Der Film
Superhelden haben es nicht leicht, denn bei ihren actiongeladenen
Einsätzen geht oft einiges zu Bruch und dann muß die Regierung
zahlen. Gerade das wird den Superhelden von Metroville zum Verhängnis,
als nach einem besonders waghalsigen Einsatz von Mr. Incredible (Craig
T. Nelson) eine Klagewelle losbricht und die Retter sich in das Privatleben
ihrer geheimen Identitäten zurückziehen müssen. Jahre später
fristet Bob Parr, alias Mr. Incredible, mit Helen, alias Elastigirl, ein
bescheidenes Familienleben und hat einen frustrierenden Job als Versicherungsangestellter.
Als er wegen seiner Gutmütigkeit gefeuert wird, bekommt er seltsame
Post von einer geheimnisvollen Firma, die seine Superkräfte wieder
in Anspruch nehmen will. Ohne Das Wissen seiner Frau und seinen Kindern
arbeitet er fortan wieder als Superheld, ohne genau zu wissen wer wirklich
hinter seinem neuen Arbeitgeber steckt...
Das Kinojahr 2004 artete zu einem regelrechten Showdown der computeranimierten
Zeichentrickfilme aus – Dreamworks Animation wartete mit der lang erwarteten
Fortsetzung von Shrek im Sommer auf und zog mit Shark Tale
im September nach, im November trat dann die Konkurrenz Disney und Pixar
mit The Incredibles dazu. Die Gunst der Kinozuschauer war deutlich
auf der Seite der beiden Dreamworks-Filme, aber dennoch gehört The
Incredibles mit zu den drei Animation-Highlights des Jahres und stellte
sich nebenbei auch noch als einer der besten Filme von Pixar heraus.
Der neue bei Pixar
Während Pixars frühere Filme alle von Studiochef John Lasseter oder gut
bekannten Pixar-Kollegen wie Andrew Stanton oder Lee Unkrich im Team inszeniert
wurden, ließ das CGI-Studio für The Incredibles erstmals einen
Fremden in ihre Reihen. Ganz so fremd ist Brad Bird natürlich nicht, denn
der Regisseur war in einem seiner vielen früheren Leben ein Zeichner bei
Disney, wirkte bei den Simpsons mit und inszenierte mit The
Iron Giant sogar 1999 schon seinen ersten eigenen Kino-Zeichentrick-Film,
dem aber kein besonders großer Erfolg beschieden war.
Die Idee zu The Incredibles muß Brad Bird schon eine lange Zeit
mit sich herumgetragen und entwickelt haben, bis er sie einem Studio eröffnete.
Ursprünglich sollte der Film ein traditioneller 2D-Zeichentrickfilm werden,
aber als The Incredibles interesse bei Disney erweckte, wurde
das Projekt plötzlich dreidimensional, weil der Konzern mit der Maus den
traditionellen Zeichentrick praktisch aus dem Unternehmen verbannt hatte.
Brad Bird wurde an Pixar weitervermittelt, die immer auf der Suche nach
neuen Konzepten waren und wurde dort mit offenen Armen empfangen. Er kam
aber nicht ganz alleine - mit John Walker als Produzent und einem kleinen
Team von Animatoren brachte er einige Leute mit, mit denen er schon bei
The Iron Giant zusammengearbeitet hatte.
Unglaubliche Ideen
The Incredibles ist sicher ein Film von zahllosen kreativen Köpfen,
aber an oberster Stelle stand Brad Bird, der nicht nur Regie führte, sondern
auch das Drehbuch ganz allein schrieb. Auf den ersten Blick scheint die
Story des Films durchaus originell zu sein, aber bei genauerem hinschauen
bemerkt man schnell, daß man es doch hauptsächlich mit Versatzstücken
aus lange bekannten Ideen zu tun hat - so originell wie gerne behauptet
sind Brad Birds Ideen nämlich lange nicht.
Die Probleme der Superhelden durch "Collateral Damage" wurde schon einmal
in einer Futurama-Folge humorvoll eingesetzt, die Probleme der Kinder
mit Superkräften stammen unter anderem von den X-Men, und vieles weitere
ist eine Mischung aus Superman-, James Bond- und Indiana Jones-Elementen.
Von Ideenklau kann man hier jedoch nicht sprechen, denn die liebevolle
Art und Weise wie Brad Bird seine großen Vorbilder verwendet, ist schon
viel mehr eine ausgewachsene Hommage.
Während man dem Szenario keine wirliche Originalität bescheinigen kann, sind die Charaktere dagegen schon Brad Birds eigener Phantasie entsprungen. Eine Familie von Superhelden zu Stars des Films zu machen dient natürlich hauptsächlich dazu der Geschichte eine gewisse Menschlichkeit inklusive dem typischen Disney-Schmalz einzuhauchen, der auch in The Incredibles wieder auftaucht - allerdings nur in einer sehr minimalen Dosis. Die Parrs werden als ganz normale, etwas zu typisch amerikanische Familie dargestellt, die aber mit ganz ungewöhnlichen Problemen zu tun hat.
Helden am laufenden Band
Die titelgebenden Incredibles – Bob und Helen mit ihren Kindern Violet,
Dash und Jack-Jack – wurden als Charaktere sehr gut herausgearbeitet,
was aber manchmal auch etwas überhand nimmt wenn die Handlung plötzlich
wegen der Aufarbeitung von familiären Problemen zum Stillstand kommt.
Bob alias Mr. Incredible ist ein gutmütiger Gigant mit viel Humor, der
nichts lieber tut als seine Kräfte zu einem guten Zweck einzusetzen -
eigentlich ein typischer Standard-Superheld. Elastigirl Helen ist dagegen
schon etwas besonderes, denn sie ist der erste weibliche Charakter, der
sich in einem Pixar-Film so richtig austoben darf. Dreamworks hat es mit
zwei Prinzessinnen in Antz und Shrek bereits vorgemacht,
aber bis The Incredibles spielten weibliche Charatkere bei Pixar
bisher nur untergeordnete und unbedeutsame Rollen.
Der dritte erwachsene Superheld im Bunde ist Mr. Frozone alias Lucius Best, der im Grunde genommen für die Handlung recht überflüssig ist und lediglich die Funktion von Bobs Buddy aus den guten alten Zeiten erfüllt. Weitere Superhelden bekommt man außer in der Eröffnungssequenz und in einigen Rückblenden sonst gar nicht zu sehen, aber dafür eine Menge anderer skuriller Charaktere in kleineren Nebenrollen - mit Mr. Huph, Bobs Chef in der Versicherungsfirma oder der Babysitterin Kari wären da nur zwei von vielen zu nennen.
Der Bösewicht und seine Lady - Syndrome und Mystique - sind da nur halb so interessant gelungen. Syndrome ist lediglich eine große Nervensäge, die weder besonders böse noch wirklich furchteinflößend wirkt, sondern sich nicht nur ein wenig am Rande der Lächerlichkeit bewegt. Dieser schwammige Charakter ist entweder Absicht oder nur eine etwas verunglückte Idee von Brad Bird - Syndromes Herkunft sollte anscheinend die größte Überraschung des Films sein, ist aber leider dermaßen vorhersagbar, daß man sie schon zu Beginn kommen sehen kann. Mystique ist sogar nur ein Mittel zum Zweck für die Handlung und nur ein einziges Klischee - wie in zahllosen Bond-Filmen ist sie die Freundin des Bösewichts, die hinterher den Guten zum Sieg verhelfen muß.
Brad Bird hat es aber geschafft in die Nebenrollen ein kleines Juwel einzubauen:
die Superhelden-Schneiderin Edna Mode, die eine liebevolle Hommage auf
Hollywoods berühmteste Kostümdesignerin Edith Head ist und in einem "Labor"
residiert, in dem sich auch Bonds Ausstatter Q wohlgefühlt hätte. Edna
Mode wurde jedoch nicht nur von Brad Bird geschaffen, sondern wurde auch
von ihm gesprochen - weniger als Egotrip, sondern als gut getroffene Performance,
denn Ednas deutsch-italienisch-japanisches Akzentgemischt wirkt überhaupt
nicht beleidigend, sondern ist wirklich gelungen und humorvoll.
Action vs. Story
Inhaltlich kann sich der Film nicht so ganz entscheiden, was er wirklich
sein will – Komödie, Actionfilm oder Familiendrama sind nur drei von einer
Menge von Elementen, die zu einem etwas aneinandergereiht wirkenden Mischmasch
in The Incredibles zusammengekommen sind. Die Handlung macht
oft den Eindruck, als ob sie wie bei einem Bond-Film lediglich um die
Actionszenen herum konstruiert worden wäre. Mit knapp zwei Stunden ist
der Film ungewöhnlich lang und ist ein gutes Beispiel eines Filmemachers,
der Schwierigkeiten damit hat Material zugunsten von flüssigerem Handlungsablauf
wegzuwerfen. Überlange Actionsequenzen, die eigentlich für sich gar nichts
so besonderes sind und Anfälle von typischem Disney-Kitsch sind die größten
Probleme von The Incredibles, die aber gegenüber manchen anderen
Pixar-Filmen hier geradezu minimal sind.
Bis The Incredibles erst einmal mit Hilfe eines cleveren Retro-Intros
und einer ersten knalligen Actionsequenz seine Welt aufgebaut hat, vergeht
schon einmal eine gute halbe Stunde. Wenn sich die Story dann einmal auf
dem Weg befindet, ist sie leider reichlich vorhersagbar, was einerseits
ein Problem des Actionszenen-Schemas in der zweiten Hälfte ist und andererseits
durch den eigentlichen Plot des Films verursacht wird, der im Grunde genommen
extrem einseitig und wenig durchdacht ist. Brad Bird hat sein im Alleingang
fabriziertes Drehbuch einfach um einen zu dünnen Faden herum gebaut, woran
ein paar Überarbeitungen durch einen anderen professionellen Drehbuchautor
sicher noch eine Menge hätten ändern können.
Eine freche Sache
Frühere Pixar-Filme waren immer deutlich auf jüngere Zuschauer zugeschnitten, aber bei The Incredibles ist dies kaum der Fall - der Film ist stellenweise sogar überraschend brutal. Diejenigen, die in Dreamworks Shark Tale noch die "Folterszene" bemängelt haben, in der der Fisch-Held des Films von zwei Quallen durch die Mangel gedreht wird, dürften bei einer ganz ähnlichen Szene in der sich der Bösewicht an Mr. Incredible vergeht hier ziemlich große Augen machen. Die Actionszenen sind halsbrecherisch und haben den ein oder anderen Schockeffekt, der für Zuschauer im einstelligen Alter ganz sicher nicht so leicht verdaubar sind.
Eine weitere Überraschung sind die zahlreichen sexuellen Anspielungen,
die zwar nicht so weit wie in einem Bond-Film gehen, aber für einen Film
der sonst Familien-sauberen Firma Pixar doch ziemlich kräftig daherkommen.
Helen und Bob fallen sich ganz bestimmt nicht nur zum Kartenspielen in
die Arme und auch die Beziehung zwischen Bösewicht Syndrome und seiner
"Assistentin" Mystique ist auch nicht nur beruflicher Natur. Ähnlich wie
bei Who Framed Roger Rabbit wird hier vor solchen Anspielungen
gar kein Halt gemacht.
Design ist alles
Die visuelle Umsetzung des Films ist im Gegensatz zur nicht ganz perfekten Story absolut hervorragend gelungen. Ursprünglich als traditioneller 2D-Zeichentrickfilm gedacht sieht man The Incredibles seine Herkunft oft immer noch ein wenig an, aber die dreidimensionale Welt des Films sieht so echt aus, daß es auch beinahe ein Realfilm hätte sein können. Die virtuellen, Kulissen sehen extrem real aus und haben das erste Mal eine richtige Lebendigkeit, die gar nicht mehr nach einer digitalen Computerwelt aussieht. Statt einer modernen und futuristischen Welt ist in The Incredibles ein Mischmasch aus ganz normaler Realität und typischem 60er-Jahre-Design, wodurch der Film zeitlich erst gar nicht genau bestimmbar ist.
Mit großer Spannung wurde das Aussehen der Menschen in The Incredibles
erwartet, denn es ist der erste Pixar-Film mit menschlichen Hauptakteuren.
In der Vergangenheit waren Menschen ein Schwachpunkt der Pixar-Animationstechnik,
und auch in diesem Film ist das CGI-Studio immer noch nicht so ganz an
den hohen Standard von der Dreamworks-Konkurrenz herangekommen. Die Charaktere
sind vom Aussehen her ungefähr in der Mitte zwischen Realität und Karikatur
angesiedelt, aber Pixar hat sich keine Mühe gegeben den Gesichten viele
Details zu spendieren - die Charaktere sehen alle viel zu puppenhaft und
unnatürlich aus. Vielleicht ist dies eine stilistische Entscheidung, aber
irgendwie fehlt den Menschen in The Incredibles einfach der letzte
Schliff. Der Mimik hat das allerdings keine Grenzen gesetzt, denn trotz
der künstlichen Gesichter sind die Charaktere alle sehr ausdrucksstark.
Heldenhafte Stimmen
Die Auswahl der Stimmen ist hervorragend gelungen, aber Pixar weigert sich offenbar immer noch aus Prinzip sich große Stars ins Tonstudio zu holen und setzt auch bei The Incredibles wieder auf etwas weniger bekannte Schauspieler. Craig T. Nelson ist sicher eine gute Wahl für Bob alias Mr. Incredible, aber obwohl er sich ziemlich anstrengt mißlingt es ihm einen wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das gelingt Holly Hunter als Helen "Elastigirl" Hunter dafür umso besser, die ihrem Charakter den passenden Charme gibt, aber auch nicht nur Süßholz raspelt sondern auch sehr resolut und bestimmend klingen kann.
Jason Lee als Bösewicht Syndrome ist hingegen eine Enttäuschung, denn wer den Schauspieler aus den Filmen von Kevin Smith kennt, weiß daß seine Stimme nicht für eine gute Darstellung ausreicht. So bleibt Syndrome eigentlich nur ein ziemlich flacher Charakter, der auch durch Jason Lees Bemühungen nicht wirklich überzeugen kann. Gut gelungen sind hingegen die Stimmen des Incredibles-Nachwuchs Violet und Dash – die Schriftstellerin und Journalistin Sarah Vowell hat es trotz ihrer fehlenden Schauspiel-Erfahrung geschafft, dem Teenager Violet genau den richtigen leicht quengelden Unterton zu geben. Der elfjährige Spencer Fox ist vielleicht einer der besten Voiceover-Schauspieler der jüngeren Generation, den man bisher hören konnte – er macht aus Dash, dem zweitjüngsten Sprößling der Incredibles, nicht nur ein unemotional vor sich hinplapperndes Kind, sondern einen richtigen Charakter.
Von den Sprechern der Nebenrollen stehen eigentlich nur zwei wirklich heraus: Wallace Shawn als Bobs Chef Mr. Huph in einer wunderbar übertriebenen Performance und der Regisseur Brad Bird selbst als Nebencharakter-Highlight Edna Mode - was als übertriebener Quatsch hätte enden können, hört sich tatsächlich als sehr ausgeklügelter Redeschwall mit genau dem richtigen Anflug von Akzent an.
Pixars Musik-Revolution
Das Tüpfelchen auf dem I von The Incredibles wird von der Filmmusik geliefert, die eine willkommene Abwechslung zu den manchmal etwas zu fröhlich-unbeschwerten Scores vom Newman-Clan der früheren Pixar-Filme ist. Ursprünglich war sogar Bond-Komponist John Barry in The Incredibles verwickelt, aber leider verließ er das Projekt nachdem er ein paar Melodien komponiert hatte. Ursprünglich sollte dann Michael Kamen einspringen, der mit Licence to Kill auch schon einmal die Musik für einen James-Bond-Film geschrieben hatte - aber der Komponist starb im November 2003 unerwartet an einem Herzinfarkt. Schließlich wurde der relativ unbekannte Michael Giacchino engagiert, der aus dem von John Barry und Michael Kamen vorbereiteten Ideen eine wundervolle Filmmusik machte, die den Nerv des Films exakt traf - es war das erste Mal, daß ein Pixar-Film von jemand anderem als Randy Newman vertont wurde.
Statt auf einen moderneren Klang zu setzen, wie es der derzeitige Bond-Komponist David Arnold gerne macht, hatte Giacchino sich auf deutlich jazzige Klänge konzentriert, die stilgerecht mit einem bläserlastigen Orchester mit guter, alter analoger Technik aufgenommen wurden. Genauso wie das Aussehen des Film hat so auch die Filmmusik ein deutliches Retro-Feeling, ganz so als ob man in einem James-Bond-Film der ersten Generation gelandet wäre. Ganz ohne Fehler ist die Musik auch nicht - manche Themen wiederholen sich etwas oft - aber dennoch handelt es sich um eine hervorragend konzipierte Musik, die Randy oder Thomas Newman sicher nicht so gut hinbekommen hätten.
Zu jedem Pixar-Film gehört auch ein innovatives Sound-Design, für das
bisher immer Gerry Rydstorm verantwortlich war. Für The Incredibles
mußte der aber seinen Posten an Randy Thom übergeben, der ganz offensichtlich
im Schlepptau von Brad Bird mit in den Film kam. Da der Film mehr als
seine Vorgänger in der Realität stattfindet, benötigte das Sound-Design
auch keine wirklich exotischen Elemente, aber dennoch überzeugt der Sound
des Films mit einem sehr natürlichen Klang, der sich kein bißchen wie
komplett im Tonstudio zusammengemischt anhört. Die Anwesenheit von Randy
Thom im Team der Filmemacher von The Incredibles ist sogar ziemlich
ungewöhnlich, denn fast gleichzeitig arbeitete er auch an Shrek 2.
Das neue Pixar
Die kleinen Imperfektionen und der etwas erwachsenere Ton des Films haben dazu geführt, daß der sensationelle Erfolg von The Incredibles an den Kinokassen nicht ganz so riesig war wie erwartet. Ein Flop wurde der Film zwar nicht, konnte sich aber gegenüber der Konkurrenz nicht behaupten: Shrek 2 spielte im Sommer am Eröffnungswochenende über 100 Millionen Dollar ein, The Incredibles im Herbst aber nur 70. Insgesamt spielte The Incredibles sogar knapp 200 Millionen weniger als Shrek 2 ein, was bei Pixar und Disney wohl schon einige Kinnladen herunterklappen ließ. Dennoch waren die Kritiken durchweg positiv, obwohl auch viele die kleinen Schwächen des Films erkannten. Ultimativ wurde der Film aber dann bei den Oscarverleihungen 2005 belohnt, wo er die Auszeichnung für den besten Zeichentrickfilm und auch für den besten Sound-Mix gewinnen konnte.
The Incredibles ist nicht wirklich unglaublich, aber für einen Pixar-Film schon sehr ungewöhnlichm. Wenn man das starke persönliche Engagement von Regisseur und Autor Brad Bird bedenkt, ist es auch mehr eine Kollaboration zwischen ihm und Pixar, die zum besten Film des Studios nach Monsters, Inc. geführt hat. Verbesserungen wären noch möglich gewesen - ein etwas flotterer Schnitt und damit etwas mehr Mut auf der Seite von Brad Bird auch mal etwas mehr wegzuwerfen hätte The Incredibles sicher gutgetan, aber der Film hat Pixar in eine ganz neue Richtung gesteuert.
Die DVD
Disney und Pixars Incredibles-DVD knüpft an die
Veröffentlichungen ihrer früheren Filme an und ist eine fast vorbildlich
ausgestattete DVD, die allerdings kleine Schwächen in der Bildqualität
hat und bei den Extras wieder einmal nicht ohne die typische Pixar-Honigglasur
auskommt. Für Pixar-Fans ist diese DVD ein Traum, für alle anderen aber
auch noch eine ganz hervorragende Sache, die man sich auf jeden Fall ins
DVD-Regal stellen sollte.
Die hier rezensierte amerikanische DVD ist im März 2005 erschienen, die identisch ausgestattete deutsche DVD erschien knapp einen Monat später. Wer sich die preisgünstigere US-DVD selbst importieren will, muß allerdings aufpassen: im Gegensatz zur deutschen DVD gibt es die R1-Disc sowohl in Widescreen als auch in Fullscreen, die beide vom Cover her sehr ähnlich sind - die Fullscreen-Version ist zwar "recomposed", aber man sollte auf jeden Fall dem Originalformat den Vorzug geben.
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Bonusmaterial
Die DVDs von Pixar-Filmen Special- oder Collector's-Editions
zu nennen, ist schon fast zwecklos, denn noch mehr “special” könnten sie
eigentlich nicht sein. Während bei The Incredibles die reine
Ausführung der Extras wirklich lobenswert ist, kann man den Inhalt allerdings
nur als Geschmackssache bezeichnen. Obwohl mit Brad Bird erstmals ein
Pixar-fremder Filmemacher am Werk ist, überwiegt auch hier der süßliche,
gezwungen-fröhliche Ton, der auch alle früheren Pixar-DVDs dominiert hat.
Das Menüdesign ist überraschend minimalistisch, ist aber trotzdem sehr
gut gelungen und vor allen Dingen sehr funktionell und leicht zu navigieren.
Disc 1 beginnt mit einem Intro (1:00) von Regisseur Brad
Bird, der auf die (angeblich) tolle Bildqualität und die Benutzung des
THX-Optimizers hinweist und auch den Inhalt der DVDs anpreist – dieses
Intro ist reichlich überflüssig und ist zum Glück nicht Pflicht, sondern
lediglich über einen Punkt im Hauptmenü abrufbar.
Gleich zwei Audiokommentare bringt diese DVD mit – einer
mit Regisseur Brad Bird und Produzent John Walker und ein zweiter mit
einer ganzen Horde von Pixar-Animatoren.
Brad Bird und John Walker haben sich in einem eigenen Kommentar
zusammengesetzt um über ihren Film ausführlich zu schwatzen. Vor lauter
Enthusiasmus bleibten dabei oft die wirklich interessanten Informationen
auf der Strecke – Bird und Walker geben sich allergrößte Mühe immer zu
erwähnen wer gerade für was in einer Szene zuständig war und wessen Stimme
zu hören ist, aber über die Entstehung und die Wurzeln des Films wird
leider nur sehr wenig erzählt. Stattdessen bekommt man einen zwar stark
szenenspezifischen, aber gerade dadurch sehr zusammenhanglosen Strom von
Informationen zu hören, der letztendlich auf gar nicht soviel interessantes
hinausläuft. Wer den übertriebenen Ton von Brad Bird längere Zeit aushalten
kann, wird sich vielleicht sogar sehr gut von diesem Kommentar unterhalten
lassen können, als Alternative kann man vielleicht auch nur die Untertitelspur
mitlaufen lassen.
Der zweite Audiokommentar taucht tief in die Welt der
Computer-Animation ein, denn hier kommen erstmals eine ganze Reihe von
Animatoren, den wirklichen Arbeitskräften bei Pixar, zu Wort. Der Kommentar
wurde offenbar aus Zeitgründen in mehreren Gruppen aufgenommen, aber relativ
gut zusammengesetzt. Insgesamt 13 Leute sind auf dieser Tonspur zu hören:
Tony Fucile, Steven Hunter und Alan Barillaro (die sich die “Drei Caballeros”
nennen), Gini, Dave und Kureha, die sich nur mit Vornamen vorstellen und
Dave Mullins, John Kahrs, Robert Russ, Angus McLane, Travis Hathaway,
Doug Frankel und Peter Sohn. Der allgemeine Ton ist um einiges lockerer
und ungezwungener als beim ersten Kommentar, obwohl viel mehr Leute beteiligt
sind, die die Entstehung des Films aus einem ganz anderen Blickwinkel
schildern. Für den Durchschnittszuschauer düfte diese etwas technische
Sichtweise sicher zuviel sein, aber wer sich besonders für so etwas interessiert,
erfährt hier eine Menge über die Entstehung von CGI-Zeichentrickfilmen.
Weitere Extras auf der ersten Disc sind lediglich eine Trailersammlung,
bestehend aus Cars (1:57), Chicken Little (1:10), Cinderella
SE (1:20), Miyazaki (2:20), Lilo & Stitch 2 (1:00),
The Incredibles Video Game (0:30) und The Twilight Zone Tower
of Terror (0:30). Die Trailer werden auch beim Start der DVD abgespielt,
lassen sich aber mit einem Druck auf die Menü-Taste überspringen.
Disc 2 beginnt wieder mit einer Einleitung von Brad Bird
(0:51), die allerdings noch ein wenig überdrehter als die auf der ersten
DVD ist.
Jack-Jack Attack (4:42) ist der neu für die DVD produzierte
Kurzflm, der die im Film ausgelassenen Erlebnisse der Babysitterin des
jüngsten Incredibles-Sprößling zeigt und zwar ein wenig alberener wirkt,
aber für sich doch sehr gut gelungen ist. Der Film ist in anamorphem 1.78:1
und mit 5.1-Ton zu sehen.
Die Deleted Scenes sind nicht ganz so die Sensation,
für die man sie halten könnte, denn statt fertig gerenderten Sequenzen
bekommt man hier lediglich grobe, schwarzweiße Animatics zu sehen. Diese
werden von Brad Bird und Story Supervisor Mark Andrews eingeleitet, die
auch zu jeder Szene noch ein paar Worte sagen:
• Alternate Opening Animatic (15:00)
• Snug (6:30)
• Vipers (4:06)
• Bob in Traffic (2:17)
• Helen Confronts Bob (3:08)
• Helen's Nightmare (1:31)
Making of The Incredibles (27:22) ist eine ganz
typische Pixar-Dokumentation, die die Entstehung des Films auf eine höchst
subjektive Art und Weise in Form von vielen Videoaufnahmen, Interviews
und anderem während der Produktion gedrehtem Material schildert. Im Vordergrund
steht aber nicht die Produktion des Films, sondern wieder einmal die wunderbare
Welt von Pixar, in der alle Mitarbeiter immer fröhlich sind und die Arbeit
immer Spaß macht. Daher fehlt auch ein roter Faden in dieser Dokumentation,
die zwar die Arbeitsweise der Filmemacher zeigt, aber nur wenig über die
Entstehung des Films selbst aussagt – hier handelt es sich mehr über eine
Glorifizierung von Brad Bird, der hier über alles gelobt wird und ständig
präsent ist.
More Making of The Incredibles (40:52) ist in
die Bereiche Story, Character Design, E-Volution, Building Humans, Building
Extras, Set Design, Sound, Music, Lighting und Tools aufgeteilt und alleine
deswegen schon viel strukturierter und aufgeräumter als die erste Doku.
Zwar überwiegt in den Interviews immer noch die gezwungen-fröhliche Stimmung,
aber hier bleiben die Leute schon viel sachlicher und erzählen mehr von
ihrem eigenen Beitrag zum Film als immer nur Lobeshymnen auf ihren Regisseur
zu singen. Sehr schade ist lediglich, daß auch in dieser Dokumentation
die Schauspieler überhaupt nicht erwähnt werden, genauso wie das im gesamten
Bonusmaterial inklusive den Audiokommentaren passiert - anscheinend spielen
die Stimmen für Pixar wirklich keine große Rolle.
Die Incredi-Blunders (1:42) setzen der alten Pixar-Tradition
der speziell für den Film produzierten Outtakes leider ein Ende, denn
hier sind nur noch die von Dreamworks bekannten “technischen Patzer” zu
sehen, die eigentlich auch gar nicht so witzig sind – daran ändert auch
die hier aufgesetzte Laughtrack mitsamt der Karnevalsmusik im Hintergrund
nichts.
Vowlett - An Essay by Sarah Vowell (9:23) ist eine kleine
Mini-Doku von der Schriftstellerin und Journalistin über sich selbst und
ihren Charakter im Film. Es ist nach der zweiten Dokumentation so ziemlich
der beste Teil des Bonusmaterials, denn Sarah Vowell hat mehr intelligentes
über den Film zu sagen als die ganzen Filmemacher zusammen – wenn Brad
Bird zusammen mit ihr sein Drehbuch geschrieben hätte, wäre der Film vielleicht
noch etwas besser geworden.
Die Art Gallery ist erstaunlich gut organisiert und enthält
etwas mehr als hundert schön groß abgebilderte Konzeptzeichnungen in folgenden
Bereichen:
• Story (11 Bilder)
• Character Design (25 Bilder)
• Set Design (10)
• Color Scripts (14)
• Lighting (26)
• Collages (18)
Publicity enthält den Teaser (2:02)
und zwei Trailer (1:57 und 2:32), die hier in anamorphen
2.35:1-Originalformat und bester Qualität, aber nur 2.0-Surroundton abgelegt
wurden. Außerdem befinden sich in diesem Bereich die Character
Interviews (6:30) mit Mr. Incredible, Elastigirl, Frozone und
Edna, die allerdings nur sehr wenig neues “Interviewmaterial” bieten,
sondern hauptsächlich aus Filmausschnitten bieten – leider wurde das 4:3-Material
auch noch in ein 16:9-Frame “windowboxed”, so daß von den hier sowieso
sehr unscharf gerenderten Charakteren kaum noch etwas zu sehen ist.
Top Secret enthält einen weiteren Kurzfilm namens Mr. Incredible
& Pals im Stil von schlechten 60er-Jahre-Cartoons, der auch von
einem “Fake-Kommentar” von Mr. Incredible und Frozone begleitet werden.
Weder der Film noch der Kommentar sind besonders lustig - anscheinend
sollte dieser Cartoon wohl im Film verwendet werden und wurde nun für
die DVD weiterverwertet. Interessanter und auch besser gemacht sind dagegen
die NSA Files, in deren verspielter Menüstruktur man
Details zu 21 Superhelden nachschlagen kann und sogar kurze Audio-Interviews
zu jedem geboten bekommt.
Das letzte Extra der zweiten DVD ist Boundin' (4:40),
der Pixar-Kurzfilm, der in den Kinos vor The Incredibles gespielt
wurde und hier im anamorphem Originalformat mit optionalem Kommentar von
Regisseur Bud Luckey – zusätzlich gibt es auch noch die Kurzdoku Who
is Bud Luckey? (3:56) mit dem Animator selbst, John Lasseter,
Peter Docter und Brad Bird, die nicht nur Luckeys ungewöhnliche Zeichentrick-Karriere
beschreibt, sondern auch ein kleines Making-Of des Films ist.
Letztlich befinden sich auf beiden DVDs eine ganze Flut von Eastereggs
- zwölf Stück, wenn ich mich nicht verzählt habe - die aus wirklich netten
Sachen wie weiteren Deleted Scenes, neu gerenderten Szenen oder einfach
nur Unsinn bestehen. Diese Eastereggs findet man, indem man auf das Auftauchen
eines Omnidroid-Icons in einigen Menüs rechts oben wartet und dann darauf
klickt.
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