The Marx Brothers - Room Service 
Cover

21.5.2004 #265

Upgrade vom 21.5.2010
von Guido Bibra

Titel Room Service
Studio RKO (1938)
Hersteller Warner Home Entertainment (2004) EAN 0-12569-59629-4
DVD-Typ 10 (3,83 & 4,01 GB) Bitrate ø 5,55 max. 7,5
Laufzeit 78:30 Minuten Kapitel 26
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA R
Extras • Vintage Short Party Fever and Classic Cartoon The Daffy Doc
• Theatrical Trailer

Der Film

Theaterproduzent Gordon Miller (Groucho Marx) versucht zusammen mit seinem Regisseur Harry Binelli (Chico Marx) und Assistent Faker Englund (Harpo Marx) ein Stück auf die Bühne zu bringen, aber es mangelt an finanzieller Unterstützung. Miller hat sich für die Proben mit seiner Theatergruppe im Hotel seines Schwagers Joe Gribble (Cliff Dunstan) eingenistet, aber Gregor Wagner (Donald MacBride), der Geldeintreiber der Hotelkette, entdeckt die enormen Rechnungen und bringt Joe in große Schwierigkeiten. Gerade als Miller, Binelli und Englund sich aus dem Staub machen wollen, überrascht Schauspielerin Christine (Lucille Ball) sie mit der Nachricht, daß sie einen finanziellen Unterstützer für die Produktion gefunden hat. Aber Wagner will die Truppe herauswerfen, bevor der Finanzier auftaucht und so verschanzen sich die Theaterleute in ihrem Hotelzimmer...

 


1933, Nach Ende ihres Fünf-Filme-Vertrags bei Paramount, der mit einem kleinen Mißerfolg aufhörte, waren die Marx Brothers bei einem der anderen Hollywood-Riesen gelandet: Metro-Goldwyn-Mayer. Dafür war hauptsächlich das Boy Genius Irving Thalberg, ein junger aufstrebender MGM-Produzent, verantwortlich, der das Potential der Marx-Brothers erkannte und mit einem ganz neuen Formel ausnutzte. Der erste Film A Night at the Opera wurde 1935 zu einem erfolreichen Comeback der Marx-Brothers, auf den gleich zwei Filme nacheinander produziert werden sollten. Das wurde aber durch einen tragischen Zwischenfall unterbrochen: Irving Thalberg, der sich so um die Marx Brothers gekümmert hatte und ihnen an nichts fehlen ließ, starb mit nur 37 Jahren unerwartet mitten in der Produktion von A Day at the Races.

  Der Film konnte wie geplant fertiggestellt werden, aber zu einer weiteren Produktion kam es wegen uneinigkeiten über die Marx-Brothers in der Studio-Führungsriege vorerst nicht. MGM-Chef Louis B. Mayer hielt sie nicht für witzig und war über den oft respektlosen Umgang der Brüder mit ihren Chefs nicht begeistert. Andere Leute auf der MGM-Führungsebene wußten mit den Marx-Brothers auch nichts anzufangen, wodurch es zu einem ungewöhnlichen Deal zwischen zwei Hollywoodstudios kam: MGM lieh die Marx Brothers für einen Film an RKO Radio Pictures aus.

RKO hatte für diesen Zweck die Filmrechte an dem sehr populären Theaterstück Room Service von Allen Boretz und John Murray gekauft, das nun mit den Marx Brothers in den Hauptrollen verfilmt werden sollte. Was sich im Prinzip wie eine gute Idee anhörte, wurde im Endeffekt aber zu einem Film, in dem zwar die Marx Brothers mitspielen, der aber eigentlich gar kein Marx-Brothers-Film ist. Ihre vorigen Filme waren alle für sie maßgeschneidert, aber die Vorlage für Room Service war ein Theaterstück, das mit den Marx Brothers nicht das geringste zu tun hatte und für den Film nur wenig von A Night at the Opera-Autor Morrie Ryskind angepaßt wurde. Obwohl die Geschchte ganz ähnlich wie in den vorherigen Filmen funktioniert, will der Funke hier nicht so richtig überspringen, weil die typischen Marx-Brothers-Elemente einfach fehlen.

  Zwar brachte Room Service eigentlich die besten Voraussetzungen für eine klassische Marx-Brothers-Komödie mit, aber es fehlte nicht nur der typische Marx-Witz, sondern auch jegliche Musiknummern - das bedeutete auch keine obligatorischen Klavier- und Harfeneinlagen für Chico und Harpo. Die Marx-Brothers spielen ihre Rollen zwar recht gut, haben aber nicht viel Gelegenheiten ihre speziellen Talente einzusetzen und das zu tun, was eigentlich an ihnen komisch ist: Groucho hat keine Frau, hinter der er herrennen kann, Chico hat nur begrenzt etwas zu ergaunern und Harpo kaum etwas zum kaputtmachen.

Somit wurde einer der wichtigsten Bestandteile des Phänomen Marx in diesem Film schon von vorneherein ausgeschaltet. Groucho, Chico und Harpo wirken nicht gerade lustlos, aber es fehlt ihnen sichtbar an Schwung - sie tun hier ihren Job und nicht viel mehr. Die Schauspieler in den Nebenrollen, darunter eine junge Lucille Ball und der später in It's a Wonderful Life noch bekannter gewordene Charakter-Schauspieler Frank Albertson, waren auch nicht wirklich schlecht besetzt worden, zeigten aber genauso wie die Marx Brothers selbst nur wenig Begeisterung.

  Eine weitere für Marx-Brothers-Filme ungewöhnliche Sache ist die besonders im Vergleich zu den vorherigen zwei MGM-Filmen äußerst billige Machart der Produktion. Schon die frühen Filme der Brüder hatten immer eine große Ausstattung und einen hohen Produktionswert, aber in Room Service ist das nicht so - fast der ganze Film findet in einfach aussehenden Hotelzimmern statt, die billig im Filmstudio zusammengezimmert werden konnten. Anscheinend wurde das gesamte Budget für die Gage der Marx Brothers verwendet, die ihren Abstecher zu RKO wahrscheinlich hauptsächlich als Möglichkeit für schnelles Geld gesehen hatten.

Room Service wird heutzutage in den Filmographien der Marx Brothers oft vergessen oder ausgeklammert, was durchaus verständlich ist, denn etwas wirklich Besonderes wie ihre anderen Filme ist dieser wirklich nicht. Als Film ohne Wiedererkennungsfaktor war Room Service auch kein so großer Erfolg gegönnt wie seinen Vorgängern, was aber auf der anderen Seite auch den Vorteil hatte, daß MGM sich mit den nächsten Filmen der Marx-Brothers wieder etwas mehr Mühe gab.

Die DVD

Es ist ein wenig verwunderlich, daß Warner sich um die Rechte von Room Service bemüht hatte, obwohl es einer der weniger bekannten und geliebten Filme der Marx Brothers ist. Der Film war ursprünglich nur in der Marx-Brothers-Collection erhältlich und ist zusammen mit seinem Nachfolger At The Circus auf einer doppelseitigen DVD-10 untergebracht worden, die später auch einzeln herausgebracht wurde. Die Extras sind spärlich und Bild- und Tonqualität deutlich unter dem Niveau von A Night at the Opera und A Day at the Races, aber noch einigermaßen akzeptabel.

Die hier rezensierte DVD ist die amerikanische Ausgabe, die in Europa aufgrund von anders verteilten Rechten nicht erhältlich ist. In Deutschland wurde der Film von Kinowelt einzeln veröffentlicht, in England ist er nur in einem Boxset von Universal erhältlich.

Cover

Bild

Für die ersten zwei DVDs der Marx-Brothers-Collection hat Warner noch neue Abtastungen machen lassen, aber für Room Service wurde anscheinend ein älterer Transfer recycelt, der zwar nicht wirklich schlecht aussieht, aber einen deutlicher Rückschritt gegenüber der doch besseren Qualität von A Night at the Opera und A Day at the Races ist.

Die Filmvorlage ist in einem ziemlich schlechten Zustand, gegen den nicht viel unternommen wurde. Fussel und Dreck sind hier weniger ein Problem als die zahllosen Beschädigungen, die im Gegensatz zu den beiden neueren Marx-Brothers-Transfern hier viel stärker auffallen. Typisch für einen Transfer älteren Datums wurde jegliche Körnigkeit mit der Holzhammer-Methode entfernt, wodurch das Bild einen etwas matschigen und milchigen Eindruck macht. Auch die Schärfe hat unter dieser Behandlung deutlich gelitten, ist aber gerade noch auf einem akzeptablen Niveau. Über Helligkeit und Kontrast gibt es dagegen nicht viel Negatives zu berichten, allerdings leistet sich der Film auch keine komplizierte Beleuchtung so daß man in diesem Bereich nicht viel falschmachen kann.

Für einen nicht mehr ganz neuen Quick&Dirty-Transfer sieht diese DVD sogar recht gut aus, besonders wenn man das hohe Alter des Films bedenkt. Da Warner nicht der ursprüngliche Rechteinhaber des Films ist und wahrscheinlich keinen Zugriff auf Originalmaterial hatte, kann man mit der Qualität aber durchaus zufrieden sein.

Ton

Warner hat sich mit der Tonspur von Room Service praktisch keine Mühe gegeben und wahrscheinlich nur das vorhandene Material digitalisiert, was im Prinzip ganz zufriedenstellend ist, aber doch besser hätte gemacht werden können.

Room Service besteht zum größten Teil nur aus Dialogen, lediglich am Anfang und am Schluß bekommt man etwas Musik zu hören. Verwendet wurde hier natürlich eine alte Lichttonspur, die bei der Musik die üblichen systembedingten Defizite hat, aber bei der Wiedergabe der Stimmen gute Arbeit leistet. Zu bemängeln gibt es nur einige Nebengeräusche, die hier nicht in Form von Rauschen, sondern einem Schallplatten-artigen Knistern hörbar sind. Trotzdem sind alle Dialoge bestens verständlich, so daß man auch nur im Notfall auf die mitgelieferten Untertitel zurückgreifen muß.

Bonusmaterial

Die Extras dieser DVD haben nichts direkt mit dem Film zu tun, sondern sind nur Beigaben, die wie der Film auch von 1938 sind: der MGM-Kurzfilm Party Fever (9:34) und der Warner-Looney-Tunes-Cartoon The Daffy Doc (6:53). Außerdem ist auch noch der obligatorische Trailer (1:37) von Room Service dabei, der in sehr schlechtem Zustand ist und den Film nicht besonders gut repräsentiert.


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