Der Film
Es ist Hogswatch auf der Discworld. Susan, die durch komplizierte familiäre Verstrickungen Tods Enkeltochter ist, aber eigentlich nur ein ganz normales Leben führen will, möchte als Gouvernante von zwei Kindern einer reichen Familie in Ankh-Morpork eigentlich nur einen ruhigen Abend vor dem Festtag genießen. Zu ihrem Erstaunen rutscht dann aber Tod mit seinem Diener Albert durch den Kamin, der den Job des verschwundenen Hogfathers übernommen hat. Ihr Großvater will ihr aber nicht erzählen, wo der wirkliche Hogfather geblieben ist, und so setzt Susan ihre geerbten Fähigkeiten ein um sich selbst auf die Suche nach dem bärtigen Mann im roten Mantel zu machen...
So brilliant wie Terry Pratchetts Fantasy-Satiren sind, so unverfilmbar
sind sie eigentlich auch. Die Szenerie der Discworld, einer flache Welt,
die von vier auf einer riesigen Schildkröte stehenden Elefanten getragen
wird, ist für das Mainstream-Kino besonders in den USA viel zu eigenwillig,
weshalb einige Versuche Pratchetts Romane zu verfilmen im Sand verlaufen
sind. In den neunziger Jahren entstanden in England allerdings erstaunlich
gut gelungene Zeichentrick-Adaptionen der Bücher Wyrd Sisters
und Soul Music durch das rennomierte Trickfilm-Studio Cosgrove
Hall, die den Segen des Autors bekamen, aber lange Zeit eine große Ausnahme
blieben.
Fantasie wird zur Realität
Nachdem eine Hollywood-Verfilmung à la Lord of the Rings schon
alleine wegen des sehr speziellen britischen Humors nie zustande gekommen
war, begann sich um 2005 herum die britische Entertainment-Branche für
Terry Pratchetts Ideen zu interessieren. Im Februar 2006 kam dann die
überraschende Ankündigung, daß der britische Privatsender SkyOne zusammen
mit RHI Entertainment und The Mob Film Co. Pratchetts Discworld-Roman
Hogfather für eine Fernsehausstrahlung zu Weihnachten 2006 auf
den Bildschirm bringen werden. Verantwortlich für die Umsetzung als Autor
und Regisseur sollte der Filmemacher Vadim Jean sein, der die volle Unterstützung
von Terry Pratchett erhielt.
Es sollte die erste Realfilm-Adaption einer Discworld-Geschichte werden
- ein Unterfangen das der Autor nicht irgendjemandem anvertraute, sondern
einem hervorragendem Team von Filmemachern und Produzenten. SkyOne ist
als britischer Ableger des Murdoch-Konzerns eigentlich nicht für seine
Eigenproduktionen bekannt, erwies sich aber als finanzkräftiger Auftraggeber
genau richtig für eine relativ aufwendige Verfilmung. Die eigentliche
Umsetzung wurde aber in die Hände der britischen Filmemachergruppe The
Mob Film Co. gelegt, deren Mitbegründer, Autor und Regisseur Vadim Jean
sich in den neunziger Jahren einen Namen mit kleinen Komödien wie Leon
the Pig Farmer und The Real Howard Spitz einen Namen gemacht
hatte. Mitproduziert wurde Hogfather von RHI Entertainment, der
Firma von Robert Halmi Junior und Senior, die seit über dreißig
Jahren für ihre ausgezeichneten Fernsehfilme und Serien bekannt geworden
waren.
Es war einmal ein Buch...
Für die allererste Discworld-Realverfilmung hatte sich SkyOne nicht einen
der frühen Romane von Terry Pratchett herausgesucht, sondern etwas,
was für das Weihnachtsprogramm geeignet sein sollte: Hogfather
wurde bereits 1996 veröffentlicht, war der zwanzigste Discworld-Roman
und der Vierte in einer Reihe, deren Hauptfiguren Tod und seine Adoptivtochter
Susan sind. Es ist vielleicht nicht gerade Material, das sich als idealer
Einstieg in das Discworld-Universum anbieten würde, aber mit dem Schauplatz
Ankh-Morpork, dem Auftritt der Zauberer von der Unseen University und
vielen weiteren Elementen aus früheren Büchern besteht Hogfather
doch aus den besten Komponenten der meisten Discworld-Geschichten und
ist auch ohne Vorkenntnisse ohne weiteres genießbar.
Für die Drehbuchadaption war auch Regisseur Vadim Jean verantwortlich,
während Terry Pratchett als "mucked about with by" im Vorspann
genannt wurde. Ob das nur als Beruhigung für die Fans diente sollte oder
tatsächlich hieß, daß der Autor mitbeteiligt war, wurde nie öffentlich
erwähnt - aber eine freundliche und produktive Kooperation wird es schon
gewesen sein, wenn man die erstaunlich originalgetreue Umsetzung der Vorlage
bedenkt. Vadim Jean ist es gelungen, Terry Pratchetts unvergleichlichen
Stil auch in seinem Drehbuch deutlich durchscheinen zu lassen, auch wenn
viele unvermeidliche Kürzungen notwendig waren. Der Rotstift wurde so
behutsam angesetzt, daß man den Eindruck bekommt, als ob Terry Pratchett
selbst ein neues Treatment als Vorlage für das Drehbuch geschrieben hätte.
Dank einer großzügig ausgelegten Laufzeit von insgesamt drei Stunden halten
sich die Zusammenstreichungen aber erfreulich in Grenzen und beschränken
sich im Prinzip nur auf das Weglassen von einer handvoll Charakteren und
für die Handlung nicht allzu wichtigen Subplots. Ansonsten wurde die Geschichte
nur wenig gestrafft und während bei den Dialogtexten einige Kürzungen
vorgenommen wurden, sind diese alle originalgetreu aus der Buchvorlage
übernommen worden - dazugedichtet wurde kaum etwas, lediglich einige kleinere
Einzelheiten wurden ergänzt. Auch wenn man die Romanvorlage gut kennt,
sind die Kürzungen nicht so stark bemerkbar, weil sie sinnvoll und logisch
gemacht wurden - etwas, womit sich manche andere Literaturverfilmungen
nur selten schmücken können.
Die junge Lady und der Tod
Noch Schwieriger als die Transformation vom Roman zum Drehbuch war allerdings
die Besetzung, denn es handelte sich zum Teil nicht um für diese Geschichte
völlig neu erdachte Rollen, sondern alteingesessene Charaktere, die den
Fans schon seit mehreren Büchern und durch viele Illustrationen bestens
bekannt waren und deshalb mit entsprechender Vorsicht besetzt werden mußten.
Dabei bewiesen die Filmemacher eine sehr hohe Treffsicherheit, die aber
sicher auch mit Terry Pratchetts Mitwirkung bei den Vorbereitungen eine
Menge zu tun gehabt hat - niemand kennt schließlich die Charaktere eines
Buchs besser als der eigene Autor.
Die Hauptfigur in Hogfather ist eine junge Frau namens Susan
mit einer besonderen Vergangenheit, deren Ursprung aus den zwei früheren
Discworld-Büchern Mort und Soul Music stammt: sie ist Tods Enkeltochter
und zwar größtenteils menschlich, wird aber doch gelegentlich in die Familiengeschäfte
verwickelt, wenn ihr Großvater "unabkömmlich" ist. Für diese ungewöhnliche Rolle fanden
die Filmemacher eine bemerkenswerte Besetzung: die fast unbekannte englische
Theaterschauspielerin Michelle Dockery schafft es ihren Charakter so hervorragend
auf den Punkt zu bringen, daß man sich kaum jemand anderen in dieser Rolle
vorstellen kann. Mit genau der richtigen unterkühlten, aber resoluten
und sympathischen Art spielt Michelle Dockery ihre Figur auf eine sehr
lockere und natürliche Weise und macht Susan ganz nach Terry Pratchetts
Vorlage zur wahren Heldin der Geschichte.
Tod ist auf der Discworld nicht in erster Linie ein Zustand oder ein Ereignis,
sondern ein zwei Meter großes Skelett mit Umhang, Sense, Pferd... und
viel Persönlichkeit. Er ist ein sehr vielschichtiger Charakter, der in
jedem Discworld-Roman dabei ist und gar kein Bösewicht, sondern ganz im
Gegenteil sehr sympathisch wirkt.Statt aus ihm einen computeranimierten
Charakter zu machen, trafen die Filmemacher für Hogfather genau
die richtige Entscheidung und setzten auf einen großen Schauspieler mit
Totenkopf-Maske und langgliederigen Handprothesen, die aber so gut gestaltet
wurden, daß sie erst gar keinen billigen Eindruck machen. Darunter steckte
der holländische Schauspieler, Tänzer und Akrobat Marnix Van Den Broeke,
der die schwierige Aufgabe hatte, sich zu den vorher aufgenommenen Dialogen
zu bewegen - trotz der starren Maske gelang dies bemerkenswert gut, was
aber nicht ohne einen passenden Sprecher möglich war.
Tods Stimme wurde in den Trickfilm-Serien von Christopher Lee übernommen,
aber für Hogfather hatten die Filmemacher mit Ian Richardson
einen ebenso brillianten Sprecher gefunden, der als vielseitiger Charakter-Darsteller
Rollen von Sherlock Holmes über Shakespeare auf den britischen Bühnen
bis zu den Polit-Fernsehthrillern House of Cards gespielt hatte
und die Stimme von Tod tatsächlich "wie zufallende Sargdeckel" ganz nach
Terry Pratchetts eigener Beschreibung klingen ließ. Dabei wurde völlig
auf tontechnische Spielerein verzichtet, der Schauspieler ist ganz natürlich
und ungefiltert zu hören und haucht damit im wahrsten Sinne des Wortes
Tod eine Menge Leben ein. Leider war es einer von Ian Richardsons allerletzten
Auftritten, denn im Februar 2007 war der Schauspieler völlig unerwartet verstorben.
Tods Diener und ein Killer
Tods Diener Albert hat in Hogfather eigentlich nur eine relativ
kleine Nebenrolle, die für das Drehbuch auch nicht besonders erweitert
wurde, aber offenbar auf Druck der Geldgeber mit einem britischen Star
besetzt wurde. David Jason, einer der beliebtesten englischen Schauspieler,
der in den achtziger Jahren hauptsächlich mit der Sitcom Only Fools
and Horses bekannt geworden war, aber später auch mit ernsteren Rollen
wie in der Kriminalserie A Touch of Frost großen Erfolg hatte, war gar
keine schlechte Wahl für Tods zynischen, aber gutmütigen Sidekick Albert.
Der Schauspieler hatte sichtliches Vergnügen an seinem Charakter, der
ihm nach langer Zeit wieder die Chance gab eine komische Figur zu spielen.
Erstaunlicherweise wurde aber gerade David Jason als Hauptdarsteller von
Hogfather beworben, was besonders die Fans vor der ersten Premiere
sehr verunsicherte - aber trotz der Werbekampagne wurde die Rolle gegenüber
der Romanvorlage weder großartig erweitert noch umgeschrieben, sondern
ganz im Gegenteil sehr originalgetreu umgesetzt.
Fast jede Discworld-Geschichte hat einen besonderen Antagonisten, mit
dem Terry Pratchett klassische Bösewichte parodiert - in Hogfather
ist es Mr. Teatime, ein psychopathischer Killer, der sogar der Gilde der
Assassinen unheimlich ist. Diese nicht ganz einfache Rolle wurde von Marc
Warren, einem vielbeschäftigten englischen Fernsehschauspieler übernommen,
der sich an Johnny Depps Auftritt in Charlie and the Chocolate Factory
orientiert hatte und dadurch etwas den Eindruck eines mörderischen Willy
Wonka macht. Zwar ist die in der Romanvorlage so gar nicht erwähnte kindliche
Stimme doch sehr gewöhnungsbedürftig, paßt aber erstaunlich gut zu Mr.
Teatime, aus dem Marc Warren mehr als nur einen x-beliebigen Fiesling
gemacht. Durch seine eindringliche Darstellung hätte der Schauspieler
die schaurigen Kontaktlinsen eigentlich gar nicht nötig gehabt, aber ohne
sie wäre der Charakter doch nicht ganz komplett.
Gauner und Zauberer
Die von Mr. Teatime angeheuerten Gauner wurden in der Filmumsetzung um
zwei Figuren erleichtert, aber Peter Guiness als Medium Dave, Stephen
Marcus als Banjo und Craig Conway als Chickenwire sind dennoch eine gelungene
Repräsentation der liebenswerten Halunken-Bande, deren viele kleine Ticks
und Nuancen nicht verloren gegangen sind. Für die Rolle des nervösen Zauberers
Mr. Sideney konnte ein Discworld-Veteran engagiert werden: Nigel Planer
ist nicht nur ein sehr aktiver britischer Schauspieler, Schriftsteller
und Musiker, sondern hat viele der Hörbuch-Versionen von
Terry Pratchetts Romanen gelesen. Nigel Planer hat den heruntergekommenen Magiers
irgendwo zwischen Dummheit und Inkompetenz angesiedelt und ihn damit mehr
als nur zu einer tragischen als komischen Nebenfigur gemacht.
Die Fakultät der Unseen University spielt in Hogfather eine große
Rolle, weshalb die Besetzung der seit einigen Büchern bekannten Zauberer
mit Spannung erwartet wurde - die Filmemacher haben auch hier nicht enttäuscht
und genau die richtigen Schauspieler gefunden. Brian Blessed war einige
Zeit als Archchancellor Ridcully im Gespräch, aber Joss Ackland ist eine
noch bessere Wahl. Der britische Schauspieler mit einer über fünfzig Jahre
reichenden Karriere scheint sich umfangreich über die Rolle des abenteuerlustigen
Zauberers informiert zu haben und schafft es mühelos den in vielen Discworld-Geschichten
auftretenden Mustrum Ridcully perfekt in Szene zu setzen.
Die Rollen von Ridcullys Kollegen wurden ebenso treffend gecastet: John
Franklyn-Robbins als Dean, Timothy Batheson als der Lecturer in Recent
Runes, John Boswall als Chair of Indefinite Studies und Roger Frost als
der Bursar machen im Gegensatz zu ihrem fast modernen Erzkanzler genau
den richtigen Eindruck von faulen Akademikern mit Vorlieben für Festessen
und lange Nickerchen machen. Ed Coleman als Ponder Stibbons repräsentiert
dagegen die nächste Generation von Zauberern und zeigt, daß
es auch Studenten und Geeks in der Unseen University gibt - leider bekommt
man von Ponders Kollegen in Hogfather nur am Rande etwas zu sehen.
Auch die ganz kleinen Nebenrollen wurden bemerkenswert gut besetzt - Nicholas
Tennant und Richard Katz als Corporal Nobbs und Visit von der Stadtwache
bewältigen die Herausforderung zwei aus anderen Büchern wohlbekannte Rollen
in einem Mini-Auftritt darzustellen ganz hervorragend, und Tony "Baldrick"
Robinson, der neben Nigel Planer einer der langjährigen Hörbuch-Leser
der Discworld-Romane ist, wurde in einer Last-Minute-Besetzung als Ladenbesitzer
Mr. Crumley engagiert. Rhodri Meilir spielt die leider etwas gekürzte
Rolle des Oh God of Hangovers mit einem herrlich britischen Akzent und
Sinead Matthews wurde als quirlige Tooth Fairy perfekt ausgewählt.
Als Tüpfelchen auf dem I ist dann schließlich noch Terry Pratchett persönlich
in einer kleinen Rolle als Spielzeugmacher zu sehen - ein kleines, fast
kaum bemerkbares Vergnügen, das sich der Autor verdientermaßen gegönnt
hat.
Die Discworld wird Realität
Die Discworld existiert seit langem schon nicht mehr nur in Form von Worten,
sondern wurde schon seit langer Zeit auf Covern, Bildbänden und anderem
Material illustriert. Dabei wurden nicht nur die Charaktere, sondern auch
die Szenerie ausführlich dargestellt - 1993 erschien sogar eine detaillierte
Karte von Ankh-Morpork und 1995 folgte eine Landkarte der gesamten Discworld.
Genügend visuelle Vorlagen gab es also, die auch ausführlich genutzt wurden:
die Storyboards für die Hogfather-Verfilmung zeichnete Stephen
Briggs, der mit Terry Pratchett zusammen die Karten erstellt hatte, und
auch Bernard Pearson, der sich mit seinen aufwendigen Skulpturen und Modellen
einen Namen in der Discworld-Fanszene gemacht hatte, war an der Gestaltung
mit beteiligt.
Mit einem für eine dreistündige Produktion ziemlich knappen Budget von
sechs Millionen Pfund waren richtig aufwendige Szenerien von vorneherein
ausgeschlossen, aber Vadim Jean und sein Team haben einen guten Kompromiß
gefunden, der eine sehr stimmungsvolle und originalgetreue Umsetzung möglich
gemacht hat - alles wurde in einem etwas kleineren und bescheideneren
Stil inszeniert. Das pseudo-viktorianische Ankh-Morpork ist ganz hervorragend
gelungen, wobei zwar Außenaufnahmen nur sehr sparsam eingesetzt werden,
aber die liebevoll gestalteten Studiokulissen so detailreich in Szene
gesetzt wurden, daß dies kaum auffällt. Auch die Unseen University wirkt
nicht ganz so riesig wie man sich es vielleicht vorstellt, aber dafür
wurde die Atmosphäre haargenau auf den Punkt getroffen und die vielen
kleinen Details der Ausstattung, darunter der wunderbar verspielt gestaltete
Discworld-Computer Hex, haben einen enormen Wiedererkennungswert.
Digitale Helfer
Einer der Gründe, weshalb es bis jetzt noch nicht zu einer Realverfilmung
eines Discworld-Romans kam, waren die fehlenden Möglichkeiten der Special-Effects.
Terry Pratchetts phantasievolle Szenerien lesen sich auf dem Papier ganz
einfach und sind auch im Trickfilm-Bereich noch gut machbar, aber erst
in den letzten Jahren wurde eine wirklich adequate Umsetzung von Pratchetts
Ideen überhaupt erst möglich. Während Hogfather zwar eine der
bodenständigere Discworld-Geschichten ist, konnten eine nicht unbeträchtliche
Anzahl von Szenen nur mit der Unterstützung von computeranimierten Effekten
ordentlich realisiert werden.
Die Effekte wurden von der Londonder Moving Picture Company, einer der
führenden britischen Studios auf diesem Gebiet, produziert, das sich trotz
des eingeschränkten Budgets und der zeitlichen Einschränkungen große Mühe
gab. Die Integration der Effekte ist hervorragend gelungen und nur selten
auffällig, lediglich manche der Bluescreen-Aufnahmen, in denen Computeranimationen
mit Realszenen kombiniert wurden, sehen ein wenig künstlich aus. Bemerkenswert
ist jedoch die komplett im Computer erstellte Titelsequenz mit dem Flug
um die gesamte Discworld, deren erster Versuch in den Trickfilm-Adaptionen
für die damalige Zeit schon ganz bemerkenswert war, aber nun noch viel
beeindruckender aussieht.
Festtags-Klänge
Während die beiden Trickfilm-Adaptionen von Cosgrove Hall eine mehr Folkmusik-orientierte
Soundtrack zu bieten hatten, war für Hogfather alleine schon
wegen der Geschichte nur eine klassische orchestrale Filmmusik die einzige
Alternative. Dafür wandte sich Regisseur Vadim Jean an David A. Hughes,
einen alten Bekannten, mit dem er schon bei zwei seiner früheren Filme
zusammengearbeitet hatte. Hughes war als vielbeschäftigter Filmmusik-Komponist
mit über fünfzehnjähriger Erfahrung mit Kino- und Fernsehproduktionen
bestens für ein Projekt wie Hogfather geeignet, mußte aber auch
die große Herausforderung bewältigen, eine Szenerie mit langer Vorgeschichte
und großen Erwartungen angemessen zu vertonen.
Heraus kam schließlich eine ausgewachsene Filmmusik, die für eine Fernsehproduktion
erstaunlich aufwendig und komplex geriet und nicht nur eine einfache Hintergrund-Berieselung
wurde. Auf Popmusik wurde natürlich verzichtet, denn das hätte zur dieser
Geschichte überhaupt nicht gepaßt, aber das musikalische Thema Weihnachten
war natürlich nicht wegzudenken. Weihnachts- oder besser Hogswatch-Lieder
sind nicht zu hören, aber insgesamt hat sich David A. Hughes an dem etwas
düsteren Stil von Danny Elfmans Nightmare Before Christmas orientiert
und viele gelungene Melodien komponiert, die viel zur stimmungsvollen,
aber oft auch unheimlichen Atmosphäre beitragen und erstaunlich originell
und frisch klingen.
You better watch out...
Lange hat es gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt: die Discworld
hat endlich den Sprung in eine Realverfilmung geschafft. Trotz aller Bedenken
und Sorgen um mögliche Falschinterpretationen und Fehlbesetzungen kann
man Hogfather nur einen Erfolg auf der ganzen Linie bescheinigen
- möglich war dies nur, weil Terry Pratchett nach langer Suche mit Vadim
Jean und The Mob Film Company eine Gruppe von Filmemachern gefunden hatte,
die die die Vision seiner phantasievollen Geschichten mit ihm teilten
und in der Lage waren, sie gelungen in Szene zu setzen.
Ein sorgfältig adaptiertes Drehbuch, brilliante, ausgezeichnet ausgesuchte
Schauspieler, eine beeindruckende Szenerie und eine solide Inszenierung
machen Hogfather zu einer rundum gelungenen Verfilmung von Terry
Pratchetts Romanvorlage, die sich auch nicht von einem etwas eingeschränkten
Budget aufhalten ließ und nicht besser hätte sein können. Für Liebhaber
von Terry Pratchetts Discworld-Geschichten ist diese Umsetzung ein gefundenes
Fressen, und auch Gelegenheits-Zuschauer werden an Hogfather
viel Freude haben, auch wenn ohne Vorkenntnisse manches nicht ganz so
einfach zu verstehen sein dürfte.
Hogfather wurde am 17. und 18. Dezember 2006 in England bei SkyOne
uraufgeführt und wurde zu einem großen Erfolg, auch wenn die Marketingkampagne
zuerst nichts gutes befürchten ließ. Aber schon vor der Ausstrahlung konnte
SkyOne mit einer Reihe von unterhaltsamen, gut produzierten Internet-Podcasts
diese Zweifel zerstreuen und nach der Premiere waren sich Fans und Kritiker
gleichermaßen einig, daß Hogfather als erste Discworld-Realverfilmung
auf Anhieb hervorragend gelungen war - und sogar Terry Pratchett war als
Autor rundum zufrieden.
Hogfather eröffnete auch die Möglichkeit von weiteren
Verfilmungen, und schon kurze Zeit nach der Premiere wurde im Auftrag
von SkyOne eine Adaption von Terry Pratchetts ersten zwei Discworld-Romanen
The Colour of Magic und The Light Fantastic in Angriff
genommen, die wieder vom gleichen Filmteam in Zusammenarbeit mit dem Autor
entstanden waren.
Die DVD
Als Hogfather im Dezember 2006 bei SkyOne das erste
Mal gesendet wurde, war schon eine DVD für das Frühjahr 2007 angekündigt,
und im April wurde der Zweiteiler dann von 20th Century Fox und SkyOne
in England als DVD veröffentlicht. Es erschienen zwei Varianten: eine
limitierte von Terry Pratchett signierte Ausgabe in einem Digipack und
eine billigere Version in einem Keepcase mit Pappschuber - allerdings
befindet sich in beiden das gleiche 2-DVD-Set mit identischen Extras,
so daß man bei der "normalen" Version nichts verpaßt. Im November 2007
erschien außerdem eine Single-DVD ohne Bonusmaterial, auf die man trotz
des günstigen Preises zugunsten der interessanten Extras aber am besten
verzichten sollte.
Die hier rezensierte DVD von Hogfather ist die britische Doppel-DVD,
die bis auf ein paar kleine Einschränkungen bei der Bildqualität ganz ausgezeichnet ist. Am 20. Dezember 2007 ist Hogfather auch in Deutschland
als DVD von EuroVideo erschienen, allerdings habe ich diese Disc nicht
vorliegen und kann daher auch nicht sagen ob sich diese Version gegenüber
der britischen DVD Nachteile hat. Im Zweifelsfall, und vor allen Dingen
wenn man auf die sicher nicht besonders gut gelungen Synchronfassung verzichten
kann, kann man deshalb auf die englische DVD zurückgreifen, die auch ein
gelungeneres Coverdesign bietet.
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