Johnny English Reborn
Cover

16.4.2012 #539

von Guido Bibra

Titel Johnny English Reborn
Studio Working Title Films / Universal Pictures / StudioCanal (2011)
Hersteller Universal Home Entertainment (2012) EAN 5-050582-882285
DVD-Typ 9 (7,61 GB) Bitrate ø 6,37 max. 9,5
Laufzeit 97:12 Kapitel 20
Regionalcode 2 (England) Case Amaray I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s English 2.0 Surround 192 kbit/s Englisch Audiodeskription
Untertitel Englisch
Freigabe MPAA PG
Extras • Digital Copy (Nur auf der Disc der DVD/BD-Combo)
Einzel-DVD enthält stattdessen:
• Audiokommentar mit Regisseur Oliver Parker und Drehbuchautor Hamish McColl
• Deleted & Extended Scenes mit Intros von Regisseur Oliver Parker
• The Wheelchair Chase

Der Film

Früher war er der beste Agent des britischen Geheimdiensts und half sogar die englische Krone zu retten, aber nach einem verpfuschten Auftrag verschwand Johnny English (Rowan Atkinson) vom Erdboden. Rechtzeitig von tibetanischen Mönchen geschult und gestählt ist English aber gerade wieder zum richtigen Zeitpunkt bereit, als MI-7 seine Dienste benötigt, um Kontakt mit Titus Fisher (Richard Schiff), einem Ex-CIA-Agenten aufzunehmen, der angeblich Informationen über ein Attentat auf den chinesischen Premierminister hat. Johnny English fliegt mit seinem neuen Partner Agent Tucker (Daniel Kaluuya) nach Hong Kong, wo er von Fisher unglaubliches über ein Attentäter-Syndikat namens Vortex erfährt und einen mysteriösen Schlüssel von ihm erhält, kurz bevor er ermordet wird...

 


Für Working Title Films stand das Jahr 2011 ganz im Zeichen der Spione, denn unter der Schirmherrschaft des britischen Filmstudios war nicht nur die brilliante Neuverfilmung von John Le Carrés Spionage-Klassiker Tinker Tailor Soldier Spy entstanden, sondern auch etwas genre-verwandtes, aber dennoch völlig anderes. Den Studiogründern Tim Bevan und Eric Fellner war es gelungen, den Komiker Rowan Atkinson noch einmal für eine seiner besten Kreationen zurück vor die Kamera zu holen - aber nicht als Mr. Bean, der schon 2007 in einem neuen Kinofilm zurückgekehrt war, sondern als Geheimagent Johnny English.

Gerade das erste Abenteuer von Johnny English, das 2003 noch gerade auf der Höhe der James-Bond-Welle entstanden war, hatte aber zu einer längeren Pause in Rowan Atkinsons Karriere geführt. Der eigentlich sehr gut gelungene Film, der sogar aus den Federn den Bond-Autoren Robert Wade und Neal Purvis kam, war ganz unfair von den Kritikern in der Luft zerrissen und erst Jahre später ein wenig rehabilitiert worden. Der Schauspieler war jedoch von der erstaunlich negativen Reaktion so entsetzt, daß er sich in den darauffolgenden Jahren nur noch in Nebenrollen auf der Leinwand blicken lassen hatte und erst vier Jahre später in Mr. Bean's Holiday wieder eine Hauptrolle übernahm. Zwar waren die Reaktionen auf den allerletzten Auftritt von Mr. Bean auch etwas verhalten, aber längst nicht so negativ wie bei Johnny English.

Mit einer Fortsetzung der Agenten-Satire hatte aber trotzdem niemand gerechnet und deshalb kam die Ankündigung eines neuen Abenteuers mit Johnny English umso überraschender. Die Personalien waren jedoch nicht sehr vielversprechend, denn Rowan Atkinson hatte sich nicht an alte Freunde wie Richard Curtis oder Ben Elton gewandt, sondern auf frischen Wind gesetzt. Mit Drehbuchator Hamish McColl hatte der Schauspieler schon bei Mr. Bean's Holiday zusammengearbeitet, was aufgrund des völlig anderen Humors des FIlms durchaus Anlaß zur Sorge war, Auch Regisseur Oliver Parker war ein relativ unbeschriebenes Blatt, aber letztendlich erwiesen sich die beiden Filmemacher als genau die richtigen für das ambitionierte Projekt.

Es konnte keine simple Fortsetzung des ersten Films sein, aber auch ein kompletter Reboot, wie es das Bond-Franchise versucht hatte, kam nicht in Frage. Die Filmemacher hatten sich für einen goldenen Mittelweg entschieden und so wurde aus Johnny English II Johnny English Reborn - der Charakter, der ursprünglich in den neunziger Jahren als Richard Latham im Rahmen einer Barclaycard-Werbespotreihe entstanden war, wurde nach einer mehrjährigen Abwesenheit wieder in die Welt der Geheimagenten zurückgeholt. Dies war einerseits ein guter Ansatz für eine geradezu epische Story, bot aber andererseits auch viel Gelegenheiten für Gags und Satire. Von Anfang an war aber klar, daß ein Grundsatz, der schon beim ersten Film groß geschrieben wurde, diesmal noch stärker beachtet werden sollte: es sollte keine Klamotte werden und die Atmosphäre diesmal noch dramatischer und realistischer werden.

Hamish McColl hatte sich dafür einen Plot ausgedacht, der von einer waschechten Bond-Story kaum noch zu unterscheiden war. Zwar spielte die eigentliche Story, die geplante Ermordung des chinesischen Premiers, nur eine untergeordnete Rolle, aber dafür war der Plot um die MI7-Intrigen zwischen Johnny English und seinen Kollegen umso raffinierter. Dort finden sich nicht nur die ganz offensichtlichen Anleihen an Ian Fleming, sondern auch ein recht großer Anteil von John Le Carres ganz unglamouröser, realistischer Agentenwelt und auch Elemente von Len Deighton sind erkennbar. Das ganze wurde zu einer völlig eigenen Welt verarbeitet, die weniger wie eine deftige Parodie á la Austin Powers wirkt, sondern viel mehr wie eine bissige Satire mit manchmal sogar politischen Hintergründen.

Auf humoristische Einlagen konnte natürlich auf keinen Fall verzichtet werden, aber im Vergleich zum Vorgänger ist das Niveau der Gags nun doch deutlich angehoben worden. Vieles wurde für Rowan Atkinson maßgeschneidert und gehört zu den besten Routinen seiner Karriere - die überwiegende Mehrzahl der Gags funktioniert hervorragend und kann mit einem bemerkenswerten Timing aufwarten. Gelegentlich spielt sich der Humor kräftig unter der Gürtellinie ab, aber sogar das wirkt nicht wirklich peinlich, sondern wurde überraschend elegant gelöst.

Während der größte Teil der Ideen einen frischen und originellen Eindruck macht, sind aber auch ein paar nur allzu bekannte Dinge dabei - insbesonders der sich durch den ganzen Film ziehende Running Gag, in dem Johnny English ständig eine mysteriöse Attentäterin verwechselt, hat seinen Ursprung unter anderem in The Naked Gun und anderen 80er-Jahre-Komödien. Nur ganz selten macht der Humor aber den Eindruck aufgesetzt zu sein, denn das meiste wurde gelungen in die Handlung eingebunden und hält den Plot erst gar nicht auf. Genauso wie beim ersten Film wurde aber viel mehr gedreht, als hinterher verwendet wurde - mehr als eine dreiviertel Stunde blieb letztendlich übrig, aber mit etwas über 100 Minuten wurde Johnny English Reborn nicht ganz so knapp wie sein Vorgänger.

Das Kunststück des Charakters Johnny English war schon beim ersten Film, daß er kein Clown ist - zwar steckt ein Hauch von Mr. Bean in ihm, aber eigentlich ist er mehr eine Kreuzung aus Edmund Blackadder, Jacques Clouseau und natürlich James Bond in seinen witzigeren Inkarnationen. Rowan Atkinsons kann seine größte Stärke gerade mit Johnny English besonders gut ausspielen, denn der Charakter besteht nur zu einem relativ kleinen Teil aus reinem Slapstick und hauptsächlich aus verbalem Humor, der zwar nicht ganz so wortgewaltig wie zum Beispiel in Blackadder ist, aber trotzdem eine Menge Biß und Sarkasmus hat. Bemerkenswert ist besonders, mit welcher Eleganz und Selbstsicherheit Rowan Atkinson seinen Geheimagenten spielt und damit nicht nur in den Actionsequenzen, sondern auch in vielen leisen und sogar romantischen Szenen ganz erstaunlichen Erfolg hat - und das, obwohl der Schauspieler mittlerweile mit Mitte 50 nicht mehr der allerjüngste ist. Fast dreißig Jahre, nachdem er in einer kleinen Rolle neben Sean Connerys James Bond in Never Say Never Again zu sehen war, spielt er nun selbst einen ausgewachsenen Spion im Auftrag ihrer Majestät, der sich vor seinen Ursprüngen nicht verstecken braucht.

Genauso wie sein Vorgänger hat auch Johnny English Reborn einige ganz beeindruckende Namen in der Besetzungsliste zu bieten, aber diesmal sind es vor allem die zwei weiblichen Hauptrollen, die mit einer entsprechenden Star-Power aufwarten können. Die Idee, die Spitze des britischen Geheimdiensts mit einer Frau zu besetzen ist schon seit Goldeneye nichts neues mehr und tatsächlich hatte Johnny English 2003 diese Chance verpaßt und Pegasus völlig konventionell besetzt. Diesmal hatten die Filmemacher aber eine richtige Entscheidung getroffen und auch die richtige Schauspielerin für die Rolle gefunden: Gillian Anderson, die ihre Karriere Anfang der neunziger Jahre als FBI-Agentin Dana Scully in The X-Files begonnen hatte, sich aber noch vor dem Ende der Serie als brilliante Charakter-Darstellerin etablieren konnte. Als MI7-Chefin Pamela Thornton hat sie in Johnny English Reborn vor allem die Aufgabe, ihre Rolle völlig geradlinig zu spielen, was ihren Charakter besonders beeindruckend macht. Nicht nur mit einem perfekten englischen Akzent läßt Anderson auf wundervolle Art keinen Zweifel daran, daß mit Pegasus nicht zu spaßen ist und sie Johnny English am liebsten den Kopf abreißen würde.

Die zweite weibliche Hauptrolle war natürlich das unvermeidbare Bond- bzw. English-Girl, bei dessen Besetzung die Filmemacher einen besonderen Coup landen konnten und ein tatsächliches früheres Bond-Girl für die Rolle gewinnen. Die britische Schauspielerin hatte 2003 im zwanzigsten Bond-Film Die Another Day die mysteriöse Agentin Miranda Frost gespielt, hatte dann aber nicht das Schicksal mancher anderer Bond-Girls geteilt und war zu einer vielbeschäftigten Darstellerin geworden, die sich hauptsächlich auf ernstere und klassische Rollen spezialisiert hatte. Ihr Charakter in Johnny English Reborn, die Geheimdienst-Psychologin Kate Sumner, ist geradezu erstaunlich geradlinig und paßt deswegen ganz hervorragend zu Rowan Atkinson, dessen Agent sich von ihr nicht gerade völlig den Kopf verdrehen, aber trotzdem ein wenig betören läßt. Rosamund Pike hat ihren Charakter voll und ganz in der Hand und läßt sich nie von Aktinsons Komik beeindrucken - nur gelegentlich scheint sie ein Lächeln nicht unterdrücken zu können. Die Chemie zwischen Rosamund Pike und Rowan Atkinson funktioniert erstaunlich gut und ist nicht im geringsten lächerlich oder kitschig, denn dank der hervorragenden beiden Schauspieler kann man sicht gut vorstellen, daß sich zwischen den beiden ungleichen Charakteren etwas entwickelt.

Zusammen mit dem Reborn-Thema wurden auch alle Brücken zur früheren Welt von Johnny English abgebrochen, was auch bedeutete, daß sein treuer Sidekick Bough in Rente geschickt wurde. Tatsächlich hatte Ben Miller ursprünglich noch einen kurzen Auftritt am Anfang des Films, der es aber leider nicht bis in die fertige Schnittfassung geschafft hatte. Stattdessen bekam Johnny English einen neuen Partner - den jungen, aber nicht ganz unerfahrenen Agent Tucker, der perfekt mit dem enorm talentierten Daniel Kaluuya besetzt wurde. Mit Anfang Zwanzig hatte der britische Schauspieler schon in dutzenden Film- und TV-Produktionen mitgespielt und war als einer der Hauptdarsteller in den ersten beiden Staffeln des britischen Fernsehdramas Skins besonders bekannt geworden. Als Agent Tucker, der zwischen seinem Dienst im Auftrag ihrer Majestät auch mal Zeit hat MI7-Prospekte auszuteilen oder seine Mutter anzurufen, hat er nicht nur die Lizenz zu töten, sondern als einziger Schauspieler außer Rowan Atkinson auch witzig zu sein. Genau das hat Daniel Kaluuya ganz hervorragend geschafft, denn die eigentlich undankbare Rolle des jugendlichen Sidekicks hatte er dazu genutzt, einen gleichermaßen kompetenten wie auch lustigen Agenten darzustellen, der genauso viel Spaß macht wie Johnny English selbst. Für Rowan Atkinson erwies Daniel Kaluuya als idealer Partner und ihre sorgfältig aufeinander abgestimmten gemeinsamen Auftritte erinnern fast an alte Blackadder-Zeiten.

Einen richtigen charismatischen Bösewicht hat Johnny English Reborn zwar nicht zu bieten, aber dafür eine handvoll unsympatischer Nebencharaktere. Simon Ambrose, Englishs etwas schleimiger und angeberischer Kollege, wurde von dem hauptsächlich in Amerika durch die TV-Serie The Wire bekanntgewordenen Briten Dominic West gespielt, der seine Sache ganz solide macht, aber gegenüber den Hauptdarstellern nicht wirklich beeindrucken kann - vielleicht ist seine Rolle einfach ein bißchen zu normal geraten. Interessante Gesichter finden sich aber vor allem in den ganz kleinen Rollen: Richard Schiff ist kurz, aber wundervoll als heruntergekommener Agent Titus Fisher zu sehen und die malaysisch-chinesische Schauspielerin Pik Sen Lim, seit den sechziger Jahren Dauergast im britischen Fernsehen, ist Johnny English den ganzen Film als unheimliche Killerin auf den Fersen.

Die größte Überraschung ist aber Patch Quatermain, der Q-Inkarnation des English-Universums, die beim ersten Film noch völlig vergessen wurde. Wegen des satirischen Blicks auf die Gadget-Fixierung der Bond-Filme war so eine Figur unerläßlich und offenbar war es Rowan Atkinson, der für die gelungene Besetzung verantwortlich war: er hatte sich seinen alten Bekannten Tim McInnerny ausgesucht, der seit Anfang der achtziger Jahre ein fester Bestandteil von den meisten Blackadder-Geschichten war und nun als rollstuhlfahrender Agenten-Ausstatter den gleichen Sarkasmus wie seine Kollegen des flemingschen Universums an den Tag legen konnte. Besonders in seinen Szenen im MI7-Labor fühlt man sich wie in einem klassischen Bond-Film, denn die Gags und Reaktionen hätten auch genauso mit Roger Moore und Desmond Llewellyn oder Pierce Brosnan und John Cleese funktioniert, zu deren illustren Gesellschaft Rowan Atkinson und Tim McInnerny nun auch dazugehören.

Regisseur Oliver Parker, der bis Ende der neunziger Jahre auch öfter als Schauspieler in diversen Kino- und Fernsehnebenrollen unterwegs war, ist eigentlich mehr für seine routinierten Inszenierungen von kleineren Produktionen von Klassikern wie Othello oder The Importance of Being Earnest, aber auch Komödien wie An Ideal Husband bekannt als für große Actionfilmen. Ihm war aber trotzdem das Unmögliche gelungen, Johnny English Reborn genauso aufwendig wie einen Bond-Film zu verwirklichen - während der Vorgänger noch eine relativ kleine London-basierte Produktion war, verteilt Johnny English Reborn die Handlung um den halben Erdball. Die Filmemacher haben sich dabei nicht lumpen lassen und die Produktion nicht nur in London, britischen Filmstudios und ein paar Aufnahmen in Frankreich gedreht, sondern waren im Herbst 2010 auch nach Hong Kong und Macau geflogen, um dort viele spektakuläre Szenen einzufangen.

Obwohl Johnny English Reborn als rein europäische Produktion nur mit einem vergleichsweise kleinen Budget von 45 Millionen Dollar ausgestattet war, kann die Inszenierung es mit jedem fünfmal so teuren Hollywood-Blockbuster aufnehmen. Von einer Verfolgungsjagd über die Dächer von Hongkong über ein originelles Autorennen bis zu dem grandiosen Finale im Schnee mit einer Seilbahn hatten sich die Filmemacher einiges einfallen lassen und dabei noch nicht einmal wirklich bei James Bond geklaut, sondern auf rundum gelungene Art eine liebevolle Hommage auf das Vorbild in Szene gesetzt.

Geholfen hat dabei nicht zuletzt auch die solide Kameraarbeit von Danny Cohen, die diesmal im breiten Panavision-Filmformat noch mehr nach ganz großem Kino aussieht und gemeinsam mit dem raffinierten Filmschnitt von Guy Bensley und dem sorgfältigen Design von Jim Clay viel an klassische Filme des Agenten-Genres erinnert. Auf Special-Effects konnte der Film natürlich nicht verzichten, aber die von den englischen Firmen Framestore und Baseblack produzierten Effekte wurden so nahtlos in die reale Szenerie integriert, daß sie kaum erkennbar sind.

Das Sahnehäubchen von Johnny English Reborn ist aber die Musik von Ilan Eshkeri, die dem Film eine Menge Schwung und Elan gibt. Der Nachwuchskomponist, der schon seit einigen Jahren an vielen großen Kinoproduktionen mitgewirkt hatte, scheint seine Vorbilder genau studiert zu haben - speziell natürlich Bond-Komponist John Barry, an dessen unverwechselbarem Stil er sich ganz besonders orientiert hatte. Auf einen Titelsong wurde diesmal verzichtet, aber als Basis für seine Score hatte Eshkeri das ursprünglich für die Werbespots von Howard Goodall geschriebene und später im ersten Film von Edward Shearmur arrangierte Haupthema verwendet, das aber diesmal noch etwas erweitert wurde und eine neue Orchestrierung bekam.

Statt elektronischen Drumloops à la Propellorhead ist nun wieder ein viel jazziger Bigband-Sound zu hören, der eine große Bläser- und Streicherbesetzung mit einer knackigen Schlagzeug-Gitarre-Baß-Basis erfolgreich mischt und so fast schon einen ganz nostalgischen Retro-Klang hat. Das Hauptthema kommt recht oft zum Einsatz, ist aber trotzdem sehr effektiv und hört sich schlichtweg klasse an, was man von Ilan Eshkeris neu komponierten Elementen aber auch sagen kann. Seine Filmmusik funktioniert deshalb so brilliant, weil sie die komödiantischen Elemente völlig ignoriert und den Film wie einen völlig geradlinigen Actionthriller behandelt und so besonders die Actionszenen, aber auch viele leisere Sequenzen sehr spannend macht.

Johnny English Reborn kam nach einer ausführlichen Werbekampagne von Universal Pictures, bei der im Vorfeld viel über den Film gelästert wurde, im Herbst 2011 weltweit ohne große lokale Verzögerungen in die Kinos. In den USA konnte Rowan Atkinsons zweiter Auftritt als Geheimagent mit 8 Millionen Dollar nur erschreckend wenig einspielen, aber dafür klingelte es an den Kinokassen im Rest der Welt umso mehr: mit über 150 Millionen Dollar war der Film kein so großer Kassenschlager wie die Mr. Bean-Filme, aber dennoch ein anständiger Erfolg, auf den der Hauptdarsteller mit Recht stolz war. Diesmal waren auch die Kritiker nicht so unbarmherzig wie beim Vorgänger, allerdings konnten vor allem die amerikanischen Medien erwartungsgemäß überhaupt nichts mit dem doch sehr britischen Humor anfangen, während dafür in Europa die gelungene Inszenierung und der gesprächige Witz hoch gelobt wurde.

Johnny English Reborn ist nicht der dritte Mr. Bean-Film und auch kein vierter Teil von Austin Powers, aber eine wundervoll gelungene Spionage-und-Agenten-Satire mit einer Galavorstellung eines umwerfenden Rowan Atkinson, der von einer starken Nebenbesetzung kräftig unterstützt wird. Ganz nebenbei zeigen Regisseur Oliver Parker und Drehbuchautor Hamish McColl dem Broccoli-Clan, wie ein richtiges James Bond-Abenteuer gemacht werden muß - Johnny English Reborn ist schlicht und einfach der beste Bond-Film seit zehn Jahren.

Die DVD

Johnny English wurde nur ein knappes halbes Jahr nach der Kinoauswertung im Februar 2012 weltwelt an nur wenig auseinanderliegenden Terminen als DVD und Blu-Ray gemeinsam mit einer neuen HD-Veröffentlichung des ersten Films erschienen. Im Gegensatz zum Vorgänger gab es aber diesmal aber noch mehr Extras - darunter ein Audio-Kommentar vom Regisseur und Drehbuchautor und viele herausgeschnittene Szenen. So ist Johnny English Reborn auch im Heimkino eine durchaus gelungene Sache, aber es gibt leider einen kleinen Stolperstein.

Der Autor dieser Zeilen hatte bei der DVD-Veröffentlichung leider danebengegriffen und sich nur die DVD aus der britischen Blu-Ray/DVD-Kombination zugelegt, die leider nicht mit der Einzel-Veröffentlichung identisch ist und außer einer Digital Copy für Medienplayer überhaupt keine Extras besitzt. Das gleiche war auch schon einmal bei Kung Fu Panda 2 passiert, der auch in Europa von Universal vertrieben wird - offenbar ist es eine besondere Masche des Studios, separate DVDs für die BD/DVD-Combos zu produzieren. Die Einzel-DVD von Johnny English Reborn enthält aber die Deleted Scenes, das Gag Reel, den Audiokommentar sowie eins von den kurzen Featurettes der Blu-Ray - weggelassen wurden offenbar nur die drei anderen Featurettes und das 25-minütige Making-Of.

Wie bei Kung Fu Panda 2 ist dieser Artikel deswegen in erster Linie eine Filmkritik mit einer kurzen technischen Review der DVD, die nur in Sachen Bild- und Tonqualität mit der normalen Verkaufsversion zu tun hat.

Cover

Bild

Johnny English Reborn war noch nicht mit digitalen Kameras gedreht worden, sondern auf gutem, altem analogen 35mm-Film - allerdings nicht in anamorphem Panavision, sondern in Super35 mit einem drei Perforationslöcher hohem Negativbild. Früher hätte das durch die vielen Umkopiervorgänge zu seinem sehr griesigen Bild geführt, aber dank des direkten Scans vom Negativ und der komplett digitalen Bildverarbeitung kann diese DVD mit einer sehr soliden Qualität aufwarten, allerdings mit einer Einschränkung.

Auf den ersten Blick ist die Bildqualität praktisch perfekt, denn die Konvertierung vom HD-Bildmaster ins DVD-Format ist durchaus gut gelungen. Bei genauerem Hinschauen zeigt sich aber, daß die Schärfe etwas besser sein könnte, was möglicherweise mit dem Super35-Filmformat zusammenhängt - auch bei der Blu-Ray wurde von einem etwas weichen Bild berichtet und die Text- und Grafikeinblendungen scheinen von der leichten Unschärfe nicht betroffen zu sein. Vielleicht liegt es auch daran, daß sämtliche Körnigkeit des Filmmaterials komplett mit einem Filter entfernt wurde, was zwar ansonsten keine sichtbaren Nebenwirkungen verursacht hat, aber trotzdem nicht optimal für die Schärfe war - immerhin wurde das Bild auch nicht noch einmal künstlich aufgeschärft.

Ansonsten ist die Bildqualität aber trotzdem sehr homogen, auch wenn das Bild durch die starke Filterung einen sehr digitalen und wenig filmähnlichen Eindruck macht. Durch den direkten digitalen Transfer werden die Farben genauso wie von den Filmemachern gewünscht wiedergegeben und auch an Helligkeit und Kontrast gibt es daher nichts auszusetzen. Obwohl der 97 Minuten lange Film auf nur etwa 4.8 Gigabyte kompromiert wurde, ist die Kompression mit einer sehr variablen Bitrate von durchschnittlich 6.5 Mbit/s völlig unproblematisch. Offenbar ist dieser Teil der DVD mit der einzeln verkauften Version identisch, denn das Authoring würde noch reichlich genug Platz für das Bonusmaterial übrig lassen, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen.

Ton

Auch an der Tonqualität gibt es nicht viel auszusetzen, denn Johnny English Reborn hat einen ganz modernen Mehrkanal-Sound zu bieten, der auch auf dieser reduzierten DVD perfekt wiedergegeben wird.

Die englische 5.1-Tonspur wurde zwar aus unerfindlichen Gründen nur mit 384 kbit/s in Dolby Digital codiert, aber wirklich hören dürfte man den Unterschied zur maximalen Bitrate von 448 kbit/s nur auf sehr teuren Highend-Systemen. Die Abmischung braucht sich vor großen Hollywood-Actionfilmen nicht zu verstecken und hat außer einer sehr breit gemischten Musik, die sich gerne über alle Kanäle verteilt, auch eine ganz ausgeprägte räumliche Geräuschkulisse zu bieten. Direkte Surroundeffekte werden nicht ganz so oft eingesetzt, aber die Surroundkanäle bleiben nur selten stumm. Gleichzeitig ist der Klang aber sehr ausgewogen und hat keine weit auseinanderklaffende Dynamik, so daß trotz sattem Baß und luftigen Höhen der Griff zum Lautstärkeregler auch bei leiseren Szenen nicht notwendig ist.

Die zweite Tonspur, eine 2.0-Surround-Abmischung, enthält eine Audiodeskription für Sehbehinderte, die gar nicht schlecht gemacht ist und den Film praktisch zu einem interessanten Hörspiel macht. Untertitel gibt es natürlich nur auf Englisch.

Bonusmaterial

Das einzige Extra auf der DVD aus dem BD/DVD-Combopack ist eine Digital Copy für Medienplayer, die gut die Hälfte der Disc ausmacht. Auf der einzeln verkauften DVDs befinden sich aber folgende drei Extras:

• Audiokommentar mit Regisseur Oliver Parker und Drehbuchautor Hamish McColl
• Deleted & Extended Scenes mit Intros von Regisseur Oliver Parker (ca. 37 Min.)
• The Wheelchair Chase (ca. 5 Minuten)

Cover
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