Der Film
Der Schmalspur-Gauner S. Quentin Quale (Groucho Marx) ist auf dem Weg in den Westen, um dort sein Glück zu versuchen und wird noch bevor er seine Reise antritt von den Brüdern Rusty (Harpo Marx) und Joseph Panello (Chico Marx) um sein Geld erleichtert. Im Westen angekommen, leihen die Panellos Wilson, einem alten Bergmann. ihre letzten zehn Dollar und erhalten als Sicherheit eine Besitzurkunde von einem scheinbar wertlosen Stück Land. Terry Turner (John Carrol), der Sohn von Wilsons Erzfeind und der Verlobte seiner Tochter, hatte aber dafür gesorgt, daß die Eisenbahngesellschaft eine Strecke durch sein Land baut, wodurch die Urkunde wieder einen enormen Wert hat. Rusty und Joseph lassen sich das wertvolle Stück Papier von Saloonbesitzer Red Baxter Robert Barrat abluchsen und auch Quale versucht einen Nutzen aus der Situation zu gewinnen...
Überall hatten die Marx-Brothers schon ihren Unsinn veranstaltet - in Opern, Sanatorien, Universitäten, Schiffen - aber nach neun Filmen begannen langsam die neuen Ideen auszugehen. Eine der naheliegensten Konzepte war aber noch nicht umgesetzt worden: der Wilde Westen.
Statt die Marx-Brothers einfach in eine "normale" Western-Szenerie zu werfen, ging man bei Go West noch einen kleinen Schritt weiter und inszenierte gleich eine Western-Komödie, die stellenweise schon in eine Parodie überging. Der Humor entsteht in Go West natürlich zu einem Teil auch durch das Fisch-aus-dem-Wasser Prinzip: die Charaktere der Marx Brothers sind fremd im Westen und bieten so automatisch jede Menge Gelegenheiten zu humorvollen Einlagen. Das ist nicht unbedingt typisch für die Marx Brothers und eigentlich eine ganz konventionelle Komödie, die aber durch die Brüder einen ganz besonderen Biß bekommt.
Mit Go West hatten die Produzenten auch endlich verstanden, daß das Publikum nicht in einen Marx-Brothers-Film hineingeht, um sich irgendwelche anderen Schauspieler anzuschauen. Deshalb fängt der Film an so an, wie es noch keiner der anderen MGM-Streifen getan hat: mit allen drei Marx Brothers gleichzeitig, die zu Beginn gleich einen herrlichen Sketch in alter Form hinlegen und im Laufe des Films noch einiges mehr davon zu bieten haben. Die Sketche sind gut in die Handlung integriert worden und dienen immer dazu, die Story fortzubewegen. Auf Co-Stars wurde hier natürlich auch nicht verzichtet, aber deren Präsenz tritt hier deutlich an die zweite Stelle, während den Marx Brothers unmißverständlich die Show gehört.
Auch die sonst so störenden musikalischen Einlagen wirken hier nicht mehr wie ein Fremdkörper, weil sie die Marx Brothers mit einbeziehen: Groucho hijackt praktisch die Saloon-Nummer, die ein lustiger Marlene-Dietrich-Verschnitt ist, und auch in Riding the Range mischen sich Groucho und Chico ein. Chicos Klaviernummer findet natürlich auch im Saloon statt, während Harpo seine Harfe unglaubwürdigerweise in einem indianischen Webstuhl findet - musikalisch ist diese Szene aber trotzdem bemerkenswert und wird natürlich von einem Marx-typischen Augenzwinkern begleitet.
Ob die Indianer-Sequenz nun politically uncorrect oder einfach nur eine Satire ist, kann man heute nicht mehr so recht auseinanderhalten - böse gemeint ist sie allerdings nicht und unterscheidet sich Während der Schluß des Films ähnlich wie bei At the Circus weniger eine echte Marx-Brothers-Nummer als eine handelsübliche Actionsequenz ist, wurde diese Zug-Verfolgungsjagt zu einem vielzitierten Klassiker der Filmgeschichte, die auch selbst Anleihen bei anderen Filmen macht.
Go West ist einerseits eine Westernklamotte nach Schema F, aber andererseits auch ein recht guter Marx-Brothers-Film, der die Schwächen von At the Circus weitgehend, aber noch nicht ganz beseitigt hat. An die alten Paramount-Filme kann Go West natürlich auch nicht so ganz anknüpfen, ist aber durch die erträglicheren Musiknummern und die originellen Sketche ein großes Vergnügen nicht nur für Fans der Marx Brothers.
Die DVD
Warners DVD von Go West wurde 2004 nur als Teil der Marx-Brothers-Collection veröffentlicht und ist zusammen mit The Big Store auf einer DVD-10 untergebracht worden. Bonusmaterial gibt es zwar kaum, aber die Bildqualität ist für einen nicht restaurierten Film aus dieser Zeit noch erträglich.
Die hier rezensierte Disc ist die amerikanische Ausgabe, der Film ist allerdings auch in gleicher Ausstattung in Warners europäischem Marx-Brothers-Boxset enthalten.
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Bild
Wie für At the Circus hat Warner auch hier einen alten Video-Transfer wiederverwendet, der bei nicht so genauer Betrachtung eine gute Figur macht, aber im Detail einige Schwächen offenbart. Die Bildqualität ist noch zufriedenstellend, aber ein neuer Transfer wäre hier keine schlechte Idee gewesen - schade ist hier insbesonders, daß der Trailer um einiges natürlicher als dieser Transfer aussieht.
Die Filmvorlage ist für einen Film dieses Alters einigermaßen gut intakt und hat zwar gelegentlich einige Kratzer und Fussel, die aber gehäuft nur um die Aktwechsel auftreten, die durch die entsprechenden Markierungen deutlich bemerkbar sind. Während Kontrast und Helligkeit relativ gut eingestellt sind, macht die übermäßige Anwendung eines Rauschfilters dem Bild sichtlich zu schaffen: sämtliche Filmkörnigkeit wurde auf brutalstmöglichste Weise entfernt. Das hat einige unangenehme Nebenwirkungen wie schwimmende Bildteile und andere Artefakte hinterlassen, die aber zum Glück nicht sehr auffallen.
Die Schärfe ist auch nicht beeindruckend, aber noch einigermaßen akzeptabel. Allerdings wirkt das Bild durch die starke Filterei und die Auswirkungen sehr matschig und macht deutlich den Eindruck eines alten Videomasters.
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Ton
Die Tonqualität ist so gut, wie man es von einer Lichttonspur von 1940 erwarten kann, die praktisch nicht restauriert wurde.
Die üblichen altersbedingten Einschränkungen wie flacher Frequenzgang und schlechte Dynamik sind nicht zu überhören, aber größere Störungen wie Klirren oder Verzerrungen bleiben hier fast vollständig aus. Die Musik hört sich auch nur wenig blechern an und hat einen recht guten Baßanteil, und auch die Stimmen sind sehr gut verständlich. Etwas Grundrauschen ist zwar vorhanden, aber auf einem so niedrigen Niveau, daß es nicht weiter stört.
Die Dialoge sind zwar auch meistens einwandfrei verständlich, aber Warner hat auch an englische Untertitel gedacht, die manchmal ganz nützlich sein können.
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Bonusmaterial
Die Extras bestehen hauptsächlich aus Beigaben, die so gut wie gar nichts mit dem Film selbst zu tun haben. Die Vintage Shorts Quicker'n a Wink (9:12) und Cavalcade in San Francisco (8:52), beide von 1940, sind zwar für sich sehr interessant, beschäftigen sich aber nur im zweiten Fall mit dem Thema Western. Auch der MGM-Cartoon The Milky Way (7:57) fällt hier aus dem Rahmen.
Wirklich interessant ist nur Leo is on the Air: Go West, eine fast viertelstündige Radiowerbesendung in bester Marx-Brothers-Manier - zu hören sind hier natürlich nur Groucho und Chico, während Harpo auf ein bißchen Hupen und Harfespielen reduziert ist und seine Mimik nicht einsetzen kann. Der Trailer (2:25) des Films ist dagegen allerdings ein uninspiriert zusammengewürftelter Zusammenschnitt, der dem Film nicht wirklich gerecht wird.
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