Die Serie
Obwohl die Umwandlung von Robert Altmans Kinofilm MASH in
eine Fernsehserie 1972 nicht von gigantischem Erfolg gekrönt war,
gaben CBS den Produzenten und Autoren Larry Gelbart, Bruce Metcalfe und
Gene Reynolds die Chance, eine zweite Staffel zu produzieren und gaben
der Serie sogar einen optimalen Sendetermin am Samstagabend. So war praktisch
ein Erfolg der zweiten Staffel vorprogrammiert, allerdings taten sich
bei der Produktion doch ein paar Hindernisse auf.
Wegen eines Autorenstreiks gerieten die Dreharbeiten oft ins Stocken,
denn die Schreiber waren natürlich alle Mitglieder in der Gewerkschaft
und wollten nicht als Streikbrecher dastehen. Um die anfallende Arbeit
trotzdem püntklich zu erledigen, schrieben nun oft mehrere Leute
an einer Episode, und auch die Schauspieler Alan Alda und McLean Stevenson
steuerten Ideen bei. Alan Alda führte sogar erstmals bei einer Folge
Regie, was der Anfang seiner später immer größer werdenden
kreativen Mitarbeit an MASH war.
Ein neuer Sendeplatz bedeutete auch neue Zuschauer, und um die mit MASH
bekannt zu machen, wurde die erste Folge als eine Art zweiter Pilotfilm
konzipiert. Divided we Stand läßt einen Psychiater
ins Camp kommen, der die zahllosen Neurosen, Psychosen und den allgemeinen
Wahnsinn versucht zu analysieren und so alle Charaktere mitsamt ihren
Eigenheiten noch einmal neu vorstellt.
Viele weitere Episoden beschäftigen sich mit den alltäglichen
Problemen im 4077., wie Radar's Report, in der ein ganz “normaler”
Arbeitstag beschrieben wird oder Dear Dad... Three, in dem Hawkeye
wieder einen Brief an seinen Vater schreibt und von den neuesten Ereignissen
berichtet. In Carry On, Hawkeye, ist der Chefchirurg wegen einer
Grippewelle der einzige noch handlungsfähige Arzt im Camp, in For
want of a Boot kämpft Hawkeye fast vergeblich um ein paar neue
Stiefel und in Crisis leidet das Camp in einem besonders harten
Winter unter einer Heizmaterial-Knappheit.
Auch der Wahnsinn der militärischen Führung und der Bürokratie
ist in der zweiten Staffel ein oft angesprochenes Thema. For the Good
of the Outfit ist sogar sehr aktuell – ein südkoreanisches
Dorf wird aus Versehen von den Amerikanern beschossen und Hawkeye und
Trapper wollen nicht nur, daß das Dorf wieder aufgebaut wird, sondern
auch daß die Militärs ihren Fehler zugeben und publik machen
– letzteres gelingt ihnen natürlich nicht. The Trial of
Henry Blake stellt den beliebten Kommandanten des Camps vor Gericht,
weil er angeblich dem Feind geholfen haben soll, was sich aber letztendlich
als Hirngespinst von Margaret und Frank herausstellt.
In The Incubator wollen Hawkeye und Trapper wichtige medizinische
Ausrüstung anfordern, die aber laut Armee-Handbuch ihrem Camp gar
nicht zusteht, und in The Sniper liegt das Camp unter Beschuß
von einem verwirrten nordkoreanischen Heckenschützen. In der krönenden
Abschlußfolge A Smattering of Intelligence taucht das erste
mal der verrückte CIA-Agent Colonel Flagg auf, der die Machenschaften
der Geheimdienste herrlich auf die Schippe nimmt.
Auch zwischenmenschliche Beziehungen und die Resultate davon sind Inhalt
einiger Episoden. In Kim wird ein kleiner koranischer Junge ohne
Eltern verletzt ins Camp eingeliefert, und als sich seine Eltern nicht
finden, beschließt Trapper ihn zu adoptieren. L.I.P. (Local
Indigenous Personal) bringt Hawkeye und Trapper wieder einmal auf
die Palme, als ein amerikanischer Soldate eine Koreanerin heiraten will,
die von ihm ein Kind hat – nach Armeevorschrift ein völliges
Unding.
Hot Lips and Empty Arms läßt Margaret nach einem besonders
heftigen Zusammenstoß mit Henry, Hawkeye und Trapper etwas zu tief
ins Glas schauen und ungeahnte Wahrheiten über sich erzählen,
währens sich in Henry in Love der Kommandant heftig in eine junge
Schwester verguckt. Auch Radar erwischt es beinahe – in The
Chosen People taucht im Camp eine Koreanerin auf, die behauptet daß
Radar der Vater ihres Babys sei, in Mail Call hat er Probleme
mit seiner Brieffreundin, die ihn für einen großen Muskelprotz
hält.
Viele der Charaktere, die in der ersten Staffel nur kurze Auftritte hatten,
sind nun mehr oder weniger ein fester Bestandteil des Camps. Jamie Farrs
Max Klinger wird immer mehr zum Running Gag und trägt in der zweiten
Staffel nicht nur die letzte Mode aus Paris, sondern läßt sich
auch einiges einfallen um wieder in seine Heimat Toledo zurückzukommen.
Auch William Christopher als verständnisvoller Camp-Geistlicher Father
Mulcahy ist nun öfter zu sehen. Die Beziehung zwischen Frank und Margaret
wird immer deutlicher auf die Spitze getrieben, allerdings haben sich die
beiden zu recht starken Charakteren entwickelt, die sich nun auch nicht
mehr alles gefallen lassen.
Aus dem Duo Hawkeye und Trapper beginnt sich nun immer mehr Hawkeye als
richtiger Hauptdarsteller herauszukristallisieren und langsam aber sicher
Trapper in den Schatten zu stellen. Das führte dazu, daß Wayne
Rogers nur noch eine weitere Staffel dabei war und danach die Serie verließ.
McLean Stevenson war mit seiner Rolle als Henry Blake in der zweiten Staffel
noch zufrieden, aber stieg dann trotzdem nach dem nächsten Jahr aus
um seine eigene kurzlebige Fernsehserie zu drehen. Von Müdigkeit bemerkt
man aber weder bei Trapper noch bei Henry in der zweiten Staffel noch gar
nichts, die beiden Charaktere laufen sogar zu richtigen Höchstformen
auf und haben hier ihre besten Auftritte.
Die zweite Season MASH enthält viele Klassiker und gehört zusammen
mit der dritten Staffel zur besten Zeit der ersten Inkarnation der Serie,
die sich danach noch kräftig in ganz andere Richtungen verändern
sollte. Noch stehen Humor und Slapstick im Vordergrund, aber langsam werden
auch deutliche kritische Untertöne laut, die später zum größten
Markenzeichen der Serie wurden.
Die DVD
Die deutsche DVD-Veröffentlichung der zweiten MASH-Staffel ist ganz
auf dem ordentlichen Niveau der ersten Season – keinerlei Extras,
aber dafür überraschend gute Bildqualität und sogar die Tonspuren
hören sich nun noch etwas besser an. Positiv ist auch anzumerken, daß
der Preis von knapp 25 Euro nicht viel teurer als bei den US-DVDs war –
etwas, woran sich andere Studios bei ihren deutschen Veröffentlichungen
von Fernsehserien eine Scheibe abschneiden könnten.
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Bild
Auch die zweite MASH-Staffel wurde noch auf 16mm-Material gedreht, was natürlich
keine knackige Kino-Bildqualität ermöglicht, aber Fox hat es doch
geschafft MASH wieder sehr frisch und unverbraucht aussehen zu lassen. Lediglich
die erste Episode scheint wieder auf 35mm gedreht worden zu sein und hat
daher eine leicht bessere Schärfe, sieht aber ansonsten praktisch genauso
aus wie der Rest.
Die Filmvorlagen wurden nicht vollständig gesäubert, aber die
wenigen noch vorhandenen Fussel und Dropouts gehen meist im Bild unter und
sind nur mit der Lupe zu erkennen. Körnigkeit ist mehr oder weniger
stark sichtbar, was bei 16mm-Material aber ganz normal ist und auch irgendwie
mit zum Aussehen von MASH gehört. Die Schärfe ist von Episode
zu Episode leicht unterschiedlich, aber generell immer auf einem für
das Quellmaterial entsprechend gutem Niveau. Von den teils extrem vergilbten
Farben der deutschen Fernsehausstrahlungen ist auf diesen DVDs überhaupt
nichts mehr zu sehen. Das monochrom-militärische Farbtiming wird hier
zwar auch perfekt wiedergegeben, allerdings sind die Hauttöne trotzdem
sehr natürlich und auch einige kräftige Farbkleckser wie Hawkeyes
Bademantel und anderes kommen voll zur Geltung.
Außerdem ist der Bildstand einigermaßen stabil, nur die Nachspänne
ruckeln sehr stark – wenn sonst etwas wackelt, handelt es sich lediglich
um eine etwas unsaubere Kameraführung, die ab und zu einmal vorkommen
kann. Trotz der kleinen Fehler macht MASH über dreißig Jahre
nach der Erstausstrahlung auf diesen DVDs einen ganz hervorragenden Eindruck,
der sicher mit den neueren Staffeln noch besser werden wird. |
Ton
Auch die Tonspuren, die in der ersten Staffel noch etwas geschwächelt
haben, hören sich nun auch schon etwas besser an. Wie bei der ersten
DVD-Box sind auch hier drei Tonspuren vorhanden, obwohl auf dem Cover nur
zwe angegeben sind: zwei englische Tonspuren, eine ohne und eine mit Laughtrack
und die deutsche Synchronfassung.
Die beiden englischen Tonspuren hören sich fast identisch an, nur ist
die Version ohne Laughtrack ein klein wenig leiser. Gegenüber der ersten
Staffel hat sich vor allen Dingen der Klang der Stimmen verbessert, die
nun längst nicht mehr so dünn und blechern wie vorher anhören.
Lediglich die Musik klingt etwas dünner, was aber daran liegt, daß
Fox aus irgendeinem Grund bei der zweiten Staffel keine Tonhöhenkorrektur
mehr gemacht hat. Ansonsten ist der Ton aber sehr sauber und leistet sich
keine auffallenden Störungen - das, was man für Rauschen halten
könnte, sind eigentlich nur ganz normale Nebengeräusche vom Set.
Auch der Klang der deutschen Synchronfassung wurde ein klein wenig verbessert.
Das ziemlich starke Bandrauschen, das sich in der ersten Staffel noch unangenehm
bemerkbar gemacht hat wurde hier deutlich reduziert. Geblieben ist allerdings
der etwas sterile Klang der Tonspur, was aber kein Problem der Tonqualität
sondern der sonst eigentlich gar nicht so schlechten Synchro ist. Untertitel
werden unter anderem auf Englisch und Deutsch mitgeliefert, wobei die deutschen
Untertitel keine Transkription der Synchro, sondern eine Übersetzung
der englischen Tonspur sind. |