Der Film
Sie sind alte Hasen in ihrer Profession und nichts kann sie mehr erschrecken - Agent Kay (Tommy Lee Jones) und Agent Jay (Will Smith) sind Men in Black und überwachen extraterrestrische Aktivitäten auf der Erde - genauer gesagt im Großraum New York. Seit über einem Jahrzehnt arbeiten Kay und Jay zusammen, aber nach einem eigentlich nach Routine aussehenden Untertassen-Absturz macht sich Jay Sorgen um das Verhalten seines immer verschlosseneren und deprimierten Partners. Als sie herausfinden, daß ein außerirdischer Störenfried namens Boris the Animal aus einem Hochsicherheitsgefängnis auf dem Mond ausgebrochen ist und mit der gefundenen Untertasse auf die Erde geflüchtet ist, stößt Jay auf eine Mauer des Schweigens. Weder Kay noch die neue MIB-Chefin O (Emma Thompson) wollen ihm erzählen, was vor vierzig Jahren zwischen Kay und Boris abgelaufen ist. Als Jay am morgen nach der Jagd auf Boris ins MIB-Hauptquartier zurückkehrt, ist sein Partner seinen Kollegen plötzlich völlig unbekannt...
Mit Men in Black hatte Barry Sonnenfeld 1997 eine der gelungensten Science-Fiction-Actionkomödien der Filmgeschichte gedreht. Der Erfolg war so groß, daß an einer Fortsetzung kein Weg vorbei ging, aber die Erwartungen waren hoch und wurden noch höher, als Men in Black II fünf Jahre lang auf sich warten lassen hatte. Im Sommer 2002 konnte der Film wieder eine Menge Zuschauer in die Kinos locken, aber trotzdem fehlte der Fortsetzung wegen eines schwachen Drehbuchs und anderen Problemen bei der Produktion die Finesse des Originals. Barry Sonnenfeld und seine beiden Hauptdarsteller Will Smith und Tommy Lee Jones waren sich zwar einig, auf jeden Fall noch einen weiteren Film gemeinsam zu drehen - aber nur unter wirklich optimalen Bedingungen.
Die Chance, daß die beiden Schauspieler und der Regisseur noch einmal zusammenkommen würden, sank aber von Jahr zu Jahr, da sich immer schwerer ein gemeinsamer Termin finden ließ und es angeblich sogar Spannungen zwischen Will Smith und Barry Sonnenfeld gegeben haben soll. Gleichzeitig war es aber Will Smith, der schon 2001 während den Dreharbeiten des zweiten Films eine verrückte, aber interessante Idee für eine Fortsetzung hatte, in der Agent Jay in die Vergangenheit reist, um das Leben seines Partners Kay zu retten, wodurch gleichermaßen ein Sequel als auch ein Prequel möglich wäre. Letztendlich war es aber Produzent Walter F. Parkes, der den Stein schließlich wieder ins Rollen gebracht hatte, als ihm zusammen seiner Frau Laurie MacDonald bei einer Urlaubsreise in Südostasien aufgefallen war, daß das Original auch nach über einem Jahrzehnt immer noch enorm beliebt war und auch die nicht ganz so gut gelungene Fortsetzung eine große Fangemeinde hatte.
Der Produzent hatte entschieden, daß es endlich Zeit für Men in Black 3 war und konnte sich nicht nur die Unterstützung von Steven Spielberg sichern, der schon an den ersten zwei Filmen beteiligt war, sondern auch mit der kurz nach Men in Black II gegründeten eigenen Firma Parkes/MacDonald Productions die Arbeit an einer dritten Fortsetzung anstoßen. Columbia Pictures und deren Muttergesellschaft Sony waren diesmal auch nicht mehr der alleinige Geldgeber, denn eine seit 2009 bestehenden Kooperation zwischen Parkes/MacDonald und dem arabischen Filminvestor Imagenation bedeutete für die Produzenten mehr finanzielle Unabhängigkeit und die Chance auf ein größeres Budget.
Noch bevor Barry Sonnenfeld, der eigentlich als unverzichtbar für einen dritten Men in Black-Film galt, zugesagt hatte, war von den Produzenten im Laufe des Jahres 2009 der Startschuß für die Vorbereitungen gegeben worden. Einer der ersten, der außer den beiden Hauptdarstellern engagiert wurde, war der Drehbuchautor Etan Cohen, der seine Karriere als Praktikant bei MTV begonnen hatte und dann einer der regelmäßigen Autoren der Trickfilmserie Beavis & Butthead geworden war. Dessen Erfinder Mike Judge hatte ihn dann später für seine Serie King of the Hill und den satirischen Kinofilm Idiocracy engagiert, wodurch er wiederum die Aufmerksamkeit von Comedian Ben Stiller auf sich zog, der ihn zuerst für die Action-Komödie Tropic Thunder und dann für Dreamworks' Madagascar 2 angeheuert hatte.
Etan Cohen hatte zurecht den Ruf eines brillianten Comedy-Autoren, der seinen Witz auch mit etwas Tiefgang und einem ausgewachsenen Plot verbinden konnte, aber die Aufgabe, die ihn bei Men in Black 3 erwartete, war mehr als heikel: es ging um nichts weniger, als die Grundlage für den Neustart eines fast milliardenschweren Franchises zu schaffen. Cohen war zwar als Solo-Autor in das Projekt aufgenommen worden, aber außer den Produzenten - darunter war auch Steven Spielberg - hatten nicht nur Barry Sonnenfeld, sondern auch Will Smith Vetorechte bei der Script-Entwicklung. Das Drehbuch mußte also einer ganzen Menge Leute gefallen, die auch dementsprechend viele Vorschläge machten und Ideen einbrachten - was bei anderen Filmen ein Rezept für Chaos wurde, war bei Men in Black 3 erstaunlicherweise kein Problem, obwohl es im Laufe der Dreharbeiten einige Klippen zu umschiffen gab.
Das Konzept für Men in Black 3 war sehr mutig: zwar hatten sich die Filmemacher nicht für einen kompletten Reboot des Franchise entschlossen, aber es wurden doch eine Menge Altlasten über Bord geworfen und erzählerisch eine völlig neue Ära im MIB-Universum begonnen. Die Men in Black waren immer noch eine geheime Regierungsagentur und Jay und Kay waren immer noch Partner, aber alte Bekannte wie MIB-Chef Zed, der sprechende Hund Frank oder der schmierige Pfandleiher Jeebs wurden zugunsten eines frischen Neubeginns weggelassen. Die größte Herausforderung des Drehbuchs war aber, Will Smiths Zeitreise-Idee in eine solide Geschichte zu verwandeln, die diesmal nicht nur eine typische Science-Fiction-Angelegenheit sein sollte, sondern auch eine ganz persönliche Story über die beiden Hauptcharaktere.
Der Zeitreise-Plot, in dem Kay von einem alten Erzfeind in der Vergangenheit retroaktiv um die Ecke gebracht wird und Jay in der Gegenwart der einzige ist, der sich an ihn erinnern kann, mochte auf den ersten Blick ein ziemlich alter Hut sein, war aber tatsächlich nur das Grundgerüst für eine viel tiefgreifendere Geschichte. Auch die Idee, Jay vierzig Jahre in die Vergangenheit zu schicken um seinen Partner zu retten, wäre vielleicht ein enttäuschendes Klischee, das nicht zuletzt durch die Austin Powers-Trilogie deutlich abgenutzt war, wenn nicht Etan Cohen die Storyentwicklung so gut in der Hand gehabt und aus diesen Elementen eine überraschend originelle und verspielte Handlung gemacht hätte. Statt eine herkömmliche Science-Fiction-Story zu schreiben, die auch mit jeden x-beliebigen anderen Protagonisten funktioniert hätte, hatte der Autor den Plot um die beiden Hauptcharaktere herum aufgebaut und so nicht einen Geschichte für die Protagonisten, sondern mit den Protagonisten geschrieben.
Mit der Entscheidung, einen beträchtlichen Teil der Handlung in der Vergangenheit stannfinden zu lassen, kam auch ein noch viel radikalerer Schachzug, der das Potential hatte, entweder den Film zu retten oder zunichte zu machen: die notwendige Neubesetzung von Agent Kay. Das bedeutete aber keinesfalls den Rauswurf von Tommy Lee Jones, ohne denen es genausowenig wie ohne Will Smith gegangen wäre. Der Schauspieler war inzwischen mit Mitte 60 zwar nicht mehr der Allerjüngste, aber immer noch fit genug für die Anstrengungen der aufwendigen Dreharbeiten. Die vierzig Jahre jüngere Inkarnation seines Charakters konnte er auch mit einem aufwendigen Makeup nicht selbst spielen, so daß für den mittleren Teil des Films ein neuer Schauspieler für Kay gefunden werden mußte.
Die Suche gestaltete sich aber nicht als sehr schwierig, denn es war Tommy Lee Jones selbst, der einen brillianten Vorschlag für die Neubesetzung seiner eigenen Rolle hatte: Josh Brolin, mit dem er schon 2007 gemeinsam in No Country for Old Men und In the Valley of Elah vor der Kamera gestanden hatte und ein Jahr später in Oliver Stones W. eine enorme Wandlungsfähigkeit bewiesen hatte. Damit war er die ideale Wahl für den jungen Agent Kay, denn die Filmemacher hatten sich gar keine hundertprozentige Kopie eines jungen Tommy Lee Jones gewünscht. Eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden Schauspielern half natürlich, aber Josh Brolin hatte gar kein kompliziertes Make-Up nötig. Alleine mit Mimik, Stimme und Gesten konnte er eine bemerkenswerte junge Version von Agent Kay darstellen, die keine plumpe Nachahmung oder eine flache Parodie war, sondern eine ganz respektvolle Neuinterpretation des Charakters, die sowohl Josh Brolin als auch Tommy Lee Jones zu den gemeinsamen heimlichen Hauptdarstellern des Films gemacht hatte.
Ohne Will Smith wäre Men in Black 3 natürlich erst gar nicht möglich gewesen, denn sein Agent Jay war genauso wie Tommy Lee Jones' Charakter ein fester Bestandteil des Franchise. Gerüchte, daß die Produktion von Men in Black 3 um etliche Jahre in die Zukunft verlegt worden war, damit Smith's Sohn Jaden seine Rolle übernehmen könnte, waren natürlich falsch, denn der Schauspieler war zwar mit Mitte 40 auch nicht mehr der Jüngste, aber ließ sich sein Alter kaum anmerken und schließlich sollte sein Film-Charakter genauso altern wie er selbst. Aber Will Smith war fast fünfzehn Jahre nach Men in Black nicht mehr nur der junge HipHop-Musiker und Fernsehstar, der gerade seine ersten großen Kinorollen gespielt hatte, sondern ein erwachsen gewordener, ernsthafter Schauspieler, der seine Rolle nun mit viel mehr Tiefgang spielte. Gleichzeitig hatte er aber auch den Spaß an Agent Jay nicht verloren und ihn wieder zu einem wundervoll kreativen Gegenstück zu Kay gemacht, der auch nach anderthalb Jahrzehnten mit seiner quirligen Unberechenbarkeit immer noch unterhaltsam ist.
Jedes Men in Black-Abenteuer steht und fällt mit dem Erfolg des Bösewichts, was besonders Men in Black II gezeigt hatte- Bei Men in Black 3 wurde jedoch großen Wert auf einen besonders charismatischen Antagonisten gelegt, der kein einfaches "Monster der Woche" werden sollte, sondern ein richtig ausgewachsener Charakter, der nicht nur bemerkenswert geschrieben, sondern auch fantastisch besetzt wurde. Walter F. Parkes hatte den neuseeländischen Schauspieler, Komiker und Mitglied des Comedy-Musikduos Flight of the Conchords, den er schon bei Dinner for Schmucks kennengelernt hatte, für die nicht einfache Rolle ausgesucht. Die erforderte nicht nur einen besonders trockenen Humor, sondern auch eine Menge Geduld wegen der aufwendigen Maske, was Clement beides mitbrachte. Er konnte aus Boris einen wundervoll bissigen Schurken machen, der wie ein gefährliches Raubtier wirkt, aber gleichzeitig durch seine gewählte Ausdrucksweise und einem ganz eigenem rauhen Charme den Zuschauer oft zum Schmunzeln brachte. Sein überakzentuiertes Englisch, das wie durch übereifrige Sprachkurse gelernt klang, setzte dem Charakter noch ein originelles Sahnehäubchen auf, das Boris the Animal zum gelungensten aller Bösewichte der MIB-Trilogie machte.
Men in Black II hatte das Problem, etwas mit Nebencharakteren überfluter gewesen zu sein, aber beim dritten Film waren die Filmemacher vorsichtiger - dennoch spielte in der zweiten Hälfte des Plots ein ganz besonderer Charakter eine tragende Rolle. Griffin the Archanan könnte auf den ersten Blick lediglich ein erzählerischer Trick sein, um die Probleme der Zeitreise in den Griff zu kriegen und hatte natürlich im Grunde genommen auch diese Funktion. Als fünfdimensionales Geschöpf, das sowohl in Vergangenheit und Zukunft als auch in parallelen Realitäten existiert, war Griffin aber ein großartiges Element klassischer Science-Fiction, das den Plot in der zweiten Hälfte des Films zusammenhielt. Mit dem wundervollen Michael Stuhlbarg hatten die Filmemacher auch einen Schauspieler gefunden, der diese entscheidende Rolle mit genau der richtigen liebenswerten Art spielen konnte, ohne ihn dabei zu einer bloßen Witzfigur zu machen. Mit Griffin hat Men in Black 3 einen dieser kleinen, aber gelungenen Nebencharaktere zu bieten, die heimlich im Laufe eines Films zu Herz und Seele einer Geschichte werden.
Genauso wie bei den beiden Vorgängern wurde auch die vielen kleineren Nebenrollen von Men in Black 3 sehr sorgfältig besetzt, was nun besonders wichtig war, da bis auf die beiden Hauptdarsteller nun keine alten Bekannten dabei waren. Sogar die Chefetage der Men in Black war ausgetauscht worden, aber die Filmemacher hatten für die Nachfolge von Rip Torn eine brilliante Idee verwirklicht und die vielbeschäftigte britische Schauspielerin Emma Thompson für die Rolle gewinnen können, die auf ihre ganz eigene Art ihren relativ kurzen Auftritt bemerkenswert erinnerungswürdig gemacht hatte. Eigentlich war die Schauspielerin etwas zu jung für die Rolle und hätte sogar ihre 1969er-Inkarnation selbst darstellen können, aber dafür wurde die ebenfalls britische Schauspieler-Tochter Alice Eve ausgesucht, die dem Image des blonden Dummchen erfolgreich entgegenwirkt. Als MIB-Chef der sechziger Jahre ist leider viel zu kurz der brilliante David Rasche zu sehen, der in den achtziger Jahren in Sledge Hammer bekannt geworden war und hoffentlich in den nächsten MIB-Fortsetzungen noch einmal auftauchen wird.
Nach nur etwa anderthalb Jahren Vorbereitung ging Men in Black 3 schon im Herbst 2010 in Produktion - zu einem Zeitpunkt, als der zweite und dritte Akt des Drehbuchs noch ziemlich in der Schwebe waren. Für Barry Sonnenfeld war dies aber nichts ungewöhnliches, denn auch beinden ersten beiden Men in Black-Filmen war noch während der Dreharbeiten stark am Script geschraubt worden. Der Drehbeginn war vom Studio festgesetzt worden, das wegen einer Ende des Jahres möglicherweise wegfallende Steuervergünstigung unbedingt darauf bestanden hatte. Die Presse hatte davon Wind bekommen und Men in Black 3 schon vor dem Beginn der Dreharbeiten zum Scheitern verurteilt - besonders der Drehplan, der um die Feiertage eine Verschnaufpause von mehreren Wochen vorsah, wurde stark kritisiert und gemunkelt, daß Barry Sonnenfeld fahrlässig ohne ein drehfähiges Script begonnen hätte.
Eine weitere große Änderung gegenüber den ersten beiden Filmen war, daß die Dreharbeiten diesmal nicht mehr an der Ost- und Westküste der USA getrennt stattfanden, sondern komplett nach New York verlegt wurden. Das geschah nicht nur wegen den steuerlichen Vorteilen im Staat New York, sondern auch um die Studio- und Außenaufnahmen flexibler zusammenbringen zu können. Ein nicht unerheblicher Teil des Films wurde auf den Straßen vom Big Apple gedreht und für den Rest waren die berühmten Kaufman-Astoria-Studios reserviert worden. Dort hatte Produktionsdesigner Bo Welch seine fantastischen Sets aufgebaut, die unter anderem aus einem komplett neu gestalteten, aber immer noch wiederkennbaren MIB-Hauptquartier in Lebensgröße bestand, das sogar für zwei verschiedenen Zeitperioden ausgestattet wurde. Das New York des Jahres 1969 hatten Welch und sein Team aber mit erstaunlich einfachen Methoden in Szene gesetzt und besonders der Vergnügungspark Coney Island brauchte relativ wenig Makeup - ganz nebenbei hatte die Produktion auch eins der ältesten Gebäude des Parks vor dem Abriß retten können.
Bei den visuellen Effekten gab es auch eine große Ablösung, denn statt Industrial Light and Magic war nun Sony Imageworks federführend bei der Entstehung der umfangreichen und praktisch ausnahmslos digitalen Kreationen. Men in Black 3 war der bei weitem effektintensivste Film der Trilogie, da besonders das aufwendige Finale im Cape Canaveral mit umfangreichen digitalen Kulissen in Szene gesetzt wurde. Dabei ging es in erster Linie nicht um typische Science-Fiction-Szenerien, sondern viel mehr um ganz irdische und realistische Kulissen, die noch vor zwanzig Jahren mit Matte-Paintings und aufwendig konstruierten Modellen entstanden, heute aber mit ganz ähnlichen Methoden mit Computerunterstützung realisiert wurden. Geleitet wurde die Produktion der Effekte von einem Veteran der VFX-Industrie: Ken Ralston, einem Mitbegründer von ILM, der die Firma aber 1996 verlassen hatte, um die Imageworks-Abteilung von Sony Pictures anzuführen.
Men in Black 3 war eins der größten Projekte in der Geschichte des Studios - so groß, daß noch eine handvoll andere Firmen als Unterstützung hinzugezogen werden mußten. Trotzdem konnten die enorm zahlreichen Effekte, die von dem komplett digital entstandenen Mond-Gefängnis über Cape Canaveral bis zu kleineren Dingen wie der nur sparsam eingesetzten Animation von Boris' Gesicht reichten, so nahtlos in die Realfilm-Aufnahmen integriert worden, daß der Unterschied überhaupt nicht mehr sichtbar ist. Der Realismus der computergenerierten Kulissen ist bemerkenswert und gerade so erfolgreich, weil die CGI-Elemente gar nicht mehr als solche erkennbar sind.
Ein anderer Hollywood-Veteran, der auch schon ein fester Bestandteil der ersten beiden Men in Black-Abenteuern war, wirkte auch an der dritten Fortsetzung wieder mit: Rick Baker, der wie immer für alle Aliens und andere außergewöhnliche Dinge zuständig war, die nicht mit CGI generiert wurden. Für Men in Black 3 hatte sich der Masken- und Makeup-Meister ganz besonders viel Mühe gemacht, um für die Massen-Szenen im MIB-Hauptquartier und auch einige andere Sequenzen so viele unterschiedliche Aliens wie nur möglich zu schaffen. Die Alien-Vielfalt des Films ist noch viel stärker ausgeprägt als bei den Vorgängern und macht ein Anschauen jedes einzelnen Filmbilds mancher Szenen fast zur Pflicht, um alle von Rick Bakers fantastischen Designs anschauen zu können.
Obwohl das Studio auf eine direkte Produktion in 3D gedrängt hatte, konnte Barry Sonnenfeld den Einsatz von herkömmlichen 35mm-Kameras durchsetzen, wodurch die 3D-Konvertierung erst in der Postproduktion stattfand - nur ganz wenige Szenen wurden mit digitalen Filmkameras gedreht. Als Kameramann hatte sich der Regisseur einen ganz alten Bekannten ausgesucht, mit dem er seine Abschlußarbeit an der Filmuni gedreht hatte: Bill Pope, der als Musikclip-Regisseur begonnen hatte und sich als Kameramann der Wachowski-Brüder mit der Matrix-Trilogie und dem zweiten und dritten Teil von Sam Raimis Spiderman einen Namen als erstklassiger Action-Cinematograph einen Namen gemacht hatte. Seine sorgfältigen Bildkompositionen sind allerdings längst nicht so radikal wie in seinen früheren Filmen, sondern ganz im Gegenteil angenehm konventionell, denn von einer modernen wackeligen Actionfilm-Kameraführung ist in Men in Black 3 glücklicherweise nichts zu sehen.
Kein Men in Black-Abenteuer wäre ohne den ganz individuellen Musikstil von Danny Elfman komplett und natürlich hatte Barry Sonnenfeld auch diesmal wieder die Dienste von Tim Burtons Haus-Komponist in Anspruch nehmen können. Elfmans dritte MIB-Score beweist gegenüber dem zweiten Film wieder mehr Originalität, ohne dabei die Wurzeln zu vergessen. Diesmal hatte der Komponist das bewährte Titelthema aber mit einem neuen Arrangement etwas aufgepeppt, denn das Baßgitarren-Ostinato wurde nun von einer knackigen E-Gitarre mitgetragen, die sich perfekt mit den Streichern, dem gelegentlichen Chor und einem soliden Schlagzeug verbindet.
Die Filmmusik hatte ansonsten ihren typisch jazzigen Ton behalten und setzte wie die Vorgänger mehr auf Rhythmus als auf ausgeprägte Melodien, erzeugt damit aber eine ganz bemerkenswerte Atmosphäre, die ein unverzichtbarer Teil des Films war. Auf den allzu aufdringlichen Einsatz von Popsongs wurde weitgehend verzichtet, aber im mittleren Teil der Story ist im Hintergrund eine gelungene Auswahl von typischen Stücken vom Ende der sechziger Jahre zu hören. Da Will Smith seine HipHop-Zeit schon seit Jahren hinter sich gelassen hatte, kam von ihm das erste Mal kein Song zum Film. Stattdessen wurde der Rapper Pit Bull dafür angeheuert, was aber spektakulär schief ging: der Abspann-Song Back in Time ist nichts weniger als eine drittklassige Verwurstung des Oldies Love is Strange von 1956, dessen Refrain komplett geklaut wurde. Als größter Gag des Films hätte an dieser Stelle der gleichnamige Song von Huey Lewis gut gepaßt, mit dem 1985 Back to the Future geendet hatte.
Als Men in Black 3 Ende Dezember 2010 in der vorgesehenen Winterpause angekommen war, schlug die Hollywood-Presse schon Alarm, denn die Produzenten hatten noch zwei weitere Autoren angeheuert, um das offenbar noch nicht ganz perfekte Drehbuch geradezubiegen. Statt Etan Cohen arbeiteten in der Auszeit Steven Spielbergs Script-Doktoren David Koepp und Jeff Nathanson an der Geschichte und als sich der geplante Neubeginn der Dreharbeiten bis in den Frühling 2011 verzögert hatte, wurde Men in Black 3 vorschnell zum dreistelligen Millionengrab deklariert. Auch der Umstand, daß Etan Cohen letztendlich doch wieder ins Autorenteam zurückgeholt worden war, konnte die Presse nicht mehr wirklich besänftigen, aber das heraufbeschworene Worst-Case-Scenario war überhaupt nicht eingetreten.
Ganz im Gegenteil erwies sich das Drehbuch von Men in Black 3 als ausgesprochen originell und machte im Gegensatz zum zweiten Film überhaupt nicht den Eindruck, noch in letzter Minute während den Dreharbeiten zusammengeschustert worden zu sein. Zwar war der Plot um einige zentrale Actionszenen wie eine handfeste Schießerei in einem chinesischen Restaurant, einer rasanten Verfolgungsjagt auf gelungen gestalteten Einrädern und dem brillianten Finale in Cape Canaveral konstruiert worden, aber mit jeder Menge Dialog, perfekt ausbalanciertem Humor und einer Menge leiseren und sogar nachdenklichen Szenen steht in erster Linie das Erzählen der Geschichte im Vordergrund.
Statt zu einer geradlinigen Science-Fiction-Comedy konnte Men in Black 3 so auch zu einer Zeitreise-Mystery und einem Polizeithriller werden, dem auch ein tieferer Sinn nicht abhanden gekommen war. Ganz nebenher, aber dennoch gut geplant und ausgeführt zeigt die Geschichte den Mythos der Men in Black aus einer völlig neuen Perspektive. Die Stimmung ist immer noch durchaus verspielt, aber nicht mehr ganz so unbeschwert wie bei den Vorgängern, denn im Laufe der Drehbuchentwicklung hat sich ein gewisser Weltschmerz in den Plot eingeschlichen, der sich fast schon in der Nähe von Douglas Adams' Hitchhiker's Guide to the Galaxy bewegt.
Die Produktion von Men in Black 3 soll 225 Millionen Dollar verschlungen haben, aber Sony Pictures hatte diesmal auch einen spendierfreudigen Investor als Partner und konnte es sich wirklich leisten. Auf die im Sommer 2011 entgültig abgeschlossenen Dreharbeiten war eine lange Postproduktionsphase gefolgt, währen der schon eine riesige internationale Werbekampagne, die noch einmal einen fast dreistelligen Millionenbetrag gekostet haben soll, gestartet wurde. Sony wollte unbedingt auf Nummer sicher gehen und die Men in Black wieder fest in den Köpfen der potentiellen Zuschauer implantieren, aus den sie aber eigentlich nie wirklich verschwunden waren.
Die überraschend negative Presseberichterstattung konnte Men in Black 3 aber nicht viel anhaben, denn bei dem vorgezogenen Start am Memorial-Day-Wochenende Ende Mai 2012 hatten die Zuschauer die Kinokassen in Massen geströmt - nicht nur in den USA, sondern auch weltweit, denn wie Produzent Walter F. Parkes vorhergesagt hatte, war die Beliebtheit der Men in Black nicht nur auf ihr Ursprungsland beschränkt. Die Weltpremiere fand auch nicht in den USA, sondern in Berlin statt und in Europa kam Men in Black 3 ein paar Tage vor den USA in die Kinos. Das Resultat war beeindruckend: zwar konnte der Film in den USA keine so riesigen Besucherrekorde wie seine Vorgänger erreichen, aber im Rest der Welt waren die Einspielergebnisse umso besser, so daß Men in Black 3 mit über 600 Millionen Dollar von allen Filmen der Trilogie am meisten eingespielt hatte.
Diesmal war dem Film auch das gelungen, was sein Vorgänger zehn Jahre zuvor nicht geschafft hatte: die Kritiker zu begeistern. Obwohl die Hollywood-Insiderpresse im Laufe der Produktion Men in Black 3 in der Luft zerrissen hatte, mußten auch die hartnäckigsten Rezensenten zugeben, daß Barry Sonnenfeld mit der dritten Fortsetzung wirklich das lang erwartete Comeback des Franchise gelungen war. Besonders gelobt wurden nicht nur die diesmal drei Hauptdarsteller, sondern auch der ausgeklügelte Plot, der die meisten Klischees einer Zeitreise in die sechziger Jahre vermeiden konnte und stattdessen eine durch und durch originelle Geschichte zu bieten hatte, die durch die beeindruckende visuelle Umsetzung zu einem der besten Hollywood-Blockbuster des Jahres geworden war.
Men in Black 3 hatte erfolgreich gezeigt, daß ein Film dieses Kalibers heutzutage auch noch richtig Spaß machen darf und nicht von düsteren und pessimistischen Untertönen geprägt sein muß. Die lang erwartete Rückkehr auf die Kinoleinwände war gelungen und es besteht nach dem enormen Erfolg des neuen Films kein Zweifel daran, daß die Men in Black auch noch ein viertes Mal auf den Kinoleinwänden zu sehen sein werden - aber wie und wann das passieren wird, bleibt natürlich erst einmal offen.
Die DVD
Als Men in Black 2000 erstmals als DVD erschien, war es eine Veröffentlichung der Superlative und auch Men in Black II hatte zwei Jahre später genauso wie sein Vorgänger eine Ausstattung zu bieten, die gleichermaßen Quantität wie Qualität zu bieten hatte. Leider hat sich die Heimkino-Industrie in den letzten zehn Jahren in Sachen Bonusmaterial wieder völlig zurückentwickelt und so können die Extras der DVD- und BluRay-Veröffentlichung von Men in Black 3 noch nicht einmal ansatzweise mit denen der beiden Vorgänger konkurrieren. Was man aber immerhin geboten bekommt, ist eine fantastische Bild- und Tonqualität, die ganz auf der Höhe der Zeit ist und keine Wünsche offen läßt.
Die hier rezensierte Disc ist die schon Ende September 2012 in Deutschland veröffentlichte DVD, denn da der Film erst Ende November in den USA erscheint, hatte ich trotz des PAL-Speedup-Tonproblems ausnahmsweise zur hiesigen Version gegriffen. Die DVD hat nicht ganz die gleiche Ausstattung wie die Blu-Ray, denn es wurden einige Featurettes aus Platzgründen weggelassen, aber immerhin das Making-Of, das Gag-Reel und das Musikvideo sind dabei. Angesichts des sehr günstigen Preises kann man sich nicht wirklich beschweren, aber dennoch bleibt die Ausstattung gegenüber den ersten beiden Filmen eine große Enttäuschung.
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