The Marx Brothers - At the Circus 
Cover

21.5.2004 #266

Upgrade vom 21.5.2010
von Guido Bibra

Titel A Night at the Opera
Studio MGM (1939)
Hersteller Warner Home Entertainment (2004) EAN 0-12569-59629-4
DVD-Typ 10 (3,83 & 4,01 GB) Bitrate ø 5,73 max. 8,0
Laufzeit 86:48 Minuten Kapitel 25
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe Not Rated
Extras • Vintage Short Dog Daze and Classic Cartoon Jitterbug Follies
• Theatrical Trailer

Der Film

Jeff (Kenny Baker) hat das Erbe einer reichen Verwandten ausgeschlagen und kümmert sich lieber gemeinsam mit seiner Freundin Julie (Florence Rice) um seinen kleinen Zirkus. Jeffs betrügerischer Partner Carter (James Burke) stiehlt ihm aber seine dringend benötigten 10.000 Dollar, worauf der windige Anwalt J. Cheever Loophole (Groucho Marx) engagiert wird, um den Diebstahl aufzuklären. Gemeinsam mit den Helfern Punchy (Harpo Marx) und Pirelli (Chico Marx) versucht Loophole mit unkonventionellen Methoden und nicht ganz ohne Eigennutz den Zirkus zu retten...

 


Irving Thalberg, das Produzenten-Wunder von MGM, hatte Mitte der dreißiger Jahre die Marx Brothers zum Filmstudio mit dem brüllenden Löwen geholt und sie vor einem drohenden Karriereknick gerettet. Mit einem ganz neuen Konzept brachte Thalberg die Gebrüder wieder auf die Kinoleinwand zurück und hatte ursprünglich drei Filme geplant, die die Titel A Night at the Opera, A Day at the Races und A Night at the Circus tragen sollten. Als Thalberg mit nur 37 Jahren während den Dreharbeiten von A Day at the Races unerwartet starb, wurden seine Pläne von der MGM-Führungsriege - besonders Studioboss Louis B. Mayer, der die Marx Brothers für unlustig hielt - auf Eis gelegt.

  Nachdem A Day at the Races noch fertig gedreht werden konnte, standen die Marx Brothers zwar weiter bei MGM unter Vertrag, aber da man dort nichts mit ihnen anzufangen wußte, lieh man sie ausnahmsweise für einen Film an die Konkurrenz RKO aus. Deren Film Room Service wurde schnell und billig produziert und füllte hauptsächlich die Geldbörsen der Gebrüder, die eine ordentliche Gage für wenig Arbeit bekamen - durchaus verständlich, denn ihre Zukunft bei MGM war ungewiss.

Leztendlich entschied man sich bei MGM aber, das größte Zugpferd wieder einzusetzen und Irving Thalbergs Pläne doch noch zu realisieren: Aus A Night a the Circus wurde einfach At the Circus und das Konzept, daß sich bei den ersten beiden Filmen so gut bewährt hatte, kam wieder zum Einsatz: eine große, bombastische Produktion mit Musiknummern und allem Drum und Dran. Allerdings mußten sich die Marx Brothers die Kinoleinwand wieder mit einigen anderen Darstellern teilen - die Mischung war trotzdem so gelungen, daß der Film doch noch zu einem waschechten Marx-Spektakel wurde.

  Das Drehbuch wurde diesmal von dem jungen MGM-Newcomer Irving Brecher geschrieben, der zwar ein Team von Autoren hinter sich stehen hatte, aber im Vorspann völlig alleine genannt wurde. Als Gag-Man wurde wieder Stummfilm-Legende Buster Keaton vom Studio engagiert, dessen komplizierte Ideen aber mit den Marx Brothers nicht so richtig kompatibel waren - sogar Keaton war der Meinung, daß die Brüder keine Hilfe brauchten und er nur auf Befehl von Louis B. Mayer am Film mitarbeitete.

Auch ein neuer Regisseur wurde den Marx Brothers zugewiesen: Edward Buzzell, der früher selbst ein Broadway-Star war und Anfang der dreißiger Jahre ins Regiefach gewechselt hatte. Genauso wie sein Vorgänger Sam Wood wußte Buzzell, wie er mit den Marx Brothers umgehen mußte und konnte das nicht ganz einfache Drehbuch, zu dem auch komplexe Produktions-Nummern gehörten, solide und professionell in Szene setzen.

  Der Trailer von At The Circus warb stolz mit gleich fünf Musiknummern, die aber nicht alle wirklich gut in den Film integriert wurden. Der singende Schönling des Films ist Kenny Baker, und seine Partnerin Florence Rice singt leider auch, was zu einigen seltsam plazierten Songattacken führt, die wie ein Stein in der Handlung liegen. Diese Szenen könnte man beinahe überspringen oder sogar herausschneiden, ohne daß es dem Film irgendwie schaden würde. Das Marxsche Gegenmittel zu dieser Konzession an Hollywood kam dafür aber gleich in dreifacher Ausfertigung: Chico und Harpo haben ihre obligatorischen Klavier- und Harfennummern, und Groucho singt einen Song, der durch diesen Film zum Klassiker wurde: Lydia the Tatooed Lady ist seit At The Circus untrennbar mit ihm verbunden.

At the Circus bedeutete auch ein wenig die Rückkehr des bissigen, anarchistischen Marx-Humors, der in den vorherigen MGM-Filmen deutlich heruntergeschraubt wurde. Zwar merkt man diesem Film immer noch an, daß man die jüngeren Zuschauer nicht durch schmutzige Witze aussperren wollte, aber dennoch waren die meisten Gags schon frecher geworden. Generell befand sich der typische Marx-Brothers-Humor aber wieder in Höchstform: jeder der Sketche hat seinen besonderen Sinn in der Handlung und wurde selbstverständlich wieder für die Marx Brothers maßgeschneidert und ausführlich vor den Drearbeiten in Bühnenshows ausprobiert und verfeinert. Das aufwendige Finale des Films, was nur mit einigen tricktechnischen Mitteln realisiert werden konnte, ist allerdings wieder mehr eine Mischung aus Marxschem Unsinn und konventioneller Action.

  Was in den vorherigen zwei MGM-Filmen für die Marx Brothers noch etwas schwierig war, gelingt ihnen in At the Circus mühelos - sie spielen ihre Co-Stars einfach an die Wand und wandeln sie kurzerhand als Mittel zum Zweck um. Hier ist unmißverständlich klar, daß ihnen die Show gehört. Auch in den Momenten, in denen sie gar nicht vor der Kamera stehen, wartet man darauf daß, Groucho hereingedackelt kommt und das nächste weibliche Wesen anschmachtet, Harpo etwas kaputtmacht und Chico etwas ergaunert - was dann meistens auch passiert. Tatkräftige Hilfe erhielten sie dabei von ihrer alten Weggefährtin Margaret Dumont, die ihnen nun zum sechsten Mal ergeben als reiches Opfer zur Verfügung stand.

Die Story des Films ist beinahe schon ohne Belang, aber dennoch vorhanden - wenn auch fast genau die gleiche wie bei den vorherigen Marx-Brothers-Filmen, nur in ein neues Szenario umgesetzt - der Zirkus muß gerettet werden, und natürlich sind die Charaktere der Marx Brothers dafür zuständig. Ihre Rollen sind diesmal voll von Anspielungen auf ihre frühere Karriere, besonders bei Grouchos windigem Anwalt J. Cheever Loophole, der direkt aus ihrer Radioshow Flywheel, Shyster & Flywheel zu stammen scheint. Natürlich weichen die Brüder auch hier nicht von ihrem üblichen Schema ab, denn sonst wäre es ja schließlich kein echter Marx-Brothers-Film.

   At the Circus war praktisch das zweite Comeback der Marx Brothers innerhalb weniger Jahre, die nach über zwanzig Jahren auf der Bühne und im Film so langsam schon ans Aufhören dachten. Es mag nicht ihr allerbester Film sein und vielleicht auch die am meisten kommerzialisierte Version der Marx-Brothers sein, aber eine Menge Spaß macht er dennoch - wenn man die störenden, aber unvermeidlichen Musiknummern herausrechnet, überspringt oder ignoriert.

Die DVD

Die DVD-Erstveröffentlichung von At the Circus von Warner war ursprünglich nur innerhalb des 2004 von Warner in den USA veröffentlichten Marx-Brothers-Boxset zu haben und ist zusammen mit seinem Vorgänger Room Service auf einer doppelseitigen DVD-10 untergebracht. Richtiges Bonusmaterial gibt es eigentlich nicht und Bild- und Tonqualität können nicht wirklich begeistern, aber trotzdem ist diese Veröffentlichung akzeptabel.

Die hier rezensierte DVD ist die amerikanische Ausgabe aus der 7-Film-Collection, die später auch einzeln in den USA veröffentlicht wurde. In Europa ist At the Circus nur in Warners 5-Film-Boxset erhältlich.

Cover

Bild

Für diese DVD wurde ein alter Transfer wiederverwendet, der von Warner schon vor einigen Jahren für die Videoverwertung und TV-Ausstrahlungen erstellt wurde. Die Bildqualität ist weit davon entfernt perfekt zu sein und hat einen unübersehbaren Video-Look, ist aber ansonsten durchaus zufriedenstellend.

Die Filmvorlage ist praktisch nicht nachbearbeitet worden und in einem mittelprächtigen Zustand. Kratzer und Fussel treten meist nur gehäuft bei Überblendungen und anderen Effekten auf, während sonst nur ab und zu kleinere Dropouts sichtbar sind. Alle zwanzig Minuten sind außerdem deutliche Aktwechselmarkierungen zu sehen. Die Körnigkeit wurde restlos von einem Rauschfilter erledigt, der das Bild geradezu glattgebügelt hat und leider ein paar Nebenwirkungen hinterlassen hat, die sich manchmal in Form von schwimmenden oder zitternden Bildteilen manifestieren. Trotzdem macht das Bild einen sehr sauberen und ruhigen Eindruck und sieht auch auf größeren 4:3-Bildröhren sehr gut aus.

Auch wenn es sich hier um einen alten Transfer aus den neunziger Jahrenhandelt, kann man sich eigentlich nicht über die Bildqualität beschweren. Zwar sieht diese DVD mehr wie ein Videotransfer als eine Filmprojektion aus, aber der erstaunlich gute Zustand der Filmvorlage wiegt das wieder auf.

Ton

Nach dem vierten Marx-Brothers-Film in Warners Sammlung aus den dreißiger Jahren bleibt zur Tonqualität eigentlich nicht mehr viel zu sagen - allerhöchstens, daß sich mit jedem jüngeren Film der Ton etwas bessert.

Obwohl Warner praktisch nicht viel an der Tonspur getan hat, ist der Klang durchaus zufriedenstellend. Bis auf ein leichtes, unvermeidbares Hintergrundrauschen und die üblichen Einschränkungen einer Lichttonspur aus dieser Zeit leistet sich diese Tonspur keine Auffälligkeiten. Alle Dialoge sind einwandfrei verständlich und unverzerrt, und sogar die Musik läßt sich den Umständen entsprechend relativ gut anhören - mehr benötigt ein Film aus dieser Zeit auch gar nicht.

Bonusmaterial

Die Extras sind eigentlich nicht existent, lediglich zwei Kurzfilme und der Trailer des Films wurden hier noch untergebracht: der Kurzfilm Dog Daze (10:32) und der Cartoon Jitterbug Follies (8:40), beide aus dem Jahr 1939 aus den MGM-Archiven, sind belanglos und nur für Liebhaber interessant. Der Trailer (3:10) von At the Circus ist auch keine wirkliche Sensation, aber auch der Vollständigkeit halber vorhanden.

GOWEBCounter by INLINE GOWEBCounter by INLINE