Der Film
Es waren einmal zwei Freunde namens Felix und Oscar, die sich vor langer Zeit Oscars Apartment teilten, weil Felix von seiner Frau verlassen wurde. Felix der Reinliche und Oscar der Schlampige hätten vielleicht friedlich miteinander zusammenleben können, wenn sie sich nicht gegenseitig mit ihren Ticks und Macken in den Wahnsinn getrieben hätten... Dreißig Jahre später hat sich Oscar in Florida zur Ruhe gesetzt und geht ab und zu noch seinem alten Job als Sportreporter nach. Eines Tages fällt er aus allen Wolken, als er einen Anruf von seinem Sohn bekommt, der ihm erzählt, daß er heiraten will – und die Braut ausgerechnet Felix' Tochter ist! Die beiden Erzfeinde und -Freunde treffen sich auf dem Weg zur Hochzeitsfeier, die in einer kalifornischen Kleinstadt stattfinden soll. Aber schon am Flughafen nimmt das Unglück seinen Lauf und die gemeinsame Autofahrt entwickelt sich schnell zum Roadtrip ins Ungewisse...
Jack Lemmon und Walter Matthau waren nicht die einzigen Inkarnationen von Felix und Oscar, aber diejenigen, die Neil Simons Charaktere seines größten Erfolgs, The Odd Couple, das erste Mal einem breiten Publikum bekannt gemacht hatten. In den siebziger Jahren hatten Tony Randall und Jack Klugman die Rollen fünf Jahre lang in der gleichnamigen Serien-Fortsetzung gespielt, während Lemmon und Matthau alleine und gemeinsam sich anderem, aber auch meist komischem Stoff zugewandt hatten. Anfang der neunziger Jahre konnten die beiden Schauspieler mit Grumpy Old Men ein überraschendes Comeback feiern und waren auch mit der Fortsetzung Grumpier Old Men und Out To Sea auf ihre alten Tage wieder zu großen Stars geworden.
Nach drei relativ großen Erfolgen in den neunziger Jahren sah offenbar Paramount Pictures die Zeit gekommen, das dreißigjährige Jubiläum von The Odd Couple mit einer Fortsetzung zu feiern. Die Gelegenheit war zu gut, um sie zu verstreichen zu lassen und mit den gemeinsamen Kräften von Grumpier Old Men-Regisseur Howard Deutch und Neil Simon, dem Autor des Originals, war es gelungen, Jack Lemmon und Walter Matthau noch ein weiteres Mal für einen Leinwand-Auftritt zu gewinnen. Es war nicht nur ein Jubiläum, sondern auch ein ganz besonderer Rekord: eine Fortsetzung eines Films mit der Original-Besetzung dreißig Jahre nach dem Vorgänger hatte es noch nie zuvor gegeben.
The Odd Couple II wurde zwar von Neil Simon höchstpersönlich geschrieben und co-produziert, aber die Geschichte hatte nicht mehr besonders viel mit dem Original zu tun. Zwar waren die Charaktere vom Namen her identisch und die Hintergrundgeschichte wurde natürlich erwähnt, aber größtenteils ist The Odd Couple II mehr ein dritter Auftritt der Grumpy Old Men, was aber nicht unbedingt ein Nachteil ist. Da der Film nicht auf einem Bühnenstück basierte, konnte Neil Simon die Schauplätze viel flexibler gestalten und hatte aus der Geschichte gleich einen Roadtrip gemacht, der wieder Gelegenheit für einen episodenhaften Aufbau der Handlung gab und Felix und Oscar durch einige Abenteuer jagt.
Dennoch hat die Geschichte den richtigen Neil-Simon-Touch und verzichtet im Gegensatz zu den Grumpy Old Men-Filmen auf einen übermäßigen Druck auf die Tränendrüsen.The Odd Couple II ist zwar in erster Linie eine Komödie, verzichtet aber nicht ganz auf einen leicht romantisch angehauchten Subplot, der aber auch nicht wirklich dramatisch ausfällt. Der Humor ist deutlich frecher und bissiger als bei den vorherigen drei Filmen von Lemmon und Matthau, erreicht aber nicht ganz den Zynismus des Originals.
Obwohl sich The Odd Couple II mehr auf die recht belanglose und eigentlich unwichtige Handlung konzentriert als das Original, ist die Fortsetzung ganz typisch für Neil Simon genauso gesprächig und wird von den haargenau auf die beiden Hauptdarsteller zugeschnittenen Dialoge dominiert. Sogar vor einigen wohlplatzierten "Four-Letter-Words" schreckt das Drehbuch nicht zurück, was dem im Grunde genommen völlig harmlosen Film in den USA direkt ein PG-13-Rating beschert hatte.
Jack Lemmon und Walter Matthau hatten jede Menge Spaß mit Neil Simons Drehbuch, daß er ganz auf die beiden Schauspieler zugeschnitten hatte. Natürlich könnte man den beiden Schauspieler vorwerfen, daß sie sich nur selbst spielen, aber man merkt deutlich den Unterschied zwischen ihren Grumpy Old Men-Charakteren und Felix und Oscar, zwei Rollen in die Lemmon und Matthau auch dreißig Jahre später wieder sofort hineinschlüpfen können.
Unterstützt werden die beiden Schauspieler-Veteranen von einer Vielzahl von gut besetzten Nebenrollen, die jedoch nicht ganz soviel Eindruck hinterlassen wie beim Vorgänger oder den beiden Grumpy Old Men-Filmen, da Lemmon und Matthau den Film mit ihren starken Charakteren extrem dominieren.
Lediglich Richard Riehle als genervter Sheriff und Barnard Huges als der alte Mann mit dem Rolls Royce können sich gegen die geballten Persönlichkeiten der beiden Hauptdarsteller einigermaßen halten. Insbesonders Jonathan Silverman und Lisa Waltz als die Kinder von Oscar und Felix sind jedoch völlig unauffällig und auch die älteren Darsteller können sich nicht wirklich durchsetzen. Immerhin hat die leider nur ganz am Rande vorkommende Pokerrunde eine gelungene Besetzungzu bieten, der das Drehbuch aber viel zun wenig zu tun gibt.
Inszeniert wurde The Odd Couple II von Howard Deutch, der zuvor mit Lemmon und Matthau schon Grumpier Old Men gedreht hatte und damit bestens wußte, wie er die beiden Schauspieler am besten in Szene setzt. Seine Inszenierung ist handwerklich solide mit einem perfekten Timing, das keinerlei Langeweile aufkommen läßt - Es fehlt aber an Originalität, denn The Odd Couple II sieht im Gegensatz wie das Original wie jeder andere Hollywood-Film aus. Die Kameraarbeit von Jamie Anderson macht ausführlichen Gebrauch vom breiten Scope-Bildformat, das die kalifornische Landschaft sehr stimmungsvoll einfängt, aber trotzdem sehr konventionell bleibt und keine großen Überraschungen zu bieten hat.
Die musikalische Begleitung hält sich ganz an die beiden Grumpy Old Men-Filme, denn die Filmemacher haben sich Alan Silvestri als Komponist ausgesucht, der wieder eine verspielte und melodiöse orchestrale Score geschrieben hatte, die auch Neal Heftis originales Odd Couple-Thema nicht vergißt und an einigen passenden Stellen sehr effektiv verwendet. Silvestris Filmmusik War aber eine vertane Chance, denn was eine originelle Jazz-Score im Stil des Originals hätte sein können, blieb nur eine ganz normale, durchschnittliche Hollywood-Ware, die mit einer Handvoll älterer Popsongs ergänzt wurde und zwar im Prinzip den Zweck ganz gut erfüllt, aber viel besser sein könnte.
The Odd Couple II war das Ende einer Ära. Es war der letzte gemeinsame Auftritt von Jack Lemmon und Walter Matthau, die beide nur etwa zwei Jahre nach den Dreharbeiten viel zu früh verstorben waren. Zwar hatten sie beide noch Solo-Auftritte in anderen Filmen, aber passenderweise blieb ihr letztes gemeinsames Projekt der Abschluß ihrer gemeinsamen Filmkarriere. Es war ihr vierter gemeinsamer Film in den neunziger Jahren und sowohl das Kinopublikum als auch die Kritiker waren von The Odd Couple II längst nicht mehr so begeistert wie von den vorherigen Filmen der beiden Komiker-Legenden. Es ist kein perfekter Film, aber The Odd Couple II macht hervorragenden Gebrauch von der Essenz von Lemmon und Matthau, die sich keinen besseren gemeinsamen letzten Auftritt hätten wünschen können.
Die DVD
Die DVD-Veröffentlichung von The Odd Couple II war in den USA ein Schnellschuß von Paramount aus den frühen Tagen des Mediums. Gleichzeitig mit der Laserdisc veröffentlicht hatte die Disc den gleichen schwammigen nicht-anamorphen Transfer verwendet, was sogar für die damaligen Verhältnisse enttäuschend war. Erst mit der Veröffentlichung von The Odd Couple hatte Paramount für den europäischen Markt einen neuen anamorphen Transfer gemacht, der zwar auch nicht perfekt war, aber schon eine Verbesserung war.
Die hier rezensierte DVD ist die amerikanische Ausgabe, die auch fast fünfzehn Jahre nach der Veröffentlichung immer noch unverändert im Handel ist und sich wirklich nicht lohnt, wenn man stattdessen auf die etwas bessere europäische DVD zurückgreifen kann.
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Bild
1998 steckte die DVD zwar noch in den Kinderschuhen, aber auch damals gab es keine Entschuldigung dafür, daß ein neuer Film nur mit einem nicht-anamorphen Transfer mit zweitklassiger Laserdisc-Qualität erscheint. Genau das hatte Paramount mit der amerikanischen DVD von The Odd Couple II gemacht und damit eine enttäuschende Bildqualität ausgelöst.
Zwar wurde The Odd Couple II in Super35 gedreht, was ohne ein digitales Interpositiv oft ein sehr körniges und unscharfes Bild verursacht, aber davon ist auf dieser DVD sowieso nichts zu sehen, weil das Bild extrem matschig und digital aussieht. Über das unscharfe Laserdisc-Master wurde sogar noch ein Schärfefilter gejagt, der zu starken Doppelkanten und manchmal sogar Treppchenbildung geführt hat. Die Detailtreue ist daher enttäuschend niedrig und sogar für Röhrenfernseher der damaligen Generation nicht ausreichend.
Genauso enttäuschend war auch der Zustand der Filmvorlage, denn obwohl keine wirklich großen Beschädigungen zu sehen sind, gibt es kaum eine Szene in der nicht ein paar Fussel oder Staubkörner durchs Bild fliegen - und das bei einem Film, der zum Zeitpunkt der DVD-Veröffentlichung noch kein halbes Jahr alt war. Die Farben wirken einigermaßen natürlich, aber besonders in den vielen Außenaufnahmen fällt ein etwas zu grelles Bild auf, bei dem helle Bereiche manchmal zu Überstrahlungen neigen. Die Bitrate ist nicht allzu hoch und der gesamte Film wurde auf eine einlagige DVD-5 gepreßt, was aber bei dem unterdurchschnittlichen Bildmaster keinen Unterschied macht.
Wie die zwei Jahre später erschienene europäische DVD des Films zeigt, kann man aus dem Quellmaterial deutlich mehr machen und sogar der in geöffnetem Fullscreen zu sehende Kinotrailer auf dieser Disc macht einen besseren Eindruck. Perfekt wird dieser Film natürlich nie aussehen, aber was sich Paramount 1998 mit dieser US-DVD geleistet hatte, war schon traurig.
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