The Pink Panther Strikes Again
Cover

5.8.2009 #462

von Guido Bibra

Titel The Pink Panther Strikes Again (Inspektor Clouseau - Der beste Mann bei Interpol)
Studio United Artists (1976)
Hersteller MGM Home Entertainment (2003) EAN 4-010232-021892
DVD-Typ 9 (6,07 GB) Bitrate ø 7,5 max. 9,0
Laufzeit 99:02 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Custom-Digipack
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch, Deutsch, Französisch 2.0 Mono 192 kbit/s Spanisch, Italienisch, Tschechisch
Untertitel Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Tschechisch, Niederländisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Dänisch, Portugiesisch, Griechisch, Türkisch
Freigabe FSK 12
Extras • Trailer

Der Film

Charles Dreyfus, ehemaliger Chefinspektor der Sureté, ist von Inspektor Closeau (Peter Sellers) in den Wahnsinn getrieben worden und muß sein Dasein in einer Nervenheilanstalt fristen. Beinahe schafft er es, sich zu rehabilitieren, bis ein Besuch von Jacques Closeau einen Rückfall auslöst, bei dem er seinen ehemaligen Untergebenen beinahe den Hals umdreht. Closeau läßt sich davon aber nicht beirren und geht als neuer Chefinspektor auf seine ganz eigene Weise der Verbrechensbekämpfung nach. Als Dreyfus aus der Anstalt ausbricht, reihenweise Schwerverbrecher aus Gefängnissen befreit werden und ein Wissenschaftler verschwindet, stößt Closeau bei seinen Ermittlungen auf eine kriminelle Verschwörung, an deren Spitze sein ehemaliger Chef steht, der es auf ihn selbst abgesehen hat...

 


Zusammen waren sie für die besten Kriminalkomödien der Filmgeschichte verantwortlich, aber ihr Verhältnis zueinander konnte man höflich nur als Haßliebe bezeichnen: Schauspieler Peter Sellers und Regisseur Blake Edwards hatten 1963 und 1964 mit The Pink Panther und A Shot In The Dark zwei der größten Überraschungserfolge der sechziger Jahre gedreht, aber Sellers' explosive und unberechenbare Art machten die Zusammenarbeit mit Edwards so schwierig, daß sie ihre Kreation, den unfähigen und tölpelhaften Inspektor Clouseau, nach nur zwei Filmen in den Ruhestand schickten und mit The Party nur noch einmal in den sechziger Jahren zusammen arbeiteten. Die Popularität des Katastrophen-Polizisten war aber so groß, daß Peter Sellers und Blake Edwards das Kriegsbeil nach fast zehn Jahren weitgehend begruben und Inspektor Clouseau wiederauferstehen ließen.

Das neue Leben des rosaroten Panthers

Ursprünglich hatte der britische Produzent Lew Grade nur eine Fernsehserie mit Inspektor Clouseau geplant, aber weil er damit Blake Edwards und Peter Sellers nicht begeistern konnte, wurde aus dem Projekt ein neuer Kinofilm. 1975 wurde The Return of the Pink Panther trotz einem Jahrzehnt Pause ein noch größerer Erfolg als seine beiden Vorgänger und der von Peter Sellers und Blake Edwards noch mehr auf die komödiantische Spitze getriebene Charakter des Inspektor Clouseau war so beliebt, daß eine Fortsetzung unausweichlich wurde. Inzwischen hatten United Artists, die in den sechziger Jahren die ersten beiden Filme produziert hatten, auch wieder Interesse bekommen und waren bereit, zusammen mit Blake Edwards die Produktion des neuen Films zu übernehmen.

Der Regisseur sorgte dafür, daß die Rechte an Inspektor Clouseau und dem rosaroten Panther wieder von United Artists zurückgekauft wurden und gründete extra für den neuen Film die Produktionsfirma Amjo. Unter diesem Deckmandel konnten schon weniger als ein halbes Jahr nach der Premiere von Return of the Pink Panther die Dreharbeiten des Nachfolgers beginnen - es war Eile geboten, denn die Nachfrage nach einem neuen Abenteuer von Inspektor Clouseau war groß. United Artists hatte deshalb Blake Edwards ein großzügiges Budget von sechs Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, mit dem eine genauso aufwendige und ausladende Produktion wie beim Vorgänger möglich war.

Der nächste Streich


Für die ursprünglich geplante Fernsehserie hatten Blake Edwards und sein alter Freund und Co-Autor Frank Waldman eine ganze Reihe von Ideen gesammelt und drei davon zu Drehbüchern ausgearbeitet. Eins davon war die Basis für Return of the Pink Panther, ein anderes wurde als Vorlage für die Fortsetzung verwendet, die anfänglich den Titel Curse of the Pink Panther trug, aber dann in The Pink Panther Strikes Again umbenannt wurde. Es sollte aber der erste Clouseau-Film seit A Shot In The Dark werden, der mit der titelgebenden Katze und dem gleichnamigen Diamanten nichts mehr zu tun hatte und sich auf einen völlig neuen Plot konzentrierte - dennoch knüpfte das neue Abenteuer von Inspektor Clouseau direkt an die Ereignisse aus dem vorherigen Film an.

Diesmal hatten sich Blake Edwards und Frank Waldman aber etwas völlig neues ausgedacht: ausgegehend von einem Szenario, in dem Chefinspektor Dreyfus seinen Haß auf Clouseau in einer Nervenheilanstalt auskuriert, wurde eine völlig andere Richtung eingeschlagen und Clouseaus geplagter Vorgesetzter vom Nebencharakter zum Haupt-Antagonisten befördert. Diesmal sollte es nicht um Juwelendiebstahl oder einen Mord, sondern um Clouseau und Dreyfus selbst gehen - der schleichende Weg zum Wahnsinn des Chefinspektors war schon seit A Shot In The Dark ein großes Thema und wurde nun als Basis für die neue Story verwendet. Die beiden Autoren ließen Dreyfus kurzerhand aus der Nervenheilanstalt ausbrechen und nicht nur einfach auf die Jagd nach Clouseau gehen, sondern die ganze Welt mit einer futuristischen Superwaffe bedrohen, um seinen Nemesis zur Strecke zu bringen.

Dreyfus bedroht die Welt


Es war ein wirklich verrückter Plot, der aber genau an die Tradition der vorherigen Filme anknüpfte, ein Konzept völlig auf die Spitze zu treiben und dann noch ein Stück weiter zu gehen - eine besondere Spezialität von Blake Edwards, die in The Pink Panther Strikes Back besonders ausführlich zum Einsatz kam. Die wilde Mischung aus klassischem Panther-Nonsense, handfestem Krimi-Thriller und Science-Fiction-Elementen samt einem James-Bond-artigen Bösewicht mag den Eindruck machen, zufällig zusammengewürfelt worden zu sein, aber tatsächlich hatte dieser Film einen viel deutlicher ausgeprägten Plot als seine Vorgänger. Das Drehbuch konzentrierte sich nun noch mehr darauf, eine richtige Geschichte zu erzählen und war nicht nur eine lose Aneinanderreihung von einzelnen Sketchen.

Blake Edwards und Frank Waldman hatten einen relativ komplexen Plot entwickelt, um so viel Ideen wie nur möglich in ihrem Film unterzubringen können. Als Basis diente eine handelsübliche Bösewicht-bedroht-die-Welt-mit-Superwaffe-Story, die mit einer geradlinigen Inszenierung erst durch die besonderen Zutaten von Blake Edwards zu einer Parodie auf der ganzen Linie umfunktioniert wurde. In mehreren episodenhaften Abschnitten, die von Clouseaus bekannten Abenteuern in seiner Wohnung über seine seltsame Art von Detektivarbeit bis zu Dreyfus' finsteren Machenschaften reichen, entwickelt sich The Pink Panther Strikes Again von einer relativ bodenständigen Krimikomödie zu einer fast übergeschnappten Parodie, die nicht nur ganze Genres, sogar auch genüßlich die amerikanische Regierung durch den Kakao zog. In bester Manier von Blake Edwards' Filmen wurde die Geschichte aber zum Ende hin immer absurder, kippte aber als Parodie nicht völlig in Lächerlichkeit um.

The Pink Panther Strikes Again hatte als zweiter Film der Reihe nach A Shot in the Dark überhaupt nichts mehr mit dem rosaroten Panther zu tun, denn für Blake Edwards war das Phantom alias Gentleman-Juwelendieb Charles Lytton und damit auch der titelgebende Diamant erst einmal abgehakt. Allerdings war Inspektor Clouseau inzwischen so untrennbar mit dem rosaroten Panther verbunden, daß der Filmemacher die beliebte Katze nicht einfach von Bord werfen wollte - zwar hatte der Plot des Films nun nichts mehr mit ihm zu tun, aber im Vor- und Abspann bekam der feline Darsteller trotzdem einen Ehrenauftritt. Auch waren Filmtitel wie Inspector Clouseau and the Doomsday Machine im Gespräch, aber um die Verbundenheit mit den Vorgängern zu zeigen, landete man letztendlich doch bei The Pink Panther Strikes Again.

Die neuen alten Hauptdarsteller

Eigentlich war Peter Sellers 1963 nur durch einen Zufall an die Rolle von Jacques Clouseau gekommen, aber der Schauspieler hatte sich schon damals seinen Charakter so zu eigen gemacht, daß er seitdem fest mit ihm verknüpft war. Nach dem zweiten Film A Shot In The Dark hatte United Artists im Alleingang ohne Sellers und Blake Edwards eine Umbesetzung der Rolle gewagt, die aber mit Alan Arkin in der Titelrolle 1968 gescheitert war, weil einfach der besondere Humor fehlte. So blieb Peter Sellers der einzig wahre Clouseau und hatte nach seiner Rückkehr in The Return of the Pink Panther seine Rolle noch mehr verfeinert und ausgebaut. Inspektor Clouseau war weitaus mehr als nur eine simple Darstellung eines trotteligen Flics, denn der Schauspieler hatte das Verhalten seines Charakters bis ins kleinste Detail perfektioniert und auch einen verrückten französischen Akzent entwickelt, der zusammen mit der typischen Kleidung aus Hut und Trenchcoat und den verrückten Verkleidungen zum größten Markenzeichen der Figur wurde.

Chefinspektor Dreyfus war 1963 in The Pink Panther noch nicht dabei und wurde erst mit A Shot in the Dark eingeführt - schon damals hatten die Autoren den nervenschwachen Kriminalisten von Clouseau langsam in den Wahnsinn treiben lassen - The Return of the Pink Panther brachte ihn dann zum Schluß sogar in die Gummizelle. Herbert Lom, der seit den fünfziger Jahren eigentlich auf finstere Bösewichte abonniert war, hatte diese Rolle schon von der ersten Stunde an gespielt und sie genauso detailreich gestaltet wie es sein Kollege Peter Sellers mit Clouseau gemacht hatte. Die langsame Verwandlung vom knallharten Chefinspektor zum Nervenwrack und wahnsinnigen Killer machte dem Charakterdarsteller eine Menge Spaß und in The Pink Panther Strikes Again konnte Lom sein Repertoire sogar noch erweitern, denn nun wurde der sowieso schon verrückte Dreyfus zum megalomanischen Bösewicht erweitert. Als brilliante Parodie auf die Antagonisten von klassischen Agentenfilmen war Herbert Lom mit seinem wundervoll übergeschnappten Dreyfus ein idealer Gegenspieler für Peter Sellers, wodurch deren gemeinsame Szenen zu einem kleinen komödiantischen Meisterwerk wurden.

Eine ausgeklügelte Besetzung

Natürlich auch wieder mit dabei war Burt Kwouk als Clouseaus Diener Cato, der aber in The Pink Panther Strikes Again nur eine kleine Nebenrolle spielte und hauptsächlich für die traditionelle Wohnungs-Schlacht zwischen Cato und Clouseau zuständig ist, aber im Rest des Films abwesend ist - dafür sollte Kwouks Auftritt im nächsten Film aber umso größer werden. Ein weiterer alter Bekannter aus den früheren Filmen ist André Maranne, der schon zum dritten Mal Francois Chevalier, Clouseaus unerschütterlichen Untergebenen spielt, der Graham Starks ähnliche Rolle als Hercule LaJoy aus A Shot in the Dark geerbt hatte. Stark, ein alter Freund von Peter Sellers, war aber seither auch ein fester Bestandteil jedes Panther-Films. Er spielte jedoch immer verschiedene Rollen - in diesem Film ist er als bayerischer Hotelier in zwei kurzen, aber köstlichen Szenen zusammen mit Peter Sellers zu sehen.

Unter den zahllosen ausgezeichnet besetzten Nebenrollen fallen vor allem Colin Blakely und Leonard Rossiter als von Clouseau geplagte englische Polizeibeamte auf, aber auch einen weiblichen Nebenrolle haben die Filmemacher nicht vergessen. Eigentlich wollte Blake Edwards jemand ganz anderen für die Rolle der betörenden russischen Agentin Olga engagieren, aber er verwechselte bei den Casting-Sessions Lesley-Anne Down mit Nicola Pagett, die beide in der britischen Fernsehserie Upstairs, Downstairs gespielt hatten. Es gelang der Schauspielerin aber, den Regisseur trotzdem zu überzeugen und so konnte Lesley-Anne Down eine der ungewöhnlichsten Verehrerinnen Clouseaus spielen, die ihn eigentlich um die Ecke bringen sollte, aber stattdessen seinem ganz besonderen Charme erlag.

Clouseau over Europe

Mit einem für damalige Verhältnisse sehr großzügigen Budget war Blake Edwards nicht auf eine schlichte Studioproduktion angewiesen, sondern konnte wie bei den vorherigen Filmen viel an Originalschauplätzen drehen. Während die Dreharbeiten von The Pink Panther in den italienischen Alpen mehr oder weniger eine Ausrede für einen angenehmen Arbeitsurlaub waren, wurde bei The Pink Panther Strikes Again richtig losgelegt. Die Dreharbeiten fanden fast ausschließlich in Europa statt: in Deutschland wurde auf dem Oktoberfest in München und anderen Orten in Bayern gedreht, Dreyfus' Schloß befand sich in Frankreich - das gleiche, in dem schon 1965 einige Szenen des Bond-Films Thunderball entstanden waren - und sogar Paris und New York kamen diesmal als Drehorte für einige kurze Szenen zum Einsatz. Die Studioaufnahmen wurden allerdings wieder in die englischen Shepperton-Studios verlegt, wo Produktionsdesigner Peter Mullins detailreiche und liebevoll gestaltete Sets wie Clouseaus Wohnung und Dreyfus' Kommandozentrale aufgebaut hatte. Für die Bildregie war Kamera-Veteran Harry Waxman zuständig, der die Bildkompositionen zusammen mit Blake Edwards im breiten Panavision-Format schuf und damit ein weiteres Markenzeichen der Panther-Filme weiterführte.

Über den Verlauf der Dreharbeiten haben sich die meisten Beteiligten in Schweigen gehüllt, aber Blake Edwards hat in manchen Interviews angedeutet, daß die Zusammenarbeit mit dem unberechenbaren Peter Sellers sehr schwierig gewesen sein muß und dessen Launen nur schwer kontrollierbar waren. Aber wenn Sellers und Edwards einmal ihre persönlichen Differenzen beiseite gelegt hatten, konnten sie gemeinsam ihre brillianten Ideen hervorragend in die Tat umsetzen - Outtakes und andere Aufnahmen von den Dreharbeiten zeigen auch, daß die Schauspieler eine ganze Menge Spaß hatten und gerade Peter Sellers für die gute Laune verantwortlich war. Ein ganz anderes Problem war jedoch die wenige Belastbarkeit des Schauspielers, der schon Mitte der sechziger Jahre mehrere Herzinfarkte erlitten hatte und seitdem schwer herzkrank war. Schon während The Return of the Pink Panther hatte Blake Edwards dieses Problem damit gelöst, so oft wie möglich Stuntdouble Joe Dunne einzusetzen, der in etwa den gleichen Körperbau wie Sellers hatte und mit Hilfe von Clouseaus charakteristischem Kostüm aus der Ferne kaum von ihm zu unterscheiden war. Dieser technische Kniff bedeutete aber nicht, daß der Film ohne den Schauspieler entstanden wäre, denn in den zahllosen Nahaufnahmen war Peter Sellers natürlich nicht zu ersetzen.

Der Panther, der keiner war

Um die Tradition des rosaroten Panthers weiterzuführen, wurde auch der klassische animierte Vorspann wieder zum Leben erweckt. Die Trickfilm-Sequenz wurde wieder dem legendären Animator Richard Williams anvertraut, der schon bei The Return of the Pink Panther die Nachfolge von David DePatie und Friz Freleng angetreten hatte, nachdem diese in den siebziger Jahren unter anderem durch die Pink Panther-Trickfilmserie zu sehr ausgelastet waren, um sich auch noch um eine Produktion für die große Leinwand kümmern zu können. Williams hatte sich aber schon zuvor als ausgezeichneter Nachfolger von DePatie-Freleng erwiesen und schaffte es, den altbekannten Zeichenstil mit neuen Charakteren und Elementen zu ergänzen und konnte damit eine gemeinsamen Nenner für alle Filme der Reihe schaffen.

Im Vorspann von The Pink Panther wurde wieder eine richtige kleine Geschichte erzählt, die natürlich das Versteckspiel des rosaroten Panthers vor dem Inspektor zum Thema hat. Diesmal führte die Jagd in ein Kino, wodurch die Titelsequenz mit zahlreichen filmhistorischen Anspielungen gespickt werden konnte und dadurch zu einer liebevollen Hommage wurde, mit der Blake Edwards seinen Vorbildern Respekt zollte. Allerdings hatte die kleine Story im Vorspann genauso wie der Filmtitel überhaupt nichts mit dem eigentlichen Plot des Films zu tun - eine typische Eigenheit der Pink Panther-Filme, die aber nun mit der etwas größeren Titelsequenz erstmals richtig auffiel.

Katzenmusik

Für die Filmmusik war natürlich wieder Blake Edwards langjähriger Hauskomponist Henry Mancini zuständig, der für The Pink Panther Strikes Again eine seiner besten Scores komponierte. Mancini arrangierte nicht nur das berühmte Titelthema als swingende Jazzversion mit großer Bläserbesetzung, sondern schrieb auch eine ganze Menge neues Material. Zum ersten Mal erhielt Inspektor Clouseau ein eigenes Thema, das mit einer kinderliedartigen Einfachheit den Charakter perfekt musikalisch umschreibt und zusammen mit Clouseaus Quasimodo-Thema den verspielteren Teil der Soundtrack ausmachen. Im Gegensatz dazu hatte der Komponist für Dreyfus' Machenschaften eine ganze Reihe von Melodien parat, die sich weniger nach einer Komödie, sondern oft nach einem handfesten Thriller anhören und dem Film eine äußerst spannende Atmosphäre geben. Von allen Filme des Franchise hat The Pink Panther Strikes Again die ausführlichste und detaillierteste Score, die zu Henry Mancinis besten Werken gehören.

Auch die alte Tradition, einen Song in Form einer musikalischen Performance in die Handlung einzubauen, hatten Blake Edwards und Henry Mancini in diesem Film nicht vergessen und zusammen mit Songtexter Don Black sogar für gleich zwei Stücke gesorgt. Der erste Song war eine der ungewöhnlichsten Darbietungen in den Pink Panther-Filmen, denn die absichtlich zuckersüße Schmonzette Until You Love Me wurde von Jarvis, dem Butler mit Transvestiten-Doppelleben, gesungen. Tatsächlich war es aber nicht dessen Darsteller Michael Robbins, der den Gesangspart übernommen hatte, sondern niemand anders als Blake Edwards Frau Julie Andrews, die als ausgebildete Sängerin genau die richtige Stimme besaß, um auf der feinen Grenze zwischen femininem und maskulinen Gesang balancieren zu können. Come To Me, der zweite Song, wurde dagegen nicht als Live-Darbietung in den Film integriert, sondern als Liebslied in die Schlußszene des Films - dafür konnten die Filmemacher den Sänger Tom Jones gewinnen, der das Stück auf seine besonders grandiose Art interpretierte und sogar zu einem richtigen Hit machte.

Der beste Panther von allen

Als die Produktion im Herbst 1976 abgeschlossen wurde, war der erste Schnitt von The Pink Panther Strikes Again noch 124 Minuten lang - aber aus unbekannten Gründen kürzte Blake Edwards vor der Premiere im Dezember des Jahres den Film auf 103 Minuten herunter. Vermutlich hatte United Artists auf einer kürzeren Schnittfassung bestanden, aber die herausgeschnittenen Szenen konnten zum Glück ohne Verlust für die Handlung entfernt werden. Eine der längeren Sequenzen zeigte Clouseau beim Kauf seiner Quasimodo-Verkleidung im Laden von Professor Balls, der von Harvey Korman gespielt wurde - im nächsten Film wurde eine ähnliche Szene inszeniert, aber die Rolle stattdessen mit Graham Stark besetzt. Weitere Szenen drehten sich hauptsächlich um Clouseaus Flugreise und Ankunft in England sowie seinen Abenteuern in einem britischen Hotel. Diese Teile des Films waren jedoch nicht ganz verloren, denn sie waren sechs Jahre später in dem nach Peter Sellers' Tod entstandenen Trail of the Pink Panther zu sehen.

Trotz den Änderungen in letzter Minute wurde The Pink Panther Strikes Again zu einem genauso großen Erfolg wie seine Vorgänger und zurecht von Fans und Kritikern als bisher bester Film der Reihe anerkannt. Vor allem wurde Peter Sellers perfektionierte Darstellung des chaotischen Flics gelobt, aber auch die vielen brillianten Nebendarsteller und Henry Mancinis wundervolle Musik konnten zusammen mit der sorgfältigen Inszenierung und dem hohen Produktionsstandard die Kinozuschauer begeistern.

In Deutschland kam der Film nicht als rosaroter Panther, sondern als Inspektor Clouseau - Der Beste Mann bei Interpol in die Kinos, aber die Zuschauer ließen sich davon nicht beirren und machten den Film auch hierzulande auch zu einem Kassenschlager. Allerdings ließ die deutsche Fassung an dem unvergleichlichen Wortwitz des Originals vermissen, obwohl die Besetzung der deutschen Stimmen mit Georg Thomalla als Clouseau und Herbert Weicker als Dreyfus durchaus gelungen war. Peter Sellers Stimmakrobatik ließ sich aber nur ansatzweise eindeutschen, wodurch aus Clouseau in der Synchronfassung teilweise ein völlig anderer Charakter wurde.

The Pink Panther Strikes Back wurde 1976 zu einem weiteren gemeinsamen Leinwand-Triumph von Peter Sellers und Blake Edwards. Trotz ihrer persönlichen Differenzen hatten der Schauspieler und der Regisseur mit ihrer hervorragender Zusammenarbeit einen Film ermöglicht, der vielleicht nicht als Klassiker, aber immerhin als eine der gelungensten Filmkomödien der siebziger Jahre in die Filmgeschichte einging. Die Zukunft sah für den rosaroten Panther wirklich rosig aus, aber leider sollte es nur noch zu einem weiteren gemeinsamen Film von Peter Sellers und Blake Edwards kommen.

Die DVD

Ausgerechnet The Pink Panther Strikes Again, das Juwel der Reihe, hatte MGM 1999 bei den Erstveröffentlichungen in den USA mit einem sogar für damalige Verhältnisse sehr enttäuschenden Transfer ausgestattet, der mit seinen deutlich sichtbaren Klebestellen und extrem dunklen Farbtiming nur schwer genießbar war. Vier Jahre später machte MGM dies mit der Neuauflage im Rahmen des ersten Pink Panther-Boxsets wieder gut, indem nicht nur ein ordentlicher neuer anamorpher Transfer angefertigt wurde, sondern auch ein gelungener, vollständig diskreter 5.1-Remix der früheren Mono-Tonspur. Extras sind außer einem Trailer auf dieser DVD nicht vorhanden, denn für die ist im Boxset eine separate Disc reserviert worden.

Die hier rezensierte DVD stammt aus dem zuerst 2003 in Deutschland und England erschienenen 6-Disc-Boxset, das man dem später erschienenen 7-Disc-Set wegen der schärferen Bildmaster bevorzugen sollte. In den USA ist The Pink Panther Strikes Again sowohl in einem 6er-Boxset als auch in einer Single-Version erschienen, die seit einer Neuveröffentlichung der Filme im Frühjahr 2009 auch in Deutschland einzeln erhältlich ist.

Cover

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MGMs 2003 neu angefertigter Transfer von The Pink Panther Strikes Again läuft der alten nicht-anamorphen US-DVD in jeder Disziplin mit Leichtigkeit den Rang ab. Vor allen Dingen das extrem dunkle und kontrastarme Farbtiming der alten Version ist beseitigt worden, aber auch der Einsatz einer besseren Vorlage hat dafür gesorgt, daß die neue DVD nur noch mit wenigen altersbedingten Problemen zu kämpfen hat.

Die für den neuen Transfer verwendete Filmvorlage ist in einem deutlich besseren Zustand als bei der alten DVD. Die großflächigen Klebestellen, die vorher noch bei fast jedem Schnitt deutlich sichtbar waren, sind nun verschwunden, ohne daß die betroffenen Frames herausgeschnitten worden wären - in einigen ganz wenigen Übergängen verrät ein kleiner Ruck im sonst sehr stabilen Bildstand allerdings noch ein wenig von den früheren Problemen. Die Filmvorlage wurde sehr gut gesäubert und weist nur noch ein paar kaum bemerkbare Fussel mikroskopischer Größe auf.

Für einen MGM-Transfer typisch wurde die Körnigkeit fast vollständig entfernt, wofür aber ein sehr gut arbeitender Filter verwendet wurde, der keine unangenehmen Nebenwirkungen hinterlassen und dem Bild auch nur ein ganz leichtes digitales Aussehen gegeben hat. Trotz des Rauschfilters ist die Schärfe auf einem überdurchschnittlich guten Niveau und zeigt viele Details, die auf der früheren DVD verborgen blieben - negative Auswirkungen einen Schärfefilters wie Doppelkanten oder andere Probleme machen sich aber trotzdem nicht bemerkbar.

Die Farben machen den typischen Eindruck eines Films aus den siebziger Jahren: nicht so kräftig wie ein frühes Technicolor-Wunder und manchmal übertrieben bonbonfarben, was aber völlig normal ist und insgesamt auch unauffällig und natürlich aussieht. Kontrast und Helligkeit wurden gegenüber der alten DVD auch enorm verbessert, so daß der Film nun längst nicht mehr so düster wie zuvor aussieht, wodurch auch die Farben viel besser zur Geltung kommen.

Im Vergleich mit der alten DVD fällt außer den qualitativen Unterschieden auch der völlig andere Bildausschnitt auf, der beim neuen Transfer teilweise deutlich enger ausfällt als vorher. Das muß allerdings nicht unbedingt ein Fehler sein, denn höchstwahrscheinlich wurde beim alten Transfer zuviel außerhalb der Toleranzgrenzen vom Filmbild abgetastet. Lediglich beim animierten Vorspann hat die neue DVD das Nachsehen, denn dort ist nicht nur der Ausschnitt viel kleiner, sondern das Bild wurde auch noch zwecks "Windowboxing" horizontal etwas gequetscht - das sieht im direkten Vergleich nicht wirklich schön aus, fällt beim normalen Anschauen aber kaum auf.

Ton

Beim Ton hat MGMs neue DVD von The Pink Panther Strikes Again eine große Überraschung zu bieten: die 5.1-Spuren wurden nicht wie bei den anderen DVDs von Mono-Quellen hochgemischt, sondern von Stereo-Mastern, was dieser DVD zu einem ganz besonders gelungenen Sound verholfen hat. Auch bei dieser DVD wurde auf allen Tonspuren außer der tschechischen Fassung eine Tonhöhenkorrektur durchgeführt.

Die englische 5.1-Tonspur kann mit einem überraschend brillianten Klang aufwarten, der hauptsächlich der gelungenen Surround-Abmischung zu verdanken ist. Henry Mancinis Score wurde nicht etwa von den ursprünglich nur in Mono vorhandenen Dialog/Musik/Effekt-Mastern entnommen, sondern von den Original-Mehrspurbändern neu abgemischt. Als einziger der von MGM veröffentlichten Pink Panther-Filmen hat die Musik dieser Tonspur eine diskrete Surround-Abmischung, die Henry Mancinis Jazz-Orchester eine hervorragende Präsenz gibt und mühelos einzelne Instrumentengruppen hörbar macht. Der Klang ist mindestens so gut wie auf dem Soundtrack-Album, wenn nicht sogar besser und hat eine überdurchschnittlich gute Dynamik und einen sehr hohen Frequenzumfang.

Auch die Geräuschkulisse wurde nicht in Mono belassen, sondern behutsam auf die vordere Soundstage ausgebreitet - die Surroundkanäle kommen allerdings nur in sehr begrenztem Umfang zum Einsatz, da sich in diesem Film nicht viele Gelegenheiten dazu ergeben. Die Dialoge sind meist auf dem Center-Kanal verankert, sind aber gelegentlich auch von den Seiten zu hören. Die Qualität der Dialoge ist erstaunlich gut und überhaupt nicht so dünn und blechern, wie man es sonst von Filmen aus den siebziger Jahren gewohnt ist - offenbar sind die Dialogbänder im Rahmen der Neuabmischung vorsichtig überarbeitet, aber dabei nicht überfiltert worden. Insgesamt hat die Tonspur einen durchaus modernen Klang.

Die deutsche Synchronfassung wurde auch in 5.1 neu abgemischt, wofür fast die gleiche Musik/Effekt-Abmischung wie bei der englischen Fassung verwendet und mit der deutschen Dialogspur ergänzt wurde. Leider hat diese einen deutlich gealterten Klang und hört sich gegenüber der besser erhaltenen englischen Fassung enttäuschend dumpf und blechern an - hinzu kommt noch ein typisches Zischen bei fast allen S-Lauten. Auch die ebenfalls in 5.1 abgemischte französische Tonspuren leiden unter diesem Problem in einem mehr oder weniger starken Ausmaß. Die spanischen und italienischen Tonspuren wurden nicht neu abgemischt und stammen offenbar von sehr alten Lichtton-Mastern, während die tschechische Fassung zwar einen besseren Klang hat, aber auch nur in Mono verblieben ist.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von The Pink Panther Strikes Again ist mit Absicht sehr dünn, denn die richtigen Extras befinden sich im Boxset auf einer separaten DVD. Hier ist deshalb nur der Kinotrailer (2:35) dabei, der gegenüber der früheren DVD dafür aber auch neu abgetastet wurde und eine ganz solide Bildqualität hat. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um den sagenumwobenen Trailer, der ausschließlich aus Outtakes bestehen soll, sondern nur um die bekannte reguläre Version.

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