Chicken Run
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27.02.2006 #366
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Titel Chicken Run
Studio Dreamworks / Aardman / Pathé (2000)
Hersteller Dreamworks Home Entertainment (2000)
DVD-Typ 9 (6,77 GB) Bitrate ø 6,47 max. 9,0
Laufzeit 84 Minuten Kapitel 24
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I weiß
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.78:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 6.1 Surround 448 kbit/s Englisch 2.0 Surround 384 kbit/s Englisch, Kommentar Dolby Digital 6.1 Surround ES 754,5 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch
Freigabe MPAA G
Extras • Director's Commentary with Peter Lord and Nick Park
• DVD-ROM On-Screen-Fun: Two Egg-cellent Interactive Games, Desk Top Icons and Pets, Calculator Screensavers and Poster Sets.
• Read Along to the Hilarious Script
• Two Fascinating Behind-the-Scenes Featurettes
• Screaming Chicken PANIC BUTTON
• Trailers, Bios, Production Notes and Other Hidden Surprises!

Der Film

Ginger, Babs, Bunty und ihre Freundinnen sind Insassen einer düsteren englischen Hühnerfarm. Ihr Job ist die Eierproduktion, eine ungenügende Legequote wird mit dem Kochtopf bestraft – die einzige Waffe, die das wehrlose Federvieh besitzt, ist die Flucht. Zahlreiche Ausbruchsversuche scheitern und Ginger landet ständig in Einzelhaft – bis ein fliegender Hahn namens Rocky in der Farm abstürzt und den Hennen neue Hoffnung auf eine Flucht durch die Luft macht...

 


Das englische Stopmotion-Trickstudio Aardman Animation feierte in den achtziger und neunziger Jahren große Erfolge mit detailreichen Kurzfilmen, von denen Nick Parks drei Wallace & Gromit-Abenteuer wohl die bekanntesten sind. Nachdem Aardman drei Oscars gewonnen hatte, begannen sich viele Hollywood-Giganten für die erstaunlichen Knetfiguren-Spezialisten aus Bristol zu interessieren, und beinahe hätte Disney das Studio sogar aufgekauft - schließlich kam es aber doch viel besser für Aardman.

Rettung durch die Traumfabrik

Die lang erwartete finanzielle Unterstütung, ohne die Aardman nie einen abendfüllenden Spielfilm produzieren könnte, kam aus einer unerwarteten Richtung. Nachdem Verhandlungen mit vielen anderen Hollywood-Giganten meist daran scheiterten, daß die Konzerne zuviel Kontrolle ausüben wollten, wurden die Aardman-Leute 1996 nach der US-Premiere des dritten Wallace & Gromit-Films A Close Shave auf dem Sundance Filmfestival überraschenderweise von Jeffrey Katzenberg zu einem Gespräch eingeladen. Der Chef der Trickfilm-Abteilung des neuen und unabhängigen Studios Dreamworks, an dem auch Steven Spielberg und David Geffen beteiligt waren, hatte großes Interesse an den Fähigkeiten von Aardman und akzeptierte gleichzeitig die Unahängigkeit des relativ kleinen englischen Studios.

Dreamworks und Aardman schmiedeten schließlich einen gemeinsamen Pakt, der die Zufriedenheit beider Beteiligter in den Vordergrund stellte - Jeffrey Katzenberg legte großen Wert darauf, daß Aardman in kreativen Sachen weitgehend unabhängig blieb. Dreamworks sollte nur als Geldgeber, Mitproduzent und Vertrieb agieren und den Knetfiguren-Experten aus Bristol soviel Freiheiten wie möglich lassen - etwas, was sich ein anderes Studio nicht hätte bieten lassen. Jeffrey Katzenberg, der Leiter der Trickfilm-Abteilung von Dreamworks, setzte aber volles Vertrauen in Aardman und machte dem Studio nicht allzuviele Vorschriften. Auch die Idee für das erste gemeinsame Projekt kam alleine von Aardman.

Die Hühner sind los

Natürlich war man darauf bedacht, mit dem weiterzumachen was den meisten Erfolg gebracht hatte, aber bei Aardman war man der Meinung daß die Zeit noch nicht reif war Wallace und Gromit auf die große Leinwand zu bringen. Stattdessen brachten Nick Park und Peter Lord eine völlig neue Idee ins Spiel, die sie schon einige Zeit in der Schreibtischschublade liegen hatten: einen Ausbruchsfilm nach der Art von The Great Escape, nur mit Hennen anstatt mit Menschen als Hauptdarsteller. Jeffrey Katzenberg gefiel die Idee sehr gut, aber Steven Spielberg, der selbst eine kleiner Hühnerfarm besaß, war vollends begeistert.

Statt Wallace & Gromit sollte nun der erste Aardman-Kinofilm Chicken Run heißen und bekam von Dreamworks und dem englischen Partner Pathé ein großzügiges Budget von über vierzig Millionen Dollar zur Verfügung gestellt - nicht ganz soviel, wie Dreamworks den eigenen Zeichentrickfilmen spendiert hatte, aber für Aardman doch mehr als genug. Diese enormen finanziellen Mittel waren natürlich nicht nur alleine für die Stopmotion-Produktion da, sondern sollten auch garantieren daß gute Schauspieler für die Stimmen der Charaktere engagiert werden konnten.

Das Buch der Federn

Die Story des Films wurde von Nick Park und Peter Lord erdacht, die Ausarbeitung des kompletten Drehbuchs überließen sie aber einem Profi-Autor. Karey Kirkpatrick wurde wahrscheinlich von Dreamworks vorgeschlagen und war als Amerikaner sicher nicht die erste Wahl von Aardman, hatte aber immerhin schon mit James and the Giant Peach einmal ein Drehbuch für einen Stopmotion-Trickfilm geschrieben. Die befürchteten anglo-amerikanischen Kulturdifferenzen traten erst gar nicht ein, denn Karey Kirkpatrick erwies sich als richtiger Aardman-Kenner und wußte zum Glück genau, wie man mit britischem Humor umgeht.

Die grundlegende Idee, eine Mischung aus Gefangenenlager-Ausbruchsfilmen wie The Great Escape oder Stalag 17 mit Knetfiguren-Hennen umzusetzen wurde gut durchdacht sehr detailreich ausgearbeitet. Es sollte keine platte Satire oder Parodie werden, sondern eine mehr oder weniger ernst gemeinte Hommage, die ihre Ursprünge respektieren und nicht veralbern sollte. Vom Drehbuch aus sollte die Geschichte außerdem als ganz normaler Realfilm behandelt werden - das bedeutete richtige Charakterisierungen, viel Dialog und einer spannenden Story. Die simple Geschichte wurde zu einem originellen Ausbruchs-Abenteuer umfunktioniert und mit zahlreichen Überraschungen und Wendungen ausgestattet - ein weites Stück entfernt von den dagegen vergleichsweise simplen Drehbüchern der Wallace & Gromit-Kurzfilme.

Hühner mit Charakter

Bei der Besetzung der Stimmen bestand Dreamworks natürlich auf große Hollywood-Stars, um den Film den amerikanischen Zuschauern attraktiver zu machen, aber Aardman wollte natürlich auf englische Schauspieler setzen. Schließlich ergab sich durch das Drehbuch aber ein fairer Kompromiß, denn der Film spielte natürlich in England, hatte aber mit Rocky, dem fliegenden Hahn, einen Amerikaner mit an Bord, den man auch entsprechend besetzen konnte. Ironischerweise wurde nach langer Suche schließlich ausgerechnet jemand ausgesucht, der zwar in den USA geboren war, aber in Australien aufwuchs.

Das Rennen machte Mel Gibson, für den Dreamworks und Aardman vergleichsweise günstige eine Million englische Pfund lockermachten - eine Summe, für die ein Star wie er normalerweise keinen Finger rühren würde. Angeblich waren es Gibsons Kinder, die ihn als große Fans von Wallace und Gromit überzeugen konnten, aber wahrscheinlich war der Schauspieler selbst, der auch von der Idee begeistert war. Allerdings nahm Mel Gibson seinen Dialog komplett in Los Angeles auf, weil er keine Zeit hatte extra zu Aardman nach Bristol zu fliegen. Wirklich ungewöhnlich war dies nicht, denn üblicherweise stehen bei Trickfilm-Produktionen die Schauspieler sowieso nur selten gemeinsam im Studio.

Rocky ist allerdings trotz der prominenten Besetzung nicht der alleinige Hauptcharakter in Chicken Run, sondern teilt sich diese Position mit Ginger, der Anführerin der Hennenclique. Für deren Stimme suchten Nick Park und Peter Lord eine Schauspielerin mit einer typisch britischen Durchschnittsstimme, fanden dann mit Julia Sawalha jemandem mit genau dem richtigen bestimmenden, aber trotzdem freundlichen und sympathischen Tonfall. Julia Sawalha und Mel Gibson standen zwar nie zusammen im Tonstudio, aber ihre Konversationen wirken durch geschickte Technik genau so als ob sie bei den Dialogaufnahmen nebeneinander standen. Obwohl ihre Charaktere nur Knetfiguren sind, schaffen es Julia Sawalha und Mel Gibson sie zu richtigen lebendigen Persönlichkeiten zu machen.

Those English Chicks

Die weiteren Nebenrollen wurden ausschließlich mit englischen Schauspielern besetzt und sind nicht nur unwichtiges Beiwerk, sondern voll entwickelte Charaktere, von denen jeder seine ganz individuelle Note hat. Von den vielen Hühnern die die Farm bevölkern stehen aber nu vier wirklich im Vordergrund: Babs, Bunty und Mac sind drei von Gingers "Kolleginnen" und liebevolle Parodien auf die englische Durchschnittsbevölkerung. Babs, gesprochen von Jane Horrocks, genaus wie Julie Sawalha den meisten Engländern aus der Sitcom Absolutely Fabulous bekannt, ist naiv, weltfremd und ein bißchen dumm, während Bunty, mit der Stimme von Imelda Staunton, resolut, aber sehr konservativ ist. Mac ist die schottische Henne des Vereins und ist als technisches Genie das, was man im allgemeinen als Geek bezeichnen würde. Den passenden Akzent hat sie von Lynn Ferguson, die als eingeborene Schottin gar nicht groß dazu übertreiben mußte.

Das letzte Federvieh in der Besetzungsliste ist Fowler, der alternde Hahn der Farm, der sich wie ein leicht übergeschnappter General benimmt und einen deutlichen Militär-Tick hat. Benjamin Withrow brüllt als Stimme von Fowler nicht nur einfach herum, sondern schafft es aus dem Hahn eine wunderbare Parodie auf die Kommandanten der Filmgeschichte zu machen und ist wahrscheinlich der einzige Schauspieler, der ein "Cock-a-doodle-doo!" mit einem "What, what!" überzeugend abschließen kann.

Von Ratten und Menschen

Die beiden Ratten Nick und Fetcher sind eine kleine Hommage an Laurel und Hardy, aber die beiden Einzelhandel-Experten, die die Hennen mit Werkzeug und anderen nützlichen und unnützlichen Sachen beliefern, beziehen ihren Humor nicht in erster Linie aus dem Slapstick, sondern aus den witzigen Dialogen. Die beiden Nagetiere werden von Timothy Spall und Phil Daniels in bester Standup-Comedy-Manier gesprochen und sind nicht nur für den Spaßfaktor dabei, sondern spielen auch im Plot des Films eine kleine, aber wichtige Rolle.

In manchen Trickfilmen in denen Tiere die Hauptprotagonisten sind, kommen Menschen oft nur am Rand vor, aber in Chicken Run sind sie ein wichtiger Bestandteil der Geschichte - die Inhaber der Hühnerfarm sind hier die gefürchteten Lagerkommandanten, die auch vor kaltblütigen Mord nicht zurückschrecken. In Chicken Run treten sie in der etwas ungewöhnlichen Form von Mr. und Mrs. Tweedy auf, einer Henkerin und ihrem paranoiden Assistent. Während Mrs. Tweedy das personifizierte Böse ist, kann einem ihr Mann fast schon wieder leid tun. Miranda Richardson und Tony Haygarth sind die Stimmen des hühnerquälenden Duos und bringen genau den richtigen bösen Unterton in den Film.

Der Bau des Hühner-Imperiums

Nach einer knapp zweijährigen Vorbereitungsphase, in der der gesamte Film unzählige Male auf Storyboards gezeichnet wurde und das Drehbuch viele Verwandlungen durchmachte, fiel schließlich Ende 1998 in den Aardman-Studios in Bristol die erste Klappe für Chicken Run - die zahlreichen Sets des Films waren so groß, daß zu den eigentlichen Studioräumen noch ein zweites Gebäude angemietet werden mußte.

Die Modelle, Figuren und Kulissen wurden wie bei Aardman üblich in mühsamer Handarbeit gefertigt. Die Hühner sehen natürlich alles andere als realistisch aus, weil sie in dem unnachahmlichen Aardman-Knetfiguren-Stil gestaltet wurden. Als Vorbild dienten die Hühner, die in Nick Parks Creature Comforts bereits kurz zu sehen waren, aber noch etwas verändert wurden - so wurden die Köpfe von den menschlichen Aardman-Figuren fast unverändert übernommen und lediglich mit Schnäbeln ergänzt.

Weil im Grunde genommen alle Knetfiguren auf dem gleichen Grunddesign basieren, wurden den Hauptcharakteren einige unverwechselbare Merkmale verpaßt. Jede Henne bekam einen ganz bestimmten Farbton, indem verschiedenfarbige Knete in einem industriellen Kaugummi-Mixer gemischt wurde - eine bei Aardman altbewährten Verfahren, daß schon seit langem zum Einsatz kam. Die Hühner-Figuren für Chicken Run bestanden jedoch nur an den Köpfen und Armen aus Knete, die unbeweglichen Torsos wurden aus latexüberzogenem Silikon hergestellt. Um die Übergänge zwischen Rumpf, Armen und Kopf zu verstecken bekamen die Figuren einen für jeden Charakter individuell gestalteten Federsaum und ein Halstuch oder einen Schal umgehängt.

Obwohl sich fast der ganze Film auf der Hühnerfarm abspielt, gab es eine ganze Menge verschiedene Sets - von der großen Hauptkulisse für die "Außenaufnahmen" über das Innere der Hühnerställe bis zum aus der Tweedys und der großen maschine ist der Film voll mit Szenerien, die oftrealer aussehen als die Knetfiguren, die die Sets bevölkern. Die Sets wurden mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet und sind voll von kleinen und großen Anspielungen, von denen man die meisten nur bei ganz genauer Betrachtung entdecken kann.

Poultry in Motion

Die Stopmption-Animation ist hervorragend gelungen, was für Aardman natürlich kein Kunststück ist, denn nach fast dreißig Jahren Erfahrung ist die Tricktechnik absolut perfekt geworden. Den besonderen Charme der Stopmotion-Technik ist dabei aber nicht verloren gegangen, denn auf digitale Unterstützung wurde weitgehend verzichtet. CGI-Technik kam nur in einer handvoll Szenen ergänzend zum Einsatz, der Film wurde ansonsten Bild für Bild in buchstäblicher Handarbeit gedreht.

Trotz der aufwendigen und arbeitsintensiven Stopmotion-Technik wurde die Story des Films nicht außer Acht gelassen, denn die Aardman-Animatoren sind nicht nur technisch brilliant, sondern auch hervorragende Geschichtenerzähler, die ihr Können im Rahmen eines Kinofilms nun viel besser einsetzen konnten als in einem halbstündigen Kurzfilm. Es bleibt genug Zeit um die Charaktere ausführlich vorzustellen und alleine im Vorspann wird die ganze Ausbruchs-Vorgeschichte erzählt, die schon ganz zu Anfang eine sehr hohe Erzähldichte deutlich macht. Für das was in den knappen 80 Minuten Netto-Laufzeit passiert, brauchen andere Filme zwei Stunden oder mehr.

Obwohl der Film durchaus den Eindruck machen kann, ist Chicken Run nicht in erster Linie ein Film für jüngere Zuschauer. Die mögen zwar an dem Federviel aus Knete auch ihren Spaß haben, aber wie die meisten Aardman- und Dreamworks-Filme funktioniert Chicken Run auf zwei verschiedenen Ebenen. Kinder werden sich einfach nur an den lustigen Hühnern aus Knete und der spannenden Geschichte erfreuen, während ältere Zuschauer die vielen Anspielungen zu schätzen wissen werden - allerdings muß man schon einige filmhistorische Kenntnisse haben um wirklich alles zu verstehen, zumindest The Great Escape sollte man schon gesehen haben.

Musik fürs Federvieh

Nick Park und Peter Lord wollten für die Filmmusik von Chicken Run eigentlich Julian Nott engagieren, der schon für die drei Wallace & Gromit-Kurzfilme komponiert hatte und damit ein alter Bekannter von Aardman war. Nott stellte sogar einige Temp-Tracks zur Vefügung, aber Jeffrey Katzenberg bestand darauf die Filmmusik von Komponisten aus dem Dreamworks-Pool schreiben zu lassen. Schließlich einigten sich Aardman und Dreamworks auf Harry Greggson-Williams und John Powell, die bereits für Antz eine hervorragende Score komponiert hatten und sich auch für Chicken Run als ausgezeichnete Wahl erwiesen.

Harry Greggson-Williams und John Powell blieben den Ursprüngen von Aardman treu und komponierten eine richtig ohrwurmverdächtige Musik, deren Hauptthema natürlich an Elmer Bernsteins The Great Escape angelehnt ist. Zwar gehören die beiden Komponisten mit zu Hans Zimmers Media Ventures-Verein, aber von dem gefürchteten Baukasten-Schema ist bei Chicken Run überhaupt nichts zu hören. Die brilliante Mischung aus voll orchestrierter klassischer Filmmusik mit kräftigen Melodien und verspieltem Jazz, ergänzt durch zwei Oldie-Popklassiker, wandelt auf den Pfaden ihrer Vorbilder, ohne sie einfach nur zu imitieren. Musikalisch ist die Score von Chicken Run auf einem überraschend hohen Niveau und durch die clever arrangierten Ohrwürmer mit oft ungewöhnlichem Instrumenteneinsatz ein riesiges Vergnügen.

Erfolg aus Plastilin

Aardmans erster Schritt auf die große Leinwand ist nicht von ungefähr ein großer Erfolg geworden, der sogar die Kritiker vollends begeistern konnte. Die Kooperation zwischen Aardman und Dreamworks erwies sich als seltener Glücksfall, der den englischen Stopmotion-Veteranen eine ganz neue Zukunft bescherte und Nick Park seinem größten Wunsch einen Wallace & Gromit-Kinofilm ein großes Stück näherbrachte. Auch wenn Chicken Run eigentlich nur ein Testballon für zukünftige Aardman-Kinoproduktionen war, ist der Film hervorragend gelungen und zeigt auf beeindruckende Weise, daß Stopmotion-Tricktechnik immer noch aktuell ist und für einzigartige Unterhaltung sorgen kann.

Die DVD

Die erste DVD von Chicken Run erschien in den USA nach der Kinopremiere im Juni relativ schnell im November 2000 und war für damalige Verhältnisse hervorragend ausgestattet. Besonders die Bild- und Tonqualität ist auch heute noch auf dem allerbesten Niveau, weshalb es nie eine Neuauflage der DVD gegeben hat. Die einzige ernsthafte Konkurrenz ist die englische DVD von Pathé, die noch ein paar kleine zusätzliche Extras bietet, aber dafür die unangenehmen Auswirkungen vom PAL-Speedup hat. Die deutsche DVD erschien erst im Februar 2001 von BMG und war ein Reinfall auf ganzer Linie, denn die Bildqualität war erheblich schlechter als bei den anderen Versionen. Insgesamt ist die US-DVD von allen die beste Version, weil sie der Kino-Präsentation am allernächsten kommt und trotz dea Alters technisch und inhaltlich immer noch überzeugen kann.

Bild

Chicken Run war 2000 einer der ersten großen Produktionen, deren Postproduktion komplett digital durchgeführt wurde. Gedreht wurde zwar auf herkömmlichem 35mm-Film, aber das Negativ wurde direkt digital in 4K-Auflösung von der Londoner Computer Film Company gescannt, im Computer weiterverarbeitet und dann für die Kino-Kopien wieder auf Film ausgegeben. Für die DVD wurde kein erneuter Filmtransfer durchgeführt, sondern die digitalen Filmdaten direkt ins DVD-Format konvertiert, was eine hervorragende Bildqualität möglich gemacht hat, die sich auch nach fünf Jahren immer noch nicht vor aktuellen DVDs verstecken braucht.

Die Filmvorlage, direkt vom Negativ abgetastet und somit hier in der ersten Kopiergeneration zu sehen, ist in einem absolut pristinem Zustand. Nur wenn man ganz genau hinschaut, kann man eine kleine Handvoll von weißen Dropouts entdecken, die aber nicht weiter störend sind. Ansonsten macht das Bild einen erstaunlich sauberen und stabilen Eindruck, ohne völlig digital auszusehen. Die Filmkörnigkeit wurde vorsichtig reduziert, ist aber auf Hintergründen noch in einem ganz normalen Maß etwas sichtbar.

Die Schärfe ist beeindruckend gut und wurde offenbar nur durch eine leichte zusätzliche digitale Aufschärfung ergänzt, die ohne sichtbare Nebenwirkungen blieb. Es sind eine enorme Menge Details zu sehen, sogar kleine Imperfektionen in der Knetmasse wie Fingerabdrücke oder kleine Kratzer bleiben nicht verborgen und sorgen dafür daß der Film sehr organisch und lebendig aussieht.

Am digital durchgeführten Farbtiming gibt es auch nichts auszusetzen, denn ohne einen erneuten Filmtransfer mußte auch kein zusätzliches Colorgrading mehr durchgeführt werden. Die Farben reichen von der braun-erdigen Umgebung der Hühnerfarm über das kräftige Orange der Hennen bis zum tiefblauen Nachthimmel und wirken, soweit man es bei einem Trickfilm behaupten kann, durchaus realistisch. Zu bunt wird es allerdings auch nicht, denn auf besonders knallige Farben wurde wegen der Gefängnislager-Atmosphäre bewußt verzichtet.

Insgesamt bewegt sich die Bildqualität weit über dem damals üblichen Niveau – Dreamworks hatte in Sachen Bildqualität schon einen riesigen Vorsprung vor den anderen Studios.

Ton

Gleich mit drei englischen Tonspuren ist die US-DVD von Chicken Run ausgestattet – zwei Dolby Digital-Tracks in 5.1-EX und 2.0 Surround und eine in DTS-ES 6.1. Diese Tonspur-Vielfalt ist etwas Overkill, weil die Abmischung des Films typisch für Dreamworks zwar technisch perfekt, aber relativ zahm ist und kein wirkliches Surroundspektakel bietet.

Die 5.1-Tonspur ist eine für einen Trickfilm sehr beeindruckende Soundtrack, die zwar relativ konventionell abgemischt ist, aber trotzdem noch einen ordentlichen Raumklang bietet. Für den ist hauptsächlich die Musik zuständig, die sehr raumfüllend abgemischt wurde und sich auf alle Lautsprecher verteilt. Dialoge und Effekte beschränken sich meist auf die vordere Soundstage, erzeugen dort aber eine sehr aktive Stereo-Front. Nur in einigen wenigen Szenen werden auch Surroundeffekte eingesetzt, sind dann aber äußerst effektiv. Ansonsten hört sich die Tonspur in Bezug auf Dynamik und Klangfülle absolut vorbildlich an.

Der auch enthaltene 2.0-Surround-Mix enttäuscht dagegen in fast allen Kategorien und klingt noch lange nicht so gut wie ein Downmix der 5.1-Spur. Wie sich die DTS-Tonspur anhört, konnte ich mangels passendem Verstärker nicht feststellen, aber viel anders als die etwas zurückhaltende Dolby Digital-Track wird man dort auch nicht geboten bekommen. Die Tonspuren werden außerdem von einer sehr akkurat transkribierten englischen Untertitelspur begleitet.

Bonusmaterial

Die amerikanische DVD von Chicken Run bewirbt sich groß als Special-Edition, hat aber nach heutigen Maßstaben nur eine kleinere Standard-Ausstattung, die aber trotzdem einige sehr ordentliche Extras bietet. Auch das Menüdesign ist sehr gut gelungen, ohne zuviel mit Animationen oder ähnlichem um sich zu werfen.

Die Kommentarspur mit Nick Park und Peter Lord ist die erste für die beiden Aardman-Regisseure, aber schon gleich zu Anfang erweisen sie sich als äußerst gesprächig und machen in der knapp anderhalbstündigen Laufzeit des Films kaum einmal eine Pause. Der Audiokommentar ist stark szenenspezifisch und die Entstehung des Films wird auf eine sehr sympathische und unterhaltsame Weise geschildert, ohne daß es dabei zu technisch zugeht. Nick Park und Peter Lord erzählen viel mehr von der menschlichen Seite des Filmemachens und gewähren dadurch einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise bei Aardman und auch die Leistungen der vielen Mitarbeiter bleiben nicht unerwähnt.

Die beiden Making-Ofs Poultry in Motion: The Making of Chicken Run (20:48) und
The Hatching of Chicken Run (15:01) sind keine richtigen Dokumentationen, sondern ursprünglich fürs amerikanische Fernsehen produzierte Promotion-Featurettes. Für ihren Ursprung bieten sie einen ganz netten Einblick in die Entstehung des Films, sind aber wegen ihres deutlichen Werbecharakters und den vielen Filmausschnitten nicht wirklich interessant, wenn man den Film selbst schon gesehen hat. Immerhin bekommt man diverse Interviews mit den Filmemachern und Schauspielern zu sehen, die allerdings inhaltlich nur sehr oberflächlich sind. Die beiden Featurettes überschneiden sich teilweise deutlich, obwohl sie beide von Triage produziert wurden.

Das Read Along (17:17) ist eigentlich nur für Kinder interessant, aber die sorgfältig geschriebene und vorgelesene Zusammenfassung der Geschichte hat genauso wie der Film selbst einen leicht ironischen Unterton.

Unter Trailers & TV-Spot befindet sich eine Sammlung von Trailern - eine Abteilung die auf späteren Dreamwork-DVDs leider immer eingespart wurde:
• Trailer 1 (2:26)
• Trailer 2 (1:28)
• TV Spot (0:31)
• Sneak Preview Shrek (1:48)

Cast & Crew enthält sehr ausführliche Bio- und Filmographien von den Filmemachern und Schauspielern sowie die Produktionsnotizen, die auch im beigelegten Faltblatt zu lesen sind. Insgesamt gibt es auf dieser DVD überdurchschnittlich viele Texttafeln.

Im DVD-ROM-Bereich befinden sich neben den zwei Spielen Whack a Tweedy und Escape from the Pie Machine auch ein Bildschirmschoner, mehrere Desktop-Themen, Filmposter und einige Schwarzweiß-Zeichnungen zum kolorieren - alles in einer gut gestalteten Web-Oberfläche untergebracht.








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