Der Film
Victoria Everglot und Victor van Dort haben sich noch nie im Leben gesehen, sollen aber nach dem Willen ihrer Eltern heiraten. Die Zweckgemeinschaft soll eine Fusion zwischen der verarmten Adelsfamilie Everglot, die auf der Suche nach einer Finanzspritze ist, und der reichen Fischhändler-Familie Van Dort, die gesellschaftliche Akzeptanz erreichen will, erbringen. Bei den ersten Hochzeitsproben sind sich Victoria und Victor doch ganz sympathisch, aber dann verliert Victor die Nerven und verläßt die Probe um allein im Wald seine Treueschwüre zu lernen. Als er dort den Hochzeitsring probehalber auf einen Ast steckt, stellt sich dieser als Finger einer Leiche auf, die promt wiederaufersteht - zuviel für den armen Victor, der in Ohnmacht fällt. Als er wieder erwacht, befindet er sich in der Unterwelt und erfährt zu seinem entsetzen, daß er eine Tote geheiratet hat...
The Amazing Mr. Burton
Als in den frühen achtziger Jahren die Kunst der Stopmotion-Animation
in Hollywood praktisch ausgestorben war und praktisch nur noch für Spezialeffekte
eingesetzt wurde, drehte ein junger Filmemacher namens Tim Burton einen
kleinen Kurzfilm komplett in dieser seltenen Technik. Eigentlich in der
Zeichentrick-Abteilung von Disney beschäftigt hatte Burton außer der Arbeit
an den traditionellen Trickfilmen auch die Möglichkeit ein paar eigene
Projekte zu realisieren, die jedoch für den Konzern mit der Maus eigentlich
viel zu düster waren.
Tim Burtons erster und für längere Zeit einziger Stopmotion-Trickfilm
hieß Vincent und war eine schlichte, aber geniale Hommage an Vincent Price,
der sogar das Voiceover für den schwarzweißen Kurzfilm sprach. Vincent
und sein späterer Real-Kurzfilm Frankenweenie waren sicherlich die Gründe
weshalb Tim Burton Mitte der achtziger Jahre Disney als Animator verließ
und sich als Filmemacher verselbstständigte. Mit Pee-Wee's Big Adventure
drehte er 1986 seinen ersten abendfüllenden Kinofilm und konnte 1988 mit
Beetlejuice das erste Mal seinen schaurig-schönen gruseligen Stil ausgiebig
in Szene setzen.
Warner vertraute Tim Burton daraufhin die große Batman-Neuverfilmung an,
der er auch seinen ganz besonderen Stempel aufdrückte und damit einen
riesigen Erfolg hatte. Sein Ruf als ungewöhnlicher, aber kompetenter Regisseur
war damit entgültig zementiert, wodurch Burton 1990 Edward Scissorhands
drehen konnte, einen seiner mehr persönlichen und leiseren Filme. Aufgrund
des Erfolgs von Batman wurde Tim Burton aber wieder für einen Fortsetzung
des Fledermaus-Spektakels engagiert, konnte aber gleichzeitig auch ein
Projekt in Bewegung setzen, daß ihn an die Anfänge seiner Karriere zurückbrachte.
Die Rückkehr der Stopmotion-Technik
Spätestens seit die englischen Stopmotion-Spezialisten von Aardman mit
den Wallace & Gromit-Kurzfilmen auch in Hollywood mit Preisen überschüttet
wurden, dämmerte es auch anderen Filmemachern, daß die alte Technik nicht
nur für Effekte, sondern auch für komplette Filme taugt. Mehr als halbstündige
Kurzfilme hatte es aber bisher noch nie gegeben – etwas, was Tim Burton
unbedingt ändern wollte.
Praktisch parallel zu Batman Returns entstand in zusammenarbeit mit Regisseur
Henry Selick The Nightmare before Christmas, ein Trickfilm-Musical-Meisterwerk
der Extraklasse, das der Inbegriff von Tim Burtons einzigartigem genüßlichem
Grusel-Stil war. Relativ billig für nur 18 Millionen Dollar produziert
(Batman Returns kostete 80 Millionen) wurde The Nightmare before Christmas
wegen des eigenwilligen Stils nicht sofort zum großen Erfolg, konnte aber
über die Jahre hinweg viele Fans gewinnen und wurde schnell zum Geheimtipp
und Klassiker.
Digital gegen Analog
Mit dem Aufkommen der digitalen Animation Mitte der neunziger Jahre geriet
die Stopmotion-Technik wieder etwas in Vergessen, obwohl The Nightmare before Christmas doch sehr großen Eindruck hinterlassen hatte. Erst als
Aardman in Zusammenarbeit mit Dreamworks mit Chicken Run noch einmal bewies,
daß auch Stopmotion-Filme in Kinolänge machbar waren und die Zuschauer
immer noch begeistern konnten. Auch an Tim Burton ging diese Entwicklung
natürlich nicht vorbei, aber vorerst war der Regisseur noch mit anderen
Projekten beschäftigt.
Nach einer Reihe von großen Erfolgen und ein paar kleineren Flops war
Tim Burton zehn Jahre nach The Nightmare before Christmas zu einem der
gefragtesten Filmemacher Hollywoods geworden. Obwohl seine letzten Projekte,
unter anderem Big Fish und die Neuverfilmung von Planet of the Apes nicht
ganz die Klasse seiner früheren Werke hatten, war es wieder Warner, die
ihn auf eine heikle Neufassung von bekanntem Stoff ansetzten: Tim Burton
sollte Roald Dahls Charlie and the Chocolate Factory verfilmen, was erstaunlich
gut gelang und kaum den Charakter eines Remakes hatte, sondern wie eine
völlig neue Version von Dahls Buchvorlage.
Im Windschatten von Charlie hatte Tim Burton aber ein ganz anderes Projekt
in Angriff genommen: ein neuer Stopmotion-Trickfilm, der auf den Spuren
von The Nightmare before Christmas wandelte, aber keine Fortsetzung oder
Remake war, sondern etwas völlig neues. Basierend auf einer Idee von Joe
Ranft, einem Freund von Tim Burton, die wiederum an ein osteuropäisches
Märchen angelehnt war, entstand die Geschichte von einem jungen Mann,
der versehentlich mit einer Leiche den Bund der Ehe schließt - perfektes
Material für den schräg-gruseligen Stil des Filmemachers.
A Tragic Tale of Romance, Passion and Murder most Foul
Die makabere Grundidee wurde nicht zu einem knallharten Horrorthriller
ausgebaut, sondern in eine gruselig-lustige romantische Komödie in Tim
Burtons mittlerweile wohlbekanntem Stil umfunktioniert. Die Szenerie wurde
in eine nicht genau definierte Zeit und in ein ungenanntes Land gelegt,
das aber ungefähr die Atmosphäre des düsteren viktorianischen England
hat. Für die Corpse Bride und ihren unfreiwilligen Angetrauten wurden
ausführliche Hintergründe erdacht, die eine im Grunde genommen aus einer
traurigen Geschichte über eine arrangierte Heirat und einen mordenden
Heiratsschwindler bestehen.
Ganz so düster und depressiv ist die burtonsche Version dieser Erzählungen
dann aber natürlich nicht, sondern mehr eine humorvolle Hommage an alte
Horror- und Gruselfilme aus den fünfziger und sechziger Jahren. Die Corpse Bride ist kein schreckliches Monster, und auch das Totenreich ist hier
kein Gruselkabinett – ganz im Gegenteil, denn die Welt der Lebenden wirkt
düster und unheilvoll, während die Unterwelt bunt, lustig und unbeschwert
ist. Der Humor ist zwar deutlich auf der dunkleren und sarkastischeren
Seite angesiedelt, aber kaum von Holzhammer-Natur. Ein paar kleinere Schenkelklopfer
gibt es zwar schon, aber wie bei Tim Burton üblich ist der Witz doch relativ
feinfühlig und intelligent.
Hochzeit mit einer Leiche
Das Drehbuch wurde von Autoren verfaßt, die sich größtenteils sehr gut
mit Tim Burtons besonderem Stil auskennen: John August hatte bereits mit
ihm bei Charlie and the Chocolate Factory und Big Fish zusammengearbeitet
und Caroline Thompson war maßgeblich an seinen früheren Filmen beteiligt,
darunter sogar The Nightmare before Christmas und Edward Scissorhands.
Einflüsse aus diesen Filmen blieben natürlich unvermeidlich, besonders
aus Nightmare zitiert Corpse Bride sehr gerne, aber dennoch ist das Drehbuch
durch und durch originell.
Die Story ansich ist nicht sonderlich komplex, wurde aber gekonnt ausgearbeitet
und mit erstklassigen Texten ausgestattet. Für einen Trickfilm hat Corpse Bride überdurchschnittlich viel Dialog, der auch zum größten Teil dafür
zuständig ist die Handlung voran zu treiben. Trotzdem ist der Film nicht
eine bloße Aneinanderreihung von einzelnen Sequenzen, sondern erzählt
auf brilliante Weise eine fortlaufende Geschichte in mehreren Akten, die
nahtlos ineinander übergehen. Die Erzähldichte ist enorm hoch, in der
kurzen Laufzeit wurde überdurchschnittlich viel Handlung untergebracht,
die den Zuschauer so auf Trab hält, daß an Langeweile erst gar nicht zu
denken ist. Obwohl die Geschichte ein wenig vorhersagbar ist, mangelt
es nicht an Spannung und es gibt die eine oder andere Überraschung im
Laufe des Films.
Die Reichen, die Adeligen und die Toten
Genauso wie die Story von Corpse Bride sind auch die Charaktere auf den
ersten Blick etwas oberflächlich, stellen sich im Laufe des Films dann
aber als bemerkenswerte Persönlichkeiten heraus, die viel mehr als nur
animierte Puppen sind. Das ist einerseits der bemerkenswerten Gestaltung
der Figuren zu verdanken, aber auch ihren hochkarätigen Sprechern, die
den Film erst so richtig zum Leben erwecken. Die Stimmenbesetzung liest
sich wie ein Who-is-Who der Hollywood-Elite, aber wenn man genauer hinschaut
wird man bemerken daß es sich größtenteils um alte Bekannte von Tim Burton
handelt, die dem Film ihre Stimmen geliehen haben und dies nicht hauptsächlich
wegen der Gage, sondern um dem Regisseur einen Gefallen zu tun taten.
Victor van Dort ist ein schüchterner junger Mann, der gerne zeichnet und
Klavier spielt und am liebsten von seinem Schicksal in Ruhe gelassen werden
möchte. Seine Stimme kommt von dem wandlungsfähigen Johnny Depp, einem
guten Freund von Tim Burton, der zuletzt Willy Wonka in Charlie and the
Chocolate Factory gespielt hatte und in Corpse Bride wieder einen völlig
neuen Charakter zu seinem Repertoire hinzugefügt hat. Victor van Dort
ist so weit von Depps üblichen Charakteren entfernt, daß man ihn in Corpse Bride kaum an seiner Stimme erkennen kann und hört sich trotz seiner amerikanischen
Staatsbürgerschaft wie ein waschechter Engländer an.
Die Corpse Bride, deren wirklicher Name Emily nur gegen Ende des Films
erwähnt wird, ist eine abenteuerlustige junge Dame, die trotz ihres tragischen
Tods ein erstaunlich lebendiger und charmanter Charakter mit einer starken
Persönlichkeit ist. Emily ist weder wirklich böse noch unsympathisch und
entspricht damit so gar nicht der traditionellen Vorstellung einer Untoten.
Gesprochen wird sie von Helena Bonham-Carter, die nicht nur Tim Burtons
Freundin ist, sondern gleichzeitig auch eine Haupt-Sprechrolle in Wallace & Gromit, dem zweiten großen Stopmotion-Film des Jahres 2005 hatte.
Victoria Everglot ist die lebendige Braut des Films, die längst nicht
so draufgängerisch wie ihre verstorbene Konkurrenz ist und sich zwar anfänglich
ihrem Schicksal still und leise ergibt, sich aber dann doch kräftig durchsetzen
kann und es schafft, im Laufe der Geschichte ein wenig über ihren eigenen
Schatten zu springen. Victoria wird von Emily Watson als braves Mädchen
mit sanfter Stimme gesprochen, die sich ähnlich schüchtern wie Johnny
Depps Victor anhört, aber mit der Entwicklung ihres Charakters auch deutlich
forscher wird.
Die Eltern des verhinderten Brautpaars sind bissige Parodien auf zwei
verschiedene soziale Schichten: der verarmten Adel und die reichen Geschäftsinhaber,
die sich gleichzeitig hassen und dringend brauchen. Maudeline und Finis
Everglot sind der Inbegriff der hochnäsigen Reichen, die sich selbst für
die Krone der Schöpfung halten und nicht einmal Respekt für ihre eigene
Tochter haben. Die Stimmen des gräßlichen Paars kommen von zwei englischen
Schauspielern der Extraklasse: Joanna Lumley und Albert Finney schaffen
es mühelos Victorias unsympathische Eltern richtig schön fies zum Leben
zu erwecken, bleiben dabei aber auch nicht immer völlig ernst und bringen
einigen bissigen Humor in die Figuren.
Nell und William van Dort sind das ungefähre Gegenteil der Everglots und
bedeutend sympathischer, aber ein bißchen simpel und ordinär. Während
William van Dort ein stiller Mensch ist, wird er von seiner Frau Nell
regelrecht erdrückt, die in der Ehe deutlich diejenige ist, die die Hosen
anhat. Für diese Rolle wurde die englisch-amerikanische Schauspielerin
und Entertainerin Tracy Ullmann ausgesucht, die mit ihrem knackigen britischen
Akzent genau den richtigen Ton für die durch und durch bürgerliche Madame
Everglot hat. Ihr Mann William wird dagegen richtig kleinlaut, aber nicht
weniger beeindruckend von dem weniger bekannten englischen Schauspieler
Paul Whitehouse gesprochen.
Lord Barkis Bittern ist eigentlich der einzige wirkliche Bösewicht des
Films und der Verursacher der ganzen Misere. Der elegante Gentleman geht
wörtlich über Leichen um sein Portemonnaie aufzubessern und läßt dagegen
alle anderen Charaktere unglaublich sympathisch erscheinen. Der mordende
Heiratsschwindler wird eisig und düster von dem britischen Schauspieler
Richard E. Grant gesprochen, der genau den richtigen Biß in die eigentlich
undankbare Rolle bringt.
Corpse Bride wird von einer ganzen Menge weiteren Charakteren bevölkert,
von denen jeder eine ganz besondere Persönlichkeit ist. Pastor Galswells
ist der dragonische Geistliche, der die Fusion zwischen den van Dorts
und den Everglots auf Teufel komm raus über die Bühne bringen will – für
ihn hätte es keinen besseren Sprecher als Christopher Lee gegeben, der
hier schon das dritte Mal in einem Film von Tim Burton eine kleine Nebenrolle
übernommen hat. Elder Gutknecht, der alte Gelehrte des Totenreichs, wird
mit Michael Gough von einem noch älteren Bekannten des Regisseurs gesprochen,
der nicht nur in Burtons beiden Batman-Filmen mitspielte, sondern wie
Christopher Lee auch in Sleepy Hollow mit dabei war.
Obwohl die Charaktere von Corpse Bride größtenteils ziemlich exotisch
sind, befinden sich nur drei nicht-menschliche Figuren unter ihnen. Einer
davon ist Victors wieder zum Leben erweckter Hund Scraps, der natürlich
eine Anspielung auf Jack Skellingtons Gefährten Zero aus The Nightmare before Christmas in knöcherner Form ist und auch keine Sprechrolle hat.
Sehr geschwätzig ist dagegen die schwarze Witwen-Spinne, die Victor und
Emily ins Gewissen reden will, aber eigentlich nur das Gegenteil bewirkt
und hautpsächlich schlaue Kommentare zum Geschehen abgibt. Gesprochen
wird die achtbeinige Tratschtante von der englischen Schauspielerin Jane
Horrocks, die schon eine ganz ähnliche Rolle in Aardmans Chicken Run hatte,
dort allerdings in gefiederter Form. Mehr für die jüngeren Zuschauer gedacht
ist offenbar die Made, die im Körper der Corpse Bride haust und eigentlich
nur spöttische Kommentare abgibt. Erwachsene und Filmkenner werden aber
an dieser Figur trotzdem ihre Freude haben, denn sie ist eine wundervolle
Hommage an Peter Lorre, der gekonnt von Enn Reitel imitiert wird ohne
ihn lächerlich zu machen.
Die Meister der Puppen
Corpse Bride war einer der ersten Produktionen der aus den Will Vinton
Studios hervorgegangenen Laika Entertainment, allerdings wurde der Film
nicht in den Laika-Studios in Portland, sondern in den englischen 3 Mills-Studios
gedreht. Als Co-Regisseur engagierte Tim Burton nicht Henry Selick, der
mit ihm schon The Nightmare before Christmas inszeniert hatte und auch
mit den Laika-Studios verbunden war, sondern Mike Johnson, einen Animator
der an Nightmare und James and the Giant Peach mitgearbeitet hatte. Da
Burton fast gleichzeitig an Corpse Bride und Charlie and the Chocolate
Factory arbeitete, war eine Arbeitsteilung unumgänglich.
Während die größte Arbeit bei der Entstehung eines Stopmotion-Films die
sehr mühsahmen Dreharbeiten sind, ist das Design der Figuren und Sets
und ihre Fertigung nicht minder kompliziert. Die Charaktere wurden nach
den Designvorlagen von Tim Burton, Huy Vu und Carlos Grangel von der britischen
Firma Mackinnon and Saunders gefertigt und bestanden nicht wie bei den
Kollegen von Aardman aus Plastilin, sondern aus einem mit Silikon überzogenem
Stahlskelett.
Statt auswechselbare Köpfe oder Münder zu verwenden, wurden die Figuren
mit einem komplizierten Mechanismus ausgestattet, der vielfältige Gesichtsausdrücke
möglich machte. Kleine Imperfektionen wie Fingerabdrücke oder ähnliches
gibt es bei Corpse Bride auf den Figuren nicht - sie sehen so perfekt
aus, daß nach der Veröffentlichung des ersten Trailers darüber spekuliert
wurde ob es sich wirklich um einen Stopmotion-Realfilm handelt oder doch
alles im Computer animiert wurde. Dennoch hatte der fertige Film ein erstaunlich
organisches und gar nicht digitales Aussehen.
Stopmotion Digital
Corpse Bride war der erste Stopmotion-Trickfilm, der nicht mehr mit herkömmlichen
Filmkameras gedreht wurde, aber auch nicht mit HD-equipment. Stattdessen
kamen hochauflösende digitale 13-Megapixel-Kameras von Canon zum Einsatz,
mit denen die einzelnen Filmbilder unkomprimiert aufgenommen und direkt
in Macintosh-Computern weiterverarbeitet wurden. Der Filmschnitt wurde
mit Apples FinalCut Pro gemacht, es war das erste Mal daß diese Software
für eine Produktion dieses Ausmaßes verwendet wurde.
Kritiker beschwörten bei diesen Methoden schon das Ende des traditionellen
Stopmotion-Trickfilms herauf, und tatsächlich widmen sich immer mehr Animatoren
heute auch volldigitalen Methoden, die aber das ganz besondere Aussehen
von Stopmotion-Film nie wirklich erreichen können. Die Verwendung von
digitalen Fotokameras bei der Produktion von Corpse Bride ist jedoch nichts
weiter als ein Wechsel der Aufnahmeweise, die jahrzehnte alte Methoden
mit moderner Technik zusammengebracht hat. Corpse Bride hat die neue Digitaltechnik
auf jeden Fall große Vorteile gebracht, denn die Animation sieht so flüssig
und sauber wie noch nie zuvor aus.
Mr. Bonejangles
Corpse Bride ist zwar kein komplettes Musical wie The Nightmare before Christmas, aber trotzdem voll mit wundervoller Musik und einigen hervorragenden
Songs, die – wie sollte es bei Tim Burton auch anders sein – von Danny
Elfman komponiert wurden. Der Filmmusiker, der gleichzeitig an Burtons
Charlie and the Chocolate Factory gearbeitet hatte, schrieb eine prächtige
Filmmusik, die schaurig-schöne Melodien mit ohrwurmverdächtigem Jazz mischt
und unüberhörbar auf den Pfaden von Nightmare wandelt, aber den Vorgänger
allerhöchstens stilistisch imitiert.
Der musikalische Höhepunkt des Films ist eine fantastische Jazz-Nummer
im besten Cab Calloway-Stil mit einem tanzenden und singenden Skelett
als Entertainer. Dessen Stimme sollte ursprünglich von einem professionellen
Sänger übernommen werden, aber auch nach einem intensiven Castingprozess
hatte Tim Burton noch keine Stimme gefunden, die ihm wirklich gefiel.
Stattdessen wandte er sich wieder an Danny Elfman selbst, der schon alle
Songs in Charlie and the Chocolate Factory selbst gesungen hatte und nun
auch die Stimme des singenden Skeletts Bonejangles übernahm.
Tim Burtons neuer Klassiker
Corpse Bride ist zusammen mit dem fast gleichzeitig entstandenen Wallace & Gromit-Film der lebendige Beweis, daß man auch heute noch mit der eigentlich
veralteten Stopmotion-Technik immer noch wunderbare Filme machen kann.
Corpse Bride ist zwar keine wirkliche Fortsetzung vom inzwischen zum Klassiker
gewordenen The Nightmare before Christmas, aber durch den ganz ähnlichen
Stil kann man Tim Burtons neuestes Stopmotion-Werk schon als Semi-Sequel
bezeichnen, dem vielleicht auch noch ähnliche Filme folgen werden.
Natürlich ist Tim Burtons verschrobene Grusel-Komödie nicht gerade etwas,
was den Geschmack aller Kinozuschauer trifft, aber dieses besondere Genre
hat in den letzten zehn Jahren doch soviele Fans gewonnen, daß der Film
doch ein ganz ansehnlicher Erfolg wurde und auch großes Lob von Kritikern
erntete. Sogar für einen Oscar als bester Trickfilm wurde Corpse Bride
nominiert, verlor aber gegen den populäreren Wallace & Gromit-Kinofilm.
Allerdings hätten durchaus beide Filme diese Auszeichnung verdient, auch
wenn sie inhaltlich sehr unterschiedlich sind – beide sind aber durch
ihre gemeinsame Hommage an das Horrorfilm-Genre irgendwie miteinander
verwandt.
Die DVD
Warners DVD-Veröffentlichung von Corpse Bride kam relativ schnell nach der Kinopremiere und hatte eine ähnliche Ausstattung wie Charlie and the Chocolate Factory zu bieten. Eine kleine Sammlung von Featurettes sind die größten Extras auf dieser Singe-Disc-Release, die zwar leider kleine kompressionsbedingte Defizite beim Bild hat, aber dafür ausgezeichnete Tonspuren. Ob die gleich ausgestattete deutsche DVD ein besseres Bild hat ist mir unbekannt, ich habe mir wegen des drohenden PAL-Speedup aber sowieso lieber die hier rezensierte US-DVD bestellt.
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