Creature from the Black Lagoon
Nachdem Universal 1953 mit Jack Arnolds It came from Outer Space gleichzeitig sehr erfolgreich in den Markt der Science-Fiction-Filme und 3D-Produktionen eingestiegen war, wollte das Studio schnell mehr von dieser Art. Ein nicht zu unterschätzender Beitrag kam von Produzent William Alland, der schon It came from Outer Space in die Wege geleitet hatte und eine Idee hatte, die sich zum letzten originalen Universal-Monster der Studiogeschichte entwickeln sollte.
Alland begann seine Karriere in den dreißiger Jahren als Schauspieler in New York und traf dort als Mitglied der Mercury Theatre Player Group auch Orson Welles, mit dem er 1938 an der berühmten, panikerzeugenden Radio-Hörspielversion von War of The Worlds zusammenarbeitete. Alland wurde ein guter Freund von Orson Welles und trat in einigen seiner Filme auf, darunter auch Citizen Kane. Zu dieser Zeit war Alland bei Welles einmal zu einem Abendessen eingeladen und hörte vom mexikanischen Kameramann Gabriel Figueroa die unheimliche Geschichte einer im Amazon lebenden Halb-Fisch-Halb-Mensch-Kreatur, der einmal im Jahr an Land kommt um sich eine menschliche Frau zu entführen.
Jahre später wurde William Alland Produzent bei Universal und war zuerst für eine Reihe von Western und sogar einen Film mit Horror-Koryphäe Boris Karloff zuständig, bis er 1953 erstmals mit Jack Arnold zusammenarbeitete. Zu dieser Zeit suchte Alland auch ein völlig neues Konzept für einen Monster-Horrorfilm und erinnerte sich an die Folklore-Geschichte des Kiemenmanns, die er vor Jahren von Gabriel Figueroa gehört hatte. Er schrieb ein kurzes, dreiseitiges Konzept mit dem Titel The Sea Monster, daß von der Universal-Führungsetage sofort dankend angenommen wurde.
Während Alland für It came from Outer Space den Science-Fiction-Autor Ray Bradbury für die Entwicklung des Drehbuchs gewinnen konnte, war er bei seinem neuen Projekt auf studioeigene Leute angewiesen. Maurice Zimm war der erste, der sich an dem Stoff versuchte, wurde aber nach nur einem 57-seitigen Draft, nun mit dem Titel Black Lagoon, kurzzeitig durch Leo Liebermann ersetzt – aber das Drehbuch war noch so schlecht, daß Universal das Projekt ablehnte. William Alland gab aber nicht auf und setzte Arthur Ross auf das Drehbuch an, der es schaffte die Geschichte richtig in Form zu bringen.
Ross bemerkte, daß die Idee des Kiemenmanns nichts weiter als eine Fortsetzung der traditionellen Monster aus den dreißiger und vierziger Jahren war, für die Universal berühmt geworden war. Tatsächlich verwandelte Ross das Drehbuch mehr oder weniger unbewußt in eine Unterwasser-Version von King Kong – Jahre später gab William Alland sogar zu, daß dies genau seine Absicht gewesen war. Während die oberflächliche Story wirklich sehr an den 1933 gedrehten King Kong erinnert, ist das titelgebende Monster ein hundertprozentiges Original, das weder in der Literatur noch auf der Leinwand zuvor sein Unwesen getrieben hatte.
Es war aber wieder Harry Essex, der sich wie bei It came from Outer Space mit einer minimalen Bearbeitung des Scripts den alleinigen Drehbuch-Credit verschaffte, denn Universal war Arthur Ross’ sehr weit ausgearbeitete Version der Geschichte noch nicht genug, so daß sie einen “professionellen” Screenwriter auf den Plan rufen. Tatsächlich war es aber Ross, der die schwache Geschichte in einen packenden Horrorthriller verwandelte und praktisch alle einschlagenden neuen Ideen hatte.
Der zentrale Punkt von Arthur Ross Geschichte war, daß sich das Monster (nach King Kong-Vorbild) in die Freundin des Wissenschaftlers verguckt und sie entführt, angereichert mit etwas Krach im Forscherteam, von denen einer die Kreatur nur studieren, der andere aber kaltblütig um die Ecke bringen will. Eine weitere Besonderheit des Konzepts war, daß das Monster nicht völlig unsympathisch war - der Kiemen-Mann sollte das eigentliche Opfer der Geschichte sein und nur gewalttätig wird, wenn er angegriffen wird oder sein Revier verteidigt.
Als Regisseur suchte sich William Alland natürlich Jack Arnold aus, der den Produzenten mit seiner handwerklich soliden und originellen Inszenierung von It came from Outer Space begeistert hatte und auch für das Studo die beste Wahl war. Arnold hatte bewiesen, daß er sowohl mit Science-Fiction als auch dem 3D-Filmformat sehr gut umgehen konnte, aber für Alland hatte Jack Arnold noch einen weiteren Vorteil: der Regisseur verstand ganz genau, was sein Produzent von ihm erwartete – was zu dieser Zeit in Hollywood eigentlich eine Seltenheit war.
Universal hatte kurze Zeit überlegt Creature from the Black Lagoon, wie der Titel letztendlich hieß, in Farbe und 3D zu drehen, aber weil dies einen Aufpreis von mindestens 100.000 Dollar bedeutet hätte und man auf das 3D-Format nicht verzichten wollte, wurde nur in Schwarzweiß gedreht – nicht unbedingt eine künstlerische, sondern eine rein finanzielle Entscheidung. Außerdem brachte der Film noch ein weiteres Problem mit sich: eine nicht geringe Anzahl von Szenen sollte sich unter Wasser abspielen und bisher hatte noch niemand wasserdichte Gehäuse für eine 3D-Kamera-Vorrichtung gebaut, geschweige denn damit unter Wasser gefilmt. Es mußte also eine entsprechende technische Ausrüstung entwickelt werden, die auch noch kräftig aufs Budget schlug, wodurch an Farbfilm gar nicht mehr zu denken war.
Die Auswahl der Schauspieler war jedoch kein großes Problem – der erste Charakter, die gecastet wurde, war die weibliche Hauptrolle, weil diese den Studio-Chefs am allerwichtigsten war – schließlich mußte man dem Monster einen besonderen Anreiz geben. Ausgewählt wurde schließlich Julie Adams, die seit den frühen fünfziger Jahren bei Universal unter Vertrag stand und schon in mehr als zwanzig Filmen, hauptsächlich Western, mitgewirkt hatte, bevor sie die zweifelhafte Ehre hatte für einen Horrorfilm eingeteilt zu werden. Die junge Schauspielerin war davon nicht besonders begeistert, stellte aber dann doch fest daß sie nicht in einem drittklassigen B-Movie, sondern in einer sehr aufwendigen und anspruchsvollen Produktion gelandet war, in der sie weit mehr zu tun hatte als nur gut auszusehen und herzhaft zu schreien.
Für Julie Adams wurde zwar extra ein neuer, damals ziemlich gewagter neuer Badeanzug entworfen, aber ihre dunkle Haarfarbe bewahrte sie offenbar davor als typische blonde Scream Queen gecastet zu werden. Kay Lawrence, ihr Charakter, war weitaus intelligenter als so manche andere Horrorfilm-Nebenrolle und hatte genauso viel Dialog wie ihre männlichen Kollegen. Für den smarten Wissenschaftler David Reed wandte sich Jack Arnold wieder an Richard Carlson, der schon in It came from Outer Space eine ganz ähnliche Rolle gespielt hatte und die erste Wahl des Regisseurs war. Auch in Creature from the Black Lagoon schaffte Carlson es wieder, eine gewisse Seriösität auszustrahlen – was relativ ungewöhnlich war, denn bisher waren in den Universal-Horrorfilmen die Wissenschaftler immer die verrückten Bösewichte.
Wenn es einen Bösewicht in Creature from the Black Lagoon gibt, dann ist es nicht das Monster, sondern David Reeds Kollege Mark Williams, der ziemlich machohaft und deftig von Richard Denning gespielt wird. Seine Rolle ist mehr die des Großwildjägers als des Wissenschaftlers und damit ein perfekter Gegensatz zum rationalen Reed, denn Williams würde die Kreatur am liebsten abknallen und ihren Kopf über seinen Kamin hängen. Als humorvolle Abwechslung zu den ernsten Charakteren wurde der Schiffkapitän Lucas in die Geschichte integriert, der mit seinen schlauen Weisheiten und der typisch südländischen Verschlagenheit eine dringend benötigte Lockerheit in die Geschichte bringt. Gespielt wird Lucas von dem Hollywood-Veteranen Nestor Pavia, der trotz seiner spezialisierung auf südländische Charaktere eingeborener Kalifornier war und besonders lateinamerikanische Akzente perfekt nachahmen konnte.
Auf der Suche nach einem idealen Drehort für die schwarze Lagune stieß Produzent William Alland auf Wakulla Springs in Florida, ein wunderschönes Flußgebiet das seit Jahrzehnten im Privatbesitz und praktisch im Urzustand gebieben war. Die Touristenattraktion war besonders für ihr klares Wasser und die hervorragenden Tauchmöglichkeiten bekannt, es wurden sogar schon einige Filme dort zuvor gedreht. Wakulla Springs wurde aber nur für die Unterwasser- und Hintergrundaufnahmen des zweiten Drehstabs ausgesucht - die Dreharbeiten mit den Hauptdarstellern fanden dagegen ausschließlich in Kalifornien in den Universal-Studios und im Park Lake, einer Missisippi-Nachahmung in Universals Vergnügungspark, statt. Die Rita, das Boot auf dem die Forscher unterwegs sind, war ein echtes Boot das auf dem Park Lake fuhr, aber das Deck wurde auch im Studio für bequemere Innenaufnahmen nachgebaut.
Eine große Herausforderung war das Design des Monsters, das von Grund auf neu erschaffen werden mußte. Das Aussehen des Kiemenmanns wurde von der Zeichnerin Milicent Patrick entworfen, die als stille Mitarbeiterin in Universals Produktionsdesign-Abteilung arbeitete, aber selten namentlich anerkannt wurde. Dafür sorgte Universals Makeup-Chef Bud Westmore, der sich genauso wie Screenwriter Harry Essex gerne unverdienten Ruhm auf Kosten seiner Mitarbeiter verschaffte – er organisierte zwar seine Abteilung, war aber künstlerisch nur selten beteiligt. Die wirkliche Arbeit machten Milicent Patrick, Robert Hickman, Jack Kevan und Chris Mueller, die den Monster-Anzug gestalteten und herstellten – nicht nur ein Exemplar, sondern zwei, weil die Dreharbeiten gleichzeitig in Kalifornien und Florida stattfanden und die Kreatur zwei Darsteller hatte.
Als sich Jack Arnold und Kameramann Scotty Welbourne in Florida Wakulla Springs ansahen, wurden sie von einem jungen Studenten namens Ricou Browning herumgeführt, der gelegentlich auch Wasser-Shows in der Gegend produzierte und ein sehr guter Taucher war. Mit ihm machten sie auch die ersten Testaufnahmen, und einige Wochen später fragten sie ihn, ob er das Monster in den Unterwasser-Szenen spielen wollte. Ricou Browning sagte zu und begann damit eine äußerst erfolgreiche Film- und Fernsehkarriere, wurde aber trotz Protest nicht in den Credits genannt. Seine Arbeit unter Wasser war nicht leicht, denn der Monster-Anzug hatte keine Sauerstoff-Behälter und Browning mußte zum Luftholen einen Sauerstoff-Schlauch benutzen – zum Glück beherrschte er diese Technik als professioneller Taucher sehr gut.
Das Monster – von den Filmemachern liebevoll „The Beastie“ genannt – hatte in den Szenen, die in Kalifornien gerdeht wurden, jedoch einen anderen Darsteller. Wegen den parallel stattfindenden Dreharbeiten an der West- und Ostküste war schon von vorneherein geplant, einen zweiten Schauspieler für die Kreatur zu engagieren, den die Filmemacher mit dem fast zwei Meter großen Ben Chapman durch Zufall auch schnell fanden. Chapman, der bisher nur kleine Nebenrollen gespielt hatte bevor er für den Koreakrieg eingezogen wurde, war begeistert davon den Kiemenmann spielen zu können, obwohl ihm genauso wie Ricou Browning keinerlei namentliche Anerkennung zuteil wurde. Trotzem
Das schaurigste Monster kann seine Wirkung aber nur mit der entsprechenden musikalischen Untermalung richtig entfalten, aber bei Universal war es in den fünfziger Jahren nicht üblich namhafte Komponisten zu beschäftigen. Stattdessen hatte das Studion eine Menge von Musikschreibern unter Vertrag, die je nach Bedarf einzelnen Projekten zugewiesen wurden. Für Creature from the Black Lagoon wurden drei Komponisten beschäftigt: Herman Stein schrieb die Titelmusik, die berühmte dreinotige Creature-Fanfare und einige Hintergrundmusik, Henry Mancini war für die romantischeren Melodien zuständig und Hans Salter schrieb handfeste Horrormusik.
Universals Experiment, nach den großen Film-Monstern der dreißiger und vierziger Jahre noch eine ganz neue Figur ins Spiel zu bringen, war geglückt: die Fans hatten großen Spaß am Film, der mit einer großen Werbeaktion in den USA anlief. Die Kritiker waren zwar anfänglich nicht so begeistert, mußten aber auch zugeben daß es sich um einen der besseren Gruselfilme der fünfziger Jahre handelte, der mehr als nur billige Schockeffekte bot. Obwohl der Film zu seiner Premiere besonders wegen den plastischen Unterwasseraufnahmen begeisterte, ist Creature from the Black Lagoon auch in ganz normalem Schwarzweiß auch ziemlich beeindruckend und effektiv – auch fünfzig Jahre nach der Entstehung.
Revenge of the Creature
Schon als Creature from the Black Lagoon nur eine Akte auf dem Schreibtisch der Universal-Führungsetage war, wurde darüber nachgedacht den Film gleich für eine Fortsetzung offenzuhalten. Genau das wurde schließlich auch getan, und weniger als ein Jahr nach der Premiere des ersten Films begannen die Arbeiten an der Fortsetzung – wieder unter der Leitung von Produzent William Alland und seinem Regisseur Jack Arnold, die das Sequel schon von Anfang an genauestens geplant hatten.
Die Story des Films wurde diesmal von William Alland selbst ausgearbeitet und von Drehbuchautor Martin Berkeley fertiggestellt – Harry Essex wurde erst gar nicht mehr gefragt, wodurch das Drehbuch nicht mehr ganz so viele Permutationen wie beim ersten Film durchmachte. Die Geschichte war nicht direkt ein Remake des Vorgängers, sondern eine richtige Fortsetzung, auch wenn die Ereignisse von Creature from the Black Lagoon mehr oder weniger in einer anderen Szenerie wiederholt wurden – das Konzept, das Monster in die Zivilisation zu holen und wie in einem Zoo auszustellen, stammt natürlich wieder aus King Kong. Der Kiemen-Mann sollte sich wieder in eine Frau vergucken, nur diesmal sollte dies in seiner Gefangenschaft passieren, damit die Kreatur unter vielen Menschen herumwüten kann. Es blieb aber das Grundkonzept erhalten, daß der Kiemen-Mann im Prinzip friedlich ist und sich nur verteidigt – nicht er ist das Monster, sondern eigentlich die Wissenschaftler die ihn quälen.
Jack Arnold wollte nicht den Eindruck erwecken, daß Revenge of the Creature nur ein einfaches Remake wäre und machte bei der Besetzung einen klaren Schnitt – neue Hauptdarsteller mußten her, auch wenn die Rollen im Prinzip ganz ähnlich waren. Julie Adams wurde durch Lori Nelson als Wissenschaftlerin Helen Dobson ersetzt, die, wie es schon in den frühen Versionen von Creature from the Black Lagoon geplant war, blonde Haare hatte, aber deswegen keine dem typische Rolle spielte. Die Schauspielerin war zwar wenig begeistert, daß sie in einem Horrorfilm mitspielen sollte, aber genauso wie ihre Vorgängerin machte sie schnell die Erfahrung daß ihr Charakter nicht so dumm wie vermutet war und die Dreharbeiten eine Menge Spaß machen. Lori Nelson drehte sogar ihre Unterwasser-Szenen selbst, weil sie für Underwater! kurze Zeit zuvor ihren Tauchschein gemacht hatte und so bestens für die Rolle geeignet war.
Für die männliche Hauptrolle des Professor Clete Ferguson suchte sich Jack Arnold John Agar aus, der zuerst ins Rampenlicht kam als er 1945 Shirley Temple heiratete und vom Ex-Soldaten zum Nachwuchsschauspieler wurde – die Ehe mit dem ehemaligen Kinderstar Temple hielt nur knappe fünf Jahre, was Agars Karriere als Schauspieler aber nicht schadete. Vor Revenge of the Creature war er noch nicht mit Science-Fiction oder Horrorfilmen in Kontakt gekommen, aber für Jack Arnold war er die ideale Besetzung für einen klugen Professor. Wie Richard Carlson konnte auch John Agar die manchmal etwas seltsamen Dialoge immer völlig seriös herüberbringen, ohne dabei unglaubwürdig zu wirken.
Als einziger Schauspieler aus dem ersten Film war wieder Nestor Pavia als der Amazonas-Kapitän Lucas dabei – und Ricou Browning, der wieder den Kiemen-Mann unter Wasser spielte und durch einen komplett neu gestalteten Monster-Anzug nun auch endlich Sauerstoff-Flaschen hatte. Browning bemühte sich wieder um eine namentliche Nennung im Abspann, die er aber immer noch nicht bekam – dafür durfte er in einer kurzen Nebenrolle als Labortechniker auch einmal ohne Maske vor die Kamera. Für die wenigen Szenen, in der der Kiemen-Mann außerhalb des Wassers zu sehen ist, wurde der Stuntman Tom Hennessy engagiert, der jedoch nicht allzuviel zu tun hatte weil das Monster die meiste Zeit unter Wasser zu sehen ist und nur am Ende des Films an Land kommt.
Gedreht wurde Revenge of the Creature nicht wieder gleichzeitig an der West- und Ostküste, sondern komplett in Florida vor Ort – dort diente das Marineland-Aquarium als Hauptschauplatz, in dessen großem Becken auch alle Unterwasser-Aufnahmen gemacht wurden. Die Schauspieler, die diesmal nicht von Unterwasser-Stuntmen gedoubled wurden, mußten sich das Wasser nicht nur mit Ricou Browning im Kiemenmann-Anzug teilen, sondern mit einer ganzen Menge von Fischen aller Art. Darunter waren auch bissige Piranhas und Hai, die aber zur Beruhigung aller Mitwirkenden regelmäßig gefüttert wurden und Schauspieler und Filmcrew weitgehend in Ruhe ließen, aber eine bemerkenswerte Szenerie boten.
Gedreht wurde wieder im 3D-Format, aber aus Kostengründen nur in Schwarzweiß. Schon 1955 begann die Popularität der 3D-Filme abzunehmen – die Aufnahmetechnik war nicht das Problem, sondern die komplizierte Wiedergabe auf zwei Projektoren: die vielen Pannen bei der 3D-Wiedergabe in den Kinos machte das Format für viele Zuschauer zu einer großen Enttäuschung. Nur wenige Vorstellungen in besonders gut ausgerüsteten Kinos waren in der Lage den dreidimensionalen Zauber so wiederzugeben, wie es sich die Filmemacher gedacht hatten – Revenge of the Creature war deshalb eine der allerletzten 3D-Produktionen von Universal und wurde sogar 1955 hauptsächlich als normaler Schwarzweißfilm gezeigt.
Revenge of the Creature ist keine typisches Hollywood-Sequel, sondern eine Fortsetzung die aus dem gleichen Guß wie ihr Vorgänger zu kommen scheint. Produzent William Alland und Regisseur Jack Arnold schafften es das besondere Rezept von Creature from the Black Lagoon nochmals zu verbessern und kein Remake, sondern eine gar nicht überflüssige Fortsetzung zu drehen, die das beste aus dem einzigen neuen Film-Monster der fünfziger Jahre gemacht hat.
The Creature Walks Among Us
Eigentlich wollte Jack Arnold, der das Kinopublikum mit Creature from the Black Lagoon und Revenge of the Creature mitte der fünfziger Jahre das Kinoublikum mit dem Kiemen-Mann erfolgreich gruselte, keinen dritten Film mehr mit dem Unterwasser-Monster mehr drehen. Arnolds Produzent William Alland wollte aber unbedingt noch einen dritten Film inszenieren, und auch die Universal-Studiochefs waren der Meinung daß aus dem Franchise noch mehr Geld zu holen war – allerdings ohne Jack Arnold als Regisseur, denn er war zurecht der Meinung nichts neues mehr mit dem Thema anfangen zu können.
William Alland ließ nach seinen Ideen von Drehbuchauthor Arthur Ross eine Geschichte entwickeln, die die Originalität der Vorgänger aber nicht erreichen konnte weil das wachsame Auge von Jack Arnold fehlte und möglichst billig produziert werden sollte. Die Story, in der der Kiemen-Mann noch einmal gefangen, durch einen Brandunfall seine Kiemen verliert und von diesmal wirklich etwas übergeschnappten Wissenschaftlern zum halben Menschen umfunktioniert wird, gerät zur langweiligen medizinischen Soap-Opera der Marke “Wird er denn die Nacht überleben?”. Zusätzlich wird noch ein Ehedrama in die Geschichte eingebracht, in das der Kiemen-Mann auch noch eingreifen darf.
Das schwache Drehbuch, offenbar aus verworfenen Versatzstücken aus den anderen Filmen zusammengeschustert, wurde von John Sherwood so gut wie möglich inszeniert. Sherwood war eigentlich lange Zeit Regieassistent bei Universal und war eine deutliche Verlegenheitslösung, weil sich sonst niemand des Films annehmen wollte. Der Regisseur gibt sich Mühe den Stil von Jack Arnold noch ein drittes Mal umzusetzen, aber da schon im Drehbuch nicht mehr viel davon übrig war, gelang dies nicht besonders gut. The Creature Walks Among Us ist handwerklich durchaus gelungen, aber inhaltlich herrscht gähnende Leere.
Auch die Schauspieler geben sich große Mühe, über die Defizite des Scripts hinwegzukommen, sind dabei aber auch nicht sehr erfolgreich, weil die Charaktere zum dritten Mal praktisch genau gleich wie ihre Vorbilder sind: zwei Wissenschaftler, einer von ihnen gut (Rex Reason), einer böse (Jeff Morrow) und eine Damsel in Distress (Leigh Snowden) – alle drei waren Universal-Vertragsschauspieler, die sich in ihren Rollen sichtbar unwohl fühlten, aber dennoch das beste aus der Situation machten.
Am schlimmsten von den Einsparungen war jedoch der Kiemen-Mann selbst betroffen: Ricou Browning wurde erst gar nicht mehr für Unterwasseraufnahmen gebraucht, weil diese Szenen aus Outtakes und nicht verwendetem Material aus der vorherigen Filmen zusammengeschnitten wurden. Für die Szenen an Land griffen die Filmemacher zu einem billigen Trick: nach seiner “Operation” wurde das Monster einfach in einen übergroßen Pyjama gesteckt, damit Schauspieler Don Megowan (der Dritte, der das Beastie außerhalb des Wassers spielte) nur noch eine Kopfmaske tragen mußte. Das in den früheren Filmen so beeindruckende Monster wurde zu einem lächerlichen, vermenschlichten Riesen mit Gummimaske degradiert und war ganz und gar nicht mehr furchteinflößend.
Auch das 3D-Format wurde aus Budgetgründen gestrichen, wodurch das letzte Element wegfiel, was den schwachen Film vielleicht noch hätte retten können. So wurde The Creature Walks Among Us zu dem, was seinen Vorgängern immer zu unrecht vorgeworfen wurde: ein billiger kleiner B-Movie ohne Anspruch, der nur zum schnellen Geldmachen heruntergekurbelt wurde.
Die DVD
Creature from the Black Lagoon wurde bereits 2000 von Universal in den USA als sehr solide DVD mit guter Bild- und Tonqualität und hervorragenden Extras herausgebracht. Vier Jahre später wurde die erste DVD mit einer zweiten Disc ergänzt und in der Reihe der Universal Monster Legacy Collections neu veröffentlicht. Auf der zweiten DVD befanden sich die beiden Fortsetzungen Revenge of the Creature und The Creature Walks Among Us, die sogar von neuen Kommentarspuren und Trailern ergänzt wurden.
Die Creature from the Black Lagoon Legacy Collection ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein Studio das meiste aus seinen Filmklassikern machen kann – hier stimmen Inhalt, Präsentation und Verpackung gleichermaßen gut. Das besonders edle Digipack in Buchform wird von einem Pappschuber mit schickem transparenten Fenster umschlossen, dessen Design man nur als gelungen bezeichnen kann. Bei einem Listenpreis von ca. 25 Dollar für alle drei Filme inklusive den sehr interessanten Extras kann man für dieses DVD-Set nur eine ausdrückliche Kaufempfehlung aussprechen – diese Klassiker gehören in jedes DVD-Regal.
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