Der Film
Jack Beauregard (Henry Fonda), einst die letzte Hoffnung für Gerechtigkeit
im Wilden Westen, will seinen Ruhestand genießen und nach Europa auswandern.
Auf dem Weg in den Hafen von New Orleans begegnen ihm einige Berufskiller,
angeheuert vom Goldminenbesitzer Sullivan (Jean Martin), der Beauregard
noch etwas schuldet... und ein junger Revolverheld namens Nobody (Terence
Hill), der nichts lieber möchte als seinem Helden zu einem
würdigen Abgang zu verhelfen und ihn alleine gegen die 150 Mann starke
Wilde Horde antreten zu lassen...
Anfang der siebziger Jahre hatte sich eine Westernmüdigkeit in den
europäischen Filmstudios ausgebreitet. Den äußerst populären deutschen Verfilmungen
von Karl Mays Winnetou-Romanen waren nach über zehn Filmen die Luft ausgegangen,
billige Nachahmer konnten auch nicht begeistern und sogar Sergio Leone,
der Großmeister des Italowesterns, wollte keine Cowboys mehr auf die Leinwand
bringen. Nach der Dollar-Trilogie mit Clint Eastwood wollte Leone eigentlich
mit Once Upon a Time in the West dem Western entgültig den Rücken
kehren und ließ sich nur schwer noch ein letztes Mal für A Fistful of
Dynamite 1972 dazu überreden, noch einmal einen Western zu drehen.
Gleichzeitig hatte sich in Italien eine ganz neue Art des Westerns entwickelt.
Schon ab 1968 standen Carlo Pedersoli und Mario Girotti – besser bekannt
unter ihren Künstlernamen Bud Spencer und Terence Hill – in einigen Western vor der Kamera,
die immer mehr mit komödiantischen Elementen durchsetzt worden waren. Der
frühere Kameramann und frischgebackene Regisseur Enzo Barboni alias E.B. Clucher hatte mit den beiden Schauspielern die Filme Lo chiamavano
Trinità (Die rechte und die linke Hand des Teufels) und Continuavano a chiamarlo Trinità (Vier Fäuste für ein Halleluja) gedreht, die in Europa zu überraschend großen Erfolgen wurden und Terence Hills erstaunlichen Solo-Auftritt in Man of the East (Verflucht, Verdammt und Halleluja) als britischer Dandy im Wilden Westen zur Folge hatte.
Sergio Leone konnte bei dieser Entwicklung nicht einfach tatenlos zusehen, wollte aber auch nicht aktiv an der Entstehung eines solchen Comedy-Westerns mitmachen und sich allerhöchstens als Produzent beteiligen. Beeindruckt von Man of the East hatte sich Leone an Terence Hill gewandt und ihn gefragt, ob er einen Western mit ihm drehen wollte - etwas, was noch mehr Klasse und Bestand als die zugegebenermaßen noch recht primitiven Trinity-Filme sein sollte. Der mittlerweile in den USA lebende Terence Hill nahm das Angebot natürlich dankbar an, obwohl Leone ihm klar machte daß, er nicht selbst Regie führen und diese Aufgabe jemand anderem übertragen würde.
Als zweiten Star konnte Sergio Leone Henry Fonda gewinnen, der keine Sekunde
mit seiner Zusage zögerte, nachdem er beinahe die Rolle des unbarmherzigen
Bösewichts in Once Upon a Time in the West ausgeschlagen
und davor mehrmals Angebote von Leone abgelehnt hatte. Seine vorherige
Zusammenarbeit mit dem von ihm früher als unwichtig betrachteten Regisseur
hatte ihm die Augen geöffnet - Henry Fonda bezeichnete Leone mehrfach
als einen der besten Regisseure, mit dem er je gedreht hatte und hatte deshalb nun
keinerlei Bedenken noch einmal in einem seiner Filme mitzumachen.
Die schwierige Auswahl eines Regisseurs löste Sergio Leone damit, daß
er sich an Tonino Valerii wandte, der 1965 den zweiten Stab von For
a Few Dollars More geleitet und schon mehrere Filme, darunter auch
einige Western, selbst inszeniert hatte. Für Leone war Valerii die ideale
Wahl, denn er suchte jemanden, den er genügend beeinflussen konnte, ohne dabei selbst
zu sehr in die Dreharbeiten eingreifen zu müssen. Aber gerade das sollte
sich während der Dreharbeiten als Problem erweisen, denn Tonino Valerii
kämpfte für seine Unabhängigkeit als Regisseur und Sergio Leone konnte
es trotzdem nicht sein lassen, sich in die Entstehung des Films einzumischen.
Das Drehbuch schrieb der western-erfahrene Ernesto Gastaldi nach einer Vorlage von Sergio Leone und Fulvio Morsella, mit dem Leone schon bei seinen vorherigen zwei Filmen zusammengearbeitet hatte. Oberflächlich betrachtet war der Plot des Films sehr simpel, aber ganz typisch für Sergio Leone verbarg sich unter der einfachen Geschichte mehr, als auf den ersten Blick bemerkbar war. Die Story bestand aus zwei Elementen, die sich irgendwo in der Mitte trafen - Jack Beauregards Reise in den Ruhestand und die Bemühungen von Nobody, ihm den Abschied so glorreich wie nur möglich zu machen. Um die Begegnungen zwischen Nobody und Beauregard waren viele sketchartige Szenen herum konstruiert worden, die teilweise fast wahllos in den Plot eingesetzt wirken. Manchmal ist es schwer der Geschichte überhaupt zu folgen, weil sie so oft unterbrochen wird und letztendlich kaum eine Rolle spielt. Das Katz- und Maus-Spiel zwischen Nobody und seinem Idol Beauregard steht klar im Vordergrund.
Jack Beauregard ist nicht gerade der vielschichtigste Charakter der Filmgeschichte,
aber letzendlich bringt Henry Fonda statt einem verbitterten, alten Bösewicht
einen überraschend sympathischen, weil sehr intelligenten und vernünftigen
Revolverhelden der alten Garde herüber. Er ist kein kaltblütiger Killer,
sondern seine Gegner sind es - allerdings bleibt man über seine wirklichen
Motive (außer sich aus dem Staub zu machen, bevor es zu spät ist) weitgehend
im Dunkeln. Seine Beziehung zum wirklichen Bösewicht des Films, dem Goldminen-Besitzer
Sullivan - brilliant vom französischen Schauspieler Jean Martin dargestellt
- wird nur in einigen Dialogfetzen angedeutet, letztenlich wirkt dies
wie ein Überbleibsel einer viel ausführlicheren Geschichte, die im
Laufe der Drehbuch-Entstehung fast, aber nicht ganz gestrichen wurde.
Im Gegensatz zu Jack Beauregard ist Terence Hills Nobody eigentlich gar kein richtiger Charakter, sondern beinahe nur ein Plotelement. Wir wissen nicht wer er ist und wo er herkommt - nur seine Handlungen bestimmen seinen Charakter, der zwischen kindlichem Übermut, überraschenden Weisheiten und großer Selbstsicherheit schwankt. Nobodys Albernheiten und Spielchen scheinen sogar den eigentlich ernsten Jack Beauregard zu amüsieren, und gegen Bösewichte setzt er sich weniger mit bloßer Gewalt als mit cleveren Ideen zur Wehr und scheint so praktisch unverwundbar durch die Gegend zu laufen. Seine Revolverstunts funktionieren nicht nach den Regeln der Physik, sondern der Komödie - Nobody ist wie eine Figur aus einem Märchen, wodurch auch deutlich wird, daß sich der Film letztendlich überhaupt nicht ernst nimmt und selbst beinahe eine Fabel ist.
Wie Leones frühere Filme wird auch My Name is Nobody von einer
ganzen Schar von Nebendarstellern bevölkert, die kaum internationaler
sein könnten - Italiener, Deutsche, Franzosen, Engländer, Spanier und
Amerikaner tummeln sich in der Besetzungsliste und spielen viele skurrile
und einmalige Rollen, die größtenteils nur sehr minimale Auftritte
haben, aber deswegen nicht weniger beeindruckend sind. Eine solche Ausstaffierung mit kernigen Figuren gehörte
bei Sergio Leone einfach dazu und war viel effektiver als bei manchen
anderen amerikanischen Western.
Gedreht wurde My Name is Nobody stilecht zuerst in den USA in der Sierra
Nevada, im historischen Viertel von New Orleans und erst danach in Spanien.
Zuerst zog Sergio Leone aus Rom die Fäden und ließ Tonino Valerii freie
Hand, aber als er hörte, wie gut die von Valerii gedrehten Szenen wären,
packte ihn doch die Eifersucht und er machte sich auf den Weg zu den Dreharbeiten.
Was dann passierte, wird je nach Quelle unterschiedlich erzählt. Einige
wollen von Spannungen am Set zwischen Valerii und Leone nichts mitbekommen
haben, andere waren angeblich Zeugen von heftigen Streitereien zwischen
den beiden Filmemachern.
Man kann nur darüber spekulieren, wieviel des Films von Leone selbst gedreht wurde - an der Qualität der Inszenierung kann man es nur bedingt sehen, und die unebene Struktur mit den teilweise wahllos eingesetzten Szenen muß auch nicht unbedingt ein Resultat des Streits zwischen Leone und Valerii sein. Später im Schneideraum müssen aber Sergio Leone und Tonino Valerii gleichermaßen von ihrem Film begeistert gewesen sein, aber dennoch war es ihre letzte Zusammenarbeit. Obwohl Leone als Mitproduzent, Ideengeber und Co-Regisseur fungierte, wurde er im Vorspann nur als Präsentator genannt und der Film klipp und klar Valerii zugeschrieben.
Der Humor des Films wurde teilweise an die etwas deftigeren Trinity-Filme
angelehnt, aber auf das Niveau der Prügelwestern wollte sich
Sergio Leone natürlich nicht herabbegeben. So wurde der Humor der Konkurrenz
verfeinert und statt einfacher Prügelei und Witzen unter der Gürtellinie
mehr auf einigermaßen gut choreographierten Stummfilm-Slapstick gesetzt.
In Sachen verbalem Humor sind die Unterschiede zwischen der deutschen
und englischen Version drastisch, denn das deutsche Dialogbuch von Rainer
Brandt legt besonders Terence Hill, aber auch Henry Fonda viele dumme
Sprüche in den Mund, die in der englischen (und vermutlich auch italienischen)
Fassung gar nicht vorhanden sind. Während die englische Fassung zwar einen
lustigen, aber nicht albernen Ton hat, wirkt die deutsche Synchronfassung
im Vergleich dazu geradezu albern.
Die Stimmbesetzung der deutschen Fassung ist hinlänglich bekannt – sowohl
Terence Hill als auch Henry Fonda werden von ihren langjährigen Standardsprechern
Thomas Dannenberg und Ernst Wilhelm Borchert gesprochen, die ihre Sache
sehr gut machen und lediglich durch die übertriebenen Texte daran gehindert
werden, wirklich seriös zu wirken. In der englischen Fassung spricht sich
Henry Fonda selbst, aber Terence Hill wurde wegen seines zu starken italienischen
Akzents von einem unbekannten englischen oder amerikanischen Schauspieler
synchronisiert, obwohl er deutlich sichtbar auf dem Set selbst englisch
gesprochen hatte. Sein Tonfall ist in der englischen Fassung ähnlich
wie in der deutschen, aber statt dummen Sprüchen hat Nobody dort
einen leichten texanischen Cowboy-Akzent, der schon alleine einen Teil
des Humors übernimmt.
Kein Western mit dem Sergio Leone auch nur entfernt zu tun hatte wäre
komplett ohne die Musik von Ennio Morricone. Um den fröhlichen Ton des
Films zu unterstreichen, komponierte Morricone im Voraus, wie bei Leone
üblich, eine größtenteil lustig-unbeschwerte Musik, die jedoch auch ganz
epische Elemente besaß. Die hüpfende, verspielte Titelmusik, dominiert
von einer plätschernden Rhythmusgitarre und einer fast kinderliedartigen
Querflöten-Melodie wird von einer Westernoper ergänzt, die bei The
Good, the Bad and the Ugly anleihen macht, aber sich auch bei Wagners
Walkürenritt frei bedient. Die freche Einbindung eines klassischen Themas
ist ganz schön mutig und hätte sich dumm anhören können, unterstreicht
aber die märchenhafte, unreale Atmosphäre des Films sehr gut und wurde
auf Morricone-typische weise exotisch und effekvoll instrumentiert.
Die gewagte Mischung aus den klassischen Italowestern und der neuen lustigeren
Generation erwies sich nicht ganz so erfolgreich, wie sich Sergio Leone
erhofft hatte. In Italien blieb Mio nome è Nessuno - so der eigentliche
Originaltitel – weit hinter den beiden Trinity-Western mit Bud Spencer
und Terence Hill zurück, und in den USA fand Nobody so gerade einmal einen
Verleih und wurde dann doch zum Flop. Ein großer Trost war jedoch, daß
der Film in Frankreich und Deutschland zu einem großen Kassenschlager
und Publikumsliebling wurde und heute immer noch sehr beliebt ist.
Sergio Leone zeigte sich wenig begeistert über den geringen Erfolg seines Films, und ging teilweise so weit, die Schuld seinem Regisseur Tonino Valerii anzulasten. Leone meinte, daß Valerii dem Film zuwenig Seele und Poesie eingehaucht hätte und bezeichnete ihn als guten Handwerker, versagte ihm aber den Status eines Genies. Terence Hill hingegen erinnert sich auch heute noch wohlwollend an die Zusammenarbeit mit Valerii und Leone und an seine Rolle zurück, die er für eine der besten hält, die er je gespielt hatte.
Im Grunde genommen tief enttäuscht von My Name is Nobody wollte
Sergio Leone eigentlich nie wieder einen Western inszenieren und sich
lieber seinem Lieblingsprojekt, einem Gangster-Epos das erst fast ein
Jahrzehnt später unter dem Titel Once upon a Time in America
fertiggestellt wurde, zuwenden. Aber ein letztes Mal beteilgte er sich
doch noch an der Produktion eines Westerns, wieder mit Terence Hill in
der Hauptrolle und mit jemand anderem im Sessel des Regisseurs. Un
Genio, due Compari, un pollo – in Deutschland als Nobody-Fortsetzung
Nobody ist der Größte vermarktet – sollte zu einem Mißerfolg
auf der ganzen Linie werden und Sergio Leones legendären Ruf als Italowestern-König
entgültig beenden. My Name is Nobody bleibt dagegen bis heute die Krönung der Comedy-Western aus den siebziger Jahren und bildet gleichermaßen ein gelungener Abschluß von Sergio Leones Western-Karriere und ein wehmütiger Abgesang auf das gesamte Genre,
Die DVD
My Name is Nobody war in Deutschland schon seit seiner Premiere
ein großer Erfolg und wurde schon sehr früh in 8mm und 16mm-Filmformaten
als Heimkino-Version verkauft, bevor er in den achtziger Jahren in den
Videotheken als VHS-Kassette die Kassen klingeln ließ und zum Dauerbrenner
im Fernsehen wurde. Trotzdem hat es eine Ewigkeit gedauert, bis Nobody auch
endlich den Weg auf eine DVD fand – es gab zwar schon längere Zeit amerikanische
und englische Veröffentlichungen, aber diese waren bisher von zweifelhafter
Qualität und hatten außerdem keinerlei Extras.
2005 hatten die deutschen Rechteinhaber Rialto Film und Tobis Home Entertainment
Mein Name ist Nobody in die Hände von Paramount und den deutschen
Restaurationsexperten TLE-Films gegeben, die den Film wundervoll überarbeitet
und auch einige bemerkenswerte Extras produziert haben. Mein Name ist
Nobody ist sowohl als Doppel-DVD alleine als auch mit seinem Quasi-Nachfolger
Nobody ist der Größte in einem opulenten 4-Disc-Set erhältlich, dessen
schickes Digipack ein ähnlich schickes Design wie die europäischen DVDs von Once
upon a Time in the West hat und wahrscheinlich das erste horizontale Coverdesign
der deutschen DVD-Geschichte besitzt. Den hervorragenden Eindruck trübt
nur ein leicht danebengegangenes MPEG-Encoding, das auf den meisten Fernsehern
keine Probleme macht, auf progressiven Displays jedoch potentiell schwierig
sein könnte. Vom Kauf sollte das aber keinesfalls abhalten, denn trotzdem
hat man es hier mit einer erstklassigen DVD zu tun.
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Bild
My Name is Nobody wurde von Paramount und TLE-Films
auf Basis eines in HD-Auflösung bei Technicolor in Rom abgetasteten italienischen
Dupe-Negativs mit deutschem Vorspann digital restauriert - mit hervorragendem Ergebnis, das eine
erstaunlich gute Bildqualität trotz schwierigem Quellmaterial bietet.
Der einzige Wermutstropfen ist ein fehlerhaftes MPEG-Encoding, daß auf
vielen Software-DVD-Playern Probleme macht, Fernsehern aber zum Glück
nichts anhaben kann.
Die Filmvorlage ist aufwendig gesäubert worden, Schmutz oder Beschädigungen sind bis auf ein paar ganz minimale Ausnahmen überhaupt nicht sichtbar. Das Bild macht einen sehr sauberen Eindruck, hier und da ist aber noch ein wenig von der leicht gefilterten Körnigkeit sichtbar, so daß kein völlig steriler und digitaler Eindruck entsteht. Die Schärfe ist nicht immer ganz optimal, aber weit über dem Niveau, das man von Filmen dieses Alters normalerweise gewöhnt ist. Zusätzlich nachgeschärft wurde anscheinend nicht, so daß das Bild ein wenig weich aussieht, aber trotzdem noch sehr detailreich ist.
Die Farben sind geradezu brilliant und machen den Film zu einem richtigen Technicolor-Farbwunder. Die strahlend blauen Himmel und die erdig-braunen Farbtöne der Wüste in den Außenaufnahmen kommen gleichermaßen gut zur Geltung, und die etwas dunkleren Studioszenen sehen immer noch sehr farbenprächtig, wenn teilweise auch etwas gedämpfter aus.Das Farbtiming ist insgesamt überraschend frisch und natürlich, ganz anders als die verwaschenen und ausgeblichenen Versionen, die man von früher kennt.
Viele Bildstandprobleme, die durch beschädigte Perforation und schlechte Klebestellen beim Transfer entstanden, wurden im Rahmen der Restauration beseitigt, so daß das Bild größtenteils sehr ruhig ist. An vielen Klebestellen ist jedoch noch ein fast kaum wahrnehmbares Ruckeln für eine handvoll Frames zu sehen, das zwar schon minimiert wurde, aber nicht vollständig in Ordnung gebracht werden konnte. Dieses leichte Ruckeln ist aber auch nur zu sehen, wenn man besonders darauf achtet und wirkt sich bei normalem Anschauen nicht störend aus.
Das MPEG-Encoding, ausgeführt von der deutschen Firma HSG Film, ist einerseits
lobenswert, weil der 112-minütige Film so komprimiert wurde daß er mit
einer maximalen Bitrate die ganze erste DVD füllt, aber andererseits auch
ärgerlich: Statt das konvertierte HD-Master ordentlich progressiv zu komprimieren,
wurde es interlaced gespeichert. Das ist zwar normalerweise kein Problem
und wird auch öfter gemacht, aber zusätzlich kommt hier noch ein Field
Swap dazu: ein Filmbild wurde auf zwei nicht zusammengehörende Halbbilder
verteilt.
Wie oben erwähnt macht dies Standalone-DVD-Playern, die an einen normalen Fernseher angeschlosse sind überhaupt nichts auf, weil sie sowieso ein Interlaced-Bild darstellen. Sobald aber eine progressive Wiedergabe, wie bei Software-DVD-Playern oder manchen Beamern ins Spiel kommt und ein Deinterlacing ausgeführt werden muß, beginnen die Probleme. Die meisten Software-DVD-Player können diese DVD nur mit deutlichen Nachzieheffekten oder Treppenbildung abspielen, lediglich die aktuelle Version von PowerDVD läßt sich mit einer bestimmten Kombination von Einstellungen zu einer halbwegs sauberen, aber auch nicht perfekten Wiedergabe überreden.
Angesichts der hervorragenden Restauration ist dieses mangelhafte Encoding sehr enttäuschend, allerdings muß man erwähnen daß TLE-Films keine Schuld daran trifft und von dem von Paramount beauftragten Masteringstudio sogar erfolglos eine ordentliche progressive Codierung gefordert hatte. Es wäre anständig von Paramount, diesen Fehler zu korrigieren und zumindest die Film-DVD austauschen zu lassen, aber da sich das Problem auf dem meisten Equipment nicht bemerkbar macht wird dies wohl nicht passieren. Für die gelungene Restauration gibts trotzdem die volle Punktzahl, denn im Prinzip ist an der Bildqualität absolut nichts auszusetzen.
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Bonusmaterial
Die Extras dieser DVD wurden von TLE-Films exklusiv für die deutsche Veröffentlichung von Paramount produziert und sind daher hauptsächlich deutschsprachig, besitzen aber auch englische und deutsche Untertitel. Das gelungene und professionell aussehnde Menüdesign kann sich direkt neben den Menüs der anderen Leone-DVDs von Paramount und MGM sehen lassen und ist ebenfalls komplett zweisprachig.
Nobody's Perfect - Leones Grabgesang auf den Western der "alten Generation" (73:21) von Torsten Kaiser ist eine sehr ausführliche, aber auch sehr
subjektive Dokumentation über die Entstehung von My Name is Nobody und
deren Begleitumstände. Inhaltlich detailliert recherchiert und auf viele
Quellen zurückgreifend wird diese Doku von einem auf Sensation und Drama
getrimmten Voiceover überschattet, das einerseits die große Fülle von
Informationen unterhaltsam wiedergibt, aber durch die übertriebene Art
etwas zu sehr wie ein typisches deutsches Werbe-Making-Of wirkt. Statt
objektiv zu bleiben und Abstand von den Fakten zu halten, nimmt sich der
Autor zu oft die Freiheit über Film und Filmemacher zu urteilen und macht
die Dokumentation dadurch mehr zu einer Kritik. Einen bitteren Nachgeschmack
hinterlassen einige falsche Fakten, die offenbar durch zu hastige Recherche
entstanden sind und wirklich nicht hätten sein müssen. Trotz dieser Probleme
ist in Nobody´s Perfect eine Menge Wissenswertes untergebracht worden,
das zwar für Leone-Kenner nicht viel neues bietet, aber für Gelegenheits-Zuschauer
sehr interessant ist. Highlights sind das schicke grafische Design und
das Interview mit Terence Hill, das im Originalton mit Untertiteln gehalten
wurde und zum Glück nicht durch das deutsche Voiceover verdeckt wurde.
Neu ist das Interview nicht, denn es ist das gleiche was schon in Auszügen
auf der englischen DVD zu sehen war, aber wahrscheinlich war ein neuer
Interview-Termin mit Terence Hill nicht einfach machbar. Immerhin bekommt
man so die seltene Möglichkeit, einmal die echte Stimme des Schauspielers
zu hören, der auch heute noch einen deutlich hörbaren italienischen Akzent
hat.
Abgestaubt - "Nobody vor und nach der Restauration" (34:41)
ist nicht nur eine Dokumentation über die Restauration des Films, wie
der Titel suggeriert, sondern eine ausführliche Abhandlung über die Entwicklung
des Heimkino-Mediums von 8mm-Film über VHS, Laserdisc & Co bis zur den
heutigen digitalen Formaten. Dabei geht es oft sehr technisch, aber auch
sehr anschaulich zur Sache, denn es wird nicht nur über die verschiedenen
Formate, Geräte und Werkzeuge geredet, sondern auch alles gezeigt. Auch
jede Menge visuelle Vergleiche zwischen den verschiedenen Formaten werden
gezeigt, was natürlich den Sinn haben soll die neue DVD als das Nonplusultra
in Sachen Bildqualität darzustellen.
Die Galerie mit Musik (10:23) ist nicht nur eine sehr
schön präsentierte Bildergalerie mit ausführlichen Produktionsfotos, sondern
birgt auch sozusagen ein Easteregg in sich: die Musik ist nicht nur ein
zusammenhangloses Gedudel, sondern eine fast ungeschnittene Zusammenstellung
der besten Stücke von Ennio Morricones Soundtrack in feinstem Stereo mit
192 kbit/s.
Nobody in the News - Seltene Pressebücher ist ein richtige
Bildergalerie, die auf ca. 120 Bildschirmseiten eine Unmenge von Pressematerial
des Films in ordentlicher und gut erkennbarer Größe präsentiert.
Der 8mm Werbefilm (17:09) und die Ausschnitte der 8mm-Fassung
des Films (7:02) sind eigentlich nicht wirklich etwas zum anschauen
und dienen als Demonstration was das einstige Heimkino-Format im Vergleich
zur DVD konnte und nicht konnte. Vielleicht ist das viele 8mm-Material
auf dieser DVD etwas übertrieben, aber immerhin hat es einen unbestreitbaren
nostalgischen Wert.
In der Abteilung Trailer ist der amerikanische
Kinotrailer des Films (2:38) in nicht-anamorphem 2.35:1 untergebracht,
deutsche Trailer haben es allerdings nicht bis auf diese DVD geschafft.
Außerdem sind hier noch die beiden von TLE produzieren Promotion-Trailer Nobody auf DVD (1:32) und Die Dollar-Filme auf
DVD (1:49) zu sehen.
Die DVD-Credits sind auf mehreren Textseiten untergebracht und enthalten in etwa den Inhalt der Pressemeldungen, die schon als PDF-Dateien auf der Webseite von TLE-Films zu lesen waren. |
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