Over the Hedge
Cover

17.12.2006 #405

von Guido Bibra

Titel Over the Hedge
Studio Dreamworks Animation / Paramount Pictures (2006)
Hersteller Dreamworks / Paramount (2006) EAN 0-97361-176741
DVD-Typ 9 (6,99 GB) Bitrate ø 6,55 max. 9,0
Laufzeit 83:06 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.85:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448/384 kbit/s Englisch, Französisch 2.0 Surround 192 kbit/s Englisch, Spanisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG
Extras • Dwayne's Verm-Tech Infommercial
• An Insider's Look Behind the Hedge
• Tons of Nutty Games & Activities
• "Wake Up" more hibernating Features
• And way more!

Der Film

Ein hungriger Waschbär namens RJ (Bruce Willis) verliert einen Kampf mit einem Verkaufsautomaten, dem er die letzte Tüte Chips entlocken wollte und versucht stattdessen dem winterschlafenden Bären Vincent (Nick Nolte) seine Vorräte zu klauen - und wird von ihm erwischt. Um dem vorzeitigen Ableben durch Verspeisung zu entgehen, verspricht RJ dem Bären seinen Vorratsschrank innerhalb einer Woche wieder aufzufüllen. Ein aussichtsloses Unterfangen, aber dann trifft RJ auf eine Gruppe von gerade erwachten Winterschläfern, angeführt von der Schildkröte Verne (Gary Shandling), die mit einem neu entstandenen Wohngebiet in ihrem Waldstück überfordert sind. RJ hilft ihnen, die große Hecke vor ihrer Haustür zu überwinden, vergißt dabei aber auch seine eigene Agenda nicht...

 


Filmadaptionen von Comicstrips sind in der letzten Zeit wieder groß in Mode gekommen. Experimente die gezeichneten Geschichten als Zeichentrick, Computer-Animation oder sogar Realfilm umzusetzen waren zwar meist kommerziell erfolgreich, aber nur selten wirklich originalgetreu und meist für die Fans der Vorlagen eine große Enttäuschung. Der 2005 gedrehter CGI-Realfilm-Mix von Jim Davis' Garfield war so ein Fall - technisch brilliant, aber inhaltlich fast ein Totalausfall. Das hielt die Filmemacher nicht davon ab sogar noch eine Fortsetzung zu drehen, die auch nicht viel besser war. Wenn man sich diesen Trend anschaut, wundert man sich ein wenig warum ausgerechnet Dreamworks sich auch an einer Comicstrip-Verfilmung versucht - wie bei den meisten Projekten des hartnäckigen Disney-Konkurrenten steckt aber mehr als nur ein CGI-Tierfilm für Kinder dahinter.

Hedge of a Job

Michael Frys und T. Lewis' Over the Hedge gehört zu den Comicstrips der neueren Generation - erst seit etwas über zehn Jahren gibt es die satirischen Geschichten von einer Gruppe von Waldbewohnern, denen die immer näher kommende Zivilisation in die Quere kommt. Over the Hedge hebt sich wegen des zynischen, bissigen Untertons wohltuend aus der Masse der zahlreichen aktuellen Comicstrips hervor und wirkt wie eine gelungene Kombination aus Dilbert, Mutts und Sherman's Lagoon mit einem gesunden Schuß Originalität. Es wahr wohl diese besondere Mischung, die Regisseur Tim Johnson auf Over the Hedge aufmerksam gemacht hat und ihn dazu gebracht hatte, den Comicstrip bei Dreamworks Animation für ein neues Projekt vorzuschlagen.

Während Shrek und seine Nachfolger, Dreamworks' erster großer Trickfilm-Hit, noch auf der Vorlage von William Steigs Kinderbüchern basierte, hatten die anderen Filme des Studios ganz eigene Ideen. Over the Hedge sollte also nach langer Zeit eine richtige Verfilmung werden, und diesmal sogar nach einem Comicstrip - viele sahen bei dieser Ankündigung Dreamworks schon entgültig auf dem absteigenden Ast, aber das Studio sorgte wieder einmal für eine sehr angenehme Überraschung. Die Befürchtungen, daß Dreamworks nun dem Konkurrenzdruck nicht mehr standhalten konnte und nur noch Filme mit knuddeligen Waldbewohnern machen würde, waren völlig unbegründet.

Trick-Veteranen

Die Inszenierung des Films wurde nicht irgendjemandem in die Hände gelegt, sondern zwei altbekannten Dreamworks-Mitarbeitern. Tim Johnson hatte zusammen mit seinem Kollegen Eric Darnell vor acht Jahren bei Dreamworks mit Antz den Anfang der computeranimierten Zeichentrickfilme gemacht, während Karey Kirkpatrick eigentlich kein Regisseur, sondern ein Autor ist, der zuerst für die Aardman-Dreamworks Co-Produktion Chicken Run ein hervorragendes Drehbuch geschrieben hatte und nun nicht nur der Autor, sondern auch der Co-Regisseur von Over the Hedge wurde. Während die Regisseure bei Disney und Pixar fast alle aus dem Zeichentrick-Bereich kommen, ist dies bei Dreamworks keine Voraussetzung - ein Regisseur ist dort noch ein richtiger Filmemacher und muß kein Techniker sein.

Um das Drehbuch kümmerte sich unter anderem auch Karey Kirkpatrick, der die ursprüngliche Idee für den Film mitgebracht hatte, aber diesmal waren auch noch einige andere Autoren mit beteiligt, deren Mitwirkung auf den ersten Blick etwas beunruhigend klingt: Lorne Cameron und David Hoselton hatten 2003 für Disney mit am Zeichentrickfilm Brother Bear geschrieben, während Len Blum mehr für deftige Komödien wie Meatballs oder das mißlungene Remake von The Pink Panther bekannt ist. So viele Autoren wären bei anderen Studios ein schlechtes Zeichen, aber bei Dreamworks bedeutet dies meistens nur noch bessere Ideen, die von einem gut organisierten Team aufgearbeitet werden.

Backyard Story

Die vier Drehbuchautoren hatten eng mit Michael Fry und T. Lewis, den beiden Comicstrip-Autoren zusammengearbeitet, um den Ton und die Atmosphäre des Originals so weit wie möglich zu erhalten. Der Film sollte so etwas wie ein Prequel zum Comicstrip werden und erzählen, wie RJ zu den anderen (Ex-)Waldbewohnern hinzukam, denn die Comicstrips selbst haben nur selten längere eigenständige Stories zu bieten. Allerdings wurden viele kurzweilige Elemente der Comicvorlage in das Drehbuch eingebaut, hauptsächlich den Humor und die Satire der Vorlage einzubringen. Trotz der vielen Autoren wurden die einzelnen Teile der Geschichte sehr flüssig miteinander verbunden, einen gewissen Episoden-Charakter kann man Over the Hedge allerdings nicht absprechen. Wie schon bei den früheren Dreamworks-Animation-Filmen ist auch hier der Anteil der Dialoge im Drehbuch erstaunlich hoch.

Der grundlegende Plot des Films ist auch nicht ganz neu und hat ein paar deutliche Parallelen zu Karey Kirkpatricks Drehbuch von Chicken Run - ob ein Autor von seinen eigenen Werken klauen darf ist natürlich Ansichtssache, aber die Idee aus der früheren Dreamworks-Aardman-Coproduktion paßt auch für Over the Hedge sehr gut. Es ist nicht mehr als eine Variation eines Themas und fällt auch nur auf wenn man beide Filme sehr gut kennt - ansonsten haben Over the Hedge und Chicken Run praktisch keine Ähnlichkeiten. Während der moralische Zeigefinger erst gar nicht eingesetzt wird, schlägt die Satire dagegen voll zu und zieht das amerikanische Vorstadtleben genüßlich durch den Kakao. Wie alle anderen Dreamworks-CGI-Trickfilme funktioniert die Geschichte auf zwei verschiedenen Ebenen sowohl für Kinder als auch Erwachsene, ohne dabei die beiden Ziel-Zuschauergruppen zu vernachlässigen,

Cute and Cuddly - with Attitude

Auf den ersten Blick hat Over the Hedge einfach nur ein paar süß aussehende Tiere als Hauptdarsteller, aber wie bei Dreamworks üblich steckt hinter den Figuren mehr als nur eine handvoll sprechendes Ungeziefer. Bemerkenswert ist Over the Hedge deshalb, weil die Charaktere erstmals nicht nach dem Aussehen ihrer Sprecher gestaltet wurden und völlig eigene Designs sind – was die Filmemacher natürlich nicht davon abgehalten hat, wieder eine erlesene Gruppe von Filmstars zu casten, von denen einige noch nie vorher einem Zeichentrickfilm ihre Stimme geliehen hatten. Außerdem wurden die drei Hauptfiguren der Comics mit einer Reihe von neuen Charakteren ergänzt, die zusammen mit den Autoren der Vorlage erschaffen wurden.

Die Filmemacher hatten ursprünglich geplant die beiden Hauptcharaktere RJ und Verne von Dan Aykroyd und Harold Ramis sprechen zu lassen, die aber schließlich ablehnten. Zwischenzeitlich war für RJ Jim Carrey im Gespräch, bis schließlich Bruce Willis zugesagt hatte. Ein Actionstar als knuddeliger Waschbär mag zwar etwas seltsam erscheinen, ist aber eine ausgezeichnete Wahl, denn RJ ist von Bruce Willis üblichen Rollen eigentlich gar nicht so weit entfernt – schon die Comicfigur hat diese Züge, die im Film noch mehr verstärkt wurden. Gleichzeitig macht der kleine Gauner von Waschbär aber auch nicht den Eindruck direkt für Bruce Willis geschrieben worden zu sein und macht den Charakter sehr originell und völlig unabhängig von seinem Sprecher.

Die zweite Hauptfigur aus dem Comicstrip ist die nervöse Schildkröte Verne, die von Standup-Komiker Garry Shandling gesprochen wird. Verne könnte man eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Sprecher unterstellen, aber ein Blick auf die Comicvorlage zeigt daß dies nur reiner Zufall ist und das Design des Characters deutlich auf den ursprünglichen Zeichnungen von T. Lewis basiert. Gary Shandling hat viel Spaß mit dem unsicheren, nörgelnden, aber auch oft sturköpfigen Charakter, dessen Stimme mindestens genausoviel zur Figur beiträgt wie die CGI-Animation. Genauso wie sein Nemesis (und späterer Freund) RJ ist Verne nicht primär als lustiger, sondern als dramatischer Charakter angelegt.

Eichhörnchen & Opossums

Hammy das Eichhörnchen, könnte fast ein Urenkel von Ice Ages prähistorischen Nager Scrat sein, allerdings war auch diese Figur keine Erfindung der Drehbuchautoren, sondern gehörte schon zur Grundbesetzung des Comicstrips. Hammy wird von Komiker Steve Carell gesprochen, dessen Stimmen-Auftritt kaum identifizierbar ist, aber den hyperaktiven Fellball sehr überzeugend und gar nicht so kindisch herüberbringt, wie man bei diesem Charakter vermuten sollte. Hammy dient hauptsächlich als lustige Ablenkung für die jüngeren Zuschauer (seine Rülpsorgien dürften vielen Eltern als Vorbild gar nicht gefallen), hat aber dennoch einigen wichtigen Dialog mit den anderen Charakteren und ist auch sehr gut in den Plot eingebunden.

Wenn es eine Auszeichnung für Overacting geben würde, hätte sie William Shatner in seiner Karriere ständig bekommen, und deshalb ist er genau der richtige für die Rolle von Ozzie, dem theatralischen Opossum. Fast jeder Satz aus seinen Mund klingt wie aus einem Shakespeare-Stück und man merkt, daß William Shatner inzwischen auch in der Lage ist sich selbst zu parodieren - allerdings klingt Ozzie so wenig nach Shatner selbst, daß man gar nicht auf die Idee kommt das Opossum mit Captain Kirk zu vergleichen. Ozzies Tochter Heather wird von der kanadischen Popsängerin Avril Lavigne gesprochen, deren Mitwirken an Over the Hedge als ihre erste große Filmrolle beworben wird, aber außer einer ganz durchschnittlichen Teeniestimme eigentlich keinen großen Eindruck hinterläßt - vielleicht liegt es auch daran, daß ihr Charakter nicht allzuviel im Film zu tun hat.

Stinktiere, Katzen und Stachelschweine

Stinktier Stella ist sozusagen das häßliche Entlein des Films, das später zur (einigermaßen) hübschen Prinzessin wird - und eine Stimme wie Aretha Franklin besitzt, die aber von der Schauspielerin Wanda Sykes stammt, die genauso wie Garry Shandling als Standup-Komikerin begonnen hatte und in Over the Hedge die lustigsten und frechsten Dialoge hat, obwohl ihr CGI-Charakter gar nicht so ausdrucksstark ist wie die anderen Figuren. Stellas "Partner" ist der verwöhnte Siam-Kater Tiger, der von dem iranisch-britischen Standup-Comedian Omid Djalili mit einem ausgezeichneten fernöstlichen Akzent gesprochen wird, der weder beleidigend noch falsch, sondern sehr angenehm exotisch klingt.

Außerdem mit von der Partie ist eine Familie von Stachelschweinen, deren Eltern von den beiden kanadischen Schauspielern Eugene Levy und Catherine O’Hara gesprochen werden. Im Prinzip sind sie nur reine Nebenrollen, die für eine stachelige Gags gut sind und eigentlich nur eine typische Familie mit ins Spiel bringen sollen. Der Nachwuchs wird ganz überzeugend von den jungen Schauspielern Shane Baumel, Madison Davenport und Sami Kirkpatrick – letzterer ist aber eigentlich der Sohn von Drehbuchautor Karey Kirkpatrick.

Das Böse in der Hecke

So richtig böse Charaktere gibt es in Over the Hedge eigentlich nicht, aber Vincent der Bär ist das einzige Tier, das wirklich furcherregend dargestellt wird. Mit der unheimlich tiefen Stimme von Nick Nolte, der angeblich auf eine digitale Nachbearbeitung verzichtete und sogar selbst brüllte, ist Vincent nicht gerade wirklich böse, sondern tut nur das, was man von einem Grizzly erwartet - seinen Vorrat zu verteidigen und alles was kleiner ist als er als Futter zu betrachten. Auch optisch ist der Charakter überhaupt nicht so süß und knuddelig wie die anderen Tiere des Films und macht deutlich klar: mit einem Bären ist nicht zu spaßen.

Fast noch bedohlicher wirken dagegen die Menschen des Films, die hauptsächlich von Gladys, der genervten Hausbesitzerin und dem Ungeziefer-Jäger Dwayne vertreten werden und so fies wie selten einmal in Zeichentrick-Filmen dargestellt werden. Während die CGI-Animation der Menschen mit Absicht nicht hundertprozentig real wirken, sind die Charaktere zwar stark überzogen, aber auf der anderen Seite dann auch treffend echt sind - dafür sorgen mit Allison Janney und Thomas Haden Church zwei Schauspieler, die mehr für ihre dramatischen Seiten bekannt sind und die Menschen dieses Films genüßlich zu richtigen Ekeln machen.

Waldleben aus dem Computer

Sprechende Tiere in Zeichentrickfilmen waren jahrzehntelang die Spezialität von Disney, aber inzwischen hat Dreamworks die Oberhand in Sachen Tieranimation gewonnen. Während Madagascar zwar mit einer sehr realen Umgebung punkten konnte, waren dort die Tiere noch absichtlich richtige Comicfiguren. In Over the Hedge gingen die Animatoren noch einen Schritt weiter und machten auch die Charaktere so echt wie nur möglich - fast schon etwas zu echt. Während der ersten Designphase bekamen Dreamworks Besuch aus dem Zoo von Los Angeles, damit sich die Animatoren die Tiere einmal aus nächster Nähe ansehen konnten. Das Resultat war, daß die Gestaltung der CGI-Charaktere noch etwas verändert werden mußte, weil die ersten Designs noch etwas zu übertrieben waren. Die Technik zur realistischen Animation von Fell und Haaren ist inzwischen so gut geworden, daß die Tiere wie zum anfassen echt aussehen, besonders weil die Gestaltung gar nicht so realitätsfremd geworden ist.

Das Design der Umgebung war auch eine riesige Herausforderung, weil der Film nicht in einer sterilen Atmosphäre spielt, sondern mitten im Grünen - nach Madagascar ist es Dreamworks wieder gelungen, eine unglaublich realistische Szenerie zu schaffen, bei der man fast meint die CGI-Charaktere wären in eine echte Umgebung eingesetzt worden. Jeder einzelne Grashalm scheint echt zu sein, und sogar die titelgebende Hecke sieht nicht wie eine Mauer mit einer aufgeklebten Textur aus, sondern wie ein richtig lebendiges Gebüsch. Außerdem ist die Szenerie keineswegs statisch, sondern führt ein beeindruckendes Eigenleben. So lebendig hat ein Garten oder Wald noch nie in einem computeranimierten Zeichentrick-Film ausgesehen - dazu hilft auch die lockere Kameraführung, die wie bei einem normalen Film konzipiert wurde und einige beeindruckende Tricks auf Lager hat.

Musik zum Träumen

Ein wichtiger Bestandteil der CGI-Zeichentrickfilme von Dreamworks war schon immer die Musik, die sich meist aus einer traditionellen orchestralen Score und einigen speziell ausgesuchten Popsongs zusammensetzt. Für Over the Hedge ging Dreamworks noch einen Schritt weiter und hatte erstmals einen Popsänger engagiert, um zusammen mit Komponist Rupert Greggson-Williams und Dreamworks-Musikchef Hans Zimmer zu arbeiten. Ausgesucht wurde ein ungewöhnlicher Kandidat: Ben Folds, der seit Mitte der neunziger Jahre mit seinen eher kritischen und zynischen Songs auffiel und auch schon früher an einigen Filmsoundtracks mitgearbeitet hatte. Für Over the Hedge schrieb er drei sehr gelungene neue Songs und spielte für den Abspann eine etwas entschärfte Version seines alten Hits Rockin' the Suburbs sowie eine Coverversion von Lost in the Supermaket.

Mit den ausgezeicheten Songs, die einen viel bessere Musikgeschmack als Madagascar beweisen und längst nicht so nervig sind, hat Dreamworks diesmal eine gute Entscheidung getroffen. Die eigentliche Filmmusik tritt dabei etwas in den Hintergrund, ist aber weit davon entfernt reine Background-Musik zu sein. Rupert Gregson-Williams hat einen ähnlichen Stil wie sein Bruder Harry und weiß besser mit Melodien umzugehen als Produzent Hans Zimmer, dessen eigene Scores meist nur nach Baukasten-System klingen. Over the Hedge hat dagegen eine sehr einfallsreiche Filmmusik zu bieten, die sich zwar im Hintergrund hält, aber dafür mit sehr schönen Melodien und spannender Rhythmik fast jede Minute des Films ausgezeichnet begleitet.

Dreamworks Masterpiece ?


Während der Vorgänger Madagascar von den Kritikern etwas mißtrauisch beäugt wurde, kam Over the Hedge fast überall erstaunlich gut an - was daran gelegen haben mag, daß niemand ernsthaft besonders viel von einem Film erwartet hat, der scheinbar das gleiche Schema wie viele frühere Disney-Trickfilme verwendete. Der Überraschungseffekt war gelungen, denn statt einer kindergerechten, herzerweichenden Geschichte bietet Over the Hedge einen satirischen, fast zynischen Blick auf das amerikanische Vorstadtleben aus der Sicht der davon betroffen Tiere. Es ist kein wirklicher Umweltschutz-Film, denn Over the Hedge nimmt mehr die Verursacher als die Auswirkungen des Problems aufs Korn, wodurch aber auch der erhobene Zeigefinger weitgehend ausbleibt.

Over the Hedge ist der typische Dreamworks-Animation-Film, der rundum gelungen scheint und auch eine gelungene Umsetzung der Comicstrip-Vorlage ist, mit der sogar die Autoren des Originals mit gutem Gewissen zufrieden sein können. Ein ausgereiftes Drehbuch, solide Schauspieler und brilliante Animationen machen Over the Hedge zu einem der besten computeranimierten Zeichentrickfilme des Jahres - Dreamworks schafft es immer noch gegen die immer größer werdende Konkurrenz anzukommen.

Die DVD

Während Disney mit Cars eine erstaunlich schwache DVD des letzten Pixar-Films veröffentlicht hatte, blieb Dreamworks auch nach der Übernahme durch Paramount mit den DVDs konsequent und hatte von Over the Hedge wieder eine ganz hervorragende Disc herausgebracht. Leider sind die amerikanischen und europäischen Veröffentlichungen immer noch nicht identisch, wodurch Region 1 eine Single-Disc-Version mit allen Extras bekommt, aber in Region 2 nur eine Single-Disc mit weniger Bonusmaterial und eine teure Doppel-DVD mit den gleichen Extras wie die amerikanische 1-Disc-Version veröffentlicht wurde. Daher kann ich nur empfehlen, unbedingt die US-DVD zu nehmen, wenn man nicht unbedingt deutschen Ton braucht.

Die amerikanische DVD glänzt mit brillianter Bild- und Tonqualität, die auf einer Standard-DVD nicht besser hätten sein können und auch das Bonusmaterial ist auf dem üblichen hohen Standard. Neben einer sympathischen Kommentarspur wird zwar nur rund eine halbe Stunde an Dokumentarmaterial geboten, aber auch einige sehr unterhaltsame weitere Sachen. Bis auf den Paramount-typischen Copyrightscreen ist von dem neuen Vertrieb auf dieser DVD überhaupt nichts zu sehen, sogar die Copyrights werden noch mit Dreamworks Animation Home Entertainment angegeben. Wegrationiert wurde leider wie schon bei den früheren Dreamworks-Animation-Filmen das Booklet und diesmal auch das Disc-Artwork, das einem schlichten Grau gewichen ist. Auch wenn die Verpackung etwas lieblos erscheint, ist diese DVD trotzdem hervorragendgeworden.

Cover

Bild

In bester Dreamworks-Tradition hat Over the Hedge als DVD wieder genau die gleiche brilliante Qualität wie die Vorgänger Magagascar, Shark Tale und beide Shreks. Die Kunst des volldigitalen Transfers hat Dreamworks inzwischen so perfektioniert, daß keine negativen Überraschungen mehr zu erwarten sind - und auch mit der HD-Konkurrenz im Nacken gibt sich das Studio immer noch alle Mühe das "alte" Medium DVD so gut wie möglich aussehen zu lassen.

Dank des digitalen Masters - eine Technik, die nicht nur bei CGI-Animationsfilmen, sondern auch bei normalen, auf Film gedrehten Produktionen heute fast ausschließlich verwendet wird - bleibt der Umweg über analoges Filmmaterial oder Videobänder erspart. Stattdessen werden die computergerenderten Animationen von einem HD-Master direkt ins DVD-Format konvertiert. Während andere Studios wie Disney dabei gerne noch zusätzliche Filter einsetzen, verzichtet Dreamworks fast komplett auf eine Nachbearbeitung und hat sich stattdessen auf ein ordentliches Authoring konzentriert.

Seit einiger Zeit sind die Dreamworks-Animation-Filme auf DVD nicht mehr im Format 1.78:1, sondern in 1.85:1 - auch hier wurde wieder das eigentliche Kinoformat verwendet, weil die Filme offenbar nun genauso gerendert werden. Was auf den ersten Blick wie ein etwas schwammiges Bild aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ungemein detailreich, aber eben nicht zusätzlich elektronisch überschärft. Obwohl keine Filmkörnung oder ähnliches sichtbar ist, macht das Bild trotzdem einen sehr filmähnlichen Eindruck und sieht überhaupt nicht nach einer leblosen, aalglatten Computeranimation aus.

Völlig außer Konkurrenz sind natürlich die brillianten Farben, die durch das Digitalmaster völlig makellos sind. Bemerkenswert ist bei dieser DVD aber, daß auch der Helligkeitsraum enorm groß ist und von stockdunklen Nachtszenen mit vielen Details bis zu knallendem Sonnenschein alles zu bieten hat, ohne daß dabei Details verschluckt werden. Die Kompression verhält sich vorbildlich, obwohl mit einer stark variablen Bitrate gearbeitet wurde und der 83 Minuten lange Film gerade einmal vier Gigabyte samt aller Tonspuren auf der DVD belegt - Artekfakte sind dank des sorgfältigen Authorings nirgendwo zu sehen, obwohl das Material keineswegs einfach ist.

Abschließend bleibt wie bei jeder Dreamworks Animation-DVD zu sagen, daß die Meßlatte sehr hoch geblieben ist und hier das beste geboten wird, was mit einer Standard-DVD möglich ist.

Ton

Wie die meisten Dreamworks-DVDs ist auch diese vollgestopft mit Tonspuren, wobei man hier auf eine DTS-Track verzichten muß - dafür bekommt man aber auch einen knackigen 5.1-Mix in Dolby Digital sowie einen eigentlich unnötigen Stereo-Surround-Mix geboten, sowie eine französische Tonspur in 5.1 und eine spanische in 2.0.

Die englische Tonspur ist ein moderner, detailreicher Surround-Mix, der zeigt daß Dreamworks langsam die Kunst des aufwendigen Soundmixes von Disney und Pixar gelernt hat. Zwar ist die Abmischung von Over the Hedge immer noch nicht ganz so verspielt wie die der Konkurrenz, hat aber ein sehr detailliertes Sounddesign zu bieten. Die eigentliche Tonqualität ist natürlich ausgezeichnet - der Klang ist sehr warm und freundlich und besonders die Stimmen hören sich sehr natürlich an. Die Höhen sind sehr solide, aber noch mehr fällt in vielen Szenen der sehr kräftige Baß auf, der gelegentlich auch als richtiger Effekt eingesetzt wird.

Der Raumklang wird zum größten Teil von der Musik getragen, die alle Kanäle in Beschlag nimmt und sowohl bei der orchestralen Score als auch bei den Popsongs sehr surroundlastig abgemischt wurde. Surroundeffekte werden nur punktuell eingesetzt, aber dafür ist die vordere Soundstage sehr aktiv und wird bis in die Ecken von Geräuschen und auch Stimmen eingesetzt - zwar sind die Dialoge nicht wirklich direktional und hauptsächlich im mittleren Kanal verankert, aber trotzdem gelegentlich von den Seiten zu hören. Die Abmischung wirkt nicht sehr agressiv und aufregend, macht aber trotzdem auf eine unauffällige Weise Spaß.

Die englischen und spanischen 2.0-Surround-Tonspuren klingen sogar im Vergleich eines Hardware-Downmixes der 5.1-Tonspur nicht so toll, bei der französischen Tonspur ist trotz der von 448 auf 384 kbit/s reduzierten Datenrate kein großer Unterschied zu bemerken. Untertitel werden in allen drei Sprachen mitgeliefert, wobei diesmal keine davon für Hörgeschädigte geeignet sind.

Bonusmaterial

Vor einigen Jahren hätte die Ausstattung dieser DVD den Titel Super-Extra-Special-Collector's-Edition getragen, aber heutzutage werden nicht einmal mehr alle Extras auf dem Cover angegeben. In den thematisch gestalteten Menüs ist aber trotzdem eine ganze Menge Bonusmaterial untergebracht, das nicht nur umfassend über die Entstehung des Films informiert, sondern auch sehr unterhaltsam ist.

Der Audiokommentar mit den beiden Regisseuren Tim Johnson und Karey Kirkpatrick sowie Produzentin Bonnie Arnold ist eine sehr entspannte, lustige und informative Angelegenheit. Die drei Filmemacher haben eine Menge zu erzählen und sprechen weniger über die technischen Aspekte der Filmproduktion, sondern mehr über die Entwicklung von Story und Charakteren. Wenn es um die CGI-Animation geht, dann nur in Verbindung mit den vielen Animatoren, die den Film zum Leben erweckt haben - dieser Kommentar ist zwar weit davon entfernt eine bloße Auflistung von Mitwirkenden zu sein, aber die Filmemacher erwähnen immer zwischendurch einmal wer für eine Szene verantwortlich war.

Hammy's Boomerang Adventure (4:42) wurde für die DVD-Veröffentlichung des Films neu produziert, ist aber keine so große Sensation wie der Kurzfilm auf der Magadascar-DVDs vom letzten Jahr. Deutlich mehr für die jüngeren Zuschauer gedacht ist Hammy's Boomerang Adventure mehr ein technisches Experiment eine CGI-Animation wie ein wackelig gedrehtes Heimvideoaussehen zu lassen als eine richtige Geschichte, ist aber immer noch spaßig genug um eine kurzweilige Unterhaltung zu sein. Der Film wird von einem Audiokommentar des Regisseurs Will Finn begleitet.

Trailer sind eine ganze Menge auf dieser DVD verteilt, allerdings gibt es keinen Trailer zu Over the Hedge selbst! Die Disc beginnt mit einem überspringbaren, aber sehr unterhaltsamen Trailer zu Dreamworks neuem Film Flushed Away (2:08), und im Hauptmenü befinden sich Trailer zu Bee Movie (1:02) und Shrek (3:43), unter Previews sind außerdem noch kurze Promo-Spots zu den DVDs von Wallace & Gromit, Antz, Madagascar, Charlotte's Web, Nacho Libre und Barnyard abrufbar.

Unter dem Kürzel DWK – für DreamWorksKids – befinden sind ein paar kleine Extras für die jüngeren Zuschauer. Hammy's Boomerang Adventure kann man auch von hier aufrufen, in Learn to Draw Hammy (10:55) zeigt Animation Supervisor Dave Burges wie man das hyperaktive Eichhörnchen zeichnet und Critter 411 (4:01) gibt eine kurze Lektion über die im Film vorkommenden Tiere. Games & Activities enthält außerdem noch zwei DVD-Menü-basierte Spiele und einen Hinweis auf den DVD-ROM-Teil, in dem man einige nette Printables als PDF-Dateien finden kann.

Behind the Hedge enthält die Dokumentationen dieser DVD, die trotz ihrer geringen Laufzeit keine typischen Werbe-MakingOfs sind, sondern bilden zusammen eine überraschend informative und unterhaltsame halbstündige Doku.

Behind the Hedge (11:59) mit den Regisseuren Tim Johnson und Karey Kirkpatrick, Comicstrip-Autoren Michael Fry und T. Lewis, Produzentin Bonnie Arnold und vielen anderen Filmemachern und auch den Schauspielern gibt einen ganz schwungvollen Überblick über die Entstehung des Films. In den knappen zwölf Minuten kann zwar nur die Oberfläche angekratzt werden, aber die Informationsdichte ist doch sehr hoch und man bekommt von enorm vielen Beteiligten etwas zu hören.

The Tech of Over the Hedge (6:02) ist die Fortsetzung von Behind the Hedge, in der es nun um die technischen Einzelheiten der Computeranimation geht. Designer und Animatoren erklären auf eine ganz lockere und anschauliche Weise wie ihre Arbeit am Film aussieht, ohne dabei den Zuschauer als Kleinkind zu behandeln.

Meet the Cast
(15:43) ist der dritte Teil der halbstündigen Dokumentation, in dem die Sprecher vorgestellt werden und auch selbst zu Wort kommen. Dabei sind nicht nur Interviews zu sehen, sondern auch Aufnahmen aus dem Tonstudio, die oft im Splitscreen mit dem fertigen Film gezeigt werden. Außer den beiden Regisseuren sind hier so ziemlich alle Schauspieler dabei, die den Charakteren von Over the Hedge ihre Stimme geliehen haben.

Das Verm-Tech Informercial (2:54) ist ein kleiner Kurzfilm, der eigentlich nur aus Filmausschnitten, Grafiken und einem Voiceover besteht, aber eine schöne Hintergrund-Beigabe zum Charakter Dwayne LaFontaine.

Die Galleries sind erstaunlich gut bestückt und bieten einen umfassenden Einblick in Charakter- und Produktionsdesign sowie ein paar Storyboards:
Character Design
   RJ (45 Bilder)
   Verne (47 Bilder)
   Hammy (26 Bilder)
   Stella (19 Bilder)
   Vincent (36 Bilder)
   Ozzie & Heather (26 Bilder)
   Penny, Lou & Kids (14 Bilder)
   Other Characters (20 Bilder)
Set Design (18 Bilder)
Package Design (70 Bilder)
Sketches (40 Bilder)
Storyboards (60 Bilder)

In Hibernation enthält ein kleines Easteregg, das man erreichen kann indem man auf diesem Menübildschirm die Zahlen 6-9-5 auf der Fernbedienung eingibt (was kein großes Geheimnis ist, weil es auf der Webseite des Films hinterlegt ist). Dann kann man sich den Mini-Film Jingle Burps (1:07) anschauen und Hammy's Cookie Grab, ein weiteres DVD-Menü-basiertes Spiel spielen.














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