Der Film
John Dortmunder (Robert Redford) ist gerade erst aus dem Knast entlassen worden und schon bringt ihn seinen Halbbruder Andrew Kelp (George Segal) auf dumme Gedanken: Rehabilitation kommt nicht in Frage, dafür aber ein Job für Profis: ein Diamant soll gestohlen werden. Das ist an und für sich nicht ungewöhnlich, aber dabei handelt es sich um den Sahara-Stein, um den sich seit langem zwei Afrikanische Länder seit Generationen streiten. Dr. Amusa (Moses Gunn) ist Uno-Repräsentant einer dieser Länder und ist sicher, daß der Streit durch diplomatische Mittel gelöst werden kann - aber für den Fall der Fälle hätte er den Stein doch lieber ohne Umwege im Besitz seines Landes. Trotz großer Bedenken nimmt Dortmunder den Job an und versucht zusammen mit Kelp, Autospezialist Stan Murch (Ron Liebman) und Sprengstoffexperte Alan Greenberg (Paul Sand) den Diamanten aus einem Museum zu befreien, was zuerst gelingen zu scheint - aber dann müssen sie ihr Diebesgut wieder und wieder stehlen...
Eigentlich wollte Krimiautor Donald Westlake einen weiteren Roman mit seinem knallharten Gauner Parker schreiben, aber als sich immer mehr Humor in die Geschichte einschlich, hatte sich der Autor entschlossen, einen neuen Helden zu erfinden. So hatte 1970 John Dortmunder, seines Zeichen ein Pechvogel von einem Gauner, in The Hot Rock das Licht der Welt erblickt und schon bald den Sprung auf die Kinoleinwand geschafft . Schon zuvor waren einige seine Romane verfilmt worden - John Boorman hatte 1967 Point Blank mit Lee Marvin auf Basis von Westlakes The Hunter inszeniert und 1968 war The Split mit Jim Brown aus dem Roman The Seventh entstanden, aber diese Filme hatten seinen Hauptcharakter Parker umbenannt und die Handlung recht stark verändert.
Kurz nach dem Erscheinen von The Hot Rock hatten aber 20th Century Fox und die Produzenten Hal Landers und Bobby Roberts die Filmrechte des Romans gekauft und diesmal schaffte es Donald Westlakes Story größtenteils originalgetreu auf die Leinwand. Peter Yates, der in den sechziger Jahren als TV-Regisseur für Serien wie The Saint und Danger Man gearbeitet und mit dem Kriminalthriller Bullitt seinen großen Durchbruch hatte, wurde die Regie des Films anvertraut. Das Drehbuch schrieb mit William Goldman auch ein relativer Newcomer, der mit Butch Cassidy and the Sundance Kid gerade einen der beeindruckensten Spätwestern der sechziger Jahre verfaßt und zuvor mit Harper auch schon Erfahrungen im Krimi-Genre gesammelt hatte.
Die Suche nach einem passenden Hauptdarsteller war nicht allzu schwierig, denn William Goldman hatte mit Robert Redford, einem der Stars von Butch Cassidy and the Sundance Kid, schon einen perfekten Kandidaten. Redford, der in den sechziger Jahren mehr auf die Rolle des blonden Schönlings abonniert war, hatte in der Rolle eine willkommene Chance gesehen, einmal einen völlig anderen Charakter zu spielen und sich von seinem früheren Stereotyp zu noch weiter zu lösen. John Dortmunder, der sympathische, aber erfolglose Gauner mit schlauen Ideen war ideal für den Schauspieler, der die Rolle auf seine unnachahmliche, etwas linkische und zynische Art spielte, die in seinen späteren Filmen noch öfter zum Einsatz kam. Es scheint so, als ob Donald Westlake die Rolle schon in seiner Romanvorlage mit Robert Redford im Sinn geschrieben hätte, denn der Schauspieler ist der perfekte John Dortmunder.
Den Filmemachern wäre ein besonderer Coup gelungen, wenn sie Dortmunders Kumpan Kelp mit Paul Newman hätten besetzen können, aber das war erst George Roy Hill ein Jahr später mit The Sting gelungen. Stattdessen wurde die Rolle mit dem vielbeschäftigten George Segal besetzt, der schon eine viel längere Karriere als Robert Redford hinter sich hatte und schon in vielen Hauptrollen auf den Kinoleinwänden zu sehen war, aber sich erst seit Anfang der siebziger Jahre als Komödiant versucht hatte. Segal spielt Kelp ein bißchen übertrieben, aber auch schon in der Buchvorlage ist die Figur etwas übergeschnappt und so paßt die Darstellung im Film ganz hervorragend.
Die andere Hälfte der Diebesbande wurde mit zwei relativ unbekannten Schauspielern besetzt, die aber gegenüber ihren berühmteren Kollegen um kein bißchen schlechter spielen und beide aus dem Umfeld der Chicagoer Second City-Komödiantenschmiede kamen. Ron Leibman spielte Stan Murch, den autoverrückten Fahrer der Bande, als übercoolen, kaugummikauenden Hipster, der zwar in der Handlung nicht besonders viel zu tun hat, aber trotzdem seine typischen Markenzeichen aus der Buchvorlage mitbringt. Paul Sands Alan Greenberg ist dagegen ein viel integralerer Bestandteil der Handlung und gab dem Schauspieler viel mehr Möglichkeiten, den hyperaktiven, aber lakonischen Gauner ganz hervorragend zu spielen.
Zwei weitere Nebenrollen stehlen den Hauptdarstellern aber beinahe die Show. Moses Gunn spielt den immer korrekten, manchmal genervten und gelegentlich amüsierten Auftraggeber Dr. Amusa völlig ernst und geradlinig, aber nicht ohne eine gute Portion Ironie. Trotz seiner relativ kurzen Auftritte ist Moses Gunn dadurch eins der vielen Highlights des Films, wird aber dennoch von dem großartigen Zero Mostel als schmieriger Anwalt Abe Greenberg an die Wand gespielt. Mostels kleine, aber effektive Nebenrolle ist übertrieben, theatralisch, aber gerade deshalb brilliant und schon fast eine kleine Naturgewalt. Die intensiven Auftritte von Moses Gunn und Zero Mostel sind zwar relativ kurz gehalten worden, aber dadurch praktisch das Tüpfelchen auf dem I einer rundum gelungenen Besetzung.
William Goldman Drehbuchadaption von Donald Westlakes Buchvorlage ließ den grundlegenden Plot intakt und konzentrierte sich vor allem auf den satirischen Aspekt, daß Dortmunder und seine Bande den titelgebenden Diamanten gleich mehrmals stehlen müssen. Allerdings war Dortmunders Team von ursprünglich fünf auf vier Leute verkleinert worden, dafür konnten aber Dortmunder, Kelp, Greenberg und Murch umso genauer charakterisiert werden. William Goldman hatte außerdem Greenbergs Anwalt zu seinem Vater gemacht und der Geschichte damit noch einen zusätzlichen Kniff verliehen. Der Schluß des Plots wurde für den Film etwas abgekürzt, aber auch William Goldmans Version bleibt dem satirischen Ton der Vorlage treu und ließ sogar das Ende etwas offen, um eine Fortsetzung möglich zu machen. Viele der knackigen Dialoge stammten von Donald Westlake, der inoffiziell auch selbst am Drehbuch mitgearbeitet hate.
Peter Yates ließ sich nicht lumpen und hatte The Hot Rock als handfesten, dicht choreographierten Thriller mit einigem Aufwand inszeniert. Gedreht wurde ausschließlich in New York an Originalschauplätzen mit viel Lokalkolorit, was dem Film eine sehr bodenständige und reale Atmosphäre gab. Insbesonders der Hubschrauber-Flug durch die Wolkenkratzer-Schluchten von Manhattan ist nicht nur besonders beeindruckend, sondern auch ein interessantes Zeitdokument, da mehrmals das im Bau befindliche World Trade Center zu sehen ist. Praktisch der gesamte Film wurde On Location gedreht, sogar der eigentliche Diebstahl konnte im wirklichen Brooklyn Museum gedreht werden und wirkt wie eine liebevoll gemeinte Satire auf klassische Heist-Filme wie Rififi oder Topkapi.
Einen ganz besonderen lässigen Schwung erhält The Hot Rock durch eine Soundtrack, die ganz gegen den üblichen Hollywood-Trend einer bombastischen orchestralen Begleitung ging und dem Jazz-Musiker Quincy Jones anvertraut wurde, der sich seit Mitte der sechziger Jahre auch einen Namen als Filmkomponist gemacht hatte. Für The Hot Rock hatte er eine seiner ungewöhnlicheren Scores geschrieben, die einen kräftigen, bläserlastigen Jazz-Sound hatte, der direkt aus einem Keller in Brooklyn zu kommen schien. Außer dem lässig swingenden Hauptthema kamen auch einige sehr perkussionslastige Rhythmus-Stücke zum Einsatz, die die afrikanisch Herkunft des Diamanten symbolisieren und vielen Szenen eine bemerkenswerte Eigendynamik geben.
The Hot Rock, in Deutschland unter dem dümmlichen Titel Vier Schräge Vögel bekannt, gehört zu den vielen Filmen aus den siebziger Jahren, die zu ihrer Premiere ein recht großer Erfolg waren, aber dann von ihren Quasi-Nachfolgern überschattet werden. The Hot Rock war für Robert Redford ein weiteres Karrieresprungbrett und diese vergnügliche Heist-Komödie wurde schon ein Jahr später von George Roy Hills The Sting verständlicherweise überschattet, hat aber trotzdem nicht viel von der ursprünglichen Faszination verloren. Durch die realitätsnahe Inszenierung auf den Straßen von New York wirkt der Film vielleicht heute etwas wie ein angestaubtes Zeitdokument, hat aber dadurch seinen ganz eigenen Charme und ist deswegen nicht weniger spannend und humorvoll.
The Hot Rock war nicht der letzte Auftritt von Donald Westlakes John Dortmunder, aber der einzige mit Robert Redford in dieser Rolle. Westlake hatte nach The Hot Rock noch vierzehn weitere Romane mit Dortmunder und seinem Kumpanen als Hauptfiguren geschrieben, von denen es auch einige bis auf die Kinoleinwände geschafft hatten - bis auf wenige Ausnahmen wurden die Geschichten aber stark umgekrempelt und die Charaktere umbenannt. 1974 kam der Hot Rock-Nachfolger Bank Shot mit George C. Scott als Walter Upjohn Ballentine in die Kinos, 1982 kehrte Dortmunder noch einmal mit seinem eigenen Namen, gespielt von Paul Le Mat, in Jimmy the Kid zurück, aber Why Me? von 1990 mit Christopher Lambert und What's The Worst That Could Happen? von 2001 mit Martin Lawrence hatten sich Dortmunder wieder namentlich entledigt. Keiner dieser Filme konnte aber die Finesse und Leichtigkeit des Originals erreichen und so bleibt Peter Yates' The Hot Rock auch heute noch die beste Verfilmung von Donald Westlakes Dortmunder-Abenteuern.
Die DVD
Lange Zeit war The Hot Rock wie vom Erdboden verschluckt und nur selten als mitternächtliche Fernsehausstrahlung oder mies aussehende Pan&Scan-VHS-Kassette zu sehen. Erstaunlicherweise hatte sich 20th Century Fox 2003 plötzlich entschieden, den Film in den USA endlich als DVD herauszubringen, die zwar bis auf einen Trailer keinerlei Extras besaß und einen akzeptablen, aber nicht ganz unproblematischen Transfer hatte. Gegenüber den bisher zu sehenden Versionen war die DVD allerdings eine riesige Verbesserung und eine willkommener Zugang aus der Liste von Filmen aus den siebziger Jahren, mit deren DVD-Veröffentlichung man niemals gerechnet hätte.
The Hot Rock ist allerdings nur in den USA und in Europa nur in Spanien als DVD erschienen, aber trotz der leichten Probleme des Transfers kann man die US-DVD dennoch guten Gewissens kaufen. Eine deutsche Ausgabe oder sogar eine Blu-Ray dürfte aufgrund der relativen Obskurität des Films kaum in Sicht sein, denn es grenzt schon an ein Wunder, daß es die vorhandenen DVDs überhaupt gibt.
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Bild
Als Film vom Anfang der siebziger Jahre hat The Hot Rock es wegen dem damals verwendeten schwierigen Filmmaterial nicht leicht und 20th Century Fox hatte sich mit dem DVD-Transfer keine wirklich große Mühe gemacht. De Bildqualität kann nur auf den ersten Blick halbwegs überzeugen, hat bei genauerer Betrachtung aber einige ärgerliche Defizite.
Bei der Abtastung wurde offenbar auf ein gründliches digitales Cleanup verzichtet, denn besonders der Vor- und Abspann sind zahlreiche Verschmutzungen, aber keine starken Beschädigungen zu sehen. Im Laufe des Films reduzieren sich die Dropouts zwar deutlich, stechen aber gelegentlich doch noch ins Auge. Filmkörnigkeit ist erstaunlich wenig zu sehen, aber der Transfer macht nicht den Eindruck, übermäßig mit einem Rauschfilter bearbeitet worden zu sein. Die Schärfe ist nicht nur für einen Film dieses Alters überdurchschnittlich gut, aber es wurde auch etwas mit einem Edge-Enhancement-Filter künstlich nachgeholfen, der zum Glück keinerlei Doppelkanten hinterlassen hat.
Während die leichten Verschmutzungen noch erträglich sind, ist der Bildstand dagegen ein großes Problem, denn die Abtastung leidet unter einem konstanten, rhythmischen Ruckeln des gesamten Filmbilds. Bei beweglicher Kamera fällt dies nicht allzu stark auf, aber bei statischen Einstellungen ist das starke horizontale Schwanken schon auf kleinen Bildschirmdiagonalen unangenehm bemerkbar. Eine große Stärke des Transfers sind dagegen die kräftigen und natürlichen Farben, die den Film nur halb so alt aussehen lassen, wie er wirklich ist. Der 100 Minuten lange Film wurde erstaunlicherweise auf zwei DVD-Layer aufgeteilt, wodurch eine fast konstante Bitrate von 9 Mbit/s möglich war, die erst gar keine Kompressionsartefakte aufkommen läßt.
Es ist schade, daß der ansonsten ganz ordentliche Transfer mit dem Bildstandproblem zu kämpfen hat, aber immerhin ist diese DVD trotzdem noch sehr gut anschaubar und präsentiert den Film vor allem in seinem ursprünglichen Panavision-Originalformat, in dem er seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen war.
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Ton
Fox hat The Hot Rock mit gleich zwei englischen Tonspuren ausgestattet, der ursprünglichen Mono-Abmischung und einer Stereo-Surround-Fassung, die allerdings kein diskreter Mix, sondern ein künstlicher Upmix ist.
Die Mono-Abmischung wurde den Umständen entsprechend ausgezeichnet restauriert und hat den typischen, dichten Sound eines 70er-Jahre-Films zu bieten. Zwar sind Frequenzgang und Dynamik altersbedingt etwas eingeschränkt, aber besonders Quincy Jones' Musik kann mit einem sehr satten Klang aufwarten, der sich allerdings mit Absicht etwas trocken, aber genauso wie die ausgezeichnet verständlichen Stimmen überhaupt nicht blechern anhört. Der Ton wurde nicht stark gefiltert und hat deshalb ein leichtes Grundrauschen, das sich aber nie unangenehm bemerkbar macht. Knistern oder andere Störgeräusche sind überhaupt nicht zu hören, offenbar kam für diese Tonspur eine gut erhaltene Magnettonquelle zum Einsatz.
Die Stereo-Surround-Tonspur ist auf dem Cover zwar nur als Stereo angegeben und besitzt auch kein Surround-Flag, wurde aber deutlich auf eine Wiedergabe in ProLogic vorbereitet. Leider ist die Surround-Abmischung nicht wirklich diskret, da nur die Mono-Tonmaster als Vorlage verwendet wurden, aber immerhin die getrennten Geräusch-, Musik- und Effekt-Bänder zur Verfügung standen. Die Musik wurde sehr breit auseinandergezogen und nimmt sowohl die vordere Soundstage als auch den Surroundkanal in Anspruch. Das klingt ein wenig zu digital, ist aber noch akzeptabel, da auf Echo und Hall weitgehend verzichtet wurde. Die Dialoge beschränken sich auf die Mitte, Geräusche sind dagegen ab und zu direktional abgemischt worden. Richtiger Raumklang wird dadurch zwar nicht erzeugt, aber eine gewisse Lebendigkeit ist diesem Mix nicht abzusprechen, auch wenn das Ergebnis nicht ganz so knackig wie das Mono-Original klingt.
Welche Tonspur man letztendlich bevorzugt, ist hier wirklich Geschmackssache, aber es ist Fox doch hoch anzurechnen, daß die Original-Mono-Fassung mit auf der DVD vorhanden ist.
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