Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen
Cover

29.12.2004

Titel Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen
Studio American Cinema Group (1980)
Hersteller 2450 Visual Entertainment (2004)
DVD-Typ 9 (7,13 GB) Bitrate ø 6,53 max. 8,5
Laufzeit 95 Minuten Kapitel 25
Regionalcode 1 (Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Keine
Freigabe Keine
Extras • "The Making Of" Documentary
• "How American Cinema Changed Hollywood Forever"
• Biographies
• Theatrical Trailer
• TV Commercial

Allgemeines

Als der amerikanische Schriftsteller Earl Derr Biggers mitte der zwanziger Jahre auf der Suche nach einem neuen Helden für seine Romane und Bühnenstücke war, fiel ihm während eines Erholungsurlaubs auf Hawaii in der Zeitung ein Bericht über zwei chinesische Detektive in Honolulu auf - die Idee zu Charlie Chan war geboren. Zu dieser Zeit waren orientalische Charaktere üblicherweise Bösewichte, ein freundlicher und bedächtiger Detektiv dieser Abstammung war etwas sehr ungewöhnliches. Charlie Chan hatte 1925 seinen ersten Auftritt in der Geschichte "The House without a Key", die zuerst als Fortsetzungsroman in der Saturday Evening Post und später auch als Buch erschien. Bis 1932 schrieb Biggers insgesamt sechs Charlie-Chan-Romane, die als Bücher ein großer Erfolg waren, aber erst der Anfang für eine noch viel größere Popularität des chinesischen Detektivs waren.

Earl Derr Biggers starb 1933, aber noch 1929 konnte er die Filmrechte von einigen seiner Charlie-Chan-Romane an 20th Century Fox verkaufen, die 1931 das erste Mal Charlie Chan auf die Kinoleinwand brachten. Überraschenderweise wurde der chinesische Detektiv nicht etwa mit einem chinesischen oder japanischen Schauspieler besetzt, sondern mit dem Amerikaner Warner Oland, womit der Versuch von Earl Derr Biggers aus dem Charakter keinen Stereotypen zu machem, teilweise wieder rückgängig gemacht wurde - er wurde aber dennoch zur besten und bekanntesten Interpretation von Charlie Chan und spielte diese Rolle bis zu seinem Tod 1938 fünfzehn Mal. 20th Century Fox fand in Sidney Toler schnell einen Ersatz für Oland, um die äußerst populäre Filmreihe schnell Fortsetzen zu können - aber schon vier Jahre und acht Filme später stellte Fox die Produktion der Charlie-Chan-Filme ein. Die schwierige Situation in Hollywood während des zweiten Weltkriegs machte Charaktere wie Charlie Chan problematisch, auch wenn sie nicht rassistisch oder böse gemeint waren. Alleine der Umstand, daß ein amerikanischer Schauspieler einen Chinesen spielte reichte schon für das vorläufige Ende von Charlie Chan aus.

20th Century Fox hatte zwar das Interesse an Charlie Chan verloren, aber es gelang dem kleinen Studio Monogram Pictures die Rechte zu kaufen und sogar den Hauptdarsteller Sidney Toler für weitere Filme zu gewinnen. Schon ab 1942 drehte Monogram neue Charlie-Chan-Filme, die aber gegenüber den Fox-Produktionen mit einem deutlich niedrigeren Budget auskommen mußten und daher oft sehr minimalistisch und nicht so ausladend waren. Sidney Toler stand für Monogram Films insgesamt elf Mal als Charlie Chan vor der Kamera, bevor er 1947 starb. Mit Roland Winters in der Hauptrolle wurden dann noch einmal sechs weitere Filme gedreht, bevor Monogram Pictures entgültig die Charlie-Chan-Filmreihe einstellte. Die Erfolge waren nicht mehr so groß und von Earl Derr Biggers ursprünglicher Idee von Charlie Chan war nicht mehr viel übrig geblieben. Bis auf einen kurzlebigen Versuch den orientalischen Detektiv als Fernsehserie wiederzubeleben, verschwand Charlie Chan noch vor Ende der vierziger Jahre entgültig von der Bildfläche.

Einen letzten, bemerkenswerten Auftritt auf der Kinoleinwand war Charlie Chan jedoch noch vergönnt - das kleine Filmstudio American Cinema produzierte 1981 Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen. Es war kein Versuch das Chan-Franchise wiederzubeleben, sondern nur eine einmalige Gelegenheit die weniger eine ernsthafte Neuverfilmung als eine humorvolle Hommage an die vielen klassischen Charlie-Chan-Filme wurde.

Der besondere Clou des Films ist seine Besetzung, ohne die das Projekt wahrscheinlich nie hätte stattfinden können: den Produzenten gelang es für die Rolle von Charlie Chan Peter Ustinov zu gewinnen. Das Wandlungsfähige Allround-Talent hatte alleine das Zeug dazu, die verschiedenen Charlie-Chan-Inkarnationen überzeugend zu vereinen, aber dem Charakter auch etwas von seinem typischen schelmischen Charme zu geben. Obwohl Ustinov den Film nicht dominiert, ist seine Rolle in Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen einer der wichtigsten Stützpfeiler des Films.

Die Nebenrollen wurden allerdings auch hochkarätig besetzt, zumindest wie es mit einem nicht allzu gigantischem möglich war. Charlie Chans "Number One Grandson" Lee wurde mit Richard Hatch besetzt, der Ende der siebziger Jahre in der Science-Fiction-Serie Battlestar Galactica bekannt wurde. Seine Rolle hat quasi die Funktion von Charlie Chans unfähigem Sidekick und wird auch noch durch einige Slapstick-Einlagen in diese Richtung verstärkt. Seine Verlobte Cordelia wurde von einer jungen Schauspielerin namens Michelle Pfeiffer gespielt, die noch am Anfang einer großen Filmkarriere stand und hier nicht nur das dumme Blondchen spielen durfte.

In weiteren Schlüsselrollen sind zweider besten amerikanischen Schauspielerinnen zu sehen - Angie Dickinson spielt in einem kleinen, aber eindrucksvollen Part mit Eleganz die mysteriöse Drachenkönigin und Lee Grant die flatterige, leicht übergeschnappte Mrs. Lupowitz. Ein wenig die Show stiehlt diesen beiden Schauspielern allerdings die Engländerin Rachel Roberts als paranoide Haushälterin Mrs. Dangers, die hier in ihrer letzten Rolle vor ihrem tragischen Selbstmord zu sehen ist.

Noch eine Paraderolle hat Roddy McDowall als rollstuhlfahrender Diener Gillespie inne. Der Schauspieler, der hauptsächlich für sein Mitwirken in den Planet of the Apes-Filmen bekannt war und dort wegen der dicken Masken nur selten seine schauspielerischen Talente einsetzen konnte, hat in diesem Film auch relativ wenig Dialog, schafft es aber durch seine Mimik einen wunderbar skurillen Charakter zu schaffen. Brian Keith als Polizeichef Baxter ist dagegen nur als "Comic Relief" gedacht und für den Plot eigentlich nicht wichtig, aber was wäre Charlie Chan ohne einen nervösen Polizeichef?

Das Drehbuch des Films stammte von David Axelrod und Stan Burns, einem Autorenduo das sonst eigentlich nur für Fernsehserien schrieb. Die Story ist ein Mischmasch aus alten Charlie-Chan-Geschichten, hat aber ein weitaus größeres Ausmaß als in den alten Filmen überhaupt möglich war. Charlie-Chan-Fans werden sehr viele Elemente sofort wiedererkennen und wahrscheinlich bei manchen Umsetzungen nicht besonders begeistert sein, aber als Film in sich ist Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen sehr stimmig. Die Idee mit einer schwarzweißen Rückblende ganz im Stil der Vorbilder zu beginnen hätte besser nicht ge,acht werden können. Gleichzeitig nimmt sich der Film aber auch nicht völlig ernst - ein Chan-Film-im-Film und diverse andere Ideen wie der Einbau einiger Blake-Edwards-ähnlichen Slapstick-Sequenzen machen die verspielte Natur des Films deutlich klar.

Das sicher nicht sehr große Budget merkt man dem Film kaum an. Gedreht wurde praktischerweise an Originalschauplätzen in San Francisco und in einigen einfach, aber effektiv gestalteten Studiosets. Die Kameraführung wagt auch keine großartigen Experimente, hinterläßt aber einen sehr soliden und professionellen Eindruck. Auch musikalisch gibt sich Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen innovativ und verspielt - Komponist Patrick Williams hat sich nicht nur auf stereotype orientalische Klänge beschränkt, sondern bietet eine vielseitige Mischung, deren größter Anteil eine klassische orchestrale Score ist. Bemerkenswert ist die Titelmusik, für die Williams eine Art Mini-Operette komponiert hat, deren Sänger niemand anders als Peter Ustinov ist, der darin mit Nonsense-Texten und Akzenten gekonnt herumspielt.

Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen war kein nennenswerter Erfolg und verschwand sehr schnell in der Versenkung. Heute ist der Film nur noch selten zu sehen und wenn wird er von den Kritikern gnadenlos niedergemäht - eigentlich zu unrecht. Perfekt ist der Film nicht, aber dennoch wunderbare Unterhaltung mit bemerkenswerten Schauspielern. Es ist ein Film, der von Liebhabern für Liebhaber gemacht wurde - ein kleines, oft übersehenes und unterschätztes Juwel.


Gerade einmal zwei TV-Ausstrahlungen im deutschen Fernsehen innerhalb der letzten fünfzehn Jahre hat Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen hinter sich. Wer diesen Film wie ich bei einer dieser seltenen Gelegeheiten zufällig kennengelernt hat, wird auf der Suche nach einer englischen Originalfassung des Films die Zähne ausbeißen - es gibt weder eine englische noch amerikanische VHS-Kaufkassette, und bis vor kurzem auch keine DVD. Eine kleiner, obskurer kanadischer Anbieter hat aber vor kurzem diese DVD herausgebracht, die zwar eine fast schauderhafte Bild- und Tonqualität hat, aber erstaunlicherweise ein paar neu produzierte Dokumentationen besitzt. Auch wenn diese DVD technisch nicht viel hergibt, lohnt sich ein Kauf bei knapp zehn kanadischen Dollar für Fans des Films auf jeden Fall.

Bild

Leider wurde hier nur ein steinaltes Videomaster verwendet, das trotz leichter Nachbearbeitungsbemühungen eigentlich einer DVD unwürdig ist. Da es aber schon an ein Wunder grenzt, daß es diesen Film überhaupt als DVD gibt, sollte man hier das beste aus der Bildqualität machen, die sich gerade noch im erträglichen Bereich bewegt wenn man beide Augen zudrückt.

Das ärgerlichste Problem dieser DVD ist scheinbar das 1.33:1-Bildformat, aber in diesem Bereich kann man Entwarnung geben: Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen wurde Open-Matte auf einem 1.37:1-Negativ gedreht und danach maskiert, so daß hier kein Bild verloren geht. Besitzer von 16:9-Fernsehern können ruhig auf 1.78:1 aufzoomen und bekommen so zwar keine bessere Bildqualität, aber wenigstens die gewollten Bildkompositionen hin. Aber auch in 1.33:1 sieht der Film nicht allzu schlecht aus.

Das Bild weist ansonsten leider alle Merkmale eines alten Videomasters auf, dessen Qualität zwar besser ist als VHS, aber gerade einmal auf dem Niveau einer analogen TV-Ausstrahlung liegt. Während die Nachbearbeitung es geschafft hat die Schrift im Vorspann noch sehr ruhig und glatt zu bekommen, wird bei der ersten Szene schnell klar, daß hier nicht viel zu erwarten ist. Die Schärfe ist unterdurchschnittlich und wird von deutlichen Pixel- und Zeilenstrukturen durchzogen. Die Körnigkeit wurde teilweise mit einem Rauschfilter eingedämmt, ist aber besonders in Szenen mit Kameraschwenks deutlich zu sehen. In einigen Szenen bekommt man durch das starke Grieseln fast den Eindruck, daß der Transfer von einem 16mm-Print gemacht wurde. Kratzer und Fussel sind relativ wenige zu sehen, die meisten kleineren Dropouts gehen wahrscheinlich in der allgemeinen Unschärfe des Transfers unter.

Diese DVD hat ungefähr die Bildqualität einer TV-Serie aus den achtziger Jahren, die auf Film gedreht, aber auf Video geschnitten wurde. Beheben könnte man dieses Problem einzig und allein nur mit einem neuen Transfer, den Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen wirklich bitter nötig hat - solange da nichts unternommen wird, muß man halt mit dieser "Notlösung" auskommen.

Ton

Die einzige Tonspur auf dieser DVD ist genauso wie der Transfer in keinem besonders gutem Zustand. Der Umstand, daß ein Film von 1981 hier mit schnödem Mono-Ton daherkommt ist nicht weiter schlimm, da Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen ursprünglich ohne Dolby-Stereo-Ton in die Kinos kam. Das Problem ist hier viel mehr, daß wieder einmal der Ton von einer nicht mehr ganz intakten Lichttonspur übernommen und so gut wie gar nicht nachbearbeitet wurde. Dynamik und Frequenzumfand sind deutlich eingeschränkt, besonders die Musik klingt sehr flach und dünn. Dialoge werden gut verständlich wiedergegeben, aber leider zischen alle S-laute sehr unangenehm. Die Nebengeräusche nehmen außerdem ein beträchtliches Ausmaß an: in der ersten Hälfte des Films ist lediglich ein etwas erhöhtes Grundrauschen zu hören, aber in der letzten halben Stunde kommt ein deutlich hörbares Knistern dazu, fast wie bei einer abgenutzten Schallplatte.

Der Ton ist enttäuschend, aber im Moment die einzige Möglichkeit den Film überhaupt in der Originalfassung zu hören. Wer die deutsche Synchronfassung kennt, wird bei der englischen Version dieser DVD staunen, denn hier ist an einigen Stellen Musik zu hören, die in der deutschen Fassung völlig still waren.

Bonusmaterial

Gemessen an der Bild- und Tonqualität hätte diese DVD eigentlich mit einem 08/15-Menü und komplett ohne Extras daherkommen müssen, aber erstaunlicherweise werden hier recht aufwendig gestaltete Menüs und zwei kleine, aber neu für die DVD produzierte Dokumentationeng eboten.

The Making Of Charlie Chan and the Curse of the Dragon Queen
(21:32) besteht aus Interviews mit Schauspieler Richard Hatch, American Cinema-Präsident Alan Belkin, Produktionschefin Jean Higgins, Komponist Patrick Williams und Marketingchefin Sandra Shaw. Richard Hatch hat von allen am meisten zu erzählen und gibt in seinem Interview einen guten Überblick über die Entstehung des Films, während die Kommentare der anderen Filmemacher mehr oder weniger belanglos sind - bis auf den Komponisten Patrick Williams, der eine echte Ustinov-Anekdote zu bieten hat.

How American Cinema Changed Hollywood Forever (27:57) ist eine sehr aufgeregte und bemühte Dokumentation über das kleine B-Movie-Studio. Die üblichen Verdächtigen aus der ersten Doku kommen hier zu Wort und sind über die wenigen Filme, die ihr Studio produziert hat etwas zu begeistert. Dies ist mehr ein Werbefeaturette für ein längst nicht mehr existierendes Studio als eine ernsthafte Dokumentation.

Theatrical Trailer & TV Commercial (1:01) - die Major-Studios lassen ihre Trailer heutzutage oft ganz weg, aber hier sind sie, wenn auch nur ganz kurz und knapp, dabei. Besonders bemerkenswert sind die Trailer nicht, aber wenigstens ist ein Kurzauftritt von Peter Ustinov dabei.

Die Cast & Crew Biographies in Form von Texttafeln sind auch überraschend ausführlich.

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