The Glass Bottom Boat
Cover

23.05.2005 #331

Titel The Glass Bottom Boat
Studio MGM (1966)
Hersteller Warner Home Entertainment (2005)
DVD-Typ 9 (6,47 GB) Bitrate ø 6,26 max. 9,0
Laufzeit 109:56 Minuten Kapitel 32
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Französisch
Untertitel Englisch, Französisch
Freigabe MPAA
Extras 3 Vintage Featurettes:
• Catalina Island
• Every Girl's Dream
• NASA
Plus:
• Oscar-Winning Cartoon "The Dot and the Line"
• Theatrical Trailer

Allgemeines

Jennifer Nelson (Doris Day) arbeitet als Touristen-Führerin in einem Raumfahrt-Entwicklungslabor und ist am Wochenende unter Wasser als Meerjungfrau für ihren Vater Axel Nordstrom (Arthur Godfrey) unterwegs, der ein Ausflugsboot mit Glasboden in Catalina betreibt. Bei einem ihrer Tauchgänge verhakt sich ihr Meerjungfrau-Schwanz in der Angel von Bruce Templeton (Rod Taylor), dem Chef des Labors, der nach einer stürmischen Begegnung bald gefallen an Jennifer findet. Er lädt sie in sein High-Tech-Haus ein, wo bald alles drunter und drüber geht, weil Jennifer wegen ihrer ominösen Telefonanrufe an ihren Hund Vladimir für eine Spionin gehalten wird...


The Glass Bottom Boat ist eine von vielen Komödien, in die Doris Day in den sechziger Jahren von ihrem Agenten und Ehemann Martin Melcher vermittelt wurde. Manche waren besser als andere, aber keiner konnte die Klasse von Pillow Talk erreichen, der 1959 für Doris Day die erste Romantic Comedy und der erste von drei gemeinsamen Filmen mit Rock Hudson war. In The Glass Bottom Boat ist ihr Partner Rod Taylor, mit dem sie schon ein Jahr zuvor in dem recht erfolglosen Do Not Disturb zusammenspielte.

Mitte der sechziger Jahre waren Agentenfilme ein absoluter Renner, und auch Doris Day konnte sich dem Genre nicht verschließen. In einem Versuch an den allgemeinen Trend anzuknüpfen entstand so mit The Glass Bottom Boat eine Agentenfilm-Parodie, die von Produzent-Autor Everett Freeman geschrieben und von Frank Tashlin inszeniert wurde.

Tashlin begann seine Karriere in den dreißiger Jahren als Gagschreiber für Hal Roach und andere Studios und wurde in den vierziger Jahren Animator in der Warner-Zeichentrick-Abteilung, wo er eine Menge Cartoons zeichnete und inszenierte. In den fünfziger Jahren gelang ihm der Sprung in die Realfilm-Welt und konnte schon 1952 mit der Bob-Hope-Komödie Son of Paleface einen ersten Erfolg feiern und begann seinen besonderen Stil, der stark von seiner Cartoon-Vergangenheit beeinflußt wurde, in weiteren Filmen wie der Rock-Komödie The Girl Can't Help it zu entwickeln.

Doris Day hatte dagegen noch nie eine richtige Slapstick-Komödie gedreht und betrat daher in The Glass Bottom Boat ganz neues Land. Dank ihrer früheren komödiantischen Erfahrungen wirkt Doris Day hier trotzdem noch sehr natürlich und scheint im Gegensatz zu einigen ihrer früheren Filme auch richtig Spaß bei den Dreharbeiten gehabt zu haben.

Das mag auch an den hervorragenden Nebendarstellern gelegen haben: Rod Taylor ist für Doris Day fast noch ein besserer Partner als Rock Hudson und zeigt hier sein selten zum Einsatz gekommenes Komödianisches Talent ohne sich lächerlich zu machen. Als Jennifers Vater ist Arthur Godfrey zu sehen, der seit den fünfziger Jahren zusammen mit seiner Ukulele ein fester Bestandteil der amerikanischen Fernsehkultur war und hier das erste Mal auf der großen Leinwand zu sehen war.

Auch Komiker Dom DeLuise hat in The Glass Bottom Boat einen seiner ersten Kinoauftritte und stielt den anderen Nebendarstellern mit seinen Ticks und Routinen fast die Show. Sein Auftritt ist zwar meist noch etwas grob und nicht sehr anspruchsvoll, aber er ist der beste Kandidat für Frank Tashlins Slapstik-Comedy und zeigt hier eine kondensierte Version seines Repertoire, das er später besonders in den Filmen von Mel Brooks noch viel weiter ausbauen wird. In weiteren bemerkenswerten Nebenrollen sind Edward Andrews als leicht übergeschnappter General und Paul Lynde als genervter Spion zu sehen.

Der Plot des Films ist natürlich furchbar an den Haaren herbeigezogen worden und eigentlich nur ein Vorwand für zahlreiche Sketch-artige Episoden, die für sich aber größtenteils sehr gut funktionieren. Etwas dümmlich wirken dagegen die technischen Spielereien, ohne die der Film auch ganz gut ausgekommen wäre und heute nur noch ein müdes Lächeln hervorrufen. Die unvermeidliche Liebesgeschichte zwischen Doris Days und Rod Taylors Charakteren wirkt ziemlich aufgesetzt und vorhersagbar, schließlich hat man diese höchst moralische Geschichte schon in fast jedem Doris Day-Film zuvor sehen können.

Die Story um ein geheimes Etwas mit einem Codenamen ist auch nicht neu und wurde schon mindestens zweimal in Genre-ähnlichen Komödien verwenden: in Lover come Back (sogar auch mit Doris Day) war es "VIP", in The Wheeler Dealer waren es "Widgets" und hier wird es "Gismo" genannt. Musikalisch gibt sich der Film dafür etwas abenteuerlustig: Frank de Vol hat deutlich bei John Barry abgeguckt und lieferte eine sehr "bondige" Filmmusik, die richtig Spaß macht. Der natürlich von Doris Day gesungene Titelsong ist entweder ein netter Ohrwurm oder nervtötend, aber auf jeden Fall auch nicht ganz neu, den die Melodie wurde aus dem Mockingbird-Folksong entliehen.

The Glass Bottom Boat ist aber trotz der recycelten Zutaten und der ziemlich braven Geschichte dank der Agenten-Parodie-Elemente ein ganz untehaltsamer Film, der deutlich zu den besseren Doris-Day-Vehikeln aus den sechziger Jahren gehört. Ein Jahr später drehte Doris Day mit Caprice noch einen zweiten Film mit Frank Tashlin, der aber kein so großer Erfolg wie dieser wurde, aber auch für Fans noch genießbar war.


Warners erste DVD-Veröffentlichung von The Glass Bottom Boat ist eine von fünf DVDs in einem Doris-Day-Boxset. Die anderen DVDs habe ich mir noch nicht ansehen können, aber die Bild- und Tonqualität von The Glass Bottom Boat können wirklich begeistern und sind für einen Film dieses Alters wirklich hervorragend - sogar ein paar kleine Extras hat Warner für diese DVD aus den Archiven ausgegraben. Wer den Film mag wird sich über diese DVD freuen, alle anderen sollten The Glass Bottom Boat besser vorsichtig sein und genau wissen, auf was sie sich einlassen.

The Glass Bottom Boat wird am 24. Juni 2005 auch in Deutschland unter dem Titel Spion in Spitzenhöschen mit voraussichtlich gleicher Ausstattung erscheinen.

Bild

Früher war The Glass Bottom Boat immer nur in Pan&Scan zu sehen, und sogar die deutsche Fernsehaustrahlungen waren immer auf 1.85:1 zurechtgestutzt worden. Für die erstmalige DVD-Veröffentlichung hat Warner dem Film eine neue Abtastung spendiert, die ihn das erste Mal wieder im Originalformat zeigt und sogar eine ganz hervorragende Qualität hat.

Die Filmvorlage ist erstaunlich sauber für einen fast vierzig Jahre alten Film - entweder hat Warner hier ordentlich geputzt oder die Filmelemente waren wirklich noch gut in Schuss. Staub, Kratzer und sonstige Dropouts sind hier ein völliges Fremdwort, das Bild macht einen sehr sauberen Eindruck. Die Filmkörnigkeit wurde mit einem gut arbeitendem Filter entfernt und ist nur noch ansatzweise leicht sichtbar, wirkt aber auch nicht weiter störend.

Erstaunlich gut sehen auch die Farben aus, die in früheren Transfern immer zu einem starken Grünstich neigten und hier zum ersten Mal wieder richtig strahlen. Ein wenig übertreibt das Farbtiming allerdings bei den Hauttönen - alle Leute sehen in diesem Film aus, als ob sie ein wenig zu lange in der Sonne gewesen wären. Vielleicht sah "The Glass Bottom Boat" auch schon immer so aus und man kann es in diesem neuen Transfer nur deutlicher sehen, aber etwas seltsam sieht es schon aus.

Abgesehen davon kann man diesem Transfer nur fünf volle Punkte geben und muß sich fragen, weshalb Warner diesen Film so blitzblank hinbekommen hat und z.B. The Fearless Vampire Killers deutlich verfusselter ist.

Ton

Tonspuren von Filmen aus den sechziger Jahren sind auf DVDs manchmal problematisch, weil oft nur noch eine Lichttonspur vorhanden ist und die dann mehr schlecht als recht bearbeitet werden. MGM ist so ein Kandidat, aber zum Glück liegen die Rechte dieses MGM-Films bei Warner, die solche Tonspuren meist ziemlich gut hinkriegen.

The Glass Bottom Boat wurde nicht mit einem 5.1-Remix ausgestattet, aber dafür hört sich der ursprünliche Mono-Ton hier ganz hervorragend an. Während die Stimmen und Geräusche aufnahmetechnisch bedingt etwas dünn klingen, kann die Musik dagegen mit einem überraschend guten Baß und sogar recht guten Höhen aufwarten. Klirren, Rauschen und andere typische Probleme von so alten Tonspuren sind hier allerhöchstens in kaum hörbarer Dosis enthalten - offenbar hatte Warner hier eine ganz gute Magnetton-Quelle zur Verfügung. Hier hat man es mit einer grundsoliden Reproduzierung des Original-Monotons zu tun, an der sich so manche andere DVD eine Scheibe abschneiden könnte.

Bonusmaterial

Warner hat sich zwar nicht dazu hinreißen lassen für diese DVD ganz neues Bonusmaterial zu produzieren, aber immerhin wurden drei alte Featurettes mit Filmbezug aus den Archiven geholt und mit einem der klassischen Warner-Cartoons ergänzt.

Every Girl's Dream (8:37) ist ein Bericht von einer Besichtigungstour einer Schönheitskönigin durch di MGM-Studios, der passenderweise als Vorwand dafür dient Werbung für The Glass Bottom Boat zu machen.

NASA (5:22) will wohl eine Art Rekrutierungsfilm für die amerikanische Raumfahrtbehörde sein, bleibt aber natürlich nur bei dem technischen Blödsinn, der in The Glass Bottom Boat für Heiterkeit sorgt. Bemerkenswert ist dieses Featurette aber, weil einige Outtakes einer Szene des Films hier verwendet wurden - leider nur in Pan&Scan, aber interessant ist es trotzdem.

Catalina Island (5:18) ist eine von Arthur Godfrey kommentierte Reisebroschüre in Filmform, die ein wenig Informationen über die Catalina-Inseln bietet, die eine der Hauptszenerien des Films sind. Inhaltich ist auch dieses Featurette belanglos, interessant sind aber die schönen Aufnahmen von den Inseln.

The Dot and the Line (10:03) von Chuck Jones ist einer der besseren Warner-Cartoons aus den sechziger Jahren, der einmal nicht mit den üblich Zeichentrick-Charakteren bestückt ist, sondern mit geometrischen Figuren. Erfreulicherweise ist die Qualität bis auf ein paar kleinere Dropouts erstaunlich gut, anscheinend hat Warner sogar hier ein wenig Restauration betrieben.

Der Trailer (2:44) ist in anamophen Originalformat dabei und ist den Umständen entsprechend sehr gut erhalten.



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