Der Film
Als Japan 1944 als Folge des zweiten Weltkriegs die Kontrolle über Korea
abgegeben und die Besatzungsmächte USA und die Sowjetunion sich das Land
entlang des 38. Breitengrads aufgeteilt hatten, waren Probleme schon vorprogrammiert.
1948 verließen erst die Amerikaner und dann auch die russische Besetzung
das politisch instabile und unruhige Korea. Als im Sommer 1950 die nordkoreanische
Armee die Demarkationslinie des 38. Breitengrads überschritt und in
Südkorea einmarschierte, verabschiedete die UN eine von den USA eingebrachte
Resolution zum militärischen Eingriff in den Konflikt. Die Resolution
wurde ohne Veto verabschiedet, weil die Delegierten der Sowjetunion aus
Protest gegen die Aufnahme Taiwans in den Weltsicherheitsrat nicht zu den
Sitzungen erschienen waren. Es beteiligten sich zwar 15 Länder an der Aktion, aber
den größten Teil der militärischen Kraft kam aus den USA.
Im September 1950 ließ der US-Präsident Harry Truman amerikanische
Bodentruppen unter dem Kommando von General McArthur die erste Offensive
starten, die die nordkoreanische Armee trotz heftiger Gegenwehr hinter die
Demarkationslinie zurückdrängen und die Hauptstadt Seoul befreien
konnten. Trotz der Warnung der chinesischen Regierung, den 38. Breitengrad
nicht zu überschreiten, drangen die amerikanischen Truppen bis an die
Grenze zu China vor, wo sie starkem Widerstand der chinesischen Armee begegneten,
die sie schließlich wieder hinter die Demarkationslinie zurückdrängten.
Als General MacArthur trotz hohen Verlusten eine Bombardierung des chinesisch-koreanischen
Grenzgebiets forderte, wurde er von Präsident Truman zurückgepfiffen
und durch General Ridgeway abgelöst. Die Front stabilisierte sich um
den 38. Breitengrad herum, und im Juli 1951 begannen die Waffenstillstandsverhandlungen,
die über zwei Jahre dauerten und eine ständige Präsenz der
UN und der amerikanischen Truppen bedeutete – die sogenannte koreanische
“Polizeiaktion” zur Überwachung der Einhaltung des temporären
Waffenstillstands begann. Erst im Sommer 1953 wurde das Waffenstillstandsabkommen
von Nord- und Südkorea unterzeichnet, das das Land entlang der alten
Demarkationslinie teilte und eine entmilitarisierte Zone einrichtete. Die
Intervention der UN unter Führung der US-Armee kostete unzähligen
Zivilisten und 35000 Soldaten das Leben, von denen viele nicht einmal
Berufssoldaten waren, sondern durch die allgemeine Wehrpflicht nach Korea
kamen.
Es waren jedoch nicht nur Soldaten nach Korea geschickt worden , sondern auch viel
medizinisches Personal. Weil Ärzte Mangelware waren, wurden besonders
Chirurgen aus Krankenhäusern, Artzpraxen und manchmal auch direkt frisch
aus dem College eingezogen und nach Korea geschickt, um in sogenannten MASH-Einheiten
(Mobile Army Surgical Hospital) eingesetzt zu werden. Dort mußten
sie tausende von verletzten Soldaten unter oft unmöglichen Bedingungen
zusammenflicken - die Ärtze der “mobilen Feldlazerette”
waren nur dafür zuständig, die Verletzten soweit zu stabilisieren,
daß sie gefahrlos weitertransportiert werden konnten. Die Ärzte
waren im Grunde genommen Zivilisten in Uniform und weigerten sich oft, sich
der militärischen Führung unterzuordnen, aber sie vollbrachten
medizinische Höchstleistungen: mit oft primitiven Werkzeugen versuchten
sie so viele Menschenleben wie nur möglich zu retten.
Medizinisch hatten die MASH-Einheiten des Korea-Kriegs einen hervorragenden
Ruf - wer lebend in ein MASH eingeliefert wurde, kam in 95% aller Fälle
auch lebend wieder heraus. Für die Ärzte und Schwestern (das
weibliche Personal war freiwillig in Korea) bedeutete die oft tagelang
nicht abreißende Flut von Verwundeten eine unglaubliche Belastung,
denen viele nicht auf Dauer standhalten konnten. Alllerdings ließen
es sich die Mediziner dafür auch gutgehen, wenn sie nicht an den
Operationstischen stehen mußten - Erholung vor Ort wurde groß
geschrieben und nicht von ungefähr bekamen die MASH-Einheiten einen
ziemlich berüchtigten Ruf, weil es bei ihnen relativ locker und wenig militärisch
zuging.
Einer der vielen Mediziner, die in den koreanischen MASHs eingesetzt
wurden, war Richard Hornberger, ein junger Arzt, der nach seinem College-Abschluß
eingezogen wurde und seinen Militärdienst in Korea als Chirurg leistete.
Nach seiner Rückkehr in seine Heimat im US-Bundesstaat Maine eröffnete
er eine private Arztpraxis und begann seine Erfahrungen aus Korea in einem
Roman festzuhalten, den er nach acht Jahren schließlich fertigstellte.
Die episodenhafte Geschichte basierte auf Hornbergers eigenen Erfahrungen
und die Charaktere lehnte er stark an seine Kollegen an.
Das Buch, schlicht
mit MASH betitelt, bezog keine direkte Antikriegs-Stellung, aber die Gegenüberstellung
der Grausamkeiten des Kriegs und dem Unsinn, den die Ärzte in ihrer
Freizeit verzapften um sich von dem ständigen Wahnsinn zu befreien,
sprach schon alleine für sich. Der respektlose und anarchistische
Stil machte es Richard Hornberger schwer, seinen Roman veröffentlichen
zu lassen, aber 1968 gelang es ihm nach unzähligen Absagen endlich
einen Verleger zu finden – in einer Zeit, in der sich in Vietnam
ein ganz neuer Krieg auf dem furchtbaren Höhepunkt befand und so
das Interesse an Material wie MASH groß war.
Noch vor der Veröffentlichung des Romans wurde Drehbuchautor Ring
Lardner auf das Buch aufmerksam, das Hornberger unter dem Pseudonym Richard
Hooker verfaßt hatte. Lardner empfiehl das Buch dem Produzenten
Ingo Preminger, der die Rechte für 100000 Dollar kaufte und es Richard Zanuck, dem jungen Produktionschef von 20th Century Fox, versuchte schmackhaft
zu machen. Fox war zur dieser Zeit eigentlich mit der Produktion von "richtigen"
Kriegsfilmen wie Tora! Tora! Tora! und Patton beschäftigt, aber Zanuck
war auch an der kontroversen Geschichte interessiert und überließ
Preminger die Produktion der Verfilmung.
Das Drehbuch wurde natürlich von Ring Lardner Jr. verfaßt,
der nicht zuletzt wegen seiner politischen Einstellung ideal geeignet war
– er war einer der Hollywood Ten, die sich während der Kommunistenjagt
in den fünziger Jahren geweigert hatten, sich als Kommunisten brandmarken
zu lassen und ihre Freunde zu verraten. Ring Lardner war nur einer von
vielen, die dafür mit Gefängnisstrafen büßen mußten, in Hollywood auf der schwarzen Liste landeten und so keine Arbeit
mehr fanden. Ingo Preminger und Richard Zanuck störten sich jedoch
nicht daran, daß Ring Lardner auch Ende der sechziger Jahre noch
als "blacklisted" galt und setzte sein volles Vertrauen in den
fast schon legendären Autor.
Die Wahl des Regisseurs gestaltete sich dagegen viel schwieriger - über
ein Dutzend Filmemacher lehnten das Drehbuch ab, weil sie es für
zu gewagt, zu politisch oder einfach nur für unverfilmbar hielten.
Schließlich fand sich mit Robert Altman doch noch ein Filmemacher,
der gewillt war, sich des brisanten Stoffs anzunehmen. Altman war seit
Anfang der fünfziger Jahre als Regisseur von Dokumentarfilmen und
Fernsehserien beschäftigt und hatte vor MASH nur zwei Kinofilme gedreht.
Obwohl er als handwerklich versiert bekannt, war Robert Altman für Richard Zanuck
ein völlig unbekannter, und wie sich später herausstellen würde,
unberechenbarer Faktor.
Mit einem Budget von nur dreieinhalb Millionen Dollar waren Robert Altman
bei der Auswahl der Schauspieler und der Drehorte ziemlich die Hände
gebunden. Große Stars kamen für die Rollen der drei Hauptcharaktere
Hawkeye, Trapper und Duke erst gar nicht in Frage, so daß sich Altman
unbekanntere Darsteller aussuchen mußte. Lediglich Donald Sutherland
war schon gecastet, bevor Robert Altman das Projekt übernahm und
wurde beinahe von dem gerade hinzugekommenen Regisseur gefeuert - das
konnte Ingo Preminger aber verhindern, indem er Altman die Möglichkeiten
von Hawkeye und Trapper als "Buddies" klarmachte.
Elliot Gould hatte Robert Altman eigentlich gar nicht für die Rolle
von Trapper John vorgesehen, sondern für Duke – allerdings
war sich Gould nicht sicher, ob er den starken Südstaaten-Akzent
des Charakters durchhalten konnte und bat Altman ihn als Trapper zu besetzen.
Tom Skerritt war als einer der wenigen dem Regisseur bekannt – Altman
war sein Mentor und hatte ihm zum Schreiben von Drehbüchern ermuntert,
aber er hielt ihn auch als Schauspieler für MASH auch
bestens geeignet.
Das Trio Hawkeye, Trapper und Duke bildete zwar die Hauptrollen des Films,
aber um die Größe des Camps und dessen Personal deutlich zu
machen, wurden ungewöhnlich viele Nebenrollen und Statisten benötigt.
Sally Kellerman gelangte durch Zufall an die Rolle von Margaret "Hotlips"
O'Houlihan, als sie für Lieutenant Dish vorsprach – Robert Altman
war von ihrem roten Lippenstift, den sie sonst nie trug, so begeistert,
daß sie die Rolle sofort bekam. Auch Robert Duvall hatte mit Robert
Altman schon früher zusammengearbeitet und bekam von ihm die etwas
undankbare Rolle von Major Burns angeboten. Robert Bowen, ein Schauspieler, der sich eigentlich lieber als Schriftsteller betätigte, spielte
mit sichtlichem Vergnügen den bürokratischen, aber harmlos-gemütlichen
Colonel Blake.
John Schuck, der den "schmerzlosen Bohrer", den Zahnarzt
des MASH-Camps spielte, wurde von Robert Altman in einem Theater in San
Francisco entdeckt. Seine Rolle war mehr oder weniger eine Art sexueller
Running Gag, was Schuck aber gerade dazu ermunterte den Zahnarzt Waldowski
zu spielen, obwohl seine Zähne selbst nicht im perfektesten Zustand
waren. Die Rolle eines Geistlichen im Camp war anfänglich nur sehr
klein, aber als Robert Altman Rene Auberjonois fand, wurde aus Father
Mulcay, der im Film meist nur "Dago Red" genannt wird, ein
relativ wichtiger und im Gegensatz zum ultrafrommen Frank Burns liebenswerter
Charakter.
Gary Burghoff wurde durch einen noch größeren Zufall als Kompanieschreiber
Walter "Radar" O'Reilly gecastet - er hatte in New
York in einem kleinen Theater abseits vom Broadway die Hauptrolle in You're
a Good Man, Charlie Brown gespielt - einer von den Zuschauern war Regisseur
Otto Preminger. Gary Burghoff erfuhr davon erst, als er Charlie Brown
einige Zeit später in Los Angeles spielte und von Ingo Preminger
zum Casting von MASH eingeladen wurde - allerdings warf der Produzent
nur einen Blick auf ihn und gab ihm seine Rolle, ohne ihn vorsprechen zu
lassen, weil Preminger ihn schon von seinem Bruder empfohlen wurde.
Gary Burghoff war außerdem der einzige der Filmbesetzung, der in
der späteren MASH-Fernsehserie seine Rolle wieder aufnahm.
Zusammen mit den ebenso sorgfältig ausgewählten weiteren Nebenrollen
bildeten diese Schauspieler eine Gruppe von meist sehr jungen Leuten,
die lustig, frech, überzeugend und experimentierfreudig waren –
genau das, was Robert Altman für die Inszenierung von Ring Lardners
Drehbuch benötigte. Auf seinen Wunsch den Film in Korea an Originalschauplätzen
drehen zu können, konnte Altman jedoch nicht durchsetzen - die Dreharbeiten
fanden deshalb fast ausschließlich auf einer zum Fox-Studio gehörenden
Ranch statt und die Berglandschaft von Korea wurde in der Nähe von St.
Monica aufgenommen. Auch die Szenen in Tokio wurden nur auf Filmsets aufgebaut
und mit etwas Archivmaterial ergänzt.
Die Dreharbeiten begannen im April 1969 und verliefen scheinbar ziemlich
chaotisch. Robert Altmans ungewöhnlicher Regiestil verwirrte die
Schauspieler, die sich aus dem durcheinander von Szenen nur schwer einen
koherenten Film vorstellen konnten. Zwischen Donald Sutherland und Elliot
Gould entwickelte sich eine besonders humorvolle Beziehung, die den Charakteren
eine überzeugende Spontanität gab - aber es waren die beiden
Schauspieler, die sich bei Ingo Preminger über ihren Regisseur beschwerten,
weil sie dachten, daß sein lockerer Führungsstil dem Film schaden
würde.
Preminger erkannte jedoch, daß hinter Altmans Chaos
ein System steckte und überzeugte die beiden Schauspieler weiterzumachen
wie bisher. Genauso wie die Buchvorlage hat auch der Film keine fortlaufende
Geschichte, sondern erzählt die Erlebnisse der Ärzte in einzelnen
Episoden, die nur ansatzweise miteinander verknüpft. Der Film beginnt
und endet mit Hawkeyes An- und Abreise, die ihn damit zu einem der wenigen
Konstanten der turbulenten Geschichte macht.
Während die Studiobosse - mit Ausnahme von Richard Zanuck, der sich
oft mit Vergnügen die Dailies anschaute - MASH für eine harmlose
Komödie hielten, bemühte sich das Filmteam keinesfalls Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen, denn im Schatten der anderen beiden großen Kriegsfilme
Tora! Tora! Tora! und Patton hatte MASH praktisch Narrenfreiheit, solange
nur niemand etwas davon mitbekam. Es wurde stark darauf geachtet das Budget
einzuhalten und die Dreharbeiten auf das Studiogelände zu beschränken
- die meisten Leute bei Fox hielten das aufgebaute Camp für ein Set
von Tora! Tora! Tora! oder Patton.
Obwohl der Schauplatz des Films natürlich das Korea der fünfziger
Jahre war, entfernte Robert Altman fast alle Referenzen auf die Zeit und
das Land, damit die Zuschauer es für Vietnam halten sollten. Tatsächlich
kann man MASH kaum definitiv einer Zeitperiode oder einem Land zuordnen
- irgendwann merkten auch die Fox-Studiochefs, was Altman damit bezweckte
und forderten ihn auf, etwas daran zu ändern. Gelöst wurde das
Problem einfach mit einem kurzen Texteinleitung zu Beginn des Films, das
an der Aussagekraft aber nichts änderte.
Nach Beendigung der Dreharbeiten im Juni 1969 war MASH aber noch lange
nicht unter Dach und Fach, denn erst jetzt mußte sich zeigen, ob
der Film vor den Studiobossen
standhalten konnte. Bald brach auch der erste Streit zwischen Robert Altman
und der Fox-Führungsriege aus, die die blutigen, aber realistischen
Operationsszenen für unvereinbar mit dem frechen Humor hielten.
Zwei der bekanntesten Markenzeichen des Films entstanden erst in der
Postproduktion - der Titelsong und die Lautsprecherdurchsagen. Robert
Altman ließ seinen vierzehnjährigen Sohn den Text für
einen Song schreiben, der im Laufe des Films von einem Schauspieler gesungen
werden sollte. Mike Altmans Text wurde schließlich von Johnny Mandel,
der für die Filmmusik zuständig war, mit einer Melodie ergänzt
und auch zum Titelsong erkoren. Der Sohn des Regisseurs verdiente letztendlich an
den Tantiemen für seinen Text zu Suicide is Painless
sogar mehr als sein Vater, der für die Regiearbeit nur 75000 Dollar
bekam.
Die Lautsprecherdurchsagen entstanden, als der Regisseur während
des Schnitts feststellte, daß es zu wenige Übergänge zwischen
den einzelnen Episoden des Films gab. Altman schrieb eine Reihe von Ansagen,
die hauptsächlic Parodien auf den ganz alltäglichen bürokratischen
Wahnsinn darstellten, und ein kleines Filmteam drehte schnell eine Reihe
von Insert-Shots mit den Lautsprechern. Gesprochen wurden die Durchsagen
vom Nebendarsteller David Arkin, der auch den Sergeant Vollmer im Film
spielt. Statt eines herkömmlichen Abspanns werden am Schluß
des Films sogar die Credits in einer Lautsprecherdurchsage vorgelesen.
Um den Streit zwischen Robert Altman und 20th Century Fox ein für
ale Male beizulegen, kam sogar Präsident und Gründer Darryl
Zanuck aus Frankreich in die USA - er hatte sich mehr oder weniger zur
Ruhe gesetzt und einen großen Teil seiner Amtsgeschäfte an
seinen Sohn Richard übergeben, aber über MASH wollte er sich
sein eigenes Urteil bilden. Auch er hielt die Kombination aus schwarzem
Humor und dem Ernst des Krieges für zu gewagt. Umgestimmt wurde er
dann aber durch seine beiden Gäste, zwei junge Französinnen
die er extra für die Testvorstellungen eingeladen hatte und die von
MASH begeistert waren. Als Robert Altman dann noch eine Test-Vorstellung
durchsetzen konnte, die äußerst positiv vom Publikum aufgenommen
wurde, konnte MASH auch nicht mehr von der Fox-Führungsriege aufgehalten
werden.
MASH hatte seine offizielle Premiere im Januar 1970 und wurde nicht nur
in den USA, sondern ganz besonders in Europa zu einem riesigen Erfolg.
Sogar Richard Hooker war mit der Verfilmung seines Buchs rundum zufrieden
- allerdings gab es auch jemand, der anfänglich entsetzt war: als
Drehbuchautor Ring Lardner zum ersten Mal den fertigen Film sah, war er
geradezu beleidigt, weil die Schauspieler wenig von seinem Text übernommen
und sehr viel improvisiert hatten. Bald erkannte Lardner aber, daß
sein Script trotz aller Freiheiten ein unschätzbarer Beitrag zum
großen Erfolg des Films war - spätestens als er den Oscar für
das beste Drehbuch des Jahres entgegenehmen konnte, versöhnte er sich wieder
mit Robert Altman.
Bald beschänkte sich der Erfolg von MASH nicht nur auf den Film
- Richard Hooker begann Fortsetzungen seines Romans zu schreiben, von
denen die erste MASH goes to Maine kurzzeitig für einen weiteren
Kinofilm in Betracht gezogen wurde, aber letztendlich wurde die Idee doch
verworfen. 1972 machte sich Fox den episodenhaften Charakter des Films
jedoch zunütze und startete die MASH-Fernsehserie, die sich als eine
der erfolgreichsten und lanlebigsten Programm in den siebziger und achtziger
Jahren herausstellen sollte.
Heute ist MASH zu einem modernen Klassiker geworden, der gerade jetzt
wieder an Aktualität gewonnen hat – die letzte MASH-Einheit
wurde zwar 1997 aufgelöst, aber solange es immer noch Kriege mit
unzähligen Toten und Verletzten gibt, wirkt eine Antikriegs-Komödie,
die statt dem Krieg selbst einer seiner Auswirkungen zeigt, immer noch
frisch und unverbraucht.
Die DVD
"MASH wasn't released - it escaped" sagte Robert Altman später
über seinen Film, was man von seiner Karriere im Heimkino-Bereich
allerdings nicht behaupten kann. 1977 war MASH einer der allerersten Filme,
die als Video-Kaufkassette veröffentlicht wurden, aber eine wirklich
gute Repräsentation hatte es nie gegeben - bis Fox den Film Anfang
2002 endlich in einer restaurierten Fassung als DVD veröffentlicht hatte.
In den USA erschien MASH als sechste DVD der Five-Star-Edition-Reihe,
aber in Deutschland wurde einfach die zweite DVD mit einem großen
Teil des Bonusmaterials weggelassen. Erstaunlicherweise besitzt die englische
Doppel-DVD, die praktisch der US-Disc entspricht, auf der zweiten DVD
deutsche Untertitel - aber auch drei Jahre nach der Veröffentlichung
hat Fox ein 2-Disc-Set in Deutschland nie herausgebracht. Nur die 2009 auch in Deutschland veröffentlichte Blu-Ray enthält alle Extras der amerikanischen und englischen DVDs.
Ob man sich für die englische oder amerikanische DVD entscheidet
ist Geschmackssache - auf der britischen DVD wurde lediglich das Restaurations-Featurette
und die Mono-Tonspur weggelassen, letzteres ist aber nicht so schlimm
da die sogenannte Stereo-Spur praktisch genauso wie die Mono-Fassung klingt.
Die UK-DVD hat allerdings mit dem netten Pappschuber, in dem die normale
DVD-Hülle steckt eine deutlich schickere Verpackung als die amerikanische
Ausgabe.
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Bonusmaterial
Das englische 2-Disc-Set von MASH entspricht fast hundertprozentig der amerikanischen
5-Star-Edition - lediglich das kurze Restaurationsfeaturette auf der ersten
DVD wurde weggelassen und sogar die gelungenen interaktiven Menüs wurden komplett
umgesetzt.
Der Audiokommentar von Robert Altman ist leider eine Enttäuschung.
Der sonst eigentlich sehr gesprächige Regisseur macht immer wieder
extrem lange Pausen und hat eigentlich kaum etwas zu sagen, was nicht auch in den Dokumentationen der DVD angesprochen wurde.
Wenn man sehr viel Geduld hat, kann man zwar die eine oder andere Anekdote
hören, aber eigentlich ist sein Kommentar weder wirklich interessant
noch richtig unterhaltsam - man hat den Eindruck, als ob Altman regelrecht
desinteressiert an seinem Film ist und sich kaum auf den Kommentar vorbereitet
hatte.
MASH: Backstory (23:28) befindet sich anscheinend nur auf der ersten
Disc als Alibi-Dokumentation, damit Fox die DVD auch ohne die zweite Disc
verkaufen konnte. Es handelt sich hier um eine TV-Produktion für den
American Movie Channel, die als Dokumentation etwas oberflächlich ist,
aber zumindest einen guten Überblick über den Hintergrund des
Films gibt. Durch die weitaus tiefer greifenden beiden Dokumentationen auf
der zweiten DVD wird diese Mini-Doku außerdem praktisch überflüssig
- hier werden sogar einige Interviewfetzen verwendet, die in den anderen
Dokus in längeren Versionen auch verwendet werden.
Der Trailer (2:54) in anamorphem 1.85:1 sieht ziemlich
schäbig aus und macht deutlich, wie gut der Film selbst restauriert
wurde, ist aber auch ein unfreiwillig komisches Beispiel, wie Fox versucht
hat den Film zu vermarkten. Das letzte Extra auf der ersten DVD ist eine Galerie mit 45 unkommentierten Bildern, die größtenteils
aus interessanten Promotion-Fotos und Aufnahmen vom Set bestehen.
Die zweite DVD ist mit nur drei Dokumentationen scheinbar nicht so toll ausgestattet, aber hier befinden sich
die wirklich interessanten Extras des Sets:
Enlisted: The Story of MASH (39:13) ist eine der beiden
vollständigen Dokumentation dieses DVD-Sets. In neuen Interviews erzählen
eine Menge Leute, die an MASH mitgewirkt haben von ihren Erlebnissen bei
den Dreharbeiten - Regisseur Robert Altman, Studioboss Richard Zanuck, Produzenten
Ingo Preminger und Leon Erickson, Editor Danford Greene, Drehbuchautor Ring
Lardner und die Schauspieler Donald Sutherland, Elliot Gould, Tom Skerritt,
Sally Kellerman, John Schuck, Rene Auberjonois, Gary Burghoff und Michael
Murphy kommen hier alle zu Wort und bestreiten die Dokumentation ganz alleine,
so daß gar kein Voiceover nötig ist. Hier erfährt man alles
über die Entstehung und Durchführung von MASH inklusive aller
Probleme und Querelen - hier nimmt niemand ein Blatt vor den Mund, die Kommentare
sind alle erfrischend ehrlich.
MASH: Comedy under Fire (42:19) wurde nicht speziell für
diese DVD produziert, sondern eigentlich für den amerikanischen History
Channel, so daß es einige Überschneidungen mit der ersten Dokumentation
gibt. Zusammengehalten von einem etwas auf Sensation getrimmten Voiceover,
gesprochen von Burt Reynolds, erzählen Robert Altman, Richard Zanuck
und viele andere Schauspieler und Filmemacher die auch schon in der ersten
Doku dabei waren von ihren Erfahrungen - das besondere ist, daß sie
hier von einigen Ärzten und Schwestern ergänzt werden, die selbst
in Korea waren und dem Film eine große Authenzität bescheinigen
können. In Zusammenhang damit bekommt man auch wichtige historische
Details und einige Dokumentaraufnahmen aus dem Koreakrieg. Außerdem
bezieht sich diese Doku nicht ausschließlich auf den Film, sondern
widmet sich gegen Ende auch kurz der Serie.
Die MASH Reunion (28:47) fand im Juli 2000 anläßlich
der Verleihung des Fox Legacy Awards an Robert Altman statt, wo auch die
neu restaurierte Fassung von MASH das erste Mal aufgeführt wurde.
In der leider viel zu knapp geratenen Aufzeichnung dieses "Events"
geben sich Robert Altman, Elliott Gould, Sally Kellerman, Rene Auberjonois,
Fred Williamson, Bud Cort, John Schuck und Ingo Preminger die Ehre und
werden von Filmkritiker Allan Klein interviewt, der aber in der sehr lebendigen
und unterhaltsamen Diskussion kaum eine Chance hat und von den vielen
Mitwirkenden schnell an die Wand geredet wird.
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