Der Film
Jeder große Filmemacher hat ein Traumprojekt, aber nicht
viele schaffen es auch es zu verwirklichen und manche haben damit auch
ziemliche Bruchlandungen gebaut. Zu letzterem zählt leider eindeutig Roman
Polanskis Pirates – eine millionenschwere, jahrzehntelang vorbereitete
Produktion, aus der trotz aller Bemühungen nur ein mittelmäßiger und sehr
konfuser Film wurde, der zwar mit grandioser Ausstattung, brillianten
Schauspielern und einer handfesten Inszenierung punkten kann, aber ansonsten
nur viel inhaltliche Leere bietet.
Gerettet wird der Film zumindest ein bißchen durch Walter Matthau, der
als Captain Red eine der besten und amüsantesten Rollen seiner Schauspieler-Karriere
spielt. Als großer Brummbär mit gelungenem Cockney-Akzent wirkt er echter
als alle anderen Darsteller des Films, die größtenteils mit ihm nicht
wirklich mithalten können. Insbesondere hätte man Walter Matthau jemand
anderen als ausgerechnet den jungen Musiker Cris Campion einen besseren
Partner an die Seite stellen können, aber auch die anderen Nebendarsteller
können zwar mit authentischem Aussehen, aber keinen wirklich beeindruckenden
schauspielerischen Leistungen glänzen.
Schuld daran ist hauptsächlich Roman Polanskis schwaches Drehbuch, das
im Grunde genommen zwar eine ganz ansehnliche Piraten-Geschichte beherbergt,
aber einen so komplizierten Plot entwickelt, der den Zuschauer mit Story
und Charakteren stark verwirrt. Was Polanski mit The Fearless Vampire
Killers noch hervorragend gelang, läuft in Pirates aus dem Ruder, weil
der Regisseur so mit der aufwendigen Inszenierung beschäftigt war, daß
der Inhalt des Films darunter leiden mußte. Die hochkarätige Fassade kann
so gerade noch stand halten, wenn man keine großen Ansprüche stellt –
das Problem dabei ist, daß Pirates ein anspruchsvoller Film sein will,
aber sein Ziel abwechslend gar nicht erreicht oder darüber hinausschießt.
Es wird zwar alles geboten, was einen waschechten Piraten-Film ausmacht:
grandiose Seeschlachten, aufregende Schwertkämpfe, eine kleine Romanze
und jede Menge kuriose Charaktere. Pirates wurde aber so überfrachtet,
daß die Geschichte darunter zusammenbricht und sogar die Schauspieler
oft hilflos in der aufwendigen Inszenierung untergehen. Polanski gab sich
große Mühe die Produktion so authentisch wie möglich zu gestalten und
schreckt dabei auch nicht vor reichlich deftigen Witzen und Situationen
zurück. Der Film ist in der Darstellung des Piratenlebens überhaupt nicht
zimperlich, was einerseits dem Realismus zugute kommt, aber gelegentlich
doch etwas zu dick aufgetragen wirkt.
Wenn man Roman Polanskis guten Willen noch mit einrechnet, kann man Pirates
aber dank des grandiosen Walter Matthau trotzdem noch sehr gut genießen
– wenn da nicht das Problem der stark gekürzten deutschen Fassung wäre,
aus der fast zwanzig Minuten herausgeschnitten wurdem. Das bringt die
ohnehin schon sehr konfuse Handlung noch mehr durcheinander, und auch
die deutsche Synchronfassung nimmt dem Film eine ganze Menge Humor, weil
die vielen aufwendig einstudierten Akzente völlig verloren gehen. In der
ungeschnittenen englischen Originalfassung von Pirates steckt dank Walther
Matthau sogar noch ein ganz unterhaltsamer Film, der seinen Ambitionen
aber nicht gerecht wird.
Pirates wurde trotz allen Bemühungen zu einem kommerziellen Flop, an dem
auch die Kritiker kein gutes Haar ließen - so etwas war man von Meisterregisseur
Polanski nicht gewöhnt, und der Film wurde schnell als schwarzer Fleck
auf seiner Filmkarriere bezeichnet. Heute ist Roman Polanskis Pirates
ein Kuriosum, daß Dank der aufwendigen Inszenierung und einem spielfreudigen
Hauptdarsteller noch einigermaßen unterhaltsam ist, wenn man genau weiß
auf was man sich einläßt.
Die DVD
Concorde hatte 2002 die erste Veröffentlichung von Roman Polanskis Pirates im Original-Bildformat und sogar mit Originalton herausgebracht. Viele kauften sich damals die DVD in der Erwartung erstmals die 113-minütige, ungeschnittene Fassung zu bekommen, aber obwohl diese Laufzeit auf dem Cover versprochen wird ist doch nur die stark gekürzte 95-minütige Fassung enthalten. Concorde entschuldigte dies in einer Rückfrage damit, daß der Lizenzgeber kein anderes Material zur Verfügung gestellt hätte.
Zusammen mit der nicht besonders überzeugenden Bild- und Tonqualität kann man für diese DVD also beim besten Willen keine Kaufempfehlung geben – der Film macht einfach in der geschnittenen Fassung zu wenig Sinn. Inzwischen gibt es in Spanien und Polen DVDs mit englischem Ton und Originalbildformat, aber Importe aus diesen Ländern sind nicht ganz so einfach – daher bleibt die Hoffnung auf eine vernünftige Veröffentlichung von Roman Polanskis Pirates in den USA, England, Australien oder vielleicht auch Frankreich.
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Bild
Wo Concorde das Bildmaster dieser DVD her hat ist unklar - offenbar handelt es sich um eine englische Filmvorlage, in die aber der deutsche Titel digital eingeblendet wurde. Auf den ersten Blick wirkt die Bildqualität gar nicht so schlecht, aber wenn man genauer hinschaut machen offenbaren sich jede Menge Defizite aller Art.
Die Filmvorlage war in keinem guten Zustand und wurde mit einem sehr starken automatischen Kratzer- und Rauschfilter behandelt, der viele unangenehme Auswirkungen hat. Obwohl eine Menge Laufstreifen und andere Beschädigungen entfernt wurden und manchmal nur noch als leichte Schatten zu sehen sind, machen sich immer noch einige weiße punktuelle Dropouts unangenehm bemerkbar, die nicht von den Filtern erwischt wurden.
Die Filmkörnigkeit wurde mit dem Rauschfilter komplett entfernt, wodurch
Bildteile unmotiviert anfangen zu schwimmen und wackeln, die Schärfe stark
reduziert wurde und kräftige Nachzieheffekte auftreten. Insgesamt macht
das Bild durch die übereifrige Behandlung einen sehr matschigen Eindruck,
die Schärfe ist praktisch auf VHS-Niveau so daß die anamorphe Abtastung
so gut wie keinen Nutzen mehr hat - in den vielen dunkleren Szenen ist
dadurch kaum noch etwas zu erkennen. Die Farben wirken auf den ersten
Blick auch ganz akzeptabel, aber ein ständiger leichter Grün und Braunstich
lassen das Bild besonders bei den Aufnahmen auf See nicht besonders realistisch
aussieht. Auch machen sich gelegentlich kräftige Farbsäume an einigen
Kanten bemerkbar, und Farben im rötlichen Bereich sehen deutlich verschmiert
und unscharf aus.
Concorde hat wahrscheinlich das beste aus einer mieserablen Vorlage gemacht,
aber trotzdem sollte ein gerade einmal knapp zwanzig Jahre alter Film
nicht so schlecht aussehen.
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Ton
Etwas besser, aber auch nicht wirklich überzeugend sind
die Tonspuren dieser DVD, die gleich in dreifacher Ausfertigung geboten
werden: den englischen Originalton gibt es nur in 2.0-Surround, während
die deutsche Synchronfassung in der ursprünglichen 2.0-Surround-Abmischung
und in einem 5.1-Upmix geboten wird.
Die englische Originalfassung scheint ein direkter Transfer der ursprünglichen
Kinoabmischung mit allen Vor- und Nachteilen zu sein. Die Tonqualität
ansich ist nicht schlecht, Dynamik und Frequenzumfang sind nicht perfekt,
entsprechen aber einem Film aus der Mitte der achtziger Jahre. Die Dolby-Stereo-Abmischung
ist keine Sensation, bietet aber durch die Musik und den gelegentlichen
Surroundeffekt einen ganz ordentlichen Raumklang - das meiste spielt sich
aber dennoch auf der vorderen Soundstage ab. Nicht wirklich problematisch,
aber doch etwas seltsam ist die Abmischung der Dialoge, die manchmal nicht
ganz auf den mittleren Kanal zentriert sind und ungewöhnlich stark
nach rechts und links übersprechen - der Verständlichkeit der
Stimmen schadet das aber zum Glück nicht.
Die deutsche Synchronfassung in der 2.0-Surround-Variante klingt fast
genauso wie die englische Tonspur, mit der Ausnahme der Dialoge und einem
Teil der Geräuschkulisse, die den typischen sterilen Tonstudiocharakter
haben - dafür sind die Dialoge aber auch sauber auf den mittleren
Kanal zentriert. Die deutsche 5.1-Spur ist reine Makulatur, dabei handelt
es sich um einen stumpfen Upmix der 2.0-Track, der lediglich noch etwas
unnatürlicher Hall in den Surroundkanälen beigemischt wurde.
Untertitel gibt es nur auf deutsch, und die sind auch nur eine Transkription
der deutschen Fassung - aber immerhin sind sie überhaupt vorhanden
und zusammen mit der englischen Version auch abschaltbar.
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Bonusmaterial
In den gar nicht mal so schlecht gestalteten Menüs findet
man trotz der Cover-Auflistung in sechs Punkten kaum nennenswerte Extras.
Wo die angeblichen zehn Minuten Bonusmaterial versteckt sein sollten,
ist nicht ersichtlich – vielleicht sind damit ja die ganzen Trailer
gemeint, die aber gar nichts mit dem Film selbst zu tun haben.
Der Kinotrailer (1:24) ist wenigstens mit dabei, immerhin
in anamorphem 1.78:1 und englischem Mono-Ton. Unter “Besetzung/Stab”
kann man mehr oder weniger gut recherchierte Biografien
von Walter Matthau, Cris Campion, Damien Thomas, Charlotte Lewis, Olu
Jacobs und Roman Polanski lesen, unter Produktionsnotizen
sind weitere sieben dicht beschriebene Bildschirmseiten mit interessanten,
aber sehr subjektiven Informationen zur Entstehung des Films untergebracht.
Die Bildergalerie erweist sich als unscharfe Sammlung
von 16 Screenshots aus dem Film, und der großartig beworbene DVD-ROM-Teil
enthält nur einen Link zur Concorde-Homepage. Im Hauptmenü kann
man außerdem noch ein Untermenü mit sechs Trailern
zu anderen Filmen aufrufen, die von Concorde auf DVD erschienen sind.
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