Der Film
Der New Yorker Polizist James Edwards (Will Smith) ist nicht nur jünger, sondern auch flinker als seine Kollegen, was dazu führt, daß er bei Verfolgungen meist derjenige ist, der zu Fuß den Verbrechern hinterhergeschickt wird. Als er einem vermeintlichen Übeltäter verfolgt und der Fassaden wie ein Insekt hochklettert und sich nach einem sehr merkwürdigen Benehmen vom Dach des Guggenheim-Museums stürzt, will Edwards niemand glauben - bis auf einen mysteriösen älteren Herrn (Tommy Lee Jones), der sich als Mitarbeiter einer Geheimbehörde ausgibt, die Aliens auf der Erde überwacht. Zuerst will Edwards nichts von solchem Blödsinn wissen, aber dann wird er zu einem mysteriösen Bewerbungsgespräch eingeladen, bei dem er tatsächlich als der beste Kandidat ausgewählt wird... und fortan ein Teil der Men in Black ist, eine Behörde, die sich um außerirdische Aktivitäten auf der Erde kümmert und vor allem vor der Bevölkerung verbirgt. Als neuer Partner von Agent K hat der frischgebackene Agent J gleich mit einem Fall zu tun, der bald die ganze Erde bedroht...
In den neunziger Jahren waren Filmadaptionen von Comics in Hollywood noch ein heißes Eisen und längst keine Erfolgsgarantie wie etwa zehn oder fünfzehn Jahre später. Warner hatte es mit dem erfolgreichen Neustart des Batman-Franchise seit 1989 recht gut geschafft, aber nachdem Tim Burton nach zwei Filmen die Regie an Joel Schumacher abgegeben hatte, war die kreative Energie verloren und die beiden Fortsetzungen konnten nicht mehr die Klasse der Vorgänger erreichen. Mitten in dieser recht unsicheren Zeit hatte der Autor und Produzent Walter F. Parkes, der seine Karriere in den frühen achtziger Jahren mit WarGames begonnen hatte, zusammen mit seiner Frau Laurie MacDonald eine Comicreihe namens The Men in Black von Lowell Cunningham entdeckt, die 1990 und 1991 in vier Ausgaben erschienen war.
Die Geschichten um eine geheime Regierungsbehörde, die außerirdische Aktivitäten auf der Erde überwacht, waren eigentlich wie geschaffen für die große Leinwand, aber da sowohl im Comic- als auch im Science-Fiction-Genre Anfang der neunziger Jahre ein Tiefpunkt erreicht worden war, konnte das Konzept nicht sofort eingesetzt werden. 1992 hatten Parkes und MacDonald trotzdem die Rechte an Cunninghams Men in Black gekauft und erst einmal den Drehbuchautor Ed Solomon mit einer Adaption beauftragt, der ihnen vor allem wegen seines quirligen Humors als eine Hälfte des Autorenduos von Bill & Ted's Excellent Adventure aufgefallen war.
Obwohl sich Men in Black eigentlich nicht in der berüchtigten Development Hell befand, dauerte es doch noch einige Jahre, bis das Konzept verwirklicht werden konnte. Mit Amblin Entertainment und damit Steven Spielberg als Mitstreiter hatten die beiden Produzenten schon bald eine Heimat für ihr Projekt gefunden und Ed Solomon war fleißig dabei, das Drehbuch zu entwickeln, aber die Suche nach einem Regisseur war nicht ganz einfach. Walter F. Parkes und Laurie MacDonald hatten schon von Anfang an Barry Sonnenfeld im Visier, der in den achtziger Jahren seine Karriere als Kameramann unter anderem für die Cohen-Brüder und Rob Reiner begonnen hatte und sich danach einen Namen als Regisseur der gelungenen Neuverfilmungen von The Addams Family und Addams Family Values gemacht hatte, aber er stand zum geplanten Produktionsbeginn nicht zur Verfügung.
Während Barry Sonnenfeld mit der Verfilmung von Elmore Leonards Get Shorty beschäftigt war, sahen sich Walter F. Parkes und Laurie MacDonald nach einer Alternative um. Ihre erste Wahl, der Filmemacher Les Mayfield, erwies sich dann aber als wenig ideal für eine so große Produktion und mangels anderen Kandidaten - sogar Steven Spielberg war anderweitig beschäftigt - wurde entschieden, die Produktion so lange auf Eis zu legen, bis Barry Sonnenfeld seine Arbeit an Get Shorty beendet hatte. Der war von dem Projekt begeistert und begann sich schon früh mit den ersten Drehbuch-Versionen von Men in Black zu beschäftigen, von denen Ed Solomon bereits einige geschrieben hatte.
Schwarzer Humor war zwar eine besondere Spezialität von Barry Sonnenfeld, aber die ersten Fassungen des Drehbuchs waren sogar ihm zu düster, pessimistisch und brutal, da sie sich zu eng an die Comic-Vorlage hielten. Gemeinsam mit Autor Ed Solomon entschied der Regisseur, das Drehbuch mit einer gesunden Portion Humor auszustatten und so Men in Black in eine Science-Fiction-Actionkomödie zu verwandeln. Die Handlung von Lowell Cunninghams Comic-Vorlage wurde daher nur in groben Zügen übernommen, aber die Idee mit der Geschichte in erster Linie die Rekrutierung eines neuen jungen Mitglieds der Men in Black zu erzählen, wurde trotzdem als unverzichtbare Basis des Drehbuchs genommen. Kombiniert wurde diese grundlegende Idee aber mit einem handfesten, intergalaktischen Science-Fiction-Plot und sogar einer Art Großstadt-Polizeithriller.
Der gebürtige New Yorker Barry Sonnenfeld hatte den brillianten Vorschlag gemacht, die Handlung komplett in seiner Heimatstadt anzusiedeln, denn in keiner anderen Metropole würden sich Aliens in menschlicher Verkleidung richtig wohl fühlen und dabei überhaupt nicht auffallen. Mit dieser Liebenserklärung an New York war Men in Black längst nicht alleine, aber einen Science-Fiction-Film dieser Art im Big Apple hatte es zuvor noch nicht gegeben. Gleichzeitig war die Geschichte auch eine sarkastische Satire über die MIB-Verschwörungstheorien, aber auch eine liebevollen Hommage an das gesamte Science-Fiction-Genre geworden, die mit zahlreichen großen und kleinen Anspielungen gespickt worden war.
Den richtigen Ton des Films zu finden hing aber hauptsächlich von der Auswahl der passenden Hauptdarsteller ab - gesucht wurde ein dynamischer Jungspund und ein älterer, abgebrühter Veteran. Das Casting hätte endlos werden können, wenn nicht Barry Sonnenfeld und seine Frau Susan beim lesen einer der ersten Drehbuchversionen eine brilliante Idee gehabt hätten: das ungleiche Duo konnte nur mit Will Smith und Tommy Lee Jones besetzet werden. Es war eine unwahrscheinliche Kombination, der zu diesem Zeitpunkt kaum jemand eine Chance geben wollte.
Will Smith war Mitte der neunziger Jahre einer der gefragtesten amerikanischen Kino- und Fernsehstars überhaupt - gleichzeitig mit einer steilen Karriere als Hiphop-Musiker war er seit 1990 in der leicht autobiographischen TV-Sitcom The Fresh Prince of Bel-Air nicht nur in den USA bekannt geworden und nachdem er 1993 in Fred Six Degrees of Separation eine seiner ersten Kinorollen gespielt hatte, war ihm auch der Sprung auf die große Leinwand gelungen. Noch während er als Fresh Prince of Bel Air im Fernsehen unterwegs war, hatte er 1995 in Michael Bays Bad Boys und 1996 in Roland Emmerichs Independence Days zwei Rolleng espielt, die ihn entgültig zum Superstar gemacht hatten - dadurch war er aber auch für Men in Black nicht einfach zu bekommen.
Der Unterschied zwischen Will Smith und dem dreißig Jahre älteren Tommy Lee Jones hätte nicht größer sein können, denn der in Texas geborene Schauspieler hatte sich nach seinen Anfängen auf dem Broadway hauptsächlich als ernsthafter Charakterdarsteller zuerst im Fernsehen und dann auch im Kino etabliert. Genauso wie Will Smith war aber auch er seit Anfang der neunziger Jahre zu einem hochbezahlten Hollywood-Schauspieler geworden, der auch vor Thrillern wie JFK, The Fugitive und The Client sowie reinen Actionfilmen wie Blown Away und Batman Forever nicht halt machte, aber sich trotzdem immer noch auf schauspielerisch anspruchsvolle Produktionen wie das Baseball-Biopic Cobb konzentrieren konnte. Men in Black paßte in sein Repertoire von Gesetzeshütern und andere Autoritätspersonen hervorragend hinein, denn ein junger, quirliger Schauspieler wie Will Smith brauchte unbedingt ein ruhiges und besonnenes Gegenstück an seiner Seite.
Zwar hatten die Produzenten sich vorsichtshalber auch noch nach anderen Darstellern umgeschaut, aber Barry Sonnenfeld wollte unbedingt Will Smith und Tommy Lee Jones besetzen. Mit der Hilfe von viel Vitamin B in der Form von Mit-Produzent Steven Spielberg gelang es ihm, die beiden Schauspieler von Men in Black zu überzeugen, denn besonders Tommy Lee Jones war wegen des noch längst nicht perfektionierten Drehbuchs sehr skeptisch. Letztendlich hatten sich aber beide entschlossen zuzusagen, weil sie das Konzept einer ausgewachsenen Science-Fiction-Actionkomödie interessant fanden und von Lowell Cunninghams Comicvorlage fasziniert waren.
Die Engagierung von Will Smith bedeutete aber auch eine Verzögerung in der Filmproduktion, denn der Schauspieler war noch bis zum Frühjahr 1996 mit der letzten Staffel von The Fresh Prince of Bel-Air beschäftigt. Die Verzögerung hatte aber auch ihre guten Seiten, denn 20th Century Fox hatte mit Independence Day bereits einen anderen Film mit Will Smith ins Rennen für den Kinosommer 1996 geschickt - eine Kollision mit diesem Mega-Blockbuster wäre für beide Filme nicht gut gewesen, so daß Columbia Men in Black ins Sommerprogramm des darauffolgenden Jahres verlegt hatte und so jede Menge Zeit für die Dreharbeiten und Postproduktion war.
Mit zwei zugkräftigen Hollywood-Stars war Men in Black auf der sicheren Seite, aber obwohl die beiden Hauptcharaktere im Vordergrund standen, war trotzdem großer Wert auf die weiteren Nebenrollen gelegt worden. Die weibliche Hauptrolle der Gerichtsmedizinerin Laurel Weaver war zielsicher mit Linda Fiorentino besetzt worden, obwohl noch viele andere Schauspielerinnen im Gespräch waren. Obwohl sie eigentlich gar nicht als Komödiantin bekannt war, hatte sich Barry Sonnenfeld wegen ihrer intensiven Darstellung im Neo-Film-Noir The Last Seduction für sie entschieden, um den mehr humorvoll angelegten Hauptrollen einen etwas geradlinigen Charakter entgegenzusetzen. Trotzdem hatte Linda Fiorentino ihren Charakter ähnlich wie Tommy Lee Jones mit mit einem untergründigen Humor gespielt, der gemeinsam mit ihrer lockeren Natürlichkeit ihre Rolle besonders gelungen machte.
Mit großer Treffsicherheit hatten die Filmemacher für den MIB-Chef Zed den kernigen Rip Torn ausgesucht, der seine Karriere genauso wie Tommy Lee Jones auf dem Broadway begonnen hatte und nach vielen Jahren als Charakterdarsteller sich erst kurz vor Men in Black auch als Komödiant etablieren konnte. Sein leider nur relativ kleiner Auftritt als sarkastischer und zynischer Boß der Geheimorganisation wurde zu einem großen Vergnügen und besonders gemeinsam mit Will Smith und Tommy Lee Jones ergabt sich eine wundervolle Gruppendynamik, die aber durch den Plot bedingt nur sehr sparsam angewendet wurde.
Für den eigentlich undankbaren Pert des Quasi-Bösewichts Edgar hatte Barry Sonnenfeld den brillianten Vincent D'Onofrio gewinnen können, der eigentlich gar nicht auf Action-Filme abonniert war, sondern sich als ernsthafter Charakter-Darsteller einen Namen gemacht hatte. Sein Auftritt in Men in Black war eigentlich eine der kompliziertesten Rollen, denn aus dem typischen Redneck-Farmer Edgar wurde schon in den ersten Minuten des Films ein "Bug in a Edgar Suit", was den Schauspieler dazu veranlaßt hatte, sich näher mit Wanzen, Schaben und Käfern zu beschäftigen und deren Bewegungen in seine Darstellung einfließen zu lassen. Ein Teil seiner faszinierenden Tour de Force war natürlich dem komplizierten Makeup zu verdanken, aber ohne seine eigene Wandlungsfähigkeit hätte Vincent D'Onofrio diesen ungewöhnlichesten Antagonisten des Science-Fiction-Genres nie so überzeugend darstellen können.
Auch die kleineren Nebenrollen waren alle ausnahmslos gelungen besetzt worden. Besonders Tony Shalhoub als der schmierige Pfandleiher Jeebs ist ein besonderes Vergnügen und obwohl seine Szene nur relativ kurz ist und im Plot keine allzugroße Bedeutung hat, hinterläßt der Charakter einen so großen Eindruck, daß er alles anderes als bedeutungslos wirkt. Auch Siobhan Fallon als Edgars leidgeprüfte Frau Beatrice tritt nur in zwei kurze Szenen auf, schafft es aber dennoch aus ihrer kleinen Rolle eine fast schon bitterböse Satire zu machen. Der unverkennbare Carel Struycken, den Barry Sonnenfeld schon in seinen beiden Addams Family-Adaptionen als Lurch gecastet hatte, war auch in einer kleinen, aber wichtigen Schlüsselszene dabei, in der mit Mike Nussbaum ein weiteres bekanntes Nebenrollen-Gesicht dabei war.
Bei seiner Filmcrew hatte sich Barry Sonnenfeld hauptsächlich auf alte Bekannte verlassen, aber sich vor allem ein erstklassiges Team zusammengestellt. Mit Kameramann Donald Peterman hatte er nicht nur schon bei Addams Family Values und Get Shorty zusammengearbeitet, sondern dieser besaß auch mit Star Trek IV etwas Science-Fiction-Erfahrung, die sich nicht unbedingt auf den Weltraum, sondern mehr auf die Erde konzentrierte. Als stark auf das Design angewiesener Film hatte Men in Black auch ein entsprechend fähiges Designer-Team notwendig, das die Filmemacher mit dem Team Bo Welch und Tom Duffield gefunden hatten, die vorher unter anderem schon mit Tim Burton an Beetlejuice, Edward Scissorhands und Batman Returns zusammengearbeitet hatten und damit die beste Voraussetzung mitbrachten, ein ganz besonderes Aussehen für Men in Black zu schaffen.
Da der Plot des Films ganz nebenbei auch mit einer Hintergrundgeschichte ausgestattet war, die die Anfänge der Men in Black in den sechziger Jahren erzählten, wurden deren Hauptquartier und die vielen Requisiten in einem ausgeklügelten Retro-Stil gestaltet, der gleichzeitig altmodisch und futuristisch wirkte. Der Aufwand war massiv und alleine für die relativ wenigen Szenen im MIB-Hauptquartier wurden praktisch eine eigene kleine Welt geschaffen. Tatsächlich bewegte sich ein großer Teil des Films aber nicht gerade in einer für das Science-Fiction-Genre typischen Umgebung, denn statt mysteriösen unterirdischen Gewölben wie in der Comic-Vorlage hatte Barry Sonnenfeld auf die Straßen und die Umgebung von New York als Kulisse gesetzt und somit Men in Black in Sachen Kulisse ziemlich bodenständig gemacht hatte. Barry Sonnenfeld und Kameramann Donald Petermann hatten die Heimatstadt des Regisseurs mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt, so daß der Film fast ein wenig zu einer Hommage an New York wurde und dessen multikulturelle Gesellschaft in den Vordergrund stellte.
Gerade wegen der größtenteils völlig irdischen Kulissen wurden besonders die Aliens zu einem der größten gestalterischen Herausforderungen des Films. Für alles, was nicht hundertprozentig humanoid war, hatte sich Barry Sonnenfeld an den Special-Effects-Makeup-Veteranen Rick Baker gewandt, der schon seit den siebziger Jahren für unzählige Filme fantastische Masken und oft sogar ganze Kreaturen entwickelt hatte. Mit seiner großen Erfahrung und der Zusammenarbeit mit mehreren darauf spezialisierten Firmen wie Cinovation war es möglich, praktisch alle Aliens in der Realität und nicht nur im Computer entstehen zu lassen. Letzteres war nur auf eine kleine handvoll Aufnahmen beschränkt worden, da die damalige Technik noch nicht ganz ausgereift war, um sie dauerhaft einzusetzen - aber gerade durch die vielen als Effekte vor der Kamera entstandenen Außerirdischen konnte Men in Black einen ganz besonders realen und kreativen Eindruck machen.
CGI war aber trotzdem ein ganz wichtiges Element des Films und wurde in einer Menge Szenen ausführlich eingesetzt. Von einem sprechenden Hund über gleich zwei spektakuläre UFO-Abstürze bis zu einem an einer Tunneldecke fahrenden Auto hatte Men in Black einige Tricks auf Lager, die größtenteils natürlich von Platzhirsch Industrial Light and Magic kamen. Für Mitte der neunziger Jahre waren die computergenerierten Effekte erstaunlich realistisch und waren sogar der Konkurrenz wie der von anderen Firmen realisierte Independence Day weit voraus. Am erstaunlichsten ist, daß die physikalischen und computergenerierten Effekten nahtlos ineinander übergehen, was zur damaligen Zeit noch längst nicht selbstverständlich war.
Einen ganz originellen Weg war Barry Sonnenfeld auch bei der Filmmusik gegangen und hatte auf eine typische Science-Fiction-Score verzichtet und den schwarzen Humor und den sarkastischen Unterton des Films durch Danny Elfman unterstreichen lassen, der mit seinen fantastischen Kompositionen für Tim Burton ideal für Men in Black war. Statt einer klaren Melodie hatte Elfman auf ein relativ einfaches, aber sofort erkennbares Baß-Ostinato als Thema gesetzt und die ganze Soundtrack stark rhythmisch angelegt. Obwohl auf ein Orchester nicht ganz verzichtet worden war, ging die Filmmusik den sonst für Science-Fiction typischen klassischen Klängen fast vollständig aus dem Weg und konzentrierte sich mehr auf einen jazzigen Ton, der zu der retro-futuristischen Atmosphäre des Films hervorragend paßte. Auf Pop-Musik wurde im Film selbst verzichtet, aber Will Smith hatte als angehender HipHop-Musiker einen gar nicht so schlechten Song für den Abspann komponiert, der besonders mit seinem sarkastischen Text ein gelungener Abschluß des Films war.
Die Dreharbeiten von Men in Black hatten sich über viereinhalb Monate im Frühjahr 1996 erstreckt und als schon der größte Teil des Films im Kasten war, wurde das ursprünglich geplante Finale des Plots als für zu langweilig befunden und große Änderungen angeordnet. Leider bedeutete das für die von Rick Baker in lebensgröße gestaltete Küchenschabe, daß sie nicht mehr zum Einsatz kommen konnte, da die geplante Szene nur mit einer computergenerierten Figur machbar war. Baker war massiv enttäuscht, daß eine seiner kompliziertesten Kreationen des ganzen Films nicht mehr gebraucht wurde, sah aber die Notwendigkeit der Änderungen ein und arbeitete später bei der Erstellung der CGI-Version des Mega-Käfers eng mit ILM zusammen. Die verbesserte Version des Finales war so aufwendig, daß sie den Film gleich ein paar Millionen Dollar teurer machte, die das Studio aber bereitwillig zur Verfügung gestellt hatte.
Eine noch viel tiefgreifendere Änderung betraf den Plot des Films, war aber längst nicht so kostspielig wie das aufgepeppte Finale. Als die Dreharbeiten schon längst zuende waren, fiel jemandem während der Postproduktion aut, daß sich die doch recht komplizierte Handlung mit ein paar Kunstgriffen vereinfachen ließ und eine der drei beteiligten Alien-Rassen aus der Geschichte gestrichen werden konnte. Bewerkstelligt werden konnte dies alleinemit der Neusynchronisation einer Szene in eine Alien-Sprache und anschließender Untertitelung, neuem Text für Frank, den sprechenden Alien-Hund und neue Grafiken für den großen Bildschirm während einer leicht modifizierten Szene im MIB-Hauptquartier. Verschlimmbessert wurde Men in Black dadurch keinesfalls, denn der Subplot mit den sich bekriegenden Aliens war mehr oder weniger nur Mittel zum Zweck und lenkte in der einfacheren Fassung auch weniger von der eigentlichen Attraktion, den Men in Black ab.
Trotz des weniger wichtigen Subplots war die größte Stärke von Ed Solomons Drehbuch das Erzählen einer handfesten Geschichte mit starken Charakteren und nicht nur einfach eine lose um ein paar Actionszenen zusammengebastelte Handlung. Besonders positiv fiel bei Men in Black die für einen SF-Actionfilm sehr hohe Gesprächigkeit auf, denn der Anteil an Dialogen ist überdurchschnittlich hoch und für einen großen Teil des Humors verantwortlich. Gerade die gelungene Dynamik zwischen den beiden Hauptdarstellern hat den Film zwar zur Komödie, aber nicht zur Klamotte gemacht, wodurch Men in Black deutlich intelligenter als der typische Hollywood-Blockbuster war und dem anspruchsvollen Zuschauer erst gar nicht abverlangte, das Gehirn beim Zuschauen abschalten zu müssen.
Men in Black hatte trotzdem alle Eigenschaften eines großen Sommer-Blockbusters erfüllt und ging nach einer langen Postproduktions-Phase im Frühjahr 1997 in eine massive Werbekampagne, die trotz der Catchphrase Protecting the Earth from the Scum of the Universe weniger böse Aliens und Raumschlachten als die beiden Hauptdarsteller in den Vordergrund stellte und damit direkt auf den Vorgänger Independence Day, der die Kinokassen genau ein Jahr zuvor heißlaufen lassen hatte, anspielte. Bei den weltweiten Kinopremieren im Sommer 1997 konnte Men in Black zwar kein ganz so riesiger finanzieller Erfolg wie Roland Emmerichs viel brutalere und dystopische Alien-Invasion werden, aber mit einem Eröffnungswochenende von 50 Millionen Dollar, einem Gesamtergebnis von 250 Millionen alleine in den USA und fast 600 Millionen weltweit konnte sich Men in Black verdientermaßen als einer der ganz großen Science-Fiction-Komödien behaupten und auch das für damalige Verhältnisse massive Budget von 90 Millionen Dollar mehr als rechtfertigen.
Parallel zum finanziellen Erfolg war es Men in Black auch gelungen, die Kritiker fast restlos zu begeistern. Es wurden aber in erster Linie nicht etwa die Special-Effects, sondern die beiden Hauptdarsteller und die ausgeklügelte Mischung aus Science-Fiction, Action und Komödie besonders gelobt und auch die im Vergleich zur Vorjahres-Konkurrenz Independence Day geradezu komplizierte Handlung wurde sehr positiv aufgenommen. Men in Black war verdientermaßen zu einem der größten Kinohits von1997 geworden, was angesichts von Genre-Konkurrenten wie den Special-Editions von Star Wars, der Verfilmung von Carl Sagan's Contact und Luc Bessons The Fifth Element wirklich erstaunlich war. Finanziell wurde Men in Black gegen Ende des Jahres nur noch gegen James Camerons allmächtige Titanic überrundet.
Noch bevor Men in Black die Kinos wieder verlassen hatte, wurde nach einer Fortsetzung gerufen - dazu kam es aber lange Zeit wegen der schwierigen Suche nach einer passenden Story und Terminschwierigenkeiten bei den Hauptdarstellern nicht. In der Zwischenzeit hatte die Fernsehabteilung von Columbia-Tristar eine auf dem Film basierende Trickfilmserie produziert, die schon im Dezember 1997 auf Warners Kabelsender The WB auf Sendung ging und sich vier Staffeln mit insgesamt 53 Episoden lang hielt. Obwohl Men in Black ein PG-13-Rating in den USA hatte, waren das Zielpublikum von Men in Black: The Series deutlich jüngere Zuschauer, denn die Serie wurde im Cartoon-Programm von The WB Samstags Morgens ausgestrahlt. Die Originalität und den Witz des Films konnte die relativ billig produzierte Serie aber bei weitem nicht erreichen und als die Dreharbeiten für die Kino-Fortsetzung begonnen hatten, wurde Men in Black: The Series Mitte 2001 abgesetzt.
Fünf Jahre nach der Premiere des Originals kam endlich die Fortsetzung Men in Black II in die Kinos, aber obwohl das Sequel immer noch ein riesiger Erfolg und weit entfernt von einer Katastrophe war, ging doch ein wenig die Originalität verloren. Es dauerte noch einmal zehn Jahre, bis Barry Sonnenfeld dies mit Men in Black III wieder gutgemacht hatte und das Franchise noch einmal neu beleben konnte. Anderthalb Jahrzehnte später bleibt Men in Black aber immer noch einer der allerbesten Science-Fiction-Komödien der Filmgeschichte, die ihren ganz besonderen Platz in den heiligen Hallen des Genres verdient hat.
Die DVD
Men in Black sollte eigentlich 1997 schon als eine der ersten DVDs zum Start des neuen Mediums erscheinen, aber dann waren sämtliche Amblin-Filme auf das Geheiß von Steven Spielberg vorerst auf Eis gelegt, weil der Regisseur und Produzent die Technik noch nicht für ganz reif hielt. Stattdessen wurde Ende 1997 Men in Black erst einmal auf Video und Laserdisc veröffentlicht und danach tat sich auf dem DVD-Sektor drei Jahre lang nichts. Erst im Herbst 2000 war es soweit: Men in Black war endlich als DVD erschienen, und das nicht nur in einer einzigen Ausgabe: in den USA gab es eine Special Limited Edition mit zwei DVDs und mehr Bonusmaterial und zwei Einzel-DVDs in Dolby Digital oder DTS-Ausführung. In Deutschland beschränkte sich die Auswahl auf die in Deutschland auf die Special Limited Edition und die Collector's Edition mit einer DVD. Eine drastisch verbesserte Bildqualität gab es erst drei Jahre später mit der nur in den USA und in England veröffentlichen Superbit-Ausgabe, die allerdings wie alle DVDs der Reihe keine Extras besaß.
Die hier rezensierte Superbit-DVD von Men in Black ist die 2003 erschienene amerikanische Ausgabe, die ich als "Upgrade", aber nicht als Ersatz für die deutsche Special Limited Edition gekauft hatte. Zwar basieren beide DVDs auf dem gleichen Bildmaster, aber durch das drastisch bessere Authoring konnte die Bildqualität phänomenal verbessert werden. Außerdem hat die US-Superbit natürlich kein PAL-Speedup und auch noch eine englische DTS-Tonspur. Als alleinstehende DVD macht diese Ausgabe wegen der völligen Abwesenheit jeglicher Extras natürlich keinen großen Sinn, aber als zusätzliche Disc zu den vorherigen Ausgaben lohnt sich diese Ausgabe vor allem, wenn man noch nichts mit der 2012 veröffentlichten Blu-Ray anfangen kann.
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