Hogfather
Cover

23.12.2007 #430

von Guido Bibra

Titel Hogfather
Studio The Mob Film Co. / RHI Entertainment / SkyOne (2006)
Hersteller 20th Century Fox Home Entertainment (2007) EAN 5-039036-031752
DVD-Typ 2x9 (7,62 7,05 & GB) Bitrate ø 5,34 max. 9,0
Laufzeit 91:51 + 93:18 Minuten Kapitel 2x8
Regionalcode 2 (England) Case Amaray I Transp.
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.78:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch 2.0 Surround 192 kbit/s Englisch/Audiodeskription
Untertitel Englisch
Freigabe BBFC PG
Extras • 12 Days of Hogswatch
• Gallery
• Exclusive Deleted Scenes
• The Making of Hogfather

Der Film

Es ist Hogswatch auf der Discworld. Susan, die durch komplizierte familiäre Verstrickungen Tods Enkeltochter ist, aber eigentlich nur ein ganz normales Leben führen will, möchte als Gouvernante von zwei Kindern einer reichen Familie in Ankh-Morpork eigentlich nur einen ruhigen Abend vor dem Festtag genießen. Zu ihrem Erstaunen rutscht dann aber Tod mit seinem Diener Albert durch den Kamin, der den Job des verschwundenen Hogfathers übernommen hat. Ihr Großvater will ihr aber nicht erzählen, wo der wirkliche Hogfather geblieben ist, und so setzt Susan ihre geerbten Fähigkeiten ein um sich selbst auf die Suche nach dem bärtigen Mann im roten Mantel zu machen...

 


So brilliant wie Terry Pratchetts Fantasy-Satiren sind, so unverfilmbar sind sie eigentlich auch. Die Szenerie der Discworld, einer flache Welt, die von vier auf einer riesigen Schildkröte stehenden Elefanten getragen wird, ist für das Mainstream-Kino besonders in den USA viel zu eigenwillig, weshalb einige Versuche Pratchetts Romane zu verfilmen im Sand verlaufen sind. In den neunziger Jahren entstanden in England allerdings erstaunlich gut gelungene Zeichentrick-Adaptionen der Bücher Wyrd Sisters und Soul Music durch das rennomierte Trickfilm-Studio Cosgrove Hall, die den Segen des Autors bekamen, aber lange Zeit eine große Ausnahme blieben.

Fantasie wird zur Realität

Nachdem eine Hollywood-Verfilmung à la Lord of the Rings schon alleine wegen des sehr speziellen britischen Humors nie zustande gekommen war, begann sich um 2005 herum die britische Entertainment-Branche für Terry Pratchetts Ideen zu interessieren. Im Februar 2006 kam dann die überraschende Ankündigung, daß der britische Privatsender SkyOne zusammen mit RHI Entertainment und The Mob Film Co. Pratchetts Discworld-Roman Hogfather für eine Fernsehausstrahlung zu Weihnachten 2006 auf den Bildschirm bringen werden. Verantwortlich für die Umsetzung als Autor und Regisseur sollte der Filmemacher Vadim Jean sein, der die volle Unterstützung von Terry Pratchett erhielt.

Es sollte die erste Realfilm-Adaption einer Discworld-Geschichte werden - ein Unterfangen das der Autor nicht irgendjemandem anvertraute, sondern einem hervorragendem Team von Filmemachern und Produzenten. SkyOne ist als britischer Ableger des Murdoch-Konzerns eigentlich nicht für seine Eigenproduktionen bekannt, erwies sich aber als finanzkräftiger Auftraggeber genau richtig für eine relativ aufwendige Verfilmung. Die eigentliche Umsetzung wurde aber in die Hände der britischen Filmemachergruppe The Mob Film Co. gelegt, deren Mitbegründer, Autor und Regisseur Vadim Jean sich in den neunziger Jahren einen Namen mit kleinen Komödien wie Leon the Pig Farmer und The Real Howard Spitz einen Namen gemacht hatte. Mitproduziert wurde Hogfather von RHI Entertainment, der Firma von Robert Halmi Junior und Senior, die seit über dreißig Jahren für ihre ausgezeichneten Fernsehfilme und Serien bekannt geworden waren.

Es war einmal ein Buch...

Für die allererste Discworld-Realverfilmung hatte sich SkyOne nicht einen der frühen Romane von Terry Pratchett herausgesucht, sondern etwas, was für das Weihnachtsprogramm geeignet sein sollte: Hogfather wurde bereits 1996 veröffentlicht, war der zwanzigste Discworld-Roman und der Vierte in einer Reihe, deren Hauptfiguren Tod und seine Adoptivtochter Susan sind. Es ist vielleicht nicht gerade Material, das sich als idealer Einstieg in das Discworld-Universum anbieten würde, aber mit dem Schauplatz Ankh-Morpork, dem Auftritt der Zauberer von der Unseen University und vielen weiteren Elementen aus früheren Büchern besteht Hogfather doch aus den besten Komponenten der meisten Discworld-Geschichten und ist auch ohne Vorkenntnisse ohne weiteres genießbar.

Für die Drehbuchadaption war auch Regisseur Vadim Jean verantwortlich, während Terry Pratchett als "mucked about with by" im Vorspann genannt wurde. Ob das nur als Beruhigung für die Fans diente sollte oder tatsächlich hieß, daß der Autor mitbeteiligt war, wurde nie öffentlich erwähnt - aber eine freundliche und produktive Kooperation wird es schon gewesen sein, wenn man die erstaunlich originalgetreue Umsetzung der Vorlage bedenkt. Vadim Jean ist es gelungen, Terry Pratchetts unvergleichlichen Stil auch in seinem Drehbuch deutlich durchscheinen zu lassen, auch wenn viele unvermeidliche Kürzungen notwendig waren. Der Rotstift wurde so behutsam angesetzt, daß man den Eindruck bekommt, als ob Terry Pratchett selbst ein neues Treatment als Vorlage für das Drehbuch geschrieben hätte.

Dank einer großzügig ausgelegten Laufzeit von insgesamt drei Stunden halten sich die Zusammenstreichungen aber erfreulich in Grenzen und beschränken sich im Prinzip nur auf das Weglassen von einer handvoll Charakteren und für die Handlung nicht allzu wichtigen Subplots. Ansonsten wurde die Geschichte nur wenig gestrafft und während bei den Dialogtexten einige Kürzungen vorgenommen wurden, sind diese alle originalgetreu aus der Buchvorlage übernommen worden - dazugedichtet wurde kaum etwas, lediglich einige kleinere Einzelheiten wurden ergänzt. Auch wenn man die Romanvorlage gut kennt, sind die Kürzungen nicht so stark bemerkbar, weil sie sinnvoll und logisch gemacht wurden - etwas, womit sich manche andere Literaturverfilmungen nur selten schmücken können.

Die junge Lady und der Tod

Noch Schwieriger als die Transformation vom Roman zum Drehbuch war allerdings die Besetzung, denn es handelte sich zum Teil nicht um für diese Geschichte völlig neu erdachte Rollen, sondern alteingesessene Charaktere, die den Fans schon seit mehreren Büchern und durch viele Illustrationen bestens bekannt waren und deshalb mit entsprechender Vorsicht besetzt werden mußten. Dabei bewiesen die Filmemacher eine sehr hohe Treffsicherheit, die aber sicher auch mit Terry Pratchetts Mitwirkung bei den Vorbereitungen eine Menge zu tun gehabt hat - niemand kennt schließlich die Charaktere eines Buchs besser als der eigene Autor.

Die Hauptfigur in Hogfather ist eine junge Frau namens Susan mit einer besonderen Vergangenheit, deren Ursprung aus den zwei früheren Discworld-Büchern Mort und Soul Music stammt: sie ist Tods Enkeltochter und zwar größtenteils menschlich, wird aber doch gelegentlich in die Familiengeschäfte verwickelt, wenn ihr Großvater "unabkömmlich" ist. Für diese ungewöhnliche Rolle fanden die Filmemacher eine bemerkenswerte Besetzung: die fast unbekannte englische Theaterschauspielerin Michelle Dockery schafft es ihren Charakter so hervorragend auf den Punkt zu bringen, daß man sich kaum jemand anderen in dieser Rolle vorstellen kann. Mit genau der richtigen unterkühlten, aber resoluten und sympathischen Art spielt Michelle Dockery ihre Figur auf eine sehr lockere und natürliche Weise und macht Susan ganz nach Terry Pratchetts Vorlage zur wahren Heldin der Geschichte.

Tod ist auf der Discworld nicht in erster Linie ein Zustand oder ein Ereignis, sondern ein zwei Meter großes Skelett mit Umhang, Sense, Pferd... und viel Persönlichkeit. Er ist ein sehr vielschichtiger Charakter, der in jedem Discworld-Roman dabei ist und gar kein Bösewicht, sondern ganz im Gegenteil sehr sympathisch wirkt.Statt aus ihm einen computeranimierten Charakter zu machen, trafen die Filmemacher für Hogfather genau die richtige Entscheidung und setzten auf einen großen Schauspieler mit Totenkopf-Maske und langgliederigen Handprothesen, die aber so gut gestaltet wurden, daß sie erst gar keinen billigen Eindruck machen. Darunter steckte der holländische Schauspieler, Tänzer und Akrobat Marnix Van Den Broeke, der die schwierige Aufgabe hatte, sich zu den vorher aufgenommenen Dialogen zu bewegen - trotz der starren Maske gelang dies bemerkenswert gut, was aber nicht ohne einen passenden Sprecher möglich war.

Tods Stimme wurde in den Trickfilm-Serien von Christopher Lee übernommen, aber für Hogfather hatten die Filmemacher mit Ian Richardson einen ebenso brillianten Sprecher gefunden, der als vielseitiger Charakter-Darsteller Rollen von Sherlock Holmes über Shakespeare auf den britischen Bühnen bis zu den Polit-Fernsehthrillern House of Cards gespielt hatte und die Stimme von Tod tatsächlich "wie zufallende Sargdeckel" ganz nach Terry Pratchetts eigener Beschreibung klingen ließ. Dabei wurde völlig auf tontechnische Spielerein verzichtet, der Schauspieler ist ganz natürlich und ungefiltert zu hören und haucht damit im wahrsten Sinne des Wortes Tod eine Menge Leben ein. Leider war es einer von Ian Richardsons allerletzten Auftritten, denn im Februar 2007 war der Schauspieler völlig unerwartet verstorben.

Tods Diener und ein Killer

Tods Diener Albert hat in Hogfather eigentlich nur eine relativ kleine Nebenrolle, die für das Drehbuch auch nicht besonders erweitert wurde, aber offenbar auf Druck der Geldgeber mit einem britischen Star besetzt wurde. David Jason, einer der beliebtesten englischen Schauspieler, der in den achtziger Jahren hauptsächlich mit der Sitcom Only Fools and Horses bekannt geworden war, aber später auch mit ernsteren Rollen wie in der Kriminalserie A Touch of Frost großen Erfolg hatte, war gar keine schlechte Wahl für Tods zynischen, aber gutmütigen Sidekick Albert. Der Schauspieler hatte sichtliches Vergnügen an seinem Charakter, der ihm nach langer Zeit wieder die Chance gab eine komische Figur zu spielen. Erstaunlicherweise wurde aber gerade David Jason als Hauptdarsteller von Hogfather beworben, was besonders die Fans vor der ersten Premiere sehr verunsicherte - aber trotz der Werbekampagne wurde die Rolle gegenüber der Romanvorlage weder großartig erweitert noch umgeschrieben, sondern ganz im Gegenteil sehr originalgetreu umgesetzt.

Fast jede Discworld-Geschichte hat einen besonderen Antagonisten, mit dem Terry Pratchett klassische Bösewichte parodiert - in Hogfather ist es Mr. Teatime, ein psychopathischer Killer, der sogar der Gilde der Assassinen unheimlich ist. Diese nicht ganz einfache Rolle wurde von Marc Warren, einem vielbeschäftigten englischen Fernsehschauspieler übernommen, der sich an Johnny Depps Auftritt in Charlie and the Chocolate Factory orientiert hatte und dadurch etwas den Eindruck eines mörderischen Willy Wonka macht. Zwar ist die in der Romanvorlage so gar nicht erwähnte kindliche Stimme doch sehr gewöhnungsbedürftig, paßt aber erstaunlich gut zu Mr. Teatime, aus dem Marc Warren mehr als nur einen x-beliebigen Fiesling gemacht. Durch seine eindringliche Darstellung hätte der Schauspieler die schaurigen Kontaktlinsen eigentlich gar nicht nötig gehabt, aber ohne sie wäre der Charakter doch nicht ganz komplett.

Gauner und Zauberer

Die von Mr. Teatime angeheuerten Gauner wurden in der Filmumsetzung um zwei Figuren erleichtert, aber Peter Guiness als Medium Dave, Stephen Marcus als Banjo und Craig Conway als Chickenwire sind dennoch eine gelungene Repräsentation der liebenswerten Halunken-Bande, deren viele kleine Ticks und Nuancen nicht verloren gegangen sind. Für die Rolle des nervösen Zauberers Mr. Sideney konnte ein Discworld-Veteran engagiert werden: Nigel Planer ist nicht nur ein sehr aktiver britischer Schauspieler, Schriftsteller und Musiker, sondern hat viele der Hörbuch-Versionen von Terry Pratchetts Romanen gelesen. Nigel Planer hat den heruntergekommenen Magiers irgendwo zwischen Dummheit und Inkompetenz angesiedelt und ihn damit mehr als nur zu einer tragischen als komischen Nebenfigur gemacht.

Die Fakultät der Unseen University spielt in Hogfather eine große Rolle, weshalb die Besetzung der seit einigen Büchern bekannten Zauberer mit Spannung erwartet wurde - die Filmemacher haben auch hier nicht enttäuscht und genau die richtigen Schauspieler gefunden. Brian Blessed war einige Zeit als Archchancellor Ridcully im Gespräch, aber Joss Ackland ist eine noch bessere Wahl. Der britische Schauspieler mit einer über fünfzig Jahre reichenden Karriere scheint sich umfangreich über die Rolle des abenteuerlustigen Zauberers informiert zu haben und schafft es mühelos den in vielen Discworld-Geschichten auftretenden Mustrum Ridcully perfekt in Szene zu setzen.

Die Rollen von Ridcullys Kollegen wurden ebenso treffend gecastet: John Franklyn-Robbins als Dean, Timothy Batheson als der Lecturer in Recent Runes, John Boswall als Chair of Indefinite Studies und Roger Frost als der Bursar machen im Gegensatz zu ihrem fast modernen Erzkanzler genau den richtigen Eindruck von faulen Akademikern mit Vorlieben für Festessen und lange Nickerchen machen. Ed Coleman als Ponder Stibbons repräsentiert dagegen die nächste Generation von Zauberern und zeigt, daß es auch Studenten und Geeks in der Unseen University gibt - leider bekommt man von Ponders Kollegen in Hogfather nur am Rande etwas zu sehen.

Auch die ganz kleinen Nebenrollen wurden bemerkenswert gut besetzt - Nicholas Tennant und Richard Katz als Corporal Nobbs und Visit von der Stadtwache bewältigen die Herausforderung zwei aus anderen Büchern wohlbekannte Rollen in einem Mini-Auftritt darzustellen ganz hervorragend, und Tony "Baldrick" Robinson, der neben Nigel Planer einer der langjährigen Hörbuch-Leser der Discworld-Romane ist, wurde in einer Last-Minute-Besetzung als Ladenbesitzer Mr. Crumley engagiert. Rhodri Meilir spielt die leider etwas gekürzte Rolle des Oh God of Hangovers mit einem herrlich britischen Akzent und Sinead Matthews wurde als quirlige Tooth Fairy perfekt ausgewählt. Als Tüpfelchen auf dem I ist dann schließlich noch Terry Pratchett persönlich in einer kleinen Rolle als Spielzeugmacher zu sehen - ein kleines, fast kaum bemerkbares Vergnügen, das sich der Autor verdientermaßen gegönnt hat.

Die Discworld wird Realität

Die Discworld existiert seit langem schon nicht mehr nur in Form von Worten, sondern wurde schon seit langer Zeit auf Covern, Bildbänden und anderem Material illustriert. Dabei wurden nicht nur die Charaktere, sondern auch die Szenerie ausführlich dargestellt - 1993 erschien sogar eine detaillierte Karte von Ankh-Morpork und 1995 folgte eine Landkarte der gesamten Discworld. Genügend visuelle Vorlagen gab es also, die auch ausführlich genutzt wurden: die Storyboards für die Hogfather-Verfilmung zeichnete Stephen Briggs, der mit Terry Pratchett zusammen die Karten erstellt hatte, und auch Bernard Pearson, der sich mit seinen aufwendigen Skulpturen und Modellen einen Namen in der Discworld-Fanszene gemacht hatte, war an der Gestaltung mit beteiligt.

Mit einem für eine dreistündige Produktion ziemlich knappen Budget von sechs Millionen Pfund waren richtig aufwendige Szenerien von vorneherein ausgeschlossen, aber Vadim Jean und sein Team haben einen guten Kompromiß gefunden, der eine sehr stimmungsvolle und originalgetreue Umsetzung möglich gemacht hat - alles wurde in einem etwas kleineren und bescheideneren Stil inszeniert. Das pseudo-viktorianische Ankh-Morpork ist ganz hervorragend gelungen, wobei zwar Außenaufnahmen nur sehr sparsam eingesetzt werden, aber die liebevoll gestalteten Studiokulissen so detailreich in Szene gesetzt wurden, daß dies kaum auffällt. Auch die Unseen University wirkt nicht ganz so riesig wie man sich es vielleicht vorstellt, aber dafür wurde die Atmosphäre haargenau auf den Punkt getroffen und die vielen kleinen Details der Ausstattung, darunter der wunderbar verspielt gestaltete Discworld-Computer Hex, haben einen enormen Wiedererkennungswert.

Digitale Helfer

Einer der Gründe, weshalb es bis jetzt noch nicht zu einer Realverfilmung eines Discworld-Romans kam, waren die fehlenden Möglichkeiten der Special-Effects. Terry Pratchetts phantasievolle Szenerien lesen sich auf dem Papier ganz einfach und sind auch im Trickfilm-Bereich noch gut machbar, aber erst in den letzten Jahren wurde eine wirklich adequate Umsetzung von Pratchetts Ideen überhaupt erst möglich. Während Hogfather zwar eine der bodenständigere Discworld-Geschichten ist, konnten eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Szenen nur mit der Unterstützung von computeranimierten Effekten ordentlich realisiert werden.

Die Effekte wurden von der Londonder Moving Picture Company, einer der führenden britischen Studios auf diesem Gebiet, produziert, das sich trotz des eingeschränkten Budgets und der zeitlichen Einschränkungen große Mühe gab. Die Integration der Effekte ist hervorragend gelungen und nur selten auffällig, lediglich manche der Bluescreen-Aufnahmen, in denen Computeranimationen mit Realszenen kombiniert wurden, sehen ein wenig künstlich aus. Bemerkenswert ist jedoch die komplett im Computer erstellte Titelsequenz mit dem Flug um die gesamte Discworld, deren erster Versuch in den Trickfilm-Adaptionen für die damalige Zeit schon ganz bemerkenswert war, aber nun noch viel beeindruckender aussieht.

Festtags-Klänge

Während die beiden Trickfilm-Adaptionen von Cosgrove Hall eine mehr Folkmusik-orientierte Soundtrack zu bieten hatten, war für Hogfather alleine schon wegen der Geschichte nur eine klassische orchestrale Filmmusik die einzige Alternative. Dafür wandte sich Regisseur Vadim Jean an David A. Hughes, einen alten Bekannten, mit dem er schon bei zwei seiner früheren Filme zusammengearbeitet hatte. Hughes war als vielbeschäftigter Filmmusik-Komponist mit über fünfzehnjähriger Erfahrung mit Kino- und Fernsehproduktionen bestens für ein Projekt wie Hogfather geeignet, mußte aber auch die große Herausforderung bewältigen, eine Szenerie mit langer Vorgeschichte und großen Erwartungen angemessen zu vertonen.

Heraus kam schließlich eine ausgewachsene Filmmusik, die für eine Fernsehproduktion erstaunlich aufwendig und komplex geriet und nicht nur eine einfache Hintergrund-Berieselung wurde. Auf Popmusik wurde natürlich verzichtet, denn das hätte zur dieser Geschichte überhaupt nicht gepaßt, aber das musikalische Thema Weihnachten war natürlich nicht wegzudenken. Weihnachts- oder besser Hogswatch-Lieder sind nicht zu hören, aber insgesamt hat sich David A. Hughes an dem etwas düsteren Stil von Danny Elfmans Nightmare Before Christmas orientiert und viele gelungene Melodien komponiert, die viel zur stimmungsvollen, aber oft auch unheimlichen Atmosphäre beitragen und erstaunlich originell und frisch klingen.

You better watch out...

Lange hat es gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt: die Discworld hat endlich den Sprung in eine Realverfilmung geschafft. Trotz aller Bedenken und Sorgen um mögliche Falschinterpretationen und Fehlbesetzungen kann man Hogfather nur einen Erfolg auf der ganzen Linie bescheinigen - möglich war dies nur, weil Terry Pratchett nach langer Suche mit Vadim Jean und The Mob Film Company eine Gruppe von Filmemachern gefunden hatte, die die die Vision seiner phantasievollen Geschichten mit ihm teilten und in der Lage waren, sie gelungen in Szene zu setzen.

Ein sorgfältig adaptiertes Drehbuch, brilliante, ausgezeichnet ausgesuchte Schauspieler, eine beeindruckende Szenerie und eine solide Inszenierung machen Hogfather zu einer rundum gelungenen Verfilmung von Terry Pratchetts Romanvorlage, die sich auch nicht von einem etwas eingeschränkten Budget aufhalten ließ und nicht besser hätte sein können. Für Liebhaber von Terry Pratchetts Discworld-Geschichten ist diese Umsetzung ein gefundenes Fressen, und auch Gelegenheits-Zuschauer werden an Hogfather viel Freude haben, auch wenn ohne Vorkenntnisse manches nicht ganz so einfach zu verstehen sein dürfte.

Hogfather wurde am 17. und 18. Dezember 2006 in England bei SkyOne uraufgeführt und wurde zu einem großen Erfolg, auch wenn die Marketingkampagne zuerst nichts gutes befürchten ließ. Aber schon vor der Ausstrahlung konnte SkyOne mit einer Reihe von unterhaltsamen, gut produzierten Internet-Podcasts diese Zweifel zerstreuen und nach der Premiere waren sich Fans und Kritiker gleichermaßen einig, daß Hogfather als erste Discworld-Realverfilmung auf Anhieb hervorragend gelungen war - und sogar Terry Pratchett war als Autor rundum zufrieden.

Hogfather eröffnete auch die Möglichkeit von weiteren Verfilmungen, und schon kurze Zeit nach der Premiere wurde im Auftrag von SkyOne eine Adaption von Terry Pratchetts ersten zwei Discworld-Romanen The Colour of Magic und The Light Fantastic in Angriff genommen, die wieder vom gleichen Filmteam in Zusammenarbeit mit dem Autor entstanden waren.

Die DVD

Als Hogfather im Dezember 2006 bei SkyOne das erste Mal gesendet wurde, war schon eine DVD für das Frühjahr 2007 angekündigt, und im April wurde der Zweiteiler dann von 20th Century Fox und SkyOne in England als DVD veröffentlicht. Es erschienen zwei Varianten: eine limitierte von Terry Pratchett signierte Ausgabe in einem Digipack und eine billigere Version in einem Keepcase mit Pappschuber - allerdings befindet sich in beiden das gleiche 2-DVD-Set mit identischen Extras, so daß man bei der "normalen" Version nichts verpaßt. Im November 2007 erschien außerdem eine Single-DVD ohne Bonusmaterial, auf die man trotz des günstigen Preises zugunsten der interessanten Extras aber am besten verzichten sollte.  

Die hier rezensierte DVD von Hogfather ist die britische Doppel-DVD, die bis auf ein paar kleine Einschränkungen bei der Bildqualität ganz ausgezeichnet ist. Am 20. Dezember 2007 ist Hogfather auch in Deutschland als DVD von EuroVideo erschienen, allerdings habe ich diese Disc nicht vorliegen und kann daher auch nicht sagen ob sich diese Version gegenüber der britischen DVD Nachteile hat. Im Zweifelsfall, und vor allen Dingen wenn man auf die sicher nicht besonders gut gelungen Synchronfassung verzichten kann, kann man deshalb auf die englische DVD zurückgreifen, die auch ein gelungeneres Coverdesign bietet.

Cover

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Bild

Hogfather war die erste britische TV-Produktion, die komplett mit digitalen HDTV-Kameras gedreht wurde. Eingesetzt wurde dabei Arriflex neues D20-Modell, das einen Bildsensor von der größe eines Super35-Filmbilds besitzt und dadurch praktisch den gleichen Blickwinkel und Tiefenschärfe wie eine normale 35mm-Kameras ermöglicht. Das Bild dieser DVD macht daher kaum den Eindruck einer typischen sterilen Digitalkamera-Produktion, sondern sieht viel mehr wie eine ganz normale, sauber digitalisierte Filmabtastung aus.

Durch das digitale HD-Master ist Hogfather ein ausgezeichnetes Beispiel, wie gut eine DVD in Standard-PAL-Auflösung aussehen kann. Beeindruckend ist vor allem das besonders detailreiche Bild, das ohne Nachhilfe durch zusätzliche Filter eine außergewöhnlich riesige Menge von Einzelheiten erkennen läßt und dem Bild ein sehr plastisches und dreidimensionales Aussehen gibt. Weil auf eine künstliche Nachschärfung vollständig verzichtet wurde, macht das Bild auf den ersten Blick einen etwas weichen Eindruck, der aber nur entsteht weil man heutzutage an kräftige Schärfefilter gewöhnt ist und nicht an ein ganz natürlich aussehendes, ungefiltertes Bild.

Das Bild ist praktisch makellos und zeigt auch in den vielen dunklen Szenen keinerlei Anzeichen von Rauschen oder anderen Videoartefakten. Das Farbtiming wurde stark digital manipuliert und ist durchweg sehr gedämpft, und auch Kontrast und Helligkeit sind ziemlich düster - allerdings mit voller Absicht. Richtig knallige Farben hat diese DVD nicht zu bieten, aber dafür eine sehr stimmungsvolle Farbpalette, die hier exakt so wie von den Filmemachern gewünscht wiedergegeben wird.

Das hervorragende Bildmaster wird nur ein wenig durch das Authoring getrübt, das durch die lange Laufzeit von drei Stunden mit dem anspruchsvollen Material nicht ganz so gut klarkommt. Zwar sind größere Kompressionsartefakte trotz der sehr niedrigen durchschnittlichen Bitrate von deutlich unter 5 Mbit/s nicht zu sehen, aber dennoch macht sich auf vielen unscharfen Hintergründen ein leichtes Blockrauschen bemerkbar und bei schnellen Bewegungen löst sich das Bild zwar noch nicht in seine Einzelteile auf, wird aber für einen kurzen Moment sehr unscharf.

Ton

Hogfather hat als aktuelle Produktion auch eine dementsprechend moderne Tonspur zu bieten und wurde in Hinblick auf eine digitale Fernsehausstrahlung und die DVD-Veröffentlichung direkt in 5.1 abgemischt. Diese DVD besitzt nur englischen Ton, hat aber noch eine zweite Tonspur mit einer Audiodeskripton dabei.

Die 5.1-Tonspur kann mit einem sehr soliden Klang überzeugen, der zwar nicht mit einer aufwendigen Kinoabmischung konkurrieren kann, aber im Rahmen der Möglichkeiten eine sehr detailreiche Klangkulisse zu bieten hat. Der größte Teil des Raumklangs wird durch die breit abgemischte Musik erzeugt, die ohne künstlichen Hall auskommt und trotzdem sehr transparent und luftig klingt. Die Geräuschkulisse ist allerdings auch stark ausgeprägt und füllt die vordere Soundstage sehr gut aus, verzichtet aber bis auf eine kleine handvoll Szenen auf aufwendige Surroundeffekte. Die Dialogabmischung ist für eine Fernsehserie überraschend verspielt und beschränkt sich nicht nur auf den Center-Kanal, sondern weicht auch öfter auf die Seiten aus.

Die zweite Tonspur ist in 2.0 mit Surround-Matrixcodierung abgelegt und im Prinzip ein Downmix der 5.1-Version, enthält aber zusätzlich noch eine Audiodeskription für Sehgeschädigte, die offenbar von der britischen TV-Ausstrahlung stammt und gar nicht schlecht gemacht ist. Untertitel gibt es nur auf Englisch, die etwas an Genauigkeit vermissen lassen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial dieser DVD kann für eine Fernsehproduktion durchaus gut behaupten, auch wenn ein Audiokommentar die Dokumentationen auf der zweiten DVD noch gut hätte ergänzen können. Aber auch so bekommt man Extras mit einer Laufzeit von über 100 Minuten geboten, bei denen nicht nur Quantität, sondern auch Qualität im Vordergrund stehen. Auch das Menüdesign ist gelungen und fängt den Stil von Hogfather sehr gut ein.

Twelve Days of Hogswatch (53:16) ist eine Sammlung von zwölf Featurettes, die vor der Erstausstrahlung auf der Webseite von SkyOne veröffentlicht wurden und den Untertitel Death's Guide to the Discworld tragen. Darum handelt es sich dann auch: Tod, hier auch mit der Stimme von Ian Richardson und in Gestalt von Marnix van den Broeke, stellt in jeder Episode einen Aspekt der Scheibenwelt vor und spricht dabei mit Terry Pratchett und vielen anderen Leuten, die an der Herstellung der Hogfather-Verfilmung beteiligt sind. Eigentlich als Promotion-Material gedacht sind diese Mini-Featurettes aber auch für Insider sehr unterhaltsam, weil sie sehr gut produziert wurden und viel Spaß machen.

The Whole Hog - Making Terry Pratchett's Hogfather (46:47) ist die eigentliche Dokumentation dieser DVD und wirft einen umfassenden Blick hinter die Kulissen der Entstehung von Hogfather. Neben jeder Menge Aufnahmen von den Dreharbeiten kommen in vielen Interviews Autor Terry Pratchett, Regisseur Vadim Jean, Schauspieler Ian Richardson, David Jason, Marc Warren, Michelle Dockery, Nigel Planer und Tony Robinson sowie Special-Effects-Produzent Oliver Money zu Wort, die eine Menge über die Entstehung von Hogfather zu berichten haben und sich dabei nicht nur auf einfache Lobeshymnen beschränken.

Die Gallery ist in die Bereiche Behind the Scenes (10 Bilder), Characters (12 Bilder), Scenes (12 Bilder) und Sketches (30 Bilder) aufgeteilt, die zwar sehr gut bestückt und inhaltlich sehr interessant sind, aber wie so oft das Bildmaterial in ein unnötiges Rahmendesign stecken und dadurch viel zu klein abgebildet werden.

Die Deleted Scenes My Name is Bilious. I'm the Oh God of Hangovers (2:39), Death and Albert get a surprise (0:49) und Life to the unconquered sun (0:42) sind in guter anamorpher Bildqualität, aber mit teilweise noch nicht fertiggestellten Special-Effects zu sehen und füllen ein paar kleine Erklärungslücken in der Handlung.

Unter Trailers findet man leider keine von Hogfather, sondern nur von den Fox-DVDs A Night at the Museum, Eragon, The Simpsons Movie, und Rise of the Silver Surfer.

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