Der Film
Komödianten gibt es in England wie Sand am Meer, aber nicht
viele sind so bekannt wie zum Beispiel Monty Python, Rowan Atkinson und
andere. Einer der erfolgreicheren, aber dennoch außerhalb England kaum
bekannten englischen Comedians war Eric Sykes, der sich seit den fünfziger
Jahren erst im Radio und dann auch im Fernsehen und Kino mit seinen
Sketchen und Slapstick-Routinen einen Namen gemacht hatte und trotz gesundheitlicher
Schwierigkeiten bis ins hohe Alter noch aktiv war.
Eric Sykes größer und bekanntester Erfolg war eine Comedy-Routine, die
er erstmals 1964 in seiner damals laufenden Fernsehserie unter dem Titel
Sykes and a Plank auf die Mattscheibe gebracht hatte. Die simple Geschichte
von zwei Handwerkern, die das letzte Brett für die Fertigstellung eines
Fußbodens aus Versehen zu Brennholz machen und dann haarsträubende Abenteuer
bei der Heranschaffung eines neuen Planke erleben, bot viel Spielraum
für Slapstick, Pantomime und andere Dinge – genau das richtige für einen
verspielten Komiker wie Eric Sykes.
1967 wurde The Plank dann noch einmal gedreht - diesmal nicht fürs Fernsehen,
sondern fürs Kino in einem etwas größeren und aufwendigeren Stil, aber
wieder ohne festes Drehbuch und mit viel Improvisation. Eric Sykes wollte
als neuen Partner eigentlich Peter Sellers engagieren, aber als der tempramentvolle
Schauspieler absagte, ging die Rolle an den Komiker Tommy Cooper,
der in England fast genauso bekannt wie sein Kollege Sykes war und nach
The Plank noch öfter mit ihm zusammenarbeitete. Obwohl The
Plank eigentlich eine Zwei-Mann-Show war, wurden die zahlreichen
kleinen Nebenrollen mit vielen anderen bekannten britischen Komikern gegeben
– Jimmy Edwards, Roy Castle, Graham Stark und andere geben sich praktisch
die Klinke in die Hand.
Um die Slapstick-Natur der Story noch mehr in den Vordergrund zu stellen,
wurden die Dialoge auf ein Minimum zusammengestrichen und noch mehr Wert auf
physikalische Gags und wortlose Komik gelegt. Dies hatte aber auch persönliche
Gründe, denn zeitlebens hatte Eric Sykes krankheitsbedingte Gehörprobleme,
wodurch Pantomime und Slapstick für ihn leichter zu spielen und inszenieren
waren als dialogreicher Humor. Dafür wurden die Gags auch besonders aufwendig
und detailreich inszeniert - und sogar auf einige filmtechnische Tricks
und einen einfallsreichen, witzigen Vorspann wurde nicht verzichtet.
Vieles davon war aber nicht wirklich neu, denn Eric Sykes machte Anleihen
bei Comedy-Koryphäen wie Laurel und Hardy, Buster Keaton oder Harold Lloyd,
brachte aber auch seinen ganz besonderen, urbritischen Stil mit
ins Spiel. Natürlich war der Humor der zwanziger und dreißiger Jahre schon
1967 veraltet, aber gerade um diese Art von nostalgischem Witz hatte es
Eric Sykes abgesehen und seine Vorbilder so genau studiert, daß seine
Inszenierung nicht wie ein Abklatsch der Klassiker, sondern wie eine liebevolle
Hommage wirkt. Gedreht vor Ort in London macht The Plank außerdem
einen sehr natürlichen Eindruck, von einer bühnenartigen Atmosphäre ist
nichts zu spüren.
Weil die neue Version von The Plank fürs Kino und nicht fürs
Fernsehen inszeniert wurde, mußten die Zuschauer auch nicht eine der nervigsten
Eigenschaften der britischen Fernsehlandschaft ertragen: die Laughtrack.
Eigentlich eine willkommene Nebenwirkung von Live vor Publikum aufgezeichneten
Shows, war das Publikumsgelächter schon Mitte der sechziger Jahre bei
den meisten englischen Fernsehsendern bei Comedy-Sendungen zur Pflicht
geworden. Egal ob eine Produktion vor Publikum aufgezeichnet wurde oder
nicht, oft wurde die Laughtrack sogar nachträglich hinzugefügt.
Bei der Neuverfilmung von The Plank verzichtete Eric Sykes bewußt
auf eine Laughtrack, obwohl viele Gags eigentlich auf eine Publikumsreaktion
angewiesen waren. Trotzdem funktionierten die Comedy-Routinen auch so,
weil sie nun wie ein Film und nicht wie eine Bühnenaufführung inszeniert
wurden. Tatsächlich wurde The Plank vor Ort praktisch als Stummfilm
gedreht und erst später im Studio nachvertont, wobei die Soundtrack eine
Mischung aus undeutlichem Dialog-Gebrabbel, stark betonter Geräuschkulisse
und der Musik von Brian Fahey ist, die wie eine Mischung aus New-Orleans-Jazz,
britischer Marschmusik und dramatischer Filmscore klingt.
Als etwas angestaubter, aber dennoch witziger und unterhaltsamer englischer
Komödien-Klassiker ist The Plank auch vierzig Jahre nach seiner
Entstehung immer noch aktuell, wenn man den Bezug zur damaligen Zeit nicht
vergißt. Das halbstündige Fernseh-Remake von 1979 erfreute sich in England
allerdings keiner so großen Beliebtheit wie die Kinoversion von 1967,
die es sogar bis nach Deutschland geschafft hatte – allerdings nicht im
Kino, sondern nur in den achtziger Jahren ein paarmal ins Fernsehen. Die
wenigen Ausstrahlungen unter dem Titel Das Brett hinterließen
aber beim deutschen Fernsehpublikum einen so bleibenden Eindruck, daß
heute noch oft gefragt wird, ob es den Film auch irgendwo zu kaufen gibt.
Die DVD
Dank Granada Ventures, die die ehemalige Rank-Filmbibliothek
übernommen haben, gibt es The Plank schon seit 2004 als ganz ausgezeichnete
DVD in England – und da es wegen den knappen Dialogen kaum eine Sprachbarriere
im Film gibt, ist eine deutsche Synchronfassung auch gar nicht notwendig.
Geboten werden zwar keinerlei Extras, aber dafür die erstmals ungeschnittene,
51-minütige Fassung von The Plank in bestmöglichster, restaurierter
Bildqualität. Angesichts des niedrigen Preises von umgerechnet unter zehn
Euro kann man mit dieser DVD-Umsetzung trotz der abwesenden Extras schon
sehr zufrieden sein.
Mit vielem Dank an Michael F., der mich erst auf dieses wundervolle
Stück englischer Comedy gebracht hat!
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Bild
Diese DVD warnt im Kleingedruckten vor: "This extended
edition was produced from the only long film elements available. Due to
the archive nature of the material there is a visible colour fringe on
certain section of the feature." Wenn man das gelesen hat, ist man
schon auf das schlimmste gefaßt, aber überraschenderweise ist
die Bildqualität den Umständen entsprechend absolut hervorragend.
Abgetastet wurde im korrekten englischen Breitwandformat 1.66:1, das im
16:9-Frame mit dünnen Balken an den Seiten zu sehen ist, die aber
im Overscan der meisten Fernseher verschwinden dürften.
Die Filmvorlage wurde sehr aufwendig bearbeitet um diverse Altersbeschwerden
zu lindern oder ganz zu eliminieren. Kratzer, Fussel und andere Beschädigungen
wurden komplett beseitigt, so daß das Bild erstaunlich sauber aussieht.
Die Körnigkeit wurde mit einem Rauschfilter vollständig entfernt,
wodurch der Transfer ein etwas digitales und glattes Aussehen hat - vermutlich
war dies aber notwendig um die Qualität von den verschiedenen verwendeten
Filmquellen anzugleichen. Allerdings arbeitet der Filter so gut, daß
es auch bei schnellen Schwenks keine Nachzieheffekte oder übriggebliebene
Rauschmuster gibt.Die Schärfe ist nicht wirklich optimal, aber immer
noch ausreichend und scheint keine wesentlichen Details zu verschlucken.
Die Farbsäume, vor denen die DVD explizit warnt, sehen nur halb so
schlimm aus und sind nur bei ganz genauem Hinschauen an einigen Kanten
erkennbar, die von einem ganz leichten. leichtem Regenbogen-Flimmern begleitet
werden. Die Farben sind dagegen durchgängig kräftig, natürlich
und haben das typischen 60er-Jahre-Technicolor-Aussehen: etwas pastellartig
und bonbonfarben, aber dennoch sehr realistisch. Der Bildstand ist bemerkenswert
stabil, nur in ganz wenigen Szenen ist ein ganz leichtes Schwanken zu
beobachten.
Angesichts der Seltenheit der längeren Fassung von The Plank kann
man mit der Bildqualität mehr als zufrieden sein - auf ganz großen
Bilddiagonalen werden schon ein paar Schwächen sichtbar, aber insgesamt
hat die Restauration schon ganze Arbeit geleistet und den Film in bestmöglichster
Qualität gerettet.
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Ton
Auch die Tonqualität ist den Umständen entsprechend
gelungen, allerdings darf man hier auch keine Wunder erwarten. Geboten
bekommt man hier die ursprüngliche Mono-Abmischung in einer ordentlichen
Überarbeitung, die die meisten altersbedingten Probleme ausbügelt.
The Plank besteht praktisch nur aus Musik und Geräuschen, die auf
der Tonspur dieser DVD für einen Film dieses Alters erstaunlich gut
wiedergegeben werden. Während die Dynamik deutlich eingeschränkt
ist, kann sich der Frequenzgang einigermaßen gut behaupten –
die Höhen sind zwar etwas flach, aber besonders die Musik kann mit
einem anständigen Baß aufwarten, der den Ton nicht so pappig
klingen läßt wie man es von Tonspuren aus dieser Zeit meistens
gewohnt ist.
Auch die eigentliche Qualität läßt nicht viel zu wünschen
übrig – altersbedingte Probleme wie Knistern, Knacksen und
Rauschen wurden erfolgreich entfernt, ohne der Tonspur dabei ihren natürlichen
Klang zu nehmen. Einen totgefilterten digitalen Matsch bekommt man hier
nicht zu hören, lediglich noch ein ganz normales Grundrauschen und
sonst keinerlei andere unangenehme Störungen. Auf Untertitel hat
man bei dieser DVD völlig verzichtet, was aber auch verständlich
ist – einerseits sind kaum verständliche Dialoge zu hören
und sämtliche Geräusche in einer sinnvollen Form für Hörgeschädigte
zu transkribieren wäre auch wieder unsinnig.
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