Pirates of the Caribbean - At World's End
Cover

13.2.2008 #431

von Guido Bibra

Titel Pirates of the Caribbean - At World's End
Studio Walt Disney Pictures / Jerry Bruckheimer Productions (2007)
Hersteller Walt Disney Home Entertainment (2007) EAN 0-7888-6075-5
DVD-Typ 9 ( GB) & 5 (4,08 GB) Bitrate ø 4,82 max. 5,8
Laufzeit 168:10 Minuten Kapitel 28
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch, Spanisch
Untertitel Englisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG-13
Extras • Keith & The Captain: On Set with Johnny Depp and the Rock Legend
• Bloopers of the Caribbean
• Deleted Scenes with optional Commentary by Director Gore Verbinski
• The Tale of many Jacks
• Anatomy of a Scene: The Maelstrom
• Masters of Design - Creating the Pirates' World
• The World of Chow Yun-Fat
• Inside the Brethren Court
• The Pirate Maestro: The Music of Hans Zimmer
• Hoist the Colours - The Story behind the Song

Der Film

Die East India Trading Company hat unter der Führung von Lord Cutler Beckett fast die Herrschaft in der Karibik übernommen und in Massenexekutionen werden alle hingerichtet, die nur den kleinsten Verdacht der Piraterie erwecken. Der grausam kalkulierter Plan scheint aufzugehen, als die Verurteilten ein Lied anstimmen, das die sagenumwobene Piratenversammlung, den Brethren Court, zusammenruft - zur Freude von Beckett, der die große Chance sieht alle Piratenführer der Karibik an einem Ort auf einmal auslöschen zu können.

Währenddessen versuchen Elizabeth und Will zusammen mit dem wiederauferstandenen Captain Barbossa, der mysteriösen Voodoo-Priesterin Tia Dalma und der übriggebliebenen Crew der Black Pearl den in Davy Jones' Locker verschollenen Jack Sparrow zu retten. Die Suche nach einer Karte zu diesem mystischen Ort führt sie nach Singapur, wo sie Kontakt zum Piratenlord Sao Feng aufnehmen, der von ihrem Auftauchen aber gar nicht begeistert ist...

 


2003 brachten Jerry Bruckheimer und Gore Verbinski mit Pirates of the Caribbean - Curse of the Black Pearl mit überraschend großem Erfolg ein lang vergessenes Genre zurück auf die Kinoleinwände - ein Projekt, das beinahe vom damaligen Disney-Boss Michael Eisner gecancelt worden wäre, weil er keine Zukunft für diese Art von Kinounterhaltung sah. Die Filmemacher konnten den Studiochef aber noch in letzter Minute von seinem Vorhaben abbringen und damit den Weg für eins der größten Piratenspektakel der Filmgeschichte ebnen.

Alle guten Dinge sind Drei

Während Curse of the Black Pearl noch ein gewagtes Experiment war und niemand genau wußte, wie das Kinopublikum auf einen modernen Piratenfilm reagieren würde, war nach dem überraschend großen Erfolg eine Fortsetzung nicht mehr aufzuhalten. Der Plot des ersten Films war relativ in sich abgeschlossen, aber dadurch ließen sich die Drehbuchautoren Ted Elliot und Terry Rossio nicht aufhalten, als sie schon kurz nach der Premiere von Dead Man's Chest den Auftrag erhielten, die Geschichte von Jack Sparrow, Will Turner und Elizabeth Swann weiter zu erzählen.

Mit dem erneuten Hissen der Piratenflagge wurde auch gleich entschieden, dies in einem Schwung gleich zweimal zu tun - aus ganz praktischen Gründen sollten gleich beide Fortsetzungen hintereinander gedreht werden, ähnlich wie dies Robert Zemeckis mit den Back to the Future-Filmen Ende der achtziger Jahre gemacht hatte. Während den besonders langen Dreharbeiten von Dead Man's Chest vom Februar 2005 bis März 2006 wurden bereits einige aufwendige Szenen des dritten Films inszeniert, bevor es nach einer viermonatigen Pause im August schließlich mit den Arbeiten an At World's End weiterging, die erst im Februar 2007 beendet wurden.

Das große Finale

Als die Dreharbeiten von Dead Man's Chest im Februar 2005 begannen, hatten Ted Elliot und Terry Rossio noch gar kein fertiges Script und Gore Verbinski mußte mit einem groben Treatment und hastig angefertigten Storyboards arbeiten - im Laufe der Zeit wurde aber viel aufgeholt, und die beiden Drehbuchautoren hatten noch bevor der zweite Film im Kasten war auch das Script für At World's End weitgehend fertiggestellt. Der noch relativ überschaubare Plot des ersten Films wurde kräftig erweitert und in eine komplexe Geschichte verwandelt, die Mythen, Sagen und andere abenteuerliche Elemente bunt miteinander vermischt und so eine faszinierende eigene Welt schafft, die mit At World's End ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Tatsächlich hat At World's End aber auch mit der komplizierten Story zu kämpfen, die für einen massentauglichen Actionfilm fast schon zu anspruchsvoll ist. Zwar ist der Plot wie üblich um eine handvoll zentrale Actionszenen aufgebaut worden, aber im Gegensatz zu manchen anderen Filmen halten diese die Handlung nicht auf, sondern sind ein fester Bestandteil von ihr und treiben sie kräftig voran. Gerade die Komplexität ist aber der größte Reiz von At World's End, denn es werden über ein Dutzend offener Handlungsstränge aus den ersten beiden Filmen zusammengeführt und viele Rätsel gelöst.

Das Ergebnis ist mehr als zweieinhalb Stunden lang geworden und hätte eigentlich auch für zwei einzelne, etwas kürzere Filme gereicht - aber der Trend zum mehrstündigen Mammutwerk machte eine längere, zusammenhängendere Geschichte möglich. Ganz nebenbei ist es Ted Elliot und Terry Rossio auch noch gelungen, die Kurve zu einem wirklich eleganten und zufriedenstellenden Schluß zu finden, der die Filmtrilogie gekonnt abschließt, aber immer noch Platz für eine mögliche Fortsetzung läßt.

Wie schon seine beiden Vorgänger hat der Film überdurchschnittlich viele Dialoge und nutzt diese ausführlich für die Exposition und auch den Humor, der zu einem großen Teil von den oft scharfzüngigen und sogar satirischen Texten erzeugt wird. Typischer Slapstick-Humor ist im dritten Film allerdings bis auf die Ausnahme von Jack Sparrow weitgehend in den Hintergrund getreten, aber trotzem lebt At World's End genauso wie seine beiden Vorgänger davon, daß sich die Handlung nicht wirklich ernst nimmt und immer wieder durch kleine, wohldosierte Gags aufgelockert wird.

Das dritte Pirates of the Caribbean-Abenteuer ist auch ein Abgesang auf die alten Piraten-Traditionen und hat sich dabei unter anderem manche Western von Sergio Leone zum Vorbild genommen, die vom schleichenden Niedergang des Wilden Westens erzählen. Mit ganz ähnlichen Problemen hat die Welt von Pirates of the Caribbean zu kämpfen, in der die alte Garde der Piraten von den genauso unbarmherzigen Kapitalisten aus der neuen Welt verdrängt wird. So gesehen hat besonders At World's End einen gesellschaftskritischen Unterton, den man aber auch als Satire auffassen kann - für einen Actionfilm dieser Größe ist dies aber in jedem Fall sehr ungewöhnlich.

Sparrow, Jack Sparrow...

Nach dem großen Erfolg von Curse of the Black Pearl hatten praktisch alle Schauspieler für zwei weitere Filme unterschrieben, was eine hohe Kontinuität bei den Charakteren ermöglichte und keine Umbesetzungen oder Auslassungen notwendig machte. Obwohl die Dreharbeiten für die Schauspieler enorme Anstrengungen und eine fast zweijährige Bindung an ein einziges Projekt bedeuteten, hatten die Filmemacher keine großen Schwierigkeiten ihre Stars für zwei Filme am Stück zu verpflichten.

Besonders Johnny Depp war in dieser Beziehung kein Problem, denn der Schauspieler hatte schon während des ersten Films angekündigt, daß er die Rolle des abgedrehten Piraten Jack Sparrow mit großem Vergnügen so lange weiterspielen würde, wie es gute Drehbücher gibt und er Spaß an seinem Charakter hat. Obwohl es eigentlich waschechte Ensemble-Geschichten sind, ist Depps Rolle doch Leib und Seele der Pirates of the Caribbean-Reihe, die ohne seine einzigartige "Performance" nur halb so viel Spaß machen und einiges an Ironie vermissen lassen würde.

Zu Beginn von At World's End macht sich Johnny Depp plotbedingt ziemlich rar, kehrt dann aber gleich in mehrfacher Ausfertigung in einer umwerfenden Sequenz zurück, die Davy Jones' Locker auf eine Weise in Szene setzt, die Terry Gilliam alle Ehre machen würde. Obwohl Jack Sparrow eigentlich wieder ganz der Alte ist, schafft es Johnny Depp seinem Charakter immer noch neue Züge zu geben, ohne sich dabei zu wiederholen. Kritiker bemängeln gerne, daß die Figur nur aus Johnny Depps unkontrolliertem Herumgehampel besteht, aber bei genauer Betrachtung wird deutlich, daß sich dahinter eine detailgenau choreographierten Auftritt verbirgt und Sparrow seine frühere Eindimensionalität schon lange hinter sich gelassen hat.

Der Captain mit dem roten Bart

Wie schon durch den gewaltigen Cliffhanger am Ende von Dead Man's Chest angekündigt, kehrt Captain Barbossa in At World's End nach einer längeren Abwesenheit im dritten Film wieder zurück - und das in vollem Schwung. Der äußerst wandlungsfähige Australier Geoffrey Rush, der zwischen Curse of the Black Pearl und Dead Man's Chest in Stephen Hopkins semi-biografischem The Life and Death of Peter Sellers die Hauptrolle gespielt hatte, zeigt in At World's End wieder, wie sich ein richtiger Pirat zu benehmen hat und macht Johnny Depp in dieser Beziehung noch mehr Konkurrenz als im ersten Film.

Barbossa war schon in Curse of the Black Pearl zwar der hauptsächliche Antagonist des Films, aber eigentlich kein richtiger Bösewicht und läuft im dritten Film entgültig in das Lager der Helden über. Dadurch werden die Parallelen zwischen ihm und Jack Sparrow immer deutlicher, denn im Grunde genommen sind beide Piraten des gleichen Schlags mit ganz ähnlichen Eigenschaften. Zu Freunden macht dies die beiden noch lange nicht, aber wie Johnny Depp in einem Interview einmal sehr treffend bemerkte, benehmen sie sich wie zwei alte Ladies, die sich um ihre Häkelnadeln streiten, was viele der gemeinsamen Szenen der beiden Charaktere zu einem besonderen Vergnügen macht.

Piraten so weit das Auge reicht

At World's End wird als dritter Film der Reihe von so vielen Charakteren bevölkert wie seine beiden Vorgänger zusammen, denn diesmal sind wirklich alle dabei und es kommen sogar noch neue hinzu. Einer davon ist der fernöstliche Pirat Sao Feng, der mit viel Pathos von Hongkong-Filmstar Chow Yun-Fat gespielt wird. Leider wird der Proto-Ninja schon nach etwa der Hälfte des Films ziemlich abrupt aus der Handlung herauskatapultiert, aber der intensive Auftritt gibt dem populären Schauspieler die Gelegenheit aus seinem Charakter einen der furchterregensten und beeindruckensten Piraten des Films zu machen.

Eine ganze Reihe von beeindruckenden, aber größtenteils nur im Hintergrund zu sehenden Piraten aller Herren und Länder bringt der Brethren Court mit sich, bei dem sich die Charakter-Designer so richtig austoben konnten. Die große Piraten-Versammlung ist zwar visuell beeindruckend, aber im fertigen Film ist diese Vielfalt nur ein rein optisches Vergnügen, denn genaueres über die vielen Seeräuber erfährt man so gut wie gar nichts, obwohl die Filmemacher alleine mit der Ausstattung und den Kostüme einen riesigen Aufwand betrieben haben. Man bekommt den Eindruck, daß hinter jedem dieser Piraten eine unerzählte Geschichte steckt.

Ein Wiedersehen gibt es selbstverständlich auch mit den vielen kleineren Charakteren aus den ersten zwei Filmen. Die Crew der Black Pearl mit ihren zahlreichen bunten Figuren ist wieder vollständig angetreten und wird wie immer von Kevin McNally als erster Maat Gibbs angeführt, der genauso wie Lee Arenberg und Mackenzie Crook als das unvergleichliche Duo Pintell und Ragetti zwar auch keine besonders ausführlichen Auftritte hat, aber viel mehr als zuvor in die Handlung eingebunden wurde.

Jungpiraten

Wieder mit dabei sind natürlich auch Keira Knightley und Orlando Bloom, die ihre Rollen im Gegensatz zu den Piraten-Darstellern richtig ernst, dramatisch und sogar recht gut überzeugend spielen. Knightley, die beim ersten Film noch enttäuscht war, daß sie kein Schwert in die Hand nehmen durfte, kann jetzt die zur waschechten Piratin gewordenen Governeurstochter mit vollem Schwung spielen. Die Schauspielerin hat sichtlichen Spaß an ihrem Charakter, der im Laufe der Geschichte eine große Entwicklung durchgemacht hat und im dritten Film zu einer Mischung aus klassischer Piratenbraut und einer schicksalsträchtigen Figur geworden ist.

Auch Orlando Blooms Will Turner hat sich seit seinen frühen Tagen als Schmied und Schwertmeister deutlich verändert und ist nun komplett zu seinen früher so verhaßten seeräuberischen Wurzeln übergelaufen. Genauso wie seine Kollegin Keira Knightley spielt er seine Rolle weitgehend geradlinig und mir nur sehr wenig Ironie, was ihn zu einem richtigen Helden der alten Garde à la Errol Flynn macht, der sicher einer der Vorbilder für diese Figur war. Die Beziehung zwischen Will und Elizabeth ist natürlich einer der ganz großen Handlungsstränge, die sich durch alle drei Filme ziehen und in At World's End auf eine überraschend originelle Weise zu Ende geführt wird, ohne dabei ein typisches Happy-End zu erzeugen.

Menschliche Meeresbewohner

Ein weiterer alter Bekannter aus dem vorherigen Film ist Davy Jones, der vom zynischen Schurken inzwischen fast zum bemitleidenswerten Opfer geworden ist, aber deswegen nicht weniger imposant wirkt. Der Zuschauer kann für Davy Jones gequälte Seele nun durchaus Mitleid empfinden, weil man nun viel mehr über seinen Charakter erfährt. Auch in At World's End ist er wieder eine Kreatur, die zum größten Teil im Computer entstand, wobei die Arbeit von Schauspieler Bill Nighy, der auf dem Set ein Motion-Capture-Kostüm mit speziellen Markierungen trug und schließlich auch die ausdrucksstarke Stimme der Figur sprach, nicht zu unterschätzen ist.

Ein fast noch tragischerer Charakter als Davy Jones ist Will Turners Vater Bootstrap Bill, für den Stellan Skarsgård viel mehr leiden mußte. Sein Charakter wurde als einziger der Besatzung des Flying Dutchman nicht hauptsächlich mit Hilfe von Computer-Animationen realisiert, sondern nur mit einem aufwendigen Kostüm und viel Makeup - offenbar weil Bootstrap nur in relativ wenigen Szenen auftritt und zum Ende des Films sogar kurz in seiner mehr menschlichen Form zu sehen ist. Trotz seines furchterregenden Aussehens und der Kürze seines Auftritts macht Stellan Skarsgård aus Bootstrap Bill einen erinnerungswürdigen Charakter.

Offiziere und Gentlemen

Die wirklichen Bösewichte in At World's End sind nicht etwa die Piraten, sondern jemand viel offizielleres: die East India Trading Company wurde in Curse of the Black Pearl nur am Rande erwähnt, trat aber in Dead Man's Chest erstmals in Form des schmierigen Lord Cutler Beckett auf - einem Mann, der genauso wie die von ihm so verabscheuten Piraten über Leichen geht, aber sich dabei ganz kultiviert und dekadent gibt und gleichzeitig völlig unbarmherzig ist. Tom Hollander spielt seine Rolle mit einer herrlich überheblichen Arroganz, die den Charakter noch viel gemeiner und gefährlicher erscheinen läßt als jeden der dreckigen und ungewaschenen Piraten.

Jonathan Pryce als Goveneur Swann wurde leider von seinen größeren Auftritten in den ersten beiden Filmen auf eine nur sehr kleine Rolle am Rande des Geschehens reduziert, die den Eindruck macht als ob von ihr ein nicht unbeträchtlicher Teil auf dem Boden des Schneideraums gelandet ist. Auch Jack DavenPORT 91,51,187,40,129,233 ausschließlich in den USA statt. Viele Sets entstanden zwar in den Studios in Hollywood, aber viele Szenen wurden auch in Außenaufnahmen vor der kalifornischen Küste auf See auf den detailreich nachgebauten Schiffen gedreht. Diesmal kamen zur Black Pearl und zum Flying Dutchman auch noch die beiden Schiffe der Singapur-Piraten hinzu, die Produktionsdesigner Rich Heinrichs als halbverrottete chinesische Dschunken konzipierte. Im Gegensatz dazu wurde die schon im vorherigen Film gezeigte Endeavour, das Flaggschiff von Cutler Beckett, als majestätisches Segelschiff gestaltet, das aber so groß war, daß nur ein Teil wirklich gebaut wurde und der Rest aus dem Computer kam.

Ein besonders beeindruckende Kulisse ist gleich zu Beginn des Films zu sehen, als sich die Helden nach Singapur einschleichen. Das riesige Set wurde in Lebensgröße in einem Hollywood-Studio auf einem großen Wassertank gebaut, um die Szenerie des fernöstlichen Hafens so stimmungsvoll wie nur möglich zu gestalten. Dabei mußten die Designer allerdings weitgehend raten, denn viel ist über Singapur vor dem 19. Jahrhunderts nicht bekannt und es wurde auf eine Kombination aus chinesischen und malaysischen Stilen zurückgegriffen. Viel Spaß hatten die Filmemacher bei der Gestaltung von Sao Fengs mittelalterlicher Sauna, die eine ungemein detailreiche Parodie auf den modernen Wellness-Wahnsinn ist.

Der aufwendige Schlußkampf im Maelstrom zwischen der Black Pearl und dem Flying Dutchman wurde mit einem noch größeren Aufwand realisiert. In einem ehemaligen Flugzeughangar, der schon von einigen früheren Produktionen als Studio verwendet worden war, wurden auf komplizierten beweglichen Plattformen lebensgroße Versionen der beiden Schiffe vom Deck aufwärts gebaut, die sich bis zu einem Winkel von fast 15 Grad neigen ließen. Künstlicher Wind und Regen wurden mit einem eigens entwickelten Sprinklersystem erzeugt und machten es der Crew und den Schauspielern nicht gerade einfach - dafür war das Ergebnis bemerkenswert realistisch, weil eben nicht alles aus dem Computer kam.

Das digitale Meer

Schon die ersten beiden Pirates of the Caribbean-Abenteuer hatten neue Maßstäbe bei den computergenerierten Special-Effects gesetzt, aber der dritte Film setzt die Meßlatte noch ein großes Stück höher. Diesmal mußten nicht nur jede Menge Charaktere wie Davy Jones und seine Crew komplett mit CGI-Animationstechnik zum Leben erweckt, sondern auch ein beträchtlicher Teil der Szenerie digital erzeugt werden. Da für die Postproduktion weniger als ein halbes Jahr Zeit war, wurde die Arbeit nicht nur an ILM, sondern auch an deren Konkurrenten Digital Domain und eine handvoll andere Firmen vergeben, um den Film noch rechtzeitig fertigstellen zu können.

Trotz der Zeitnot kann man der digitalen Szenerie von At World's End aber nur allerbeste Noten bescheinigen, denn selten waren Special Effects so realistisch und nahtlos integriert auf der Kinoleinwand zu sehen. Besonders die fast ausschließlich mit Hilfe von CGI-Animationen entstandenen Seeaufnahmen und der Maelstrom sind äußerst beeindruckend und erinnern nur durch die manchmal etwas zu enthusiastischen Kameraeinstellungen daran, daß sie zum größten Teil mit dem Computer generiert wurden. Kameramann Dariusz Wolski hat aber trotz allem dafür gesorgt, daß die Bilder immer sehr realistisch und organisch wirken, indem die Filmaufnahmen und die Special-Effects cinematographisch auf der gleichen Ebene behandelt wurden.

Piraten-Symphonien

At World's End hat nicht viele große Schwachpunkte - einer davon ist jedoch die Filmmusik, die zwar die Beste der drei Filme geworden ist, aber immer noch den schalen Beigeschmack von Hans Zimmers Baukasten-Scores hat. Nicht weniger als sieben andere Komponisten arbeiteten unter der Bezeichnung "additional Music by" an der Score mit, was die interessante Frage aufkommen läßt ob Hans Zimmer überhaupt noch selbst komponiert hat oder nur seinem Team eine handvoll Tgemen zur Ausarbeitung übergibt. Tatsächlich klingt die Filmmusik von At World's End zwar sehr majästetisch und bombastisch, besteht aber größtenteils nur aus simplen Akkordfolgen mit fast kinderliedartig einfachen Melodien - weder das vielzitierte Love Theme noch der mehr an einen Sprechgesang erinnernden Song Hoist the Colors sind wirklich originell.

Während die Themen auf einem relativ unkomplizierten Niveau bleiben, macht hier buchstäblich die Orchestrierung die Musik. Zwar ist hier wieder der typisch zackige Zimmer-Touch zu hören, der hauptsächlich von synkopierten Rhythmen dominiert wird, aber der Einsatz der Instrumente ist an vielen Stellen durchaus innovativ. Besonders die Hintergrundklänge der Singapur-Sequenzen sind sehr gut gelungen und die bildgewaltige Leone-Hommage in der Parlay-Szene ist auch mit der entsprechenden Morricone-ähnlichen Musik ausgestattet, bei der sogar der Regisseur als Gitarrist ausgeholfen hat.

Das letzte Gefecht?

Nach einer Drehzeit von fünf Monaten und einer nochmal fast genauso langen Postproduktionsphase war im Frühjahr 2007 Pirates of the Caribbean - At World's End schließlich fertig - so pünktlich, daß das Studio den traditionellen Starttermin von Anfang Juli auf Ende Mai vorverlegen konnte, um der Konkurrenz den Wind aus den Segeln nehmen zu können. Zwar konnte der riesige Erfolg von Dead Man's Chest nicht mehr ganz erreicht werden, aber immerhin lag At World's End im Kinosommer 2007 von den Einspielergebnissen her nur ganz knapp hinter den zwei anderen Threequels Spiderman 3 und Shrek the Third.

Während die Kinozuschauer durchweg vom letzten Kapitel von Gore Verbinskis und Jerry Bruckheimers Piraten-Saga begeistert waren, waren die Kritiker längst nicht so zufrieden. Von vielen wurde die für einen Actionfilm ungewöhnlich komplizierte Story und die enorme Länge bemängelt, aber manche erkannten auch die eigentliche Intention der Filmemacher ihr Werk zwischen simplem Unterhaltungs-Kino und anspruchsvollem Geschichtenerzählen zu balancieren. Fast durchweg gelobt wurden allerdings die technische Umsetzung und die engagierten Schauspieler, die für viele Rezensenten den Film gerettet haben.

Tatsächlich haben Gore Verbinski und Jerry Bruckheimer dafür gesorgt, daß das dritte Kapitel der Pirates of the Caribbean-Saga ein würdiger Abschluß der Trilogie geworden ist. Ernsthaft vorwerfen kann man den Filmemachern im Prinzip nur die etwas überfüllte Handlung, die eigentlich nicht zu einem massentauglichen Blockbuster-Film paßt, aber gerade deswegen für Filmliebhaber besonders interessant ist, weil man sein Gehirn nicht an der Kinokasse abgeben muß um sich hervorragend zu unterhalten. Pirates of the Caribbean - At World's End ist schlicht und einfach ein Popcorn-Kino der Oberklasse, das ein lang vergessenes Genre auf eine beeindruckende Weise wieder zum Leben erweckt hat.

Ob At World's End wirklich der letzte Pirates of the Caribbean-Film ist, wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen. Der große Handlungsbogen, der sich über die drei Filme hinzieht, ist zwar nun so gut wie abgeschlossen, aber es gibt immer noch jede Menge kleine und große Geschichten zu erzählen und an Ideen und Material dürfte es nicht mangeln. Aber die Filmemacher und Schauspieler hatten wegen den enormen Anstrengungen der Dreharbeiten, die sich über fast zwei Jahre erstreckten, schon seit längerem für eine Auszeit plädiert, die auch der Filmbranche sehr gut tun würde. Durch den riesigen Erfolg der Piraten-Trilogie ist eine Rückkehr von Jack Sparrow und Co. aber so gut wie sicher und eigentlich nur eine Frage der Zeit.


Die DVD

Disneys DVD-Ausgaben der ersten beiden Pirates of the Caribbean-Filme gehörten zu den allerbesten DVDs, an den es in Sachen Qualität und Ausstattung kaum etwas auszusetzen gab. Auf den ersten Blick könnte man gleiches auch von der DVD des dritten Films behaupten, wenn das Studio diesmal nicht mit dem Bonusmaterial so sparsam gewesen wäre - ohne eine längere Dokumentation und einen Audiokommentar sind die Extras etwas enttäuschend, aber immerhin kann die DVD mit einer sehr soliden Bild- und Tonqualität überzeugen.

Pirates of the Caribbean - At World's End wurde bereits am 22. November in Deutschland und am 4. Dezember in den USA als DVD und BluRay veröffentlicht. Die DVD erschien wie schon bei den ersten beiden Filmen in allen Regionen als Einzel-DVD und 2-Disc-Set, wobei letzteres in den USA als Limited Edition beworben wird, die nur bis Ende September 2008 im Handel sein soll. Obwohl die Doppel-DVDs deutlich teurer sind, lohnen sie sich gegenüber der Einzel-Disc, weil man sonst außer einem Gag-Reel überhaupt keine Extras geboten bekommt.

Die hier rezensierte DVD ist wie üblich die amerikanische Region 1-Ausgabe der Doppel-DVD, die wie ihre Vorgänger in einem Standard-Keepcase umschlossen von einem elegant gestalteten Pappschuber mit Prägedruck ausgeliefert wird.


Cover

Cover

Bild

At World's End macht auf den ersten Blick auf dieser DVD einen genauso guten Eindruck wie der Vorgänger Dead Man's Chest, bei genauerem hinschauen offenbaren sich aber ein paar kleinere Einschränkungen, die hauptsächlich durch das Filmformat und das Authoring bedingt sind.

Verwendet für diese DVD wurde natürlich das gleiche digitale HD-Interpositiv, das auch für die BluRay-Version zum Einsatz kam, aber für die Konvertierung in die NTSC-Auflösung noch etwas nachbearbeitet wurde. Die Filmvorlage, in diesem Fall wahrscheinlich ein direkter Scan des Filmnegativs, weist natürlioch keinerlei Verschmutzungen oder Beschädigungen auf und sieht beinahe makellos aus. Auffällig ist lediglich die gegenüber Dead Man's Chest etwas stärker sichtbare Körnigkeit, die sich in manchen Szenen deutlich sichtbar ist, aber nicht störend wirkt - ganz im Gegenteil macht diese Nebenwirkung des Super35-Formats das Bild lebendig und nimmt dem Transfer das sonst oft auftretende klinisch reine digitale Aussehen.

Die Schärfe ist auf einem für Super35 überdurchschnittlich hohem Niveau, wobei jedoch unnötigerweise mit einem Schärfefilter nachgeholfen wurde, der ein paar Nebenwirkungen hinterlassen hat. Zwar wirkt das Bild nicht unnatürlich scharf, aber es sind durchgängig leichte Doppelkanten im Bild zu sehen, die sich auch an den Letterbox-Balken bemerkbar machen. Warum hier trotz des enorm detailreichen Bildmasters zusätzlich nachgeschärft wurde ist nicht nachvollziehbar - zum Glück macht sich dies nur bei genauem Hinschauen wirklich bemerkbar und ist längst nicht so auffällig wie bei Curse of the Black Pearl.

Die Farben wurden wie schon bei den ersten zwei Filmen einem digitalen Colorgrading unterzogen und sind daher manchmal recht eigenwillig, werden aber durch das digitale Bildmaster exakt so wie von den Filmemachern gewünscht wiedergegeben. Das stark desaturierte Farbtiming sieht manchmal fast wie ein altes, vergilbtes Schwarzweißfoto aus und bewegt sich fast ausschließlich im grünen, blauen und braunen Bereich und wird nur von einer Handvoll richtigen Farbklecksern aufgelockert.

Um den 170 Minuten langen Film auf eine einzige DVD unterzubringen wurde, mußte die Bitrate so weit wie möglich heruntergeschraubt werden und liegt dadurch durchschnittlich gerade einmal um 4 Mbit/s. Früher hätte dies Kompressionsartefakte en masse bedeutet, aber Disney verwendet seit einiger Zeit schon ein Authoring-Studio, das auch mit niedrigen Bitraten hervorragende Ergebnisse erzielt. Daher sieht man auf dieser DVD praktisch keine direkten Kompressionsartefakte, lediglich in dunklen Szenen ist ganz selten ein leichtes Blockrauschen auf schwarzen Bildteilen zu sehen.

Ton

Wie schon bei den vorherigen beiden Pirates of the Caribbean-DVDs hat Disney auch hier vernünftigerweise zugunsten der Bildqualität auf eine platzverschwendende DTS-Spur verzichtet und At World's End nur mit englischem und französischen Ton in Dolby Digital ausgestattet.

Die englische 5.1-Tonspur wurde mit 448 kbit/s codiert und hat eine sehr dichte und agressive, aber trotzdem sehr ausgewogene Abmischung zu bieten. Selbstverständlich spielt Lautstärke in den Actionszenen eine große Rolle, aber die Dynamik ist so gut ausbalanciert, daß ein Griff zum Lautstärkeregler praktisch kaum notwendig ist. Der Raumklang wird zwar größtenteils von der sehr breit abgemischen Musik erzeugt, aber es werden auch eine ganze Menge direkter und diffuser Surroundeffekte eingesetzt, die ein Teil einer aufwendigen und realistischen Geräuschkulisse sind. Die Stimmen sind fast ausschließlich auf den mittleren Kanal gemischt worden, sind aber einwandfrei verständlich und hören sich sehr warm und natürlich an.

Die spanische Tonspur liegt ebenfalls in Dolby Digital 5.1 vor, wurde aber aus Platzgründen nur mit 384 kbit/s codiert, was jedoch keinen gravierenden Unterschied macht - die Abmischung scheint bis auf die Dialoge vollkommen identisch zur englischen Tonspur zu sein. Weitere Tonspuren gibt es nicht, aber Untertitel sind auf Englisch und Spanisch vorhanden.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der DVD von At World's End ist längst nicht so zahlreich wie bei den beiden Vorgängern - besonders erstaunlich ist der Verzicht auf einen Audiokommentar und eine längere Dokumentation, die eigentlich essentielle Bestandteile der Extras gewesen wären. Immerhin bekommt man aber noch eine etwa 75 Minuten Sammlung aus einzelnen Featurettes geboten, die zwar den Eindruck machen hauptsächlich aus der Marketingkampagne zu stammen, aber immerhin einen kleinen Einblick in die Entstehung des Films geben. Das Menüdesign ist allerdings hervorragend gelungen und vom Design her sehr originell.

Bloopers of the Caribbean (5:22) ist die traditionelle Sammlung von verpatzten Szenen, die auch hier einigermaßen witzig ist und zeigt, daß die Schauspieler bei den Dreharbeiten eine Meng Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der DVD von At World's End ist längst nicht so zahlreich wie bei den beiden Vorgängern - besonders erstaunlich ist der Verzicht auf einen Audiokommentar und eine längere Dokumentation, die eigentlich essentielle Bestandteile der Extras gewesen wären. Immerhin bekommt man aber noch eine etwa 75 Minuten Sammlung aus einzelnen Featurettes geboten, die zwar d Montur.

Anatomy of a Scene: The Maelstrom (19:30) widmet sich der Entstehung einer der beeindruckensten Szenen des Films und ist damit der einzige Teil des Bonusmaterials, das einer richtigen Dokumentation am nächsten kommt. In vielen Aufnahmen vom Set werden die Konstruktion der riesigen Kulissen beobachtet und die aufwendigen Dreharbeiten gezeigt, während in der zweiten Hälfte einen Blick auf die komplizierte Postproduktion und die Arbeit an den Special-Effects geworfen wird. Außerdem kommen in zahlreichen kurzen, aber dennoch interessanten Interviewschnipseln viele der Filmemacher und Schauspieler zu Wort.

The Tale of the Many Jacks (4:47) ist ein kleines, aber interessantes Making-Of über die Szenen in Davy Jones' Locker mit dem multiplen Johnny Depp, in dem sehr anschaulich gezeigt wird, welcher Aufwand für die Realisierung dieser Sequenz notwendig war.

Die Deleted Scenes sind mit den zwei Sequenzen I Like Riddles (0:55) und Two Captains, One Ship (1:29) sehr spärlich ausgefallen, wenn man bedenkt daß laut den Filmemachern die erste Fassung von At World's End um drei Stunden lang gewesen sein muß und später mindestens um zwanzig Minuten gekürzt wurde. Allerdings sind die beiden Szenen mit einem optionalen Audiokommentar von Gore Verbinski ausgestattet.

The World of Chow-Yun Fat (4:14) stellt den Schauspieler des singapurischen Piraten Sao Feng in ein paar kleinen Film- und Interviewausschnitten vor.

The Pirate Maestro: The Music of Hans Zimmer (10:31) wirft einen interessanten und überraschend ausführlichen Blick auf die Entstehung der Filmmusik, wobei der Schwerpunkt auf die Aufnahme und nicht die Komposition gesetzt wurde.

Masters of Design enthält eine Reihe von kurzen Featurettes über die Gestaltung des Films, die sich jeweils auf ein Mitglied der Designer-Crew und sein Spezialgebiet konzentrieren:
James Byrke: Sao Feng's Map (6:18)
Crash McCreery: The Cursed Crew (5:23)
Rick Heinrichs: Singapore (5:13)
Penny Rose: Teague's Costume (3:37)
Kris Peck: The Code Book (5:17)

Hoist the Colours (4:41) berichtet von der Entstehung der Piraten-Hymne, die im Film eine tragende Rolle spielt, aber hier ein wenig zu deutlich als großes Kunstwerk stilisiert wird.

Inside the Brethren Court bietet das, was im Film selbst in den Hintergrund gerückt ist: mehr oder weniger ausführliche Informationen über die Piraten-Lords. Zehn kleine Featurettes lassen sich in diesem Menü über die verschiedenen Pieces of Eight aufrufen.

Außerdem befinden sich auf der zweiten DVD noch zwei kleine, leicht zu findende Eastereggs - eins über die Tücken einer Erdnuß (2:05) und ein anderes mit einer frühen Renderversion einer der beeindruckensten Szenen des Films (2:48).











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