Der Film
Einst war Tom Destry der stolze Sheriff von Bottleneck, aber nun ist die kleine Stadt unter der Kontrolle von Gangster Kent und seiner Freundin, der Saloonsängerin Frenchie. Als wieder einmal ein Sheriff erschossen wird, benennt der Bürgermeister den stadtbekannten Trunkenbold Washington Dimsdale als Nachfolger. Der war aber früher einmal Hilfssheriff von Tom Destry und holt sich jetzt dessen Sohn als Unterstützung. Zuerst halten Kent und seine Handlanger den jungen Destry für ein Greenhorn, aber dann beginnt er mit ungewöhnlichen Mitteln gegen Verbrechen und Korruption zu kämpfen...
Ende der dreißiger Jahre gehörte Universal Pictures nicht gerade zu den
erfolgreichsten Hollywood-Studios und konnte sich auch durch die beliebten
Horrorfilme wie Dracula und Frankenstein nicht richtig über Wasser halten.
Auf der Suche nach einem sicheren Erfolg gelang es dem Studio 1939 Marlene
Dietrich zu verpflichten, die sich gerade von einem Karriereeinbruch und
einer großen Erschöpfung erholte, nachdem sie jahrelang einen Film nach
dem anderen gedreht hatte. Der Film war Destry Rides Again, ihre Rolle war
(wie so oft) eine Sängerin – was jedoch wie ein durchschnittlicher Film
aus der Hollywood-Massenproduktion hätte sein können, wurde zu einem der gelungensten
Westernklassiker der dreißiger Jahre.
Marlene Dietrich teilte sich das Top Billing mit einem jungen, aufstrebenden Schauspieler namens James Stewart, der mit It's a Wonderful World und Mr. Smith goes to Washington gerade seine ersten großen Erfolge gelandet hatte. Mit seiner lakonischen, etwas linkischen Art war James Stewart perfekt für die Rolle des jungen Tom Destry, der Probleme lieber mit dem Kopf anstatt mit dem Revolver löst und dadurch nicht nur die Charaktere im Film, sondern auch die Zuschauer an der Nase herumführte. Es war James Stewarts erster Western, aber nicht sein letzter, denn er stand später noch öfter mit einem Cowboyhut vor der Kamera und wurde ein fester Bestandteil der Western-Filmgeschichte Hollywoods.
Noch viel undurchsichtiger war Marlene Dietrichs Rolle – als Saloonsängerin Frenchie steckt sie mit den Gangstern unter einer Decke und entwickelt zwar im Laufe der Geschichte Sympathien für Tom Destry, aber so ganz bekehrt wird sie nie. Für Marlene Dietrich war es eine Paraderolle, die ihr wie auf den Leib geschrieben wirkte, obwohl die Rolle ursprünglich für Paulette Goddard gedacht war und ihr erst nach deren Absage angeboten wurde. Marlene Dietrich hatte zuerst gar kein großes Interesse an einem Western, aber einige Freunde hatten ihr unbedingt zu der Rolle geraten, um sich in Hollywood als Amerikanerin und nicht mehr nur Exil-Deutsche positionieren zu können.
Für die Anfang der dreißiger Jahre zusammen mit ihrem Regisseur Josef von Sternberg nach Hollywood emigrierte Marlene Dietrich war es nach einem Tiefpunkt in ihrer Karriere eine willkommene Chance wieder auf die Beine zu kommen. Die verruchte Saloonsängerin Frenchie war oberflächlich betrachtet nur eine in den wilden Westen verlegte Version von Marlene Dietrichs Erfolgsrolle als Lola in Der Blaue Engel, die sie neun Jahre zuvor zum Star gemacht hatte. In Destry Rides Again konnte Marlene Dietrich jedoch das erste Mal ihre Fähigkeiten als Komödiantin richtig testen und machte aus Frenchie fast eine Parodie auf ihre früheren Rollen.
Die weiteren Nebenrollen waren ebenso treffend besetzt worden. Als Washington Dimsdale war Hollywood-Veteran Charles Winninger zu sehen und wirkte neben James Stewart ein wenig wie die simplen Dr. Watson-Interpretationen in den frühen Sherlock Holmes-Verfilmungen mit Basil Rathbone. Dimsdale wird hier nicht ganz so dümmlich dargestellt, dient aber doch deutlich als humorvolle Einlage. Dazu zählt auch Mischa Barton als unglücklicher russischer Emigrant mit Cowboy-Komplex, der unter der Knute seiner Frau zu leiden hat. Etwas schwach ist dagegen Brian Donlevy als Gangster Kent, der genauso wie seine Handlanger keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterläßt.
Destry Rides Again, geschrieben von dem Autoren-Trio Felix Jackson, Gertrude Purcell und Henry Myers nach der gleichnamigen Buchvorlage des erfolgreichen Western-Autors Max Brand, war natürlich in erster Linie eine lustig-unterhaltsame Westernkomödie, durch die sich aber dennoch ein bedrohlicher Unterton zog. Die ständige Erinnerung, daß Destrys Vorgänger von den Gangstern ermordet wurde, hängt wie ein Damoklesschwert über der Handlung, und auch Frenchies erste Begegnung mit Tom ist nach einem recht unbeschwertem Anfang des Films ein kleiner Schock. Aber auch der dramatische Showdown kann der sonst locker-leichten Atmosphäre des Films kaum etwas anhaben.
Ohne Marlene Dietrich und James Stewart, die in diesem Film das erste und das letzte Mal gemeinsam vor der Kamera standen, wäre Destry Rides Again aber nur einer von vielen hastig heruntergekurbelten Western geworden. Universal hatte aber ein gutes Händchen in der Auswahl der Schauspieler und hatte aus einem eher durchschnittlichen Vorlage einen der witzigsten und spannensten Western der dreißiger Jahre gemacht, der viele mehr oder weniger gute Nachahmer fand. Darunter war auch das völlig in Vergessen geratene Farb-Remake von 1954 mit Audie Murphy in der Titelrolle, inszeniert von George Marshall, dem Regisseur des Originals, aber auch Mel Brooks' brilliante Western-Satire Blazing Saddels, die 1974 liebevolle Anleihen am Plot von Destry Rides Again machte.
Destry Rides Again bleibt heute immer noch großartige Unterhaltung, die im Gegensatz zu den vielen anderen Western-Fließbandproduktionen aus dieser Zeit überhaupt nicht angestaubt wirkt und eine überraschende Ausnahme seines Genres ist.
Die DVD
Destry Rides Again war schon 2002 in den USA im Rahmen eines Western-Boxsets als DVD veröffentlicht worden und erschien 2004 auch in Deutschland. Leider hatte Universal diesem Klassiker keinerlei Extras gegönnt, aber dafür sind Bild- und Tonqualität für einen Film dieses Alters erstaunlich gut, obwohl keine nennenswerte Restauration durchgeführt wurde.
Leider ist auf der deutschen DVD nur eine enttäuschende Neusynchronisation zu hören, die nach der Originalsynchro von 1947 und einer Fernsehfassung aus den achtziger Jahren schon die dritte Eindeutschung des Films ist - die in jedem Fall bessere Originalfassung hat aber eine dem Alter entsprechend akzeptable Qualität.
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Bild
Filme aus den dreißiger und vierziger Jahren machen als DVD meistens keine besonders gute Figur, weil oft keine Original-Negative mehr existieren und nur noch Kopien für einen Transfer zur Verfügung stehen. Auch Universal ist davon auch oft betroffen, aber gerade Destry Rides Again hat die Zeit erstaunlich gut überstanden. Der Film wurde zwar für die DVD nicht aufwendig restauriert, aber immerhin hat Universal einen gut erhaltenen Print gefunden, der zwar nicht wie The Wizard of Oz glänzt, aber trotzdem keine wirklich schlimmen Defizite hat.
Die Filmvorlage ist bis auf einige gelegentlich auftretende Dropouts relativ sauber. Größere Beschädigungen sind nicht sichtbar, lediglich ein Flackern auf der linken Bildhälfte in einer kurzen Szene läßt erahnen, daß hier wohl doch einiges repariert werden mußte. Die Körnigkeit wurde nicht großartig angetastet und ist in ganz normalem Maß sichtbar. Kontrast und Helligkeit sind sehr gut ausgeglichen und lassen die Außenaufnahmen nicht zu grell erscheinen und die teils etwas düsteren und verrauchten Studiosets sehen ebenso perfekt aus.
Das Bild ist einigermaßen stabil und ruckelt nur wenig, allerdings macht sich oft ein leichtes Flackern bemerkbar, was man oft bei Schwarzweißfilmen aus dieser Zeit beobachten kann. Wirklich stören tut dies aber auch nicht und trägt auch etwas zu dem rauhen Charme des Films bei. Destry Rides Again sieht mit seinen 66 Jahren deutlich besser als manche seiner Altersgenossen aus. Statt einer aalglatten, leblosen digitalen Abtastung bekommt man hier einen Transfer, der gerade durch seine kleinen Imperfektionen noch richtig lebendig und frisch wirkt. Der 90 Minuten lange Film wurde auf eine DVD-5 gepreßt, aber die Bitrate ist trotzdem gut genug, um keine nennenswerten Kompressionsartefakte entstehen zu lassen.
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Ton
Es gibt nicht viel, was man mit einer Lichttonspur von 1939 noch anstellen kann, vorausgesetzt man hat eine gute Vorlage erwischt. Das ist bei Destry Rides Again zum Glück der Fall - Wunder darf man hier nicht erwarten, aber für eine Tonspur dieses Alters kann sich die englische Fassung wirklich gut behaupten.
Besonders erfreulich ist, daß sich Verzerrungen und Klirren fast gar nicht bemerkbar machen, auch wenn der Frequenzgang merklich eingeschränkt ist. Aber man muß sich insbesonders bei der Musik nicht die Ohren zuhalten, denn einen typisch kreischend-hohlen Klang von schlecht kopierten Lichttonspuren bekommt man hier nicht zu hören - stattdessen ist der Ton überraschend warm und angenehm. Auch die Nebengeräusche halten sich in Grenzen: das recht hohe Grundrauschen wurde zwar nicht herausgefiltert, aber dafür ist auch keinerlei Knistern zu hören.
Die deutsche Tonspur klingt bei der Musik genauso wie die englische Fassung, aber die Dialoge hören sich viel besser, aber auch steriler an. Das liegt daran, daß für diese DVD nicht die wahrscheinlich verlorene deutsche Kinosynchro von 1947 verwendet wurde, sondern eine komplett neue Synchronisation erstellt wurde. Bis auf die bessere Qualität hat diese deutsche Fassung aber keinen großen Vorteil, weil die Stimmen nicht besonders gut ausgesucht wurden und der Charme der Originalfassung kaum zur Geltung kommt.
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