The Muppet Show - Series One
Cover

11.11.2006 #402

von Guido Bibra

Titel The Muppet Show - Series One
Studio Jim Henson Productions / ATV / ITC (1976-1977)
Hersteller Buena Vista Home Video (2005) EAN 0-00000-00000
DVD-Typ 4x9 (Dual Layer) Bitrate ø 5,4 max. 9,0
Laufzeit 604 Minuten Kapitel 2/Episode
Regionalcode 2 (England) Case Custom-Keepcase
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Französisch
Untertitel Englisch, Französisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch
Freigabe MPAA U
Extras • Original Muppet Pitch Reel
• The Original Muppet Show Pilot
• Muppet Morsels
• Season One Promo Gag Reel

Die Serie

Es begann alles in den fünfziger Jahren, als das Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte und der große TV-Boom in Amerika und auch Europa voll im Gang war. Ein junger Highschool-Senior namens James Henson begann sich nach Experimenten mit Zeichentrick und Cartoons für die Kunst des Puppenspielens zu interessieren und wurde Mitglied im Puppetry-Club seiner Schule. Als dort ein lokaler Fernsehsender nach Puppenspielern für eine Samstag-Vormittags-Kindersendung suchte, war Henson sofort zur Stelle. Zusammen mit Russel Wall, einem Schulfreund, spielte er wenige Wochen lang die selbstgebauten Puppen live in The Junior Morning Show für den örtlichen Fernsehsender.

Der bescheidene Anfang

Als die Junior Morning Show gecancelt wurde, kam Jim Henson Ende 1954 zu einem anderen Lokalsender, dessen Programmchef sein Talent zu schätzen wußte. Henson hatte seine Kreationen inzwischen "Muppets" getauft, weil sie eine seltene Kombination zwischen traditionellen Handpuppen und Marionetten waren, die kein anderer Puppenspieler in dieser Form verwendete. Bei WRC-TV, einem NBC-Partner in Washington D.C., wurden Jim Henson und seine Muppets jedoch nicht ins Kinderprogramm gesteckt, sondern waren zuerst in einer Nachmittags-Unterhaltungsshow zu sehen und bekamen dann eine eigene kleine Show.

Sam and Friends lief zweimal täglich für fünf Minuten live bei WRC-TV nach den Nachrichten und erwies sich als so großer Erfolg, daß die Show sich von 1955 bis 1961 hielt und die Muppets Gastauftritte in vielen anderen Fernsehsendungen hatten. Während seiner Arbeit an Sam and Friends traf Jim Henson seine Studienkollegin Jane Nebel, die nicht nur zu seiner engsten Mitarbeiterin wurde, sondern auch zu seiner Freundin und späteren Frau – beide heirateten 1959. Trotz des Erfolgs von Sam and Friends konnte sich Jim Henson mit seiner inzwischen gegründeten Firma Muppets Inc. Nicht nur alleine mit Fernsehauftritten über Wasser halten und begann seine Figuren auch für Werbezwecke zu vermarkten.

Die frühen Muppets

Jim Hensons erste Muppet-Kreation war Pierre, die französische Ratte, die ursprünglich in Comic-Form erstmals in seinem Highschool-Jahrbuch auftauchte und ab 1955 als Muppet in der Junior Morning Show und in Sam and Friends auftrat. Weder Pierre noch Sam, die titelgebende Figur von Hensons erster eigener Fernsehsendung, wurden aber zu seinem größtem Markenzeichen – dies blieb einer grünen, froschähnlichen Kreatur namens Kermit vorbehalten, die als einer der Muppets der ersten Stunde eine Karriere wie kein anderer von Jim Hensons Charakteren machen sollte.

Für Sam and Friends hatten Jim Henson und seine Mitarbeiter mehr als zehn verschiedene Muppets gestaltet, die nicht auschließlich menschliche Züge trugen, sondern auch antropomorphe Figuren mit mehr oder weniger identifizierbaren Vorbildern aus dem Tierreich, oder auch völlig abstrakt waren. Die bunte Mischung von Figuren aller Formen ging weit über das hinaus, was bis dahin in diesem Bereich bekannt war – die ungewöhnliche Form der Unterhaltung, die gleichermaßen für Kinder und für Erwachsene gedacht war, half den Muppets zusammen mit den Werbeauftritten nicht nur im Raum Washington, sondern in ganz Amerika bekannt zu werden.

Anfang der sechziger Jahre begann sich das Muppet-Team zu vergrößern. Es kamen einige Leute dazu, die über die nächsten Jahrzehnte zu den engsten Mitarbeitern von Jim Henson wurden: die Puppenspieler und -Bauer Franz Oz und Don Sahlin sowie Autor Jerry Juhl stießen mit dazu. Aber Jim Henson war nicht nur mit den Muppets tätig, sondern beschäftigte sich auch mit seiner alten Leidenschaft, dem Filmemachen und drehte einige bemerkenswerte Experimentalfilme, von denen einer sogar für einen Oscar nominiert wurde.

Swinging Muppet Sixties

Als 1961 Sam and Friends eingestellt wurde, hatten die Muppets eine enorme Popularität, die  es Jim und Jane Henson ermöglichten sich auch ohne feste Fernsehsendung zu verselbständigen. Der Hauptschwerpunkt lag dabei auf der Werbung - von einem Ausverkauf der Muppets konnte aber kaum die Rede sein, da die vielen Werbespots nicht nur gut bezahlt wurden, sondern auch den Bekanntheitsgrad enorm erhöhte. Gelegentlich wurden auch neue Muppets speziell für Werbespots erschaffen, wie Wilkins and Wontkins für eine Kaffeewerbung und Rowlf the Dog für einen Hersteller von Hundefutter. Es war letzterer, der Anfang der sechziger Jahre den Sprung von der Werbung in die Fernsehshow-Branche schaffte.

Als Jimmy Dean 1963 bei ABC seine eigene TV-Show bekam, wurde ein Partner für den Countrysänger und zukünftigen Showmaster gesucht. Einer der Produzenten hatte Hensons Hundefutter-Werbespots gesehen und engagierte den Muppet-Hund Rowlf als Sidekick für Jimmy Dean. Für Jim Henson bedeutete dies, daß er das erste Mal mit einem seiner Muppets in Echtzeit ohne vorher aufgenommene Dialoge mit einem Menschen agieren mußte - keine einfache Übung, aber eine Erfahrung, die für die Zukunft der Muppets noch wichtig sein sollte.

Rowlfs Gastspiel in der Jimmy Dean Show währte drei Jahre lang und führte zu zahlreichen Auftritten von Kermit, Rowlf und anderen neuen Muppet-Charakteren in vielen anderen Talkshows. Mitte der sechziger Jahre hatten die Muppets im amerikanischen Fernsehen eine enorm hohe Popularität erreicht, aber noch kein eigenes Sendeformat für sich ganz alleine sichern können.

Sesam öffne dich

Eigentlich wollte Jim Henson seine Muppets gar nicht im großen Stil für Kinderprogramme einsetzen, weil er der Meinung war daß seine Kunst für alle Altersgruppen zugänglich sein sollte, aber als 1969 Joan Ganz Cooney die Muppets für den neuen Children's Television Workshop engagieren wollte, gab es keinen Grund dieses verlockende Angebot abzulehnen. Die neue Sendung hieß Sesame Street, war als Lernsendung für Vorschulkinder konzipiert und die Muppets sollten ein wichtiger Bestandteil in ihr werden.

1969 brach damit für die Muppets ein neues Zeitalter an und Jim Henson und sein immer größer werdendes Team war gefordert wie nie zuvor. Zahlreiche neue Charaktere mußten geschaffen werden, um die Sesame Street zu bevölkern - obwohl die Sendung nicht völlig unter der kreativen Kontrolle von Jim Henson stand, erwies sich die Zusammenarbeit mit dem öffentlich geförderten CTW als äußerst fruchtbar. Figuren wie Bert und Ernie, Big Bird, Oscar the Grouch, Grover, das Cookie Monster und Count von Count waren nur einige der neu für die Sesame Street geschaffenen Figuren, aber auch einige altbekannte Muppets waren zu sehen - allen voran Kermit, der als Reporter ein Dauergast in der Sesamstraße war.

Nicht nur für Kinder

Obwohl die Sesame Street dem mittlerweile kräftig gewachsenem Muppet-Imperium fantastische Möglichkeiten bot, war Jim Henson mit der eingeschlagenen Richtung unzufrieden, weil er nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene unterhalten wollte. Seit Anfang der siebziger Jahre versuchte Henson deshalb parallel zu der Arbeit an der Sesame Street das Zielpublikum der Muppets auch wieder auf Jugendliche und Erwachsene auszudenen, so wie es in den fünfziger und sechziger Jahren einmal ursprünglich war.

Mit einer Reihe von Pilotfolgen für eine halbestündige Fernsehsendung, in der die Muppets eine abendliche Theatershow im Variete- und Vaudeville-Stil aufführen sollten, versuchte Jim Henson den Fernsehsendern das Konzept schmackhaft zu machen. Aufwendig produziert wurden bei ABC unter anderem 1974 die Muppets Valentine Show und ein Jahr später The Muppet Show: Sex and Violence sowie einige kurze Werbefilme, die sich in lustiger, agressiver Weise direkt an die Studiochefs wandten. Leider war das passiert, was Jim Henson schon lange befürchtet hatte – die Muppets wurden von der Öffentlichkeit als Kinderkram angesehen und die Studiochefs konnten sich nicht vorstellen, daß die Puppen auch mit erwachseneren Formaten erfolg haben könnten.

Ein Schritt in die richtige Richtung war das Engagement in der damals gerade neuen Saturday Night Live Show von Produzent Lorne Michaels, für die eine ganz neue Gruppe von Muppets geschaffen wurde: The Land of Gorch beherbergte eine Reihe von Monster-Charakteren, die in einer Steinzeit-artigen Welt leben. Die kurzen Sketche, in denen die Muppets auch mit den menschlichen Darstellern agierten, waren inhaltlich mit voller Absicht oft ziemlich obszön, um den Unterschied zu den kindergerechten Muppets der Sesamstrasse so groß wie möglich zu machen. Allerdings hatten die Autoren der Show einen völlig anderen Humor im Sinn als das Muppet-Team, wodurch schnell kreative Differenzen auftraten und Jim Henson uns seine Kollegen von den SNL-Leuten viel Spott und nur wenig Lob ernteten.

Die Muppets gehen nach England

Während das Muppet-Team noch mit den enttäuschenden Auftritten bei Saturday Night Life beschäftigt war, bekam Jim Henson eine überraschende Anfrage aus England: Lew Grade, der Chef des britischen Fernsehstudios ATV war von den Muppets begeistert und hatte einen verlockendes Angebot: die Muppet Show sollte in England produziert werden, dort in den ITV-Fernsehsendern gezeigt werden und von deren Syndication-Abteilung in die USA und den Rest der Welt verkauft werden. Bisher hatte Jim Henson sich immer gegen diese Art von Vermarktung seiner Talente gesträubt, weil er befürchtete zuwenig finanzielle Unterstützung zu bekommen.

Lew Grade konnte alle diese Zweifel aber ausräumen und bot Jim Henson und seinem Team endlich die Freiheiten, auf die sie schon lange gewartet hatten. Es gab kaum Rahmenbedingungen und eigentlich nur eine Vorgabe: die Show mußte in England aufgezeichnet werden, was sich aber zu keinem wirklich großen logistischen Problem entwickelt hatte. Da inzwischen der Muppet-Auftritt in der Saturday Night Live Show praktisch abgesagt worden war, hatten Henson und sein Team in den USA nicht mehr ganz soviel zu tun und konnten ohne weiteres fast den gesamten Muppets-Workshop nach England verlagern. Die Muppets hatten endlich das Zuhause gefunden, daß sie schon lange verdient hatten.

Showtime für die Muppets


Mit der großzügigen Unterstützung aus England konnte Jim Henson aus den Muppets endlich das machen, was er schon lange vorhatte. Das Format, das schon für die beiden erfolglosen, in den USA produzierten Pilotfolgen entwickelt worden war, wurde nur noch wenig überarbeitet, aber es wurden noch eine ganze Menge neue Charaktere erschaffen. Zum Chef der "Show in der Show" wurde ein Muppet der ersten Stunde gemacht, der schon seit zwanzig Jahren zur bekanntesten Figur in Jim Hensons Repertoire gehörte: Kermit der Frosch, zuletzt als rasender Reporter in der Sesamstraße zu sehen und nun der Organisator der chaotischen Muppet-Truppe.

Fast alle der weiteren Muppets waren jedoch völlig neu oder gerade erst in den letzten Jahren für die Pilotepisoden entstanden. Ältere Muppets aus der Sesamstrasse oder früheren Projekten kamen nur in Ausnahmefällen dazu oder wenn sie besonders populär waren - außer Kermit wurde als einziger nur Rowlf, der klavierspielende Hund, von den klassischen Muppets übernommen. Jim Henson und sein Team von Muppet-Designern, Autoren und Puppenspielern hatten aber jede Menge neue Ideen, wie man das Muppet-Theater am besten zum Leben erwecken konnte. Mit den enornmen kreativen Freiheiten und einem großzügigen Budget machten sich die Muppets-Produzenten an die Arbeit, einen jahrzehntelang gehegten Wunsch zu verwirklichen und die Muppets auch wieder Erwachsenen zugänglich zu machen.

Muppets auf der Bühne

Gedreht wurde die Muppet Show in den ATV-Studios im Londoner Vorort Borehamwood. Die Zusammenarbeit des amerikanischen Muppet-Teams mit den britischen Bühnenbildnern, Technikern und Regisseuren erwies sich als äußerst problemlos, da die Engländer großes Vertrauen zu Jim Henson hatten und auch viel mehr mit dem typischen Muppet-Humor anfangen konnten als die Leute in der amerikanischen Fernsehbranche. Da die Muppet-Leute die vollständige Kontrolle über den Inhalt hatten, waren der Kreativität kaum Grenzen gesetzt.

Nicht nur bei der Erschaffung der neuen Muppets, sondern auch beim Bühnenbau wurden ganz neue Methoden entdeckt: da die Muppets auch mit den menschlichen Gaststars agieren mußten, wurden die Bühnen in einer speziellen Hochbauweise aufgebaut. Dadurch konnten die Muppets auf die gleiche Augenhöhe wie die Gäste gebracht werden, ohne daß die Puppenspieler ständig unbequem auf den Knien herumrutschen mußten. Auch die technische Ausstattung war von feinsten, denn ATV war viel besser ausgestattet als die amerikanischen Fernsehsender - dadurch waren auch videotechnische Tricks in hoher Qualität möglich.

Die Kulissen wurden genauso wie bei den früheren Muppet-Produktionen nicht immer publikumstauglich gebaut, denn die Illusion endete meistens außerhalb des Bildausschnitts der Kamera. Da es aber nicht nur kleine Handpuppen-Muppets gab, sondern auch überlebensgroße Vollkörper-Kostüme, mußten manche Sets viel größer und ausladender gebaut werden als andere. Aus Budget-Gründen konnte dies aber meist nur auf einfache Art und Weise gemacht werden, was aber auch nicht besonders negativ auffiel, da das Geschehen sowieso auf der fiktiven Bühne des Muppet-Theaters spielte.

Gäste und Geschichten

Da die Muppet Show nicht als Sitcom, sondern als Varieté-Show konzipiert war, gab es keine fortlaufende Geschichte, sondern lediglich eine lose Abfolge von Sketchen. Was die Muppet Show wirklich ausmachte, waren die Ereignisse, die sich hinter den Kulissen abspielten. Die Backstage-Abenteuer sind mit voller Absicht oft witziger als das, was auf der Theaterbühne stattfindet und geben den Muppets genug Raum um sich ausführlich vorzustellen. Für eine wirkliche Entwicklung der Charaktere bleibt natürlich keine Zeit, aber einige rote Fäden ziehen sich auch schon durch die frühen Episoden.

Als Autoren waren zu Anfang nur Jim Henson, seine langjährigen Partner Franz Oz und Jerry Juhl sowie Komödiant und Mitproduzenz Jack Burns tätig und hatten es nicht leicht genügend Material für die ersten 24 geplanten Episoden zusammen zu bekommen. Deshalb wurde neben den Backstage-Geschichten auch eine Menge wiederkehrende Sketche eingebaut, die sich mit den Auftritten der Gaststars, diversen musikalischen Einlagen und anderen Muppet-Nummern abwechselten.

Mit zum Konzept gehörten von Anfang an die Gaststars, mit denen Jim Henson und sein Team anfänglich aber keine großen Erfolge hatte, denn als die erste Staffel produziert wurde war der Bekanntheitsgrad der Show noch so gering daß nur wenige Schauspieler oder andere Stars bereit waren zusammen mit den Muppets aufzutreten. Daher sind viele der Gäste aus der ersten Staffel noch keine wirklich großen Stars, aber immerhin gelang es dem Muppet-Team mit der Unterstützung von ATV auch Leute wie Connie Stevens, Vincent Price, Rita Moreno, Peter Ustinov oder Harvey Korman einzuladen. Obwohl die meisten frühen Gastaufträtte durchaus beeindruckend waren, gab es auch einige die überraschend langweilig waren, weil sich die Stars zu sehr in den Vordergrund stellten.

Musical Muppets

Als waschechte Varieté-Show sollten zu den Muppets auch ein komplettes Orchester gehören, das alleine mit den Puppen relativ einfach zu realisieren war, aber für die eigentliche Musik waren Jim Henson und sein Team auf fremde Hilfe angewiesen. Da Joe Raposo und Sam Pottle, die in den USA weiter für die musikalische Umsetzung der Sesame Street verantwortlich waren und nicht auch noch Zeit für die Muppet Show in England hatten, mußte jemand anders diesen wichtigen Job übernehmen.

Zum Glück hatte Lew Grade einen hervorragenden Vorschlag: Schlagzeuger, Bandleader und Komponist Jack Pernell, schon seit langem der Chef der Musikabteilung von ATV, sollte die musikalische Umsetzung der Muppet Show in Zusammenarbeit mit Jim Henson übernehmen - eine kreative Kombination, die sich als ideal erweisen sollte. Die Titelmusik wurde noch von Sam Pottle verfaßt, aber alle anderen Stücke und Arrangements wurden von Jack Pernell geschrieben und seinem Orchester gespielt, oft unterstützt von Derek Scott, der nicht nur viele weitere Melodien schrieb, sondern auch alle Klavierstücke, insbesondere die von Rowlf, spielte.

Die musikalischen Einlagen der Muppets und der Gaststars machten oft einen nicht geringen Teil einer Episode aus und bestanden aus gelegentlichen Ensemble-Stücken, Solos einzelner Muppets (fast jeder bekam einmal die Gelegenheit) und den Auftritten von der Muppet-eigenen Rockband Dr. Teeth and the Electric Mayhem. Die Stile reichten von Opern über Folksongs und Jazz bis zu Rock und Pop - eine beeindruckende Vielfalt, die Jack Pernell ausgezeichnet instrumentierte. Die Gesangsparts wurden nicht von professionellen Sängern, sondern von den Puppenspielern selbst übernommen, von denen die meisten ganz hervorragend singen konnten - besonders Jim Henson, Franz Oz und Richard Hunt hatten ihren ganz besonderen Spaß daran und sogar eine Folkband mit sich selbst als Muppets geschaffen.

"That was a funny show." - "Yes it was. I wonder if they meant it that way?"

Der Humor der Show war deutlich erwachsener als bei der Sesame Street - dies war kein Lernprogramm für Vorschulkinder mehr, sondern ein Unterhaltunsprogramm für Jugendliche und Erwachsene. Deshalb geht es auf und hinter der Bühne sehr frech, undiszipliniert und auch manchmal überrraschend brutal zu. Nicht selten prügeln sich die Muppets oder es passieren kleine Unfälle, sogar die menschlichen Gäste werden oft von den Überfällen nicht verschont. Besonders agressiv sind zum Beispiel Miss Piggy, die mit ihrem Trademark-Karatehieb meist Kermit umnietet: Drummer Animal überfällt dagegen alles und jeden ganz spontan und sogar die beiden alten Herrn Waldorf und Statler fetzen sich gelegetlich.

Ein Großteil der Witze, wenn sie nicht gerade von den Muppets auf ihrer eigenen Bühne absichtlich versägt werden, funktioniert ausgezeichnet und das meist sogar auf verschiedenene Ebenen. Die Muppet Show ist eigentlich eine liebevolle Parodie auf die Theaterbranche der guten alten Zeit, wodurch der Humor nicht nur oft sehr frech, sondern auch kräftig mit satirischen Elementen durchsetzt war. Viele Anspielungen dürften daher jüngeren Zuschauern verborgen bleiben und den Erwachsenen deutlich mehr Vergnügen bereiten - um wirklich alles zu verstehen, braucht man schon teilweise sehr fortgeschrittene film- und fernsehhistorische Kenntnissen.

Zum Thema Liebe und Sex sagte Jim Henson irgendwann einmal genervt: "They're Muppets! They don't exist below the waist!", aber in der Muppet Show wird deutlich gemacht, daß hinter den Kulissen durchaus einiges passiert: Miss Piggy ist sicher nicht nur hinter Kermit her um mit ihm Karten zu spielen (Kissy, Kissy!) und weitere nicht nur romantische Verstrickungen werden besonders während der Tanz-Sketche deutlich - zum Beispiel scheinen Electric Mayhem-Gitarrist Floyd und Bassistin Janice ein Paar zu sein und oft gibt es auch bei Muppets von völlig unterschiedlichen Spezies Verbindungen.

Die Muppets gehen auf Sendung

Im September 1976 ging die Muppet Show nach mehrmonatigen Dreharbeiten erstmals bei ITV in England auf Sendung und wurde dort ein sofortiger Hit. Das englische Fernsehpublikum reagierte ekstatisch und die Einschaltquoten waren sehr vielversprechend, aber obwohl es Associated Television gelungen war die Serie in die Usa zu verkaufen, blieben die Publikumsreaktionen dort jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Aber auch in den Staaten waren die Kritiker genauso wie in England von der Muppet Show begeistert - Jim Henson hatte es endlich allen gezeigt, daß er mit seinen Muppets nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene bestens unterhalten konnte.

Die Muppet Show konnte auch sehr schnell nach Deutschland verkauft werden und lief dort ab Dezember 1977 im ZDF - komplett durchsynchronisiert, denn die Programmchefs wußten mit den lustigen Puppen nichts so recht anzufangen und waren sich nicht sicher, ob die Muppet Show ins Kinderprogramm gehörte oder nicht. Als Kompromiß wurde die durch die gar nicht so schlechte Synchronfassung etwas entschärfte Serie Samstags im Vorabendprogramm gesendet. Dank der auch seit 1973 in Deutschland sehr erfolgreichen Sesamstrasse fand die Muppet Show hierzulande genauso schnell Fans wie in England und anderen europäischen Ländern.

Nur in den USA tat sich die Muppet Show anfänglich noch etwas schwer, weil die Gaststars den Zuschauern oft völlig unbekannt waren und die ungezähmte Art abschreckend wirkte - das hielt aber nicht lange an, denn noch bevor die erste Staffel vorbei war begannen die Einschaltquoten in den USA langsam zu steigen. Mit dem Beginn der zweiten Staffel ab Ende 1977 war der Erfolg der Muppet Show auch in Amerika dank der bekannteren Gaststars und dem verfeinertem Format garantiert.

Fünf Jahre und 120 Episoden lang begeisterte die Muppet Show Zuschauer auf der ganzen Welt und wurde letztendlich nicht aus Mangel an Interesse beendet, sondern weil sich Jim Henson neuen und größeren Projekten zuwenden wollte - wie den zahlreichen Muppet-Kinofilmen, die die Charaktere aus der Muppet Show auf die große Leinwand brachten. Auch der tragische frühe Tod von Muppet-Vater Jim Henson im Jahr 1990 konnte den Siegeszug der Muppets nicht aufhalten.

Die Episoden

In Produktionsreihenfolge, ausgestrahlt in England ab September 1976. Die Sendereihenfolge war je nach Sender und Land völlig verschieden, daher gibt es keine definitive Ordnung so daß die Episoden meist nach dem Produktionscode sortiert werden.

101 - Juliet Prowse
102 - Connie Stevens
103 - Joel Grey
104 - Ruth Buzzi
105 - Rita Moreno
106 - Jim Nabors
107 - Florence Henderson
108 - Paul Williams
109 - Charles Aznavour
110 - Harvey Korman
111 - Lena Horne
112 - Peter Ustinov

113 - Bruce Forsyth
114 - Sandy Duncan
115 - Candice Bergen
116 - Avery Schreiber
117 - Ben Vereen
118 - Phyllis Diller
119 - Vincent Price
120 - Valerie Harper
121 - Twiggy
122 - Ethel Merman
123 - Kaye Ballard
124 - Mummenschanz



Die DVDs

Schon ab 2001 erschienen in den USA einige Muppet Show-Episoden auf DVD, allerdings keine kompletten Staffeln und nur drei Folgen pro Disc zu einem relativ hohen Preis. Die Episoden wurden mehr oder weniger zufällig und nach der Popularität der Gaststars ausgewählt, so daß zwar viele besonders gute Folgen veröffentlicht wurden, aber auch eine ganze Menge fehlten. Die DVDs, betitelt mit The Best of the Muppet Show, wurden anläßlich des 25. Jubiläums der Show veröffentlicht und kamen vom damaligen Rechteinhaber Columbia-Tristar, erschienen aber nur in den USA.

Mit der Übername der Jim Henson Company durch Disney im Jahr 2004 rückte auch eine komplette DVD-Veröffentlichung der Muppet Show langsam näher, ließ aber noch ein wenig auf sich warten. 2005 erschien die vollständige erste Staffel zuerst in den USA und dann auch in England, wobei die britische Veröffentlichung eine viel bessere Bildqualität bot, da die PAL-Masterbänder nicht nach NTSC konvertiert werden mußten. Besonders viele Extras bieten die DVDs der ersten Season nicht - es wurde hauptsächlich altes Archivmaterial herausgesucht, aber keine wirklich umfassenden Informationen über die Entstehung der Serie produziert.

Außerdem sind leider fünf Episoden um einige Musiknummern gekürzt worden, deren Rechte für eine DVD-Veröffentlichung Disney nicht bekommen konnte. Allerdings sind die England-Exklusiven Sketche, die in den US-Ausstrahlungen früher immer fehlten, sowohl auf der R1 als auch der R2-Veröffentlichungen dabei, und die Musiknummern vermißt man nicht, wenn man sie nicht kennt. Eine alternative Szene in der Episode 21, die exklusiv für die deutsche Fassung der Muppet Show mit der Sängerin Mary Roos gedreht wurde, ist leider auch nicht dabei, aber es handelt sich ja auch um englischsprachige Veröffentlichung.

Trotz der schwachen Extras ist die Veröffentlichung der ersten Muppet Show-Season dank der ausgezeichneten Bild- und Tonqualität absolut empfehlenswert - aber man sollte auf jeden Fall wegen der besseren Bildqualität unbedingt die englische Veröffentlichung nehmen und die NTSC-normgewandelten US-DVDs vermeiden. Eine deutsche Ausgabe wurde schon einmal angekündigt, aber dann auf unbekannte Zeit verschoben - derzeit ist kein neuer Termin für eine Veröffentlichung mit deutscher Tonspur bekannt. Die nächste Staffel der Muppet Show soll in den USA und in England voraussichtlich Anfang 2007 erscheinen.

It's...

... the Muppet Show!

Das Ensemble

Conferenciér Kermit

Fozzie, Standup-Teddybär

Miss Piggy, Diva vom Dienst

Gonzo der Große

Piano Dog Rowlf

Sam, Sittenwächter vom Dienst

Scooter: Gofer für alles

Muppet Newsflash!

Küchen-Chaos: The Swedish Chef

Dr. Honydew

Dr. Teeth

Electric Mayhem: Heavy Music

Wayne & Wanda: Light Music

Zoot und Nigel: Musiker unter sich

Folk Muppets

Folk Muppets, die Zweite

Und jetzt alle zusammen!

Dancin' with Dr. T.

Animal Power on Drums

Swingin' George'n'Mildred

Dog Duet: Baskerville & Rowlf

The Audience is Listening

Kermit, Scooter & Hilda:
Backstage-Blödsinn

Bild

Die Muppet Show wurde auf Video aufgezeichnet, und da die Sendung in England produziert wurde kam ausschließlich PAL-Equimpent zum Einsatz. Mitte der siebziger Jahre verwendeten die meisten englischen Fernsehsender noch das 2-Zoll-Quad-Videoformat, das seit Ende der fünfziger Jahre im Gebrauch war, aber trotzdem eine ausgezeichnete Qualität hatte. Disney ist es gelungen, für die DVD-Veröffentlichung der kompletten ersten Muppet Show-Season die englischen Original-Masterbänder zu verwenden, die auf den PAL-Versionen der DVDs in unkonvertierten, aber erfolgreich remasterten Fassungen zu sehen sind.

Die Bildqualität ist für eine mittlerweile dreißig Jahre alte Fernsehserie geradezu erstaunlich gut und kann sogar mit anderen erheblich jüngeren, auf Video gedrehten Produktionen konkurrieren. Bei der Digitalisierung der analogen Masterbänder wurden altersbedingte Einschränkungen so weit wie möglich minimiert, deutliche Probleme fallen eigentlich gar nicht auf. Da es sich um eine reine Videoproduktion handelt, ist das Bild auf diesen DVDs interlaced geblieben, womit aber moderne Deinterlacer auf Software- oder Hardwarebasis keine Probleme haben dürften.

Typische Videoartefakte halten sich in erfreulichen Grenzen. Farbrauschen, Composite-Kantenkräuseln oder Treppchenbildung machen sich so gut wie überhaupt nicht bemerkbar, Tape-Dropouts kommen ebenfalls nicht vor. Die Schärfe ist den Umständen entsprechend auf einem ausgezeichneten Niveau und kann zwar nicht mit hochwertigem Filmmaterial mithalten, ist aber für Videomaterial aus dieser Zeit erstaunlich detailreich. Manche Segmente der Show variieren je nach Beleuchtung und Szene ein wenig in der Schärfe, aber da durchgängig das gleiche Studioequipment verwendet wurde, ist die Detailtreue sehr konsistent.

Die Farben werden sehr brilliant, kräftig und völlig unverrauscht wiedergegeben - etwas, was bei den früheren Fernsehausstrahlungen der Muppet Show besonders in Amerika sicher nicht der Fall war, denn von der Farbgestaltung her stellt die Show ziemlich hohe Ansprüche an die damalige Fernsehtechnik. Die teils knalligen, aber auch teils subtilen Farben machen auf den DVDs kaum Probleme und zeigen nur ganz selten einen kleinen Anflug von Rauschen – besonders die vielen einfarbigen Hintergründe sind davon überhaupt nicht betroffen. Die MPEG-Kompression macht sich auch nicht negativ bemerkbar. Beim Authoring wurde mit durchschnittlichen 5,5 Mbit/s keine besonders hohe Bitrate verwendet, die aber variabel bis zu 9 Mbit/s an erforderlichen Stellen ausgenutzt wird, so daß keine sichtbaren Artefakte auftreten.

Außer kleinen altersbedingten Imperfektionen macht die erste Staffel der Muppet Show als DVD einen fantastischen Eindruck - so gut sahen die Muppets noch nie zuvor aus, von Broadcast-Qualität zu sprechen wäre noch eine haushohe Untertreibung.

Ton

Der Ton der Muppet Show wurde natürlich ursprünglich in Mono abgemischt, weil Ende der siebziger Jahre Fernsehübertragungen mit Stereo-Ton noch gar nicht gab. Disney ist es aber gelungen, die Originalbänder in ausgezeichneter Qualität zu digitalisieren, wobei auf einen unnötigen Mehrkanal-Upmix zum Glück verzichtet wurde. Außer der englischen Tonspur ist auch eine französische Fassung dabei, die allerdings sowohl sprachlich als auch technisch nicht mit der Originalversion mithalten kann.

Die englische Tonspur hat trotz ihres Alters und Ursprungs eine hervorragende Qualität. Da die Muppet Show komplett auf Video gedreht wurde, wurde die Tonaufzeichnung ebenfalls ausschließlich auf Magnetton-Basis gemacht. Frequenzumfang und Dynamik sind nicht ganz, aber fast auf Kinofilm-Niveau und Nebengeräusche wie Rauschen oder Knistern sind erst gar nicht zu hören. Die Dialoge sind kristallklar, unverzerrt und hervorragend verständlich. Noch beeindruckender hört sich die Musik an, die mit erstaunlich gutem Baß und soliden Höhen aufwarten kann und mit dem guten Klang die einengende Mono-Abmischung wieder wettmacht. Die Klangtiefe ist so gut, daß man einen Mehrkanal-Mix gar nicht vermißt.

Wie schlimm es die englische Fassung hätte treffen können, macht die französische Synchronfassung deutlich, die nicht nur erheblich schlechter klingt, sondern auch sprachlich und musikalisch sehr merkwürdig ist. Die gesamte Tonspur hört sich viel dumpfer und undeutlicher als die Originalfassung an, als ob es sich um eine x-fach kopiertes Band handeln würde. Die Höhen sind extrem eingeschränkt und auch der Baß ist viel flacher, hinzu kommen noch deutliche Verzerrungen bei der Musik. Man kann nur hoffen, daß die deutsche Synchronfassung nicht auch so klingen wird, wenn die Muppet-Show hierzulande vielleicht doch noch eines Tages erscheint.

Untertitel gibt es gleich zweimal auf Englisch, einmal für Hörgeschädigte (bei denen auch die Songs transkribiert wurden) und einmal als normale Version, sowie in Französisch, Norwegisch, Dänisch und Finnisch - aber nicht auf Deutsch.

Bonusmaterial

Disney hat die erste Season der Muppet Show vollmundig mit "Special Edition" betitelt, aber das Bonusmaterial ist leider nicht sehr beeindruckend. Die Abwesenheit von richtigen Dokumentationen oder Kommentarspuren können die vorhandenen Extras auch nicht richtig wettmachen.

Die Muppet Morsels bestehen aus Untertitelspuren zu jeder Episode mit kleinen Fakten, Anekdoten und Informationen, die teilweise ziemlich interessant sind, aber für richtige Muppet-Fans nicht viel neues bieten. Trotzdem kommen die Muppet Morsels einer richtigen Dokumentation am allernächsten und sind überraschend aufwendig recherchiert worden.

Das Original Muppet Pitch Reel (2:40) wurde Anfang der siebziger Jahre als Werbefilm für CBS produziert und ist hier leider nur in einer gekürzten Fassung zu sehen, bei der der Schluß (in dem ein CBS-Logo zu sehen war) abgeschnitten wurde.

Das Season One Promo Gag Reel (1:45) besteht aus einer handvoll von kurzen Werbespots für die erste Staffel der Muppet-Show, die aber wirklich witzig sind und fast schon Outtake-Charakter haben.

Der Original Pilot: Sex and Violence (25:24) von 1975 war der zweite Pilotfilm, der für ABC gedreht und in den USA testweise gesendet wurde. Inhaltlich kommt dieser Film der späteren Muppet Show schon sehr nahe, auch wenn das Format noch nicht ganz ausgereift war. Besonders interessant sind die vielen Frühversionen der Muppets, die in nur wenig veränderter Form später in der Muppet Show übernommen wurden.


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