Blackbeard's Ghost
Cover

21.08.2006 #392

von Guido Bibra

Titel Blackbeard's Ghost (Käpten Blackbeards Spukkaschemme)
Studio Walt Disney Pictures (1968)
Hersteller Buena Vista Home Entertainment (2003) EAN 4-011846-013099
DVD-Typ 5 (3,79 GB) Bitrate ø 4,99 max. 7,0
Laufzeit 103 Minuten Kapitel 12
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Deja 1
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch, Italienisch
Untertitel Englisch, Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch
Freigabe FSK 6
Extras • Keine

Der Film

Steve Walker (Dean Jones) soll als neuer Trainer des Leichtathletik-Teams vom verschlafenen Godolphin-College die kleine Uni vor den Klauen eines Geldhais retten, der auch ein altes Gasthaus, eine ehemalige Residenz des Piraten Blackbeard, in eine Spielhölle verwandeln will. Bei einer Auktion der Töchter der Freibeuter, die das Gasthaus erhalten wollen, kauft Steve ahnungslos einen alten Bettwärmer und findet ein seltsames Schriftstück darin, das sich als antiker Fluch erweist. Steve liest die magischen Worte laut, durch die Blackbeard (Peter Ustinov) von seiner Ex-Frau Aldetha verflucht wurde – und plötzlich steht der Geist des berüchtigen Piraten vor ihm, aber nur er selbst kann ihn sehen. Blackbeard muß wenigstens eine gute Tat tun, um von seinem Geister-Dasein erlöst werden, und Steve kann ihn überzeugen ihm bei seiner schwierigen Aufgabe zu helfen, das Gasthaus zu retten und dem College zum Erfolg zu helfen...

 


Mitte der sechziger Jahre konnten die Zeichentrick-Filme der Disney-Studios immer noch regelmäßige Erfolge verbuchen, aber die in den fünfziger Jahren eröffnete Realfilm-Abteilung stand immer noch im Schatten der gezeichneten Werke. Der 1966 verstorbene Walt Disney legte auf beide Studiozweige großen Wert, aber trotzdem entstanden nur wenige Realfilme, die die Beliebtheit von 20.000 Leagues under the Sea oder Mary Poppins ereichen konnten. Einige der letzten Filme, die Walt Disney noch persönlich in die Wege geleitet hatte, erwiesen sich aber als gar nicht so schlecht – darunter unter anderem The Love Bug und der kaum bekannte Blackbeard's Ghost, einer der wenigen Disney-Filme mit Piraten-Thema.

Schon 1950 entstand in den Disney-Studios eine Realverfilmung von Robert Louis Stevensons klassischer Piraten-Geschichte Treasure Island, aber ansonsten standen Piraten bei Disney trotz der Pirates of the Caribbean-Attraktion in Disneyworld nicht besonders hoch im Kurs. Auch Blackbeard's Ghost war überhaupt kein traditioneller Piraten-Film, sondern spielte in der Gegenwart und war als familientaugliche, harmlose Komödie konzipiert. Der Plot wurde aus verschiedenen Versatzstücken früherer Disney-Filme zusammengeschustert und ist eine ganz herkömmliche und nicht besonders originelle Slapstick-Komödie – trotzdem wurde der Film dank der Darsteller sehr spannend und unterhaltsam.

Jemand bei Disney hatte nämlich den großartigen Einfall, Captain Blackbeard mit einem der wandlungsfähigsten Schauspieler der sechziger Jahre zu besetzen: Peter Ustinov, Autor, Schauspieler, Filmemacher und Allround-Entertainer war mit seinem manchmal bissigen und unberechenbaren Humor war zwar nicht der offensichtliche Kandidat für einen Disney-Film, aber mit Sicherheit die beste Wahl für die Rolle. Wer sonst hätte schon aus dem blutrünstigen Captain Blackbeard einen beinahe symphathischen, humorvollen Charakter machen können ohne dabei lächerlich oder kindisch zu wirken?

Die Geschichte veralbert den Piraten natürlich nach Strich und Faden, aber Peter Ustinov läßt trotz der scriptbedingten Verharmlosung immer noch durchschimmern, daß mit Blackbeard nicht zu spaßen ist. Aber die schlimmsten Sünden, die sich der Pirat in der Disney-Version gönnen darf, ist sich mit seinem geliebten Rum zu betrinken und mit seinem Säbel herumzurasseln. Beinahe wäre Blackbeard fast nur ein liebenswerter Trunkenbold gewesen, wenn Peter Ustinov der Figur nicht noch seinen ganz besonderen Stil gegeben hätte.

Die anderen Schauspieler gehören zwar größtenteils zur Disney-Standardtruppe, können sich aber trotzdem ganz gut behaupten. Dean Jones war schon seit Mitte der sechziger Jahre einer der größten Stars des Disney-Realfilmimperiums und als netter junger Mann von Nebenan der beste Kandidat für familientauglige Unterhaltung. Andere Schauspieler hätten sich vielleicht in dieser Rolle lächerlich gemacht, aber Dean Jones schafft es hier genauso wie in seinen anderen Disney-Auftritten genau zwischen Ernst und Blödsinn zu balancieren.

Als Partnerin bekam Dean Jones die Schauspielerin Suzanne Pleshette an die Seite gestellt, denn wie bei vielen anderen Filmen gehört auch zu Blackbeard's Ghost eine kleine, harmlose romantische Liebesgeschichte. Die Schauspielerin war schon zuvor mehr auf humorvolle Rollen abonniert, aber hier spielt sie eine der resoluten, halb-emanzipierten jungen Ladies der späten sechziger Jahre, die fast immer am Ende des Films den Helden heiraten dürfen. Dieser Stereotyp kann Suzanne Pleshette aber nicht davon abhalten einen ziemlich bodenständigen Charakter zu spielen, der als Ausgleich für die quirlige Rolle von Dean Jones gedacht ist.

Die Show stiehlt den beiden "Romantic Leads" abe eine Schauspielerin, die schon in den dreißiger Jahren in Hollywood Furore machte: Elsa Lanchester war die Bride of Frankenstein und hat in Blackbeard's Ghost zwar die undankbare Rolle einer etwas übergeschnappen alten Lady, macht aber genauso wie Peter Ustinov weitaus mehr aus dem Charakter, als auf dem Papier steht. Die anderen Nebendarsteller verblassen gegen das Quartett Ustinov-Jones-Pleshette-Lanchester jedoch etwas, obwohl sie sich Mühe geben - besonders Joby Baker als Gangster Silky Seymour wirkt wie ein Comedy-Act aus den Fernsehshows der fünfziger Jahre.

Die Story des Films, nach Ben Stahls Buchvorlage von den Disney-Hausautoren Bill Walsh und Don DaGradi umgesetzt, hat eigentlich mit einem klassischen Piratenfilm überhaupt nichts zu tun, sondern versetzt den Freibeuter kurzerhand als Geist in die Gegenwart. Dafür ist die Geschichte aber relativ komplex aufgearbeitet worden - der Grund für Blackbeards Erscheinen wirkt sogar unnötig konstruiert für eine simple Disney-Komödie. Bis die Vorgeschichte erst einmal erzählt ist und Blackbeard das erste Mal auftaucht, vergehen schon gute zwanzig Minuten und auch ansonsten läßt sich der Film erstaunlich viel Zeit.

An der Inszenierung gibt es aber nichts zu beanstanden. Regisseur Robert Stevenson (nicht zu verwechseln mit Treasure Island-Autor Robert Louis Stevenson) war seit The Absent-Minded Professor für fast alle großen Disney-Realfilme zuständig und setzte auch Blackbeard's Ghost sehr professionell, aber vorlagengemäß unspektakulär um. Während die Story des Films relativ komplex ist, ist die episodenhafte Struktur sehr einfach geraten und wirkt sogar ziemlich zusammengestückelt. Daß man für den mittleren Teil nur auf eine Leichtatlethik-Meisterschaft zurückgegriffen hat ist eigentich ein Wunder, aber mit der amerikanischsten aller Sportarten, dem Baseball, hätte man nicht soviel Slapstick-Unsinn treiben können.

Den Humor bezieht Blackbeard's Ghost hauptsächlich daraus, daß der Pirat nur von Steve Walker gesehen werden kann - ein schon lange erprobtes Konzept, dessen Inszenierung zu vielen mehr oder weniger gelungenen physikalischen Gags und Spezialeffekten führt, die hauptsächlich für die jüngeren Zuschauer gedacht sind. Erwachsene dürften dagegen mehr Spaß an den Kapriolen von Peter Ustinovs Blackbeard Spaß haben, dessen hintergründige Anspielungen Kindern größtenteils verborgen bleiben. So funktioniert Blackbeard’s Ghost wie die meisten Disney-Realverfilmungen aus den sechziger Jahren gleich auf zwei Ebenen ganz ausgezeichnet – etwas was heutzutage bei Disney kaum noch geboten wird.

Fast vierzig Jahre später ist Blackbeard's Ghost immer noch ein kleiner, amüsanter Film, der zwar ein Relikt aus den sechziger Jahren ist, aber dank seiner sympathischen Darsteller immer noch sehr gut unterhalten kann. Letztendlich ist der Film immer noch um Meilen besser als die Massenware, die heute aus den Disney-Studios kommt.

Die DVD

Blackbeard's Ghost wurde im Sommer 2003 von Disney in Deutschland erstmals als DVD veröffentlicht, und das überraschenderweise sogar besser als ein Jahr vorher in den USA: zwar enthält die deutsche DVD auch einen Fullframe-Transfer, der aber nicht Pan&Scan, sondern Open-Matte ist und keine Bildteile verliert. Es gibt keinerlei Extras, noch nicht mal einen Trailer – aber um den Film inklusive seiner englischen Originalfassung zu bekommen, reicht diese unspektakuläre DVD völlig aus.

Leider scheint die hier rezensierte deutsche Version der DVD unter dem Titel Käpten Blackbeards Spukkaschemme schon einige Zeit out-of-print zu sein und ist noch nicht einmal mehr bei Ebay zu bekommen. Wer nicht auf die deutsche Synchronfassung angewiesen ist, kann aber auf die englische oder australische Veröffentlichung zurückgreifen - hinter denen steckt die gleiche Region 2/4-PAL-DVD, die zwar keinen deutschen Ton, aber das gleiche Bildmaster wie die deutsche DVD hat.



Bild

Blackbeard's Ghost ist in den USA nur in einer ziemlich enttäuschenden Pan&Scan-Fassung auf DVD erschienen, aber die europäischen und australischen PAL-Versionen verwenden ein völlig anderes Bildmaster, das zwar auch kein Widescreen-Format bietet, aber zumindest Open-Matte ist und daher kaum etwas vom Bild wegschneidet. Die Bildkomposition sieht auch in 1.33:1 gut aus, aber am oberen und unteren Bildrand ist fast immer etwas toter Raum sichtbar. Der Transfer scheint etwas älteren Datums zu sein, hat aber trotzdem noch eine ganz akzeptable Bildqualität.

Die verwendete Filmvorlage ist in einem mittelprächtigen Zustand und wurde überhaupt nicht restauriert, wodurch noch diverse Filmartefakte zu sehen sind. Kratzer, Fussel und andere Verschmutzungen tauchen auf, halten sich aber in erfreulichen Grenzen und stören nur geringfügig - die meisten gehen in den Details des Bilds unter. Von Aktwechselmarkierungen oder anderen großflächigen Beschädigungen bleibt man allerdings verschont, und auch der Bildstand ist überraschend stabil.

Die Schärfe ist für einen 35mm-Film noch gerade akzeptabel, aber gerade dadurch zeigt sich daß der Transfer schon einige Jahre auf dem Buckel haben muß - heute könnte man aus so einer Vorlage noch viel mehr Details herauskitzeln. Auf einer ganz normalen Fernsehbildröhre macht das Bild aber trotzdem einen durchaus scharfen und gar nicht schwammigen Eindruck, Projektor-Material ist diese DVD allerdings nicht. Der Bildstand ist bis auf ein paar kleine Ruckler einigermaßen ruhig und leistet sich keine großen Ausfälle.

Das Farbtiming entspricht einem typischen Technicolor-Film aus dieser Zeit: warm und etwas pastellfarben. Blackbeards Ghost ist ein sehr farbenfroher Film, und das kommt auf dieser DVD ganz gut zur Geltung - lediglich manche dunkle Sequenzen erscheinen ein wenig detailarm, weil Kontrast und Helligkeit ein bißchen zu schwach ausgepegelt sind. Sonst gibt es an den Farben aber nicht viel auszusetzen, auch wenn ein etwas ausgewogeneres Farbtiming sicher möglich gewesen wäre.

Es ist ein bißchen Schade, daß Disney kein Interesse hat von Filmen wie Blackbeards Ghost neue Abtastungen im Originalformat zu machen, aber man kann schon froh sein daß es überhaupt einen halbwegs ordentlichen Transfer des Films gibt - so kann man mit dieser Abtastung doch ganz zufrieden sein.

Ton

Genauso wie beim Bildtransfer wurde auch beim Ton nicht allzuviel Aufwand betrieben, aber zumindest die englische Spur ist für ihr Alter in einem ganz anständigen Zustand, wenn man bedenkt daß keinerlei Restaurierungsarbeiten stattgefunden haben. Auch ein 5.1-Upmix wie bei manchen anderen älteren Disney-Filmen wurde hier nicht gemacht, so daß man die ursprünglichen Mono-Abmischungen geboten bekommt.

Die englische Originalfassung kann sich erstaunlich gut behaupten, offenbar stand eine Magnetton-Quelle zur Verfügung. Zwar sind die üblichen altersbedingten Einschränkungen nicht vermeidbar, aber Frequenzgang und Dynamik sind auch nicht so schlecht als daß man sich die Ohren zuhalten müßte. Die Musik ist etwas baßarm, aber in den hohen Frequenzen dafür recht großzügig, ohne daß dabei hörbare Verzerrungen entstehen. Dialoge und Geräusche hören sich gelegentlich etwas dünn an, aber die Stimmen sind immer klar und deutlich verständlich. Auffallen tut sonst nur noch der etwas erhöhte Grundrauschpegel, dafür ist die Tonspur aber auch nicht totgefiltert worden.

Die deutsche Synchronfassung stammt dagegen von einer Lichttonspur und hört sich auch dementsprechend an. Deutliches Knistern, Rauschen und der gelegentliche Knackser lassen die deutsche Tonspur wie eine alte Schallplatte klingen, und auch der sonstige Klang ist sehr flach und gedrückt. Die Stimmen sind zwar gut verständlich, klingen aber im Vergleich zur englischen Fassung sehr pappig und S-Laute neigen manchmal zu deutlichem Zischen. Trotzdem klingt die deutsche Fassung immer noch besser als die italienische Version, die sich dagegen wirklich mieserabel anhört.

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