Futurama Season 1 
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6.4.2009 #451

Re-Write vom 17.3.2002
von Guido Bibra

Titel Futurama Season 1
Studio 20th Century Fox Television / The Curiosity Company (1999)
Hersteller 20th Century Fox Home Video (2002) EAN 4-010232-008688
DVD-Typ 3x9 (5,12 / 5,30 & 4,47 GB) Bitrate ø 6,57 max. 9,9
Laufzeit 278 Minuten Kapitel 5/Episode
Regionalcode 1 (Deutschland Case Amaray I transp.
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch, Deutsch, Spanisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Deutsch, Spanisch, Finnisch, Norwegisch, Schwedisch
Freigabe FSK 12
Extras • Audiokommentare
• Animatics
• Unveröffentlichte Szenen
• Script & Storyboard
• Season One Trailer
• Featurette
• Interaktive Gallerie

Die Serie

In den neunziger Jahren hatte Matt Groenings Trickfilmserie The Simpsons weitweit die Fernsehbildschirme im Sturm erobert und wurde schnell zu einem riesigen Phänomen - aber gab es aber außerhalb der gelben Trickfilm-Welt noch etwas anderes? Matt Groening hatte sich diese Frage schon seit Anfang der neunziger Jahre oft gestellt und mit ja beantwortet: die Simpsons sollten eine Schwesterserie bekommen. Als großer Science-Fiction-Liebhaber kam für ihn nach jahrelanger Recherche nur ein Szenario in Frage: ein Protagonist aus der Gegenwart sollte in die ferne Zukunft versetzt werden. 1997 holte sich Groening den Simpsons-Autoren und Produzenten David X. Cohen als Kollaborateur ins Team und begann mit ihm ein neues Serien-Konzept zu entwickeln, das den Titel Futurama tragen sollte.

Im Frühjahr 1998 versuchten Matt Groening und David X. Cohen nur mit ein paar Ideen und Notizen in der Hand die Führungsetage von 20th Century Fox von ihrer neuen Idee zu begeistern. Zu ihrer großen Überraschung stießen sie auf großes Interesse, obwohl sie noch gar nicht mehr als ein grobes Konzept vorgestellt hatten - das Studio bestellte trotzdem eine erste kleine Staffel mit 13 Episoden, die schon im Frühjahr des darauffolgenden Jahres ausgestrahlt werden sollten. Bis dahin hatte sich Fox noch sehr kooperativ verhalten, begann aber langsam Matt Groening und David X. Cohen immer mehr Vorschriften zu machen und Steine in den Weg zu werfen. Die konnten zwar erreichen, daß sich wie bei den Simpsons das Studio nicht in kreative Angelegenheiten einmischen durfte, was aber letztendlich nicht viel half - Fox besaß trotzdem noch das Veto-Recht, was für die Serien-Macher jede Menge Kämpfe bedeutete.

Die Zukunft ist nicht weit weg

Produziert wurde Futurama nicht von James L. Brooks' Gracie Films, dem Heimatstudio der Simpsons, sondern von Matt Groenings eigener, für die Serie neu gegründete Firma The Curiosity Company. Auch die Animation wurde an ein anderes Studio vergeben, weil Film Roman mit den Simpsons ausgelastet war und eine Alternative mit 3D-Erfahrung gesucht wurde. Rough Draft Studios, gegründet 1991 von ehemaligen Simpsons-Animatoren, hatte den Vorteil in den USA und gleichzeitig in Südkorea eine Niederlassung zu besitzen - außerdem hatte die von Gregg, Scott und Nikki Vanzo geleitete Trickfilm-Produktionsfirma den Vorteil, schon zuvor mit 3D-Animationen gearbeitet zu haben. Durch die frühere Erfahrung mit den Simpsons kannten sich die Animatoren außerdem bestens mit Matt Groenings besonderem Stil aus.

Futurama war eine der ersten digital produzierten Trickfilmserien. Zwar wurden die Storyboards und Rohfassungen noch nach wie vor per Hand auf Papier gezeichnet, aber in der letzten Phase der Animation, dem Einfärben (Inking & Painting) und dem eigentlichen Animieren (In-Betweening) wurden die Zeichnungen in Grafikcomputer eingescannt und dort weiterverarbeitet, ohne den aufwendigen und kostspieligen Weg über traditionelles Filmmaterial machen zu müssen. Ähnlich wie bei den Simpsons wurden aber lediglich die Storyboards und Animatics bei Rough Draft im kalifornischen Glendale erstellt, während die eigentliche Animation von der südkoreanischen Niederlassung produziert wurde - eine branchenübliche Methode, ohne die ein realistisches Budget bei einer TV-Trickfilmserie überhaupt nicht möglich wäre.

Zeichnen, Schreiben, Inszenieren

Matt Groening und David X. Cohen mußten aber nicht nur ein neues Animationsstudio finden, sondern auch ein frisches Team aus Autoren und Regisseuren zusammenstellen. Dabei sahen sie sich natürlich zuerst bei den Simpsons um und konnten so einige Leute rekrutieren, die schon zuvor für Matt Groening gearbeitet hatten - darunter Ken Keeler und Patrick Verrone, die zu langjährigen Futurama-Autoren wurden. Unterstützt wurden sie in der ersten Season unter anderem von Saturday Night Live-Alumni Lewis Morton, den vielbeschäftigten Fernsehautoren Eric Horsted, Brian Kelley und J. Stewart Burns sowie dem Newcomer Eric Kaplan, der sich seine Sporen zuerst als Story Editor verdienen mußte, bevor er ab der neunten Episode auch als Autor genannt wurde.

Für die Inszenierung ihrer Geschichten gingen die Produzenten aber kein Risiko ein und wandten sich hauptsächlich an alte Bekannte. Rich Moore, Peter Avanzino, Brian Sheesley, Carlos Bazea, Jeffrey Lynch, Kevin O'Brien, Bret Haaland und Susi Dietter hatten früher schon als Storyboard-Zeichner, Animatoren und teils auch als Regisseure an den Simpsons mitgearbeitet, während lediglich Ron Hughart als Außenstehender dazugeholt wurde, der aber mit der Ren & Stimpy-Show und der Mitarbeit an den Special Effects von Brad Birds The Iron Giant schon einschlägige Erfahrungen gesammelt hatte. Eins hatten die frischgebackenen Futurama-Regisseure aber alle gemeinsam: einen fundierten Hintergrund in traditioneller Trickfilm-Animation und damit die beste Voraussetzung um Matt Groenings einzigartigen Stil originalgetreu umsetzen zu können.

Eine handvoll Stimmen

Als die Simpsons in ihrer ersten Inkarnation in der Tracy Ullman Show ihre Stimmen bekamen, wurde aus ganz praktischen Gründen einfach die Schauspieler aus der TV-Show rekrutiert, die später ihre Rollen weiter übernahmen, als die Simpsons zur eigenen Sendung befördert wurden. Bei Futurama war es nicht ganz so einfach, denn Matt Groening wollte keinesfalls die ohnehin schon ausgelasteten Simpsons-Sprecher wegen ihres hohen Bekanntheitsgrads nicht auch noch für die neue Serie einsetzen, weshalb eine komplett neue Besetzung für die Serie gefunden werden mußte. Gesucht wurden vor allen Dingen Stimmtalente, die genauso wie die Simpsons-Sprecher mehrere Charaktere gleichzeitig übernehmen sollten - dafür war eine umfangreicher Casting-Prozess notwendig,

Für die Rolle des unfreiwillig ins Jahr 3000 versetzten Lieferjungen Fry hatten die Produzenten zuerst den Schauspieler Charlie Schlatter vorgesehen, aber letztendlich entschieden sie sich für Billy West, der sich schon seit Anfang der neunziger Jahre als Stimmenakrobat in Trickfilmserien wie Ren & Stimpy und Doug einen Namen gemacht hatte. West hatte für zahlreiche Rollen vorgesprochen und konnte Matt Groening und David X. Cohen zunächst als Frys Nachfahre Professor Farnsworth und krabbenartiger Planet-Express-Firmenarzt Dr. Zoidberg überzeugen, bis er letztendlich auch für die Hauptrolle der Serie ausgewählt wurde. In seinen zahlreichen Rollen bewies Billy West schon zu Beginn eine unglaubliche Stimmakrobatik, die von Frys relativ normaler Stimme über das blubbernde Krustentier Zoidberg bis zum grantelnden Professor Zoidberg und vielen andereren reicht - und keiner seiner Charaktere klingt gleich.

Mit der Besetzung der einäugigen Schönheit Leela hatten die Produzenten besonders viel Glück, denn obwohl zuerst die Komödiantin Nicole Sullivan, die seit 1995 mit der Sketch-Serie MadTV großen Erfolg hatte, ausgewählt wurde, konnten sie ihren ursprünglichen Wunsch wahrmachen und die Schauspielerin Katey Sagal engagieren, die sich zehn Jahre lang in der erfolgreichen amerikanischen Sitcom Married... with Children als Peggy Bundy einen Namen gemacht hatte, aber auch eine sehr wandlungsfähige Schauspielerin und sogar Sängerin war, deren unverwechselbare Stimme genau das richtige für einen der Schlüsselcharaktere von Futurama war. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schauspielern übernahm Katey Sagal allerdings nur diese eine Rolle, weil sie keine hauptberufliche Sprecherin war und ihre Stimme nicht so gut verstellen konnte wie ihre Kollegen.

Auch Lauren Tom wurde nur für zwei Charaktere engagiert: Professor Farnsworths quirlige und etwas tolpatschige Praktikantin Amy Wong und ihre Mutter Inez. Für diese Rollen haben die Produzenten eine Schauspielerin mit asiatischem Hintergrund gesucht, da zwar im Fall von Amy kein besonderer Akzent gefragt war, aber immerhin die Fähigkeit auf kantonesisch oder japanisch zu Fluchen. Im Gegensatz zu Katey Sagal hatte Lauren Tom aber schon jede Menge Erfahrung in der Voiceover-Branche, denn Futurama war nicht ihre erste Sprechrolle und in Zukunft übernahm die Schauspielerin noch einige andere neue Nebencharaktere.

Tress MacNeille war die einzige Sprecherin, die aus der Simpsons-Besetzung ausgeliehen wurde, wo sie viele weibliche Charaktere mit einer unverwechselbaren Sandpapier-Stimme spricht, die für die Futurama-Produzenten einfach unverzichtbar war. Mom, die fiese, kettenrauchende Firmenchefin des Roboterimperiums, wurde mit Tress MacNeille im Sinn geschrieben und zur größten und bekanntesten Rolle der Schauspielerin, die aber auch kleineren Charakteren wie der Nachrichtensprecherin Linda, der verrückten alten Lady Hattie und vielen anderen ihre Stimme leiht. Damit war sie in Futurama fast genauso gut präsent wie in den Simpsons, wobei ihre Charaktere nie ganz einfach zu identifizieren sind.

Wie die Stimme eines Roboters klingen sollte, wußten David X. Cohen und Matt Groening zuerst überhaupt nicht, und eine Stimme für den versoffenen, rüpelnden und faulen Bender zu finden, war nicht einfach. Viele Schauspieler hatten sich für die Rolle beworben, aber nur einer konnte das Futurama-Team wirklich überzeugen: John DiMaggio, ein ehemaliger Standup-Comedian, der in den neunziger Jahren in vielen TV-Serien und Filmen zu sehen war, aber vor Futurama nur wenigen Zeichentrickproduktionen seine Stimme geliehen hatte. Wie die meisten Schauspieler hatte auch er sich für viele Rollen beworben, aber den Produzenten gefiel seine Interpretation von Professor Farnsworth besonders gut - allerdings waren sie der Meinung, daß diese Stimme viel besser zu Bender passen würde. So bekam der Roboter seine charakteristisch freche und leicht versoffen klingende Stimme und sein allererster Satz "Bite my shiny metal ass!" wurde zu einem der größten Markenzeichen der Serie.

Für die Stimme des Raumschiff-Kapitäns Zapp Brannigan hatten die Produzenten eigentlich mit Phil Hartman einen alten Bekannten vorgesehen, der in den Simpsons den schmierigen Anwalt Lionel Hutz und den abgehalfterten Schauspieler Troy McClure gesprochen hatte. Ein tragisches Ereignis verhinderte jedoch, daß Hartman die extra für ihn geschriebene Rolle übernahm, denn der Schauspieler wurde im Mai 1998 von seiner eigenen Frau ermordet. Während seine Simpsons-Charaktere aus Respekt in den Ruhestand geschickt und nicht von anderen Schauspielern übernommen wurden, entschieden sich Matt Groening und David X. Cohen die Stimme von Zapp Brannigan kurzfristig neu zu besetzen. Dafür kam nur einer in Frage: Billy West, der mit seiner großen Vielseitigkeit Phil Hartman nicht einfach nur imitierte, sondern den Charakter genau wie ursprünglich gedacht zu einer genüßlichen Parodie von Captain Kirk und seinem Darsteller William Shatner werden ließ.

Auch die anderen Nebenrollen wurden äußerst treffsicher besetzt. Phil LaMarr spricht in erster Linie den Planet Express-Manager und Buchhalter Hermes Conrad, der ursprünglich Dexter hieß und erst sehr spät zum Jamaikaner wurde, aber dadurch dem Schauspieler die Möglichkeit zu einem gelungenen Akzent gab und die Autoren ihm viele Catchphrasen in den Mund legen konnten. Sein Kollege David Hermann hingegen hatte in der ersten Staffel noch keine richtig reguläre Rolle und sprach zuerst kleinere Nebenrollen wie den Bürgermeister von New New York und Professor Farnsworths Nemesis Dr. Wernstrom. Mit Zapp Brannigans gequältem Assistent Kif, dem robotischen TV-Star Calculon, dem Herrscher der Omicronier und dem Fernseh-Moderatormonster Morbo hatte Maurice LaMarche dagegen schon von Anfang an deutlich mehr zu tun und schaffte es trotzdem, seinen Charakteren völlig verschiedene Stimmen zu geben.

Gaststars waren in der ersten Staffel noch äußerst selten, aber immerhin konnten die Produzenten kurzfristig einige Leute für Futurama begeistern, die sich aber fast ausschließlich selbst spielen. Leonard Nimoy war schon früher in zwei Simpsons-Episoden dabeigewesen und war für einen kleinen Überraschungsauftritt in der Pilotfolge gerne zu haben, in der auch TV-Moderatorlegende Dick Clark in einer Anspielung an seine langjährige Silvester-Fernsehshow zu hören ist. Erstaunlich wirkt dagegen das kurze Auftauchen von Pamela Anderson in A Fishful of Dollars, die sich in einer kurzen Szene tatsächlich selbst gesprochen hat. Fast ein In-Joke und für Nicht-Amerikaner kaum verständlich ist der Auftritt des Erfinders und Marketing-Königs Ron Popeil als Erfinder der Kopf-im-Glas-Technologie. Musikalische Gäste gab es mit den Beastie Boys in der Episode Hell is Other Robots, in der Homer Simpsons Stimme Dan Castellanetta als einziger Gastsprecher die Rolle des Roboter-Teufels übernommen hatte.

Eine neue Welt

Futurama ist in erster Linie im Prinzip eine typische Arbeitsplatz-Sitcom, die lediglich in eine ungewöhnliche Szenerie verlagert wurde. Es sollte keine Utopie wie Star Trek oder der bisher einzigen anderen Science-Fiction-Trickfilmserie The Jetsons sein, aber auch keine düstere Zukunftsvision wie etwa in Ridley Scott's Blade Runner - stattdessen wurde ein eleganter Mittelweg gewählt, der das Jahr 3000 gar nicht so unfreundlich und fremd erscheinen ließ, aber auch auf einige dunkle Seiten nicht verzichtete. Das 31. Jahrhundert dient hauptsächlich als Kulisse für ausführliche Alltags-Satiren und hält der Gegenwart auf eine oft sehr bissige und zynische Art den Spiegel vor.

Mit den technischen Errungenschaften der Zukunft haben die Futurama-Macher viel Spaß gehabt, aber da viele der Produzenten, Regisseure und Autoren einen wissenschaftlichen Hintergrund haben, wurde auch oft auf eine halbwegs gute Plausibilität der zahlreichen Erfindungen und Neuheiten geachtet - vieles wurde aber auch einfach nur als künstlerische Freiheit unter Science-Fiction-Blödsinn verbucht. Das konnte sich Futurama durchaus leisten, denn die Serie hatte erst gar keine großen Ambitionen "harte" Science-Fiction zu sein, sondern setzte viel mehr auf eine lockere Mischung aus Parodie, Comedy und Weltraum-Abenteuer. Auf typische SF-Elemente wurde deshalb natürlich nicht verzichtet, denn der geneigte Fan bekommt jede Menge Raumschiffe, gelegentliche Weltraumschlachten und Reisen zu fremden Planeten geboten.

Um die Brücke zur Gegenwart zu schlagen und Gastauftritte von Persönlichkeiten der Gegenwart möglich zu machen, hatten sich Matt Groening und David X. Cohen einen Trick einfallen lassen und die Technik erfunden, mit der die Köpfe von Leuten lebendig in Gläsern aufbewahrt werden können. Gleich in der Pilotfolge wurde das Head Museum eingeführt, das Leonard Nimoy einen Gastauftritt ermöglichte und zahlreiche Stars, Politiker und andere Berühmtheiten in den Regalen zeigte - darunter auch Matt Groening selbst. Die Köpfe im Glas haben in Futurama eine fast alltägliche Präsenz und sind nicht nur ein einfacher Running Gag, sondern ein oft und gerne eingesetztes Plotelement.

Der Humor von Futurama unterscheidet sich nicht viel von dem der Simpsons. Die Situationskomik ist allerdings in Matt Groenings neuer Serie viel raffinierter und ausgeprägter als beim Vorgänger, was hauptsächlich an den neuen Charakteren und der frischen Szenerie liegt, während den Simpsons zum Start von Futurama nach zehn Jahren langsam die Luft ausgegangen war. Das Autorenteam hatte schon ganz zu Anfang jede Menge brilliante Gag-Ideen, die fast alle gut zünden und nur selten überhaupt nicht funktionieren. Typische, oft sogar etwas deftige Sitcom-Gags werden mit viel intelligenterem Witz, Parodien und Satire gemischt und mit jeder Menge oft überraschend komplexen und aufwendigen Anspielungen auf das Science-Fiction-Genre und wissenschaftlichen Details gewürzt. Nicht selten wird der Humor sogar richtig zynisch und böse, denn die Serie hatte durch den abendlichen Sendeplatz ähnlich wie die Simpsons größere Freiheiten als eine typische kindergerechte Trickfilmserie - die Zielgruppe war deswegen kaum auf jüngere Zuschauer ausgerichtet, sondern hauptsächlich auf Erwachsene.

Geschichten aus der Zukunft

Die dreizehn Episoden der ersten Produktionsstaffel dienten hauptsächlich zur Einführung der Charaktere und der Szenerie. Alleine die ersten drei Folgen sind damit beschäftigt, die Planet Express-Crew vorzustellen und den Status Quo herbeizuführen, der fast immer am Ende jeder Folge wieder erreicht wird. Die Autoren drücken zwar nach jeder Episode ein wenig den Reset-Knopf, aber trotzdem bauen die Plots der Episoden aufeinander auf und nicht nur die Rahmenhandlung, sondern auch die Charaktere entwickeln sich schon in der ersten Staffel langsam, aber sicher weiter.

Während einige Episoden sich erst einmal auf die Abenteuer von Fry, Leela und Bender als Liefercrew von Planet Express konzentrieren, widmen sich andere Geschichten aber ausführlicher den Charakteren selbst - mit I, Roommate wird die Freundschaft zwischen Fry und Bender zementiert, in Love's Labours Lost in Space wird nicht nur Leelas Haustier Nibbler vorgestellt, sondern auch der ihr ständig nacheifernde Captain Zapp Brannigan. In A Fishful of Dollars tritt das erste Mal die fiese Roboter-Herstellerin Mom mit ihrem Imperium auf, und auch Frys Charakter wird das erste Mal deutlich weiter entwickelt. Mit When Aliens Attack nahm Futurama erstmals Kontakt mit Außerirdischen auf und zog natürlich das gesamte Genre ausführlich durch den Kakao. Das zu befürchtende Abenteuer-der-Woche-Schema kam eigentlich nur relativ selten zum Einsatz, wird aber in Episoden wie My Three Suns sehr originell genutzt und in manchen Folgen sogar als kleiner Gag verwendet.

Durch Episoden wie Love's Labour Lost in Space und A Flight to Remember wurde Futurama seinem Status als Science-Fiction-Serie durchaus gerecht, aber andere Geschichten wie I, Roommate oder A Fishful of Dollars waren fast ausschließlich erdgebunden und funktionieren beinahe wie eine ganz normale Sitcom. Mit Parodien wird allerdings auch nicht gespart, denn Mars University bedient sich kräftig bei College-Komödien wie Animal House, A Flight to Remember nimmt natürlich James Camerons damals noch relativ neues Titanic-Spektakel auf die Schippe und die letzte produzierte Episode Fry and the Slurm Factory basierte größtenteils auf der Verfilmung von Roald Dahls Klassiker Charlie and the Chocolate Factory. Mit A Big Piece of Garbage versuchten sich die Autoren erfolgreich an einer gelungenen Öko-Satire und eins der größten Highlights der Produktionsstaffel war die Bender-Episode Hell Is Other Robots, die sich nach Fear of a Bot Planet das zweite Mal ganz auf den Roboter konzentrierte, sondern auch das Thema Religion und Sucht auf eine erstaunlich gelungene Weise behandelt.

Das Universum aus dem Bleistift

Visuell unterscheidet sich Futurama nur wenig von den Simpsons - Matt Groenings Zeichenstil ist unverkennbar zu sehen, denn alle Leute haben den charakteristischen Überbiß und nur vier Finger. Im Gegensatz zum Vorgänger hat sich die gelbe Hautfarbe allerdings nicht durchgesetzt, aber ansonsten sehen die Menschen in Futurama fast genauso wie bei den Simpsons aus. Viel aufwendiger ist dagegen die Szenerie, die nicht nur ein futuristisches New New York darstellen mußte, sondern auch viele andere Orte und sogar Planeten, weil die Handlung sich schon von Anfang an längst nicht nur auf eine Kulisse beschränkte. Mit aufwendigen Recherchen und der innovativen Arbeit der Produktionsdesigner Serban Cristescu und Bill Morrison wurde eine völlig neue, immens komplexe Zeichentrick-Welt geschaffen, die die Simpsons-Stadt Springfield geradezu langweilig erscheinen läßt.

Während der größte Teil von Futurama immer noch per Hand gezeichnet und erst dann im Computer weiterverarbeitet wurde, kamen für einige Sequenzen erstmals auch dreidimensionale, computerberechnete Animationen zum Einsatz. Durch eine spezielle 3D-Technik unterschieden sich die CGI-Sequenzen überhaupt nicht von den normalen 2D-Zeichnungen, aber durch die Computer-Unterstützung waren erstmals Kamerafahrten und andere Tricks möglich, die mit handgezeichneter Animation kaum machbar gewesen wären. Das beste Beispiel ist die fantastische Titelsequenz, die an die alte Tradition des Simpsons-Vorspanns anknüpft, aber statt einer Rundfahrt durch Springfield einen rasanten Flug durch New New York zeigt. Die enorm aufwendige Szene wurde mit Einzelheiten, In-Jokes und anderen Gags nur so vollgestopft und macht gleich zu Anfang den großen Rahmen der Serie unmißverständlich deutlich.

Space Opera 3000

Musikalisch mußte sich Futurama natürlich von seinem Vorgänger weit entfernen, denn der Simpsons-Komponist Alf Clausen war mit einer Serie schon genug ausgelastet und außerdem mit dem Science-Fiction-Genre nicht richtig vertraut. Eine Alternative fanden Matt Groening und David X. Cohen mit Christopher Tyng, der ursprünglich Schlagzeuger war und als Multiinstrumentalist Einstig in die Filmmusik-Branche gefunden hatte. Die Produzenten waren vor allen von seiner Fähigkeit begeistert, gleichermaßen mit traditionelle Instrumenten und Synthesizern umgehen zu können und engagierten ihn nicht nur für die Hintergrund-Musik, sondern auch für die Komposition der Titelmelodie, nachdem sie seine Demobänder gehört hatten.

Das Futurama-Thema war allerdings keine ganz neue Eigenkomposition, sondern basierte auf dem über dreißig Jahre alten Stück Psyche Rock des französischen Elektromusik-Pioniers Pierre Henry. Christopher Tyng hatte mit dieser Hommage an die frühe elektronische Musik Futurama ein gelungenes Retro-Feeling erzeugt, aber gleichzeitig auch einen sehr modernen und futuristischen Klang ermöglicht, der dem Thema der Serie mehr als gerecht wird. Auch die eigentliche Score kann mit einem sehr originellen Sound überzeugen, der aber hauptsächlich in den kurzen, oft wiederverwendeten Jingles zwischen den einzelnen Segmenten einer Episode zum Einsatz kommt. Wegen der Dialoglastigkeit der Serie kam eine richtige Hintergrundmusik nicht allzu oft zum Einsatz - aber wenn, dann konnte Christopher Tyng durchaus mit den klassischen Science-Fiction-Filmmusiken von Jerry Goldsmith, John Williams oder James Horner konkurrieren und einen brillianten orchestralen Sound schaffen.

Die Simpsons glänzten immer wieder durch gelungene Song- und Musicaleinlagen, aber ob so etwas auch in die Szenerie von Futurama passen würde, war kaum vorstellbar. Matt Groening und David X. Cohen konnten die Tradition aus der Vorgänger-Serie aber erfolgreich fortführen, denn in Hell is Other Robots, dem Abschluß der ersten TV-Staffel, konnten die Produzenten die Beastie Boys für einen Gastauftritt gewinnen und auch den ersten eigenen Song einbringen, der von den Autoren Eric Kaplan und Ken Keeler zusammen mit Christopher Tyng geschrieben wurde, die in Zukunft noch öfter kleine und große Musik-Einlagen für Futurama liefern sollten. Das jazzige Stück wurde von Gast Dan Castellanetta, Billy West, John DiMaggio und Katey Sagal gesungen, wobei die Schauspielerin als professionelle Sängerin einen Vorteil gegenüber ihren Kollegen hatte, die sich aber auch gar nicht schlecht schlugen.

Matt Groenings großer Wurf

Futurama ging am 28. März 1999 in den USA auf Sendung und bekam zur Premiere einen Sendeplatz zwischen den Simpsons und The X-Files am Sonntag Abend. Obwohl sich Fox keine wirklich große Mühe mit der Publicity für Futurama gemacht hatte, entstanden alleine durch den günstigen Sendeplatz traumhafte Einschaltquoten - es war der beste Start einer Fox-Serie seit Jahrzehnten und konnte sowohl die Simpsons als auch die X-Files deutlich übertrumpfen. Auch die zweite Episode wurde noch auf diesem Sendeplatz ausgestrahlt, die nächste Folge wurde aber schon auf den schlechten Sendeplatz am Dienstag Abend in einen Block mit drei anderen Trickfilm-Sitcoms verlegt, wo die Quoten nur noch halb so gut waren wie zuvor. Matt Groening und David X.Cohen versuchten Fox davon zu überzeugen, Futurama wie ursprünglich versprochen wieder Sonntags zu zeigen, weil die gemeinsame Ausstrahlung mit den Simpsons den Einschaltquoten beider Serien geholfen hatte - aber der Sender ließ leider nicht mit sich reden.

Trotz des ungünstigen Sendetermins entwickelte sich Futurama während der Ausstrahlung der ersten neun Episoden vom 28. März bis zum 18. Mai 1999 zu einem Geheimtip nicht nur für Simpsons-Fans und die Einschaltquoten waren immerhin noch so gut, daß der Sender noch mehr Episoden in Auftrag gab und die Ausstrahlung mit den vier noch nicht gesendeten Episoden der ersten Produktionsstaffel weitergehen konnte. Die Kritiker waren sich zuerst noch nicht ganz einig, ob Futurama wirklich der vermutete geniale Schachzug von Matt Groening oder nur eine Eintagsfliege war - aber je mehr Episoden gesendet wurden, desto positiver schrieben die Rezensenten über die Serie, die bald für ihre originellen Drehbüchr, die gelungenen Parodien und Satiren, die fantastische Animation und die gelungenen Stimmen gelobt wurde. Lediglich Fox ließ sich nie wirklich davon überzeugen und behandelte Futurama nur sehr stiefmütterlich, was einige Jahre später zur vorläufigen Einstellung der Serie führte - 1999 hatte Futurama aber noch ein langes Leben von 72 Episoden und einem unterwarteten späteren Comeback vor sich.

In Deutschland waren die Simpsons genauso wie in den USA zu einem festen Bestandteil der Fernsehlandschaft geworden und der Rechteinhaber Pro7 brachte auch Futurama auf die hiesigen Fernsehbildschirme - allerdings erst mit großem Abstand erst knapp anderthalb Jahre später ab September 2000. Verantwortlich für die deutsche Synchronfassung war wie bei den Simpsons Ivar Combrinck, der bald wegen vielen unüberhörbaren Übersetzungsfehlern und den lustlosen und gleichgültig klingenden Stimmen in die Kritik geriet. Die unterdurchschnittlich schlechte Synchronisierung konnte aber den Erfolg von Futurama auch in Deutschland nicht wirklich aufhalten - die Beliebtheit war zwar nicht so groß wie bei den Simpsons, aber auch hierzulande konnte Futurama von Anfang an eine solide Fangemeinde aufbauen.

Die Episoden

  • Space Pilot 3000 - Der Lieferjunge Fry wird versehentlich am Silvesterabend in einem cyrogenischen Labor eingefroren, als er eine durch einen Scherzanruf bestellte Pizza abliefern will. Tausend Jahre später wird er wieder aufgetaut und freut sich, daß er ein neues Leben anfangen kann - wenn da nicht Leela, die einäugige Angestellte des Labors wäre, die ihm einen Chip implantieren will, der ihn für den Rest seines Lebens wieder als Lieferjunge abstempelt...
  • The Series Has Landed - Fry, Leela und Bender, die neue Crew von Professor Farnsworths Paketdienst Planet Express, bringt zusammen mit Professor Farnsworths Praktikantin Amy im ersten Einsatz ein Paket auf den Mond - zur Freude von Fry, der sich in den Fußstapfen von Neil Armstrong wähnt, aber sich dann erstmal die Füße in der Schlange zum Mond-Vergnügungspark plattstehen muß.
  • I, Roommate - Fry hat sich im Hauptquartier von Planet Express eingenistet - ganz zum Ärger seiner Kollegen, die ihn vor die Tür setzen. Zusammen mit Bender versucht er eine gemeinsame Wohnung zu finden, was sich als gar nicht so leicht herausstellt...
  • Love's Labour Lost in Space - Die Planet Express-Crew bekommt den Auftrag die Tierwelt eines ausgehöhlten Planeten zu retten, wird aber vom mächtigen Raumschiff-Kapitän Zapp Brannigan davon abgehalten. Der macht sich an Leela heran - und hat dabei sogar Erfolg...
  • Fear of a Bot Planet - Bender muß ein Paket auf einem von menschenhassenden Robotern bevölkerten Planeten abliefern, gerät dabei aber in Schwierigkeiten. Fry und Leela beschließen ihn zu retten, müssen sich aber dafür als Roboter verkleiden...
  • A Fishful of Dollars - Fry entdeckt, daß ihn sein Bankkonto dank tausend Jahre Zinsen zum Milliardär gemacht hat und gibt sein Geld für Dinge aus der Vergangenheit aus - darunter eine seltene Dose Anchovies, die es in der Zukunft nicht mehr gibt. Das bringt ihn ins Visier von Mom und ihrem Roboter-Imperium, die mit den Anchovies etwas ganz unkulinarisches vor hat...
  • My Three Suns - Eine Lieferung zu einem Planeten mit nur aus Wasser bestehenden Lebewesen nimmt königliche Formen an, als Fry aus Versehen den Regenten austrinkt und zum neuen Staatsoberhaupt wird...
  • A Big Piece Of Garbage - Ein riesiger Müllberg, der im 21. Jahrhundert ins Weltall geschossen wurde, hat die Kurve gekratzt und eine Flugbahn genau auf New New York eingeschlagen. Die Experten sind ratlos und Professor Farnsworth streitet sich mit seinem Widersacher Wernstrom über die richtige Gegenmaßnahme. Schließlich ist es aber Fry, der die rettende Idee hat...
  • Hell is other Robots - Bender versucht vergeblich von seiner Elektrizitäts-Abhängigkeit wegzukommen und wird Mitglied in einer Roboter-Kirchengemeinde. Ein Rückfall hat für ihn aber unglaubliche Konsequenzen, denn er landet in der Roboter-Hölle...
  • A Flight to Remember - Professor Farnsworth gönnt seiner Crew einen Urlaub - ausgerechnet auf dem Raumschiff Titanic, dessen Jungfernflug dank Zapp Brannigan zur Katastrophe wird...
  • Mars University - Das neue Semester der Mars-Universität beginnt, und Fry hat sich eingeschrieben um endlich zu einem richtigen College-Abbrecher zu werden. Sein größter Konkurrent ist ausgerechnet ein Affe, dem Professor Farnsworth einen intelligent machenden Hut aufgesetzt hat...
  • When Aliens Attack - Außerirdische vom Planeten Omicron Persei 8 überfallen die Erde, weil sie das Finale einer alten Fernsehserie sehen wollen, dessen Ausstrahlung vor 1000 Jahren ausgerechnet durch Fry verhindert wurde...
  • Fry and the Slurm Factory - Fry gewinnt einen Besuch in der Slurm-Fabrik, aber seine Neugier bringt ein dunkles Geheimnis des beliebten Softdrinks zutage...


Die DVD

Futurama wurde nicht in den USA, sondern in Europa zuerst als DVD veröffentlicht. Die DVDs kamen erst gut drei Jahre nach der amerikanischen Premiere in den Handel, in den USA dauerte es sogar noch ein Jahr länger, weil dort erst die Syndication-Ausstrahlungenabgewartet werden mußten. Im Frühjahr 2002 war die erste Futurama-Staffel in Europa endlich als DVD erhältlich - besonders für englischsprechende Fans in Deutschland eine große Erleichterung, denn die Originalfassung wurde im hiesigen TV natürlich nicht ausgestrahlt und die Synchronisation war kaum erträglich.

Trotz der zur Veröffentlichung noch exklusiven europäischen DVDs hatte sich 20th Century Fox mit den DVDs genauso viel Mühe wie mit den Simpsons gemacht und nicht an der Ausstattung gespart - Audiokommentare für jede Episode, Deleted Scenes und einiges mehr wurde auf dem 3-Disc-Set geboten. Enthalten sind die ersten dreizehn Episoden, von denen in den USA nur die ersten neun als Season 1 gesendet wurden - die Produzenten haben sich aber entschieden, Futurama auf DVD nach Produktionsstaffeln zu veröffentlichen, so daß die erste Box alle dreizehn Folgen enthält.

Verteilt wurden die Episoden auf drei DVDs, obwohl das Material ähnlich wie bei der Simpsons-Box locker auf zwei Dual-Layer-Discs gepaßt hätte. Statt aber die DVDs wieder in ein gefaltetes Digipack zu stecken, hat Fox diesmal drei einzelne, durchsichtige Amaray-Cases verwendet, die in einer schicken Pappbox mit einem dünnen Plastikschuber untergebracht sind. Ein Digipack wäre zwar schicker gewesen, aber genauso wie die Simpsons-Boxen hat die erste Futurama-Staffel auch großflächige Zeichnungen in Matt Groenings Stil zu bieten, auf denen es eine Menge Details zu sehen gibt.

Das hier rezensierte Boxset ist die deutsche Ausgabe, die bis auf die fehlende deutsche Synchronfassung mit den englischen und australischen DVDs identisch sind. Qualitativ und inhaltlich kann sich diese Veröffentlichung auch heute noch problemlos behaupten, zumal nie andere Versionen der DVDs herausgebracht wurden. Die Bildqualität der erst im März 2003 erschienenen amerikanischen DVDs ist zwar ein wenig besser, da die in NTSC produzierte Serie nicht erst nach PAL konvertiert werden mußte, aber der Unterschied ist vernachlässigbar und fällt durch den auch heute noch viel höheren Preis nicht wirklich ins Gewicht.

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Bild

Futurama war 1999 eine der ersten Zeichentrick-Serien, die komplett auf digitaler Basis produziert wurden, denn sogar die Simpsons wurden zu dieser Zeit noch auf traditionelle Weise auf Film produziert. Zwar wurde größtenteils noch per Hand gezeichnet, aber meistens mit Hilfe von Grafiktabletts direkt im Computer oder mit gescannten Vorlagen, so daß die gesamte Postproduktion inklusive der 3D-Sequenzen digital erfolgte.

Das Zielformat war zwar ein digitales Master, allerdings wurde aus Kostengründen nur in NTSC animiert. Für die europäischen Futurama-DVDs mußte das Bild deshalb auf die höhere PAL-Auflösung interpoliert werden, was aber kaum negative Auswirkungen hatte. Auffällig ist nur eine leichte Unschärfe an den Kanten, die allerdings auch schon in der Animation etwas weich waren und auf den später erschienenen US-DVDs auch nur unwesentlich besser aussahen. Der Detailtreue hat das nicht geschadet, denn die vielen Einzelheiten wie Schilder, Zeichen und andere Beschriftungen sind sehr gut erkennbar.

Auch die Farben werden durch das digitale Master einwandfrei wiedergegeben, allerdings sind auf einigen Hintergründen manchmal seltsame Abstufungen zu sehen, die auf den ersten Blick nach Kompressionsproblemen aussehen, aber tatsächlich ein Teil der noch nicht ganz perfekten Animation sind und in den späteren Episoden der ersten Staffel nicht mehr auftauchen. Die Kompression beweist trotz der mehr durchschnittlichen Bitraten, daß Zeichentrick kein Problem für MPEG-2 ist - Artefakte sind hier kaum zu sehen, lediglich in einigen Titelsequenzen macht sich bei genauerem Hinschauen etwas bemerkbar. Höhere Bitraten wären trotzdem problemlos möglich gewesen, denn der Platz auf den drei Dual-Layer-DVDs wird gerade einmal zu zwei Dritteln genutzt und eigentlich hätten alle Episoden sogar auf nur zwei randvolle DVD-9 gepaßt.

Das einzige wirkliche Problem dieser DVDs ist, daß das Bild größtenteils interlaced ist, was aber bei TV-Material von 1999 zu verzeihen ist und durch einen guten De-Interlacer auch auf progressiven Displays nicht zu Problemen führen dürfte. Trotz kleiner quellbedingter Einschränkungen sieht die erste Futurama-Staffel auch zehn Jahre nach ihrer Premiere ganz hervorragend aus.

Ton

Während die ein Jahrzehnt älteren allerersten Simpsons-Episoden bei ihrer DVD-Veröffentlichung mit 5.1-Ton ausgestattet wurden, hat sich Fox bei Futurama keine so große Mühe gemacht und es bei den 2.0-Surround-Tonspuren der TV-Ausstrahlungen belassen.

Trotz des Science-Fiction-Genres beschränkt sich die Abmischung weitgehend auf die vordere Soundstage, denn der Surroundkanal wird nur von der breit abgemischen Musik richtig genutzt und kommt für Geräusche und Effekte nur an ganz wenigen Stellen zum Einsatz. Für einen frontlastigen, Comedy-typischen Mix bieten diese Tonspuren aber trotzdem ein sehr luftiges Klangbild, das vor allem der aktiven vorderen Soundstage zu verdanken ist, auf der eine sehr lebendige und verspielte Geräuschkulisse zu hören ist. Mit einer Kinoproduktion kann das Sound-Design zwar nicht konkurrieren, ist aber für eine TV-Trickserie überraschend vielfältig. Die Stimmen beschränken sich zwar bis auf ein paar Ausnahmen auf den mittleren Kanal, hören sich aber dafür sehr warm und freundlich an und sind sehr gut in die Abmischung eingebettet worden.

Die deutschen und spanischen Tonspuren sollte man generell wegen der emotionslosen, flachen Synchronisierung meiden, denn die Sprecher können nicht einmal ansatzweise die Stimmung der Originalfassung erzeugen und hören sich viel zu sehr nach Tonstudioatmosphäre an. Die sonstige Abmischung ist auf allen drei Tonspuren gleich, aber trotzdem sollte man lieber die englische Tonspur bevorzugen und bei Bedarf Untertitel zuschalten, die auf der deutschen DVD nicht nur auf englisch und deutsch, sondern auch Finnisch, Norwegisch und Schwedisch vorhanden sind. Leider sind die User Prohibitions so gesetzt, daß sich die Tonspuren und Untertitel nur über die DVD-Menüs wechseln lassen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der ersten Futurama-Staffel wirkt auf den ersten Blick etwas spärlich, aber wie bei den Simpsons-Staffelboxen zählt hier mehr Qualität als Quantität. Statt langen Dokumentationen haben die DVD-Produzenten auf Audiokommentare und einiger weitere kleine Extras gesetzt - eine Mischung, die sich schon bei den Simpsons bewährt hatte und auch bei Futurama wie angegossen paßt. Das Menüdesign ist zwar weitgehend statisch, aber jeder der einzelnen Bildschirme ist liebevoll gestaltet worden und es gibt jede Menge zu entdecken.

Die Audiokommentare sind das Highlight der Extras auf diesen DVDs. Auf allen dreizehn Kommentaren sind Matt, David X. Cohen, Rich Moore und die jeweiligen Regisseure und Autoren der Folge zu hören - und auch die beiden Sprecher John DiMaggio und Billy West sind abwechselnd dabei. Die Kommentare sind sehr unterhaltsam und auch der Informationsgehalt ist nicht zu verachten, allerdings wird es in der Mitte der dreizehn Folgen immer stiller und größere Lücken entstehen - ganz so, als ob da zu viele Episoden nacheinander geschaut wurden und die Leute müde geworden wären. In den letzten Folgen wird es aber wieder etwas lebendiger, aber eigentlich sind auch die schwächeren Kommentarspuren so interessant, daß man es Matt Groening und seinem Team wirklich nicht übelnehmen kann, wenn sie mal einige Zeit lang nichts sagen. Es macht großen Spaß ihnen zuzuhören, von kleinen Anekdoten bis zu interessanten Details erfährt man eine ganze Menge über die Produktion und Entstehungsgeschichte der Serie.

Das weitere Bonusmaterial wurde über die drei DVDs verteilt und bietet einige große und kleine Überraschungen.

Disc 1

Das Animatic from "Space Pilot 2000" (25:44) der gesamten Pilotfolge befindet sich auf der ersten DVD - die schwarzweiße Rohanimation ist nicht ganz einfach anzuschauen, aber es lohnt sich wegen der frühen, unbearbeiteten Tonfassung trotzdem.

Das Script der Pilotfolge inklusive handschriftlichen Notizen und Kritzeleien von David X. Cohen ist komplett in den DVD-Menüseiten untergebracht und sogar sehr gut lesbar, auch wenn eine zusätzliche Version in Form einer PDF-Datei sicher nicht geschadet hätte. Die vielen Änderungen und Anmerkungen machen dieses frühe Drehbuch allerdings trotzdem sehr lesenswert.

Die "Space Pilot 3000" Storyboards erstrecken sich genauso wie das Script über die gesamte Pilotfolge. Die Konzeptzeichnungen von der Animationsfirma RoughDraft sind eine überraschend akkurate Repräsentation der fertigen Folge, sind aber natürlich in Schwarzweiß.

Deleted Scenes werden auf dieser Disc von den Episoden The Series Has Landed, I, Roommate und Love Labour's Lost in Space geboten. Wie bei allen anderen Deleted Scenes ist die Qualität nur auf VHS-Niveau und außer den Stimmen und ein paar rudimentären Geräuschen ist die Tonspur stumm, aber sehenswert sind die kurzen herausgeschnittenen Ideen dennoch.

Disc 2

Deleted Scenes gibt es auf dieser Disc für die Episoden My Three Suns und Hell is Other Robots.

Der Trailer (1:29) für die erste Futurama-Staffel ist ein etwas lebloses Promotion-Stück und im Prinzip nur eine Demonstration, wie schlecht Fox mit der Publicity der Serie umgegangen ist.

Disc 3

Die einzige Deleted Scene gibt es auf dieser DVD für die Episode When Aliens Attack.

Das Featurette (4:53) ist leider keine richtige Dokumentation, sondern mehr ein kurzes Werbe-Making-Of, in dem aber zumindest Matt Groening, David X. Cohen und Claudia Katz zu Wort kommen und einigermaßen detailreich auf die Entstehung der Serie und die Animationstechnik eingegangen wird.

Die Gallery ist mit 64 Bildern überraschend gut bestückt und hat zahlreiche frühe Konzeptzeichungen zu bieten, bei denen eine genauere Betrachtung wirklich lohnt. Dabei sollte man auf ein buntes Icon achten und auf diesen Seiten die Enter-Taste drücken - so gelangt man zu ein paar kurzen Statements zu den verschiedenen Charakteren von Matt Groening, die anscheinend aus dem gleichen Material wie das Featurette stammen.

Einige kleine Eastereggs sind auf den DVDs versteckt, die relativ leicht zu finden sind - allerdings sollte man sich davon nicht allzuviel versprechen, witzig gemacht sind diese aber auf jeden Fall.

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