Flushed Away
Cover

30.3.2007 #414

von Guido Bibra

Titel Flushed Away
Studio Dreamworks Animation / Aardman Animation (2006)
Hersteller Dreamworks Home Entertainment (2005) EAN 0-07361-17684-0
DVD-Typ 9 (6,96 GB) Bitrate ø 6,29 max. 9,0
Laufzeit 84:27 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.85:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch, Französisch 2.0 Surround 192 kbit/s Englisch, Spanisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG
Extras • Filmmaker Commentary
• Slug Songs
• The Music of Flushed Away
• Meet the Cast
... and much more!

Der Film

Roddy ist ein verwöhnter Nager, der im Londoner Nobelstadtteil Kensington bei einer reichen Familie in einem goldenen Käfig wohnt und sich auch mal im ganzen Haus vergnügt, wenn seine Mitbewohner Urlaub machen. Seine einzigen Freunde sind aber die Puppen seiner Besitzerin, denn Roddy ist eigentlich völlig alleine... bis er unangemeldeten Besuch aus der Kanalisation bekommt: Sid, eine freche, faule und fette Kanalratte macht Roddy sein Revier streitig und spült ihn kurzerhand zum Klo hinunter. Roddy landet in einer gigantischen Untergrundstadt in der Kanalisation Londons, die von Ratten bevölkert ist und trifft dort Rita, die mit ihrem Boot auf der Flucht vor einigen Gangstern ist, denen sie ein wertvolles Juwel gestohlen hat. Zuerst will sie Roddy so schnell wie möglich wieder loswerden, aber dann kann er Rita überzeugen ihm zu helfen, wieder an die Oberfläche zu gelangen - wenn sie sich aus den Klauen der Gangster befreien können.

 


Ende der neuziger Jahre schmiedeten zwei Trickfilm-Giganten eine Allianz: Aardman Animation, die britischen Stopmotion-Spezialisten waren auf der Suche nach einem amerikanischen Partner für die Produktion eines abendfüllenden Kinofilms, nachdem sie beinahe von Disney geschluckt worden wären. Zur Rettung kam dann Dreamworks, deren Trickfilm-Chef Jeffrey Katzenberg ein langjähriger Fan von Aardman war und die Engländer unbedingt mit an Bord holen wollte. Die erste Kooperation der beiden Studios war der Stopmotion-Trickfilm Chicken Run, der erstmals den besonderen Aardman-Stil auf die große Leinwand brachte. Nachdem sich Chicken Run als moderater Erfolg herausgestellt hatte, war die Bühne für das Projekt frei, daß Aardman schon lange geplant hatte: einen Wallace & Gromit-Kinofilm, der schließlich nach fünf Jahren intensiver Produktion fertiggestellt wurde.

Aardman Digital

Gleichzeitig ging aus der Aardman-Dreamworks-Kooperation aber noch ein ganz anderes Projekt hervor, das schon nach dem Erfolg von Chicken Run auf dem Tisch lag, aber zugunsten von Wallace & Gromit vorerst an die Seite gelegt wurde: die Geschichte einer Ratte, die aus ihrem bequemen Haustier-Dasein in die Kanalisation Londons gespült wird. Kompliziert war die Idee deshalb, weil eine Menge Wasser im Spiel war und dies mit Stopmotion-Technik nur mit enormem Aufwand und dann auch nicht richtig realistisch machbar gewesen wäre.

Während der Produktion des Wallace & Gromit-Kinofilms wurde jedoch von Dreamworks eine spezielle Methode entwickelt, um die Plastillin-Figuren von Aardman originalgetreu im Computer zu modellieren. Als es Aardman und Dreamworks gelang, die traditionelle Stopmotion-Technik nahtlos mit einer CGI-Sequenz zu verbinden, wurde klar daß der unverwechselbare Claymation-Stil auch als Computer-Animation machbar war. Es sollte längst nicht das Ende der Stopmotion-Tricktechnik sein, aber nun konnten auch Dinge realisiert werden, die mit traditionellen Mitteln völlig unmöglich gewesen wären - das machte den Weg frei für den ersten komplett computeranimierten Trickfilm im Aardman-Stil.

Rat Tale

Das Drehbuch mit dem Arbeitstitel Ratropolis wurde nicht in den USA von Dreamworks, sondern in England bei Aardman entwickelt. Mit Ian LaFrenais und Dick Clement waren zwei der besten britischen Comedy-Autoren auf das Script angesetzt worden, die aus der einfachen Idee eine ausgewachsenen Film machten der Spuren von Chicken Run und Wallace & Gromit wandelte. Im Laufe der Filmproduktion kamen noch einige weitere Autoren und Ideengeber hauptsächlich aus den Reihen von Dreamworks hinzu, aber Aardman konnte den amerikanischen Einfluß in Grenzen halten und viele eigenen Ideen durchsetzen.

Die Komplexität des Plots ist relativ hoch, und das Drehbuch alle Eigenschaften eines richtigen Aardman-Films zu bieten: überdurchschnittlich viele Dialoge, eine Menge bunte Charaktere und viel Charme und Witz. Die Handlung ähnelt einer urbritischen Abenteuer-Komödie aus den sechziger oder frühen siebziger Jahren und ist zwar rasant, läßt sich aber immer noch zwischendurch Zeit um die Geschichte ausführlich zu erzählen und den Faden nicht zu verlieren. Wirklich neu ist die Story natürlich nicht, wirkt aber dank der originellen Charaktere trotzdem sehr frisch und unverbraucht. Der Film ist durchaus für jungere Zuschauer geeignet, aber es wurde wie bei Dreamworks und Aardman darauf geachtet, daß die Story auf einer eigenen Ebene auch für Erwachsene unterhaltsam ist.

Wie der Arbeitstitel Ratropolis, der später wegen eines ähnlich klingenden Films der Konkurrenz in Flushed Away geändert wurde, zeigt ist es auch eine Geschichte über eine Stadt - und das wird gleich am Anfang des Films in den Eröffnungstiteln mit Einstellungen von Big Ben und der Tower Bridge und der dazu passenden Musik deutlich gemacht. Später wird im Film klar, daß diese Affinität zu London nicht nur von ungefähr kommt, sondern eine wichtige Rolle im Plot des Films spielt, der sich um das Schicksal der Ratten-Metropole in der Kanalisation dreht.

Arbeitsteilung

Nachdem klar war, daß eine Geschichte wie diese nur als vollständige CGI-Produktion möglich war, wurde die Produktion des Films von Bristol nach Kalifornien auf den Dreamworks Animation-Campus in Glendale verlagert. Die Crew, die für die Inszenierung zuständig war, setzte sich aber etwa zur Hälfte aus Mitarbeitern von Aardman und Dreamworks zusammen, und auch die Regie wurde gerecht geteilt: Sam Fell kam als langjähriger Mitarbeiter von Aardman aus England, und David Bowers hatte an den CGI-Trickfilmen von Dreamworks und auch an den beiden Aardman-Kooperationen als Storyboard-Zeichner gearbeitet.

Während für die technische Umsetzung des Films hauptsächlich die CGI-Animatoren von Dreamworks zuständig waren, waren die Design-Teams mit Leuten aus beiden Studios bestückt, um den Aardman-Stil so originalgetreu wie möglich umzusetzen. Wie schon bei Wallace & Gromit kam es dabei zu einigen Differenzen zwischen den zwei Studios - Jeffrey Katzenberg hatte Aardman zwar völlige kreative Unabhängigkeit zugesagt, aber Dreamworks versuchte trotzdem die Entscheidungen des britischen Studios aus wirtschaftlichen Gründen zu beeinflussen. Obwohl bei der Filmproduktion ein ziemlicher Kampf stattgefunden haben muß, hat das keine bemerkbaren Auswirkungen auf den fertigen Film gehabt.

Knete oder Pixel

Um den Aardman-Stil so originalgetreu wie möglich in die digitale 3D-Konstruktion umzusetzen, wurden schon für Wallace & Gromit Plastilin-Vorlagen mit Hilfe eines dreidimensionalen Scanners in den Computer übertragen und als Designvorlage verwendet. Genauso wurde es bei Flushed Away gemacht, und das Ergebnis kann man optisch kaum von Aardmans traditioneller Stopmotion-Animation unterscheiden. Die Texturen der Figuren wirken so real, als ob sie aus echtem Plastilin bestehen würden, und sogar auf kleine Kratzer, Fingerabdrücke und andere Imperfektionen wurde nicht verzichtet.

Auch die Bewegungsabläufe und Mundbewegungen sind nicht so flüssig wie bei CGI-Trickfilmen sonst üblich, sondern wurden exakt so wie bei echter Stopmotion-Technik umgesetzt. Dadurch hatten es die Animatoren deutlich leichter, weil das Design der Charaktere viel simpler ist und nicht so viele Gesichtsausdrücke verwendet werden. Weniger ist hier aber gleich viel mehr, denn die Aardman-typische Mimik der Figuren ist trotz der einfachen Mittel genauso ausdrucksstark wie bei anderen computeranimierten Trickfilmen.

Die Kulissen sind dagegen alles andere als simpel und von der gleichen Verspieltheit, die man aus den früheren Aardman-Filmen kennt. Die Szenerie sieht so gar nicht aus wie eine CGI-Konstruktion und macht viel mehr den Eindruck, als ob sie in liebevoller Handarbeit zusammengebaut wurde. Hunderte von kleinen Details und Kontraptionen, die aussehen als wären sie von Wallace persönlich in seinem Keller zusammengebaut worden, stecken so vieles in die Gestaltung des Films, daß man alles kaum beim ersten Anschauen entdecken kann.

Rats...!

Ob die Protagonisten von Flushed Away Ratten oder Mäuse sein sollen, wird im fertigen Film größtenteils verschwiegen, um offenbar Verwechslungen mit Disneys Konkurrenzfilm zu vermeiden. Angesichts der Gestaltung und der Örtlichkeiten kann man aber schon davon ausgehen, daß Ratten gemeint sind, zumal sie doch noch in den Dialogen zu Wort kommen - und schließlich sind sie als Haustiere auch bei feinen Leuten durchaus beliebt.

Ratte Nummer Eins heißt Roddy St. James, lebt völlig alleine in seinem goldenen Käfig und hat als einzige Freunde die Spielpuppen seiner Besitzerin - wahrscheinlich ist er deshalb ein bißchen abgehoben und erleidet deshalb einen ziemlichen Kulturschock, als er sich in einer ganz neuen Welt zurechtfinden muß. Roddy ist zwar ganz sympathisch, aber dennochein bißchen abgehoben und hochnäsig. Für seine Stimme konnten die Filmemacher mit Hugh Jackman einen großen Filmstar gewinnen, der zwar im Grunde genommen kein wirklicher Engländer ist, aber wie einer klingt und genau den richtigen Tonfall für den charmanten, aber leicht übergeschnappten Edel-Nager hat.

Rita, die gestandene Bootskapitänin und Sammlerin, ist Roddys Gegenstück und hat als Mädchen aus der Arbeiterklasse eine ganze Menge drauf. Sie läßt sich durch kaum etwas aus der Ruhe bringen, nur an Roddy beißt sie sich anfänglich die Zähne aus und verzweifelt fast an dem tollpatschigen Snob. Gesprochen wird Rita schön britisch-frech von Kate Winslet, die genauso wie ihr Kollege Hugh Jackman ihren Charakter sehr natürlich und menschlich herüberbringt und auch einen ganz normalen und nicht übertriebenen Akzent hat.

Eine richtig dreckige, faule und verfressene Kanalratte ist dagegen Sid, der für Roddys Abstieg verantwortlich ist und sich an seiner Stelle im Kensington-Palast breit gemacht hat. Sid ist zwar kein richtiger Schläger und auch nicht wirklich unsympathisch, aber halt ein Prolet wie er im Buche steht. Der britische Komiker Shane Richie hat großen Spaß an seiner Rolle und schafft es genau die richtige Unverschämtheit in die Stimme der Ratte zu legen, ohne aus Sid ein völliges Ekel zu machen.

Gangster und Schnecken

Wenn man schon einen Bösewicht plant, dann aber auch gleich richtig - das müssen sich die Filmemacher bei den Kröten-Clan gedacht haben, der sich an den Ratten der Londoner Unterwelt rächen will. Schlicht The Toad genannt kann sich der Boß der Kanal-Mafia dank Ian McKellans gewaltiger Stimmakrobatik mit anderen Filmschurken messen und nimmt diese sogar gehörig auf die Schippe. Sein Cousin Le Frog hätte zur ultimativen Beleidigung für alle Franzosen sein können, ist aber eine brilliante Parodie auf die zahllosen schlechten französischen Akzente in Trickfilmen - deshalb wird Le Frog auch von Jean Reno gesprochen, der als bilingualer Franzose genauso wie seine englischen Kollegen genau den richtigen Akzent trifft und dabei nicht lächerlich, sondern wirklich witzig ist.

Kein Gangster wäre komplett ohne seine Heavies, die in Flushed Away in Form von zwei Ratten namens Spike und Whitey daherkommen, die deutlich an Laurel und Hardy angelehnt sind. Spike ist der kleine, nervöse Killer und Whitey der große langsame Brummbär - beide sind nicht allzu intelligent und damit genau das richtige für einen Schurken wie The Toad, damit er sich auch so richtig schön über seine Handlanger aufregen kann. Die beiden sind natürlich kaum furchterregend, sondern urkomisch - dank der gelungenen Stimmen von Bill Nighy und Andy Serkis, die die zwei Knetfiguren auch mit den relativ wenigen Dialogen perfekt zum Leben erwecken.

Im Wallace & Gromit-Kinofilm waren es noch Kaninchen, hier sind es nun Schnecken, die den Film in allen Ecken und Enden bevölkern. Ursprünglich hatten die Stielaugen nur einen kurzen Auftritt, der aber bei den ersten Testvorführungen so gut ankam, daß die Schnecken zu einem erstklassigen Running Gag gemacht wurden. Sie begleiten die Handlung des Films fast wie ein griechischer Chor, mit dem Unterschied daß sie nicht erzählen, sondern singen - Flushed Away ist zwar noch längst kein Musical, aber die Auftritte der Schnecken sind so originell, daß sie perfekt in die Handlung hineinpassen und immer wieder für kleine Überraschungen sorgen.

Sounds of the Sewers

Eine gute Filmmusik gehören sowohl bei Aardman als auch bei Dreamworks zu jedem Trickfilm dazu. Für Flushed Away wurde Harry Gregson-Williams engagiert, der schon für viele frühere Dreamworks-Filme komponiert hatte und eine sehr melodiöse Score mit vielen bombastischen Orchester-Parts, aber auch einigen jazzigen Stücken, wobei alles durch und durch britisch klingt. Es ist keine 08/15-Actionscore, sondern eine detailreiche und verspielte Filmmusik, die stark Themenbasiert ist und nicht nur einfach im Hintergrund vor sich hinsäuselt, sondern immer direkt in die Handlung integriert ist.

Aardman hat sich bisher weitgehend von dem Einbau von Popsongs in die Filmmusik ferngehalten, aber bei Dreamworks ist es eine Art Tradition und für Flushed Away konnten sich die beiden Studios auf eine gelungene Auswahl von Stücken einigen, die perfekt zur Score und Atmosphäre des Films passen. Ideal wären sicher eine Auswahl von Songs der Beatles und Rolling Stones gewesen, wenn die Rechte nicht unbezahlbar wären. So wurden stattdessen halt Songs wie "Bohemian Like You" oder "Proud Mary" als gelungene Begleitung für Actionszenen verwendet und nahtlos in die Score eingebunden. Und schließlich sind da auch noch die Schnecken, die mit ihren teils als Parodien umfunktionierten Songs nicht nur einfach ziellos auftreten, sondern direkt die Handlung kommentieren.

Experiment gelungen

Die erste komplett computeranimierte Kooperation zwischen Aardman und Dreamworks ist zweifellos gelungen und hat nur wenig vom besonderen Charme der Stopmotion-Animation verloren, da nur die Technik computerisiert wurde, aber nicht das eigentliche Aussehen. Befürchtungen, daß die CGI-Animation zu Glatt aussehen würde haben sich nicht bestätigt, da die Umsetzung der Stopmotion-Technik sehr originalgetreu im Computer nachempfunden wurde und erstaunlich echt aussieht. Wenn nicht die sehr realistischen Wassermassen wären, könnte man Flushed Away durchaus für harte Stopmotion-Handarbeit halten.

Zu der beeindruckenden Optik gesellen sich dann auch eine perfekt durchchoreographierte Inszenierung, ein gewitztes Drehbuch und solide Charaktere mit beeindruckenden Stimmen, die den Film zu einer rundum gelungenen Sache machten. Trotzdem hat Flushed Away leider einen großen Fehler gemacht - die Geschichte ist zu kompliziert und zu britisch, wodurch die Kritiker zwar begeistert waren, aber das amerikanische Publikum so wenig Interesse hatte, daß die US-Einspielergebnisse enttäuschend waren. Allerdings konnte Flushed Away außerhalb der USA fast doppelt soviel einspielen und war genauso wie der Wallace & Gromit-Kinofilm weltweit doch ein ganz ansehnlicher Erfolg.

Ausgeträumt

Entgegen den meisten Gerüchten waren aber nicht die schlechten Einspielergebnisse von Flushed Away daran schuld, daß Aardman und Dreamworks ihren eigentlich über fünf Filme laufenden Vertrag im Herbst 2006 vorzeitig beendeten - diese Entscheidung wurde noch vor der Premiere des Films bekannt gegeben. Offiziell waren die Gründe für diesen Schritt kreative Differenzen, was gar nicht so weit hergeholt ist. Zusätzlich dürfte es auch der finanzielle Erfolg der Aardman-Filme gewesen sein, der Dreamworks nicht groß genug war - "unvereinbare Geschäftsmodelle" wurden auch als Grund für die Trennung genannt.

Für Aardman ist der Verlust der Unterstützung von Dreamworks keine Katastrophe, da das Studio noch mit vielen anderen Projekten beschäftigt ist. Für die Entstehung von weiteren Kinofilmen braucht Aardman aber in Zukunft einen neuen Partner, da das Studio im Alleingang keine großen Produktionen finanzieren kann und einen Auftraggeber braucht. Die Zukunft sieht aber trotzdem für Aardman nicht schlecht aus, denn auf kurz oder lang wird sich schon ein anderes Studio für die Trickfilm-Experten aus Bristol interessieren - inzwischen hat Nick Park sogar angekündigt, daß er an einem neuen Wallace & Gromit-Abenteuer arbeitet.

Flushed Away ist trotz der Computeranimation durch und durch ein Aardman-Film, der es verdient hat im gleichen Satz wie seine Vorgänger Chicken Run und Wallace & Gromit genannt zu werden. Der Film hat das Zeug zum Trickfilm-Klassiker und hat gezeigt, daß sich die Ideen von Aardman auch mit Hilfe von Computerunterstützung realisieren lassen, ohne daß die inhaltliche Qualität leiden muß. Es wird sicher der letzte CGI-Animationsfilm von Aardman sein, aber es war ein beeindruckendes Projekt.

Die DVD

Flushed Away erschien so schnell wie kaum ein anderer Film als DVD: gerade einmal drei Monate nach der Kinopremiere war der Film in den USA schon zu kaufen, was für diejenigen, die sich hier in Deutschland die englische Originalfassung nicht im Kino anschauen konnten, sehr nett ist. Allerdings ist die Ausstattung der DVD nicht ganz auf dem relativ hohen Standard der früheren Dreamworks- und Aardman-DVDs - dafür sind Bild- und Tonqualität wie immer auf dem allerhöchsten Niveau und auch der Preis ist sehr fair.

Die hier rezensierte DVD ist die amerikanische Ausgabe, die ich wie immer einer europäischen Veröffentlichung vorgezogen habe, zumal die deutsche DVD auch erst am 24. Mai erscheint und wie üblich wohl einen deutlich höheren Preis als die US-DVD haben wird. Wenn man keine deutsche Synchronfassung braucht, sollte man also den Import der US-DVD erwägen oder die am 2. April erscheinende englische DVD nehmen. Alle DVDs sind allerdings mit dem gleichen Bonusmaterial ausgestattet, mehr als auf der US-DVD gibt es auf den europäischen Versionen auch nicht.

Cover

Bild

Eine DVD von Dreamworks Animation bürgt eigentlich immer für exzellente Bildqualität, und auch Flushed Away ist wieder ganz ausgezeichnet gelungen, obwohl das Authoring diesmal etwas mehr am Bild manipuliert.

Vor fünf, sechs Jahren war ein volldigitaler Transfer eines computeranimierten Trickfilms noch etwas ganz besonderes, heute ist es die Regel und wird nicht nur bei Trickfilmen, sondern auch bei normalen Produktionen mittels der Digital Intermediate-Technik fast nur noch angewendet. Auch Flushed Away hat auf dem Weg auf diese DVD niemals Zelluloid gesehen und wurde direkt vom digitalen Master ins DVD-Format konvertiert, wodurch die üblichen Kritikpunkte eines herkömmlichen Filmtransfers wegfallen und nur das Authoring zählt.

Generell macht Flushed Away genau den gleichen hervorragenden Eindruck wie die früheren Dreamworks-Transfer, allerdings wurde hier unnötigerweise manche Szenen zusätzlich etwas aufgeschärft. Die Auswirkungen sind bei weitem nicht so schlimm wie bei Ice Age: The Meltdown, weil der Edge Enhancement-Filter nur selektiv angewandt wurde und das ansonsten ausgezeichnete Bild praktisch nicht beeinträchtigt. Man bekommt überhaupt nicht den Eindruck als ob Details weggefiltert worden wären, denn auch wenn man sich einzelne Filmbilder genauer anschaut, sind immer enorm viele Einzelheiten sichtbar.

Absolut vorbildlich verhält sich auch die Kompression, weil die Bitrate zwar eher durchschnittlich, aber sehr variabel ist - komplexe Szenen wurden mit einer sehr hohen Bitrate ausgestattet, ruhige kommen dagegen mit viel weniger aus. Artefakte sind nirgendwo zu erkennen, und sogar in dunklen Szenen hinterläßt die Kompression keinerlei unangenehme Nebenwirkungen wie Blockrauschen oder andere Probleme.

Ton

Flushed Away ist zwar ein relativ familienfreundlicher Film, verzichtet aber nicht auf eine kreative Tonabmischung, die sich nicht von denen der Konkurrenz verstecken muß und sehr frisch und modern klingt - die Zeit der zahmen Dreamworks-Animation-Tonspuren ist schon lange vorbei.

Der englische Ton kommt wie bei Dreamworks üblich in doppelter Ausführung: in 5.1 und 2.0-Surround, weil das Studio immer noch der Meinung ist daß die heutige Hardware aus einer 5.1-Spur keinen vernünftigen 2.0-Downmix machen kann - dabei klingt ein vom DVD-Player gemachter Downmix wie bei dieser DVD oft viel besser als die unnötige 2.0-Spur. So kann die englische 5.1-Tonspur von Flushed Away gleichermaßen in ProLogic als auch in echtem 5.1 begeistern, obwohl sie kein komplettes Surroundspektakel ist und mehr auf Vielseitigkeit setzt.

Der Raumklang wird in erster Linie durch die breit abgemischt Musik erzeugt, aber auch die Geräuschkulisse ist in großen Teilen für den Surroundton verantwortlich. Während die Stimmen fest auf dem Center verankert sind und diese Position nur selten verlassen, ist die vordere Soundstage ansonsten voll von Geräuschen aller Art, die sich auch oft bis auf die Rearkanäle erstrecken und so für einen sehr aktive Klangkulisse sorgen. Gezielte Surroundeffekte werden allerdings nur für besondere Anlässe eingesetzt, wodurch der Überraschungseffekt aber umso größer ist.

Die außerdem vorhandene französische 5.1-Fassung hört sich bis auf die Dialoge praktisch genauso wie die englische 5.1-Spur an, während die spanische 2.0-Version mehr dem englischen 2.0-Downmix entspricht. Untertitel sind in allen drei Sprachen nicht nur für den Hauptfilm, sondern auch für die Kommentarspur dabei.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial dieser DVD wirkt nicht nur auf den ersten Blick sehr sparsam, sondern erinnert tatsächlich an die mageren Beigaben der ganz frühen Dreamworks-DVDs die genauso wie diese nur mit einer Kommentarspur und ein paar kürzere Featurettes ausgestattet waren. Viel darf man hier also nicht erwarten, aber zumindest ist das Menüdesign sehr gut gelungen.

Der Audiokommentar der beiden Regisseure David Bowers und Sam Fell ist sehr lebendig, witzig und unterhaltsam, hat aber insgesamt nur einen recht oberflächlichen Inhalt zu bieten. Die Filmemacher geben sich Mühe, möglichst viel über die Entstehung von Flushed Away zu erzählen, aber durch die Trennung von Aardman und Dreamworks scheinen die beiden Studios ihnen einen Maulkorb verpaßt zu haben, der sämtliche Probleme bei der Produktion zum Tabuthema macht. Deshalb entstehen relativ oft mehr oder weniger lange Pausen, in denen entweder Teile des Kommentars zensiert wurden oder die beiden Regisseure gerne etwas sagen wollen, aber es nicht konnten. So bleibt bei diesem Audiokommentar wegen den vielen offenen Fragen ein unangenehmer Nachgeschmack, aber immerhin haben sich die Filmemacher durchaus bemüht eine unterhaltsame Kommentarspur aufzunehmen.

Die Slug Songs I Feel Like Dancing (0:21) und Pump it (0:32) sind ganz niedlich, machen aber den Eindruck nur kurze Testanimationen zu sein - wer hier ein Schnecken-Karaokespektakel erwartet, wird enttäucht werden.

The Music of Flushed Away (8:50) macht den Eindruck ein Teil eines längeren Featurettes zu sein, von dem man hier nur einen Ausschnitt zu sehen bekommt. Immerhin geht es hier nicht nur um die Popsongs, sondern um die Filmmusik selbst, deren Aufnahme und Entstehung hier kurz, aber sehr interessant geschildert werden. Es ist Promotion-Material, aber man bekommt Filmkomponisten bei der Arbeit im Tonstudio viel zu selten zu sehen, so daß dieses Featurette doch wieder sehr interessant ist.

Meet the Cast (8:37) scheint aus der gleichen Quelle wie das vorherige Featurette zu sein und ist zwar auch Werbematerial, aber dafür sehr gut produziert. Trotz der üblichen Oberflächlichkeit bekommt man hier die Gelegenheit die Schauspieler bei der Arbeit im Tonstudio zu beobachten und im Vergleich zum fertigen Film zu sehen - so bekommt man einen guten Eindruck davon, wer hinter den Stimmen der Charaktere steckt.

Wallace & Gromit: The Curse of the Were-Rabbit (0:32) ist ein kurzer Trailer für die DVD des Films.

In der Dreamworks Animation Video Juke Box kann man sich kurze musikalische Ausschnitte aus Shrek, Shrek 2, Shark Tale, Madagascar und Over the Hedge anschauen - allerdings alle in Fullscreen und nur mit 2.0-Stereoton.

Unter DWK, der DreamWorksKids-Abteilung der DVD sind noch ein paar zusätzliche Extras untergebracht.

In Flushed Away Tunes kann man auf die zwei Slug-Songs sowie auf zehn Filmsongs zugreifen, die allerdings nur zur jeweiligen Stelle des Films springen und keine eigenständigen Aufnahmen der Stücke sind.

In Build a Slug (13:30) zeigt Supervising Animator Jason Spencer-Galsworthy, wie man eine Schnecke baut und demonstriert damit, daß für die Vorlagen der CGI-Modelle wirklich Knetfiguren gestanden haben - modelliert wird hier nämlich nicht im Computer, sondern mit den Händen.

Learn to Draw Roddy (2:13) ist eine mehr für Kinder gedachte Anleitung, wie man den Hauptcharakter des Films zeichnet.

A Maze of Pipes ist ein simples, DVD-Menü-basiertes Spiel.

More Games & Activities ist nur ein Hinweis auf den DVD-ROM-Teil der Disc, auf der sich noch mehr Spiele und einige andere Sachen befinden - unter anderem 24 sehr schön gemachte Printables im PDF-Format.

Trailer gibt es eine ganze Menge auf dieser DVD, nur nicht von Flushed Away selbst - was sehr schade ist, weil im ersten Teaser des Films eine völlig andere Version der ersten Szenen zu sehen war. Die Disc beginnt mit überspringbaren Trailern von Over the Hedge und Charlotte's Web, während im Hauptmenü Previews von Bee Movie und Shrek the Third abrufbar sind.










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