Kung Fu Panda 
Cover

2.12.2008 #443

von Guido Bibra

Titel Kung Fu Panda
Studio Dreamworks Animation (2008)
Hersteller Dreamworks Home Entertainment / Paramount (2007) EAN 0-97361-17954-4
DVD-Typ 9 (6,81 GB) Bitrate ø 6,89 max. 9,9
Laufzeit 91:48 Minuten Kapitel 24
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 384 kbit/s Englisch, Französisch, Spanisch  2.0 Surround 192 kbit/s Englisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG
Extras • Audio Commentary by the Filmmakers
• Dragon Warrior Training Academy
• Food Network Exclusive: Alton Brown at Mr Ping's Noodle House
• "Kung Fu Fighting" Music Video
• How to use Chopsticks
• Help Save the Wild pandas
• Plus, Awesome Activities and Behind-the-Scenes Fun!

Der Film

Panda Po fristet sein Dasein im Nudelrestaurant seines gefiederten Ziehvaters, der nur darauf wartet, daß sein Adoptivsohn endlich von den geliebten Nudeln träumt und er die Familiennachfolge antreten kann. Pos Träume drehen sich aber nicht um Pasta, sondern um seine heimliche Leidenschaft Kung Fu, die er wegen seines beträchtlichen Bauchumfangs nur als Zuschauer erleben kann. Deshalb ist er sofort auf dem Weg zum lokalen Kloster, als der Kung Fu-Meister Oogway ankündigt, den legendären Drachenkrieger aus den Anwärtern, den furiosen Fünf, auszuwählen. Aber Po schafft es nicht mehr rechtzeitig, die Tausenden von Stufen zum Kloster zu überwinden und steht vor geschlossenen Türen, hinter denen die feierliche Zeremonie ohne ihn losgeht. Um doch noch seine Idole in Aktion erleben zu können, versucht der schwergewichtige Panda verzweifelt die Mauern des Klosters zu überwinden und landet mit Hilfe von Feuerwerks-Raketen ausgerechnet vor der Nase von Master Oogway - der hält Po für ein Geschenk des Himmels und ernennt ihn zum Drachenkrieger. Die furiosen Fünf und ihr Trainer Shifu sind entsetzt, aber Oogway besteht darauf, daß Po zum Kung-Fu-Meister ausgebildet wird... denn als Drachenkrieger hat er die einzige Chance, Shifus ehemaligen Protegé und jetzigen Erzfeind Tai Lung zu besiegen.

 


2007 sah es fast so aus, als ob die Glückssträhne von Dreamworks Animation zuende wäre. Im Frühjahr konnte das Trickfilm-Studio zwar noch mit Shrek the Third den zweitgrößten Erfolg der Firmengeschichte verbuchen, aber die nächste Produktion, die schon im Herbst des Jahres in die Kinos kam, wurde zum ersten Mißerfolg seit langem: Bee Movie, ein Film mit einem guten Konzept, der aber letztendlich am Ego des Drehbuchautors und Hauptdarstellers Jerry Seinfeld gescheitert war und trotz der gelungenen Animation weder die Kritiker noch die Kinozuschauer so begeistern konnte wie seine Vorgänger. Auch das nächste Projekt des Studios machte zuerst noch keinen vielversprechen Eindruck, der sich aber im Laufe der Zeit doch noch ändern sollte.

Ein Zoo in der Traumfabrik

Abgesehen von der Shrek-Reihe, in denen auch menschliche Protagonisten im Vordergrund stehen, hatte sich Dreamworks bisher immer auf anthropomorphisierte tierische Hauptcharaktere konzentriert. Auch mit dem neuen Film änderte sich daran nicht viel, denn der 2005 angekündigte Kung Fu Panda versprach wieder ein Spektakel mit vielen kuscheligen und knuddeligen Helden zu werden. Das Konzept ließ allerdings schlimmes befürchten, denn nach den ersten Ankündigungen schien es eine kindergerechte Geschichte um einen Kampfsport treibenden, übergewichtigen Panda zu werden – etwas, was mehr zu Disney und Pixar als zu Dreamworks passen würde.

Dreamworks wäre aber nicht Dreamworks, wenn das Studio nicht ein besonderes Händchen hätte aus unscheinbaren Konzepten etwas ganz besonderes zu machen, was mit Kung Fu Panda trotz aller Bedenken ganz hervorragend gelungen ist. Die ursprünglich von Dreamworks-Executive Michael Lachance erdachte Idee war eine von vielen, die seit langem auf dem Schreibtisch des Studios lag, aber lange Zeit unentwickelt blieb, weil die computergenerierte Trickfilmtechnik einen Film dieser Art noch nicht überzeugend umsetzen konnte. Mehr als ein halbes Jahrzehnt und einige Filme später hatten sich die Computer-Animationstechnik aber so stark weiterentwickelt, daß die alte Idee vom Kung Fu Panda wieder hervorgeholt werden konnte.

Die Newcomer

Während Konkurrent Pixar seine Filme fast ausschließlich in die Hände von eigenen Drehbuchautoren und Regisseuren legt, werden bei Dreamworks auch manchmal Leute von außerhalb des Studios engagiert. Kung Fu Panda war jedoch der erste Film, der hauptsächlich von Neuzugängen geschrieben und inszeniert wurde – ein mutiger, aber sinnvoller Schritt, der einen dringend benötigten frischen Wind ins Studio brachte. Das Drehbuch wurde diesmal einem Team von zwei verschiedenen Autoren-Duos anvertraut: die ersten Drehbuch-Versionen stammten von Ethan Reiff und Cyrus Voris, die seit den neunziger Jahren zusammen gearbeitet hatten und 2003 die Martial-Arts-Abenteuerkomödie The Bulletproof Monk schrieben.

Das eigentliche Script wurde jedoch von Glenn Berger und Jonathan Aibel weiterentwickelt, die zuvor hauptsächlich für TV-Trickfilmserien tätig waren, darunter auch einige Zeit als ausführende Produzenten und Autoren für King of the Hill. Die Unerfahrenheit der beiden Teams mit Kinofilmen hat aber nichts zu sagen, denn Dreamworks hatte früher schon öfter mit großem Erfolg relativ unbekannte Autoren engagiert, die immer für ganz hervorragende Scripts gesorgt haben. Mit am Drehbuch beteiligt waren natürlich auch viele andere Mitglieder des Produktionsteams, die zahllose kleine und große Ideen beisteuerten.

Inszeniert wurde Kung Fu Panda allerdings gemeinsam von einem Dreamworks-Veteranen und einem Newcomer, die aber beide ihre Karriere im Trickfilm-Bereich begonnen hatten. John Stevenson hatte als Storyboard-Zeichner und Charakter-Gestalter Anfang der achtziger Jahre bei der Muppet Show begonnen und war dann als Designer für viele andere Film- und TV-Produktionen tätig, bevor er seit Shrek bei Dreamworks ein vielbeschäftigter Mitarbeiter im Storyboard-Department wurde und bei der TV-Serie Father of the Pride auch schon Regie bei einigen Episoden geführt hatte. Auch sein Partner Mark Osborne war schon alss Trickfilmer bekannt geworden und hatte unter anderem schon einige Kurzfilme, darunter 1998 den oscarnominierten More! gedreht. Dadurch entstand ein erstklassiges Regieteam, das zwar noch nie einen abendfüllenden computeranimierten Kinofilm inszeniert hatte, aber mit jeder Menge Animations-Erfahrung aus allen Bereichen bestens dafür geeignet war.

Eine legendäre Geschichte

Schon lange bevor auch nur eine Zeile des Drehbuchs geschrieben war, hatten die Filmemacher entschieden, aus Kung Fu Panda nicht nur einfach eine simple Parodie zu machen, sondern eine respektvolle Hommage an das Martial-Arts-Genre. Dabei sollte jedoch nicht auf einen gewissen Anteil an Humor verzichtet werden, denn das Ziel war eine Mischung aus den ernsthafteren Shaw Brothers-Produktionen und den mehr komödiantisch angelegten Filmen von Jackie Chan zu schaffen, ohne dabei die Vorbilder lächerlich zu machen. Es mußte ein goldener Mittelweg erreicht werden, um ein solides und originelles Drehbuch möglich zu machen – eine Aufgabe, die die Filmemacher hervorragend meistern konnten.

Kung Fu Panda ist eine völlige Abkehr von den sonst typischen Dreamworks-Drehbüchern, die viel Gebrauch von Popkultur-Parodien, Insider-Gags und anachronistischem Humor machten – gerade diese Elemente waren aber für den neuen Film nicht zu gebrauchen. Die Szenerie des vorindustriellen, mittelalterlichen China sollte nicht von unnötigen Ablenkungen gestört werden, aber stattdessen gab es jede Menge Möglichkeiten Referenzen und Homagen an die klassischen Martial-Arts-Filme einzubauen, die auch ausführlich genutzt wurden – fast in jeder Szene gibt es etwas zu entdecken, wobei das meiste erst bei sehr genauem Hinschauen auffällt. Die Handlung ist dabei sehr straff und schafft es in den knappen anderthalb Stunden eine ganze Menge Plot unterzubringen, ohne dabei das Tempo zu sehr in die Höhe zu schrauben.

Für Kenner des Genres wurde ein hoher Wiedererkennungseffekt erzielt, aber gleichzeitig kommen durch den vorsichtig dosierten Humor und die zahlreichen Dialoge nicht nur Insider auf ihre Kosten. Trotz der flauschigen Protagonisten haben die Filmemacher nicht ausschließlich Wert auf die Kompatiblität mit jüngeren Zuschauern gelegt, sondern wie bei den früheren Dreamworks-Trickfilmen üblich die Komik auf zwei Ebenen integriert. Mit Slapstick-Elementen geht Kung Fu Panda relativ sparsam um, denn der physikalische Humor wird nicht überstrapaziert. Stattdessen wird der untergründige Witz hauptsächlich durch die pointierten Dialoge erzeugt, aber auch die elegante Animation lädt oft zum Schmunzeln ein. Auch Spannung und Action kommen natürlich nicht zu kurz, so daß gemeinsam mit dem gelungenen Humor erst gar keine Langeweile aufkommt.

Ein Panda und seine Familie

Kung Fu Panda ist beinahe schon ein Ensemblestück, aber durch die Story bedingt steht natürlich der titelgebende Held im Vordergrund. Po, der rundliche Panda, ist keine Witzfigur und auch kein problembehafteter Charakter, sondern einfach nur ein ganz normaler junger Panda mit einer Begeisterung für Kung-Fu – er ist sozusagen ein Fanboy . Für seine Stimme haben sich die Filmemacher an Jack Black gewandt, der sich in den letzten Jahren als Ulknudel in Actionfilmen und Komödien etabliert hatte, aber 2004 in Shark Tale auch schon einmal eine größere Nebenrolle in einem Dreamworks-Film hatte. Seine Titelrolle in Kung Fu Panda ist jedoch nicht ganz so überdreht, denn Po ist ein überraschend komplexer Charakter, für die im Tonstudio nicht nur eine einfache Comedy-Routine gefragt war. Tatsächlich spielt Jack Black nicht nur sich selbst, sondern schafft es, mit einem sehr vielseitigem Auftritt zu überraschen, der von spaßigem Blödsinn über tief empfundene Dialoge bis zu aufgeregter Action-Stimmakrobatik reicht.

Pos Ziehvater heißt Mr. Ping und ist... eine Gans, denn Pos Herkunft ist ein kleiner Running Gag und wird in der Geschichte nie erwähnt und wie ganz selbstverständlich behandelt. Pos liebevoller Gänsepapa ist trotz seines relativ kurzen Auftritts längst kein unbedeutender Nebencharakter, denn seine kulinarischen Ambitionen werden im Laufe des Films zu einem wichtigen Bestandteil der Handlung. Wie bei allen Charakteren sind die Filmemacher bei der Stimmenbesetzung von Mr. Ping nicht der Versuchung erlegen, einen starken fernöstlichen Akzent zu verwenden, obwohl mit James Hong ein Schauspieler mit asiatischer Abstammung für die Rolle gefunden wurde. Hong, der seit den fünfziger Jahren in fast jeder zweiten amerikanischen TV-Serie typische Nebenrollen spielte und nicht nur ein bekanntes Gesicht ist, sondern auch eine markante Stimme hat, bringt viel Wärme und Leben in einen kleinen, aber erinnerungswürdigen Nebenfigur bringt.

Ein Lehrer und sein Meister

Der Kung-Fu-Lehrer ist in den einschlägigen Filmen meist ein kleiner und scheinbar gebrechlicher Mann, aus dem die Filmemacher auch einen Panda gemacht haben – allerdings den viel kleineren roten Panda, der lediglich dem Namen nach an die Gattung des Titelcharakters erinnert und von der Gestaltung her nur ansatzweise an sein Vorbild angelehnt wurde. Shifu ist trotzdem einer der beeindruckensten Charaktere in Kung Fu Panda und fast schon der heimliche Hauptdarsteller der Geschichte. Der Kung-Fu-Trainer, dessen Ähnlichkeiten zu einer gewissen anderen Figur einer Science-Fiction-Filmreihe rein zufällig sind, wird aber nicht nur durch die beeindruckende CGI-Animation zum Leben erweckt, sondern auch durch die Stimme hinter den Bits und Bytes. Für die konnten die Filmemacher Dustin Hoffmann gewinnen, der mit seiner sonoren Stimme Shifu eine Menge Autorität, aber auch viel Menschlichkeit und Humor gibt und ihn damit trotz seiner Strenge zu einem großen Sympathieträger macht.

In einer klassischen Kung-Fu-Legende darf natürlich auch ein weiser alter Meister nicht fehlen, der in Kung Fu Panda besonders elegant in die Tierwelt übertragen wurde. Master Oogway ist eine Riesen-Schildkröte, die optisch sogar relativ vorbildgetreu umgesetzt wurde und durch die betonte Langsamkeit gleichzeitig schwach und unbeholfen, aber auch sehr elegant wirkt. Es ist nicht die erste Schildkröte, die in einem Dreamworks-Film auftritt, denn in Over the Hedge gab es schon einen gepanzerten Charakter namens Verne, der aber noch viel cartoonartigere Züge als Master Oogway trägt. Seine Part hat mit Randall Duk Kim ein weiterer asiatisch-amerikanischer Schauspieler übernommen, dessen sanfte Stimme perfekt zu dem langsamen und bedächtigen Charakter paßt und genauso wie bei den anderen Protagonisten völlig auf einen überzogenen fernöstlichen Akzent verzichtet – tatsächlich klingt Oogway sogar mehr wie ein Brite als ein Chinese, was der Figur noch liebenswürdiger macht.

Fünf furiose Freunde und eine Bestie

Die Repräsentation von fünf prominenten Kung-Fu-Kampfstilen haben die Filmemacher auf eine bestechend simple, aber dennoch gelungene Weise realisiert, indem Shifus Kung-Fu-Schüler als die jeweiligen Tierarten Kranich, Tiger, Mantis, Schlange und Tiger umgesetzt wurden. Inhaltlich sind die Charaktere nur sehr oberflächlich und haben zwar gut ausgeprägte Persönlichkeiten, dienen aber dennoch hauptsächlich nur als Plotelemente. Ihre Gestaltung ist gegenüber den sonstigen Protagonisten deutlich abstrakter und nicht ganz so detailreich, was einerseits den Symbolcharakter der Figuren unterstreichen sollte, aber auch technische Gründe hatte – da die Charaktere in äußerst komplizierte Kampfszenen verwickelt waren, kam das heruntergeschraubte Design der Animationstechnik deutlich entgegen.

Zwar ist die Optik der Furious Five nicht so grandios wie bei den anderen Charakteren, aber dafür haben sich die Filmemacher mit der Besetzung der Stimmen etwas besonderes einfallen lassen und neben zwei Komikern und zwei Hollywoodstars auch eine Martial-Arts-Legende engagieren können. Als Monkey ist niemand anders als Jackie Chan zu hören, der seit den siebziger Jahren zu einem der größten Stars des Kampfsport-Genres wurde und auch öfter in komödiantischen Rollen spielte, was die Autoren von Kung Fu Panda natürlich für ihr Drehbuch nutzten und seinem Charakter einige clevere Texte in den Mund legten. Auch die Dialoge für die Standup-Komiker David Cross als Crane und Seth Rogen als Mantis geben den Sprechern viele Gelegenheiten ihr Können unter Beweis zu stellen, während Angelina Jolie als Tigress und Lucy Liu als Viper richtig respekteinflößend und sogar ein wenig gefährlich klingen.

Selbstverständlich gehört in die Geschichte von Kung Fu Panda auch ein klassischer Bösewicht, der als Schneeleopard Tai Lung besonders beeindruckend wirkt. Allerdings ist es kein völlig eindimensionaler Antagonist, denn die Geschichte geht ausführlich auf seine Vergangenheit ein, ohne dabei jedoch zu emotional oder kitschig zu werden. Die Filmemacher lassen aber keinen Zweifel an Tai Lungs rasantem Charakter, der durch die markante Stimme von Ian McShane erst den richtigen Biß bekommt. Der britische Schauspieler spielte bereits 2007 in Shrek the Third eine kleine Rolle als Captain Hook und hat nun auch nicht viel mehr Dialog, macht aber aus Tai Lung mit viel Energie ein gefährliches Raubtier, das weit mehr als nur ein platter Unhold ist.

Fernöstliche Kunstwerke

Kung Fu Panda war die bisher größte visuelle Herausforderung von Dreamworks Animation, der das Studio technisch vor einigen Jahren noch nicht gewachsen gewesen wäre – tatsächlich hielten manche Dreamworks-Mitarbeiter das Drehbuch zuerst sogar für unverfilmbar. Erst durch die in den letzten Jahren immer besser gewordene Computer-Animationstechnik konnte eine so detailreiche und realistische Szenerie wie in Kung Fu Panda erst möglich gemacht werden. Dabei ging es in erster Linie diesmal nicht nur um die rein technische Umsetzung, sondern auch um eine enorm detailreiche Gestaltung. Die Produktionsdesigner Raymond Zibach und Tang Kheng Heng, beide langjährige Dreamworks-Mitarbeiter, betrieben deshalb aufwendige Recherchen über mittelalterliche chinesische Architektur, Kunst und Vegetation, wodurch die virtuellen Kulissen so realistisch wie nur möglich gestaltet werden konnten und zu einem buchstäblichen Meisterwerk wurden. Kung Fu Panda wurde außerdem der erste computeranimierte Dreamworks-Trickfilm im breiten 2.40:1-Scope-Bildformat, das hauptsächlich gewählt wurde um eine möglichst episches Aussehen zu erreichen, aber auch weil fast alle der klassischen Kung-Fu-Filme in diesem Format gedreht wurden.

Sehr viel Wert wurde auf die Gestaltung der Charaktere gelegt, die zwar keine großen Meilensteine mehr erreichen mußten, aber dennoch die Meßlatte für Detail und Realismus wieder ein kleines Stückchen nach oben setzten. Realistisches Tierfell hatte Dreamworks spätestens seit Shrek und vor allem Over the Hedge bereits erfolgreich gemeistert, aber in Kung Fu Panda kamen bei einigen Figuren auch noch Kleidung hinzu, die mit dem Fell dynamisch interagieren mußte – keine leichte Übung, die aber in Kung Fu Panda bemerkenswert gut realisiert wurde. Während die meisten Charaktere relativ realistisch umgesetzt wurden, hielten sich die Filmemacher bei den Furios Five ähnlich wie bei Madagascar absichtlich an eine mehr abstrakte Gestaltung, die sich aber dennoch nahtlos in die Umgebung einfügt und hervorragend zu den anderen Figuren paßt.

Ein großes Experiment haben die Filmemacher mit der Titelsequenz gewagt, denn die ersten zweieinhalb Minuten und ein Teil des Abspanns bestehen nicht aus CGI-Animation, sondern einer traditionellen 2D-Zeichentrick-Sequenz, die vom ehemaligen Disney-Animator und früheren Dreamworks-Mitarbeiter James Baxter inszeniert wurde. Statt honigsüßen, Disney-artigen Zeichnungen wurde aber ein künstlerisch viel anspruchsvoller Stil verwendet, der an chinesische Schattenspiele erinnert. Neu ist die Idee nicht, denn Pixar hatte schon für The Incredibles und Ratatouille im Abspann einen ähnlich abstrakten Stil eingesetzt, aber erst Dreamworks hatte mit Kung Fu Panda den Mut, eine längere Sequenz so in Szene zu setzen.

Music to Fight by

Ursprünglich sollte Hans Zimmer, Chef der Filmmusik-Abteilung von Dreamworks, alleine für die musikalische Untermalung für Kung Fu Panda zuständig sein, aber während der Produktion wurde angekündigt, daß auch John Powell für einen Teil der Score zuständig sein würde. Angesichts von Zimmers früheren Kompositionen, die oft einen deutlichen Baukasten-Charakter besaßen, war dies eine willkommene Entwicklung und sorgte tatsächlich für eine der besten Filmmusiken eines Dreamworks-Trickfilms der letzten Jahre. Medienberichten zufolge war Hans Zimmer extra nach China gereist, um sich dort musikalisch inspirieren zu lassen und das dortige National-Orchester kennenzulernen, aber stilistisch macht die Filmmusik mehr den Eindruck aus der Feder von John Powell zu stammen.

Bemerkenswert sind die vielen ohrwurmverdächtigen Melodien, die mit durchweg gelungenen Arrangements zum Leben erweckt werden und ausführlichen Gebrauch von traditionellen fernöstlichen Instrumenten machen. Dadurch klingt ein großer Teil der Score fast wie eine klassische Martial-Arts-Soundtrack, die mit solider Actionfilm-Musik gemischt wird, aber immer sehr originelle Themen zu bieten hat und überhaupt nicht auf das sonst für Hans Zimmer typische Schema zurückfällt. Ungewöhnlich für Dreamworks werden im Film selbst keinerlei Popsongs eingesetzt, allerhöchstens die Titelmusik geht mit ihrem typischen 70er-Jahre-Sound etwas in die Richtung. Für den Abspann haben sich die Filmemacher aber doch zu einem Song hinreißen lassen, der so gut wie kein anderer zur Handlung paßt: eine neufür den Film von Hiphop-Musiker Cee-Lo Green neu gecoverte Version von Kung Fu Fighting, die aber nicht so richtig an Carl Douglas' One-Hit-Wonder von 1974 herankommt und ein bißchen an Jack Blacks unnötigem Zwischengeschrei krankt.

Dreamworks goes to China

Computeranimierte Trickfilme sind inzwischen so alltäglich geworden, daß neue Produktionen längst kein so großes Aufsehen mehr erregen wie ihre Vorgänger. Mit Kung Fu Panda hat Dreamworks aber das erste Mal seit Shrek wieder eine rundum gelungene Überraschung zu bieten, die es geschafft hat aus einer ganz trivialen Geschichte einen faszinierenden, spannenden und humorvollen Film zu machen, der keine simple Parodie, sondern eine liebevolle Hommage an seine Vorbilder ist und großen Respekt vor ihnen hat. Es war der bisher originellste Dreamworks-Trickfilm seit Jahren und für das Studio eine nicht risikolose Produktion, die sich aber ultimativ als der richtige Schritt erweisen sollte.

Die Uraufführung von Kung Fu Panda fand einen halben Monat vor dem regulären Kinostart auf dem Filmfestival in Cannes statt, wo er Standing Ovations bekam und die Kritiker und Zuschauer restlos begeistern konnte – etwas, was Steven Spielberg und George Lucas mit der dortigen Premiere von Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull nicht gelungen war. Am ersten Wochenende spielte Kung Fu Panda alleine in den USA 60 Millionen Dollar ein und konnte damit zwar nicht den massiven Erfolg von Shrek the Third wiederholen, wurde aber dennoch zum viererfolgreichsten Film des Studios. Das Duell mit Pixars nur wenige Wochen später angelaufenem WALL·E verlor Kung Fu Panda in den USA nur knapp und konnte sogar weltweit mehr einspielen, denn sogar in China wurde der Film zu einem überraschend großen Erfolg.

Schon im Abspann wird die Geschichte von Po, dem Panda ein bißchen weitererzählt, aber erst nach dem überwältigenden Erfolg des Films waren sich die Dreamworks-Executives sicher, daß Kung Fu Panda nach Shrek und Madagascar der dritte Film des Studios sein wird, der das Zeug für eine Fortsetzung hat - Pandamonium befindet sich schon jetzt in der Vorbereitung und wird voraussichtlich 2011 in die Kinos kommen.

Die DVD

Kung Fu Panda wurde weniger als ein halbes Jahr nach der Kinopremiere schon im November 2008 als DVD und Blu-Ray weltweit veröffentlicht. Wie schon bei den früheren Filmen hat Dreamworks die Käufer wieder mit einigen verschiedenen Versionen verwirrt, die aber diesmal nicht ganz so zahlreich wie bei früheren DVDs des Studios ausgefallen sind. In den USA erschien eine Einzel-DVD und eine Doppel-Disc, deren zusätzliche Extras aber lediglich aus dem 22-minütigem Kurzfilm Secrets of the Furious Five und einigem kindergerechten Bonusmaterial besteht. Während die zusätzlichen Extras zwar auf der Blu-Ray dabei sind, wurde sogar dort der Kurzfilm weggelassen und auch bei der europäischen Doppel-DVD eingespart.

Wegen der Mondpreise der 2-Disc-Versionen lohnen sich daher nur die Single-DVDs, die auch alle wesentlichen Extras enthalten und generell empfehlenswert sind. Wenn man schon auf HD-Equipment umgestellt hat, sollte man natürlich stattdessen zur in allen Regionen weitgehend identischen Blu-Ray greifen, aber auch die hier rezensierte US-DVD kann mit einer beeindruckenden Bild- und Tonqualität und soliden Extras aufwarten. Zwar kann die Ausstattung nicht mit Pixars WALL·E konkurrieren, aber seit der enttäuschenden Veröffentlichung von Shrek the Third haben sich die Extras doch deutlich verbessert.

Cover

Cover

Bild

Abgesehen von ein paar wenigen Ausreißern hatte Dreamworks in den letzten Jahren in Sachen Bildqualität bei den DVDs der computeranimierten Trickfilmen immer besser Ergebnisse erzielt – Kung Fu Panda setzt diesen Trend ohne Mühen fort und zeigt auch im Zeitalter der HD-Medien, daß eine Standard-DVD immer noch eine ganze Menge leisten kann.

Dreamworks' erster CGI-Trickfilm im breiten Scope-Format wurde selbstverständlich auch genauso auf die DVD übertragen, obwohl auf dem Cover und sogar auf der DVD selbst 1.85:1 angegeben sind – dabei handelt es sich zum Glück nur um einen Schreibfehler, denn das Bild ist in ordnungsgemäßen anamorphem 2.35:1 zu sehen. Selbstverständlich wurde kein Filmtransfer mehr gemacht, sondern wie bei CGI-Trickfilmen üblich gleich das volldigitale Bildmaster eingesetzt, das auf bestmöglichste Weise ins DVD-Format konvertiert wurde.

Einen Transfer im herkömmlichen Sinn gibt es nicht mehr, der entscheidende Prozeß ist hier das Authoring, bei dem die von Dreamworks beauftragten Firmen – meistens Universals Digital Video Compression Center, das allem Anschein nach auch wieder für diese DVD zuständig war. Das bedeutet in erster Linie eine exemplatisch gute Schärfe, die ohne die Hilfe von zusätzlichen Filtern auskommt und dadurch einen enormen Detailreichtum ohne unangenehme Nebenwirkungen wie Doppelkanten oder unangenehme Überschärfung ermöglicht. Trotz der völligen Abwesenheit von analogen Artefakten wie Filmkorn sieht das Bild völlig natürlich, sogar ein bißchen filmähnlich und überhaupt nicht digital-plattgebügelt aus.

Kontrast, Helligkeit und Farben entsprechen durch den Einsatz des digitalen Bildmasters exakt den Wünschen der Filmemacher und lassen keine Wünsche offen. Das sehr komplexe Farbtiming des Films wäre auf analogen Medien im Videorauschen untergegangen, wird aber auf dieser DVD völlig sauber und unverschmiert wiedergegeben. Dafür ist hauptsächlich die gelungene Kompression verantwortlich, die durch die vielen Tonspuren zwar mit durchschnittlichen 5.5 Mbit/s auskommen muß, aber durch die sehr dynamische Bitrate trotzdem keinerlei negative Auswirkungen auf die Bildqualität hat.

Ton

Wie bei Dreamworks üblich ist Kung Fu Panda mit jeder Menge Tonspuren ausgestattet, wobei jedoch die drei 5.1-Spuren offenbar aus Platzgründen nur mit 384 statt den sonst üblichen 448 kbit/s codiert wurden – ein Unterschied, der allerhöchstens auf Hightech-Anlagen hörbar sein dürfte, zumal Dolby Digital im Kino sogar nur mit 320 kbit/s zu hören ist.

Die englische 5.1-Tonspur hat trotzdem einen sehr vollen und soliden Klang und kann mit einer viel aktiveren Abmischung als die früheren Dreamworks-Trickfilme aufwarten. Zwar beschränken sich die Dialoge immer noch fast ausschließlich auf den mittleren Kanal und besitzen kaum Direktionalität, wurden aber dennoch nahtlos in den Mix integriert. Wie üblich wird ein großer Teil des Raumklangs durch die sehr breit abgemische Musik getragen, aber auch die komplexe Geräuschkulisse des Films nutzt die Surroundkanäle sehr ausführlich und beschränkt sich nur in wenigen Szenen ausschließlich auf die vordere Soundstage. Bemerkenswert ist auch der ausgeprägte Frequenzgang mit überraschend viel tiefem Baß, der aber trotzdem die Dynamik nicht negativ beeinflußt, so daß der Griff zum Lautstärkeregler kaum notwendig wird.

Die französischen und spanischen 5.1-Tonspuren sind bis auf die Dialoge komplett identisch mit der englischen Originalfassung, die auch noch als separate 2.0-Surround-Spur auf der DVD vorhanden ist – dieser Downmix hört sich aber wie üblich nicht so gut wie die 5.1-Fassung an und ist deshalb völlig überflüssig. Sowohl der Hauptfilm als auch sämtliche Extras inklusive des Audiokommentars sind lobenswerterweise mit Untertiteln in allen drei Sprachen ausgestattet.

Bonusmaterial

Die amerikanischen 1-Disc-Version von Kung Fu Panda enthält alle wesentlichen Extras, denn gegenüber der Doppel-DVD und der Blu-Ray wurde zum Glück nur sehr wenig eingespart - gegenüber der sehr spärlich ausgestatteten DVD von Shrek the Third hat Kung Fu Panda aber etwas Menge mehr zu bieten, auch wenn die meisten Featurettes inhaltlich nicht besonders viel hergeben. Die Menüs sind auf Basis der Abspann-Animationen sehr gelungen gestaltet worden und machen einen durchweg stimmungsvollen Eindruck.

Der Audiokommentar mit John Stevenson und Mark Osborne steht wie bei Dreamworks üblich stellvertretend für eine längere Dokumentation und bietet eine ganze Goldgrube von Informationen. Die beiden Regisseure sind sehr gesprächig, denn sie haben eine Menge über die Entstehung und Entwicklung des Films zu erzählen und gegen dabei oft tief in die Details einzelner Szenen, bleiben dabei aber immer verständlich und werden nicht zu technisch. Besonderer Wert wird dabei auf die Erwähnung der vielen Mitarbeiter gelegt, die die Filmemacher sehr zu würdigen wissen und deren Arbeit oft ausführlich besprochen wird. Trotz der vielen Details ist diese Kommentarspur überhaupt nicht trocken, denn die beiden Regisseure sind sehr gute Erzähler und lockern ihre Ausführungen immer wieder mit einigen humorvollen Anekdoten auf.

Meet the Cast (13:13) stellt die menschlichen Stimmen hinter den tierischen Protagonisten vor und läßt die Hauptdarsteller in kurzen Interviews zu Wort kommen, die jedoch nicht besonders vielsagend sind. Dafür sind einige interessante Aufnahmen von der Arbeit der Schauspieler im Tonstudio zu sehen, die der einzige Grund sind sich dieses fast an einen Werbetrailer grenzende Featurette anzuschauen.

Pushing the Boundaries
(7:03) wirft einen Blick auf die technische Umsetzung des Films und läßt die CGI-Animatoren über ihre Arbeit erzählen, die zum größten Teil auch sehr eindrucksvoll visuell demonstriert wird.

Sound Design (3:51) gibt einen leider viel zu kurzen Einblick in die Klanggestaltung des Films und zeigt, daß Geräusche heutzutage mit der gleichen Handarbeit wie früher erzeugt werden.

Das "Kung Fu Fighting" Music Video by Cee-Lo (2:28) ist ein mittelmäßiges Musikvideo von einer mittelmäßigen Cover-Version eines mittelmäßigen Songs.

In Mr. Ping's Noodle House (4:39) stellt Alton Brown vom amerikanischen TV-Sender Food Network die Nudel-Künste des Pasta-Chefs Danny Yip vom Beverly-Hills-Restaurant Mr. Chow vor, der nur mit den Händen aus einem Klumpen Teig Nudeln zaubert.

How to use Chopsticks (2:54) ist eine kurze, aber gar nicht so schlechte Anleitung zur Benutzung von chinesischen Eßstäbchen.

Conservation International: Help Save Wild Pandas (1:56) ist ein kurzer und nicht besonders gut gelungener Aufruf von Jack Black, sich für die Rettung der vom Aussterben bedrohten Pandas zu engagieren.

In der Dragon Warrior Training Academy kann man sich in einem DVD-Menü über die verschiedenen Kung-Fu-Kampfstile informieren, die aber nur in Form von sehr knappen Texttafeln und kurzen Filmausschnitten präsentiert werden.

Die Dreamworks Animation Video Jukebox enthält kurze Ausschnitte aus musikalischen Szenen von Shrek, Shrek 2, Shrek The Third, Bee Movie, Flushed Away und Over the Hedge.

Trailers enthält die gleichen Previews von Monsters vs. Aliens, Madagascar: Escape 2 Africa und Secrets of the Furious Five, die auch beim einlegen dieser DVD abgespielt werden.

Printables & Weblinks
ist nur eine Hinweistafel auf den DVD-ROM-Bereich, in dem man eine ganze Menge nettes Material in Form von PDF-Dateien finden kann, darunter sehr aufwendige 3D-Papiermodelle für jede Hauptfigur und noch dreizehn andere Dokumente, die Dreamworks in Zusammenarbeit mit Hewlett-Packard gestaltet hat. Außerdem befindet sich in einem zweiten Verzeichnis noch die vier Dateien Do you Kung-Fu?, What Fighting Style are you?, How to use Chopsticks und Inside the Chinese Zodiac, die offenbar einen Teil der Extras der Blu-Ray in schriftlicher Form enthalten.

Folgende Extras sind auf der amerikanischen Single-Disc nicht vorhanden:
· Secrets of the Furious Five – nur auf der 2-DVD-Version
· Trivia Track - Blu-Ray exklusiv
· Visueller Kommentar - Blu-Ray exklusiv, aber als Audio-Kommentar auf der DVD dabei
· The Animator's Corner – Blu-Ray exklusiv, Videokommentar der Animatoren
· Po’s Power Play – 2-DVD und Blu-Ray, drei menübasierte Spiele
· Learn the Panda Dance – 2-DVD und Blu-Ray
· Inside the Chinese Zodiac – 2-DVD und Blu-Ray, als PDF auf der Single-DVD
· Animals of Kung Fu Panda – 2-DVD und Blu-Ray
· What Fighting Style Are You? - 2-DVD und Blu-Ray, als PDF auf der Single-DVD
· A Day in the Life: A Shaolin Monk in Training – Blu-Ray BD-Live-Feature
· Po Around the World - Blu-Ray BDLive-Feature
Auf den ersten Blick erscheint dies als reichlich viel, aber bei genaueren Hinschauen erweisen sich die zusätzlichen Extras bis auf den zweiten Animatoren-Kommentar, der auf der DVD technisch nur schwer machbar gewesen wäre, hauptsächlich als heiße Luft. Auch der Kurzfilm, der noch nicht einmal auf der Blu-Ray veröffentlicht wurde, lohnt den Aufpreis für die Doppel-DVD nicht wirklich.

Cover

Cover

Cover

Cover
GOWEBCounter by INLINE GOWEBCounter by INLINE