The Odd Couple 
Cover

13.2.2012 #534

Original vom 25.4.2005
von Guido Bibra

Titel The Odd Couple
Studio Paramount Pictures (1968)
Hersteller Paramount Home Video (2000) EAN 0-9736-08026-4
DVD-Typ 5 (4,22 GB) Bitrate ø 5,33 max. 9,0
Laufzeit 105:16 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray II
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.30:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Französisch
Untertitel Englisch
Freigabe MPAA G
Extras • Theatrical Trailer

Der Film

"What's wrong, Oscar?" - "There's something wrong with that system, that's what's wrong! I don't think that two single men living alone in a big eight-room apartment should have a cleaner house than my mother!" - Felix Unger (Jack Lemmon) quartiert sich im Apartment seines Freunds und Pokerkollegen Oscar Madison (Walter Matthau) ein, nachdem er von seiner Frau verlassen wurde und sich fast umgebracht hätte. Aber Felix ist ein geborener Hypochonder und hat einen ausgeprägten Reinlichkeitstick, mit dem er den schlunzigen Oscar bald in die Verzweiflung treibt...

 


Neil Simon war und ist einer der vielbeschäftigtsten amerikanischen Theater- und Filmautoren, die Anzahl seiner Werke gehen in eine ganz ansehnliche zweistellige Nummer. Seine Karriere hatte der Autor in den fünfziger Jahren als Gagschreiber bei den frühen Fernseh-Comedyshows von Sid Caesar begonnen, wo er sich ähnlich wie seine damaligen Kollegen Mel Brooks und Woody Allen eine besondere Art von pointiertem, schnellen Witz aneignete. In den sechziger Jahren wurde Simon langsam aber sicher zu einem sehr erfolgreichen Bühnen- und Filmautor, dessen Werke zwar nicht immer das Gelbe vom Ei waren, aber oft großen Erfolg hatten und zu richtigen Klassikern wurden.

Dazu gehörte auch The Odd Couple, eine kleine Komödie über das Zusammenleben von zwei völlig gegensätzlichen Männern, die sich gegenseitig mit ihren Ticks und Macken in den Wahnsinn treiben. Die Idee zu dieser Geschichte hatte eigentlich Neil Simons Bruder Danny, seinen eigenen Erfahrungen nach seiner Scheidung verarbeiten wollte, aber mit dem Schreiben nicht richtig voran kam und deshalb seinen Bruder bat, das Konzept zu übernehmen. Neil Simon wurde dafür zwar als alleiniger Autor des Stücks genannt, aber überließ seinem Bruder trotzdem zehn Prozent von allen Einnahmen, was sich langfristig als sehr großzügig herausstellte. Als The Odd Couple 1965 mit Walter Matthau und Art Carney in den Hauptrollen am Broadway eröffnete, wurde das Stück zu Neil Simons größtem Theatererfolg der sechziger Jahre – ausgezeichnet mit fünf Tony Awards war The Odd Couple bis 1967 in fast 1000 Vorstellungen am Broadway zu sehen.

Produzent Howard W. Koch hatte für Paramount Pictures schon kurz nach dem Broadway-Erfolg die Leinwandrechte von The Odd Couple gekauft, wollte aber unbedingt die ursprünglichen Bühnen-Besetzung engagieren, nachdem ihm Walter Matthau eine komplette Neubesetzung ausgeredet hatte. 1966 hatte Billy Wilder aber in The Fortune Cookie das erste Mal Walter Matthau und Jack Lemmon zusammen vor die Kamera geholt und der Paramount-Produktionschef Robert Evans wollte das Comedy-Traumpaar wieder vereinen. Gleichzeitig sollte auch Wilder die Regie übernehmen, aber letztendlich erwies sich diese Kombination für Paramount zu kostspielig. Billy Wilder, der sowieso gerade mit den Vorbereitungen zu The Private Life of Sherlock Holmes beschäftigt war und nach seinem Weggang von Paramount in den fünfziger Jahren nicht unbedingt wieder dorthin zurückkehren wollte, stieg aus dem Projekt aus.

Stattdessen wurde The Odd Couple dem Broadway-Regisseur Gene Saks anvertraut, der schon ein Jahr zuvor in enger Zusammenarbeit mit Neil Simon dessen Bühnenerfolg Barefoot in the Park erfolgreich verfilmt hatte und damit keinesfalls nur die zweite Wahl war. Dadurch konnte das Duo Jack Lemmon und Walter Matthau wieder zusammengebracht werden, die mit ihrem ersten gemeinsamen Auftritt in The Fortune Cookie bewiesen hatten, daß sie ideal für die Rollen von Felix und Oscar waren. Durch die Umbesetzung von Felix Unger war der Charakter etwas jünger geworden, denn auf der Bühne war der Endvierziger Art Carney mehr ein graumelierter älterer Herr, während sich Jack Lemmon mit Anfang Vierzig seinen jugendlichen Charme weitgehend bewahrt hatte und Felix nun nicht mehr zum älteren Teil des Duos machte.

Neil Simon ließ sich sein Bühnenstück nicht aus der Hand nehmen und dank seiner vorherigen Hollywood-Erfahrung ließ es das Studio zu, daß er seine eigene Drehbuch-Adaption schreiben konnte. Die Änderungen hielten sich aber in Grenzen, denn das Stück wurde praktisch im Ganzen übernommen und nur mit einigen zusätzlichen Szenen ergänzt, die den Rahmen der Bühnenversion, die ausschließlich in Oscars Apartment stattfand, vergrößerten. Begonnen wurde der Film deswegen nicht mit der Pokerrunde, sondern mit einem Solo-Auftritt von Jack Lemmon, der im Laufe der Handlung auch mit einer handvoll Außen-Szenen ergänzt wurde, die die Handlung eindeutig in New York ansiedelten und noch mehr über die beiden Hauptcharaktere offenbaren.

Walter Matthau als der chaotische, schlunzige und linkische Schlemihl und Jack Lemmon als der brave, überordentliche Hypochonder mit Reinlichkeitstick waren die ideale Besetzung für Neil Simons Geschichte, die weniger auf völliger Fiktion als auf eigenen Beobachtungen basierte. Insbesonders Walter Matthau schien sich in Oscar Madison wiedererkannt zu haben, denn er machte bei den Vorbereitungen der Verfilmung den Vorschlag, seine Rolle mit Jack Lemmon zu tauschen - eine interessante Idee, die aber letztendlich dann doch nicht in die Tat umgesetzt wurde. Weder Felix noch Oscar sind in den Händen von Lemmon und Matthau wirkliche Sympathen, dazu ist die Darstellung der beiden Schauspieler zu eindringlich, aber nicht humorlos. Im Gegensatz zu ihrem vorherigen Film The Fortune Cookie war The Odd Couple deutlich weniger melodramatisch und viel witziger, ohne dabei jedoch an Zynismus und schwarzem Humor zu sparen.

Genauso wie die Bühnenversion war auch die Filminszenierung von The Odd Couple zum größten Teil ein Stück für nur zwei Schauspieler, aber Neil Simon hatte sein ursprünliches Stück erst gar nicht um weitere Szenen mit Oscars Pokerrunde oder den Besuch der Pigeon-Sisters erweitern müssen, da diese schon in der Theaterfassung vorhanden waren. Von der ursprünglichen Broadway-Besetzung dieser unverzichtbaren Nebenrollen wurden nur John Fiedler als Vinnie sowie die beiden britischen Schauspielerinnen Monica Evans und Carole Shelley als die Pigeon-Schwestern übernommen, während Herb Edelman, David Sheiner und Larry Haynes Oscars Pokerfreunde mit den wundervollen (Spitz)-Namen Murray, Roy und Speed gespielt wurden.

Statt den Film in einer künstlichen Studioumgebung zu inszenieren, hatte sich Gene Saks entschieden, die Dreharbeiten in ein richtiges Apartment in New York zu verlegen, das geräumig genug für eine ganze Filmcrew war. In den Dorchester Apartments an der Upper West Side von Manhattan, einem 1904 gebauten Haus, wurden die Filmemacher fündig und suchten sich ein typische übergroße Familien-Wohnung aus, ganz im Sinn des in New York heimischen Neil Simon. Eingefangen wurde die sehr realistische Kulisse mit extrem weitwinkligen Aufnahmen im breiten Panavision-Bildformat, um dem Zuschauer die Illusion zu geben, direkt in Oscars Apartment auf der Couch gegenüber dem Pokertisch zu sitzen.

Allerdings konnte der Film nicht ganz den Eindruck eines abgefilmten Theaterstücks verhindern, was möglicherweise daran lag, daß Kameramann Robert B. Hauser zuvor fast ausschließlich fürs Fernsehen gearbeitet hatte. Seine Bildkompositionen sind zu statisch und vorhersagbar, um wirklich kreativ zu wirken, wodurch der ansonten eigentlich handwerklich perfekten Inszenierung ein gewisses Etwas fehlt , das vielleicht nur Billy Wilder in die Produktion hätte einbringen können. Fantastisch ist dagegen das Geschehen vor der Kamera, denn die wundervoll chaotische Pokerrunde und Felix und Oscars Streitgespräche wurden perfekt durchchoreographiert und lassen dem Zuschauer kaum Zeit zum Luftholen.

Eigentlich nur am Rande vorkommend und für die Handlung unwichtig war die musikalische Begleitung, die sich lediglich auf eine Titelmusik und ein paar wenige andere vertonte Szenen beschränkt hatte. Der spätere Klassiker unter den Filmmusiken der sechziger Jahre entstand aber dadurch, daß sich Gene Saks an den Jazz-Musiker, Arrangeur und Filmkomponist Neal Hefti gewandt hatte, den er schon Barefoot in the Park vertonen ließ. Heftis Thema für The Odd Couple basierte auf einem ähnliches Rhythmus wie sein ikonisches Batman-Thema, das nun aber geshuffelt wurde und mit einer Melodie mit enormem Wiedererkennungseffekt ausgestattet war. Dank der großen Ohrwurm-Qualitäten war Neal Heftis Filmmusik schnell zu einem überraschenden Hit geworden, der später fast noch bekannter als das Stück oder der Film wurde.


Heutzutage wirkt die Geschichte von Oscar und Felix etwas altbacken und belanglos, aber The Odd Couple dreht sich eigentlich gar nicht um Scheidung, obsessive Reinlichkeit oder andere Probleme, sondern um die beiden Titelhelden und ihr letztendlich zum Scheitern verdammtes Zusammenleben. Der Reiz des Films liegt für den Zuschauer in der Frage, was passiert wenn man zwei so unterschiedliche Leute wie Felix und Oscar zusammenbringt - etwas, was heute mehr in zahllosen Reality-TV-Shows auf unterstem Niveau zelebriert wird, aber in den Händen von Neil Simon eine bissige und nur allzu wahre Charakterstudie ist. Natürlich hat das Material das Zeug zum Drama, aber es wäre kein Stück von Neil Simon, wenn nicht die Komödie deutlich im Vordergrund stehen würde.

Nicht wenige dürften sich in Felix oder Oscar wiedererkennen und für manche könnte dies ein Grund sein, The Odd Couple zu hassen. 1968 wurde der Film aber trotzdem zu einem beachtlichen Erfolg und avancierte schnell zum Klassiker. Zwei Jahre nach der Kinopremiere wurde der Film in einer Fernsehserie mit Tony Randall und Jack Klugman in den Hauptrollen fortgesetzt, die ein halbes Jahrzehnt lang lief und so erfolgreich war, daß vielen Amerikanern den Kinofilm kaum bekannt war. In Europa, wo die TV-Serie weitaus weniger bekannt war und beispielsweise in Deutschland erst ab Ende der siebziger Jahre unter dem Titel Männerwirtschaft gesendet wurde, war es jedoch genau umgekehrt.

Auch Jahrzehnte nach seiner Entstehung bleibt The Odd Couple immer noch ein faszinierender Film, in dessen dichter Inzenierung bei jedem neuen Anschauen wieder etwas Neues zu entdecken ist. Oft wird dieser Film als Geburtsstunde des Lemmon & Matthau-Duos gefeiert, obwohl sie schon zwei Jahre vorher in Billy Wilders The Fortune Cookie zusammen vor der Kamera gestanden hatten. The Odd Couple hatte aber schon immer einen größeren Eindruck hinterlassen, obwohl die beiden völlig unterschiedlichen Filme eigentlich der gleiche Ruhm zuteil werden sollte.

Dreißig Jahre nach der Inszenierung kamen Neil Simon, Jack Lemmon und Walter Matthau noch einmal für die Fortsetzung The Odd Couple II zusammen, die von den Kritikern scharf verurteilt wurde, aber eigentlich eine genauso nette Geschichte wie das Original erzählte und ein wundervoller Abschluß der Karriere der beiden Schauspieler war.

Die DVD

The Odd Couple war bereits 2000 von Paramount in den USA veröffentlicht worden, was aber erst zwei Jahre nach der Fortsetzung The Odd Couple II geschehen war. Obwohl sich das Studio mit Bild- und Tonqualität allergrößte Mühe gegeben hatte, waren Extras leider bis auf einen Trailer Mangelware. Erst 2009 hatte Paramount unter dem Centennial Collection-Banner eine Special-Edition produziert, die aber nur kurz im Handel war und heute in den USA genauso wie die vorherige DVD out-of-print ist. Es ist schade, daß sich das Studio so lange Zeit mit der Produktion von Extras gelassen hatte, besonders wenn man bedenkt, daß Jack Lemmon und Walter Matthau noch bis zum Ende der neunziger Jahre aktiv waren.

Die hier rezensierte DVD ist die ursprüngliche amerikanische Ausgabe, die allerdings nicht mehr neu erhältlich ist. 2002 erschien die praktisch extralose DVD auch in Europa mit einer genauso guten Bild- und Tonqualität, deren Transfer nur etwas weniger stark nachgeschärft wurde. Da inzwischen beide US-Ausgaben nicht mehr neu erhältlich sind, kann man auch auf die deutsche oder englische DVD des Films ausweichen, die oft sehr günstig im Doppelpack mit dem Nachfolger The Odd Couple II erhältlich ist. Während Warner weltweit schon Lemmons und Matthaus Grumpy Old Men-Filme als Blu-Ray veröffentlicht hat, ist von The Odd Couple bisher noch nichts zu sehen.

Cover

Bild

The Odd Couple war eine der relativ frühen Paramount-DVDs, die schon mit einer bemerkenswert gut gelungenen Abtastung eines älteren Films begeistern konnten - etwas, womit sich andere Studios wie MGM zur gleichen Zeit noch sehr schwer getan hatten.

Auch wenn es sich bei The Odd Couple nicht um ein Remastering von Lowry Digital handelte, hatte sich Paramount genauso große Mühe gegeben und ein ganz ähnliches Ergebnis erzielt. Die offenbar sehr gut erhaltenen Filmelemente waren sehr gründlich gereinigt worden, der einzige Unterschied zu einer Lowry-Restauration zeigt sich in den nur ganz selten auftretenden weißen punktuellen Dropouts, die darauf schließen lassen, daß Paramount das Negativ aus dem Archiv geholt hatte. Die wahrscheinlich ohnehin nicht sehr starke Körnigkeit wurde mit einer sehr gut arbeitenden Filterkombination praktisch komplett entfernt, was aber keine so drastischen Auswirkungen wie bei manchen frühen Lowry-Werken hatte, wodurch das Bild einen sehr plastischen und dreidimensionalen Eindruck macht, aber kaum digital wirkt.

Die Schärfe ist für einen Film und Transfer dieses Alters ganz hervorragend, allerdings wurde ein wenig mit einem Filter nachgeholfen, der außer ganz leichten Doppelkanten aber keine wirklich drastischen Auswirkungen hinterlassen hat - bei der europäischen DVD des Films ist der Schärfefilter nicht ganz so drastisch. Die Farben wirken auf den ersten Blick etwas blaß, aber die Hauttöne stimmen und der Rest entspricht eigentlich genau dem etwas gedämpfteren Technicolor-Farbtiming der sechziger Jahre. Der Bildstand ist fast unglaublich ruhig, das Bild ist völlig stabil und leistet sich kein einziges

Obwohl der 105 Minuten lange Film auf eine DVD-5 gequetscht wurde und die Bitrate nicht gerade besonders hoch ist, sind keinerlei Kompressionsartefakte sichtbar. Wahrscheinlich würde ein neuer Transfer mit modernerem Equipment heutzutage noch ein klein wenig besser aussehen, aber auch so kann man dieser DVD kaum eine schlechte Bildqualität vorwerfen - besonders weil die DVD der Fortsetzung The Odd Couple II im Gegensatz zu dieser regelrecht katastrophal aussieht.

Ton

Auch bei den Tonspuren hat sich Paramount wirklich Mühe gegeben – frühere Versionen des Films klangen unheimlich blechern, kratzig und muffelig, der neu digitalisierte Ton der DVD hört sich dagegen glasklar an.

Geboten werden hier gleich zwei restaurierte englische Tonspuren – eine Mono-Abmischung und eine 5.1-Spur, die jedoch bis auf die Musik praktisch identisch sind. Die Musik der 5.1-Spur ist keine wirklich diskrete Mehrkanal-Abmischung, sondern nur eine leicht steroisierte Version der Mono-Spur, die aber erstaunlich gut klingt und dem leicht klaustrophobischen Klang der ursprünglichen Tonspur ein klein wenig mehr Luft gibt. Dialoge und Geräusche beschränken sich in beiden Tonspuren natürlich auf den Center-Kanal, der 5.1-Mix wurde zum Glück nicht mit künstlich erzeugten direktionalen Effekten ausgestattet. Die Stimmen sind erstaunlich kräftig und nicht so dünn oder pappig, wie man es normalerweise bei einem Film aus dieser Zeit erwartet.

Generell machen die beiden englischen Tonspuren dieser DVD einen hervorragenden Eindruck – wie schlecht diese ohne eine sorgfältige Bearbeitung geklungen hätten, macht dagegen die französische Tonspur deutlich. Untertitel gibt es lediglich für Hörgeschädigte auf Englisch, aber diese sind wirklich notwendig um manche rasante Diskussion hundertprozentig verstehen zu können.

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