Der Film
Die East India Trading Company hat unter der Führung
von Lord Cutler Beckett fast die Herrschaft in der Karibik übernommen
und in Massenexekutionen werden alle hingerichtet, die nur den kleinsten
Verdacht der Piraterie erwecken. Der grausam kalkulierter Plan scheint
aufzugehen, als die Verurteilten ein Lied anstimmen, das die sagenumwobene
Piratenversammlung, den Brethren Court, zusammenruft - zur Freude von
Beckett, der die große Chance sieht alle Piratenführer der
Karibik an einem Ort auf einmal auslöschen zu können.
Währenddessen versuchen Elizabeth und Will zusammen mit dem wiederauferstandenen
Captain Barbossa, der mysteriösen Voodoo-Priesterin Tia Dalma und
der übriggebliebenen Crew der Black Pearl den in Davy Jones' Locker
verschollenen Jack Sparrow zu retten. Die Suche nach einer Karte zu diesem
mystischen Ort führt sie nach Singapur, wo sie Kontakt zum Piratenlord
Sao Feng aufnehmen, der von ihrem Auftauchen aber gar nicht begeistert
ist...
2003 brachten Jerry Bruckheimer und Gore Verbinski mit Pirates of
the Caribbean - Curse of the Black Pearl mit überraschend
großem Erfolg ein lang vergessenes Genre zurück auf die Kinoleinwände
- ein Projekt, das beinahe vom damaligen Disney-Boss Michael Eisner gecancelt
worden wäre, weil er keine Zukunft für diese Art von Kinounterhaltung
sah. Die Filmemacher konnten den Studiochef aber noch in letzter Minute
von seinem Vorhaben abbringen und damit den Weg für eins der größten Piratenspektakel
der Filmgeschichte ebnen.
Alle guten Dinge sind Drei
Während Curse of the Black Pearl noch ein gewagtes Experiment
war und niemand genau wußte, wie das Kinopublikum auf einen modernen Piratenfilm
reagieren würde, war nach dem überraschend großen Erfolg eine Fortsetzung
nicht mehr aufzuhalten. Der Plot des ersten Films war relativ in sich
abgeschlossen, aber dadurch ließen sich die Drehbuchautoren Ted Elliot
und Terry Rossio nicht aufhalten, als sie schon kurz nach der Premiere
von Dead Man's Chest den Auftrag erhielten, die Geschichte von
Jack Sparrow, Will Turner und Elizabeth Swann weiter zu erzählen.
Mit dem erneuten Hissen der Piratenflagge wurde auch gleich entschieden,
dies in einem Schwung gleich zweimal zu tun - aus ganz praktischen Gründen
sollten gleich beide Fortsetzungen hintereinander gedreht werden, ähnlich
wie dies Robert Zemeckis mit den Back to the Future-Filmen Ende der achtziger
Jahre gemacht hatte. Während den besonders langen Dreharbeiten von Dead
Man's Chest vom Februar 2005 bis März 2006 wurden bereits einige
aufwendige Szenen des dritten Films inszeniert, bevor es nach einer viermonatigen
Pause im August schließlich mit den Arbeiten an At World's End
weiterging, die erst im Februar 2007 beendet wurden.
Das große Finale
Als die Dreharbeiten von Dead Man's Chest im Februar 2005 begannen,
hatten Ted Elliot und Terry Rossio noch gar kein fertiges Script und Gore
Verbinski mußte mit einem groben Treatment und hastig angefertigten Storyboards
arbeiten - im Laufe der Zeit wurde aber viel aufgeholt, und die beiden
Drehbuchautoren hatten noch bevor der zweite Film im Kasten war auch das
Script für At World's End weitgehend fertiggestellt. Der noch
relativ überschaubare Plot des ersten Films wurde kräftig erweitert und
in eine komplexe Geschichte verwandelt, die Mythen, Sagen und andere abenteuerliche
Elemente bunt miteinander vermischt und so eine faszinierende eigene Welt
schafft, die mit At World's End ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.
Tatsächlich hat At World's End aber auch mit der komplizierten
Story zu kämpfen, die für einen massentauglichen Actionfilm fast schon
zu anspruchsvoll ist. Zwar ist der Plot wie üblich um eine handvoll zentrale
Actionszenen aufgebaut worden, aber im Gegensatz zu manchen anderen Filmen
halten diese die Handlung nicht auf, sondern sind ein fester Bestandteil
von ihr und treiben sie kräftig voran. Gerade die Komplexität ist aber
der größte Reiz von At World's End, denn es werden über ein Dutzend
offener Handlungsstränge aus den ersten beiden Filmen zusammengeführt
und viele Rätsel gelöst.
Das Ergebnis ist mehr als zweieinhalb Stunden lang geworden und hätte
eigentlich auch für zwei einzelne, etwas kürzere Filme gereicht - aber
der Trend zum mehrstündigen Mammutwerk machte eine längere, zusammenhängendere
Geschichte möglich. Ganz nebenbei ist es Ted Elliot und Terry Rossio auch
noch gelungen, die Kurve zu einem wirklich eleganten und zufriedenstellenden
Schluß zu finden, der die Filmtrilogie gekonnt abschließt, aber immer
noch Platz für eine mögliche Fortsetzung läßt.
Wie schon seine beiden Vorgänger hat der Film überdurchschnittlich viele
Dialoge und nutzt diese ausführlich für die Exposition und auch den Humor,
der zu einem großen Teil von den oft scharfzüngigen und sogar satirischen
Texten erzeugt wird. Typischer Slapstick-Humor ist im dritten Film allerdings
bis auf die Ausnahme von Jack Sparrow weitgehend in den Hintergrund getreten,
aber trotzem lebt At World's End genauso wie seine beiden Vorgänger
davon, daß sich die Handlung nicht wirklich ernst nimmt und immer wieder
durch kleine, wohldosierte Gags aufgelockert wird.
Das dritte Pirates of the Caribbean-Abenteuer ist auch ein Abgesang
auf die alten Piraten-Traditionen und hat sich dabei unter anderem manche
Western von Sergio Leone zum Vorbild genommen, die vom schleichenden Niedergang
des Wilden Westens erzählen. Mit ganz ähnlichen Problemen hat die Welt
von Pirates of the Caribbean zu kämpfen, in der die alte Garde
der Piraten von den genauso unbarmherzigen Kapitalisten aus der neuen
Welt verdrängt wird. So gesehen hat besonders At World's End
einen gesellschaftskritischen Unterton, den man aber auch als Satire auffassen
kann - für einen Actionfilm dieser Größe ist dies aber in jedem Fall sehr
ungewöhnlich.
Sparrow, Jack Sparrow...
Nach dem großen Erfolg von Curse of the Black Pearl hatten praktisch
alle Schauspieler für zwei weitere Filme unterschrieben, was eine hohe
Kontinuität bei den Charakteren ermöglichte und keine Umbesetzungen oder
Auslassungen notwendig machte. Obwohl die Dreharbeiten für die Schauspieler
enorme Anstrengungen und eine fast zweijährige Bindung an ein einziges
Projekt bedeuteten, hatten die Filmemacher keine großen Schwierigkeiten
ihre Stars für zwei Filme am Stück zu verpflichten.
Besonders Johnny Depp war in dieser Beziehung kein Problem, denn der Schauspieler
hatte schon während des ersten Films angekündigt, daß er die Rolle des
abgedrehten Piraten Jack Sparrow mit großem Vergnügen so lange weiterspielen
würde, wie es gute Drehbücher gibt und er Spaß an seinem Charakter hat.
Obwohl es eigentlich waschechte Ensemble-Geschichten sind, ist Depps Rolle
doch Leib und Seele der Pirates of the Caribbean-Reihe, die ohne
seine einzigartige "Performance" nur halb so viel Spaß machen und einiges
an Ironie vermissen lassen würde.
Zu Beginn von At World's End macht sich Johnny Depp plotbedingt
ziemlich rar, kehrt dann aber gleich in mehrfacher Ausfertigung in einer
umwerfenden Sequenz zurück, die Davy Jones' Locker auf eine Weise in Szene
setzt, die Terry Gilliam alle Ehre machen würde. Obwohl Jack Sparrow eigentlich
wieder ganz der Alte ist, schafft es Johnny Depp seinem Charakter immer
noch neue Züge zu geben, ohne sich dabei zu wiederholen. Kritiker bemängeln
gerne, daß die Figur nur aus Johnny Depps unkontrolliertem Herumgehampel
besteht, aber bei genauer Betrachtung wird deutlich, daß sich dahinter
eine detailgenau choreographierten Auftritt verbirgt und Sparrow seine
frühere Eindimensionalität schon lange hinter sich gelassen hat.
Der Captain mit dem roten Bart
Wie schon durch den gewaltigen Cliffhanger am Ende von Dead Man's
Chest angekündigt, kehrt Captain Barbossa in At World's End
nach einer längeren Abwesenheit im dritten Film wieder zurück - und das
in vollem Schwung. Der äußerst wandlungsfähige Australier Geoffrey Rush,
der zwischen Curse of the Black Pearl und Dead Man's Chest
in Stephen Hopkins semi-biografischem The Life and Death of Peter Sellers
die Hauptrolle gespielt hatte, zeigt in At World's End wieder,
wie sich ein richtiger Pirat zu benehmen hat und macht Johnny Depp in
dieser Beziehung noch mehr Konkurrenz als im ersten Film.
Barbossa war schon in Curse of the Black Pearl zwar der hauptsächliche
Antagonist des Films, aber eigentlich kein richtiger Bösewicht und läuft
im dritten Film entgültig in das Lager der Helden über. Dadurch werden
die Parallelen zwischen ihm und Jack Sparrow immer deutlicher, denn im
Grunde genommen sind beide Piraten des gleichen Schlags mit ganz ähnlichen
Eigenschaften. Zu Freunden macht dies die beiden noch lange nicht, aber
wie Johnny Depp in einem Interview einmal sehr treffend bemerkte, benehmen
sie sich wie zwei alte Ladies, die sich um ihre Häkelnadeln streiten,
was viele der gemeinsamen Szenen der beiden Charaktere zu einem besonderen
Vergnügen macht.
Piraten so weit das Auge reicht
At World's End wird als dritter Film der Reihe von so vielen
Charakteren bevölkert wie seine beiden Vorgänger zusammen, denn diesmal
sind wirklich alle dabei und es kommen sogar noch neue hinzu. Einer davon
ist der fernöstliche Pirat Sao Feng, der mit viel Pathos von Hongkong-Filmstar
Chow Yun-Fat gespielt wird. Leider wird der Proto-Ninja schon nach etwa
der Hälfte des Films ziemlich abrupt aus der Handlung herauskatapultiert,
aber der intensive Auftritt gibt dem populären Schauspieler die Gelegenheit
aus seinem Charakter einen der furchterregensten und beeindruckensten
Piraten des Films zu machen.
Eine ganze Reihe von beeindruckenden, aber größtenteils nur im Hintergrund
zu sehenden Piraten aller Herren und Länder bringt der Brethren Court
mit sich, bei dem sich die Charakter-Designer so richtig austoben konnten.
Die große Piraten-Versammlung ist zwar visuell beeindruckend, aber im
fertigen Film ist diese Vielfalt nur ein rein optisches Vergnügen, denn
genaueres über die vielen Seeräuber erfährt man so gut wie gar nichts,
obwohl die Filmemacher alleine mit der Ausstattung und den Kostüme einen
riesigen Aufwand betrieben haben. Man bekommt den Eindruck, daß hinter
jedem dieser Piraten eine unerzählte Geschichte steckt.
Ein Wiedersehen gibt es selbstverständlich auch mit den vielen kleineren
Charakteren aus den ersten zwei Filmen. Die Crew der Black Pearl mit ihren
zahlreichen bunten Figuren ist wieder vollständig angetreten und wird
wie immer von Kevin McNally als erster Maat Gibbs angeführt, der genauso
wie Lee Arenberg und Mackenzie Crook als das unvergleichliche Duo Pintell
und Ragetti zwar auch keine besonders ausführlichen Auftritte hat, aber
viel mehr als zuvor in die Handlung eingebunden wurde.
Jungpiraten
Wieder mit dabei sind natürlich auch Keira Knightley und Orlando Bloom,
die ihre Rollen im Gegensatz zu den Piraten-Darstellern richtig ernst,
dramatisch und sogar recht gut überzeugend spielen. Knightley, die beim
ersten Film noch enttäuscht war, daß sie kein Schwert in die Hand nehmen
durfte, kann jetzt die zur waschechten Piratin gewordenen Governeurstochter
mit vollem Schwung spielen. Die Schauspielerin hat sichtlichen Spaß an
ihrem Charakter, der im Laufe der Geschichte eine große Entwicklung durchgemacht
hat und im dritten Film zu einer Mischung aus klassischer Piratenbraut
und einer schicksalsträchtigen Figur geworden ist.
Auch Orlando Blooms Will Turner hat sich seit seinen frühen Tagen als
Schmied und Schwertmeister deutlich verändert und ist nun komplett zu
seinen früher so verhaßten seeräuberischen Wurzeln übergelaufen. Genauso
wie seine Kollegin Keira Knightley spielt er seine Rolle weitgehend geradlinig
und mir nur sehr wenig Ironie, was ihn zu einem richtigen Helden der alten
Garde à la Errol Flynn macht, der sicher einer der Vorbilder für diese
Figur war. Die Beziehung zwischen Will und Elizabeth ist natürlich einer
der ganz großen Handlungsstränge, die sich durch alle drei Filme ziehen
und in At World's End auf eine überraschend originelle Weise
zu Ende geführt wird, ohne dabei ein typisches Happy-End zu erzeugen.
Menschliche Meeresbewohner
Ein weiterer alter Bekannter aus dem vorherigen Film ist Davy Jones, der
vom zynischen Schurken inzwischen fast zum bemitleidenswerten Opfer geworden
ist, aber deswegen nicht weniger imposant wirkt. Der Zuschauer kann für
Davy Jones gequälte Seele nun durchaus Mitleid empfinden, weil man nun
viel mehr über seinen Charakter erfährt. Auch in At World's End
ist er wieder eine Kreatur, die zum größten Teil im Computer entstand,
wobei die Arbeit von Schauspieler Bill Nighy, der auf dem Set ein Motion-Capture-Kostüm
mit speziellen Markierungen trug und schließlich auch die ausdrucksstarke
Stimme der Figur sprach, nicht zu unterschätzen ist.
Ein fast noch tragischerer Charakter als Davy Jones ist Will Turners Vater
Bootstrap Bill, für den Stellan Skarsgård viel mehr leiden mußte. Sein
Charakter wurde als einziger der Besatzung des Flying Dutchman nicht hauptsächlich
mit Hilfe von Computer-Animationen realisiert, sondern nur mit einem aufwendigen
Kostüm und viel Makeup - offenbar weil Bootstrap nur in relativ wenigen
Szenen auftritt und zum Ende des Films sogar kurz in seiner mehr menschlichen
Form zu sehen ist. Trotz seines furchterregenden Aussehens und der Kürze
seines Auftritts macht Stellan Skarsgård aus Bootstrap Bill einen erinnerungswürdigen
Charakter.
Offiziere und Gentlemen
Die wirklichen Bösewichte in At World's End sind nicht etwa die
Piraten, sondern jemand viel offizielleres: die East India Trading Company
wurde in Curse of the Black Pearl nur am Rande erwähnt, trat
aber in Dead Man's Chest erstmals in Form des schmierigen Lord
Cutler Beckett auf - einem Mann, der genauso wie die von ihm so verabscheuten
Piraten über Leichen geht, aber sich dabei ganz kultiviert und dekadent
gibt und gleichzeitig völlig unbarmherzig ist. Tom Hollander spielt seine
Rolle mit einer herrlich überheblichen Arroganz, die den Charakter noch
viel gemeiner und gefährlicher erscheinen läßt als jeden der dreckigen
und ungewaschenen Piraten.
Jonathan Pryce als Goveneur Swann wurde leider von seinen größeren Auftritten
in den ersten beiden Filmen auf eine nur sehr kleine Rolle am Rande des
Geschehens reduziert, die den Eindruck macht als ob von ihr ein nicht
unbeträchtlicher Teil auf dem Boden des Schneideraums gelandet ist. Auch
Jack DavenPORT 91,51,187,40,129,233
ausschließlich in den USA statt. Viele Sets entstanden
zwar in den Studios in Hollywood, aber viele Szenen wurden auch in Außenaufnahmen
vor der kalifornischen Küste auf See auf den detailreich nachgebauten
Schiffen gedreht. Diesmal kamen zur Black Pearl und zum Flying Dutchman
auch noch die beiden Schiffe der Singapur-Piraten hinzu, die Produktionsdesigner
Rich Heinrichs als halbverrottete chinesische Dschunken konzipierte. Im
Gegensatz dazu wurde die schon im vorherigen Film gezeigte Endeavour,
das Flaggschiff von Cutler Beckett, als majestätisches Segelschiff gestaltet,
das aber so groß war, daß nur ein Teil wirklich gebaut wurde und der Rest
aus dem Computer kam.
Ein besonders beeindruckende Kulisse ist gleich zu Beginn des Films zu
sehen, als sich die Helden nach Singapur einschleichen. Das riesige Set
wurde in Lebensgröße in einem Hollywood-Studio auf einem großen Wassertank
gebaut, um die Szenerie des fernöstlichen Hafens so stimmungsvoll wie
nur möglich zu gestalten. Dabei mußten die Designer allerdings weitgehend
raten, denn viel ist über Singapur vor dem 19. Jahrhunderts nicht bekannt
und es wurde auf eine Kombination aus chinesischen und malaysischen Stilen
zurückgegriffen. Viel Spaß hatten die Filmemacher bei der Gestaltung von
Sao Fengs mittelalterlicher Sauna, die eine ungemein detailreiche Parodie
auf den modernen Wellness-Wahnsinn ist.
Der aufwendige Schlußkampf im Maelstrom zwischen der Black Pearl und dem
Flying Dutchman wurde mit einem noch größeren Aufwand realisiert. In einem
ehemaligen Flugzeughangar, der schon von einigen früheren Produktionen
als Studio verwendet worden war, wurden auf komplizierten beweglichen
Plattformen lebensgroße Versionen der beiden Schiffe vom Deck aufwärts
gebaut, die sich bis zu einem Winkel von fast 15 Grad neigen ließen. Künstlicher
Wind und Regen wurden mit einem eigens entwickelten Sprinklersystem erzeugt
und machten es der Crew und den Schauspielern nicht gerade einfach - dafür
war das Ergebnis bemerkenswert realistisch, weil eben nicht alles aus
dem Computer kam.
Das digitale Meer
Schon die ersten beiden Pirates of the Caribbean-Abenteuer hatten
neue Maßstäbe bei den computergenerierten Special-Effects gesetzt, aber
der dritte Film setzt die Meßlatte noch ein großes Stück höher. Diesmal
mußten nicht nur jede Menge Charaktere wie Davy Jones und seine Crew komplett
mit CGI-Animationstechnik zum Leben erweckt, sondern auch ein beträchtlicher
Teil der Szenerie digital erzeugt werden. Da für die Postproduktion weniger
als ein halbes Jahr Zeit war, wurde die Arbeit nicht nur an ILM, sondern
auch an deren Konkurrenten Digital Domain und eine handvoll andere Firmen
vergeben, um den Film noch rechtzeitig fertigstellen zu können.
Trotz der Zeitnot kann man der digitalen Szenerie von At World's End
aber nur allerbeste Noten bescheinigen, denn selten waren Special Effects
so realistisch und nahtlos integriert auf der Kinoleinwand zu sehen. Besonders
die fast ausschließlich mit Hilfe von CGI-Animationen entstandenen Seeaufnahmen
und der Maelstrom sind äußerst beeindruckend und erinnern nur durch die
manchmal etwas zu enthusiastischen Kameraeinstellungen daran, daß sie
zum größten Teil mit dem Computer generiert wurden. Kameramann Dariusz
Wolski hat aber trotz allem dafür gesorgt, daß die Bilder immer sehr realistisch
und organisch wirken, indem die Filmaufnahmen und die Special-Effects
cinematographisch auf der gleichen Ebene behandelt wurden.
Piraten-Symphonien
At World's End hat nicht viele große Schwachpunkte - einer davon
ist jedoch die Filmmusik, die zwar die Beste der drei Filme geworden ist,
aber immer noch den schalen Beigeschmack von Hans Zimmers Baukasten-Scores
hat. Nicht weniger als sieben andere Komponisten arbeiteten unter der
Bezeichnung "additional Music by" an der Score mit, was die interessante
Frage aufkommen läßt ob Hans Zimmer überhaupt noch selbst komponiert hat
oder nur seinem Team eine handvoll Tgemen zur Ausarbeitung übergibt. Tatsächlich
klingt die Filmmusik von At World's End zwar sehr majästetisch
und bombastisch, besteht aber größtenteils nur aus simplen Akkordfolgen
mit fast kinderliedartig einfachen Melodien - weder das vielzitierte Love
Theme noch der mehr an einen Sprechgesang erinnernden Song Hoist
the Colors sind wirklich originell.
Während die Themen auf einem relativ unkomplizierten Niveau bleiben, macht
hier buchstäblich die Orchestrierung die Musik. Zwar ist hier wieder der
typisch zackige Zimmer-Touch zu hören, der hauptsächlich von synkopierten
Rhythmen dominiert wird, aber der Einsatz der Instrumente ist an vielen
Stellen durchaus innovativ. Besonders die Hintergrundklänge der Singapur-Sequenzen
sind sehr gut gelungen und die bildgewaltige Leone-Hommage in der Parlay-Szene
ist auch mit der entsprechenden Morricone-ähnlichen Musik ausgestattet,
bei der sogar der Regisseur als Gitarrist ausgeholfen hat.
Das letzte Gefecht?
Nach einer Drehzeit von fünf Monaten und einer nochmal fast genauso langen
Postproduktionsphase war im Frühjahr 2007 Pirates of the Caribbean
- At World's End schließlich fertig - so pünktlich, daß das Studio
den traditionellen Starttermin von Anfang Juli auf Ende Mai vorverlegen
konnte, um der Konkurrenz den Wind aus den Segeln nehmen zu können. Zwar
konnte der riesige Erfolg von Dead Man's Chest nicht mehr ganz
erreicht werden, aber immerhin lag At World's End im Kinosommer
2007 von den Einspielergebnissen her nur ganz knapp hinter den zwei anderen
Threequels Spiderman 3 und Shrek the Third.
Während die Kinozuschauer durchweg vom letzten Kapitel von Gore Verbinskis
und Jerry Bruckheimers Piraten-Saga begeistert waren, waren die Kritiker
längst nicht so zufrieden. Von vielen wurde die für einen Actionfilm ungewöhnlich
komplizierte Story und die enorme Länge bemängelt, aber manche erkannten
auch die eigentliche Intention der Filmemacher ihr Werk zwischen simplem
Unterhaltungs-Kino und anspruchsvollem Geschichtenerzählen zu balancieren.
Fast durchweg gelobt wurden allerdings die technische Umsetzung und die
engagierten Schauspieler, die für viele Rezensenten den Film gerettet
haben.
Tatsächlich haben Gore Verbinski und Jerry Bruckheimer dafür gesorgt,
daß das dritte Kapitel der Pirates of the Caribbean-Saga ein
würdiger Abschluß der Trilogie geworden ist. Ernsthaft vorwerfen kann
man den Filmemachern im Prinzip nur die etwas überfüllte Handlung, die
eigentlich nicht zu einem massentauglichen Blockbuster-Film paßt, aber
gerade deswegen für Filmliebhaber besonders interessant ist, weil man
sein Gehirn nicht an der Kinokasse abgeben muß um sich hervorragend zu
unterhalten. Pirates of the Caribbean - At World's End
ist schlicht und einfach ein Popcorn-Kino der Oberklasse, das ein lang
vergessenes Genre auf eine beeindruckende Weise wieder zum Leben erweckt
hat.
Ob At World's End wirklich der letzte Pirates of the Caribbean-Film
ist, wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen. Der große Handlungsbogen,
der sich über die drei Filme hinzieht, ist zwar nun so gut wie abgeschlossen,
aber es gibt immer noch jede Menge kleine und große Geschichten zu erzählen
und an Ideen und Material dürfte es nicht mangeln. Aber die Filmemacher
und Schauspieler hatten wegen den enormen Anstrengungen der Dreharbeiten,
die sich über fast zwei Jahre erstreckten, schon seit längerem für eine
Auszeit plädiert, die auch der Filmbranche sehr gut tun würde. Durch den
riesigen Erfolg der Piraten-Trilogie ist eine Rückkehr von Jack Sparrow
und Co. aber so gut wie sicher und eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Die DVD
Disneys DVD-Ausgaben der ersten beiden Pirates of the Caribbean-Filme
gehörten zu den allerbesten DVDs, an den es in Sachen Qualität
und Ausstattung kaum etwas auszusetzen gab. Auf den ersten Blick könnte
man gleiches auch von der DVD des dritten Films behaupten, wenn das Studio
diesmal nicht mit dem Bonusmaterial so sparsam gewesen wäre - ohne
eine längere Dokumentation und einen Audiokommentar sind die Extras
etwas enttäuschend, aber immerhin kann die DVD mit einer sehr soliden
Bild- und Tonqualität überzeugen.
Pirates of the Caribbean - At World's End wurde bereits am 22. November
in Deutschland und am 4. Dezember in den USA als DVD und BluRay veröffentlicht.
Die DVD erschien wie schon bei den ersten beiden Filmen in allen Regionen
als Einzel-DVD und 2-Disc-Set, wobei letzteres in den USA als Limited
Edition beworben wird, die nur bis Ende September 2008 im Handel sein
soll. Obwohl die Doppel-DVDs deutlich teurer sind, lohnen sie sich gegenüber
der Einzel-Disc, weil man sonst außer einem Gag-Reel überhaupt
keine Extras geboten bekommt.
Die hier rezensierte DVD ist wie üblich die amerikanische Region
1-Ausgabe der Doppel-DVD, die wie ihre Vorgänger in einem Standard-Keepcase
umschlossen von einem elegant gestalteten Pappschuber mit Prägedruck
ausgeliefert wird.
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