The Hound of the Baskervilles (1988)
Cover

13.12.2009 #476

von Guido Bibra

Titel The Hound of the Baskervilles (Der Hund von Baskerville)
Studio Granada / ITV (1988)
Hersteller Polyband (2004) EAN 4-006448-751340
DVD-Typ 5 (3,98 GB) Bitrate ø 5,21 max. 9,0
Laufzeit 101:15 Minuten Kapitel 12
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Amaray-Klon
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch
Untertitel Keine
Freigabe FSK 6
Extras • Audiokommentar von Sherlock-Holmes-Experte Michael Ross
• Infos zu Jeremy Brett und Arthur Conan Doyle
• Sherlock-Holmes-Edition Trailer
• Chronologie "Der Hund von Baskerville"

Der Film

Seit Generationen werden die Baskervilles von einem Fluch heimgesucht - zumindest glaubt dies Dr. Mortimer, ein Freund der Familie, die ihren Grundbesitz in einer verlassenen englischen Moorlandschaft haben. Eine örtliche Legende erzählt von einem geisterhaften Höllenhund, der im Moor sein Unwesen treibt und einst einen mittelalterlichen Vorfahren der Baskervilles getötet haben soll. Als Sir Charles, der letzte Statthalter, unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt und Spuren eines riesigen Hundes in der Nähe gefunden werden, wendet sich der ratlose Dr. Mortimer an Sherlock Holmes. Die Zweifel und Befürchtungen um die Legende von Baskerville sollen ausgeräumt werden, bevor der letzte noch lebende Erbe der Familie, der aus Amerika stammende Henry Baskerville, ihr auch noch zum Opfer fällt. Holmes ist zu beschäftigt, um sich vor Ort um den Fall kümmern zu können, schickt stattdessen aber Dr. Watson nach Dartmoor, um Sir Henry zu beschützen...

 


Wenn man den Namen Sherlock Holmes hört, ist oft der Name Baskerville nicht weit entfernt, denn The Hound of the Baskervilles hat von Arthur Conan Doyles Geschichten über den englischen Meisterdetektiv mit Abstand den größten Bekanntheitsgrad. Eigentlich hatte der Autor 1893 den Meisterdetektiv nach zwei Romanen und 24 Kurzgeschichten begraben, aber als er um die Jahrhundertwende herum von der Legende eines Geisterhundes in Dartmoor erfuhr, war er auf der Suche nach einem Protagonisten für einen dort spielenden Kriminalroman und Sherlock Holmes bot sich für die Idee besonders gut an. Nachdem sein Verleger und das Strand Magazine enthusiastisch auf eine neue Geschichte mit Sherlock Holmes reagierten, begann Arthur Conan Doyle The Hound of the Baskervilles zu schreiben.

The Hound of the Baskervilles war aber in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme im Holmes-Kanon, da die Geschichte ursprünglich ohne den Detektiv geplant war und Conan Doyle etwas zögerte, den Lieblingscharakter seiner Leser so einfach wieder zum Leben zu erwecken. Deshalb betonte er ausdrücklich, daß der Detektiv nicht wiederauferstanden sei und die Geschichte vor dem Tod des Detektivs stattfinden würde - etwas, was sich nach dem Erfolg des Buchs natürlich noch ändern sollte. So ist The Hound of the Baskervilles zwar eine waschechte Holmes-Geschichte, deren Handlung aber zur Hälfte praktisch ohne den Detektiv auskommt und stattdessen Doktor Watson, Conan Doyles Alter Ego, in den Vordergrund rückt, aus dessen Sicht der Plot wie immer erzählt wird. Obwohl auch viel Wert auf die richtige Atmosphäre und einen nicht geringen Grusel- und Horror-Hintergrund gelegt wird, ist The Hound of the Baskervilles auch eine der komplexesten Holmes-Geschichten, denn es tummeln sich eine knapp zweistellige Anzahl von Charakteren in der Handlung.

Auf den Hund gekommen

Trotz der komplexen Handlung und der längeren Abwesenheit von Sherlock Holmes wurde The Hound of the Baskevilles zu einem großen Erfolg und noch zu Arthur Conan Doyles Lebzeiten wurden die ersten Verfilmungen inszeniert, darunter eine mehrteilige Version in Deutschland. Insgesamt sind über zwanzig Kino- und Fernsehfassungen auf der ganzen Welt entstanden, die den Roman zu den meistverfilmtesten des Holmes-Materials machen. Am berühmtesten sind die Versionen mit Basil Rathbone und Nigel Bruce von 1939 und die Hammer-Verfilmung von 1959 mit Peter Cushing und Andre Morell, aber in den achtziger Jahren gab es zwei für den Fernsehbildschirm entstandene Fassungen: 1983 waren Ian Richardson als Sherlock Holmes und Donald Churchill als Doktor Watson auf den Spuren des Hundes und fünf Jahre später zogen auch Granada und ITV mit Jeremy Brett und Edward Hardwicke nach - diese Verfilmung wurde aber letztendlich nicht ganz das, was sich die Produzenten erhofft hatten.  

Ende 1987 hatte Granada mit The Sign of Four nach 24 einstündigen Folgen den ersten abendfüllenden Spielfilm produziert, der ein gelungener Beitrag zum hundertjährigen Jubiläum der ersten Holmes-Publikation war. 1988 wurde daraufhin die letzte Hälfte der zweiten Staffel mit dem Titel The Return of Sherlock Holmes fortgeführt, die noch aus vier Episoden und einem Abschlußfilm bestand, für den The Hound of the Baskervilles ausgewählt wurde. Leider war das knappe Budget schon nach der Produktion der vier einstündigen Episoden stark aus dem Gleichgewicht geraten, denn zwei davon sprengten mit aufwendigen und teuren Außenaufnahmen entgültig den ohnehin schwachen finanziellen Rahmen der Serie. Besonders betroffen war davon ausgerechnet The Hound of the Baskervilles, der als letzter Beitrag der zweiten Staffel entstand.

Granada in Geldnot

Während die eigentliche Inszenierung der Geschichte zwar nicht gefährder war, mußten doch einige Konzessionen an das geschrumpfte Budget gemactht werden. An den extensiven Außenaufnahmen ging aufgrund der Natur der Geschichte kein Weg vorbei, so daß an anderen Stellen gespart werden mußte. Als erstes fiel die Technik dem Budget zum Opfer, denn an eine teure Produktion im 35mm-Kinoformat war nun nicht mehr zu denken, so daß es genau wie bei den einstündigen Episoden bei 16mm blieb. Ein Nachteil war dies nicht unbedingt, da sich das Format trotz des viel kleineren Filmbilds schon früher als sehr praktisch erwiesen hatte und zwar keine so große Detailtreue ermöglichte, aber dennoch mehr als ausreichend war.

Gedreht wurde nicht in Dartmoor, das im Südwesten Englands liegt und zu weit weg von Manchester gewesen wäre. Stattdessen wurden die nur etwa zwei Autostunden vom Granada-Hauptquartier gelegenen North Yorkshire Moors ausgewählt, ein Nationalpark an der Nordostküste Englands, der eine genauso authentische Moorlandschaft wie Dartmoor bieten konnte. Dort gab es außerdem eine historische Dampf-Eisenbahnstrecke, die den Produzenten schon wohlbekannt war, weil dort schon zuvor gelegentlich Aufnahmen für frühere Episoden entstanden waren. Der fiktive Landsitz der Baskervilles wurde nicht als ausladendes Schloß, sondern als düsteres Herrenhaus gezeigt, für das in Staffordshire mit dem Heath House ein ausgezeicchneter Drehort mit wundervoll rustikalem Charme gefunden wurde. Weitere Innenaufnahmen fanden unter anderem in der Croxeth Hall in der Nähe von Liverpool statt, wo auch schon einmal eine frühere Episode gedreht wurde.

An einem enorm wichtigen Element taten die finanziellen Probleme der Produktion jedoch besonders weh: dem titelgebenden Hund, der angesichts der vielen populären früheren Verfilmungen eigentlich höchste Priorität hätte haben müssen, aber durch das verflossene Budget zur Enttäuschung wurde. Die Auftritte des Höllenhundes sind auf eine kleine handvoll Augenblicke beschränkt und wurden mit ganz rudimentären Rotoskop-Effekten versehen, die nicht sehr überzeugend aussahen - für die Nahaufnahmen kam außerdem ein animatronischer Hund zum Einsatz, der sich allerdings auch nicht als besonders furcherregend erwies.

Geschichten aus dem Moor

Für die Adaption von Arthur Conan Doyles Vorlage war Trevor Bowen verantwortlich, der schon zuvor zwei hervorragende Episoden geschrieben hatte und parallel zu Granadas Sherlock Holmes für die BBC an einer Miss-Marple-Reihe mit Joan Hickson gearbeitet. Sein Drehbuch ist vermutlich die originalgetreueste Umsetzung des Stoffs, denn soviel von Arhur Conan Doyles Roman ließ bisher keine andere Verfilmung intakt. Lediglich die in der Vorlage sehr ausführliche Suche nach dem Urheber des Drohbriefs und der Anschlag auf Sir Henry in London wurde gestrichen, wobei letzteres hauptsächlich wegen der damit notwendigen Straßenszene mit vielen Statisten wegfiel.

Die weitere Handlung wurde dagegen größtenteils unverändert übernommen und vor allen Dingen wurden alle Charaktere originalgetreu umgesetzt. Lediglich das Finale findet ohne Inspektor Lestrade, aber dafür mit Dr. Mortimer statt, während sonst kaum etwas weggelassen und nur eine handvoll Szenen neu geschrieben wurden. Als Regisseur wurde diesmal wieder ein relativ neues Mitglied im Produktionsteam ausgesucht: Brian Mills war erst kurz zuvor für die gelungene Episode Silver Blaze verantwortlich und war zwar nicht als großer Kinoregisseur bekannt, aber ein langjähriger Granada-Mitarbeiter, der schon seit Ende der sechziger Jahre zahllose Fernsehfilme und -Serien inszeniert hatte.

Watsons grosser Auftritt

The Hound of the Baskervilles war offenbar nicht ganz ohne Grund als letzter Film der zweiten Staffel eingeplant worden, denn Sherlock Holmes ist auch in Trevor Bowens Version nur in der Hälfte der Geschichte anwesend. Das bedeutete eine geringere Belastung für den gesundheitlich schwer angeschlagenen Jeremy Brett, der in The Hound of the Baskervilles etwas krank und gealtert aussieht, aber schauspielerisch immer noch genauso brilliant wie zuvor war. Sein Sherlock Holmes wirkt in diesem Film aber noch etwas exzentrischer und unberechenbarer als in den früheren, was auch ein wenig aus der Romanvorlage herauslesbar ist und zur düsteren Atmosphäre ausgezeichnet paßt. Ganz aus der Welt ist Holmes allerdings nicht, denn Jeremy Brett taucht hin und wieder in manchmal nicht ganz logisch erscheinenden Inserts auf, die im Laufe der Handlung verstreut sind. Erfreulich ist auch, daß man auch bei dieser Verfilmung nicht der Versuchung erlegen ist, Holmes in sein bekanntes Deerstalker-Outfit einzukleiden, in dem Jeremy Brett auch in der Serie nur äußerst selten zu sehen ist.

Die Granada-Version von The Hound of the Baskervilles hat den unschätzbaren Vorteil, mit Edward Hardwicke einen der besten Dr. Watsons der Film- und Fernsehgeschichte zu haben, der hier seinen größen Auftritt innerhalb der gesamten Serie hat. Während in vielen Verfilmungen des Romans Watson gerne als ältlicher Tölpel dargestellt wird - eine rühmliche Ausnahme ist die Version mit Peter Cushing und Andre Morell -, nimmt Watson hier exakt wie im Buch den Fall in die Hand und bleibt nicht nur ein passiver Beobachter. Hardwicke, der auch in den Serien-Episoden schon immer sehr effektiv war, spielt in The Hound of the Baskervilles seine Rolle besonders gelungen und bringt Dr. Watson damit entgültig aus dem Schatten von Holmes hervor - daran kann auch die triumphale Rückkehr von Jeremy Brett nach über fünfzig Minuten Abwesenheit nichts ändern.

Die Einwohner von Dartmoor


The Hound of the Baskervilles ist für jeden Filmemacher eine große Herausforderung bei der Besetzung, denn mit einer fast zweistelligen Anzahl von Nebenrollen ist beim Casting jede Menge Fingerspitzengefühl gefragt. Bei der Granada-Verfilmung wurde aber ein hervorragender Spürsinn bewiesen, der auch schon bei den früheren Serien-Episoden zu spüren war. Für Henry Baskerville wurde mit Kristoffer Tabori ein US-Schauspieler engagiert, der die Rolle allerdings nicht als braungebrannten Cowboy spielt, sondern als völlig normalen Durchschnitts-Amerikaner, der auch keinen allzu übertriebenen Akzent spricht. Tabori, der Sohn des Regisseurs Don Siegel, war in den siebziger und achtziger Jahren in vielen Nebenrollen im Kino und im Fernsehen zu sehen, spielte seine erste Hauptrolle aber erst in der britischen TV-Serie London Embassy - für die war auch Drehbuchautor Trevor Bowen tätig, der den Schauspieler wahrscheinlich daher für The Hound of the Baskervilles vorgeschlagen hatte.

Genauso wichtig wie Sir Henry ist der oft vernachlässigte Dr. Mortimer, der in vielen Verfilmungen unter dem Watson-Syndrom leidet und auch als etwas schusseliger, älterer Mann dargestellt wird. Granada hat sich aber auch bei dieser Rolle an die Vorlage gehalten und aus Mortimer einen jungen, enthusiastischen Landarzt gemacht. Für ihn wurde der junge schottische Schauspieler Neil Duncan engagiert, der zuvor bisher nur in der britischen Fernsehserie Taggart eine Nebenrolle gespielt hatte und in The Hound of the Baskervilles seine ersten größeren Auftritt hatte - das ließ er sich aber nicht anmerken und spielte seine Rolle auf eine sehr lockere und sympathische Weise. Dr. Mortimer ist in Granadas Version der Geschichte etwas mehr präsent als in anderen Fassungen - er ist öfter an der Seite von Dr. Watson zu sehen und spielt auch im Finale eine größere Rolle.

Ebenfalls gekonnt besetzt wurde auch Jack Stapleton mit dem vielbeschäftigten englischen Schauspieler James Faulkner, der die schwierige Rolle genau auf den Punkt bringen konnte und gekonnt mit den Sympathien des Zuschauers spielt. Beryl Stapleton wurde auch vorlagengetreu nicht mit einer blonden Schönheit, sondern mit einer dunkelhaarigen Schauspielerin namens Fiona Gilles besetzt, die der Beschreibung einer Spanierin sehr gut entspricht und ihre Rolle überraschend intensiv, aber immer noch ganz natürlich spielt, obwohl es ihr Fernsehdebüt ist. Unauffällig, aber trotzdem gelungen wurden die Barrymores mit Ronald Pickup und Rosemarie McHale besetzt, beide langjährige Veteranen der britischen Fernsehbranche.

Der Fluch der Baskervilles 


Granada mag sich am Hound of the Baskervilles etwas die Zähne ausgebissen haben, aber so schlecht wie Produzent Michael Cox und auch Jeremy Brett ihre Verfilmung später oft Darstellten, ist der Film wirklich nicht. Die düstere Atmosphäre, die wundervollen Aufnahmen der Moorlandschaft und die hervorragenden Schauspieler machen diese Version von Arthur Conan Doyles Geschichte zu einer gelungenen Adaption, die nur oft kritisiert wird, weil ihr die reißerischen Elemente der anderen Verfilmungen fehlen. Statt einem auf Grusel fixierten Horror-Kracher ist der Film ein sorgfältig inszeniertes Drama mit stark ausgeprägten Charakteren geworden, das nicht besser in die Reihe der Holmes-Verfilmungen von Granada passen könnte.

Leider waren die Reaktionen nach der Erstausstrahlung bei ITV im Dezember wegen der hohen Erwartungen sehr gemischt und teilweise auch richtig negativ, während nur wenige die originalgetreue Inszenierung und die Schauspieler lobten. Granadas Sherlock Holmes hatte einen empfindlichen Dämpfer bekommen, der unter anderem auch dazu führte, daß längere Zeit keine neuen Episoden mehr produziert wurden. Stattdessen hatten sich Jeremy Brett und Edward Hardwicke aber mit dem vom Serien-Autor Jeremy Paul verfaßten Stück The Secret of Sherlock Holmes auf die Theaterbühne zurückgezogen und spielten dort über ein Jahr lang, bis Ende 1990 die Arbeiten an neuen Episoden der Serie beginnen konnten. So war The Hound of the Baskervilles der letzte neue Fernsehauftritt von Jeremy Brett und Edward Hardwicke als Sherlock Holmes und Dr. Watson für fast zwei Jahre.

Im Gegensatz zu den letzten vier Episoden der zweiten Staffel The Return of Sherlock Holmes scheint The Hound of the Baskervilles in Deutschland noch vom DDR-Fernsehen synchronisiert worden zu sein, denn mit Peter Hladik übernahm die Stimme von Jeremy Brett das letzte Mal ein ursprünglicher Sprecher aus der Serie. Ob der Film dann auch wirklich gesendet wurde ist unbekannt, aber bei den öffentlich-rechtlichen West-Sendern war er nie zu sehen und tauchte erst im Laufe der neunziger Jahre bei den Privaten auf und wurde leider nie im Zusammenhang mit der Serie gezeigt.

Die DVD

Genauso wie die anderen vier Granada-Langfilme wurde auch The Hound of the Baskervilles noch vor der Veröffentlichung der Serie in Deutschland von Polyband herausgebracht und ist sowohl in einem Boxset als auch einzeln erhältlich. Die Bildqualität ist wegen der 16mm-Quelle nicht ganz so brilliant wie beim Vorgänger The Sign of Four, aber dennoch nicht schlechter als bei der im gleichen Format produzierten Serie, aber im Gegensatz zur britischen DVD hat Polyband ein interessantes Extra, einen Audiokommentar mit Sherlock-Holmes-Experte Michael Ross, produziert.

Cover

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Bild

Im Gegensatz zum vorherigen Langfilm The Sign of Four hatte Granada aus Kostengründen The Hound of the Baskervilles wieder auf 16mm produziert, wodurch die Bildqualität dieser DVD nicht ganz an den ersten Film herankommen kann, aber in etwa den neueren Bildmastern der Serie entspricht. Offenbar hat Polyband schon das überarbeitete Master von Granada bekommen können, das erst ein Jahr später 2005 in England als DVD erschienen war.

Im Gegensatz zum vorherigen Langfilm The Sign of Four hatte Granada aus Kostengründen The Hound of the Baskervilles wieder auf 16mm produziert, wodurch die Bildqualität dieser DVD nicht ganz an den ersten Film herankommen kann, aber in etwa den neueren Bildmastern der Serie entspricht. Offenbar hat Polyband schon das überarbeitete Master von Granada bekommen können, das erst ein Jahr später 2005 in England als DVD erschienen war.

Die Filmvorlage erschreckt zuerst mit ein paar Sekunden starken Beschädigungen, die aber schnell verschwinden - danach sind Kratzer, Fussel oder andere Verunreinigungen aber nicht mehr zu sehen. Ständig präsent ist dagegen die Filmkörnigkeit, die ganz typisch für eine 16mm-Produktion ist und zum Glück nur in wenigen Szenen etwas herausgefiltert wurde, aber ansonsten unangetastet geblieben ist.Dadurch macht das Bild einen sehr filmähnlichen und natürlichen Eindruck und läßt erst gar keine Video-Atmosphäre aufkommen. Die Farben werden perfekt wiedergegeben und auch Kontrast und Helligkeit sind in den vielen dunklen Szenen so gut ausbalanciert, daß man immer noch viel erkennen kann.

Die Schärfe ist nur auf einem durchschnittlichen Niveau, das aber ganz normal für eine 16mm-Produktion ist. Die Detailtreue wird deutlich sichtbar durch die Auflösung des Filmmaterials und nicht durch die Abtastung begrenzt und ein zusätzlicher Schärfefilter wurde nur sehr vorsichtig eingesetzt. Der Bildstand verhält sich meistens unauffällig, aber gelegentlich ist noch die alte 16mm-Krankheit der ruckenden Klebestellen etwas zu sehen, was aber nur bei sehr genauem Hinschauen überhaupt auffällt.

Obwohl der 101-minütige Film auf nur einen DVD-Layer gepreßt wurde, macht sich die Kompression überhaupt nicht bemerkbar, denn die Bitrate pendelt je nach Szene zwischen 1,5 und 8,5 Mbit/s, wodurch nur in ganz wenigen Szenen minmale Artefakte auftreten. Im Gegensatz zu The Sign of Four sind hier keine schwarzen Abdeckungen im Overscan-Bereich zu sehen, so daß das Bild das 1.33:1-Frame vollständig ausfüllt.

Ton

Da es 1988 in England noch keinen Stereoton bei Fernsehausstrahlungen gab, wurde The Hound of the Baskervilles noch in Mono abgemischt. Polyband hat für die deutsche DVD keine Neuabmischungen erstellt, aber beide Tonspuren leicht in künstliches Stereo aufgezogen.

Der englische Originalton hört sich ungefähr so wie die Serien-Episoden von The Return of Sherlock Holmes an. Die Stimmen klingen sehr natürlich und sind immer gut verständlich, während Geräusche und Musik auch eine sehr gute Qualität mit ausgewogenen Bässen und Höhen haben, bei der allerhöchstens die für einen TV-Mix etwas eingeschränkte Dynamik auffällt. Ärgerlich ist jedoch der Versuch, die Tonspur mit einer leichten Phasenverschiebung in eine Art Fake-Stereo zu zwängen - wenn man keine Möglichkeit hat, den Receiver auf Mono umzustellen, wird man sich leider über ein deutliches Übersprechen außerhalb des Center-Kanals bei ProLogic-Wiedergabe ärgern müssen.

Die deutsche Tonspur hört sich im Gegensatz zu The Sign of Four praktisch genausogut an wie die englische Fassung und hat nur leichte Einschränkungen im Frequenzumfang und bei der Dynamik. Zwar hören sich die deutschen Stimmen etwas steril an, haben aber keine wirklich starke Tonstudioatmosphäre und sogar die Geräusche sind von der Lautstärke her genau richtig in die Abmischung eingebettet worden.

Untertitel gibt es leider keine auf dieser DVD, was besonders für nicht-englischsprachige Zuschauer schade ist, die so keine Chance haben zumindest den Klang der Stimmen der viel besseren Originalfassung mitzubekommen.

Bonusmaterial

Das einzige Extra auf dieser DVD außer einer handvoll Texttafeln ist der deutschsprachige Audiokommentar mit Sherlock-Holmes-Experte Michael Ross. Die Kommentarspur wirkt etwas trocken und akademisch, hat aber trotzdem einen sehr hohen Informationsgehalt, der auch für Holmes-Kenner nicht uninteressant sein dürfte. Man erfährt sehr viel über die Schauspieler und einige faszinierende Details über die Dreharbeiten, wobei sich Ross dabei hauptsächlich auf das Buch von Produzent Michael Cox gestützt hat und so keine wirklich großen Enthüllungen zu bieten hat. Trotzdem ist der Wert des Audiokommentars angesichts der Abwesenheit weiterer Extras nicht zu unterschätzen und eine hervorragende Idee von Polyband gewesen.

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