Der Film
Als Scott Carey (Grant Williams) bei einem Segelausflug mit seiner Frau Louise (Randy Stuart) mit einer mysteriösen Wolke in Kontakt kommt, macht er sich zuerst keine Gedanken. Monate bemerkt er aber, daß ihm seine Kleider zu groß werden und eine ärztliche Untersuchung bringt die schockierende Wahrheit zutage: Scott schrumpft unaufhaltsam und niemand kann etwas dagegen tun. Während die Fachwelt ratlos ist, isoliert sich der immer kleiner werdende Scott immer mehr. Als er so klein ist, daß er in einem Puppenhaus wohnen muß, wird er von seiner Katze in den Keller gejagt. Dort ist er auf sich allein gestellt, weil Louise denkt daß er von seinem Haustier aufgefressen wurde...
Trotz seines sensationsheischenden Titels gehört The Incredible Shrinking Man zu den bemerkenswertesten Science-Fiction-Filmen der fünfziger Jahre.
Es war auch der letzte große SF-Film von Regisseur Jack Arnold, der nach
seinem Genre-Debüt It came from Outer Space von 1953 eine Reihe von Filmen
gedreht hatte, die trotz ihrer B-Movie-Budgets weit mehr als nur billige
Horrorfilme waren. Später drehte Jack Arnold nur noch wenige erwähnenswerte
Kinofilme wie The Mouse that Roared, in den sechziger und siebziger Jahren
tauschte er künstlerischen Anspruch gegen ein regelmäßiges Einkommen und
arbeitete vorwiegend als Auftrags-Regisseur fürs Fernsehen.
The Incredible Shrinking Man ist Jack Arnolds letztes kleines Meisterwerk,
das er dem Druck des Hollywood-Studiosystems der fünfziger Jahre durchschmuggeln
konnte. Aus der Idee eines billigen Horrorschockers machten Arnold und
Autor Richard Matheson, der seine eigene Romanvorlage adaptierte, einen
erstaunlich intelligenten und nachdenklichen Film, dessen aufwendige Effekte
zwar im Vordergrund stehen, aber eigentlich nur Mittel zum Zweck sind.
Erzählt wird eine Geschichte, die als Basis das damals noch recht neue
Schreckgespenst Radioaktivität verwendet, aber sich im Gegesatz zu manchen
anderen Filmen erst gar nicht groß in technische Details verzettelt, sondern
die ganz einfache Frage beantwortet was passiert, wenn ein Mensch schlicht
und einfach unaufhaltsam immer kleiner wird.
Die einfache Prämisse der Geschichte bietet einerseits viel Raum für Action,
Drama oder Humor, aber schon die Romanvorlage des für seine Science-Fiction-Geschichten
bekannten Richard Matheson ging das Thema sehr nüchtern und kompromißlos
an. Das änderte sich in der Drehbuchumsetzung nicht, obwohl die Geschichte
aus Budgetgründen relativ stark zusammengestrichen werden mußte - die
pessimistische, düstere Atmosphäre gepaart mit philosophischen und metaphysischen
Ansätzen blieb mit Hilfe des Protagonisten, der seine Geschichte mittels
Voiceover im Film selbst erzählt, erhalten. Die Geschichte ist bestechend
einfach strukturiert, aber weit davon entfernt wirklich primitiv zu sein.
Jack Arnold weiß genau, wie er es effektiv vermeiden kann seine Zuschauer
zu langweilen und schafft es alleine durch seine perfekt durchorganisierte
Regie die im Grunde genommene völlig einfache Handlung mit einer großen
Menge Spannung zu versehen.
The Incredible Shrinking Man ist praktisch eine Ein-Mann-Show, die zum
größten Teil von Grant Williams als Titelcharakter Scott Carey getragen
wird und nur in zweiter Linie von Randy Stuart als treue Ehefrau Louise
und einigen mehr unwichtigen Nebencharakteren unterstützt wird. Schauspielerisch
gibt es eigentlich bei niemandem etwas auszusetzen, insbesonders Grant
Williams macht seine Sache als verzweifelter und später resignierter Schrumpfender
bemerkenswert gut. Besonders viel gehört nicht unbedingt dazu, aber immerhin
muß man sagen, daß sich Williams trotz der phantastischen Szenerie keineswegs
lächerlich macht und es schafft, seinen Charakter sehr überzeugend darzustellen.
Die wirkliche Attraktion des Film sind natürlich die Special-Effects,
die für eine Produktion mit einem Budget von nur ungefähr 800.000 Dollar
erstaunliches leisten. In der ersten Hälfte des Film wurde das Schrumpfen
von Scott Carey mit Hilfe von perspektivischen Tricks und leicht vergrößerten
Sets erreicht, aber das Keller-Abenteuer bedurfte noch vielen zusätzlichen
Techniken wie Bluescreen und Rückprojektion. Während die eigentlichen
Dreharbeiten innerhalb weniger Wochen abgeschlossen waren, bastelten die
Techniker über ein halbes Jahr lang an den für die damalige Zeit sehr
komplizierten Effekten, die gleichzeitig auch möglichst kostensparend
realisiert werden mußten.
So besteht Scott Careys Reise durch die übergroße Szenerie hauptsächlich
aus detailgenau gestalteten Stücken, die optisch für sich gar nicht mal
so aufregend sind, aber durch den teils hineinkopierten Grant Williams
und teils durch vergrößerte Kulissen und Requisiten erreichten Miniatur-Effekt
erstaunlich gut funktionieren. Richtig berühmt geworden sind die Effekte
des Films aber durch den Auftritt der Spinne – angeblich handelte es sich
um die gleiche Tarantel namens Tamara, die Jack Arnold zwei Jahre zuvor
in Tarantula zum Filmstar machte. In The Incredible Shrinking Man wird
sie zur Nemesis des verkleinerten Helden und wurde sehr effektiv durch
faszinierende Nahaufnahmen in Szene gesetzt, die jeden Arachnophoben in
Panik versetzen dürften. Gleichzeitig wird die monströs aussehende Spinne
aber so dosiert angewandt, daß der Schockeffekt erhalten bleibt und den
Zuschauer sehr effektiv erschrecken kann.
The Incredible Shrinking Man lebt aber auch mindestens zur Hälfte von
seinen Geräuschen, der Musik und den Dialogen – soviel, daß ein kompletter
Austausch der nachdenklichen Texte und der schwermütigen Musik den Film
völlig hätte verändern können. Jack Arnold konnte sich aber erfolgreich
gegen die Wünsche der Studiobosse und seinem unkooperativem Produzenten
Albert Zugsmith durchsetzen dem Film eine positivere Atmosphäre und ein
Happy-End zu geben. Ob der Regisseur wirklich das berühmte Recht auf den
Endschnitt in seinem Vertrag stehen hatte ist fraglich, aber bei diesem
Film ist es ihm wahrscheinlich zum letzten Mal gelungen seinen besonderen
Stil im vollen Umfang durchzusetzen.
Autor Richard Matheson zeigte sich jedoch vom fertigen Film etwas enttäuscht,
unter anderem weil Jack Arnold den ohnehin schon sehr philosophisch angehauchten
Texten in Scott Careys Monologen auch noch einen deutlichen religiösen
Touch verpaßte - tatsächlich wirkt die nicht seltene Erwähnung von Gott
und Schöpfung in der eigentlich sehr sachlichen und weltanschaulichen
Geschichte ziemlich fremd und aufgesetzt. Erstaunlicherweise wurde dies
ausgerechnet in der deutschen Fassung, in der Grant Williams sehr passend
von Dietmar Schönherr gesprochen wird, überhaupt nicht angesprochen, ganz
so als ob sich die Übersetzer mehr an der Romanvorlage orientierten als
an der englischen Filmfassung.
Beide Versionen, die zum Glück auf der gleichen Schnittfassung basieren,
haben aber die düstere und kompromißlose Atmosphäre gemein, die sich Jack
Arnold hart erkämpfen mußte - wäre es nach dem Willen seines Produzenten
und des Studios gegangen, würde der Film ein lustiges Abenteuer mit Happy-End
sein. Letztendlich war es dann aber Jack Arnolds eigene Vision, die die
Kinozuschauer in Erstaunen versetzte, die Kritiker ungewohnt wohlwollend
stimmte und die Kassen trotz des ersten Untertons angenehm klingeln ließ.
Der Erfolg war so groß, daß Universal Richard Matheson den Auftrag gab,
eine Fortsetzung zu schreiben, in der auch Scotts Frau Louise schrumpfen
lassen und mit ihrem Mann zusammen Abenteuer in Miniaturgröße erleben
sollte. Dazu kam es zum Glück nicht, und abgesehen von vielen mehr oder
weniger erfolgreichen Nachahmern und einer Mißlungenen Parodie von Joel
Schumacher unter dem Titel The Incredible Shrinking Woman bleibt dieser
Film vorerst noch ein bemerkenswertes Unikat.
Fast fünfzig Jahre nach der Entstehung hat The Incredible Shrinking Man
nicht viel von seiner Faszination verloren - manche Dialoge mögen heute
etwas verstaubt wirken, aber die handfeste Inszenierung mit ihren beeindruckenden
visuellen Effekten wirkt auch fünf Jahrzehnte nach der Entstehung immer
noch wie ein frischer Film, der die nervöse Stimmung der fünfziger Jahre
genausogut wiedergibt wie die von heute. Vielleicht gerade deswegen bastelt
Universal schon seit längererm an einem Remake, das zur Zeit für 2008
angekündigt ist, aber das Original nur schwerlich übertreffen können wird.
Die DVD
Von Jack Arnolds Filmkarriere bei Universal hatten es bis
jetzt nur wenige bis auf die DVD geschafft - die Creature of the Black
Lagoon-Reihe ist genauso wie It came from Outer Space schon
länger erhältlich, aber einige der wichtigsten Filme glänzten bisher nur
durch Abwesenheit. Umso überraschender kam die Ankündigung, daß Universal
im Frühjahr 2006 in Europa die noch nie zuvor veröffentlichten Tarantula
und The Incredible Shrinking Man zusammen mit dem R2-Neuling
It Came from Outer Space herausbringen wird.
Die Befürchtung, daß Universal alte angestaubte Videomaster aus dem Keller holen würde, bestätigte sich zum Glück nicht, The Incredible Shrinking Man wurde sogar anamorph in 1.78:1 neu abgetastet. Zusammen mit dem sehr günstigen Preis kann man dieser DVD dann auch die völlige Abwesenheit von Extras verzeihen, die vielleicht, aber vielleicht auch nicht eines Tages bei einer amerikanischen Veröffenlichung einmal nachgeliefert werden. Bis dahin kann man sich über diese europäische DVD freuen, die dem Film zumindest in der technischen Präsenation mehr als gerecht wird.
Die hier rezensierte englische DVD ist mit der in Deutschland erschienenen Disc identisch und hat zwar keine deutsche FSK-Freigabe aufgedruckt, aber die gleiche Tonspur- und Untertitelausstattung.
Interessanter Link zum Film: Filmposter
und Trailer bei BMovies.de
|
|
Bild
Für die DVD-Erstveröffentlichung von The Incredible
Shrinking Man hat Universal einen brandneuen Transfer erstellt, der
den Film das erste Mal seit Jahren im korrekt gematteten Breitwand-Format
zeigt und eine erstaunlich gute Bildqualität hat. Das Bildformat von 1.78:1
ist insofern korrekt, als daß der Film zwar mit einem 1.37:1-Negativ
gedreht wurde, aber die Bildkomposition auf eine Ratio von mindestens
1.85:1 ausgerichtet war. Es gab auch 2:1-Versionen von The Incredible
Shrinking Man, und ein altes deutsches Kinoplakat trägt sogar
ein Cinemascope-Logo – da bietet sich das 16:9-füllende Format
von 1.78:1 natürlich für eine optimale Bildkomposition an.
Ergänzung vom 16.05.: Glenn Erickson hat mich informiert, daß
das Negativ des Films auf ca. 1.75:1 direkt in der Kamera hart gemattet
war. Das bedeutet, daß diese DVD genau das richtige Format hat,
ein kurzer Bildvergleich mit der alten
TV-Fassung zeigt sogar, daß alle früheren Fullframe-Transfer
nicht Open-Matte, sondern Pan&Scan waren! Zweite Ergänzung vom 17.05.: Auf einer alten Videokassette habe ich
im "Jack Arnold erzählt"-Interview Ausschnitte aus einer
ungematteten Version gefunden, die in einem zweiten
Bildvergleich zeigen, daß das Negativ unregelmäßig
auf mindestens 1.66:1 gemattet war und der neue DVD-Transfer einen sehr
gut passenden Bildausschnitt davon zeigt.
Eine komplette Restauration wurde zwar nicht gemacht, aber die anscheinend
ziemlich gut erhaltene Filmvorlage wurde auf digitaler Basis von den gröbsten
Verschmutzungen und Beschädigungen befreit – ein paar vereinzelte Kratzer
und Fussel sind noch zu sehen, die sich aber in erträglichen Grenzen halten
und nicht wirklich störend auffallen. Nicht bearbeitet wurde die starke
Körnigkeit, die in vollem Umfang sichtbar ist und dem Transfer eine wunderbare
filmähnliche Textur gibt, ohne wie ein Störfaktor zu wirken.
Die Schärfe ist auf einem ausgezeichneten Niveau, das durchaus mit erheblich
jüngeren Produktionen konkurrieren kann, aber gelegentlich von Szene zu
Szene etwas variiert – dafür wurde aber auch nicht mit digitalen Mitteln
nachgeholfen. Der Bildstand ist nicht immer hundertprozent ruhig, ein
leichtes Ruckeln macht sich manchmal in der ersten Filmhälfte bemerkbar,
scheint aber hauptsächlich in den Szenen aufzutauchen, die mit Bluescreen-Effekten
gemacht wurden. Die Kompression arbeitet völlig unsichtbar, obwohl es
sich nur um eine DVD-5 handelt – weil der Film so kurz ist, konnte die
Bitrate trotzdem auf einem sehr hohen Niveau gehalten werden.
Bei 1:12:15 gibt es eine kurze Sequenz, in der das Bild für ca 3-4 Frames
einfriert und dann weiterläuft, gleichzeitig ist auf allen Tonspuren ein
deutlicher Sprung zu hören. Genauere Nachforschungen haben aber ergeben,
daß diese Stelle in allen Versionen des Films schon immer so aussah und
es sich wahrscheinlich um einen Schnitt handelt, der während der Postproduktion
gemacht wurde – ein Fehler des verwendeten Prints oder auf der DVD ist
es definitiv nicht.
|
Ton
Die Tonspuren wurden vernünftigerweise in ihren ursprünglichen Mono-Abmischungen belassen und nicht großartig bearbeitet oder restauriert – trotzdem ist die Qualität für einen Film dieses Alters sehr solide und läßt keine großen Wünsche offen.
Die englische Fassung wurde wahrscheinlich von einem gut erhaltenen Magnettonmaster digitalisiert und hat zwar ein paar altersbedingte Einschränkungen, ist aber trotzdem noch erstaunlich gut erhalten. Frequenzgang und Dynamik sind natürlich eingeschränkt, was sich aber nicht störend bemerkbar macht – insbesondere die Musik hört sich den Umständen entsprechend sehr ordentlich an und leistet sich keine großen Verzerrungen oder andere Probleme. Auch die Dialoge sind klar und deutlich verständlich, bemerkbar macht sich nur ein mehr oder weniger deutlich hörbares Grundrauschen, was aber nicht herausgefiltert wurde und der Tonspur einen sehr hellen und unverfälschten Klang gibt.
Die deutsche Synchonfassung hört sich ganz ähnlich wie die Originalversion an. Offenbar stand auch ein Magnetton-Master zur Verfügung, denn die typischen Lichtton-Krankheiten sind erfreulicherweise nicht zu hören. Ein klein wenig dünner als die englische Version klingt die deutsche Fassung schon, aber besonders die Stimmen zeigen keinerlei Anzeichen von Klirren oder Zischen, sondern sind genau wie der Rest der Tonspur klar und unverzerrt. Einzig der noch höhere Rauschpegel fällt ein wenig, aber nicht unangenehm auf. Bemerkenswert ist, daß die deutsche Synchronfassung in der zweiten Filmhälfte an einigen Stellen nachsynchronisiert wurde, um zuvor weggelassene oder zusammengefaßte Teile von Grant Williams' Voiceover zu ergänzen – der neue Synchronsprecher trifft leider nicht genau den Tonfall von Dietmar Schönherr, und an manchen Stellen wurde auch etwas zuviel dazugeschrieben und der Sinn der nicht zueinander passenden deutschen und englischen Texte durcheinandergebracht.
|