Charlie and the Chocolate Factory
Cover

06.12.2005 #358

Titel Charlie and the Chocolate Factory
Studio Warner Bros. / Village Roadshow Pictures / The Zanuck Company (2005)
Hersteller Warner Home Video (2005)
DVD-Typ 5 (6,33 GB) & 9 (4,49 GB) Bitrate ø 7,9 max. 9,0
Laufzeit 114:44 Minuten Kapitel 32
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.78:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG
Extras • Attack of the Squirrels
• The Fantastic Mr. Dahl
• Becoming Oompa-Loompa
• Making the Mix - Five Featurettes on the Making of the Movie
• Activities: Oompa-Loompa-Dance, The Bad Nut, The Inventing Machine & Search for the Golden Ticket

Der Film

Charlie Bucket lebt mit seinen Eltern und seinen vier Großeltern zusammen in einem alten, verfallenen Haus. Die Familie ist so arm, daß sie sich keinen Luxus leisten können - für Charlie ist das höchste der Gefühle eine jährliche Tafel Schokolade, die er nur zu seinem Geburtstag bekommt. Schlimm ist dies für ihn nicht nur, weil er wie jedes Kind in seinem Alter besonders gerne Süßigkeiten mag, sondern weil sein Heimatort im Schatten der riesigen Schokoladenfabrik des mysteriösen Willy Wonka steht. Eines Tages kündigt Wonka an, daß er in fünf seiner Schokoladentafeln, die er in die ganze Welt liefert, goldene Tickets gelegt hat, die die jugendlichen Finder zu einer Besichtigung seiner sagenumwobenen Fabrik berechtigt und einem der Gewinner einen besonderen Preis verspricht. Charlie macht sich keine große Hoffnungen, zufällig eins der Tickets zu erwischen, aber mit unglaublichem Glück geschieht genau dies. Zusammen mit einem seiner Großväter als Begleitung steht Charlie am Stichtag mit den anderen Gewinnern vor den Toren von Willy Wonkas Schokoladenfabrik und ahnt nicht, welche wundersamen Dinge er darin erleben wird...

Der phantastische Roald Dahl

Es gibt wohl kaum einen Autor, dessen Werke sich am besten mit dem Wort "seltsam" beschreiben lassen - außer vielleicht Roald Dahl, der Kochbücher, Kinderbücher, Satiren, genüßliche Horrorgeschichten und sogar einmal ein Drehbuch für einen James-Bond-Film geschrieben hatte. Seine Spezialität waren Geschichten mit einem bissigen und etwas schaurig-mysteriösen Unterton, den er sogar aus seinen Kinderbüchern nicht ganz herausgehalten hat. Charlie and the Chocolate Factory ist eine seiner Jugendgeschichten, die wie ein handelsübliches Märchen beginnt, sich dann aber in ein kräftiges Mischmasch aus Fantasy, Science-Fiction und untergründigen Horror verwandelt.

Remake oder kein Remake?

Roald Dahls Charlie and the Chocolate Factory war bereits 1971 verfilmt worden - Mel Stuarts Willy Wonka and the Chocolate Factory mit Gene Wilder in der Titelrolle hatte schnell Kultstatus erreicht und galt bisher als die definitve Leinwandversion der Geschichte, auch wenn der Autor selbst von der Umsetzung so enttäuscht war, daß er lange Zeit keiner Verfilmung des Stoffs und seiner Fortsetzung Charlie and the Great Glass Elevator mehr zugestimmt hatte

Der allgemeine Trend der Produktion von Remakes hatte Ende der neunziger Jahre die Studiobosse von Warner Bros. erstmals auf die Idee gebracht, Willy Wonka zu modernisieren, was die Fans des Originals und vor allem der Buchvorlage verständlicherweise auf die Palme brachte. Allerdings bewies irgendjemand bei Warner noch soviel Vernunft, die Verfilmung in die Hände eines Regisseurs zu legen, der das Potential hatte aus dem Stoff wirklich etwas Gutes zu machen und als Mitproduzentin die Witwe des 1990 verstorbenen Roald Dahl einzubeziehen, so daß man dem Studio wirklich nicht vorwerfen konnte, die Wünsche des Autors ignoriert zu haben.

Verwandte Seelen

Was Roald Dahl in der Literatur ist, ist Tim Burton in der Filmbranche. Die verqueren Visionen des eigenwilligen Regisseurs sind den Welten von Roald Dahl durchaus ähnlich - Filme wie Beetlejuice, Mars Attacks, Ed Wood oder Sleepy Hollow und seine ganz eigene Interpretation des Batman-Franchise zeigen dies sehr deutlich. Auch wenn Burtons Karriere vermutlich nicht direkt von Roald Dahls Büchern beeinflußt wurde, kann man ihren Ideen eine gewisse Verwandschaft nicht verleugnen. Es ist also kein Wunder, daß Tim Burton für eine Neuverfilmung von Charlie and the Chocolate Factory vorgeschlagen wurde, obwohl er mit seinem gar nicht so schlechten Remake von Planet of the Apes vor einigen Jahren mehr Schelte als Lob geerntet hatte. Schon früh war deutlich, daß Burton nicht nur einfach vor hatte den ersten Film zu kopieren, sondern sich an Roald Dahls Buchvorlage halten und diese völlig unabhängig verfilmen wollte - demonstrativ wurde deshalb auch der Originaltitel des Buchs verwendet.

Für das Drehbuch war John August zuständig, der für Tim Burton schon seinen vorherigen Film Big Fish geschrieben hatte und so die beste Wahl des Regisseurs war. August hatte zwar Dahls Romanvorlage ausführlich studiert, kannte Mel Stuarts Verfilmung jedoch nicht und hatte sie sich erst angeschaut, als er mit seinem Drehbuch fertig war - und stellte fest, daß seine Version um einiges düsterer war als der Vorgänger aus den siebziger Jahren. Dabei hielt sich John August sehr eng an die Buchvorlage und hatte Handlung und Dialoge mit Ausnahme von kleinen Straffungen fast vollständig originalgetreu umgesetzt. Eine Ausnahme war das etwas abrupte Ende des Buchs, das mit Hilfe eines neu für den Film geschriebenen Subplots etwas erweitert wurde. Der hinzugekommene Teil der Geschichte dreht sich um Willy Wonkas Kindheit und bringt mit seinem Vater einen neuen Charakter ins Spiel, wirkt aber weder künstlich eingesetzt noch völlig fremd und trifft Roald Dahls Stil haargenau.

Besetzungsroulette à la Burton

Für die Rolle von Willy Wonka wurde eine ganze Reihe von Schauspielern in Betracht gezogen, darunter unter anderem Steve Martin, Christopher Walken, Robin Williams, Nicholas Cage, Will Smith, Brad Pitt, Michael Keaton, Jim Carrey und Adam Sandler. Letztendlich ging Tim Burton aber auf Nummer sicher und wählte Johnny Depp aus, mit dem er schon früher in Edward Scissorhands, Ed Wood und Sleepy Hollow zusammengearbeitet hatte. Der äußerst wandlungsfähige Johnny Depp konnte schon oft mit exzentrischen Charakteren begeistern und sein Willy Wonka ist da auch keine Ausnahme.

Depp macht aus der Figur etwas ganz Erstaunliches, das zum Teil auch in der Buchvorlage zu finden ist: ein großes Kind mit entsprechendem Gemüt, bei dem man nie so ganz sicher ist, ob die oberflächliche, bemühte Nettigkeit nicht etwas völlig anderes verbirgt. Johnny Depps Willy Wonka ist trotz seiner Merkwürdigkeiten und der unterschwelligen Bedrohlichkeit ein durch und durch sympathischer und auch bemitleidenswerter Charakter, hinter dem einiges mehr steckt als oberflächlich sichtbar ist. Oft wird behauptet, daß es sich Johnny Depp einfach gemacht und Michael Jackson kopiert hätte, aber dafür ist seine Interpretation von Willy Wonka viel zu durchdacht und vielseitig.

Drei Generationen in einem Film

Auch die Besetzung der weiteren Rollen war komplexer, als man sich auf den ersten Blick vorstellen kann: es gibt vielleicht nichts schwierigeres, gute Schauspieler für Kinder und alte Leute zu finden - aber Tim Burton ist beides hervorragend gelungen. Als Charlie Bucket ist Freddie Highmore zu sehen, der schon zusammen mit Johnny Depp in Finding Neverland vor der Kamera gestanden hatte und für sein Alter schon eine beträchtliche Schauspieler-Erfahrung besaß. Gleichzeitig ist er einer der wenigen jugendlichen Darsteller, die wirklich noch natürlich und locker wirken - er erinnert ein wenig an Craig Warnock in Terry Gilliams Time Bandits.

Während Freddie Highmores Charlie im Film nur ein ganz normaler Junge ist, wurden die anderen Kinder mit voller Absicht wie in der Buchvorlage grotesk überzeichnet. Veruca Salt, das verzogene Aristokraten-Kind, wurde von Julia Winter gespielt, die in Charlie and the Chocolate Factory ihren ersten Leinwand-Auftritt hatte und mit Philip Wiegratz, der als ständig Süßigkeiten-verschlingender Augustus Gloop zu sehen ist, die einzigen Laiendarsteller unter den Kindern waren. Annasophia Robb als kaugummikauendes kleines Monster hatte schon zuvor einmal eine Kino-Hauptrolle, und auch Jordan Fry als fernsehsüchtiger Mike Teavee war schon als Schauspieler tätig. Trotzdem waren alle vier der jugendlichen Schauspieler genauso natürlich wie ihr Kollege Freddie Highmore und schafften es, die eigentlich undankbaren Rollen nicht nur einfach unsympathisch, sondern auch wirklich interessant wirken zu lassen - und damit Roald Dahls eigenen Charakterisierungen sehr nah kommen.

Die erwachsenen Darsteller des Films spielen eine genauso große Rolle im Film wie die Kinder und wurden mit einer ebenso großen Treffsicherheit ausgewählt. Besonders bemerkenswert ist die Besetzung von Charlies Großeltern, die von den Schauspieler-Veteranen Liz Smith, Eileen Essell, David Morris und David Kelly gespielt werden - letzterer hat als Grandpa Joe auch eine etwas größere Rolle, denn sein Charakter ist derjenige, der mit seinem Enkel zusammen Wonkas Schokoladenfabrik besuchen darf. Es sind alles liebenswerte und etwas schrullige alte Leute, genauso wie sie im Buch beschrieben werden. Sie passen perfekt zu Charlies Eltern, die von Helena Bonham-Carter und Noah Taylor gespielt werden. Die beiden britischen Schauspieler tauchen auch nur am Rande auf, hauchen aber ihren Charakteren dennoch eine ganze Menge Leben ein.

Die Eltern der anderen Ticket-Gewinner sind ebenso merkwürdige Figuren wie ihre Kinder und wurden mit der gleichen Finesse besetzt. Die deutsche Schauspielerin Franziska Troegner spielt die Mutter von Augustus Gloop und erfüllt jedes Klischee einer typisch deutschen Filmfamilie - man könnte sich drüber ärgern, wenn die anderen Familien nicht genauso bissige Satiren wären. Den Vater der verzogenen Industriellen-Göre Veruca Salt spielt mit schön britischer Steifheit der englische Schauspieler James Fox, während die Amerikanerin Missi Pyle wundervoll blond-dümmlich die Mutter der kaugummikauenden Violet Beauregarde darstellt. Adam Godley, ein viel beschäftigter englischer Theaterschauspieler, hat keine Mühen den ahnungslosen und überforderten Vater des Videospiel-süchtigen Mike Teavee zu spielen.

Als Sahnehäubchen in der brillianten Besetzung ist auch noch Horrorfilm-Veteran Christopher Lee in einer kleinen Rolle als Willy Wonkas Vater zu sehen, die speziell für ihn geschrieben wurde - nicht nur einfach, weil Tim Burton ein großer Fan von Christopher Lee ist, sondern auch um dem Charakter Willy Wonka einen Hintergrund zu geben, der im Buch völlig außer Acht gelassen wurde. Lee hatte schon zuvor in Burtons Sleepy Hollow eine kleine, aber effektive Nebenrolle und tritt hier nicht nur als Wonkas Vater auf, sondern ist mit seiner warmen, tiefen Stimme auch als Erzähler dabei. Das heißt allerdings nicht, daß die Geschichte von Wonkas Vater erzählt wird - viel mehr wird dies in der Schlußsequenz mit einem kleinen Augenzwinkern erklärt.

Phantasie und Wirklichkeit

Das Design des Films ist typisch für Tim Burton äußerst verspielt und phantasievoll. Die graue, düstere Welt außerhalb der Wonkaschen Fabrik ist genauso wie die knallig-bunten, fast schon surrealen Hallen des Schokoladenparadieses eine Spezialität des Regisseurs und erweckt Erinnerungen an manche seiner anderen Filme. Hier konnte sich Tim Burton nach Herzenslust austoben, denn die Vorlage scheint wie geschaffen für seine verqueren Phantasien. Viele von Roald Dahls Ideen wurden fast originalgetreu umgesetzt und stellenweise ein wenig erweitert, wo sich das Buch etwas zu undeutlich gibt.

Grandios ist die Inszenierung der vier Musiknummern, die von Busby-Berkeley-artigen Spektakeln bis zu Musikclip-Parodien reichen und damit die einzigen Teile des Films sind, die sich Roald Dahl wahrscheinlich so nie vorgestellt hätte. Man könnte Tim Burton vorwerfen, damit über die Stränge geschlagen zu haben, wenn diese Sequenzen nicht so wundervoll gut funktionieren und perfekt in die Handlung einfügen würden. Voll von kleinen Anspielungen, Satiren und Parodien gibt es in diesen Szenen unheimlich viel zu entdecken, und auch die wundersame Reise durch das Innere der Schokoladenfabrik ist voll von faszinierenden Details.

Effekte, Effekte

Charlie and the Chocolate Factory beginnt sofort mit einer mehrminütigen Vorspann, der komplett aus dem Computer kommt - aber dadurch sollte man sich nicht verschrecken lassen, denn obwohl der Film ausführlichen Gebrauch von digitalen Effekten macht, hat sich Tim Burton von der Technik nicht verleiten lassen. Um die phantastischen Szenerien in Wonkas Fabrik richtig in Szene setzen zu können, sind ordentliche Special-Effects einfach notwendig, und Tim Burton weiß genau wie man diese Technik am besten einsetzt.

Während die Titelsequenz fast schon ein bißchen übertrieben und abstrakt wird, treten die Effekte im Film dann überhaupt nicht störend in den Vordergrund und sind oft gar nicht als solche erkennbar. Die Mischung aus Kulissen, optischen Tricks und CGI-Grafik ist völlig nahtlos und gerade, weil ein großer Teil des Films doch real gedreht wurde, wirkt er so echt. Charlie and the Chocolate Factory mag im Prinzip ein Special-Effects-Film sein, aber der Stoff ist prädesteniert für die Anwendung moderner Techniken und sogar Roald Dahl hätte seine helle Freude an der Umsetzung gehabt.

Computer-Oompa-Loompas - oder doch nicht?

Für Willy Wonkas kleine Arbeitskräfte hatte sich Tim Burton etwas besonderes einfallen lassen. Statt die Oompa-Loompas mit vielen kleinen Darstellern oder Kindern zu besetzen, wurde genau ein Schauspieler gecastet und mit Hilfe von digitaler Technik multipliziert. Der Inder Deep Roy, der schon seit Ende der siebziger Jahre als Schauspieler in dutzenden kleinen Nebenrollen tätigwar , wurde zum omnipräsenten Gesicht der Oompa-Loompas - kein Zufall, denn er hatte schon in Planet of the Apes und Big Fish mit Tim Burton zusammengearbeitet.

Die Massenauftritte der Oompa-Loompas wurden auf eine erstaunlich komplexe Weise erstellt. Statt Deep Roy einmal zu filmen und diese Aufnahme dann zu duplizieren, führte der Schauspieler die Tanzbewegungen für jeden der 165 Oompa-Loompas individuell aus, so daß deren Auftritte überhaupt nicht wie eine Computer-Kreation, sondern erstaunlich locker und lebendig aussehen. Nur in einigen wenigen Szenen wurden animatronische Oompa-Loompas eingesetzt, ansonsten sind Wonkas kleine Helfer tatsächlich aus Fleisch und Blut, deren einzelne Auftritte lediglich durch die Tricktechnik zusammengefügt wuren - Deep Roy hat dadurch beinahe mehr Leinwand-Präsenz im Film als alle anderen Schauspieler zusammen und verleiht den kleinen Oompa-Loompas ein ganz besonderes Eigenleben.

Wer Burton sagt, muß auch Elfman sagen

Für die Musik wandte sich Tim Burton natürlich an seinen alten Bekannten Danny Elfman, der bis auf wenige Ausnahmen alle seiner Filme vertont hatte. Für Charlie and the Chocolate Factory war er jedoch nicht nur als Komponist der orchestralen Filmmusik tätig, sondern auch als Songschreiber. Es wurde nämlich nicht nur ein statischer Oompa-Loompa-Tanz komponiert, sondern für den Abgang jeder der vier Kandidaten einen ganz eigenen Song, die auf den Gedichten aus Roald Dahls Romanvorlage basieren und deren Texte fast unverändert enthalten.

Die vier Stücke enthalten eine richtige musikalische Reise durch verschiedene Stile: Augustus Gloop ist ein kräftiges Jazz-Stück mit Dschungelatmosphäre, das die Herkunft der Ooompa-Loompas unterstreicht, Violet Beauregarde eine laute amerikanisch klingende Funk-Angelegenheit, Veruca Salt eine wundervolle englische Gitarren-Ballade mit deutlichen Beatles-Einflüssen und Mike Teavee eine lustige Rock-Parodie unter anderem auf Queens Bohemian Rhapsody. Alle Stimmen hatte Danny Elfman in zahllosen Overdubs selbst gesungen - was anfänglich nur als Demo gedacht war, gefiel Tim Burton so gut, daß Elfman schließlich doch alle Gesangsparts selbst übernahm. Auch die eigentliche Filmmusik ist typisch Danny Elfman - dunkel, düster, aber auch manchmal ganz ungewohnt verspielt und nicht nur eine simple Begleitung, sondern dicht mit der Handlung verknüpft.

Die renovierte Schokoladenfabrik

Tim Burtons Version von Roald Dahls Kinderbuchklassiker läßt erst gar nicht den Gedanken an das Wort Remake aufkommen, so gut ist die Umsetzung der Buchvorlage gelungen. Der brilliante Augen- und Ohrenschmaus macht ganz erstaunliches aus dem ohnehin schon sehr phantasievollen Buch und ist dabei sehr originalgetreu, bringt aber auch die persönliche Note des Regisseurs mit ins Spiel. Daher dürften Fans der früheren Verfilmung dieser Version eher skeptisch gegenüberstehen weil die Kinderfreundlichkeit etwas verloren gegangen ist, aber trotzdem ist Tim Burtons Fassung von Charlie and the Chocolate Factory eine der besten Verfilmungen einer wohlbekannten Buchvorlage, die man sich vorstellen kann.

Die DVD

Charlie and the Chocolate Factory war nach den weltweiten Kinopremiere im Juli und August 2005 schon etwa drei Monate später Anfang Novelber in den USA als DVD erschienen. Die DVD erschien in einer Single-Disc-Version mit nur ganz wenigen Extras und einer etwas teureren Doppel-DVD, die aber auch in der Ausstattung ein wenig enttäuschte. Nachdem Warner sich bei den Special-Editions von Tim Burtons Batman-Filmen richtig Mühe gegeben hatte, wurde hier nur auf Sparflamme gekocht - aber trotz des Featurette-Charakters einiger Extras auf der zweiten DVD lohnt sich die 2-Disc-Version trotzdem.

Die deutsche Ausgabe hatte es nicht mehr zum Weihnachtsgeschäft 2005 geschafft und war mit der Ausstattung der amerikanischen 2-Disc-Version erst im Januar 2006 erscheinen. Wer keinen deutschen Ton benötigt und sowieso selbst DVDs aus dem Ausland importiert, ist mit der US-DVD aber sehr gut bedient. Charlie and the Chocolate Factory ist seit Oktober 2011 auch in High-Definition weltweit auch als Blu-Ray erhältlich.

Bild

Charlie and the Chocolate Factory wurde mit Hilfe des immer beliebter werdenden Digital Intermediate-Verfahrens produziert, bei dem das 35mm-Filmnegativ sofort digitalisiert, die gesamte Postproduktion im Computer stattfindet und danach wieder auf Filmmaterial zurückkopiert wird. Für eine DVD-Auswertung muß aber keine erneuter Filmabtastung gemacht werden, sondern nur eine Konvertierung der digitalen Daten. Dadurch ist eine besonders gute Bildqualität gewährleistet, aber es kommt auch auf das Filmmaterial und die digitale Bearbeitung an ob ein auf diese Weise bearbeiteter Film wirklich gut aussehen kann. Charlie and the Chocolate Factory ist eins der besseren Beispiele, auch wenn das Bild nicht hundertprozentig perfekt ist.

Die Filmvorlage, wenn man sie denn überhaupt noch so nennen kann, ist absolut makellos und läßt keinerlei analoge Filmartefakte mehr erkennen. Im Zuge des Digital-Intermediate-Prozesses wurde allerdings auch die Körnigkeit komplett entfernt, was dem Bild ein etwas glattgebügeltes Aussehen gibt. Das ist allerdings auch notwendig, um die Integration der digitalen Effekte nahtlos zu machen, sonst müßte man den CGI-Elementen wiederum künstliche Körnigkeit geben. Die eingesetzten Filter haben allerdings sehr gut gearbeitet und sind kein Vergleich mehr zu den primitiven Rauschfiltern, mit denen DVDs früher verunstaltet wurden.

Schärfe und Detailgenauigkeit sind auf einem sehr hohen Niveau und viel besser als z.B. bei The Hitchhiker´s Guide to the Galaxy. Zusätzliche Filter kamen dabei augenscheinlich nicht zum Einsatz, wodurch das Bild keinen absolut knackscharfen Eindruck macht, aber dafür umso natürlicher aussieht. Das mag Besitzer von kleineren Fernsehern enttäuschen, aber wer einen Projektor verwendet wird sich über das in Sachen Schärfe nicht verschlimmbesserte Bild freuen. Über die Farben eines Films, dessen Colortiming komplett auf digitalem Weg gemacht wurde, braucht man sich eigentlich nicht zu unterhalten. Hier bleibt nur zu erwähnen, daß die Farben zu Beginn des Films sehr desaturiert sind und erst bei der Ankunft in der Schokoladenfabrik so richtig loslegen, was auf dieser DVD natürlich problemlos reproduziert wird.

Etwas problematisch ist trotz der relativ hohen Bitrate die Kompression dieser DVD, die in manchen Szenen - besonders im Vorspann - deutliche Blockbildung produziert und schwarze Hintergründe zu schnell verschluckt. Vielleicht spielen die technisch recht anspruchsvollen Szenerien auch auf einigen DVD-Playern etwas verrückt, aber es sieht schon danach aus, als ob die Kompression stellenweise etwas unsauber ausbalanciert wäre. Da die Kapazitätsausnutzung der DVD nicht ganz optimal ist, scheint es so als ob für die Single-Disc-Version und diese Doppel-DVD das gleiche Kompressionsmaster verwendet wurde.

Trotz der minimalen Kompressionsprobleme ist das Bild dieser DVD ganz ausgezeichnet und hat vor allen Dingen ein richtig natürliches, filmähnliches Aussehen, das man bei solchen mit digitaler Unterstützung gedrehten Filmen meist nicht sieht.

Ton

Charlie and the Chocolate Factory bringt als deutlich Musik- und Effektlastiger Film auch die entsprechend knackig abgemischte Tonspur mit, die kaum Wünsche offen läßt. Sound-Enthusiasten werden sicher den Mangel einer DTS-Tonspur beklagen, aber auch die Dolby-Digital-Abmischung ist nicht von schlechten Eltern und läßt es ordentlich Krachen.

Die englische 5.1-Tonspur ist natürlich die erste Wahl, denn die französischen und spanischen Synchronfassungen sind hierzulande nicht unbedingt von hohem Interesse. Die Abmischung konzentriert sich vor allem auf die Musik, die alle Kanäle voll in Beschlag nimmt und den größten Teil des Raumklangs erzeugt. An Surroundeffekten wird natürlich auch nicht gespart, aber meistens handelt es sich dabei um die indirektere Sorte - direkte Geräusche auf den hinteren Kanälen kommen auch vor, aber nicht im Übermaß.

Die Stimmen sind klar und deutlich, gehen aber manchmal in dem gewaltigen Mix aus Musik und Geräuschkulisse unter und sind daher gelegentlich etwas schwer zu verstehen - möglicherweise ist dies aber auch genauso gedacht. Generell hört man aber den üblichen hohen Standard der modernen Dialogaufzeichnung, den man von heutigen Kinofilmen gewohnt ist - sogar ein klein wenig Räumlichkeit wird den Stimmen gegönnt, obwohl auf eine wirklich direktionale Abmischung doch verzichtet wurde. Für Verständnisprobleme werden natürich die sehr akkuraten englischen Untertitel mitgeliefert.

Bonusmaterial

Eigentlich hätte man bei einem erfolgreichen Film wie diesem mit einer randvoll gepackte Special-Edition rechnen können, aber auch diese recht teure 2-Disc-Version hat enttäuschend wenig Extras zu bieten - auf der ersten DVD befindet sich nur der Film und auf Disc 2 etwa 75 Minuten an Featurettes, die hauptsächlich aus Pressematerial zu bestehen scheinen. Einiges davon ist dennoch sehr interessant, aber das kann nicht über die Abwesenheit einer richtigen Dokumentation oder einer Kommentarspur hinwegtäuschen. Dafür ist das Menüdesign äußerst gut gelungen und enthält diverse Aufnahmen der Oompa-Loompas (alle natürlich Deep Roy), die speziell für die DVD erstellt wurden.

Attack of the Squirrels (9:48) ist ein kurzes Making-Of einer der beeindruckensten Szenen des Films die auf ebenso beeindruckende Weise entstand. Regisseur Tim Burton und Tiertrainer Michael Alexander erzählen, wie sie eine ganze Horde von Eichhörnchen auf die schwierigen Dreharbeiten vorbereitet haben - es ist fast schwer zu erkennen wer da wen trainiert hat! Dies ist das einzige Extra, was auch auf der Singe-Disc-Version dabei ist.

The Fantastic Mr. Dahl (17:41) hat als kurze BBC-Dokumentation nur in zweiter Linie etwas mit dem Film selbst zu tun, erweist sich aber als eins der gehaltvollsten Teile des Bonusmaterials. In Interviews sind Roald Dahl selbst und viele seiner Familienmitglieder, Freunde und Bekannte zu sehen, die auf eine etwas sentimentale, aber sehr liebenswerte Art vom Leben des Autors und seiner Arbeit als Schriftsteller berichten.

Becoming Oompa-Loompa (7:17) zeigt, wie die Oompa-Loompas wirklich entstanden und wieviel Arbeit Deep Roy tatsächlich dafür geleistet hat, was seine Schauspieler-Kollegen und die Filmemacher auch sehr zu würdigen wissen. Deep Roy selbst erweist sich als sehr sympathischer und humorvoller Mensch, der trotz seiner harten Arbeit eine ganze Menge Spaß bei den Dreharbeiten gehabt hat.

Making the Mix enthält fünf weitere Featurettes, die sich um die verschiedenen Aspekte der Filmproduktion drehen und alle etwas zu oberflächlich geraten sind, aber immerhin eine Menge interessante Behind-the-Scenes-Aufnahmen bieten und außerdem von sehr einfallsreichen neu produzierte Intros eingeleitet werden.

Chocolate Dreams (6:56) mit Tim Burton, Felicity Dahl und Johnny Depp widmet sich der Transformation der Buchvorlage in einen völlig neuen Film, wobei die frühere Verfilmung überhaupt nicht erwähnt wird und vernünftigerweise nur der Vergleich mit der Romanvorlage gemacht wird. Die Anwesenheit von Roald Dahls Witwe Felicity zeigt, daß auch nach seinem Tod die Familie des Autors tief in die Filmproduktion integriert wurde und damit dem Film die beste Legitimation von allen gibt.

Different Faces, Different Flavours (10:38) bringt Interviews von Tim Burton, Annasophia Robb, Christopher Lee, Deep Roy, Felicity Dahl, Adam Godley, Liz Smith, Richard Zanuck, David Kelly, Brad Grey, Freddie Highmore, Eileen Essell, David Morris, Philip Wiegratz, Jordan Fry, Missi Pyle, Julia Winter, James Fox und Helena Bonham-Carter praktisch alle Darsteller des Films zusammen, die leider aufgrund der kurzen Laufzeit jeweils nur ein paar kurze Sätze beitragen und damit über sehr oberflächliche Kommantare leider nicht hinauskommen.

Sweet Sounds (7:16) mit Danny Elfman, Tim Burton und Deep Roy zeigt sehr anschaulich, wie die Songs des Films entstanden sind und wie sie in die Handlung eingebunden wurden. Danny Elfman zuzuhören, wie er seine besondere Arbeitsweise beschreibt ist immer sehr interessant und unterhaltsam und sogar für Nicht-Musiker sehr gut verständlich.

Designer Chocolate (9:35) mit Produktionsdesigner Alex McDowell, Tim Burton, Richard Zanuck, Brad Grey, Felicity Dahl und anderen zeigt wie das besondere Aussehen des Films zustande kam. Während die Interviews nur sehr oberflächlich sind, bekommt man auch hier einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen gewährt.

Under the Wrapper (6:57) mit Joss Williams, Nick Davis, Tim Burton, Leslie Tomkins, Alex McDowell und vielen anderen geht noch einen Schritt weiter als das vorherige Featurette und bringt nicht nur das Design, sondern die auch noch die fantastischen Kulissen, deren visuelle Effekte und die Computertechnik ins Spiel, die hier leider alle nur sehr kurz und knapp vorgestellt werden.

Activities enthält Oompa-Loompa-Dance, eine überraschend aufwendig gemacht Tanz-Anleitung und die DVD-basierten Spiele The Bad Nut, The Inventing Machine und Search for the Golden Ticket. Dies ist alles für deutlich jüngere Zuschauer gedacht und wirken ein wenig bemüht und überproduziert.
















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