwillige) Zeitreise, die sie in verschiedene Szenarien brachte, in denen kurze, aber aufwendige Sketche inszeniert werden sollten. Als Favorit aus den vorherigen Serien wurde Blackadder II ausgemacht und eine Rückkehr an den Hof von Königin Elizabeth I. ins Drehbuch geschrieben, während andere Ziele das antike römische Reich, die Schlacht von Waterloo, Sherwood Forest und eine prähistorische Begegnung mit einem Dinosaurier waren.
Rowan Atkinson hatte alle seine Kollegen gerufen - und sie waren gekommen. Miranda Richardson kehrte als Queen Elizabeth I. zurück, sogar zusammen mit Patsy Byrne als Nursie und Stephen Fry als Melchett. Letzerer hatte genauso wie sein alter Bekannter Hugh Laurie gleich mehrere Charaktere inne, von denen fast alle Inkarnationen ihrer früheren Rollen waren. Auch Tim McInnerny war wieder dabei, spielte aber nicht verschiedene Varianten von Lord Percy, sondern von seinem Charakter Darling aus der vierten Serie. Moderne Versionen der sechs Stammcharaktere waren außerdem Teil einer Rahmenhandlung in der Gegenwart. Auch Rik Mayall wurde nicht vergessen, der zwar keinen Lord Flashheart, aber eine deutlich flashheart-esque Robin Hood-Parodie spielte. Damit war die gesamte Stammbesetzung ab der zweiten Serie das erste Mal wieder wieder vereint, und dazu kamen noch einige kleine Gastauftritte wie Colin Firth als William Shakespeare, Kate Moss als Maid Marian und Simon Russell Beale als Napoleon.
Die Inszenierung war sehr aufwendig und auch vor kurzen, aber effektiven Massenszenen im alten Rom und bei der Schlacht von Waterloo wurde nicht zurückgeschreckt. Howard Goodall hatte eine komplette symphonische Filmmusik komponiert und das Blackadder-Thema wurde für den Nachspann sogar als neues Gesangsstück mit neuem Text aufgenommen. Da nicht mehr vor Publikum aufgezeichnet wurde, sonden wie bei einer großen Kinoproduktion auf 35mm-Film gedreht wurde, war der Humor nicht mehr ganz so spontan wie früher, funktionierte aber trotzdem zum größten Teil und ließ immer noch eine Menge der bissigen Blackadder-Atmosphäre von früher aufkommen. Manche Gags waren zwar mehr unter der Gürtellinie als zuvor angesiedelt, aber gerade der charakter- und dialogbasierte Humor war immer noch ganz der Alte. Insbesonders die multiplen Rollen der Stammbesetzung waren besonders gut gelungen und die Geschichte brachte einen wundervollen Abschluß der Blackadder-Saga.
Blackadder Back & Forth wurde zuerst ab dem 6. Dezember 1999 ein Jahr lang auf der großen Leinwand im Skyscape-Kino vom Millennium Dome als 70mm-Blowup-Kopie gezeigt. Die Fernsehpremiere fand 2001 im Weihnachtsprogramm von SkyOne statt, aber erst zu Ostern des darauffolgenden Jahres durfte auch die BBC den Kurzfilm ausstrahlen. Die Reaktionen waren nicht alle positiv, denn manche Kritiker bemängelten das fehlende Niveau des Humors, andere waren aber von der selbstparodistischen Wiedervereinigung der Stammbesetzung und der spannenden Inszenierung begeistert. Vielleicht lagen die negativen Kritiken daran, daß der Film mehr als Event für eine große Leinwand gedacht war und im Fernsehen, wo zuerst sogar nur eine seitlich beschnittene Fullscreen-Fassung ausgestrahlt worden war, einfach nicht mehr richtig wirkte.
Blackadders Erbe
24 Episoden und drei Specials in anderthalb Jahrzehnten mögen zahlenmäßig nicht sehr viel sein, aber bei Blackadder geht Qualität über Quantität, denn die Serie gehört zu den größten Sternstunden der britischen Fernsehgeschichte. Blackadder war auch Rowan Atkinsons größte Errungenschaft, gegen die keine seiner späteren Werke, sei es Mr. Bean, The Thin Blue Line oder Johnny English wirklich erreichen konnten. Blackadder war aber ein rein britisches Phänomen, denn durch den typisch trockenen englischen Humor blieb die Serie anderen Sprachen verschlossen und auch das amerikanische Fernsehpublikum konnte mit dem sehr speziellen Witz nicht viel Anfangen.
Durch den Erfolg von Mr. Bean im deutschen Fernsehen gab es seit 1993 auch einige Ausstrahlungen im hiesigen Fernsehen - zuerst im Original mit Untertiteln in den öffentlich-rechtlichen Kanälen, aber später auch im Privatfernsehen in einer schlecht deutsch synchronisierten Fassung, die so unwitzig war, daß sie später kaum noch gesendet wurde und seit Ende der neunziger Jahre nur noch selten die untertitelte Version zum Einsatz kam. Im Gegensatz zu Mr. Bean blieb Blackadder aber in Deutschland bis heute noch relativ unbekannt - ganz im Gegensatz zu England, wo die Serie praktisch zu einer Institution geworden ist.
Die DVD
Der Erfolg von Blackadder hatte sich nicht nur aufs Fernsehen beschränkt, sondern weitete sich seit den späten achtziger Jahren auch auf den Heimkino-Bereich aus. Nach vielen VHS-Veröffentlichungen war Blackadder ab 1999 erstmals in England als DVD erschienen, eine amerikanische Veröffentlichung war schon 2001 gefolgt. Es gab diverse Gesamt-Boxsets und seit 2006 auch eine deutsche Ausgabe mit der Synchronfassung, aber all diese Releases hatten eins gemeinsam: sie hatten eine nicht besonders gute Bildqualität und besaßen keinerlei nennenswerte Extras. Erst 2009, ein Jahr nach dem 25. Geburtstag, änderte sich dies, als die BBC sich entschieden hatte, Blackadder zu remastern und erstmals neue Extras zu produzieren.
Das Ergebnis war die Blackadder Ultimate Edition, die in England im Juni 2009 erschienen war und die Versprechungen hielt. Enthalten sind alle 24 Episoden in vorsichtig remasterten Fassungen und alle Specials - das einzige, was leider nicht dabei ist, ist der ungesendete Pilotfilm. Dafür besteht das beachtliche Bonusmaterial aus acht Audiokommentaren und insgesamt gut drei Stunden sehr unterhaltsamen und interessanten Extras. Das elegant aufgemachte Boxset besteht aus einem festen Schuber mit Prägedruck, in dem sechs seitlich geklepte Digipack-Trays in einem soliden Papp-Umschlag untergebracht sind. Trotz des fehlenden Pilotfilms, den man aber auch bei Youtube finden kann, hat dieses Boxset wirklich die Bezeichnung Ultimate Edition verdient und ist schlicht und einfach die beste Veröffentlichung der Blackadder-Saga.
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