Glimpse
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1.7.2007 #420

von Guido Bibra

Titel Glimpse (Glimt)
Studio FuldFartFilms (2006)
Hersteller FuldFartFilms (2007) EAN -
DVD-Typ 2x5 (4,21 & 4,19 GB) Bitrate ø 6,29 max. 9,0
Laufzeit 108:28 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 0 Case Amaray I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.78:1 16:9 nein
Tonspuren PCM 2.0 Stereo Dänisch
Untertitel Dänisch, Englisch
Freigabe -
Extras • A Glimpse of Talent
• Sound of Glimpse
• Private Talks
• Slideshow
• Trailers

Der Film

Morten ist ein junger Medizinstudent, dessen japanische Freundin unter mysteriösen Umständen stirbt. Als um ihn herum seltsame Dinge passieren, versucht er herauszufinden wer sie wirklich war. Er entdeckt, daß ihre Familie von einem Fluch heimgesucht wird, der ihn nun auch verfolgt und nur auf eine ganz bestimmte Weise gebrochen werden kann. Aber je mehr er über die Familie seiner japanischen Freundin erfährt, findet er über seine eigene Familie heraus - und eine Tragödie kommt selten alleine...

 


FuldFartFilms ist ein dänisches Team von kreativen Film-Freaks, die das Ziel haben praktische Erfahrung in der Entwicklung, Produktion und dem Vertrieb von Low-Budget-Filmen zu gewinnen.

Glimpse, die erste abendfüllende Produktion von FuldFartFilms, ist ein aus Japan inspirierter Horrorfilm basierend auf dem populären asiatischen Horror-Stil, der weltweite Erfolg mit Filmen wie The Ring, Dark Water und The Grudge hatte. Der Film mischt europäische Skepsis mit asiatischem Aberglauben und wird so zu einem einzigartigen psychologischen Thriller.

Die Hauptrolle in Glimpse spielt Elias Eliot, bekannt aus vielen Kurzfilmen und der dänischen Fernsehserie Menneskedyret (The Human Animal). Der Film enthält eine eigene Filmmusik, komponiert von dem klassisch ausgebildeten Thomas Gooseman, sowie ein Sound-Design von Anders Due-Boje, der seit langem für eine beeindruckende Liste von dänischen Hip-Hop-Musikern als Produzent tätig ist. Geschrieben, inszeniert und produziert wurde Glimpse von Nicolas Russell Bennetzen, der zuvor bereits mehrere Kurzfilme im dänischen Underground-Filmclub Yuffies und der dänischen Abteilung der Group101 gedreht hat.

Glimpse wurde für nur 3000 Euro ohne staatliche Förderung produziert. Die Besetzung und die Filmcrew arbeiteten während der 31-tägigen Dreharbeiten umsonst und kamen sogar selbst für ihre eigene Verpflegung und Beförderung auf. Der Film wurde im DV-Format gedreht und auf einem normalen Heimcomputer geschnitten. Um die Qualität des Tons zu verbessern wurde die gesamte Audiospur in der Postproduktion neu erstellt, inkusive der komplett im Studio nachsynchronisierten Dialoge. Das Projekt benötigte insgesamt 18 Monate bis zur Fertigstellung.

Nicolas: "Glimpse wurde hauptsächlich gedreht, um praktische Erfahrung in Entwicklung, Produktion und Vertrieb von No-Budget-Filmen zu gewinnen. Von Anfang an lag der Schwerpunkt des Projekts mehr auf dem Prozess als auf dem Resultat, wobei die Lernkurve steil war. Glimpse ist kein perfekter Film, aber diejenigen, die ihn gesehen haben, haben ihm eine Menge positives Feedback gegeben. Daß wir tatsächlich mit diesem Projekt Erfolg haben konnten, ist nur der gründlichen Vorbereitung und einem stark engagierten Team zu verdanken."

Glimpse wurde mehrmals auf dem dänischen Kabelkanal DK4 gezeigt und in Dänemark im März 2007 vom Distributor Midget Entertainment als DVD veröffentlicht. Der offizielle Trailer von Glimpse ist auf der Webseite www.fuldfartfilm.com zu sehen, die auch Fotos von den Dreharbeiten und viele Informationen über den Film und die Filmemacher enthält.

 


Eine persönliche Bemerkung vom Rezensenten: Überraschenderweise hat mir Nicolas Russell Bennetzen, der Regisseur und Autor von Glimpse, ein Reviewexemplar des Films geschickt. Da ich normalerweise nur DVDs rezensiere, die ich mir selbst kaufe und ich eigentlich gar kein Fan und Experte im Genre bin, von dem Glimpse inspiriert wurde, bin ich nicht wirklich in der Lage Glimpse fair auf inhaltlicher Ebene zu kritisieren. Da ich das Projekt aber trotzdem handwerklich äußerst bemerkenswert finde, habe ich mich nach Rücksprache mit Nicolas dazu entschlossen, statt einer ausführlichen Filmkritik seine obenstehende Pressemeldung zu übersetzen und mich auf eine reine DVD-Kritik zu beschränken.

Die DVD

Die mir vorliegende DVD von Glimpse ist ein gegenüber der dänischen DVD eine etwas abgespeckte Promotion-Version auf DVD-R-Medien, die aber trotzdem den Eindruck einer richtig professionellen Veröffentlichung macht. Auf zwei DVDs bekommt man den Film im finalen Director's Cut und eine bemerkenswerte Sammlung von Extras geboten, die die Entstehung von Glimpse hervorragend dokumentiert. Obwohl gegenüber der dänischen DVD zwei Audiokommentare, ein Fernsehinterview, zwei weitere Kurzfilme und ein Featurette über den Castingprozeß mangels englischen Untertiteln weggelassen wurden, kann auch das Rezensionsexemplar auf der ganzen Linie überzeugen.

Glimpse ist momentan nur in Dänemark als DVD erschienen, FuldFartFilm bemüht sich derzeit aber weitere Distributoren in anderen Ländern – unter anderem auch Deutschland – zu finden. Man kann nur hoffen, daß dies gelingen wird, denn Glimpse ist ein Paradebeispiel der anspruchsvollen Amateurfilmszene und auf dieser DVD durch die umfangreichen Extras auch interessant, wenn man nicht soviel mit dem Genre anfangen kann, aber trotzdem an den Hintergründen des No-Budget-Filmemachens interessiert ist.

Vielen Dank an Nicolas Russell Bennetzen und das Team von FuldFartFilm - ich hoffe, daß ihr viele Distributoren findet und daß euer Film bald auch außerhalb von Dänemark als DVD zu haben sein wird!

Links: FuldFartFilm.com - Dänische Glimpse-DVD im Shop von DVDoo.dk


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Bild

Glimpse wurde mit einem herkömmlichen MiniDV-Camcorder vom Typ Sony DCR-TRV25 gedreht, wodurch der Film qualitativ natürlich nicht mit großen in 35mm gedrehten Kinoproduktionen konkurrieren kann, aber durch die gelungene Kameraführung, Beleuchtung und das Farbtiming trotzdem sehr professionell aussieht.

Gedreht wurde Glimpse in 1.78:1, das auf der DVD in 4:3 Letterbox vorliegt, weil ein anamorphes Bild trotz des 16:9-Modus der verwendeten Kamera keinen signifikanten Qualitätsgewinn gebracht hätte. Überraschenderweise ist das Bild aber progressiv und auch ein typischer Video-Look ist hier kaum bemerkbar, weil der gesamte Film in der Postproduktion de-interlaced wurde und Glimpse damit einen gewaltigen Schritt in Richtung großer Leinwand geht. Lediglich in der letzten Szene des Films ist dies wegen eines unbekannten Problems beim Authoring nicht gelungen, wodurch dort deutliche Schattenbilder bei progressiver Wiedergabe sichtbar sind.

Die eigentliche Bildqualität entspricht in etwa dem, was man von einem fünf Jahre alten MiniDV-Camcorder erwarten kann. Je nach Lichtverhältnissen ist ein mehr oder weniger starkes Rauschen sichtbar, das besonders bei kräftigen Farben im Rotbereich auffällt, sich aber ansonsten relativ in Grenzen hält. Das Farbtiming wurde in der Postproduktion teilweise stark verändert, die Farben sind aber durchweg sehr kräftig und nur wenig verschmiert - lediglich eine farblich stark übersättigte Traumsequenz rauscht sehr kräftig. Weitere typische Videoartefakte sind kaum zu sehen, nur ab und zu fällt ein leichtes Zeilenflimmern an horizontalen Kanten auf. Die Kompression macht sich trotz der etwas niedrigen Bitrate nicht unangenehm bemerkbar.

Die Schärfe ist auf einem unter diesen Umständen akzeptablen Niveau, das aber genauso wie das Rauschen mit den Lichtverhältnissen besser oder schlechter wird. In Nahaufnahmen sind kaum Einschränkungen zu bemerken, während es ansonsten ein wenig an Detailtreue mangelt. Manche Weitwinkelaufnahmen leiden außerdem unter einer leichten Verzerrung und Unschärfe an den Seiten, die offenbar durch die nicht ganz perfekte Linse des verwendeten Camcorders verursacht wurden – ein Effekt, den man auch bei vielen kleineren Digicams beobachten kann und nicht besonders ungewöhnlich ist.

Trotz allen technischen Einschränkungen kann man nur behaupten, daß Glimpse im Prinzip gar nicht so schlecht auf dieser DVD aussieht. Während Besitzer von großen LCD-Bildschirmen und Projektoren nicht sehr viel Freude an diesem Bild haben werden, macht das Bild dieser DVD auf Röhrengeräten einen völlig akzeptablen Eindruck, besonders wenn man das extrem niedrige Budget bedenkt - deshalb sollte man keine großen Ansprüche an die Bildqualität dieser DVD stellen.

Ton

Als Entschädigung für die durch das Budget bedingte etwas rauhe Bildqualität haben sich die Filmemacher große Mühe mit der Tonabmischung von Glimpse gegeben, die komplett im Studio entstand und auf dieser DVD in unkompromiertem PCM 2.0-Stereo vorliegt.

Die dänische Tonspur, die nur ein paar wenige englische Dialoge besitzt, besticht durch einen besonders sauberen und detailreichen Klang. Dieser war nur durch die komplizierte Arbeit von Sound-Editor Anders Due-Boje und Komponist Thomas Gooseman möglich, die den gesamten Ton im Studio neu erstellt haben - der vor Ort bei den Dreharbeiten aufgenommene Ton wurde erst gar nicht verwendet. Die neu erstellten Umgebungsgeräusche und Soundeffekte sind so dicht und zahlreich, daß die Geräuschkulisse überhaupt nicht künstlich wirkt und einen sehr realistischen Eindruck macht.

Die ebenfalls komplett im Studio nachsynchronisierten Stimmen haben eine angenehm realistische Präsenz und sind bis auf ein paar kleine Ausnahmen völlig lippensynchron. Die zu befürchtenden Asynchronitäten treten hier dank dem aufwendigen und sorgfältigen Dubbing nicht auf und auch eine sterile Tonstudio-Atmosphäre macht sich nur ganz wenig bemerkbar. Auch die Filmmusik hört sich kristallklar an und wurde nahtlos in die Abmischung integriert. Die eigentliche Tonqualität ist dank der digitalen Produktion und der großzügigen PCM-Codierung absolut makellos.

Obwohl die Tonspur eigentlich nur als reine Stereo-Abmischung produziert wurde, hört sie sich in ProLogic wiedergegeben so gut an, daß man schon von einem ausgewachsenem Dolby-Surround-Mix sprechen kann. Direkte Surround-Effekte entstehen zwar nur in einigen Szenen durch Zufall, aber durch die breit abgemische Musik und die aktive vordere Soundstage wirkt die Abmischung trotzdem so räumlich, daß es schade wäre diese Tonspur nur in Stereo anzuhören.

Außer den solide übersetzten englischen Untertiteln befinden sich auch noch zwei dänische Untertitelspuren auf der DVD, von denen eine für die Übersetzung der wenigen englischen Dialogpassagen zuständig ist.

Bonusmaterial

Obwohl es sich bei Glimpse nur um eine kleine Low-Budget-Produktion handelt und das Review-Exemplar noch nicht einmal alle Extras der dänischen Version besitzt, kann sich die Ausstattung trotzdem mit professionellen Veröffentlichungen messen und übertreibt bei der Bezeichnung 2-Disc Special-Edition wirklich nicht. Das Menüdesign ist sehr einfach gehalten, macht aber mit den sparsamen Animationen dennoch einen ausgezeichneten Eindruck. Auf der ersten DVD befindet sich nur der Film, die Extras sind auf der zweiten DVD untergebracht. Alle Extras sind dänischsprachig, aber mit englischen Untertiteln ausgestattet, die standardmäßig aktiviert sind.

A Glimpse of Talent (59:34) ist nicht nur ein Versuch eines Featurettes, sondern eine ausgewachsene Dokumentation über die Dreharbeiten von Glimpse, gedreht und geschnitten von Sound-Designer Anders Due-Boje. Die Kamera begleitet die Filmemacher und Schauspieler vom ersten bis zum letzten Tag der Dreharbeiten inklusive einem kleinen Epilog vor der Vorführung des ersten Rohschnitts. Einen großen Teil der einstündigen Doku machen die ausführlichen Interviews aus, in denen man viel über die Ideen und die Entstehung des Films erfährt, ohne daß dabei die gelegentlichen kleinen Probleme verschwiegen werden. Insgesamt bekommt man in dieser Doku einen faszinierenden Einblick in die Produktion von Glimpse, der eindrucksvoll demonstriert daß auch mit einfachen Mitteln ein richtige Filmproduktion machbar ist.

In Sound of Glimpse (20:55) wird von Sound-Designer Anders Due-Boje und Musiker Thomas Gooseman ausführlich erklärt, wie der Ton des Films entstanden ist und was für ein Aufwand dazu nötig war. Von der Komposition der Musik über die Nachsynchronisation der Stimmen bis zur Erstellung der Geräuschkulisse wird sehr detailreich über die Arbeit an der Tonspur von Glimpse gesprochen – so etwas bekommt man auch bei Special-Editions großer Kinofilme kaum zu sehen.

Private Talks (5:08) ist FuldFartFilms Vorgänger von Glimpse – ein einfacher, aber dennoch interessanter Kurzfilm ganz im unheimlichen Stil seines Nachfolgers. Eingeleitet wird der Film mit einem Intro von Schauspieler Elias Eliot (1:15).

In der Slideshow (4:24) sind 66 großformatige Fotos von den Dreharbeiten zu sehen, die zwar nicht in einer richtigen Bildergalerie, sondern nur als selbstablaufender Film abgelegt wurden, aber deswegen nicht weniger interessant sind. Noch mehr Bilder mit Kommentaren gibt es auch auf der Webseite FuldFartFilms.com.

Trailer vergessen manchmal sogar die größten Filmstudios auf ihren DVDs, aber hier sind sie dabei: Trailer (2:05) und Teaser (0:31) sind jeweils als getrennte dänische und englische Version vorhanden, wobei die englischen Fassungen lediglich fest im Bild eincodierte Untertitel besitzen.

Last, but not least wurde auch noch ein kleines, leicht zu findendes Easteregg (4:05) auf der zweiten DVD untergebracht, daß aus einer nicht verwendeten Szene der Dokumentation besteht.

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