Der Film
Im Jahre Null wird zufällig in einem Stall direkt neben dem von Maria und Josef ein Junge namens Brian geboren. Das verwirrt sogar die drei Weisen aus dem Morgenland, die zwar dem richtigen Stern gefolgt sind, aber zuerst beim falschen Baby landen. Dreiunddreißig Jahre später predigt Marias Sprößling in Jerusalem auf einem Berg, während Brian zu seinem Entsetzen von seiner Mutter erfährt, daß er nur zur Hälfte Jude ist und sein Vater ein römischer Zenturion war. Er schließt sich der Volksfront von Judäa an und versucht die Aktivistin Judith zu beeindrucken, in die er sich verliebt hat. Es gelingt ihm nach einer riskanten Aktion so gerade noch den römischen Soldaten zu entkommen, aber als ein Versuch der Volksfront, die Frau von Pilatus zu entführen, dank der Rivalitäten mit einer anderen Gruppe im Chaos endet, wird Brian von den Römern gefangen genommen...
Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und
Michael Palin hatten sich unter dem Pseudonym Monty Python einen Namen
gemacht, der für Nonsens-Gags, brilliante Satire und intelligente Parodien
stand, die seit Ende der sechziger Jahre die Fernsehbildschirme und Kinoleinwände
in England und später auch der ganzen Welt unsicher machten. 45 Episoden
ihrer Fernsehserie Monty Pythons Flying Circus, drei Kinofilme
und unzählige andere Auftritte in allen möglichen Formen und viele Solo-Projekte
haben die sechs Komiker zu Legenden gemacht.
1975, nach dem Erfolg ihres ersten großen Kinofilms Monty Python and
the Holy Grail, machten sich die sechs Pythons als Gruppe
in der Öffentlichtkeit dank einiger Bühnenauftritte zwar nicht völlig
rar, aber sie gingen dennoch erst einmal ihren eigenen Projekten nach.
John Cleese hatte die erste Staffel seiner Sitcom Fawlty Towers gedreht,
Terry Gilliam war mit seinem ersten Solo-Film Jabberwocky beschäftigt,
Eric Idle produzierte für die BBC Rutland Weekend Television,
Michael Palin und Terry Jones begannen ihre Ripping Yarns und
Graham Chapman arbeitete an Projekten wie Out of the Trees und The Odd Job Man. Lange dauerte es aber nicht, bis die Pythons
wieder über ein gemeinsames Projekt nachdachten, aber es sollte noch gut
vier Jahre dauern bis sie wieder auf der Kinoleinwand zu sehen waren.
Brian Story
Womit ihr neues Projekt wirklich angefangen hatte, wissen die Pythons
heute selbst nicht mehr genau. Über den Ursprung werden verschiedene Geschichten
erzählt - eine davon war, daß Eric Idle während einer Promotion-Tour für Holy Grail den Titel Jesus Christ - Lust for Glory aus Spaß
erwähnt hatte, eine andere war der Vorschlag einer Story um den unbekannten
dreizehnten Apostels namens St. Brian. Sicher ist nur, daß die Pythons
seit dieser Zeit mit der Idee spielten, eine Bibelfilm-Parodie als nächstes
in Angriff zu nehmen - aber zuerst waren sie sich nicht ganz sicher, wie
sie das heikle Thema umsetzen sollten.
Eigentlich wollten sie nach dem Ende des Flying Circus und den
anstrengenden Dreharbeiten von The Holy Grail erst einmal eine Pause
einlegen, aber die Nachfrage nach neuem Python-Stoff war so groß,
daß sie schließlich nicht mehr nein sagen konnten. Ende 1976 begannen
sie sich wieder regelmäßig zum Schreiben zu treffen, wobei aber die Idee
einer direkten Jesus-Parodie schnell wieder verworfen wurde - die Pythons
waren selbst zwar weitgehend atheistisch eingestellt und hatten durchaus
Respekt vor dem persönlichen Glauben anderer, aber nicht vor organisierter
Religion. Nach einiger Recherche wurde beschlossen das frühe Christentum
generell zu parodieren und die Geschichte von jemandem zu erfinden, der
unfreiwillig in die Ereignisse des Jahres 33 nach Christus verwickelt
wird und versehentlich für einen Messias gehalten wird.
Die größte Geschichte aller Zeiten
Im Laufe des Jahres 1977 arbeiteten die Pythons das erste Mal seit den
Vorbereitungen für Holy Grail wieder intensiv miteinander und
stellten Mitte des Jahres eine erste Version der Geschichte fertig, die
nun den Titel The Life of Brian trug, nachdem der Titel Brian
of Nazareth wegen der Ähnlichkeit zu Franco Zeffirellis gerade aktueller
TV-Miniserie Jesus of Nazareth verworfen wurde. Wie immer schrieben
Graham Chapman und John Cleese sowie Michael Palin und Terry Jones in
Zweiergruppen, während Eric Idle und Terry Gilliam alleine arbeiteten
- eine Konstellation, die sich zur Zeit des Flying Circus herauskristallisiert
hatte und sich im Laufe der Jahre kaum verändert hatte.
Nach langen Brainstorming-Sessions und vielen verworfenen Ideen entstand
schließlich die Geschichte von Brian, der seinen Geburtstag mit Jesus
teilt, aber im Stall nebenan geboren wird. Aufgewachsen als ganz normaler
jüdischer Bewohner von Judäa hegt Brian einen gesunden Haß auf die römischen
Besatzer - das Unheil nimmt seinen Lauf, als er sich einer revolutionären
Gruppe anschließt und unfreiwillig zum Märtyrer wird. Diese Basis bot
den Pythons jede Menge Gelegenheiten für Parodien und Satire, die noch
besser als in ihrem vorherigen Film in einen Plot eingebettet wurden,
der nicht nur eine bloße Rahmenhandlung war.
Lediglich das Ende der Geschichte bereitete zuerst Probleme - es war zwar
klar, daß der Schluß des Films aus einer Kreuzigungsszene bestehen sollte,
aber was genau darin passieren sollte, fanden die Pythons erst relativ
spät heraus. Es war Eric Idle, der schließlich die Idee hatte, den Gekreuzigten
einen Song in den Mund zu legen und damit den Schluß von Life of Brian zu einer der gewagtesten, aber nicht geschmacklosesten Szenen der Filmgeschichte
seit Mel Brooks' The Producers machte. Nur Monty Python konnte
auf die Idee kommen, etwas so schreckliches wie eine Kreuzigung auf eine
so unglaublich freche, humorvolle, aber auch nachdenkliche Art zu inszenieren.
Monty Python und die große Leinwand
Im Januar 1978 wurde das Drehbuch, das nun den Titel Life of Brian trug, während eines sehr produktiven gemeinsamen Arbeitsurlaubs in Barbados
fertiggestellt. Auch die Finanzierung konnte während dieser finalen Schreibphase
gesichert werden, als es den Pythons gelang, sich die Unterstützung eines
großen Filmstudios zu bekommen - es war ausgerechnet EMI Films, die einige
Jahre zuvor eine Beteiligung an Monty Python and the Holy
Grail kategorisch abgelehnt hatten, weil sie an den filmhandwerklichen
Fähigkeiten der vier Komiker zweifelten. Nach dem Erfolg ihres ersten
Films war EMI aber bereit, den Pythons ein Budget von etwa zwei Millionen
Dollar zur Verfügung zu stellen.
Die große Frage, wer die Regie des Films übernehmen sollte, konnte relativ
schnell geklärt werden. Ein Außenseiter sollte es auf keinen Fall sein,
und die Zusammenarbeit von Terry Gilliam und Terry Jones hatte während Monty Python and the Holy Grail mehr schlecht als recht
geklappt. Gilliam hatte 1977 mit Jabberwocky seinen ersten eigenen
Film gedreht und wollte die Inszenierung von Life of Brian Terry
Jones überlassen, der schließlich die Regie übernahm, weil Michael Palin,
John Cleese und Graham Chapman sich diese schwierige Aufgabe nicht zutrauten
und sich auf das Schreiben und Schauspielern beschränken wollten. Terry
Gilliam beteiligte sich allerdings wie bei Holy Grail auch wieder
als Produktionsdesigner, Animator und auch gelegentlicher Regisseur, wenn
Terry Jones gerade anderweitig zu tun hatte.
Als Drehort wurde Monastir in Tunesien ausfindig gemacht, weil Produzent
John Goldstone eine Vereinbarung getroffen hatte, um die verbliebenen Sets
von Franco Zeffirellis Jesus of Nazareth nutzen zu können, der
im vorherigen Jahr dort gedreht worden war. Dadurch konnte eine Menge
Zeit und Geld gespart und trotzdem eine realistische und historisch einigermaßen
korrekte Kulisse eingesetzt werden - etwas, was bei Holy Grail nur in sehr begrenztem Umfang möglich gewesen war. Auch hatten die Pythons
damals durch die schlechten Verhältnisse an den Drehorten bei den Arbeiten
an ihrem vorherigen Film sehr negative Erfahrungen gemacht, die sie keinesfalls
noch einmal durchmachen wollten - ein Drehort wie Tunesien war dagegen
richtiger Luxus und wurde nicht ganz ohne Eigennutz ausgewählt.
Rollenpoker à la Python
Die Verteilung der Rollen hatte sich schon größtenteils während der Entstehung
des Drehbuchs ergeben, denn natürlich übernahmen die Monty Pythons die
Mehrzahl der Charaktere selbst - es waren etwa vierzig kleine und große
Rollen, die von nur sechs Leuten gespielt wurden. Die Besetzung der titelgebenden
Hauptrolle löste innerhalb der Gruppe allerdings einige Diskussionen aus,
denn John Cleese wollte Brian sehr gerne spielen, während die anderen
Graham Chapman vorschlugen, der schon in Holy Grail als King
Arthur alle Qualitäten eines Leading Man gezeigt hatte. Chapman kämpfte
aber schon damals mit einem erheblichen Alkoholproblem und seine Python-Kollegen
hatten große Bedenken, daß dies die Dreharbeiten von Life of Brian beeinträchtigen konnte.
Graham Chapman überraschte dann aber alle mit einer selbstauferlegten
Entziehungskur, die er konsequent durchzog und zur Freude seiner Kollegen
schon beim Drehbuch-Finale auf Barbados völlig trocken war und mit einer
so guten Mitarbeit wie lange nicht mehr glänzte - da war es keine Frage
mehr, daß er auch in die Titelrolle des Films schlüpfen konnte. Weil Chapman
mit Brian am meisten zu tun hatte, spielte er nur noch zwei andere Rollen,
während die anderen Pythons jeweils mindestens sechs Charaktere übernahmen.
Brians Mutter Mandy wurde in bester Python-Tradition nicht von einer Schauspielerin
gespielt, sondern von Terry Jones - aber dennoch war die Besetzung natürlich
kein reiner Männerverein, denn für Brians Freundin Judith wurde Sue Jones-Davies
engagiert und auch einige weitere Nebenrollen wurden mit Frauen besetzt, darunter die langjährige Python-Nebendarstellerin Carol Cleveland.
Das Desaster
Als die Dreharbeiten schließlich im Sommer 1978 beginnen sollten, brach
eine Katastrophe über Life of Brian zusammen. Zwei Tage vor dem
Abflug des Filmteams nach Tunesien zog EMI Films plötzlich die Reißleine
und wollte nichts mehr mit dem Film zu tun haben. Über die genauen Gründe
gab es später verschiedene Berichte - möglicherweise hielt die Konzernspitze
die Story schlicht und einfach für Blasphemie, aber EMI-Chef Bernie Delfont
wurde vielleicht auch von Moralapostel-Organisationen unter Druck gesetzt
oder wollte sich nicht mit Brian die Finger schmutzig machen, da sein
Bruder Lew Grade kurz zuvor Franco Zeffirellis aufwendige TV-Miniserie Jesus of Nazareth produziert hatte, deren Sets die Pythons auch
noch in Beschlag nehmen wollten.
Das Ergebnis von EMIs Rückzug war in jedem Fall fatal - für die Vorbereitungen
wurden schon 50000 Pfund ausgegeben und nun saß man nicht nur auf einem
Schuldenberg, sondern auch ohne weitere finanzielle Unterstützung da,
ohne die man nicht weitermachen konnte. Immerhin gelang es den Pythons
und ihrem Produzenten John Goldstone mit Hilfe eines Gerichtsverfahrens
EMI dazu zu bringen, das bereits ausgegebene Geld zu zahlen, aber damit
war der Film noch lange nicht gerettet. Eric Idle flog daraufhin zusammen
mit Goldstone in die USA, um neue Geldgeber zu finden. Das stellte sich
aber als sehr schwierig heraus, weil viele Studios durch den gewagten
Stoff abgeschreckt wurden - lediglich United Artists hatte Interesse,
wollte aber nur ein Bruchteil des benötigten Budgets zur Verfügung stellen.
Eine handgemachte Rettung
Gerade als niemand mehr damit gerechnet hatte, kam doch noch ein großzügiges
Angebot von jemandem, der ein großer Monty Python-Fan war: Ex-Beatle George
Harrison, mit dem Eric Idle seit langem befreundet war. Harrison hatte
das Drehbuch von Life of Brian gelesen und war so begeistert,
daß er den Film unbedingt auf die Leinwand bringen wollte. Dazu gründete
er mit seinem Manager und Geschäftspartner Denis O'Brien eine eigene Firma
namens Handmade Films und stellte für Life of Brian noch etwas
mehr als das ursprünglich geplante Budget von vier Millionen Dollar zur
Verfügung. Was George Harrison damals den Pythons verschwieg, war daß
er nicht so viel Geld hatte wie allgemein angenommen und für Life
of Brian sogar Hypotheken auf sein Haus aufnehmen mußte - ein enormes
Risiko, das sich im Nachhinein aber lohnen sollte.
Mit der gesicherten Finanzierung konnten die Dreharbeiten schließlich
Mitte September 1978 in Tunesien beginnen, wo die Pythons fast zwei Monate
lang an Life of Brian arbeiteten. Vier Jahre zuvor waren sie
fast noch Amateur-Filmemacher, aber durch ihre vielen eigenen Projekte
hatten sie inzwischen so viel Erfahrung gesammelt, daß sie zu richtigen
Profis geworden waren. Terry Gilliam hielt sich wie vereinbart weitgehend
aus der Regiearbeit heraus, sorgte aber dafür, daß Szenerie und Kulissen
so perfekt wie nur möglich aussahen. Letztendlich hatten die Pythons nicht
nur hinter, sondern auch vor der Kamera durch ihre zahlreichen Charaktere
jede Menge zu tun, aber trotz des hohen Arbeitspensums erinnerten sich
die sechs Komiker später an die Dreharbeiten von Life of Brian als das angenehmste Projekt, das sie jemals zusammen unternommen hatten.
Während in Holy Grail immer noch viele von Terry Gilliams
verrückten Animationen vorkamen, hatten die Pythons in Life of
Brian keine große Verwendung mehr dafür. Weil aber auch
nicht ganz darauf verzichtet werden sollte, konzentrierte sich Terry Gilliam
nur auf die Titelsequenz, die dafür aber sehr aufwendig und bombastisch
gestaltet wurde. Der Stil der einfachen Cutout-Animationen des Flying
Circus war immer noch unverkennbar, aber technisch hatte Terry Gilliam
inzwischen riesige Fortschritte gemacht. Eigentlich hatte er aber kein
großes Interesse mehr an der Trickfilmerei und inszenierte eine
der verrücktesten Sequenzen der Geschichte, in der der von einem
Turm stürzende Brian von einem Raumschiff gerettet wird, als gelungene
Mischung aus Animation und Realfilm - es war eine der wenigen Teile des
Films, die noch auf den überdrehten Humor der frühen Flying
Circus-Zeiten zurückgingen.
Musik für den Messias
Monty Python stand schon immer nicht nur für bissigen Humor, sondern auch
für anspruchsvolle musikalische Einlagen, was sich schon im Flying Circus und ihrem ersten Kinofilm oft gezeigt hatte. Life of Brian war zwar
nicht gerade ein Vollblut-Musical, wurde aber dennoch mit zwei gelungenen
Songs ausgestattet und hatte sogar eine eigens komponierte Filmmusik.
Während vier Jahre zuvor die Score von Holy Grail noch aus Archivmaterial
zusammengebaut werden mußte, konnte nun mit Geoffrey Burgon ein eigner
Komponist engagiert werden. Der war zwar nicht so bekannt wie seine Hollywood-Kollegen,
schrieb aber dennoch eine gelungene Filmmusik, die den Stil von Komponisten
wie Miklos Rozsa gekonnt parodierte und damit auch im musikalischen Bereich Life of Brian zu einer Satire machte.
Der Titelsong kam aus der Feder von Michael Palin, der aber nur den Text
schrieb und die Musik André Jacquemin und David Howman überließ, mit denen
er schon kurze Zeit zuvor bei den Ripping Yarns zusammengearbeitet
hatte. Es wurde ein kraftvoller Song mit einem dichten Arrangement à la
Phil Spector, der aber nicht von einem der Pythons, sondern von Sängerin
Sonia Jones geschmettert wurde. Eric Idle übernahm dafür aber selbst den
Gesang seiner frechen Durchhaltehymne Always Look On The Bright Side
of Life, die er extra für die Kreuzigungsszene geschrieben hatte
und von John Altman mit einem sehr jazzigen Arrangement ausstatten ließ.
Premiere mit Protesten
Die Dreharbeiten konnten fast planmäßig Mitte November 1978 ohne größere
Zwischenfälle beendet werden, aber Life of Brian war noch lange
nicht fertig, denn in der Postproduktion war noch eine Menge zu tun. Im
Januar 1979 wurde das erste Mal ein zweistündiger Rohschnitt zusammengestellt,
den die Pythons einigen Freunden und Kollegen zeigten. Im Laufe der folgenden
Monate wurde Life of Brian mit Hilfe von vielen Testvorstellungen
noch mehr verfeinert, bis schließlich eine etwas über eineinhalb Stunden
lange Schnittfassung fertiggestellt wurde, mit der alle zufrieden waren.
Es wurde nichts weltbewegendes geopfert, denn das meiste Material wurde
geschnitten um den Film zu straffen - lediglich eine Szene wurde nach
langen Diskussionen entfernt, weil sie als zu riskant angesehen wurde.
Die Premiere von Life of Brian im August 1979 fand nicht in England,
sondern in New York statt, denn in den USA versprachen sich die Pythons
den größeren Erfolg - und bekamen ihn auch: bis zur englischen Kinopremiere
drei Monate später hatte der Film seine Produktionskosten schon mehrfach
wieder eingespielt. Zu verdanken war dies keiner Multimillionen-Dollar-Werbekampagne,
sondern einer erfolgreichen Mund-zu-Mund-Propaganda. Dies war hauptsächlich
möglich, weil sich Life of Brian zu einem der größten Kinoskandale
der siebziger Jahre entwickelt hatte, nachdem zahllose religiöse Gruppen
und Moralapostel über den Film und die Monty Pythons hergefallen waren.
Blasphemie, Häresie oder Parodie?
Es war eine menge Kritik, die der Film über sich ergehen lassen mußte,
aber die Pythons wußten sich mit guten Argumenten zu wehren - schließlich
hatten die meisten von ihnen eine sehr religiöse Erziehung und wußten
sehr genau über den biblischen Stoff bescheid, auch wenn sie selbst eigentlich
atheistisch eingestellt waren. Brian sollte nicht Jesus und auch keine
Parodie auf ihn sein - um solche Mißverständnisse zu vermeiden, ließen
die Pythons den wirklichen Jesus in einer sehr respektvollen Darstellung
zu Beginn des Films bei seiner Bergpredigt auftreten, wobei sich die eigentliche
Satire im Hintergrund inmitten der Scharen von Zuhörern abspielt, die
so zahlreich sind, daß die weiter hinten stehenden nur noch Sätze wie
"blessed are the cheesemakers" mitbekommen.
Auf diese Weise spielt sich die meiste Satire in Life of Brian ab: statt einer direkten Parodie auf das Christentum werden die Begleitumstände
aufs Korn genommen. Die einzige ernsthafte Kritik, die man dem Film ansatzweise
anlasten kann, ist daß die Exklusivität von Jesus in Frage gestellt wird
- was durchaus berechtigt ist, aber für die meisten Kirchenvertrete schon
ausreichte um Life of Brian zu verurteilen. Aber auch die zahllosen
Bibel-, Sandalen- und Gladiatorenfilme werden gehörig auf die Schippe
genommen und weitaus weniger zimperlich angefaßt als die religiösen Aspekte
- besonders die Römer werden gnadenlos auf den Arm genommen, ohne dabei
auf ein zu albernes Niveau abzusinken.
Das Brian-Phänomen
Was Brian zu einem Klassiker gemacht hat, ist die Integration des typischen
Python-Humors in die (vor)christliche Szenerie. Jeder hat schon einmal
von "one cross each", der "Jehova"-Steinigungsszene oder "Follow the shoe!"
gehört, auch wenn man den Film selbst gar nicht kennt - manche Ausdrücke
sind so populär geworden, daß sie schon in den allgemeinen Sprachgebrauch
übergegangen sind. Seinen hohen Bekanntheitsgrad hat der Film auch durch
Eric Idles Schlußsong Always Look on the Bright Side of Life gewonnen, der nach nur wenigen Noten sofort wiedererkennbar ist und im
Laufe der Jahre zu einem riesigen, oft zitierten und neu eingespielten
Hit wurde.
Life of Brian wurde nicht nur in englischsprachigen Ländern,
sondern auch in Deutschland trotz der vielen Proteste zu einem großen
Erfolg. Hierzulande hatte das hauptsächlich mit der überdurchschnittlich
gut gelungenen Synchronisation zu tun, die es geschafft hat den eigentlich
nur in der englischen Sprache funktionierenden Humor erstaunlich gut umzusetzen.
Während in der deutschen Fassung von Holy Grail ein schlimmes
Stimmenchaos herrschte, haben zumindest hier John Cleese und Eric Idle
in allen Charakteren ihre Standardstimmen, die damals noch relativ frisch
und unverbraucht klangen. Pilatus' Sprachfehler wurde etwas deutlicher,
aber passend betont und sogar Brians Mutter hört sich in der deutschen
Fassung nicht viel alberner als im Original an.
Monty Pythons Triumph
Die größte Sorge der Monty Pythons war neben einem finanziellen Erfolg
auch, daß ihr Film möglicherweise einfach als Geschmacklosigkeit abgetan
oder völlig ignoriert wird - diese Befürchtungen stellten sich aber schließlich
als völlig unbegründet heraus. Life of Brian wurde zu einem Erfolg
auf der ganzen Linie und einem Satireklassiker erster Güte, der zeigte
daß Monty Python nicht nur für anarchistischen Humor steht, sondern auch
für eine Gruppe von Filmemachern, die ihre Ideen solide und umsetzen konnten. Holy Grail wurde noch mit dem Motto "Makes Ben-Hur look like
an Epic!" beworben, mit Life of Brian kamen die Pythons dem aber
schon ein riesiges Stück näher. Es sollte ihr bekanntester und bester
Film werden, der auch von seinem Nachfolger The Meaning of Life nicht
mehr wirklich übertroffen werden konnte.
Auch dreißig Jahre nach seiner Entstehung hat Monty Python's Life
of Brian nur wenig von seiner Aktualität eingebüßt und ist immer
noch ein unerreichter Klassiker. Dank zahllosen Heimvideo-Veröffentlichungen
und Fernsehausstrahlungen ist der Film nie in Vergessen geraten und war
zuletzt noch 2004 in den USA auf der großen Leinwand zu sehen, als ein
kleiner Filmverleih ihn als Gegenmittel zu Mel Gibsons umstrittemen Jesus-Film The Passion wieder in die Kinos brachte - mit einer solche Popularität
hatten die Monty Pythons Ende der siebziger Jahre niemals gerechnet.
Die DVD
Vier Jahre nach der hervorragenden Criterion-DVD hatte es
Monty Python's Life of Brian endlich auch in Europa und Deutschland auf
den DVD-Markt geschafft. Zuvor gab es in Europa - genauer gesagt nur in
England - lediglich eine enttäuschende DVD von Paramount, die nur
einen schlechten Fullframe-Transfer zu bieten hatte. Columbia, die zuvor
schon die hervorragende Special-Edition von Monty Python and the Holy Grail herausgebracht hatten, konnten auch die europäischen Rechte
für Life of Brian zu bekommen und machten daraus bemerkenswerte DVD.
Für die neue europäische DVD wurde ein neuer Transfer angefertigt
und die Tonspur neu abgemischt - mit einem hervorragendem Ergebnis, das
der Criterion-DVD ernsthafte Konkurrenz machte. Leider wurden von den
Criterion-Extras keine bis auf die BBC-Dokumentation übernommen,
so daß die Columbia-DVD zwar die bessere Bild- und Tonqualität
besaß, aber die Criterion-Ausgabe wegen des Bonusmaterials trotzdem
weiterhin interessant blieb.
Inzwischen wurden sowohl die hier rezensierte Columbia-DVD als auch die
Criterion-Ausgabe durch eine neue, weltweit als DVD und Blu-Ray erhältliche
Special-Edition von Sony abgelöst, die einen nochmals verbesserten
Transfer und fast alle Extras der Criterion-DVD enthält
- mit Ausnahme der Dokumentation, die nur auf den beiden früheren
DVDs vorhanden ist und diese damit nicht völlig unverzichtbar macht.
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