Die Serie
Es begann alles in den fünfziger Jahren, als das Fernsehen
noch in den Kinderschuhen steckte und der große TV-Boom in Amerika und
auch Europa voll im Gang war. Ein junger Highschool-Senior namens James
Henson begann sich nach Experimenten mit Zeichentrick und Cartoons für
die Kunst des Puppenspielens zu interessieren und wurde Mitglied im Puppetry-Club
seiner Schule. Als dort ein lokaler Fernsehsender nach Puppenspielern
für eine Samstag-Vormittags-Kindersendung suchte, war Henson sofort zur
Stelle. Zusammen mit Russel Wall, einem Schulfreund, spielte er wenige
Wochen lang die selbstgebauten Puppen live in The Junior Morning Show
für den örtlichen Fernsehsender.
Der bescheidene Anfang
Als die Junior Morning Show gecancelt wurde, kam Jim Henson Ende
1954 zu einem anderen Lokalsender, dessen Programmchef sein Talent zu
schätzen wußte. Henson hatte seine Kreationen inzwischen "Muppets"
getauft, weil sie eine seltene Kombination zwischen traditionellen Handpuppen
und Marionetten waren, die kein anderer Puppenspieler in dieser Form verwendete.
Bei WRC-TV, einem NBC-Partner in Washington D.C., wurden Jim Henson und
seine Muppets jedoch nicht ins Kinderprogramm gesteckt, sondern waren
zuerst in einer Nachmittags-Unterhaltungsshow zu sehen und bekamen dann
eine eigene kleine Show.
Sam and Friends lief zweimal täglich für fünf Minuten live bei
WRC-TV nach den Nachrichten und erwies sich als so großer Erfolg, daß
die Show sich von 1955 bis 1961 hielt und die Muppets Gastauftritte in
vielen anderen Fernsehsendungen hatten. Während seiner Arbeit an Sam
and Friends traf Jim Henson seine Studienkollegin Jane Nebel, die
nicht nur zu seiner engsten Mitarbeiterin wurde, sondern auch zu seiner
Freundin und späteren Frau – beide heirateten 1959. Trotz des Erfolgs
von Sam and Friends konnte sich Jim Henson mit seiner inzwischen
gegründeten Firma Muppets Inc. Nicht nur alleine mit Fernsehauftritten
über Wasser halten und begann seine Figuren auch für Werbezwecke zu vermarkten.
Die frühen Muppets
Jim Hensons erste Muppet-Kreation war Pierre, die französische Ratte,
die ursprünglich in Comic-Form erstmals in seinem Highschool-Jahrbuch
auftauchte und ab 1955 als Muppet in der Junior Morning Show
und in Sam and Friends auftrat. Weder Pierre noch Sam, die titelgebende
Figur von Hensons erster eigener Fernsehsendung, wurden aber zu seinem
größtem Markenzeichen – dies blieb einer grünen, froschähnlichen Kreatur
namens Kermit vorbehalten, die als einer der Muppets der ersten Stunde
eine Karriere wie kein anderer von Jim Hensons Charakteren machen sollte.
Für Sam and Friends hatten Jim Henson und seine Mitarbeiter mehr
als zehn verschiedene Muppets gestaltet, die nicht auschließlich menschliche
Züge trugen, sondern auch antropomorphe Figuren mit mehr oder weniger
identifizierbaren Vorbildern aus dem Tierreich, oder auch völlig abstrakt
waren. Die bunte Mischung von Figuren aller Formen ging weit über das
hinaus, was bis dahin in diesem Bereich bekannt war – die ungewöhnliche
Form der Unterhaltung, die gleichermaßen für Kinder und für Erwachsene
gedacht war, half den Muppets zusammen mit den Werbeauftritten nicht nur
im Raum Washington, sondern in ganz Amerika bekannt zu werden.
Anfang der sechziger Jahre begann sich das Muppet-Team zu vergrößern.
Es kamen einige Leute dazu, die über die nächsten Jahrzehnte zu den engsten
Mitarbeitern von Jim Henson wurden: die Puppenspieler und -Bauer Franz
Oz und Don Sahlin sowie Autor Jerry Juhl stießen mit dazu. Aber Jim Henson
war nicht nur mit den Muppets tätig, sondern beschäftigte sich auch mit
seiner alten Leidenschaft, dem Filmemachen und drehte einige bemerkenswerte
Experimentalfilme, von denen einer sogar für einen Oscar nominiert wurde.
Swinging Muppet Sixties
Als 1961 Sam and Friends eingestellt wurde, hatten die Muppets
eine enorme Popularität, die es Jim und Jane Henson ermöglichten sich
auch ohne feste Fernsehsendung zu verselbständigen. Der Hauptschwerpunkt
lag dabei auf der Werbung - von einem Ausverkauf der Muppets konnte aber
kaum die Rede sein, da die vielen Werbespots nicht nur gut bezahlt wurden,
sondern auch den Bekanntheitsgrad enorm erhöhte. Gelegentlich wurden auch
neue Muppets speziell für Werbespots erschaffen, wie Wilkins and Wontkins
für eine Kaffeewerbung und Rowlf the Dog für einen Hersteller von Hundefutter.
Es war letzterer, der Anfang der sechziger Jahre den Sprung von der Werbung
in die Fernsehshow-Branche schaffte.
Als Jimmy Dean 1963 bei ABC seine eigene TV-Show bekam, wurde ein Partner
für den Countrysänger und zukünftigen Showmaster gesucht. Einer der Produzenten
hatte Hensons Hundefutter-Werbespots gesehen und engagierte den Muppet-Hund
Rowlf als Sidekick für Jimmy Dean. Für Jim Henson bedeutete dies, daß
er das erste Mal mit einem seiner Muppets in Echtzeit ohne vorher aufgenommene
Dialoge mit einem Menschen agieren mußte - keine einfache Übung, aber
eine Erfahrung, die für die Zukunft der Muppets noch wichtig sein sollte.
Rowlfs Gastspiel in der Jimmy Dean Show währte drei Jahre lang
und führte zu zahlreichen Auftritten von Kermit, Rowlf und anderen neuen
Muppet-Charakteren in vielen anderen Talkshows. Mitte der sechziger Jahre
hatten die Muppets im amerikanischen Fernsehen eine enorm hohe Popularität
erreicht, aber noch kein eigenes Sendeformat für sich ganz alleine sichern
können.
Sesam öffne dich
Eigentlich wollte Jim Henson seine Muppets gar nicht im großen Stil für
Kinderprogramme einsetzen, weil er der Meinung war daß seine Kunst für
alle Altersgruppen zugänglich sein sollte, aber als 1969 Joan Ganz Cooney
die Muppets für den neuen Children's Television Workshop engagieren
wollte, gab es keinen Grund dieses verlockende Angebot abzulehnen. Die
neue Sendung hieß Sesame Street, war als Lernsendung für Vorschulkinder
konzipiert und die Muppets sollten ein wichtiger Bestandteil in ihr werden.
1969 brach damit für die Muppets ein neues Zeitalter an und Jim Henson
und sein immer größer werdendes Team war gefordert wie nie zuvor. Zahlreiche
neue Charaktere mußten geschaffen werden, um die Sesame Street
zu bevölkern - obwohl die Sendung nicht völlig unter der kreativen Kontrolle
von Jim Henson stand, erwies sich die Zusammenarbeit mit dem öffentlich
geförderten CTW als äußerst fruchtbar. Figuren wie Bert und Ernie, Big
Bird, Oscar the Grouch, Grover, das Cookie Monster und Count von Count
waren nur einige der neu für die Sesame Street geschaffenen Figuren, aber
auch einige altbekannte Muppets waren zu sehen - allen voran Kermit, der
als Reporter ein Dauergast in der Sesamstraße war.
Nicht nur für Kinder
Obwohl die Sesame Street dem mittlerweile kräftig gewachsenem
Muppet-Imperium fantastische Möglichkeiten bot, war Jim Henson mit der
eingeschlagenen Richtung unzufrieden, weil er nicht nur Kinder, sondern
auch Erwachsene unterhalten wollte. Seit Anfang der siebziger Jahre versuchte
Henson deshalb parallel zu der Arbeit an der Sesame Street das
Zielpublikum der Muppets auch wieder auf Jugendliche und Erwachsene auszudenen,
so wie es in den fünfziger und sechziger Jahren einmal ursprünglich war.
Mit einer Reihe von Pilotfolgen für eine halbestündige Fernsehsendung,
in der die Muppets eine abendliche Theatershow im Variete- und Vaudeville-Stil
aufführen sollten, versuchte Jim Henson den Fernsehsendern das Konzept
schmackhaft zu machen. Aufwendig produziert wurden bei ABC unter anderem
1974 die Muppets Valentine Show und ein Jahr später The Muppet
Show: Sex and Violence sowie einige kurze Werbefilme, die sich in
lustiger, agressiver Weise direkt an die Studiochefs wandten. Leider war
das passiert, was Jim Henson schon lange befürchtet hatte – die Muppets
wurden von der Öffentlichkeit als Kinderkram angesehen und die Studiochefs
konnten sich nicht vorstellen, daß die Puppen auch mit erwachseneren Formaten
erfolg haben könnten.
Ein Schritt in die richtige Richtung war das Engagement in der damals
gerade neuen Saturday Night Live Show von Produzent Lorne Michaels,
für die eine ganz neue Gruppe von Muppets geschaffen wurde: The Land
of Gorch beherbergte eine Reihe von Monster-Charakteren, die in einer
Steinzeit-artigen Welt leben. Die kurzen Sketche, in denen die Muppets
auch mit den menschlichen Darstellern agierten, waren inhaltlich mit voller
Absicht oft ziemlich obszön, um den Unterschied zu den kindergerechten
Muppets der Sesamstrasse so groß wie möglich zu machen. Allerdings hatten
die Autoren der Show einen völlig anderen Humor im Sinn als das Muppet-Team,
wodurch schnell kreative Differenzen auftraten und Jim Henson uns seine
Kollegen von den SNL-Leuten viel Spott und nur wenig Lob ernteten.
Die Muppets gehen nach England
Während das Muppet-Team noch mit den enttäuschenden Auftritten bei Saturday
Night Life beschäftigt war, bekam Jim Henson eine überraschende Anfrage
aus England: Lew Grade, der Chef des britischen Fernsehstudios ATV war
von den Muppets begeistert und hatte einen verlockendes Angebot: die Muppet
Show sollte in England produziert werden, dort in den ITV-Fernsehsendern
gezeigt werden und von deren Syndication-Abteilung in die USA und den
Rest der Welt verkauft werden. Bisher hatte Jim Henson sich immer gegen
diese Art von Vermarktung seiner Talente gesträubt, weil er befürchtete
zuwenig finanzielle Unterstützung zu bekommen.
Lew Grade konnte alle diese Zweifel aber ausräumen und bot Jim Henson
und seinem Team endlich die Freiheiten, auf die sie schon lange gewartet
hatten. Es gab kaum Rahmenbedingungen und eigentlich nur eine Vorgabe:
die Show mußte in England aufgezeichnet werden, was sich aber zu keinem
wirklich großen logistischen Problem entwickelt hatte. Da inzwischen der
Muppet-Auftritt in der Saturday Night Live Show praktisch abgesagt
worden war, hatten Henson und sein Team in den USA nicht mehr ganz soviel
zu tun und konnten ohne weiteres fast den gesamten Muppets-Workshop nach
England verlagern. Die Muppets hatten endlich das Zuhause gefunden, daß
sie schon lange verdient hatten.
Showtime für die Muppets
Mit der großzügigen Unterstützung aus England konnte Jim Henson aus den
Muppets endlich das machen, was er schon lange vorhatte. Das Format, das
schon für die beiden erfolglosen, in den USA produzierten Pilotfolgen
entwickelt worden war, wurde nur noch wenig überarbeitet, aber es wurden
noch eine ganze Menge neue Charaktere erschaffen. Zum Chef der "Show in
der Show" wurde ein Muppet der ersten Stunde gemacht, der schon seit zwanzig
Jahren zur bekanntesten Figur in Jim Hensons Repertoire gehörte: Kermit
der Frosch, zuletzt als rasender Reporter in der Sesamstraße zu sehen
und nun der Organisator der chaotischen Muppet-Truppe.
Fast alle der weiteren Muppets waren jedoch völlig neu oder gerade erst
in den letzten Jahren für die Pilotepisoden entstanden. Ältere Muppets
aus der Sesamstrasse oder früheren Projekten kamen nur in Ausnahmefällen
dazu oder wenn sie besonders populär waren - außer Kermit wurde als einziger
nur Rowlf, der klavierspielende Hund, von den klassischen Muppets übernommen.
Jim Henson und sein Team von Muppet-Designern, Autoren und Puppenspielern
hatten aber jede Menge neue Ideen, wie man das Muppet-Theater am besten
zum Leben erwecken konnte. Mit den enornmen kreativen Freiheiten und einem
großzügigen Budget machten sich die Muppets-Produzenten an die Arbeit,
einen jahrzehntelang gehegten Wunsch zu verwirklichen und die Muppets
auch wieder Erwachsenen zugänglich zu machen.
Muppets auf der Bühne
Gedreht wurde die Muppet Show in den ATV-Studios im Londoner
Vorort Borehamwood. Die Zusammenarbeit des amerikanischen Muppet-Teams
mit den britischen Bühnenbildnern, Technikern und Regisseuren erwies sich
als äußerst problemlos, da die Engländer großes Vertrauen zu Jim Henson
hatten und auch viel mehr mit dem typischen Muppet-Humor anfangen konnten
als die Leute in der amerikanischen Fernsehbranche. Da die Muppet-Leute
die vollständige Kontrolle über den Inhalt hatten, waren der Kreativität
kaum Grenzen gesetzt.
Nicht nur bei der Erschaffung der neuen Muppets, sondern auch beim Bühnenbau
wurden ganz neue Methoden entdeckt: da die Muppets auch mit den menschlichen
Gaststars agieren mußten, wurden die Bühnen in einer speziellen Hochbauweise
aufgebaut. Dadurch konnten die Muppets auf die gleiche Augenhöhe wie die
Gäste gebracht werden, ohne daß die Puppenspieler ständig unbequem auf
den Knien herumrutschen mußten. Auch die technische Ausstattung war von
feinsten, denn ATV war viel besser ausgestattet als die amerikanischen
Fernsehsender - dadurch waren auch videotechnische Tricks in hoher Qualität
möglich.
Die Kulissen wurden genauso wie bei den früheren Muppet-Produktionen nicht
immer publikumstauglich gebaut, denn die Illusion endete meistens außerhalb
des Bildausschnitts der Kamera. Da es aber nicht nur kleine Handpuppen-Muppets
gab, sondern auch überlebensgroße Vollkörper-Kostüme, mußten manche Sets
viel größer und ausladender gebaut werden als andere. Aus Budget-Gründen
konnte dies aber meist nur auf einfache Art und Weise gemacht werden,
was aber auch nicht besonders negativ auffiel, da das Geschehen sowieso
auf der fiktiven Bühne des Muppet-Theaters spielte.
Gäste und Geschichten
Da die Muppet Show nicht als Sitcom, sondern als Varieté-Show
konzipiert war, gab es keine fortlaufende Geschichte, sondern lediglich
eine lose Abfolge von Sketchen. Was die Muppet Show wirklich
ausmachte, waren die Ereignisse, die sich hinter den Kulissen abspielten.
Die Backstage-Abenteuer sind mit voller Absicht oft witziger als das,
was auf der Theaterbühne stattfindet und geben den Muppets genug Raum
um sich ausführlich vorzustellen. Für eine wirkliche Entwicklung der Charaktere
bleibt natürlich keine Zeit, aber einige rote Fäden ziehen sich auch schon
durch die frühen Episoden.
Als Autoren waren zu Anfang nur Jim Henson, seine langjährigen Partner
Franz Oz und Jerry Juhl sowie Komödiant und Mitproduzenz Jack Burns tätig
und hatten es nicht leicht genügend Material für die ersten 24 geplanten
Episoden zusammen zu bekommen. Deshalb wurde neben den Backstage-Geschichten
auch eine Menge wiederkehrende Sketche eingebaut, die sich mit den Auftritten
der Gaststars, diversen musikalischen Einlagen und anderen Muppet-Nummern
abwechselten.
Mit zum Konzept gehörten von Anfang an die Gaststars, mit denen Jim Henson
und sein Team anfänglich aber keine großen Erfolge hatte, denn als die
erste Staffel produziert wurde war der Bekanntheitsgrad der Show noch
so gering daß nur wenige Schauspieler oder andere Stars bereit waren zusammen
mit den Muppets aufzutreten. Daher sind viele der Gäste aus der ersten
Staffel noch keine wirklich großen Stars, aber immerhin gelang es dem
Muppet-Team mit der Unterstützung von ATV auch Leute wie Connie Stevens,
Vincent Price, Rita Moreno, Peter Ustinov oder Harvey Korman einzuladen.
Obwohl die meisten frühen Gastaufträtte durchaus beeindruckend waren,
gab es auch einige die überraschend langweilig waren, weil sich die Stars
zu sehr in den Vordergrund stellten.
Musical Muppets
Als waschechte Varieté-Show sollten zu den Muppets auch ein komplettes
Orchester gehören, das alleine mit den Puppen relativ einfach zu realisieren
war, aber für die eigentliche Musik waren Jim Henson und sein Team auf
fremde Hilfe angewiesen. Da Joe Raposo und Sam Pottle, die in den USA
weiter für die musikalische Umsetzung der Sesame Street verantwortlich
waren und nicht auch noch Zeit für die Muppet Show in England
hatten, mußte jemand anders diesen wichtigen Job übernehmen.
Zum Glück hatte Lew Grade einen hervorragenden Vorschlag: Schlagzeuger,
Bandleader und Komponist Jack Pernell, schon seit langem der Chef der
Musikabteilung von ATV, sollte die musikalische Umsetzung der Muppet
Show in Zusammenarbeit mit Jim Henson übernehmen - eine kreative
Kombination, die sich als ideal erweisen sollte. Die Titelmusik wurde
noch von Sam Pottle verfaßt, aber alle anderen Stücke und Arrangements
wurden von Jack Pernell geschrieben und seinem Orchester gespielt, oft
unterstützt von Derek Scott, der nicht nur viele weitere Melodien schrieb,
sondern auch alle Klavierstücke, insbesondere die von Rowlf, spielte.
Die musikalischen Einlagen der Muppets und der Gaststars machten oft einen
nicht geringen Teil einer Episode aus und bestanden aus gelegentlichen
Ensemble-Stücken, Solos einzelner Muppets (fast jeder bekam einmal die
Gelegenheit) und den Auftritten von der Muppet-eigenen Rockband Dr. Teeth
and the Electric Mayhem. Die Stile reichten von Opern über Folksongs und
Jazz bis zu Rock und Pop - eine beeindruckende Vielfalt, die Jack Pernell
ausgezeichnet instrumentierte. Die Gesangsparts wurden nicht von professionellen
Sängern, sondern von den Puppenspielern selbst übernommen, von denen die
meisten ganz hervorragend singen konnten - besonders Jim Henson, Franz
Oz und Richard Hunt hatten ihren ganz besonderen Spaß daran und sogar
eine Folkband mit sich selbst als Muppets geschaffen.
"That was a funny show." - "Yes it was. I wonder if they meant
it that way?"
Der Humor der Show war deutlich erwachsener als bei der Sesame Street
- dies war kein Lernprogramm für Vorschulkinder mehr, sondern ein Unterhaltunsprogramm
für Jugendliche und Erwachsene. Deshalb geht es auf und hinter der Bühne
sehr frech, undiszipliniert und auch manchmal überrraschend brutal zu.
Nicht selten prügeln sich die Muppets oder es passieren kleine Unfälle,
sogar die menschlichen Gäste werden oft von den Überfällen nicht verschont.
Besonders agressiv sind zum Beispiel Miss Piggy, die mit ihrem Trademark-Karatehieb
meist Kermit umnietet: Drummer Animal überfällt dagegen alles und jeden
ganz spontan und sogar die beiden alten Herrn Waldorf und Statler fetzen
sich gelegetlich.
Ein Großteil der Witze, wenn sie nicht gerade von den Muppets auf ihrer
eigenen Bühne absichtlich versägt werden, funktioniert ausgezeichnet und
das meist sogar auf verschiedenene Ebenen. Die Muppet Show ist
eigentlich eine liebevolle Parodie auf die Theaterbranche der guten alten
Zeit, wodurch der Humor nicht nur oft sehr frech, sondern auch kräftig
mit satirischen Elementen durchsetzt war. Viele Anspielungen dürften daher
jüngeren Zuschauern verborgen bleiben und den Erwachsenen deutlich mehr
Vergnügen bereiten - um wirklich alles zu verstehen, braucht man schon
teilweise sehr fortgeschrittene film- und fernsehhistorische Kenntnissen.
Zum Thema Liebe und Sex sagte Jim Henson irgendwann einmal genervt: "They're
Muppets! They don't exist below the waist!", aber in der Muppet Show
wird deutlich gemacht, daß hinter den Kulissen durchaus einiges passiert:
Miss Piggy ist sicher nicht nur hinter Kermit her um mit ihm Karten zu
spielen (Kissy, Kissy!) und weitere nicht nur romantische Verstrickungen
werden besonders während der Tanz-Sketche deutlich - zum Beispiel scheinen
Electric Mayhem-Gitarrist Floyd und Bassistin Janice ein Paar zu sein
und oft gibt es auch bei Muppets von völlig unterschiedlichen Spezies
Verbindungen.
Die Muppets gehen auf Sendung
Im September 1976 ging die Muppet Show nach mehrmonatigen Dreharbeiten
erstmals bei ITV in England auf Sendung und wurde dort ein sofortiger
Hit. Das englische Fernsehpublikum reagierte ekstatisch und die Einschaltquoten
waren sehr vielversprechend, aber obwohl es Associated Television gelungen
war die Serie in die Usa zu verkaufen, blieben die Publikumsreaktionen
dort jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Aber auch in den Staaten
waren die Kritiker genauso wie in England von der Muppet Show
begeistert - Jim Henson hatte es endlich allen gezeigt, daß er mit seinen
Muppets nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene bestens unterhalten
konnte.
Die Muppet Show konnte auch sehr schnell nach Deutschland verkauft
werden und lief dort ab Dezember 1977 im ZDF - komplett durchsynchronisiert,
denn die Programmchefs wußten mit den lustigen Puppen nichts so recht
anzufangen und waren sich nicht sicher, ob die Muppet Show ins Kinderprogramm
gehörte oder nicht. Als Kompromiß wurde die durch die gar nicht so schlechte
Synchronfassung etwas entschärfte Serie Samstags im Vorabendprogramm gesendet.
Dank der auch seit 1973 in Deutschland sehr erfolgreichen Sesamstrasse
fand die Muppet Show hierzulande genauso schnell Fans wie in
England und anderen europäischen Ländern.
Nur in den USA tat sich die Muppet Show anfänglich noch etwas
schwer, weil die Gaststars den Zuschauern oft völlig unbekannt waren und
die ungezähmte Art abschreckend wirkte - das hielt aber nicht lange an,
denn noch bevor die erste Staffel vorbei war begannen die Einschaltquoten
in den USA langsam zu steigen. Mit dem Beginn der zweiten Staffel ab Ende
1977 war der Erfolg der Muppet Show auch in Amerika dank der
bekannteren Gaststars und dem verfeinertem Format garantiert.
Fünf Jahre und 120 Episoden lang begeisterte die Muppet Show
Zuschauer auf der ganzen Welt und wurde letztendlich nicht aus Mangel
an Interesse beendet, sondern weil sich Jim Henson neuen und größeren
Projekten zuwenden wollte - wie den zahlreichen Muppet-Kinofilmen, die
die Charaktere aus der Muppet Show auf die große Leinwand brachten.
Auch der tragische frühe Tod von Muppet-Vater Jim Henson im Jahr 1990
konnte den Siegeszug der Muppets nicht aufhalten.
Die Episoden
In Produktionsreihenfolge, ausgestrahlt in England ab September
1976. Die Sendereihenfolge war je nach Sender und Land völlig verschieden,
daher gibt es keine definitive Ordnung so daß die Episoden meist nach
dem Produktionscode sortiert werden.
101 - Juliet Prowse
102 - Connie Stevens
103 - Joel Grey
104 - Ruth Buzzi
105 - Rita Moreno
106 - Jim Nabors
107 - Florence Henderson
108 - Paul Williams
109 - Charles Aznavour
110 - Harvey Korman
111 - Lena Horne
112 - Peter Ustinov |
113 - Bruce Forsyth
114 - Sandy Duncan
115 - Candice Bergen
116 - Avery Schreiber
117 - Ben Vereen
118 - Phyllis Diller
119 - Vincent Price
120 - Valerie Harper
121 - Twiggy
122 - Ethel Merman
123 - Kaye Ballard
124 - Mummenschanz |
Die DVDs
Schon ab 2001 erschienen in den USA einige Muppet Show-Episoden
auf DVD, allerdings keine kompletten Staffeln und nur drei Folgen pro
Disc zu einem relativ hohen Preis. Die Episoden wurden mehr oder weniger
zufällig und nach der Popularität der Gaststars ausgewählt, so daß zwar
viele besonders gute Folgen veröffentlicht wurden, aber auch eine ganze
Menge fehlten. Die DVDs, betitelt mit The Best of the Muppet Show,
wurden anläßlich des 25. Jubiläums der Show veröffentlicht und kamen vom
damaligen Rechteinhaber Columbia-Tristar, erschienen aber nur in den USA.
Mit der Übername der Jim Henson Company durch Disney im Jahr 2004 rückte
auch eine komplette DVD-Veröffentlichung der Muppet Show langsam
näher, ließ aber noch ein wenig auf sich warten. 2005 erschien die vollständige
erste Staffel zuerst in den USA und dann auch in England, wobei die britische
Veröffentlichung eine viel bessere Bildqualität bot, da die PAL-Masterbänder
nicht nach NTSC konvertiert werden mußten. Besonders viele Extras bieten
die DVDs der ersten Season nicht - es wurde hauptsächlich altes Archivmaterial
herausgesucht, aber keine wirklich umfassenden Informationen über die
Entstehung der Serie produziert.
Außerdem sind leider fünf Episoden um einige Musiknummern gekürzt worden,
deren Rechte für eine DVD-Veröffentlichung Disney nicht bekommen konnte.
Allerdings sind die England-Exklusiven Sketche, die in den US-Ausstrahlungen
früher immer fehlten, sowohl auf der R1 als auch der R2-Veröffentlichungen
dabei, und die Musiknummern vermißt man nicht, wenn man sie nicht kennt.
Eine alternative Szene in der Episode 21, die exklusiv für die deutsche
Fassung der Muppet Show mit der Sängerin Mary Roos gedreht wurde,
ist leider auch nicht dabei, aber es handelt sich ja auch um englischsprachige
Veröffentlichung.
Trotz der schwachen Extras ist die Veröffentlichung der ersten Muppet
Show-Season dank der ausgezeichneten Bild- und Tonqualität absolut
empfehlenswert - aber man sollte auf jeden Fall wegen der besseren Bildqualität
unbedingt die englische Veröffentlichung nehmen und die NTSC-normgewandelten
US-DVDs vermeiden. Eine deutsche Ausgabe wurde schon einmal angekündigt,
aber dann auf unbekannte Zeit verschoben - derzeit ist kein neuer Termin
für eine Veröffentlichung mit deutscher Tonspur bekannt. Die nächste Staffel
der Muppet Show soll in den USA und in England voraussichtlich
Anfang 2007 erscheinen.
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It's...
... the Muppet Show!
Das Ensemble
Conferenciér Kermit
Fozzie, Standup-Teddybär
Miss Piggy, Diva vom Dienst
Gonzo der Große
Piano Dog Rowlf
Sam, Sittenwächter vom Dienst
Scooter: Gofer für alles
Muppet Newsflash!
Küchen-Chaos: The Swedish Chef
Dr. Honydew
Dr. Teeth
Electric Mayhem: Heavy Music
Wayne & Wanda: Light Music
Zoot und Nigel: Musiker unter sich
Folk Muppets
Folk Muppets, die Zweite
Und jetzt alle zusammen!
Dancin' with Dr. T.
Animal Power on Drums
Swingin' George'n'Mildred
Dog Duet: Baskerville & Rowlf
The Audience is Listening
Kermit, Scooter & Hilda:
Backstage-Blödsinn
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