Der Film
Ein hungriger Waschbär namens RJ (Bruce Willis) verliert
einen Kampf mit einem Verkaufsautomaten, dem er die letzte Tüte Chips
entlocken wollte und versucht stattdessen dem winterschlafenden Bären
Vincent (Nick Nolte) seine Vorräte zu klauen - und wird von ihm erwischt.
Um dem vorzeitigen Ableben durch Verspeisung zu entgehen, verspricht RJ
dem Bären seinen Vorratsschrank innerhalb einer Woche wieder aufzufüllen.
Ein aussichtsloses Unterfangen, aber dann trifft RJ auf eine Gruppe von
gerade erwachten Winterschläfern, angeführt von der Schildkröte
Verne (Gary Shandling), die mit einem neu entstandenen Wohngebiet in ihrem
Waldstück überfordert sind. RJ hilft ihnen, die große Hecke vor ihrer
Haustür zu überwinden, vergißt dabei aber auch seine eigene Agenda nicht...
Filmadaptionen von Comicstrips sind in der letzten Zeit wieder groß in
Mode gekommen. Experimente die gezeichneten Geschichten als Zeichentrick,
Computer-Animation oder sogar Realfilm umzusetzen waren zwar meist kommerziell
erfolgreich, aber nur selten wirklich originalgetreu und meist für die
Fans der Vorlagen eine große Enttäuschung. Der 2005 gedrehter CGI-Realfilm-Mix
von Jim Davis' Garfield war so ein Fall - technisch brilliant, aber inhaltlich
fast ein Totalausfall. Das hielt die Filmemacher nicht davon ab sogar
noch eine Fortsetzung zu drehen, die auch nicht viel besser war. Wenn
man sich diesen Trend anschaut, wundert man sich ein wenig warum ausgerechnet
Dreamworks sich auch an einer Comicstrip-Verfilmung versucht - wie bei den
meisten Projekten des hartnäckigen Disney-Konkurrenten steckt aber mehr
als nur ein CGI-Tierfilm für Kinder dahinter.
Hedge of a Job
Michael Frys und T. Lewis' Over the Hedge gehört zu den Comicstrips
der neueren Generation - erst seit etwas über zehn Jahren gibt es die
satirischen Geschichten von einer Gruppe von Waldbewohnern, denen die
immer näher kommende Zivilisation in die Quere kommt. Over the Hedge
hebt sich wegen des zynischen, bissigen Untertons wohltuend aus der Masse
der zahlreichen aktuellen Comicstrips hervor und wirkt wie eine gelungene
Kombination aus Dilbert, Mutts und Sherman's Lagoon
mit einem gesunden Schuß Originalität. Es wahr wohl diese besondere Mischung,
die Regisseur Tim Johnson auf Over the Hedge aufmerksam gemacht
hat und ihn dazu gebracht hatte, den Comicstrip bei Dreamworks Animation für ein
neues Projekt vorzuschlagen.
Während Shrek und seine Nachfolger, Dreamworks' erster großer
Trickfilm-Hit, noch auf der Vorlage von William Steigs Kinderbüchern basierte,
hatten die anderen Filme des Studios ganz eigene Ideen. Over the Hedge
sollte also nach langer Zeit eine richtige Verfilmung werden, und diesmal
sogar nach einem Comicstrip - viele sahen bei dieser Ankündigung Dreamworks
schon entgültig auf dem absteigenden Ast, aber das Studio sorgte wieder
einmal für eine sehr angenehme Überraschung. Die Befürchtungen, daß Dreamworks
nun dem Konkurrenzdruck nicht mehr standhalten konnte und nur noch Filme
mit knuddeligen Waldbewohnern machen würde, waren völlig unbegründet.
Trick-Veteranen
Die Inszenierung des Films wurde nicht irgendjemandem in die Hände gelegt,
sondern zwei altbekannten Dreamworks-Mitarbeitern. Tim Johnson hatte
zusammen mit seinem Kollegen Eric Darnell vor acht Jahren bei Dreamworks
mit Antz den Anfang der computeranimierten Zeichentrickfilme gemacht,
während Karey Kirkpatrick eigentlich kein Regisseur, sondern ein Autor
ist, der zuerst für die Aardman-Dreamworks Co-Produktion Chicken Run
ein hervorragendes Drehbuch geschrieben hatte und nun nicht nur der Autor,
sondern auch der Co-Regisseur von Over the Hedge wurde. Während
die Regisseure bei Disney und Pixar fast alle aus dem Zeichentrick-Bereich
kommen, ist dies bei Dreamworks keine Voraussetzung - ein Regisseur ist
dort noch ein richtiger Filmemacher und muß kein Techniker sein.
Um das Drehbuch kümmerte sich unter anderem auch Karey Kirkpatrick, der
die ursprüngliche Idee für den Film mitgebracht hatte, aber diesmal waren
auch noch einige andere Autoren mit beteiligt, deren Mitwirkung auf den
ersten Blick etwas beunruhigend klingt: Lorne Cameron und David Hoselton
hatten 2003 für Disney mit am Zeichentrickfilm Brother Bear geschrieben,
während Len Blum mehr für deftige Komödien wie Meatballs oder
das mißlungene Remake von The Pink Panther bekannt ist. So viele
Autoren wären bei anderen Studios ein schlechtes Zeichen, aber bei Dreamworks
bedeutet dies meistens nur noch bessere Ideen, die von einem gut organisierten
Team aufgearbeitet werden.
Backyard Story
Die vier Drehbuchautoren hatten eng mit Michael Fry und T. Lewis,
den beiden Comicstrip-Autoren zusammengearbeitet, um den Ton und die Atmosphäre
des Originals so weit wie möglich zu erhalten. Der Film sollte so etwas
wie ein Prequel zum Comicstrip werden und erzählen, wie RJ zu den anderen
(Ex-)Waldbewohnern hinzukam, denn die Comicstrips selbst haben nur selten
längere eigenständige Stories zu bieten. Allerdings wurden viele kurzweilige
Elemente der Comicvorlage in das Drehbuch eingebaut, hauptsächlich den
Humor und die Satire der Vorlage einzubringen. Trotz der vielen Autoren
wurden die einzelnen Teile der Geschichte sehr flüssig miteinander verbunden,
einen gewissen Episoden-Charakter kann man Over the Hedge allerdings
nicht absprechen. Wie schon bei den früheren Dreamworks-Animation-Filmen
ist auch hier der Anteil der Dialoge im Drehbuch erstaunlich hoch.
Der grundlegende Plot des Films ist auch nicht ganz neu und hat ein paar
deutliche Parallelen zu Karey Kirkpatricks Drehbuch von Chicken Run
- ob ein Autor von seinen eigenen Werken klauen darf ist natürlich Ansichtssache,
aber die Idee aus der früheren Dreamworks-Aardman-Coproduktion paßt auch
für Over the Hedge sehr gut. Es ist nicht mehr als eine Variation
eines Themas und fällt auch nur auf wenn man beide Filme sehr gut kennt
- ansonsten haben Over the Hedge und Chicken Run praktisch
keine Ähnlichkeiten. Während der moralische Zeigefinger erst gar nicht
eingesetzt wird, schlägt die Satire dagegen voll zu und zieht das amerikanische
Vorstadtleben genüßlich durch den Kakao. Wie alle anderen Dreamworks-CGI-Trickfilme
funktioniert die Geschichte auf zwei verschiedenen Ebenen sowohl für Kinder
als auch Erwachsene, ohne dabei die beiden Ziel-Zuschauergruppen zu vernachlässigen,
Cute and Cuddly - with Attitude
Auf den ersten Blick hat Over the Hedge einfach nur ein paar
süß aussehende Tiere als Hauptdarsteller, aber wie bei Dreamworks üblich
steckt hinter den Figuren mehr als nur eine handvoll sprechendes Ungeziefer.
Bemerkenswert ist Over the Hedge deshalb, weil die Charaktere
erstmals nicht nach dem Aussehen ihrer Sprecher gestaltet wurden und völlig
eigene Designs sind – was die Filmemacher natürlich nicht davon abgehalten
hat, wieder eine erlesene Gruppe von Filmstars zu casten, von denen einige
noch nie vorher einem Zeichentrickfilm ihre Stimme geliehen hatten. Außerdem
wurden die drei Hauptfiguren der Comics mit einer Reihe von neuen Charakteren
ergänzt, die zusammen mit den Autoren der Vorlage erschaffen wurden.
Die Filmemacher hatten ursprünglich geplant die beiden Hauptcharaktere
RJ und Verne von Dan Aykroyd und Harold Ramis sprechen zu lassen, die
aber schließlich ablehnten. Zwischenzeitlich war für RJ Jim Carrey im
Gespräch, bis schließlich Bruce Willis zugesagt hatte. Ein Actionstar als knuddeliger
Waschbär mag zwar etwas seltsam erscheinen, ist aber eine ausgezeichnete
Wahl, denn RJ ist von Bruce Willis üblichen Rollen eigentlich gar nicht
so weit entfernt – schon die Comicfigur hat diese Züge, die im Film noch
mehr verstärkt wurden. Gleichzeitig macht der kleine Gauner von Waschbär
aber auch nicht den Eindruck direkt für Bruce Willis geschrieben worden
zu sein und macht den Charakter sehr originell und völlig unabhängig von
seinem Sprecher.
Die zweite Hauptfigur aus dem Comicstrip ist die nervöse Schildkröte Verne,
die von Standup-Komiker Garry Shandling gesprochen wird. Verne könnte
man eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Sprecher unterstellen, aber ein
Blick auf die Comicvorlage zeigt daß dies nur reiner Zufall ist und das
Design des Characters deutlich auf den ursprünglichen Zeichnungen von
T. Lewis basiert. Gary Shandling hat viel Spaß mit dem unsicheren, nörgelnden,
aber auch oft sturköpfigen Charakter, dessen Stimme mindestens genausoviel
zur Figur beiträgt wie die CGI-Animation. Genauso wie sein Nemesis (und
späterer Freund) RJ ist Verne nicht primär als lustiger, sondern als dramatischer
Charakter angelegt.
Eichhörnchen & Opossums
Hammy das Eichhörnchen, könnte fast ein Urenkel von Ice Ages prähistorischen
Nager Scrat sein, allerdings war auch diese Figur keine Erfindung der
Drehbuchautoren, sondern gehörte schon zur Grundbesetzung des Comicstrips.
Hammy wird von Komiker Steve Carell gesprochen, dessen Stimmen-Auftritt
kaum identifizierbar ist, aber den hyperaktiven Fellball sehr überzeugend
und gar nicht so kindisch herüberbringt, wie man bei diesem Charakter
vermuten sollte. Hammy dient hauptsächlich als lustige Ablenkung für die
jüngeren Zuschauer (seine Rülpsorgien dürften vielen Eltern als Vorbild
gar nicht gefallen), hat aber dennoch einigen wichtigen Dialog mit den
anderen Charakteren und ist auch sehr gut in den Plot eingebunden.
Wenn es eine Auszeichnung für Overacting geben würde, hätte sie William
Shatner in seiner Karriere ständig bekommen, und deshalb ist er genau
der richtige für die Rolle von Ozzie, dem theatralischen Opossum. Fast
jeder Satz aus seinen Mund klingt wie aus einem Shakespeare-Stück und
man merkt, daß William Shatner inzwischen auch in der Lage ist sich selbst
zu parodieren - allerdings klingt Ozzie so wenig nach Shatner selbst,
daß man gar nicht auf die Idee kommt das Opossum mit Captain Kirk zu vergleichen.
Ozzies Tochter Heather wird von der kanadischen Popsängerin Avril Lavigne
gesprochen, deren Mitwirken an Over the Hedge als ihre erste
große Filmrolle beworben wird, aber außer einer ganz durchschnittlichen
Teeniestimme eigentlich keinen großen Eindruck hinterläßt - vielleicht
liegt es auch daran, daß ihr Charakter nicht allzuviel im Film zu tun
hat.
Stinktiere, Katzen und Stachelschweine
Stinktier Stella ist sozusagen das häßliche Entlein des Films, das später
zur (einigermaßen) hübschen Prinzessin wird - und eine Stimme wie Aretha
Franklin besitzt, die aber von der Schauspielerin Wanda Sykes stammt,
die genauso wie Garry Shandling als Standup-Komikerin begonnen hatte und
in Over the Hedge die lustigsten und frechsten Dialoge hat, obwohl
ihr CGI-Charakter gar nicht so ausdrucksstark ist wie die anderen Figuren.
Stellas "Partner" ist der verwöhnte Siam-Kater Tiger, der von dem iranisch-britischen
Standup-Comedian Omid Djalili mit einem ausgezeichneten fernöstlichen
Akzent gesprochen wird, der weder beleidigend noch falsch, sondern sehr
angenehm exotisch klingt.
Außerdem mit von der Partie ist eine Familie von Stachelschweinen, deren
Eltern von den beiden kanadischen Schauspielern Eugene Levy und Catherine
O’Hara gesprochen werden. Im Prinzip sind sie nur reine Nebenrollen, die
für eine stachelige Gags gut sind und eigentlich nur eine typische Familie
mit ins Spiel bringen sollen. Der Nachwuchs wird ganz überzeugend von
den jungen Schauspielern Shane Baumel, Madison Davenport und Sami Kirkpatrick
– letzterer ist aber eigentlich der Sohn von Drehbuchautor Karey Kirkpatrick.
Das Böse in der Hecke
So richtig böse Charaktere gibt es in Over the Hedge eigentlich
nicht, aber Vincent der Bär ist das einzige Tier, das wirklich furcherregend
dargestellt wird. Mit der unheimlich tiefen Stimme von Nick Nolte, der
angeblich auf eine digitale Nachbearbeitung verzichtete und sogar selbst
brüllte, ist Vincent nicht gerade wirklich böse, sondern tut nur das,
was man von einem Grizzly erwartet - seinen Vorrat zu verteidigen und
alles was kleiner ist als er als Futter zu betrachten. Auch optisch ist
der Charakter überhaupt nicht so süß und knuddelig wie die anderen Tiere
des Films und macht deutlich klar: mit einem Bären ist nicht zu spaßen.
Fast noch bedohlicher wirken dagegen die Menschen des Films, die hauptsächlich
von Gladys, der genervten Hausbesitzerin und dem Ungeziefer-Jäger Dwayne
vertreten werden und so fies wie selten einmal in Zeichentrick-Filmen
dargestellt werden. Während die CGI-Animation der Menschen mit Absicht
nicht hundertprozentig real wirken, sind die Charaktere zwar stark überzogen,
aber auf der anderen Seite dann auch treffend echt sind - dafür sorgen
mit Allison Janney und Thomas Haden Church zwei Schauspieler, die mehr
für ihre dramatischen Seiten bekannt sind und die Menschen dieses Films
genüßlich zu richtigen Ekeln machen.
Waldleben aus dem Computer
Sprechende Tiere in Zeichentrickfilmen waren jahrzehntelang die Spezialität
von Disney, aber inzwischen hat Dreamworks die Oberhand in Sachen Tieranimation
gewonnen. Während Madagascar zwar mit einer sehr realen Umgebung punkten
konnte, waren dort die Tiere noch absichtlich richtige Comicfiguren. In
Over the Hedge gingen die Animatoren noch einen Schritt weiter
und machten auch die Charaktere so echt wie nur möglich - fast schon etwas
zu echt. Während der ersten Designphase bekamen Dreamworks Besuch aus
dem Zoo von Los Angeles, damit sich die Animatoren die Tiere einmal aus
nächster Nähe ansehen konnten. Das Resultat war, daß die Gestaltung der
CGI-Charaktere noch etwas verändert werden mußte, weil die ersten Designs
noch etwas zu übertrieben waren. Die Technik zur realistischen Animation
von Fell und Haaren ist inzwischen so gut geworden, daß die Tiere wie
zum anfassen echt aussehen, besonders weil die Gestaltung gar nicht so
realitätsfremd geworden ist.
Das Design der Umgebung war auch eine riesige Herausforderung, weil der
Film nicht in einer sterilen Atmosphäre spielt, sondern mitten im Grünen
- nach Madagascar ist es Dreamworks wieder gelungen, eine unglaublich
realistische Szenerie zu schaffen, bei der man fast meint die CGI-Charaktere
wären in eine echte Umgebung eingesetzt worden. Jeder einzelne Grashalm
scheint echt zu sein, und sogar die titelgebende Hecke sieht nicht wie
eine Mauer mit einer aufgeklebten Textur aus, sondern wie ein richtig
lebendiges Gebüsch. Außerdem ist die Szenerie keineswegs statisch, sondern
führt ein beeindruckendes Eigenleben. So lebendig hat ein Garten oder
Wald noch nie in einem computeranimierten Zeichentrick-Film ausgesehen
- dazu hilft auch die lockere Kameraführung, die wie bei einem normalen
Film konzipiert wurde und einige beeindruckende Tricks auf Lager hat.
Musik zum Träumen
Ein wichtiger Bestandteil der CGI-Zeichentrickfilme von Dreamworks war
schon immer die Musik, die sich meist aus einer traditionellen orchestralen
Score und einigen speziell ausgesuchten Popsongs zusammensetzt. Für Over
the Hedge ging Dreamworks noch einen Schritt weiter und hatte
erstmals einen Popsänger engagiert, um zusammen mit Komponist Rupert Greggson-Williams
und Dreamworks-Musikchef Hans Zimmer zu arbeiten. Ausgesucht wurde ein
ungewöhnlicher Kandidat: Ben Folds, der seit Mitte der neunziger Jahre
mit seinen eher kritischen und zynischen Songs auffiel und auch schon früher
an einigen Filmsoundtracks mitgearbeitet hatte. Für Over the Hedge
schrieb er drei sehr gelungene neue Songs und spielte für den Abspann eine
etwas entschärfte Version seines alten Hits Rockin' the Suburbs sowie
eine Coverversion von Lost in the Supermaket.
Mit den ausgezeicheten Songs, die einen viel bessere Musikgeschmack als
Madagascar beweisen und längst nicht so nervig sind, hat Dreamworks diesmal
eine gute Entscheidung getroffen. Die eigentliche Filmmusik tritt dabei
etwas in den Hintergrund, ist aber weit davon entfernt reine Background-Musik
zu sein. Rupert Gregson-Williams hat einen ähnlichen Stil wie sein Bruder
Harry und weiß besser mit Melodien umzugehen als Produzent Hans Zimmer,
dessen eigene Scores meist nur nach Baukasten-System klingen. Over
the Hedge hat dagegen eine sehr einfallsreiche Filmmusik zu bieten,
die sich zwar im Hintergrund hält, aber dafür mit sehr schönen Melodien
und spannender Rhythmik fast jede Minute des Films ausgezeichnet begleitet.
Dreamworks Masterpiece ?
Während der Vorgänger Madagascar von den Kritikern etwas mißtrauisch beäugt
wurde, kam Over the Hedge fast überall erstaunlich gut an - was
daran gelegen haben mag, daß niemand ernsthaft besonders viel von einem
Film erwartet hat, der scheinbar das gleiche Schema wie viele frühere
Disney-Trickfilme verwendete. Der Überraschungseffekt war gelungen, denn
statt einer kindergerechten, herzerweichenden Geschichte bietet Over
the Hedge einen satirischen, fast zynischen Blick auf das amerikanische
Vorstadtleben aus der Sicht der davon betroffen Tiere. Es ist kein wirklicher
Umweltschutz-Film, denn Over the Hedge nimmt mehr die Verursacher
als die Auswirkungen des Problems aufs Korn, wodurch aber auch der erhobene
Zeigefinger weitgehend ausbleibt.
Over the Hedge ist der typische Dreamworks-Animation-Film, der
rundum gelungen scheint und auch eine gelungene Umsetzung der Comicstrip-Vorlage
ist, mit der sogar die Autoren des Originals mit gutem Gewissen zufrieden
sein können. Ein ausgereiftes Drehbuch, solide Schauspieler und brilliante
Animationen machen Over the Hedge zu einem der besten computeranimierten
Zeichentrickfilme des Jahres - Dreamworks schafft es immer noch gegen
die immer größer werdende Konkurrenz anzukommen.
Die DVD
Während Disney mit Cars eine erstaunlich
schwache DVD des letzten Pixar-Films veröffentlicht hatte, blieb Dreamworks
auch nach der Übernahme durch Paramount mit den DVDs konsequent und
hatte von Over the Hedge wieder eine ganz hervorragende Disc herausgebracht.
Leider sind die amerikanischen und europäischen Veröffentlichungen
immer noch nicht identisch, wodurch Region 1 eine Single-Disc-Version
mit allen Extras bekommt, aber in Region 2 nur eine Single-Disc mit weniger
Bonusmaterial und eine teure Doppel-DVD mit den gleichen Extras wie die
amerikanische 1-Disc-Version veröffentlicht wurde. Daher kann ich
nur empfehlen, unbedingt die US-DVD zu nehmen, wenn man nicht unbedingt
deutschen Ton braucht.
Die amerikanische DVD glänzt mit brillianter Bild- und Tonqualität,
die auf einer Standard-DVD nicht besser hätten sein können und
auch das Bonusmaterial ist auf dem üblichen hohen Standard. Neben
einer sympathischen Kommentarspur wird zwar nur rund eine halbe Stunde
an Dokumentarmaterial geboten, aber auch einige sehr unterhaltsame weitere
Sachen. Bis auf den Paramount-typischen Copyrightscreen ist von dem neuen
Vertrieb auf dieser DVD überhaupt nichts zu sehen, sogar die Copyrights
werden noch mit Dreamworks Animation Home Entertainment angegeben. Wegrationiert
wurde leider wie schon bei den früheren Dreamworks-Animation-Filmen
das Booklet und diesmal auch das Disc-Artwork, das einem schlichten Grau
gewichen ist. Auch wenn die Verpackung etwas lieblos erscheint, ist diese
DVD trotzdem hervorragendgeworden.
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Bonusmaterial
Vor einigen Jahren hätte die Ausstattung dieser DVD den
Titel Super-Extra-Special-Collector's-Edition getragen, aber heutzutage
werden nicht einmal mehr alle Extras auf dem Cover angegeben. In den thematisch
gestalteten Menüs ist aber trotzdem eine ganze Menge Bonusmaterial untergebracht,
das nicht nur umfassend über die Entstehung des Films informiert, sondern
auch sehr unterhaltsam ist.
Der Audiokommentar mit den beiden Regisseuren Tim Johnson
und Karey Kirkpatrick sowie Produzentin Bonnie Arnold ist eine sehr entspannte,
lustige und informative Angelegenheit. Die drei Filmemacher haben eine
Menge zu erzählen und sprechen weniger über die technischen Aspekte der
Filmproduktion, sondern mehr über die Entwicklung von Story und Charakteren.
Wenn es um die CGI-Animation geht, dann nur in Verbindung mit den vielen
Animatoren, die den Film zum Leben erweckt haben - dieser Kommentar ist
zwar weit davon entfernt eine bloße Auflistung von Mitwirkenden zu sein,
aber die Filmemacher erwähnen immer zwischendurch einmal wer für eine
Szene verantwortlich war.
Hammy's Boomerang Adventure (4:42) wurde für die DVD-Veröffentlichung
des Films neu produziert, ist aber keine so große Sensation wie der Kurzfilm
auf der Magadascar-DVDs vom letzten Jahr. Deutlich mehr für die
jüngeren Zuschauer gedacht ist Hammy's Boomerang Adventure mehr
ein technisches Experiment eine CGI-Animation wie ein wackelig gedrehtes
Heimvideoaussehen zu lassen als eine richtige Geschichte, ist aber immer
noch spaßig genug um eine kurzweilige Unterhaltung zu sein. Der Film wird
von einem Audiokommentar des Regisseurs Will Finn begleitet.
Trailer sind eine ganze Menge auf dieser DVD verteilt,
allerdings gibt es keinen Trailer zu Over the Hedge selbst! Die
Disc beginnt mit einem überspringbaren, aber sehr unterhaltsamen Trailer
zu Dreamworks neuem Film Flushed Away (2:08), und im Hauptmenü
befinden sich Trailer zu Bee Movie (1:02) und Shrek
(3:43), unter Previews sind außerdem noch kurze Promo-Spots zu den DVDs
von Wallace & Gromit, Antz, Madagascar, Charlotte's
Web, Nacho Libre und Barnyard abrufbar.
Unter dem Kürzel DWK – für DreamWorksKids – befinden
sind ein paar kleine Extras für die jüngeren Zuschauer. Hammy's
Boomerang Adventure kann man auch von hier aufrufen, in Learn
to Draw Hammy (10:55) zeigt Animation Supervisor Dave Burges
wie man das hyperaktive Eichhörnchen zeichnet und Critter 411
(4:01) gibt eine kurze Lektion über die im Film vorkommenden Tiere. Games
& Activities enthält außerdem noch zwei DVD-Menü-basierte Spiele
und einen Hinweis auf den DVD-ROM-Teil, in dem man einige
nette Printables als PDF-Dateien finden kann.
Behind the Hedge enthält die Dokumentationen dieser DVD,
die trotz ihrer geringen Laufzeit keine typischen Werbe-MakingOfs sind,
sondern bilden zusammen eine überraschend informative und unterhaltsame
halbstündige Doku.
Behind the Hedge (11:59) mit den Regisseuren Tim Johnson
und Karey Kirkpatrick, Comicstrip-Autoren Michael Fry und T. Lewis, Produzentin
Bonnie Arnold und vielen anderen Filmemachern und auch den Schauspielern
gibt einen ganz schwungvollen Überblick über die Entstehung des Films.
In den knappen zwölf Minuten kann zwar nur die Oberfläche angekratzt werden,
aber die Informationsdichte ist doch sehr hoch und man bekommt von enorm
vielen Beteiligten etwas zu hören.
The Tech of Over the Hedge (6:02) ist die Fortsetzung
von Behind the Hedge, in der es nun um die technischen Einzelheiten der
Computeranimation geht. Designer und Animatoren erklären auf eine ganz
lockere und anschauliche Weise wie ihre Arbeit am Film aussieht, ohne
dabei den Zuschauer als Kleinkind zu behandeln.
Meet the Cast (15:43) ist der dritte Teil der halbstündigen Dokumentation,
in dem die Sprecher vorgestellt werden und auch selbst zu Wort kommen.
Dabei sind nicht nur Interviews zu sehen, sondern auch Aufnahmen aus dem
Tonstudio, die oft im Splitscreen mit dem fertigen Film gezeigt werden.
Außer den beiden Regisseuren sind hier so ziemlich alle Schauspieler dabei,
die den Charakteren von Over the Hedge ihre Stimme geliehen haben.
Das Verm-Tech Informercial (2:54) ist ein kleiner Kurzfilm,
der eigentlich nur aus Filmausschnitten, Grafiken und einem Voiceover
besteht, aber eine schöne Hintergrund-Beigabe zum Charakter Dwayne LaFontaine.
Die Galleries sind erstaunlich gut bestückt und bieten
einen umfassenden Einblick in Charakter- und Produktionsdesign sowie ein
paar Storyboards:
Character Design
RJ (45 Bilder)
Verne (47 Bilder)
Hammy (26 Bilder)
Stella (19 Bilder)
Vincent (36 Bilder)
Ozzie & Heather (26 Bilder)
Penny, Lou & Kids (14 Bilder)
Other Characters (20 Bilder)
Set Design (18 Bilder)
Package Design (70 Bilder)
Sketches (40 Bilder)
Storyboards (60 Bilder)
In Hibernation enthält ein kleines Easteregg, das man
erreichen kann indem man auf diesem Menübildschirm die Zahlen 6-9-5 auf
der Fernbedienung eingibt (was kein großes Geheimnis ist, weil es auf
der Webseite des Films hinterlegt ist). Dann kann man sich den Mini-Film
Jingle Burps (1:07) anschauen und Hammy's Cookie
Grab, ein weiteres DVD-Menü-basiertes Spiel spielen.
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