Contact
Cover

19.11.2007 #426

von Guido Bibra

Titel Contact
Studio Warner Bros. (1997)
Hersteller Warner Home Video (1998) EAN 7-321921-150418
DVD-Typ 9 (6,96 GB) Bitrate ø 6,58 max. 9,9
Laufzeit 143:34 Minuten Kapitel 43
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Snapper
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.40:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 384 kbit/s Englisch, Deutsch, Spanisch, Musik 2.0 Surround 192 kbit/s Kommentar 1+2
Untertitel Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Türkisch, Holländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Portugiesisch, Hebräisch, Polnisch, Griechisch, Tschechisch. Ungarisch, Isländisch, Kroatisch
Freigabe MPAA
Extras • Cast & Crew Biographies
• Production Notes
• 2 Theatrical Trailers
• Audio Commentaries from Jodie Foster, Robert Zemeckis & Ken Ralston
• Music-Only Soundtrack

Der Film

Die Astronomin Ellie Arroway (Jodie Foster) ist auf der suche nach außerirdischen Funksignalen, aber findet mit ihrem SETI-Projekt immer weniger Unterstützung. Als sie mit ihrem Team von ihrem früheren Mentor David Drumlin (Tom Skerritt) aus dem Arecibo-Radioteleskop herausgeworfen wird, gelingt es ihr private finanzielle Rückendeckung vom reichen Hadden-Konzern zu bekommen und kann ihre Suche im Very Large Array in New Mexico weiterführen. Als sie auch nach jahrelanger Suche dort keine intelligenten Signale aus dem All findet, ist es wieder David Drumlin, der sie wieder vertreiben will. Als ihr Rauswurf kurz bevorsteht, geschieht das Unglaubliche: die Radioteleskope fangen ein Signal auf, das zum großen Erstaunen aller eine Menge mysteriöser Informationen enthält und tatsächlich aus den Tiefen des Weltalls vom Stern Vega stammt...

 


Die Kontaktaufnahme zu außerirdischen Wesen war schon immer ein äußerst beliebtes Thema des Science-Fiction-Genres, das auf viele höchst unterschiedliche Weisen verarbeitet wurde. Eine der frühesten Ideen in dieser Richtung war natürlich das Szenario der gewaltsamen außerirdischen Invasion, die zum ersten Mal Ende des 19. Jahrhunderts von H.G. Wells in War of the Worlds aufgeriffen wurden und noch bis heute eine der häufigsten Interpretationen des Themas bleibt. Erst in den vierziger Jahren wurde mit dem Aufkommen der Radioastronomie langsam das öffentliche Interesse an einer "Botschaft aus den Sternen" geweckt, aber es dauerte noch lange, bis sich dies auch in Literatur und Filmen durchsetzten konnte.

Die Stimme von Oben

Anfang der sechziger Jahre war es der Astronom Fred Hoyle, der sich in seinem auch als BBC-Fernsehserie adaptierten Roman A for Andromeda zuerst mit einer Botschaft einer außerirdischen Zivilisation und deren Auswirkungen beschäftigt hatte, während der polnische Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem 1968 das Thema in seinem Roman Die Stimme des Herrn mehr die philosophischen und religiösen Aspekte behandelte und damit weit entfernt von typischem Material dieser Art war. Diese beiden Beispiele blieben aber große Ausnahmen, denn während das Science-Fiction-Genre allgemeine in den sechziger Jahren seinen ersten Höhepunkt erreicht hatte, wurde das Thema einer außerirdischen Botschaft nur sehr selten alleine aufgegriffen.

Erst mit dem Beginn der aktiven Suche nach außerirdischen Signalen wurde der erste Kontakt per Radiosignal richtig populär, als das SETI-Programm in seinen vielen verschiedenen Inkarnationen das Interesse der Öffentlichkeit erregte. Viele Wissenschaftler debattierten über den Sinn und Unsinn der Suche, aber manche machten sich auch Gedanken darüber, was passiert wenn tatsächlich ein Signal gefunden wird. Einer davon war Astronom Carl Sagan, Mitbegründer und größter Unterstützer des SETI-Programms, der Anfang der achtziger Jahre mit dem Gedanken spielte, dieses Szenario in einer Geschichte zu erzählen.

Der erste Kontakt

Carl Sagan war Anfang der achtziger Jahre so etwas wie eine wissenschaftliche Berühmtheit, denn mit seinem Buch The Dragons of Eden über die Evolution der menschlichen Intelligenz und der Fernsehserie Cosmos hatte er sich sehr für die Popularisierung der Wissenschaft eingesetzt und damit richtig im Rampenlicht stand. Zu dieser Zeit schlug die Filmproduzentin Lynda Obst, eine gute Bekannte von Carl Sagan und seiner Frau und Co-Autorin Ann Druyan, vor ein Film-Treatment über einen fiktiven Erfolg des SETI-Projekts mit einer autobiographischen Note zu schreiben. Das kurze Treatment wurde an viele Drehbuchautoren weitergereicht, mehrfach umgeschrieben und von Lynda Obsts Kollege Peter Guber schließlich von der eigenen Firma Casablanca Productions 1982 zu Warner Bros. gebracht, wo es über zehn Jahre in der Development Hell schmorte.

Carl Sagan war schon sehr früh nicht davon überzeugt, daß aus dem sechzigseitigen Treatment jemals ein Film werden würde und konzentrierte sich auf eine Umsetzung der Idee in Buchform. 1981 erhielt er von seinem Verleger einen riesigen Vorschuß von zwei Millionen Dollar für seinen Roman Contact. Es war die größte Summe, die jemals ein Verlag für ein ungeschriebenes Buch gezahlt hatte, aber Sagans frühere Veröffentlichungen, insbesondere die Buchversion der Fernsehserie Cosmos, waren große Erfolge gewesen. Allerdings ließ sich der Autor eine Menge Zeit, denn Contact erschien erst vier Jahre später. Wie vom Verleger erhofft wurde das Buch schnell zu einem riesigen Bestseller, der Carl Sagans Popularität noch einen weiteren Schub nach oben gab, aber die inzwischen ausgewachsene Geschichte immer noch nicht näher in Richtung große Leinwand brachte.

Vom Film zum Buch zum Film

Während Contact als Roman großen Erfolg feiern konnte und hoch gelobt wurde, versuchte Produzent Peter Guber das unfertige Drehbuch sehr zum Ärger von Carl Sagan in einen Hollywood-tauglichen Actionfilm umzuwandeln. Als Guber 1989 zu Sony wechselte, versuchte er das Projekt mitzunehmen, aber da Warner inzwischen auch die Filmrechte an Sagans Roman erworben hatte, gelang ihm dies nicht. Verloren war Contact bei Warner deswegen aber noch lange nicht, denn zufälligerweise kam gerade Produzentin Lynda Obst neu zum Studio dazu und konnte sich wieder dem Projekt widmen, das sie mehr als zehn Jahre zuvor selbst in Gang gesetzt hatte.

Als erstes holte Lynda Obst wieder Carl Sagan und Ann Druyan zurück ins Boot, die seit dem Eingriff von Peter Guber die kreative Kontrolle über ihre Idee weitgehend verloren hatten und nun wieder eng in die Vorbereitungen eingebunden wurden. 1993 bekam Contact endlich grünes Licht vom Filmstudio und Lynda Obst engagierte Michael Goldenberg für die Umsetzung des Drehbuchs, weil Carl Sagan sich dies selbst nicht zutraute - als Vorlage diente aber dennoch der weit entwickelte Roman und nicht das frühere Treatment. Als Regisseur wurde der Australier George Miller ausgewählt, der hauptsächlich durch die Max Max-Filme bekannt geworden war und den Ruf eines handwerklich ausgezeichneten Filmemachers hatte.

Startschwierigkeiten

1994 konnte schließlich die Preproduction von Contact beginnen. Gestritten wurde aber über das Drehbuch: während sich Michael Goldenberg weitgehend aus der Diskussion heraushielt und sich auf die Drehbuch-Umsetzung konzentrierte, hatten sowohl George Miller als auch Warner ganz eigene Vorschläge, um den Film tauglich für ein Massenpublikum zu machen. Beeinflußt wurden diese Ideen hauptsächlich von Roland Emmerichs Alien-Invasionsspektakel Independence Day, das für 20th Century Fox die Kinokassen füllte und andere Studios nervös machte. Carl Sagan war natürlich von dieser Entwicklung überhaupt nicht begeistert und versuchte das Schlimmste zu verhindern.

Letztendlich war es dann aber das Studio selbst, das eingriff - die Vorbereitungen zogen sich so in die Länge, daß Warner Bros. Zweifel an der rechtzeitigen Fertigstellung des Films hatte und George Miller als Regisseur kurzerhand feuerte. Ursprünglich hätten die Dreharbeiten im Frühjahr 1996 beginnen sollen, aber als im Herbst 1995 weder Sets noch Drehbuch fertig waren, wurde die Notbremse gezogen. Die Studiochefs wandten sich daraufhin an Robert Zemeckis, der gerade mit Forrest Gump einen der größten Kinohits der neunziger Jahre fertiggestellt hatte und versicherten ihm, Carl Sagan, Ann Druyan und Michael Goldenberg weitgehende kreative Freiheit, um die Produktion des Films nicht noch mehr zu verzögern.

Ein neuer Anfang

Robert Zemeckis erwies sich dann auch als genau der richtige für Contact, denn der Regisseur konnte Carl Sagans Vision sehr genau erkennen und arbeitete eng mit ihm und dem Drehbuchautor zusammen. Sagans sehr ausführlicher Roman mußte allerdings stark zusammengestrichen werden, denn in voller Länge hätte man aus der Vorlage vielleicht eine lange Fernsehserie, aber keinen zweistündigen Kinofilm machen können. Zemeckis, Sagan und Goldenberg gelang es aber den Kern der Geschichte zu erhalten, auch wenn viele Charaktere und Subplots geopfert oder umgeschrieben werden mußten.

Etwas viel tragischeres drohte aber die Produktion aufzuhalten: Carl Sagan war 1994 mit einer seltenen Knochenmarkserkrankung diagnostiziert worden, und trotz intensiver medizinischer Behandlung und mehreren Knochenmark-Transplantationen ging es ihm im Laufe der Zeit immer schlechter. Robert Zemeckis band ihn deshalb sehr dicht in die Filmproduktion ein und der Autor bemühte sich, soviel wie möglich an den Vorbereitungen mitzuwirken. Er lud die Schauspieler und Filmemacher sogar zu einem kleinen Symposium ein, um ihnen die wissenschaftlichen Hintergründe zu verdeutlichen und seine Vision der Geschichte zu erklären.

Astronomen und Administratoren

Ein Teil der Besetzung ging noch auf George Miller zurück, der ursprünglich Jodie Foster und Ralph Fiennes für die Hauptrollen vorgesehen hatte. Jodie Foster war nach der Lektüre einer frühen Drehbuch-Version so begeistert, daß sie schon ganz zu Anfang zugesagt hatte und war nach Millers Rauswurf besorgt, daß der Film überhaupt nicht mehr gedreht werden würde. Carl Sagan hatte den Charakter Ellie Arroway zwar ursprünglich nicht für sie geschrieben, konnte sich aber später niemand anderen mehr in dieser Rolle vorstellen. Tatsächlich steckt in Ellie Arroway eine ganze Menge autobiographisches Material von Carl Sagan selbst, und für Jodie Foster war es eine der faszinierensten Rollen ihrer Karriere, die sie auf eine sehr souveräne Art spielte, obwohl sie vorher noch nie in so einem hochtechnischen Film aufgetreten war. Trotz vielen technischen Dialogen und anderen komplizierten Dingen wirkt Jodie Foster in Contact keineswegs verloren, sondern schafft es die Astronomin Ellie Arroway völlig überzeugend und sehr menschlich darzustellen.

Für die zweite Hauptrolle mußte ein neuer Schauspieler gefunden werden, denn Ralph Fiennes hatte keinen Vertrag abgeschlossen und war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten nicht mehr verfügbar. Stattdessen wurde der junge Schauspieler Matthew McConaughey ausgewählt, dessen Charakter in Sagans Buchvorlage nur sehr klein war, aber im Zuge der notwendigen Zusammenstreichungen wurden für das Filmdrehbuch mehrere Rollen zusammengelegt. Dadurch wurde die Figur Palmer Joss zu einem der Hauptakteure, dessen Funktion in der Handlung mehr als nur ein Mittel zum Zweck ist. McConaughey war zwar nicht gerade wegen seiner herausragenden schauspielerischen Fähigkeiten bekannt und als Priester nicht gerade ideal besetzt, spielte aber seine Rolle trotzdem ganz ausgezeichnet.

Ellie Arroways Nemesis David Drumlin wurde mit Tom Skerritt treffsicher besetzt, denn der Schauspieler hatte in der Vergangenheit schon öfter ähnliche seriös-autoritäre Rollen gespielt und brachte in seinen Charakter genau die richtige Arroganz hinein, ohne völlig unsympathisch oder übertrieben zu wirken. Drumlin ist einer der wenigen Charaktere, die in der Filmumsetzung gegenüber dem Buch nur unwesentlich verändert wurde. Michael Kitz, die Rolle von James Woods, wurde dagegen leicht umfunktioniert, stellt aber genauso wie im Buch die machthungrige Regierungsmaschine dar, die sich das Projekt unter den Nagel reißen und um Angst um die nationale Sicherheit militarisieren will.

Unter den vielen kleineren Nebenrollen fällt besonders William Fichtner als Ellies blinder Kollege Kent Clark auf, einer der wenigen Charaktere mit einem realen Vorbild. Die Rolle, die Carl Sagan und die Filmemacher für das Drehbuch neu erschufen, basierte auf dem blinden Astronomen und SETI-Manager Kent Cullers, der sich ursprünglich sogar selbst im Film spielen wollte, aber die Anstrengungen der Dreharbeiten nicht auf sich nehmen wollte. Schließlich fanden die Filmemacher für die relativ kleine Nebenrolle William Fichtner, der den Charakter aufwendig recherchierte und sich auch mit Cullers traf, um die Figur so realistisch wie nur möglich spielen zu können - was ihm auf ausgezeichnete Weise auch gelang.

Die Geschichte einer Botschaft

Carl Sagans Buchvorlage war nicht nur eine einfache Erzählung über den Empfang einer außerirdischen Botschaft, sondern eine lange Geschichte über eine junge Wissenschaftlerin, die auf der Suche nach außerirdischen Funksignalen ist und sie trotz großer Hürden auch findet. Es ist eine fast persönliche Geschichte von Carl Sagan, der in den Charakter Ellie Arroway eine Menge von sich selbst hat einfließen lassen hat und das Thema Glauben und Wissenschaft auf eine etwas philosophisch-religiös angehauchte Weise behandelt, ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren. Der Film läßt viele Handlungsstränge und Charaktere der Buchvorlage weg und konzentriert sich nur auf das Wesentliche, aber Ellie Arroway bleibt nach wie vor die zentrale Figur, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird.

Die Geschichte ist im wahrsten Sinne des Wortes Science-Fiction, wobei die Betonung hauptsächlich auf der Wissenschaft liegt, denn bis zum Empfang der Botschaft und dem Bau der mysteriösen Maschine bleibt Contact fast überraschend bodenständig und stellt die Arbeit von Radioastronomen auf eine ganz unglamouröse Art dar. Auch in der zweiten Hälfte des Films bleibt die Geschichte weitgehend plausibel und realistisch - Sagans "Was wäre wenn"-Szenario wurde auch im Film mit einer großen wissenschaftlichen Genauigkeit umgesetzt, die erst am Schluß in Spekulation übergeht.

In der Handlung lassen sich einige Parallelen zu Stanley Kubricks und Arthur C. Clarkes 2001: A Space Odyssey erkennen - durchaus verständlich, denn Carl Sagan war Ende der sechziger Jahre einer der wissenschaftlichen Berater in Stanley Kubricks Film und hatte damals schon großes Interesse am Filmmemachen gezeigt. Die zentralen Themen in Contact und 2001 sind natürlich der Kontakt zu außerirdischer Intelligenz, aber Sagan erzählt seine Geschichte auf eine sehr menschliche Weise, während Stanley Kubrick dies auf eine ganz unpersönliche, kalte und technische Art tat, wodurch die beiden Filme nicht unterschiedlicher sein könnten. Obwohl Carl Sagan einige ähnliche Ideen wie dreißig Jahre zuvor Stanley Kubrick verwendet hatte, kann man ihm durch die originelle Aufbereitung des Themas wirklich keine Ideenlosigkeit bescheinigen.

Carl Sagan und die Filmemacher mußten allerdings auch einige Zugeständnisse an Hollywood machen, denn das Studio hatte sie schon früh davor gewarnt den Film nicht zu kompliziert anzulegen und die Hauptrolle nicht zu "nerdifizieren". Dadurch wurde das Technobubble im Film zwar nicht reduziert, aber auf eine Weise eingebaut, die nicht unbedingt wichtig zum Verstehen der Handlung war. Der Subplot um den Tod von Ellies Vater wirkt zwar, als ob er auch als Konzession an den amerikanischen Kitsch eingebaut wurde, ist aber tatsächlich ein knapper Querschnitt einer im Buch sehr langen und ziemlich sentimentalen Geschichte um Ellies komplizierte Familienverhältnisse, die bei kompletter Umsetzung der Vorlage gut ein Drittel des Films ausgemacht hätten.

Phantasie oder Wirklichkeit

Allen Beteiligten war von vorneherein klar, daß Contact ohne intensive Special-Effects nie hätte entstehen können - wahrscheinlich hat die lange Verzögerung bis zum Beginn der Produktion dem Film sogar einen Gefallen getan. Zwar hätten Carl Sagans Visionen auch auf traditionelle Weise umgesetzt werden können, aber die computergenerierten Effekte, die seit Anfang der neunziger Jahre immer besser geworden waren, konnten dies viel flexibler und realistischer bewerkstelligen. Auch die Zeit spielte eine große Rolle, denn durch die lange Verzögerung der Filmproduktion mußten auch die Effekte schneller als gewohnt fertig werden. Weil der Branchenführer Industrial Light and Magic gerade mit vielen anderen Projekten beschäftigt war, wurden die meisten Special-Effects von Sony Imageworks produziert und nur noch ein Teil von ILM und einigen anderen Studios übernommen.

Robert Zemeckis hatte sich schon mit seinem vorherigen Film Forrest Gump einen Namen mit dem ungewöhnlichen Einsatz von Special-Effects gemacht, und auch bei Contact wurden Effekte nicht nur in den Sequenzen mit der außerirdischen Maschine verwendet, sondern auch in vielen weiteren Teilen. Es gibt kaum eine Szene im Film, in der nicht Effekte irgendwelcher Art eingesetzt wurden, die sich aber nahtlos in die reale Szenerie einfügen und überhaupt nicht künstlich oder digital wirkten - von einfachen digitalen Matte-Paintings über computergenerierte Massenszenen bis zum Einsetzen von ganzen Personen aus Archivmaterial wurden in Contact eine riesige Menge von filmtechnischen Tricks eingesetzt. Während der Film mit beeindruckenden computergenerierten Sequenzen beginnt und aufhört, dominieren die Effekte den Rest des Films aber überhaupt nicht und stellen die Schauspieler deutlich in den Vordergrund.

Töne aus dem Weltall

Einer der wenigen großen Schwachpunkte von Contact ist die Filmmusik, für die Robert Zemeckis seinen Hauskomponisten Alan Silvestri engagierte, der schon an fast allen seiner früheren Filme mitgearbeitet hatte. Silvestris Filmmusiken sind oft sehr innovativ und originell, aber Contact ist eins seiner enttäuschensten Werke, denn die Score klingt wie eine nur wenig abgewandelte Version seiner Themen aus Zemeckis' vorherigem Film Forrest Gump. Während die Musik zwar ihren dramaturgischen Zweck erfüllt, sind die Melodien fast kinderliedartig einfach und lassen eine musikalische Besonderheit vermissen, die Contact eigentlich verdient hätte - von einer richtige Weltraumoper im klassischen Sinn ist der Film leider meilenweit entfernt.

Dafür haben sich Sound-Designer Randy Thom und sein Team aber große Mühe gegeben, die besonderen Klänge des Films so faszinierend wie nur möglich zu gestalten. Schon zu Beginn des Films bekommt der Zuschauer eine aufwendig zusammengestückelte Zeitreise durch die irdischen Funksignale zu hören, die auch ohne die visuelle Begleitung sehr beeindruckend gewesen wäre. Eine noch größere Herausforderung war aber die Erstellung des außerirdischen Signals, das in Carl Sagans Buchvorlage zwar technisch genau beschrieben wurde, aber nicht wie es sich tatsächlich anhört. Die Toningenieure lösten das Problem auf eine innovative Weise, indem sie einen herzschlagähnlichen, aber fremdartigen Ton schufen, der sich gleichzeitig organisch und elektronisch anhört und den Eindruck erweckt, überhaupt nicht von dieser Welt zu sein.

Das Vermächtnis von Carl Sagan

Carl Sagan erlebte die Kinopremiere von Contact leider nicht mehr, denn am 20. Dezember 1996 verstarb er an den Folgen seiner Knochenmarkserkrankung und hinterließ seine Frau Ann Druyan und fünf Kinder - und ein trauriges Filmteam, das ein halbes Jahr vor der Fertigstellung des Films stand. Aber die Dreharbeiten waren schon so weit fortgeschritten, daß Carl Sagan sich in der Gewißheit verabschieden konnte, daß die Verfilmung seiner Idee genau so umgesetzt wurde, wie er es sich vorgestellt hatte. So wurde Contact nicht nur zu einem großartigen Science-Fiction-Film, sondern auch zu einem faszinierenden Zeitdokument, das an einen ganz besonderen Wissenschaftler erinnert.

Nach anderthalb Jahrzehnten kam Contact schließlich im Sommer 1997 in die Kinos, die in diesem Jahr von Science-Fiction-Filmen fast überlaufen wurden. Die Konkurrenz war mit Men in Black, der Special-Edition der Star Wars Filme, The Fifth Element, Starship Troopers und Alien Resurrection in diesem Jahr besonders stark, aber Contact konnte sich trotzdem an den Kinokassen noch relativ gut behaupten. Allerdings war es nicht gerade ein Mainstream-Actionfilm und für das Massenpublikum fast schon zu kompliziert, weshalb die Reaktion der Kritiker ziemlich gemischt war - viele freuten sich aber dennoch darüber, daß es Hollywood doch fertigbrachte, einmal einen ganz intelligenten , anspruchsvollen und doch unterhaltsamen Film hervorzubringen.

Die DVD

Contact gehörte mit zum allerersten Schwung DVDs von Warner Home Video, der Ende 1997 in den USA veröffentlicht wurde und in Deutschland im Herbst 1998 erschien. Eine brilliante Bildqualität, Tonspuren in drei Sprachen inklusive der Originalversion und für damalige Verhältnisse hervorragende Extras machten die DVD damals zur Superlative. Leider hatte Warner auf den europäischen DVDs einige der Featurettes von den Extras weggelassen, weil durch die zusätzlichen Tonspuren zu wenig Platz war - an Doppel-DVDs war damals aus Kostengründen noch nicht zu denken.

Die hier rezensierte deutsche DVD des Films ist wegen der fehlenden Extras gegenüber der amerikanischen Ausgabe etwas im Nachteil, so daß man besser auf die US-DVD zurückgreifen sollte, wenn man nicht auf die deutsche Fassung angewiesen ist. Contact ist allerdings ein sehr guter Kandidat für eine Neuauflage, die leider immer noch auf sich warten läßt - da die derzeitige Ausgabe aber für sehr niedrige einstellige Preise zu bekommen ist, lohnt sich ein Kauf auch jetzt noch, wenn man diesen hervorragenden Film noch nicht in der Sammlung hat.

Cover

Cover

Bild

Als ein DVD-Transfer der ersten Stunde kann Contact natürlich nicht mit aktuellen Abtastungen konkurrieren, ist aber für eine fast zehn Jahre alte DVD trotz deutlich sichtbarer technischer Einschränkungen noch einigermaßen akzeptabel.

Die Filmvorlage macht auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck, der im Laufe des Films von einer handvoll kleinen Fusseln, Kratzern und anderen punktuellen Dropouts etwas getrübt wird, die in dem ansonsten sehr sauberen Bild unangenehm störend wirken, aber nur um die Aktwechsel herum gehäuft auftreten - dafür ist aber der Bildstand völlig stabil und leistet sich keine sichtbaren Ausfälle. Auch die Farben sind sehr kräftig, unverschmiert und rauschen überhaupt nicht - typische analoge Artefakte sind hier gar nicht zu sehen.

Problematischer ist dagegen die Schärfe, die deutlich unter dem Niveau liegt was bei einer praktisch neuen Panavision-Produktion möglich wäre. Die schlechte Detailtreue scheint einerseits an der damals verwendeten Abtastungstechnik zu liegen, aber bei der PAL-Version der Contact-DVD auch daran, daß diese von einem NTSC-Bildmaster hochinterpoliert wurde, was sich in gelegentlicher Treppchenbildung bemerkbar macht. Auch der sehr starke Rauschfilter, der die Filmkörnigkeit komplett entfernt hat, ist wahrscheinlich für die geringe Detailtreue mit verantwortlich.

Obwohl das Bild noch kräftig zusätzlich aufgeschärft wurde und dabei starke Doppelkanten an vielen Konturen und an den Letterbox-Balken entstanden sind, wirkt das Bild zwar nicht schwammig, aber bei genauerer Betrachtung schlicht und einfach unscharf - man könnte diese Abtastung für einen 4:3-Transfer halten, denn das 16:9-Format macht hier so gut wie keinen Unterschied. Durch die starke Filterung sieht das Bild allerdings sehr digital und nur noch wenig wie ein richtiger analoger Film aus.

Wenn man von der starken Filterung und der suboptimalen Schärfe absieht, macht die Bildqualität dieser DVD trotz ihres Alters auch heute noch einen erstaunlich guten Eindruck, der aber durch einen neuen Transfer auf moderneren Geräten noch erheblich verbessert werden könnte.

Ton

Im Gegensatz zur Bildqualität hat der Ton dieser DVD keine altersbedingten Einschränkungen, denn als Film aus dem Digitalton-Zeitalter hatte Contact schon im Kino eine sehr solide Merkanal-Abmischung, die auch auf der DVD in allen drei Sprachen zum Einsatz kommt.

Die englische Tonspur kann mit einer sehr aktiven und abwechslungsreichen Abmischung aufwarten, die nicht nur lauten Krawall, sondern auch sehr detailreiche leise Sequenzen zu bieten hat. Der Raumklang wird mitnichten wie bei vielen anderen Filmen hauptsächlich von der Musik getragen, sondern zum großen Teil auch von einer aufwendigen und realistisch klingenden Geräuschkulisse. Die vielen Dialoge sind einwandfrei verständlich und sind ausgezeichnet in die Abmischung integriert worden, beschränken sich aber bis auf einige Ausnahmen auf den mittleren Kanal und sind nicht direktional. Dafür wird die vordere Soundstage von den Geräuschen bevölkert, die oft auch auf die hinteren Kanäle übergehen und nicht selten von Surroundeffekten unterstützt werden.

Die deutsche Synchronfassung sollte eigentlich weitgehend mit der Originalfassung identisch sein, was man jedoch lediglich von der Musikabmischung und einem Teil der Geräuschkulisse behaupten kann. Die Dialoge und ein großer Teil der damit verbundenen Geräusche wurden nämlich nicht nur bei der deutschen, sondern auch bei der auch vorhandenen spanischen Fassung stur in Mono abgemischt, wodurch eine Menge von der in der Originalfassung sehr natürlich klingenden Geräuschkulisse verloren geht. Wie bei Synchronfassungen üblich sind auch die Stimmen von der typischen sterilen Tonspuratmosphäre befallen, die noch zusätzlich durch die deutlich dünnere Stimmenanzahl in den Massenszenen verschlechtert wird.

Lobenswerterweise hat Warner auch diese frühe DVD schon mit jeder Menge Untertitel ausgestattet, unter anderem natürlich auch in englischer und deutscher Sprache als normale Untertitel und auch für Hörgeschädigte.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Contact war für eine DVD der ersten Stunde beachtlich, auch wenn bei der europäischen Ausgabe einige der interessanteren Featurettes fehlen - aber immerhin ist mit den drei Audiokommentaren und der isolierten Musikspur doch der Löwenanteil der Extras von der US-DVD dabei. Das Menüdesign ist allerdings sehr simpel und besteht lediglich aus einfachen Standbildern. Alle Extras, insbesondere die Audiokommentare, sind außerdem deutsch untertitelt worden.

Drei einzelne, szenenspezifische Audiokommentare sind im Bonusmaterial dieser DVD enthalten und haben jede Menge Informationen zu bieten, die den Rahmen einer Dokumentation schon fast gesprengt hätten. Im ersten Kommentar ist Jodie Foster zu hören, die nach anfänglichem Zögern beginnt, über die entstehung des Films aus ihrer Perspektive zu erzählen und dabei nicht nur über sich selbst, sondern hauptsächlich über die Arbeit ihrer Kollegen und macht dabei als Filmemacherin viele kompetente und interessante Beobachtungen. Im zweiten Audiokommentar geht es etwas technischer zu, denn dort kommen die Special-Effects-Macher Ken Ralston und Stephen Rosenbaum zu Wort, die nicht nur die vielen Effekte des Films stur aufzählen, sondern auch viel über ihre Rolle im Film und relativ wenig über die eigentliche Technik berichten. Kommentar Nummer drei bringt schließlich Regisseur Robert Zemeckis und Produzent Steve Starkey ins Spiel, die sich hauptsächlich der Technik des Filmemachens widmen und auch gelegentlich die Effekte erwähnen, aber auch viel über die Schauspieler und die Umsetzung von Carl Sagans Buchvorlage erzählen. Zusammen bilden diese drei Kommentare, für die man bei der langen Laufzeit des Films ein wenig Geduld braucht, eine Fundgrube von faszinierenden Informationen über die Entstehung von Contact, bei der kaum noch Fragen offen bleiben.

Eine isolierte Musikspur findet man heutzutage kaum noch auf einer DVD, aber bei Warners frühen Veröffentlichungen gehörte sie gelegentlich mit dazu - auch diese DVD ist damit ausgestattet, allerdings wird dadurch nur noch mehr deutlich wie einfach Alan Silvestris Filmmusik gestrickt ist.

The Special Effects (6:12) ist das einzige Featurette von der US-DVD, das es auch auf die europäische Ausgabe geschafft hat. Dahinter verbirgt sich das High Speed Compositing Reel von Sony Pictures Imageworks, das zeigt wie einige der unauffälligeren Effekte entstanden sind.

Cast & Crew, From Novel to Screen, Creating a Fantastic Element, The Message, und Constructing the Pod hören sich in den DVD-Menüs sehr vielversprechend an, aber dahinter verbergen sich leider nur einige sehr knappe Texttafeln, die offenbar ein Ersatz für die weggelassenen Extras sein sollen.

Zwei Kinotrailer (2x2:27) in nicht ganz optimaler Qualität, aber immerhin anamorphem Videoformat runden die Extras dieser DVD ab.

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