The Colour of Magic
Cover

29.9.2010 #491

von Guido Bibra

Titel The Colour of Magic
Studio The Mob / RHI Entertainment / SkyOne
Hersteller Criterion Collection (1999) EAN 5-039036-039017
DVD-Typ 9 (7,66 GB) & 5 (4,16 GB) Bitrate ø 5,15 max. 9,0
Laufzeit 97:51 + 93:09 Minuten Kapitel 2x12
Regionalcode 2 (England) Case Amaray I transp.
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.78:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch, Englisch Audiodeskription 2.0 Surround 192 kbit/s Audiokommentar
Untertitel Englisch
Freigabe BBFC 12
Extras • Audio Commentary with Director Vadim Jean
• Introduction by Terry Pratchett
• Terry Pratchett, David Jason and Sean Astin Interviews
• The Trials and Tribulations of The Colour of Magic (Blooper Reel)
• Ankh-Morpork Tourist Guide
• Deleted Scenes

Der Film

Ohne Magie geht auf der Discworld nichts, aber Rincewind hat nach vierzig Jahren in der Unsichtbaren Universität nicht viel magisches gelernt und wird schließlich vor die Tür gesetzt. Auf den Straßen von Ankh-Morpork trifft der verhinderte Zauberer zufällig auf den Reisenden Twoflower, der gerade im Hafen angekommen ist und sich die Stadt anschauen will. Rincewind sieht eine lukrative Geldquelle in dem Besucher, der mit Goldmünzen nur so um sich wirft und bietet sich ihm als Fremdenführer an. Dann versucht er sich aber mit seinem ersten Gehalt aus dem Staub zu machen, was dem Patrizier von Ankh-Morpork gar nicht gefällt. Das Stadtoberhapt verdonnert Rincewind, weiter auf Twoflower aufzupassen, um einen diplomatischen Zwischenfall mit dessen Heimatland zu verhindern. Nachdem der neugierige Besucher

 


2006 hatte der britische PayTV-Sender SkyOne den Fans von Terry Pratchett ein besonderes Weihnachtsgeschenk gemacht und Verfilmung des Discworld-Romans Hogfather produziert, die bemerkenswert gut gelungen war und sowohl bei Zuschauern als auch Kritikern sehr gut ankam. Die vielen positiven Reaktion auf diese allererste Discworld-Realverfilmung waren für Terry Pratchett der beste Grund, den Weg für noch mehr Adaptionen freizumachen. Jetzt hatten die Produzenten aber die Qual der Wahl, denn mit über 35 Discworld-Büchern konnte es praktisch in alle Richtungen weitergehen - letztendlich wurde dann aber die Entscheidung getroffen, dort weiterzumachen, wo alles angefangen hatte.

Seinen ersten Discworld-Roman hatte Terry Pratchett mit The Colour of Magic schon 1983 veröffentlicht und eine verspielte Fantasy-Parodie erdacht, die viele Aspekte des Genres gründlich, aber respektvoll auf den Arm nahm und der Beginn eines ganz eigenen Universums war. Die Geschichte endete wortwörtlich mit einem Cliffhanger, der erst drei Jahre später mit der direkten Fortsetzung The Light Fantastic aufgelöst wurde. Diese beiden Bücher waren die Grundlage für alle weiteren Discworld-Romane, aber mit ihrer episodenhaften Erzählweise noch weit entfernt von Pratchetts späteren, besser strukturierten Geschichten. Trotzdem hatten sich Terry Pratchett und The Mob für eine Verfilmung der zwei Romane entschieden, da der Autor keine Probleme damit hatte, seine älteren Bücher stärker überarbeiten zu lassen, was im Fall von The Colour of Magic und The Light Fantastic unausweichlich war.

Ein weiterer Grund war jedoch auch noch ausschlaggebend für die Auswahl von Pratchetts ersten beiden Discworld-Romanen: David Jason, der in Hogfather eine der Hauptrollen gespielt hatte, war ein langjähriger Discworld-Fan und hatte schon vor einiger Zeit den Wunsch geäußert, den verhinderten Zauberer Rincewind, Protagonist der beiden Bücher und vielen weiteren Discworld-Geschichten, zu spielen. Das erwies sich jedoch nicht ganz unproblematisch, denn Jason war mit 68 Jahren eigentlich viel zu alt für den Charakter, den Terry Pratchett als großen, dürren Mann mittleren Alters beschrieben hatte. Trotz dieser großen Diskrepanzen hatten sich Autor und Produzenten dazu entschieden, David Jason seinen Wunsch doch zu erfüllen und stattdessen die Vorlage umzuschreiben.

Für die Drehbuch-Adaption war wieder Regisseur und Autor Vadim Jean zuständig, der zuvor schon Hogfather geschrieben und inszeniert hatte und diesmal noch enger mit Terry Pratchett zusammenarbeitete. Zwar waren die beiden Bücher mit jeweils 285 Seiten nicht besonders lang, aber es bedurfte doch einiger Jongliererei mit dem Plot, um The Colour of Magic und The Light Fantastic in zweimal anderthalb Stunden unterbringen zu können. Als sehr großer Vorteil erwies sich allerdings, daß die Geschichte sehr episodenhaft angelegt war und oft in meist irrelevante, aber lustige Subplots verzweigte - dadurch ließen sich ohne größere Probleme Teile der Story ändern oder entfernen.

Tatsächlich konnte trotz der Kürzungen und Straffungen von der ursprünglichen Geschichte der größte Teil übernommen werden. Die Rahmenhandlung, in der der erste Teil von The Colour of Magic von Rincewind als Rückblende erzählt wird, wurde sinnvollerweise ausgelassen und stattdessen mit seinem Rausschmiß aus der Unseen University begonnen. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Teil des Plots aus The Light Fantastic vorgezogen und damit die Charaktere der Zauberer deutlich ausgebaut, die ursprünglich nur im zweiten Buch vorkamen, aber nun einen großen Teil der Geschichte ausmachten und dem Film die Gelegenheit gaben, die Machtkämpfe in der Unseen University ausführlicher zu zeigen.

Großen Wert legte das umgebaute Drehbuch auch auf die Astronomen von Krull und deren Vorhaben, das Geschlecht der Weltall-Schildkröte festzustellen, aber auch die vielen anderen Subplots wie der Wyrmberg und Cohen der Barbar wurden nicht vernachlässigt. Dagegen wurden die Machenschaften der Scheibenwelt-Götter und die Story um Hrun und den Tempel von Bel-Shamaroth herausgeschrieben, weil in den drei Stunden leider nicht genug Zeit dafür war. Auf der anderen Seite blieben viele der pointierten Dialoge der Buchvorlagen erhalten und teilweise schrieb Terry Pratchett sogar noch einige neue Texte exklusiv für den Film. Nichts wurde einfach nur willkürlich entfernt, sondern nur nach langen Überlegungen und Abwägungen, die es dem Autor ermöglicht hatten, seine über zwei Jahrzehnte alten Buchvorlagen auf eine völlig andere Weise zu interpretieren..

Die Besetzung der Hauptrolle mit David Jason war schon lange vor Beginn der Produktion entschieden worden und auf den ersten Blick keine wirklich gute Entscheidung. Zwar war der Komödiant, der seit den achtziger Jahren vor allem mit der Sitcom Only Fools and Horses bekannt geworden war, so etwas wie eine Institution in der britischen Fernsehbranche geworden, aber Rincewind war bereits durch einige frühere Darstellungen vorbelastet. In den ersten beiden Discworld-Computerspielen hatte ihm Ex-Monty-Python Eric Idle seine Stimme geliehen und auch in den Hörbüchern hatte ihn Nigel Planer bereits zum Leben erweckt. Eric Idle hatte zudem in Shrek the Third bereits einen definitiv Rincewind-esquen Zauberer gesprochen und wäre vielleicht trotz seines Alters keine schlechte Wahl gewesen. Ein noch originalgetreuerer Rincewind hätte aber Nigel Planer sein können, der schon in Hogfather einen sehr Rincewind-ähnlichen Zauberer namens Mr. Sideney gespielt hatte.

Leider konnten diese Idealbesetzungen nicht verwirklicht werden und Terry Pratchett und die Filmemacher mußten sich mit einem Kompromiß zufrieden geben. Allerdings mußte man es David Jason lassen, daß er seine Rolle als verhinderter Zauberer Rincewind nicht einfach nur als simple Comedy mit passendem Kostüm spielte, sondern sich auch genauer mit dem Charakter auseinandergesetzt hat. Das Altersproblem wurde im Drehbuch gelöst und stellt auch sonst kein größeres Problem dar, wenn man davon absieht, daß manche Actionszenen doch etwas übertrieben für jemanden in David Jasons Alter sind. Dafür legte der Schauspieler genau den richtigen spitzbübischen Charme und eine wohldosierte Portion pessimistischer Melancholie an den Tag, die Rincewinds größte Markenzeichen in den Buchvorlagen waren. Es mag nicht ganz der Rincewind sein, den sich Pratchetts Leserschaft vorstellt, aber David Jason hat das Beste aus der Rolle gemacht und sichtlich Spaß dabei gehabt.

Weniger kontrovers, aber dafür positiv überraschend war die Besetzung von Twoflower, dem ersten Touristen der Discworld. Schon vor Beginn der Produktion gab es Gerüchte, daß die Produzenten einen namhaften Hollywood-Darsteller engagieren wollten, aber die tatsächliche Auswahl war mit Sean Astin sehr gut getroffen. Als einer der Hauptdarsteller in Peter Jacksons Lord of the Rings-Trilogie hatte der amerikanische Schauspieler vor einigen Jahren große Erfolge gehabt und erfüllte damit gleichermaßen die Anforderungen für Starpower und Fantasy-Hintergrund - tatsächlich war Sean Astin aber genauso wie David Jason ein großer Discworld-Fan und selbst an der Rolle interessiert. Twoflower war ursprünglich eine einfache Touristen-Parodie und wurde in den Büchern als klein, glatzköpfig, fremdartig und exotisch beschrieben. Manche Fans hatten erwartet, daß Twoflower mit einem Asiaten besetzt werden würde, aber die Figur funktionierte als typischer amerikanischer Tourist genauso gut. Letztendlich hatte Sean Astin die Rolle exakt nach der Buchvorlage angelegt und Twoflower als überschwenglich freundlich, übermäßig neugierig und ein bißchen simpel gespielt, ohne ihn dabei zur einfachen Witzfigur werden zu lassen.

Erstaunlich hochkarätig, aber gleichzeitig auch treffsicher wurde die Rolle des machtbesessenen, über Leichen gehenden Zauberers Trymon besetzt, der in den Buchvorlagen nur in The Light Fantastic dabei war, aber für den Film stark ausgebaut und zu einem formidablen Antagonisten wurde. Für ihn konnten die Filmemacher den britischen Schauspieler, Musiker und Allround-Talent Tim Curry gewinnen, der seine Karriere einst mit der Rocky Horror Picture Show begonnen hatte, sich aber seit den siebziger Jahren als enorm vielseitiger Darsteller erwiesen hatte und für eine Discworld-Verfilmung genau der Richtige war. Trymon, der in der Buchvorlage ein eigentlich recht eindimensionaler Schurke ist, kommt durch Tim Curry in der Verfilmung viel mehr zur Geltung. Der Schauspieler wechselt genüßlich zwischen schleimiger Freundlichkeit, kalte Berechnung und schierem Wahnsinn und macht Trymon damit zu einem der faszinierensten Charaktere des Films.

Trymons Gegenspieler ist der Erzkanzler der Unseen University, der in dieser Geschichte noch ein völlig anderer Charakter als in Hogfather ist und daher natürlich nicht mit Joss Ackland, sondern mit einem andernen Schauspieler besetzt wurde. James Cosmo spielt die Rolle von Galder Weatherwax auch nicht viel anders, aber in The Colour of Magic bekommt man mehr das Gefühl, daß sich hinter dem gemütlichen Brummbär ein gefährlicher Gegenspieler befindet, mit dem nicht zu spaßen ist. Die anderen Zauberer wurden allerdings nicht so markant besetzt wie das Oberhaupt der Universtität und kommen aufgrund des gestrafften Plots kaum über Statistenrollen hinaus - lediglich Peter Copley in seiner letzten Rolle als Greyhald Spold ist wirklich erinnerungswürdig. Bemerkenswert ist dafür aber der Auftritt von Nicholas Tennant, der in Hogfather schon in einer kleinen Neberolle als Corporal Nobbs zu sehen war, als Bibliothekar - in menschlicher Form. In der zweiten Hälfte der Geschichte ist sein Charakter ein Orangutan, der dann unter einer gelungenen Maske von Richard da Costa dargestellt wird. Nicholas Tennant schafft es aber schon vor der Verwandlung, dem Zuschauer eine Ahnung zu geben, was mit seiner Rolle im späteren Verlauf des Plots geschehen wird.

Bei der Besetzung von Cohen, dem Barbar konnten die Filmemacher mit David Bradley einen erstaunlichen Coup landen: der vielbeschäftigte britische Schauspieler war in den letzten Jahren vor allem als griesgrämiger Hausmeister in den Harry Potter-Filmen bekannt geworden und arbeitete in The Colour of Magic nun praktisch für die Konkurrenz. Cohen the Barbarian war Terry Pratchetts Antwort auf die Frage, was mit den klassischen Fantasy-Helden passiert, wenn sie älter werden - in Rente gehen sie jedenfalls nicht. David Bradley hatte sichlichen Spaß, den geriatrischen, zahnlosen Schwertkämpfer mit viel Gusto in Szene zu setzen und ließ keinen Zweifel daran, daß es sich bei Cohen wirklich um den größten Helden auf der Discworld handelt.

Terry Pratchetts zwei Buchvorlagen waren aber nicht nur voll von Helden, sondern auch Heldinnen, die in der Drehbuch-Umsetzung aber etwas zusammengestrichen wurden. Karen David als Drachenzähmerin Liessa und Liz May Bryce als von Trymon auf Rincewind angesetzte Barbarin Herenna sind weniger Parodien als Anspielungen auf typische Fantasy-Klischees und auch in der Verfilmung ein starker Kontrast zu den humorvolleren Charakteren. Deutlich weniger ernst gemeint ist dagegen das von Cohen gerettete Druiden-Opfermädchen Bethan, die von Laura Haddock mit einem kräftigen Augenzwinkern und gegen jedes weibliche Klischee dargestellt wird. Bedingt durch den Plot bleiben die weiblichen Charaktere aber lediglich Nebenrollen, wobei The Colour of Magic aber keineswegs den Eindruck macht, ein typisches Männerabenteuer zu sein.

Bei einer rein amerikanischen Produktion wäre ein ganz besonderer Part wahrscheinlich sofort gekürzt worden: Tod, der als antropomorphe Personifizierung mehr oder weniger als Running Gag fungierte und genau diese Rolle auch in der Verfilmung inne hatte. Für Hogfather wurde bereits eine fantastische Repräsentation des Charakters mit Hilfe eines gelungenen Kostüms und dem holländischen Akrobaten Marnix van der Broeke realisiert, die in The Colour of Magic auch wieder übernommen wurde. Leider war Ian Richardson, der dem Sensenmann seine markante Stimme geliehen hatte, inzwischen verstorben, aber es konnte ein genauso bemerkenswerter Nachfolger gefunden werden: Horrorlegende Christopher Lee, der die Rolle bereits Ende der neunziger Jahre in Cosgrove Halls Trickfilm-Versionen von Wyrd Sisters und Soul Music übernommen hatte und mit seiner sonoren Stimme genau der richtige für die kleine, aber essentielle Rolle war.

Die Besetzung eines ebenfalls nur kurz in einer Szene auftretenden Charakters wurde mit Spannung erwartet und erst kurz vor der Premiere bekanntgegeben. Der Patrizier von Ankh-Morpork war ursprünglich in den beiden Buchvorlagen noch nicht Lord Vetinari, der erst seit dem fünften Discworld-Roman Sourcery auftrat, aber die Filmemacher hatten sich entschlossen, für The Colour of Magic die bekanntere und beliebtere Darstellung des Patriziers zu verwenden. Ursprünglich hatte Terry Pratchett sich gewünscht, Lord Vetinari mit Alan Rickman besetzen zu können, aber Jeremy Irons war auch eine ganz hervorragende Wahl. Leider war der Schauspieler nur ein Gaststar und seine Szene ist fast schon zu kurz geraten, obwohl Terry Pratchett noch extra für ihn einen erweiterten Dialog geschrieben hatte.

Der nicht ganz einfache Plot von The Colour of Magic machte es notwendig, einen Teil des Films von einem Erzähler begleiten zu lassen, der aber nicht allzu oft in Erscheinung tritt und im wesentlichen nur die einzelnen Plots miteinander verknüpft. Verwendet wurden dazu hauptsächlich leicht gekürzte Texte aus den Büchern, die für eine besondere Verbundenheit mit der Vorlage möglich machten. Als Sprecher wurde nicht etwa auch Christopher Lee besetzt, sondern mit Brian Cox ein rennomierter britischer Theaterschauspieler mit einer ähnlich markanten Stimme, der aber stellenweise doch schon etwas zu seriös für die deutlich satirischen Texte klingt. So haben die Filmemache leider die Chance verpaßt, eine wirklich originelle Stimme für das Voiceover zu finden.

The Colour of Magic war wie sein Vorgänger auf dem Papier zwar eine Zusammenarbeit von SkyOne und RHI Entertainment, die aber hauptsächlich für die Finanzierung zuständig waren und die Produktion ganz den Filmemachern von The Mob überließen. Mit einem deutlich höheren Budget konnten diesmal die Dreharbeiten stark ausgeweitet werden und waren nicht mehr nur auf Studioaufnahmen beschränkt. Ein Teil des historischen Hafens von Gloucester stand für die Docks von Ankh-Morpork, während im walisischen Anglesey und Snowdonia die wunderschönen Landschaften für viele Außenaufnahmen genutzt wurden.

Die meisten Szenen in der Unseen University entstanden wieder in der Londonder Guild Hall und ermöglichten so eine Kontinuität zu Hogfather. Vieles wurde aber dennoch in den Pinewood Studios gedreht, wo unter anderem der riesige Wassertank zum Einsatz kam und viele der Action-Szenen inszeniert wurden. Die bemerkenswert zurückhaltende, aber technisch brilliante und erfindungsreiche Kameraführung von Gavin Finney schloß sich nahtlos an seine Arbeit für Hogfather an und sorgte für einen visuellen Stil, der weniger an eine Fernsehproduktion als an einen Kinofilm erinnerte.

Produktionsdesigner Rick Eyres, der schon mit George Lucas und Steven Spielberg zusammengearbeitet hatte, sorgte für eine besonders detailreiche und originalgetreue Umsetzung der Discworld, die einerseits mit vielen liebevoll gestalteten Sets und Kulissen realisiert wurde, aber auch mit einer ganzen Menge Special Effects. Die meisten der Effekte kam von der kleinen, erst 2006 gegründeten Londonder Firma Fluid Pictures, die viele der Realaufnahmen mit komplizierten, animierten Hintergründen versah und alles zum Leben erweckte, was sich nicht vor der Kamera hatte bewerkstelligen lassen. Dazu gehörte eine komplett animierte Discworld samt Schildkröte, Elefanten und dem Rimfall, der eine geschickte digitale Kombination aus realen Szenen, Hintergrundaufnahmen von den Niagara-Fällen und CGI-Animation war.

Andere digitale Kreationen waren der kopfstehende Wyrmberg mit seinen furcherregenden Drachen, aber auch scheinbar simplete Dinge wie Twoflowers Truhe, die sich auf hunderten von kleinen Füßen fortbewegt und hervorragend umgesetzt wurde. Die Special-Effects haben aber alle eins gemeinsam: sie sehen überhaupt nicht nach sterilen digitalen Animationen aus, sondern machen einen sehr natürlichen Eindruck und wurden absolut nahtlos in die Realaufnahmen integriert - die CGI-Elemente sind kaum als solche erkennbar. Es mögen keine so bombastschen und ausladenden Effekte wie bei großen Kinoproduktionen sein, aber erst die technische Entwicklung des letzten Jahrzehnts hat einen Film wie The Colour of Magic überhaupt möglich gemacht.

Auch The Colour of Magic wurde wie sein Vorgänger mit einer klassischen orchestralen Filmmusik ausgestattet, für die wieder der britische Komponist David A. Hughes zuständig war, der diesmal von seinem Kollegen Paul E. Francis unterstützt wurde, mit dem er auch schon bei Hogfather zusammengearbeitet hatte. Auf die Folkmusik-ähnlichen Ansätze der früheren Trickfilm-Adaptionen wurde völlig verzichtet und stattdessen auf eine traditionelle Score gesetzt, die mit einprägsamen Melodien aufwarten kann und für eine Fernsehproduktion überraschend vielseitig ist. Die bombastischen und verspielten Arrangements sind weit entfernt von künstlichen Synthesizer-Klängen, das einzige was man der Musik vielleicht vorwerfen kann, ist die etwas zu häufige Verwendung der Hauptthemen, die nach einiger Zeit doch nicht mehr ganz so originell klingen.

Anderthalb Jahre nach Hogfather, der ersten Discworld-Realverfilmung, ging es mit einem noch ehrgeizigeren Projekt weiter, das fast genauso gut gelungen war wie sein Vorgänger. Nach einer ausführlichen Werbekampagne, die nicht nur Trailer, sondern auch eine eigene Webseite und eine Kooperation mit Amazon und anderen Online-Händlern umfaßte, gönnte Sky The Colour of Magic zuerst eine Kinopremiere in London, bevor der Film in zwei Teilen am Ostersonntag und Ostermontag 2008 bei SkyOne uraufgeführt wurde. Mit einer Einschaltquote, die bis zu anderthalb Millionen Zuschauer reichte und einen Rekord für Sky aufstellte, war The Colour of Magic zu einem überraschend großen Erfolg geworden und hatte zwar nicht von allen Kritikern positive Reaktionen geerntet, aber besonders die Fans waren trotz der umstrittenen Besetzung der Hauptrolle durchweg begeistert.

Der Erfolg beschränkte sich jedoch weitgehend auf England, denn aufgrund des speziellen Humors konnte der amerikanische Mitproduzent RHI Entertainment nur bei dem relativ unbekannten Sender ION unterbringen, der die Ausstrahlung auch noch mehrfach verschoben hatte und erst ein Jahr nach der britischen Premiere dazu kam. Eine ursprünglich geplante Kinoauswertung einer auf zwei Stunden heruntergekürzten Fassung kam erst gar nicht zustande. In Deutschland lief eine ungekürzte Fassung unter dem Titel Color of Magic - Die Reise des Zauberers bei RTL zur Primetime um 20:15, wurde aber wegen der schwachen Synchronisation kaum beachtet und ähnlich wie die unter enormen Übersetzungsproblemen leidenen Büchern schnell als Kinderprogramm abgekanzelt.

The Colour of Magic war trotz aller Befürchtungen nicht zu einer billigen Fernsehserie, sondern zu einer beeindruckenden Produktion mit Kino-Ambitionen geworden, die Terry Pratchetts Discworld-Universum auf eine respektvolle und originalgetreue Weise zum Leben erweckte. Ohne eine enge Zusammenarbeit mit dem Autor wäre dies niemals möglich gewesen und es grenzt schon fast an ein Wunder, daß Terry Pratchett ein Vierteljahrhundert nach der Veröffentlichung seines ersten Discworld-Romans mit The Mob einen würdigen Kollaborateur für die Verfilmungen seiner Werke gefunden hat.

Die DVD

The Colour of Magic wurde nach der Oster-Premiere 2008 bereits im Herbst des Jahres in England als DVD und Blu-Ray herausgebracht. Sky und 20th Century Fox hatten sich aber mit einer ärgerlichen Veröffentlichungs-Politik keine Freunde gemacht, da sogar auf der 2-DVD-Version mit dem dreiviertelstündigen Making-Of gegenüber der Blu-Ray ein essentieller Teil des Bonusmaterials weggelassen wurde und dazu auch noch der Preis der DVD-Ausgabe höher als bei der Blu-Ray war. Aus diesem Grund haben sicher nicht nur ich diese DVD bei der Erstveröffentlichung liegen lassen, zumal die amerikanischen und deutschen Ausgaben mangels völlig abwesendem Bonusmaterial auch keine Alternative waren.

Die hier rezensierte DVD ist die britische 2-Disc-Special-Edition, die gut zwei Jahre nach der Veröffentlichung so günstig geworden ist, daß sie trotz der fehlenden Dokumentation eine Anschaffung wert ist. Bild- und Tontechnisch gibt es an der DVD allerdings nichts auszusetzen.

Cover

Cover

Bild

The Colour of Magic wurde genauso wie der Vorgänger wieder mit digitalen Filmkameras von Arri gedreht, die ein genauso gute Qualität wie eine herkömmliche 35mm-Produktion erreichen können und hier für ein fantastisches Bild gesorgt haben. Im Gegensatz zu Hogfather wurde hier aber bei der Konvertierung des HD-Masters ins PAL-DVD-Format und beim Authoring alles richtig gemacht, so daß die Bildqualität das Format voll ausnutzt.

Die britische DVD von The Colour of Magic kann vor allem mit einem sehr detailreichen Bild begeistern, das den Eindruck macht als ob das High-Definition-Master ohne weitere Bearbeitung direkt ins DVD-Format verkleinert wurde. Bei genauerem Hinsehen kann man allerdings doch entdecken, daß ein leichter zusätzlicher Schärfefilter eingesetzt wurde, der offenbar für das besonders Scharfe verantwortlich ist und verhindert hat, daß diese DVD wie manche andere HD-Produktionen in PAL-Auflösung etwas weich aussehen. Geschadet hat das nicht, denn der Filter hat zum Glück keine unangenehmen Nebenwirkungen hinterlassen.

Die knackigen Farben werden erwartungsgemäß kräftig und und unverschmiert wiedergegeben, aber erstaunlich ist, daß das Bild auch in dunklen Szenen völlig rauschfrei ist und durchweg einen sehr sauberen Eindruck macht. Zwar fehlt bedingt durch die digitale Produktion eine typische Filmtextur, aber trotzdem wirkt das Bild überhaupt nicht leblos. Auch das Authoring ist vorbildlich, denn Kompressionsartefakte machen sich trotz der nur durchschnittlichen Bitrate überhaupt nicht bemerkbar, obwohl die über drei Stunden Film auf nur eine Disc gequetscht wurden.

Sky und 20th Century Fox haben mit The Colour of Magic in England eine DVD mit hervorragender Bildqualität geliefert, die nur noch von der parallel veröffentlichten Blu-Ray geschlagen werden kann, aber trotzdem auf großen Bildschirmdiagonalen noch hervorragend aussieht.

Ton

Auch beim Ton reizt die britische DVD von The Colour of Magic das Format voll aus und hat einen modernen 5.1-Mix zu bieten, der sich nicht vor großen Kinofilmen verstecken braucht.

Die mit 448 kbit/s codierte englische Tonspur kann mit einer luftigen und aktiven Surround-Abmischung aufwarten, die dem Inhalt des Films gerecht wird und vollen Gebrauch von den Möglichkeiten des Systems macht. Der ausgeprägte Raumklang wird nicht nur von der sehr breit abgemischen Musik erzeugt, sondern auch von der sehr verspielten Geräuschkulisse, die sich auf der vorderen Soundstage ausbreitet und auch von den Surroundkanälen überraschend oft Gebrauch macht. Auch die sehr natürlich klingenden Stimmen sind nicht immer auf dem Center-Kanal verankert, sondern gelegentlich auch direktional von den Seiten zu hören. Insgesamt hat die Tonspur einen sehr vollen und kräftigen Klang, der aber durch eine ausgewogene Dynamik nicht zu druckvoll und laut wirkt.

Eine zweite 5.1-Tonspur, die vom Klang her identisch mit der ersten ist, beherbergt außerdem eine kommentierte Version für Sehbehinderte, die aber so gut gemacht ist, daß sie fast schon als Hörspiel taugt. Der Haupfilm ist außerdem für Hörgeschädigte untertitelt worden, aber leider nicht das Bonusmaterial.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der britischen 2-DVD-Edition von The Colour of Magic macht auf den ersten Blick einen ganz ordentlichen Eindruck, aber bei genauerem Hinschauen fällt auf, daß kaum etwas über die Entstehung des Films zu sehen ist - was daran liegt, daß das 45-minütige Making-Of nur auf der Blu-Ray dabei ist und hier einfach weggelassen wurde, obwohl auf der zweiten Disc wirklich noch genug Platz dafür gewesen wäre.

In der Terry Pratchett Introduction (5:26) stellt der Autor die Verfilmung seiner ersten beiden Bücher auf seine ganz eigene humorvolle Weise vor.

Der Audiokommentar mit Regisseur Vadim Jean wurde offenbar aus guten Gründen erst gar nicht als Extra auf dem Cover aufgeführt, denn dabei handelt es sich überhaupt nicht um eine echte Kommentarspur, sondern nur um den Ton einer handvoll Interviews, die in viel zu großen Abständen über die drei Stunden des Films verteilt wurden. Man muß schon sehr viel Geduld haben um alle Schnipsel zu erwischen - es wäre viel sinvoller gewesen, die inhaltlich eigentlich sehr interessanten Interviews schlicht als Video zu präsentieren, die dann insgesamt nicht mehr als eine halbe Stunde ausmachen würden.

Die Interviews mit Terry Pratchett (8:40), David Jason (11:34) und Sean Astin (15:52) wurden anscheinend während der Dreharbeiten auf dem Set aufgezeichnet. Der Autor und die beiden Schauspieler erzählen eine Menge über die Hintergründe der Geschichte und ihre persönlichen Erlebnisse von den Dreharbeiten, aber die Schnitte in den Interviews machen den Eindruck, als ob man hier nur Bruchstücke von noch viel mehr Material zu sehen bekommt, das vermutlich Bestandteil der auf der DVD fehlenden Dokumentation ist.

Die Discworld Tourist Guides sind eine Sammlung von acht liebevoll gemachten Kurzfilmen über die Discworld, die von Nicholas Tennant in einer Fortsetzung seiner Rolle als Bibliothekar präsentiert werden und mit ihrer absichtlich holperigen Lehrfilm-Art äußerst unterhaltsam sind.
• Geography on the Discworld (6:24)
• Magic & Unseen University (5:30)
• Getting Around (7:00)
• Food & Cuisine (6:35)
• The Inhabitants of Discworld (6:00)
• Religions of Discworld (6:14)
• Flora & Fauna (6:12)
• Entertainment on Discworld (6:07)

Die Deleted Scenes sind nur sehr knapp und enthalten bis auf wenige Ausnahmen keine wirklich für die Handlung wichtigen Elemente, sind aber dennoch ganz interessant.
• Welcome to Krull (1:50)
• How Long until the Launch Window (0:49)
• A Sea Monster! (1:10)
• "He Can't Spell The Word Wizard" (0:53)
• "I Wouldn't Miss It For The World" (1:40)
• The Old Banana Skin Trick (0:26)
• "We Are Of One Resolve" (0:24)

Das Blooper Reel (2:45) mit dem Untertitel The Trials & Tribulations of The Colour of Magic ist etwas ungünstig geschnitten und auch nicht so lustig wie man es erwarten sollte, aber doch unterhaltsam, da man sehr gut mitbekommt, daß die Schauspieler auch nur Menschen sind.

Die Image Gallery ist mit den On Set Stills (8 Bilder) und der Film Gallery (40 Bilder) nicht besonders zahlreich bestückt, besonders wenn man bedenkt, daß es sich bei letzerer Galerie lediglich um simple Standbilder aus dem Film handelt.

Cover

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