Allgemeines
Jennifer Nelson (Doris Day) arbeitet als Touristen-Führerin
in einem Raumfahrt-Entwicklungslabor und ist am Wochenende unter Wasser
als Meerjungfrau für ihren Vater Axel Nordstrom (Arthur Godfrey) unterwegs,
der ein Ausflugsboot mit Glasboden in Catalina betreibt. Bei einem ihrer
Tauchgänge verhakt sich ihr Meerjungfrau-Schwanz in der Angel von Bruce
Templeton (Rod Taylor), dem Chef des Labors, der nach einer stürmischen
Begegnung bald gefallen an Jennifer findet. Er lädt sie in sein High-Tech-Haus
ein, wo bald alles drunter und drüber geht, weil Jennifer wegen ihrer
ominösen Telefonanrufe an ihren Hund Vladimir für eine Spionin gehalten
wird...
The Glass Bottom Boat ist eine von vielen Komödien, in die
Doris Day in den sechziger Jahren von ihrem Agenten und Ehemann Martin
Melcher vermittelt wurde. Manche waren besser als andere, aber keiner
konnte die Klasse von Pillow Talk erreichen, der 1959 für Doris Day die
erste Romantic Comedy und der erste von drei gemeinsamen Filmen mit Rock
Hudson war. In The Glass Bottom Boat ist ihr Partner Rod Taylor, mit dem
sie schon ein Jahr zuvor in dem recht erfolglosen Do Not Disturb zusammenspielte.
Mitte der sechziger Jahre waren Agentenfilme ein absoluter Renner, und
auch Doris Day konnte sich dem Genre nicht verschließen. In einem Versuch
an den allgemeinen Trend anzuknüpfen entstand so mit The Glass Bottom Boat eine Agentenfilm-Parodie, die von Produzent-Autor Everett Freeman
geschrieben und von Frank Tashlin inszeniert wurde.
Tashlin begann seine Karriere in den dreißiger Jahren als Gagschreiber
für Hal Roach und andere Studios und wurde in den vierziger Jahren Animator
in der Warner-Zeichentrick-Abteilung, wo er eine Menge Cartoons zeichnete
und inszenierte. In den fünfziger Jahren gelang ihm der Sprung in die
Realfilm-Welt und konnte schon 1952 mit der Bob-Hope-Komödie Son of Paleface
einen ersten Erfolg feiern und begann seinen besonderen Stil, der stark
von seiner Cartoon-Vergangenheit beeinflußt wurde, in weiteren Filmen
wie der Rock-Komödie The Girl Can't Help it zu entwickeln.
Doris Day hatte dagegen noch nie eine richtige Slapstick-Komödie gedreht
und betrat daher in The Glass Bottom Boat ganz neues Land. Dank ihrer
früheren komödiantischen Erfahrungen wirkt Doris Day hier trotzdem noch
sehr natürlich und scheint im Gegensatz zu einigen ihrer früheren Filme
auch richtig Spaß bei den Dreharbeiten gehabt zu haben.
Das mag auch an den hervorragenden Nebendarstellern gelegen haben: Rod
Taylor ist für Doris Day fast noch ein besserer Partner als Rock Hudson
und zeigt hier sein selten zum Einsatz gekommenes Komödianisches Talent
ohne sich lächerlich zu machen. Als Jennifers Vater ist Arthur Godfrey
zu sehen, der seit den fünfziger Jahren zusammen mit seiner Ukulele ein
fester Bestandteil der amerikanischen Fernsehkultur war und hier das erste
Mal auf der großen Leinwand zu sehen war.
Auch Komiker Dom DeLuise hat in The Glass Bottom Boat einen seiner
ersten Kinoauftritte und stielt den anderen Nebendarstellern mit seinen
Ticks und Routinen fast die Show. Sein Auftritt ist zwar meist noch etwas
grob und nicht sehr anspruchsvoll, aber er ist der beste Kandidat für
Frank Tashlins Slapstik-Comedy und zeigt hier eine kondensierte Version
seines Repertoire, das er später besonders in den Filmen von Mel Brooks
noch viel weiter ausbauen wird. In weiteren bemerkenswerten Nebenrollen
sind Edward Andrews als leicht übergeschnappter General und Paul Lynde
als genervter Spion zu sehen.
Der Plot des Films ist natürlich furchbar an den Haaren herbeigezogen
worden und eigentlich nur ein Vorwand für zahlreiche Sketch-artige Episoden,
die für sich aber größtenteils sehr gut funktionieren. Etwas dümmlich
wirken dagegen die technischen Spielereien, ohne die der Film auch ganz
gut ausgekommen wäre und heute nur noch ein müdes Lächeln hervorrufen.
Die unvermeidliche Liebesgeschichte zwischen Doris Days und Rod Taylors
Charakteren wirkt ziemlich aufgesetzt und vorhersagbar, schließlich hat
man diese höchst moralische Geschichte schon in fast jedem Doris Day-Film
zuvor sehen können.
Die Story um ein geheimes Etwas mit einem Codenamen ist auch nicht neu
und wurde schon mindestens zweimal in Genre-ähnlichen Komödien verwenden:
in Lover come Back (sogar auch mit Doris Day) war es "VIP",
in The Wheeler Dealer waren es "Widgets" und hier wird
es "Gismo" genannt. Musikalisch gibt sich der Film dafür etwas
abenteuerlustig: Frank de Vol hat deutlich bei John Barry abgeguckt und
lieferte eine sehr "bondige" Filmmusik, die richtig Spaß macht. Der natürlich
von Doris Day gesungene Titelsong ist entweder ein netter Ohrwurm oder
nervtötend, aber auf jeden Fall auch nicht ganz neu, den die Melodie wurde
aus dem Mockingbird-Folksong entliehen.
The Glass Bottom Boat ist aber trotz der recycelten Zutaten und
der ziemlich braven Geschichte dank der Agenten-Parodie-Elemente ein ganz
untehaltsamer Film, der deutlich zu den besseren Doris-Day-Vehikeln aus
den sechziger Jahren gehört. Ein Jahr später drehte Doris Day mit Caprice
noch einen zweiten Film mit Frank Tashlin, der aber kein so großer Erfolg
wie dieser wurde, aber auch für Fans noch genießbar war.
Warners erste DVD-Veröffentlichung von The Glass Bottom
Boat ist eine von fünf DVDs in einem Doris-Day-Boxset. Die anderen
DVDs habe ich mir noch nicht ansehen können, aber die Bild- und Tonqualität
von The Glass Bottom Boat können wirklich begeistern und sind
für einen Film dieses Alters wirklich hervorragend - sogar ein paar kleine
Extras hat Warner für diese DVD aus den Archiven ausgegraben. Wer den
Film mag wird sich über diese DVD freuen, alle anderen sollten The
Glass Bottom Boat besser vorsichtig sein und genau wissen, auf was
sie sich einlassen.
The Glass Bottom Boat wird am 24. Juni 2005 auch in Deutschland
unter dem Titel Spion in Spitzenhöschen mit voraussichtlich
gleicher Ausstattung erscheinen.
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Bild
Früher war The Glass Bottom Boat immer nur in Pan&Scan
zu sehen, und sogar die deutsche Fernsehaustrahlungen waren immer auf
1.85:1 zurechtgestutzt worden. Für die erstmalige DVD-Veröffentlichung
hat Warner dem Film eine neue Abtastung spendiert, die ihn das erste Mal
wieder im Originalformat zeigt und sogar eine ganz hervorragende Qualität
hat.
Die Filmvorlage ist erstaunlich sauber für einen fast vierzig Jahre
alten Film - entweder hat Warner hier ordentlich geputzt oder die Filmelemente
waren wirklich noch gut in Schuss. Staub, Kratzer und sonstige Dropouts
sind hier ein völliges Fremdwort, das Bild macht einen sehr sauberen
Eindruck. Die Filmkörnigkeit wurde mit einem gut arbeitendem Filter
entfernt und ist nur noch ansatzweise leicht sichtbar, wirkt aber auch
nicht weiter störend.
Erstaunlich gut sehen auch die Farben aus, die in früheren Transfern
immer zu einem starken Grünstich neigten und hier zum ersten Mal
wieder richtig strahlen. Ein wenig übertreibt das Farbtiming allerdings
bei den Hauttönen - alle Leute sehen in diesem Film aus, als ob sie
ein wenig zu lange in der Sonne gewesen wären. Vielleicht sah "The Glass Bottom Boat" auch schon immer so aus und man kann es in diesem
neuen Transfer nur deutlicher sehen, aber etwas seltsam sieht es schon
aus.
Abgesehen davon kann man diesem Transfer nur fünf volle Punkte geben
und muß sich fragen, weshalb Warner diesen Film so blitzblank hinbekommen
hat und z.B. The Fearless Vampire Killers deutlich verfusselter ist.
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Ton
Tonspuren von Filmen aus den sechziger Jahren sind auf DVDs
manchmal problematisch, weil oft nur noch eine Lichttonspur vorhanden
ist und die dann mehr schlecht als recht bearbeitet werden. MGM ist so
ein Kandidat, aber zum Glück liegen die Rechte dieses MGM-Films bei Warner,
die solche Tonspuren meist ziemlich gut hinkriegen.
The Glass Bottom Boat wurde nicht mit einem 5.1-Remix ausgestattet,
aber dafür hört sich der ursprünliche Mono-Ton hier ganz hervorragend
an. Während die Stimmen und Geräusche aufnahmetechnisch bedingt etwas
dünn klingen, kann die Musik dagegen mit einem überraschend guten Baß
und sogar recht guten Höhen aufwarten. Klirren, Rauschen und andere typische
Probleme von so alten Tonspuren sind hier allerhöchstens in kaum hörbarer
Dosis enthalten - offenbar hatte Warner hier eine ganz gute Magnetton-Quelle
zur Verfügung. Hier hat man es mit einer grundsoliden Reproduzierung des
Original-Monotons zu tun, an der sich so manche andere DVD eine Scheibe
abschneiden könnte.
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Bonusmaterial
Warner hat sich zwar nicht dazu hinreißen lassen für diese DVD ganz neues Bonusmaterial zu produzieren, aber immerhin wurden drei alte Featurettes mit Filmbezug aus den Archiven geholt und mit einem der klassischen Warner-Cartoons ergänzt.
Every Girl's Dream (8:37) ist ein Bericht von einer Besichtigungstour
einer Schönheitskönigin durch di MGM-Studios, der passenderweise als Vorwand
dafür dient Werbung für The Glass Bottom Boat zu machen.
NASA (5:22) will wohl eine Art Rekrutierungsfilm für
die amerikanische Raumfahrtbehörde sein, bleibt aber natürlich nur bei
dem technischen Blödsinn, der in The Glass Bottom Boat für Heiterkeit
sorgt. Bemerkenswert ist dieses Featurette aber, weil einige Outtakes
einer Szene des Films hier verwendet wurden - leider nur in Pan&Scan,
aber interessant ist es trotzdem.
Catalina Island (5:18) ist eine von Arthur Godfrey kommentierte
Reisebroschüre in Filmform, die ein wenig Informationen über die Catalina-Inseln
bietet, die eine der Hauptszenerien des Films sind. Inhaltich ist auch
dieses Featurette belanglos, interessant sind aber die schönen Aufnahmen
von den Inseln.
The Dot and the Line (10:03) von Chuck Jones ist einer
der besseren Warner-Cartoons aus den sechziger Jahren, der einmal nicht
mit den üblich Zeichentrick-Charakteren bestückt ist, sondern mit geometrischen
Figuren. Erfreulicherweise ist die Qualität bis auf ein paar kleinere
Dropouts erstaunlich gut, anscheinend hat Warner sogar hier ein wenig
Restauration betrieben.
Der Trailer (2:44) ist in anamophen Originalformat dabei
und ist den Umständen entsprechend sehr gut erhalten. |
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