Cat Ballou 
Cover

10.10.2011 #528

Original vom 3.9.2001
von Guido Bibra

Titel Cat Ballou
Studio Columbia Pictures (1965)
Hersteller Columbia-TriStar Home Video (2000) EAN 0-43396-04864-5
DVD-Typ 10 (4,05 & 4,05 GB) Bitrate ø 4,30 max. 7,0
Laufzeit 95:57 Minuten Kapitel 28
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.80:1 / 1.33:1 16:9 ja nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Chinesisch, Koreanisch, Thailändisch
Freigabe Not Rated
Extras • Featurette "The Legend of Cat Ballou" with Director Elliot Silverstein
• Lead Actors Michael Callan & Dwayne Hickman Audio Commentary
• Vintage Advertising
• Theatrical Trailers
• Talent Files
• Production Notes

Der Film

Die frischgebackene Lehrerin Catherine Ballou (Jane Fonda) kehrt auf die Ranch ihres Vaters (John Marley) zurück und ist ensetzt, als sie erfährt, daß er von den korrupten Stadtoberhäuptern der nahegelegenen Wolf City bedrängt wird, seinen Grundbesitz aufzugeben. Zusammen mit Jackson Two-Bears (Tom Nardini), dem Helfer ihres Vaters und den beiden Möchtegern-Banditen Clay (Michael Callan) und Jed (Dwayne Hickman) versucht sie ihren Familienbesitz zu verteidigen, aber als der Killer Tim Strawn (Lee Marvin) sie bedroht, greift sie verzweifelt zu harten Mitteln und ruft den Revolverhelden Kid Shelleen (auch Lee Marvin) herbei, der sich aber als heruntergekommener Trunkenbold herausstellt...

 


Cat Ballou ging als einer der besten Western-Komödien aller Zeiten in die Filmgeschichte ein, aber ursprünglich war die Story über die rebellische Farmerstochter, die den Tod ihres Vaters rächen will, eine ganz ernste und dramatische Angelegenheit gewesen. 1956 hatte der amerikanische Autor Roy Chanslor seinen Western-Roman The Ballad of Cat Ballou geschrieben, der zuerst von Hollywood weitgehend unbeachtet blieb. Nur der unabhängige Produzent Harold Hecht, der in den fünfziger Jahren sich gemeinsam mit Burt Lancaster einen Namen als Western-Experte gemacht hatte, war an dem Stoff interessiert, der zuerst als Western-Musical mit Lancaster und Tony Curtis in den Hauptrollen adaptiert werden sollte.

Das Musical-Konzept wurde jedoch wegen des generell nicht besonders erfolgreichen Genres verworfen und nachdem Harold Hecht und Burt Lancaster Anfang der sechziger Jahre getrennte Wege gegangen waren, brachte der Produzent Cat Ballou zu Columbia Pictures, wo zuerst eine ernsthafte Verfilmung von Roy Chanslors Roman geplant war. Dazu hatte sich Hecht an Frank Pierson gewandt, der als Autor, Produzent und gelegentlicher Regisseur der populären TV-Westernserie Have Gun - Will Travel mit dem Genre bestens vertraut war, aber noch nicht für die große Leinwand geschrieben hatte. Mit ihm kam aber auch gleich der richtige Regisseur ins Spiel: Elliot Silverstein, der wie sein Bekannter Frank Pierson zwar bisher auch nur fürs Fernsehen gearbeitet hatte, aber einer der fähigsten Leute der Branche war.

Die Idee, die eigentlich sehr dramatische Geschichte zur Abenteuer-Komödie zu machen, entstand aber erst während der Entwicklung des Drehbuchs, zu der später noch als zweiter Autor Walter Newman, ein richtiger Genre-Profi, hinzugezogen wurde. Obwohl Westernkomödien zu dieser Zeit nicht besonders hoch im Kurs waren, wagten es die Filmemacher trotzdem, Cat Ballou mit Humor zu infizieren und gingen sogar noch ein Stück weiter: die ernste Romanvorlage wurde zu einer regelrechten Parodie umfunktioniert, die sich bei vielen Elementen des Genres bediente und nicht nur den Plot, sondern auch die Charaktere auf den Kopf stellte.Eine weitere entscheidende Wandlung kam mit dem Vorschlag, den Titel der Romanvorlage The Ballad of Cat Ballou wörtlich zu nehmen und die Geschichte als Rückblende in Form einer Ballade zu erzählen. Ein Straßensänger-Duo war schon zuvor im Drehbuch vorhanden, aber erst später wurden diese zu einer Art griechischem Chor umfunktioniert, der den gesamten Film vom Anfang bis zum Schluß begleiten sollten.

Nachdem der richtige Stil des Films gefunden war, kam alles auf die richtige Besetzung an. Für die Titelrolle war zuerst die schwedisch-amerikanische Sängerin und Schauspielerin Ann-Margret vorgesehen, die zuvor schon in den Blockbustern Bye Bye Birdie und Viva Las Vegas vor der Kamera gestanden hatte, aber erst gar nichts von Cat Ballou erfuhr, weil ihr Agent ohne ihr Wissen die Rolle abgelehnt hatte. Stattdessen hatte sich Harold Hecht an die junge Jane Fonda gewandt, die schon seit Anfang der sechziger Jahre eine steile Hollywood-Karriere begonnen hatte, aber noch kein wirklich großer Star geworden war.

Jane Fonda stand bei Columbia Pictures unter Vertrag und war sich zuerst unsicher, ob das ungewöhnliche Drehbuch überhaupt etwas für sie wäre und sogar ihr damaliger Mann, der französische Regisseur Roger Vadim, war skeptisch. Nachdem beide sich aber das seltsame Script genau angeschaut hatten, waren sie sich einig, daß die Rolle der rebellischen Cat Ballou genau das richtige für ihre Karriere war, in der sie zuvor meist nur romantische oder dramatische Rollen gespielt hatte. Cat Ballou war in dieser Hinsicht sehr ungewöhnlich, denn ihr Charakter war durchaus geradlinig und ernst gemeint, während andere Protagonisten für den Humor zuständig waren. Dabei immer ein ernstes Gesicht zu bewahren wurde zu eine großen Herausforderung für Jane Fonda, die sie aber hervorragend meisterte und zu einer Sternstunde ihrer frühen Karriere wurde.

Eine weitere ungewöhnliche Idee der Filmemacher war, sowohl den Helden als auch den Bösewicht vom gleichen Darsteller spielen zu lassen. Das Filmstudio wollte die Rolle unbedingt mit einem großen Star besetzen, abererstaunlicherweise hatten sowohl Burt Lancaster als auch Kirk Douglas die Doppelrolle des furchterregenden Tim Strawn und des versoffenen Kid Shelleen abgelehnt. Elliot Silverstein hatte aber die noch viel bessere Idee, den vielbeschäftigten und sowohl im Fernsehen als auch auf der Leinwand omnipräsenten Lee Marvin zu engagieren, der sich seit den fünfziger Jahren als kerniger Charakterdarsteller etabliert hatte.

Als Komödiant war Lee Marvin aber völlig unbekannt, aber die Filmemacher hatten volles Vertrauen in ihren Schauspieler, der besonders die Rolle des Kid Shelleen zu einem seiner größten Auftritte seiner Karriere machte. Seine meisterhafte Darstellung eines heruntergekommenen Trunkenbolds war nicht nur simpler Slapstick, denn Lee Marvin hatte Kid Shelleen nicht nur zu einer einfachen Witzfigur gemacht, sondern zu einem wundervoll tragikomischen Charakter, der bis zu diesem Zeitpunkt einzigartig war. Sein dagegen relativ kleiner Auftritt als unheimlicher Revolverheld Tim Strawn war dagegen mehr ein Insider-Gag, der durch die clevere Kostümierung nur den wenigsten Zuschauern wirklich aufgefallen sein dürfte und hauptsächlich dem Mysterium diente, ob Strawn und Shelleen vielleicht die gleiche Person sind. Mit diesen beiden überlebensgroße Charakteren hatte Lee Marvin aber fast den anderen Schauspielern die Show gestohlen, wenn nicht Jane Fonda eine so charismatische Hauptdarstellerin gewesen wäre.

Während Jane Fonda und Lee Marvin in ihren völlig unterschiedlichen Rollen ganz klar die Stars von Cat Ballou waren, besaß der Film aber trotzdem eine große Ensemble-Besetzung. Für das Duo der beiden jungen Möchtegern-Banditen, die Cat Ballou zur Hilfe kommen, hatte Elliot Silverstein mit Absicht zwei Schauspieler ausgesucht, die bisher noch keine Verbindung zum Western-Genre hatten: Dwayne Hickman war vor allem in der Hauptrolle der langjährigen TV-Serie The Many Loves of Dobie Gillis bekannt geworden, während Michael Callan vor allem in Nebenrollen im Kino und Fernsehen Karriere gemacht hatte. Beide waren noch keine großen Stars und wurden von dem noch unbekannteren Tom Nardini ergänzt - alle drei hatten sichtbaren Spaß mit ihren Rollen, die deutlich komödiantisch angelegt waren und gerade mit dem Image des jungen, rücksichtslosen Desperados aufräumten.

Alle weiteren Nebencharaktere waren jedoch mehr oder weniger ernste Angelegenheiten, die entsprechend kernig besetzt wurden. Als Cats brummeliger Vater Frank Ballou war John Marley zu sehen, ein damals aus vielen Fernsehserien sehr bekanntes Gesicht, während der schmierige, korrupte Sherriff Cardigan von dem ähnlich präsenten Jay C. Rippen gespielt wurde, der mit seinem markanten Aussehen auch ein Dauergast in vielen Fernseh- und Filmproduktionen war. Mehr auf der komischen Seite war dagegen der Schauspieler-Veteran Reginal Denny als aristokratischer Eisenbahn-Magnat Sir Harry Percival, der allerdings mehr Spott als Humor auf seiner Seite hatte.

Der wichtigste Schlüssel der Besetzung waren allerdings die beiden Straßensänger, die im Drehbuch einfach nur als "Shouter" bezeichnet wurden. Elliot Silverstein hatte schon ganz zu Anfang den Komiker und Broadway-Veteran Stubby Kaye vorgeschlagen, der schon seit den fünfziger Jahren jede Menge Leinwand- und Fernseh-Erfahrung gesammelt hatte und nicht zuletzt auch ein ausgezeichneter Sänger war. Für das zweite Mitglied des Duos hatte Mike Frankovich, der damalige Produktionschef von Columbia, die für damalige Verhältnisse besonders mutige Idee, den Sänger Nat King Cole zu engagieren - zu einer Zeit, in der afro-amerikanische Entertainer immer noch nicht überall gerne gesehen waren.

Nat King Cole war aber Mitte der sechziger Jahre ein großer Star und hatte trotz seiner Hautfarbe viel Kino- und Fernseherfahrung sammeln können - unter anderem war er der erste Schwarze, der eine eigene Sendung im amerikanischen Fernsehen bekam. Tragischerweise war Cat Ballou sein letzter großer Auftritt, denn noch bevor der Film in die Kinos kam, war Nat King Cole im Frühjahr 1965 unerwartet an Lungenkrebs verstorben. Seine erste und einzige Zusammenarbeit mit Stubby Kaye wurde zu einem wundervollen Vergnügen, das schon fast zu einem kleinen Konzert im Film wurde und den beiden Entertainern die Möglichkeit gab, ihren ganzen Charme auszuspielen. Durch die perfekte Integrierung ihrer Auftritte in den Plot wurde die Handlung erst gar nicht auseinandergerissen, wodurch die beiden Shouter, die sich Professor Sam the Shade und The Sunrise Kid nennen, fest zum kleinen Universum des Films gehören, der ohne sie nur halb so unterhaltsam wäre.

Die Dreharbeiten im Herbst 1964 fanden zur Hälfte in der malerischen Berglandschaft von Colorado, stellvertretend für Wyoming, und in den Columbia-Studios in Hollywood statt. Es war eine verhältnismäßig billige und zügige Produktion, für die nur 28 Drehtage veranschlagt worden waren, aber trotz des niedrigen Budgets ließen Produzent Harold Hecht und Regisseur es dem Film an nichts fehlen. In den Außenaufnahmen wurde die Szenerie gekonnt eingesetzt und die authentischen Western-Studiosets hatten alles, was das Genre benötigte. Die Inszenierung war erstaunlich aufwendig und hatte neben vielen Dialogszenen auch einige beeindruckende Action-Sequenzen zu bieten, für die der legendäre Stunt-Regisseur Yakima Canutt verantwortlich war. Große Massenszenen, Verfolgungsjagten, Schießereien und sogar ein waschechter Eisenbahnraub gehörten dazu - und natürlich die legendäre Szene (ohne zuviel zu verraten) mit dem besoffenen Kid Shelleen auf seinem genauso besoffenen Pferd, die zum Markenzeichen des Films wurde.

Mit den beiden musikalischen Gästen in der Besetzung mußte auch die Filmmusik von Cat Ballou entsprechend ausgefallen sein - das hatten die Filmemacher auf eine besonders originelle Art bewerkstelligt, in dem sie gleich drei Leute engagierten. Das Songwriter-Duo Jerry Livingston und Mack David, das schon oft bei Broadway-Musicals, Kinof+ilmen und Fernseh-Produktionen zusammengearbeitet hatte, war für die zahlreichen Lieder für Nat King Cole und Stubby Kaye zuständig. Ihnen wurden recht einfach klingende, aber höchst ohrwurmverdächtige Melodien in den Mund gelegt, die keine bombastischen Broadway-Songs waren, sondern ganz zum Genre passend kernige, witzige, aber auch gefühlvolle Country-Stücke. Ergänzt wurden die Songs von einer orchestralen Filmmusik, die von Frank de Vol komponiert wurde und natürlich größtenteils auf den Themen der Songs basierte, die nahtlos in die musikalische Begleitung eingebettet wurden.

Columbia Pictures hatte kein großes Vertrauen in Cat Ballou und sahen in Harold Hechts und Elliot Silversteins Produktion nicht mehr als einen billig produzierten Western ohne große Stars. Deshalb wurde Cat Ballou im Mai 1965 zuerst in die College-Kinos gebracht, um mit Mund-zu-Mund-Propaganda eine große Werbekampagne einzusparen. Die Rechnung ging auf, und obwohl die ersten Kritiken nicht nur positiv waren, erwies sich der Film bald als ein so großer Erfolg, daß er weniger als einen Monat später in die Kinos im ganzen Land gebracht wurde. Cat Ballou entwickelte sich zu einem der größten Erfolge der damaligen Zeit für das Filmstudio und wurde bald mit viel Lob und einer ganzen Menge Preisen überschüttet.

Mit den Oscar-Verleihungen für 1965 noch mehr als ein dreiviertel Jahr in der Zukunft hatte Columbia es sich aber zum Ziel gesetzt, Cat Ballou auf der Berlinale im Wettbewerb zu zeigen. Dafür wurde der Film in aller Eile synchronisiert, was keine einfache Sache war, da auch der Gesang komplett eingedeutscht werden mußte. Während als Stimmen für Jane Fonda und Lee Marvin die zwei erfahrenen Sprecher Heidi Treutler und Wolfgang Luschky zum Einsatz kamen, wurden für die beiden Moritatensänger zwei deutsche Schlagerstars ausgesucht: Eddi Arent für Stubby Kaye und Bill Ramsey für Nat King Cole waren eigentlich keine schlechte Wahl, aber die oft brutal zusammengereimten Übersetzungen der Songtexte konnten dem Original in keiner Weise gerecht werden.

Trotz der etwas holperigen deutschen Version konnte Cat Ballou bei der Berlinale 1965 alle begeistern und der Film bekam eine seiner ersten Auszeichnungen: Lee Marvin gewann den silberen Bären als bester Darsteller und die beiden Autoren Walter Newman und Frank Pierson wurden für ihr Drehbuch noch einmal besonders gelobt - ein fantastischer Erfolg, denn Cat Ballou war gegen eine starke Konkurrenz angetreten. Bei den Oscar-Verleihungen im April 1966, als Cat Ballou längst zu einem riesigen Erfolg geworden war, gewann wieder Lee Marvin als bester Hauptdarsteller, ging aber auch hier bei den anderen vier Nominierungen wegen den vielen Mitbewerbern leer aus. Auch bei den britischen BAFTA-Awards und den Golden Globes bekam Lee Marvin Preise und stellte damit die Ensemble-Besetzung und besonders die brilliante Jane Fonda leider ungerechtfertigt in den Schatten.

Cat Ballou wurde zurecht zu einem der berühmtesten Western-Komödien der sechziger Jahre und entwickelte sich später nicht nur in zahlreichen Kino-Wiederaufführungen, sondern auch im Fernsehen weltweit zu einem Dauerbrenner. Es war aber nicht der einzige Comedy-Western des Jahres 1965, denn John Sturges' großes, kostspieliges Roadshow-Spektakel The Hallelujah Trail war eine Konkurrenz mit schweren Geschützen, gegen die Cat Ballou sich aber sehr gut behaupten konnte. Gemeinsam waren die beiden Filme aber für ein Revival des eigentlich totgesagten Genres der Western-Komödie maßgeblich verantwortlich, das viele mehr oder weniger gelungene Nachahmer zur Folge hatte: Howard Hawks ließ sich schon 1966 mit El Dorado auf ein mehr komödiantisch angehauchtes Remake seines Klassikers Rio Bravo ein und Burt Kennedy perfektionierte mit dem Support your local Gunfighter / Sherriff-Duo den amerikanischen Comedy-Western, noch bevor die Italiener auf den Zug aufgesprungen waren.

Cat Ballou bleibt aber bis heute eines der brilliantesten Beispiele einer gelungenen Western-Komödie, die sich durch die gekonnte Parodie des Genres andere Filme dieser Art weit hinter sich läßt. Für seine Darsteller war der Film ein großes Karrieresprungbrett: Jane Fonda war entgültig zum Filmstar geworden und Lee Marvins ins Stocken gekommene Karriere wurde auf gelungene Weise wiederbelebt.

Die DVD

Cat Ballou war nach zahlreichen VHS- und Laserdisc-Veröffentlichungen in den achtziger und neunziger Jahren leider nicht sofort bei der Einführung des neuen digitalen Mediums auf DVD erschienen, denn Columbia-Tristar ließ sich noch bis zum Sommer 2000 damit Zeit. Das lange Warten hatte sich aber gelohnt, denn das Studio hatte sich mit dem Transfer große Mühe gegeben und sogar einige Extras produziert, die der Bezeichnung Special Edition gerecht wurden.

Die hier rezensierte amerikanische DVD von Cat Ballou kann auch nach über zehn Jahren technisch und inhaltlich immer noch mithalten. Zwar ist die Fullscreen-Fassung auf der zweiten Seite der DVD-10 etwas überflüssig und eine bessere Codierung über zwei Disc-Layer hätte das Bildmaster vielleicht noch bessr aussehen lassen, aber im Prinzip kann man sich über diese DVD wirklich nicht beschweren, ganz besonders wenn man das Alter bedenkt. Nicht jede Veröffentlichung aus dieser Zeit hat sich so gut gehalten wie Cat Ballou.

2003 war der Film auch in einer paneurpäischen Region 2/4-Ausgabe erschienen, die mit mehreren zusätzlichen Sprachen ausgestattet war und die Fullscreen-Version wegließ, aber ansonsten alle Extras der US-Version enthielt. Im Prinzip sind beide Versionen gleich gut, aber wenn man nicht unbedingt die deutsche Synchronfassung oder andere Sprachen benötigt, ist wegen des PAL-Speedups die amerikanische Ausgabe die bessere Wahl.

Cover

Bild

Columbia-Tristars Transfer von Cat Ballou hatte überraschenderweise eine bessere Qualität als manche DVDs von aktuellen Filmen des Studios zu bieten. Obwohl in der Presse zur Veröffentlichung der Disc nichts von einer Restaurierung zu hören war, war dies kein typischer Quick'n'Dirty-Transfer, sondern eine sehr sorgfältige Abtastung, die nur ganz wenige altersbedingte Defizite aufweist.

Warum sich das Studio dazu entschlossen hatte, in den USA eine DVD mit einer Widescreen- und Fullscreen-Fassung des Films herauszubringen, war eigentlich unverständlich - aber vermutlich hatte es etwas damit zu tun, daß der Film jahrzehntelang nur in der 1.33:1-Fassung im Fernsehen, auf VHS und Laserdisc zu sehen gewesen war und diese vielen Fans gewohnte Version auch dabei sein sollte. Während die Widescreen-Version die Bildkompositionen wieder in ihre ursprüngliche Form herstellt, verliert die Fullscreen-Fassung nur wenig an den Seiten und ist ansonsten vollständig "Open-Matte", hat aber dadurch einen deutlichen Fernseh-Charakter. Die Transfer beider Versionen sind qualitativ fast identisch, aber die anamorphe Widescreen-Fassung ist natürlich einen kleinen Hauch schärfter.

Die Filmvorlage war entweder hervorragend erhalten oder wurde sorgfältig gesäubert, denn obwohl 2000 nur selten ein ausführliches digitales Cleanup gemacht wurde, sind hier nur ganz wenige kleinere Fussel zu sehen und ansonsten ist das Bild bemerkenswert sauber. Die Filmkörnigkeit wurde aber lobenswerterweise nicht herausgefiltert und ist praktisch immer deutlich sichtbar, wirkt aber keineswegs störend und gibt dem Transfer ein sehr lebendiges und filmähnliches aussehen. Eine handvoll Szenen, die vermutlich mit Special-Effects in einem optischen Printer mehrfach kopiert wurden, haben eine deutlich erhöhte Körnigkeit, aber dieses Phänomen konnte man auch schon bei den früheren Abtastungen des Films sehen. Der Bildstand ist aber völlig stabil und das Bild leistet sich keinerlei Zittern oder Wabern.

Die Schärfe ist für einen Film dieses Alters erstaunlich gut und läßt das Bild geradezu dreidimensional erscheinen, obwohl keine sichtbaren Schärfefilter verwendet wurden und auch keine stechende Überschärfung auffällt. Ganz im Gegenteil macht die bemerkenswert gute Detailzeichnung den Eindruck, direkt vom Filmmaterial zu kommen und nicht durch digitale Tricks erreicht worden zu sein. Genauso bemerkenswert sind die strahlenden, warmen Eastmancolor-Farben, die hervorragend wiedergegeben werden und kaum noch an die oft verblaßt wirkenden früheren Transfer des Films erinnern. Die einzige altersbedingte Einschränkung des Transfers ist ein leichtes Flackern, das sind in einer handvoll Szenen etwas bemerkbar macht, aber sich in erträglichen Grenzen hält.

Lediglich das Authoring ist nicht perfekt, denn der Film wurde auf jeweils eine Seite einer DVD-10 mit einer sehr niedrigen Bitrate von durchschnittlich gerade etwas über 4 Mbit/s codiert, was aber nicht soviele Artefakte erzeugt hat, wie man befürchten sollte - tatsächlich macht sich die Kompression nur an wenigen Stellen leicht bemerkbar. Dafür, daß es sich um einen über zehn Jahre alten Transfer handelt, ist die Bildqualität dieser DVD aber trotzdem makellos und auch eine neuere Abtastung könnte nur noch wenig daran verbessern. Diese DVD sieht auch auf größeren Bilddiagonalen noch gut aus und zeigt, daß für einen zukünftigen HD-Transfer noch eine ganze Menge in der Filmvorlage steckt - vorausgesetzt, daß diese die letzten zehn Jahre gut überstanden hat.

Ton

Auf den ersten Blick war die Entscheidung von Columbia-Tristar, Cat Ballou nicht mit einer 5.1-Tonspur auszustatten, bei der Veröffentlichung der DVD eine Enttäuschung. Angesichts der offenbar verlorenen Tonelemente des Films war dies aber vernünftig, denn ein gewaltsamer Mehrkanal-Upmix von einer Mono-Quelle hätte der DVD mehr geschadet als genützt. Stattdessen hatte sich das Studio ganz auf die ursprüngliche Mono-Tonspur konzentriert.

Die einsame englische Tonspur auf dieser DVD wurde in 2.0 Mono mit den handelsüblichen 192 kbit/s in Dolby Digital codiert und hat natürlich keine großen Überraschungen zu bieten, ist aber eine gelungene Repräsentation einer typischen Mono-Abmischung eines Films aus den sechziger Jahren. Als Quelle stand hörbar ein Magnetton-Master und keine Lichttonspur zur Verfügung, denn obwohl der Frequenzganz nicht wirklich mit modernen Filmen mithalten kann, sind Bässe und Höhen insbesonders bei der Musik ganz ausgezeichnet. Auch die Stimmen hören sich nicht so blechern an, wie man es bei Filmen dieses Alters oft gewohnt ist und die Geräuschkulisse kann klanglich durchaus überzeugen. Die Tonspur macht insgesamt einen erstaunlich robusten Eindruck und hat nur ein ganz geringes Grundrauschen.

Untertitel gibt es auf Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Chinesisch, Koreanisch und Thaliändisch, allerdings nur für den Hauptfilm und nicht für die Extras.

Bonusmaterial

Die Ausstattung der Cat Ballou-DVD mag angesichts der Bezeichnung Special-Edition heutzutage etwas mager erscheinen, aber trotzdem hatte sich Columbia-Tristar Mühe gegeben, eine kleine handvoll gelungener Extras zu produzieren.

Für den Audiokommentar konnten zwar nicht Elliot Silverstein oder Jane Fonda gewonnen werden, aber dafür die beiden anderen Hauptdarsteller Michael Callan und Dwayne Hickman. Die zwei Schauspieler sitzen zusammen im Tonstudio und erinnern sich mit viel Humor an die Dreharbeiten von Cat Ballou, zu denen ihnen nicht nur viele interessante Fakten einfallen, sondern auch jede Menge kleine und große Anekdoten. Es ist mehr eine Konversation zwischen zwei alten Freunden als ein technischer Audiokommentar, aber trotz allen Zerstreuungen ist der Informationsgehalt enorm hoch und die beiden Schauspieler sind enorm unterhaltsam, ohne sich dabei selbst zu sehr in den Vordergrund zu stellen.

The Legend of Cat Ballou (12:36) ist ein kurzes Interview-Featurette mit Regisseur Elliot Silverstein, das eigentlich viel länger hätte sein können, aber immerhin einige Dinge enthält, die im Audiokommentar nicht angesprochen wurden.

Die Talent Files enthalten kurze Textbiografien des Regisseurs und der Darsteller.

Die Theatrical Trailers enthalten nicht nur den Trailer von Cat Ballou (3:30), sondern auch die von vier anderen Filmen.

Vintage Advertising enthält nur sechs alte Filmposter von Cat Ballou, leider in einer viel zu kleinen Darstellung, bei der man kaum etwas erkennen kann.

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