Der Film
Step one: We find the worst play ever written. Step
two: We hire the worst director in town. Step three: We raise two million
dollars...One for me, one for you. There's a lot of little old ladies
out there! Step four: We hire the worst actors in New York and open on
Broadway and before you can say Step 5, we close on Broadway, take our
two million and go to Rio! - Max Bialystock
Einen Film, der auf einem Musical basiert, das auf einem Film über ein
Musical basiert dürfte wohl einzigartig sein. Nur Franz Oz' Little Shop
of Horrors - die Verfilmung eines Musicals, das auf einem Film basiert
- dürfte dem noch nahe kommen. Es war aber Mel Brooks, der seinen Debütfilm
The Producers über dreißig Jahre nach seiner Entstehung zum Musical machte
und nach riesigen Erfolg am Broadway und in London den Kreis wieder schloß
und aus dem Musical einen Kinofilm machte.
David Geffen und Mel Brooks - zwei Entertainer und eine Idee
Es war Anfang 1998, fast genau dreißig Jahre nach der Premiere von The Producers, als Musikproduzent und Dreamworks-Teilhaber David Geffen die
Idee hatte aus dem Film ein Broadway-Musical zu machen. Mel Brooks war
zuerst gar nicht begeistert von der Idee, aber David Geffen war so hartnäckig,
daß er den Filmemacher schließlich doch davon überzeugen konnte, sein
Filmdebüt in eine Broadway-Show zu verwandeln. Mel Brooks Zögern ist durchaus
verständlich, denn schließlich war The Producers eine freche Parodie auf
das Broadway-Showbiz, und um dies ausgerechnet auf dem Broadway selbst
zu inszenieren gehörte schon einiges an Mut. Aber David Geffen behielt
recht – wenn jemand so etwas auf die Beine stellen kann, dann nur Mel
Brooks selbst.
Für die musikalische Adaption empfahl David Geffen den Broadway-Komponisten
Jerry Herman, der sich aber selbst als nicht geeignet für das Projekt
hielt und Mel Brooks stattdessen vorschlug die Songs selbst zu komponieren.
Kelly hielt Brooks durchaus dazu fähig, denn der Filmemacher hatte nicht
nur damals für The Producers schon zwei erstklassige Stücke geschrieben,
sondern auch so manche andere Songs für viele seiner Filme. Obwohl Mel
Brooks eigentlich keine musikalischen Kenntnisse hat und keine Noten schreiben
oder lesen kann, war er schon immer ein begeisterter Sänger und war durchaus
in der Lage einen Song nur nach Gehör zu komponieren.
Ein Musical wird geboren
Für die Adaption des ursprünglichen Drehbuchs wandte sich Mel Brooks an
seinen alten Freund und Kollegen Thomas Meehan, mit dem er schon To be
or not to be und Spaceballs zusammen geschrieben hatte. Die beiden Autoren
und Filmemacher begannen langsam die Original-Geschichte zu erweitern
und Platz für die Songs zu schaffen, die Mel Brooks schon ansatzweise
verfaßt hatte. Für die Inszenierung smachte Mel Brooks sich keine Illusionen,
denn er selbst hatte keinerlei Bühnenerfahrung und war auch nie am Broadway
tätig – ihm war klar, daß so ein Projekt für ihn zu schwierig wäre und
suchte sich daher lieber einen professionellen Bühnen-Regisseur.
Ende 1998 stellte sich Mel Brooks singend und tanzend beim Broadway-Regisseur
Mike Ockrent und seiner Frau, der Choreographin Susan Stromann vor, die
von seiner Idee so begeistert waren, daß sie einwilligten mit ihm zusammen
die Show auf die Bühne zu bringen. Ein tragisches Ereignis brachte die
Entwicklung des Musicals jedoch zum Stillstand, als im Dezember 1999 Mike
Ockrent an Leukämie starb. Im darauffolgenden Jahr entschieden Susan Stromann,
Mel Brooks und Thomas Meehan aber, das Projekt mit Stromann als Regisseurin
und Choreographin trotzdem weiterzuführen, um die Arbeit ihres verstorbenen
Partners fertigzustellen.
Ein weiteres Problem war, daß David Geffen als Produzent des Musicals
nicht mehr dabeisein konnte, weil er bei Dreamworks zuviel zu tun hatte.
Im Februar 2000 setzten sich Mel Brooks, Thomas Meehan und Susan Stroman
wöchentlich zusammen, um Script und Songs in einen präsentierfähigen Zustand
zu versetzen. Für die musikalische Umsetzung von Mel Brooks relativ einfachen
Songs kam Broadway-Arranger Glen Kelly mit ins Team, der die von Brooks
auf Band gesungenen Stücke zu ausgewachsenen Broadway-Shownummern orchestrierte
und auch zusätzliche Hintergrundmusik schrieb. Bald war es so weit – das
Musical begann im Frühjahr 2000 langsam, aber sicher richtig Form anzunehmen.
Die Jagt nach den Produzenten
Mel Brooks hatte Nathan Lane schon lange vorher für die Rolle des heruntergekommenen
Broadway-Produzenten Max Bialystock begeistern können, aber erst im April
2000 wurde Lane offiziell engagiert und war beim ersten Table Reading
für die drei großen Broadway-Produzentengruppen in seiner Rolle dabei.
Bei der Vorstellung, in der die noch nicht fest besetzte Rolle von Leo
Bloom von Evan Pappas gelesen wurde, überschlugen sich die Angebote der
Produzenten, und schließlich erhielt die Jujamcyn-Gruppe den begehrten
Zuschlag. Nach dem Ausstieg von David Geffen hatte das Projekt damit endlich
eine gesicherte Zukunft.
Als das Casting richtig begann, hatte Mel Brooks auch schon jemanden für
die Rolle von Leo Bloom gefunden. Der Charakter, dessen ursprüngliche
Interpretation von Gene Wilder nur schwerlich zu imitieren gewesen wäre,
wurde für die Broadway-Show etwas umgeschrieben. Schließlich ging die
Rolle an den nicht ganz Broadway-unerfahrenen Matthew Broderick, der zwar
keinerlei Gemeinsamkeiten mit Gene Wilder hatte, aber dafür die Chance
bekam, aus dem Charakter etwas ganz neues zu machen. Während Nathan Lane
seine Rolle deutlich an seinem Vorbild Zero Mostel orientierte, brachte
Matthew Broderick ein völlig neues Element mit in die Show.
Auch die Rollen von Bialystocks schwedischer Sekretärin Ulla und dem erfolglosen,
abgedrehten Regisseur Roger de Bris waren mit Cady Huffman und Gary Beach
bereits vor dem Castingprozess besetzt worden. Im Dezember 2000 kommen
noch Roger Bart als Carmen Ghia, de Bris tuntigem Assistenten, Brad Oscar
als verrückter Nazi Franz Liebkind und viele andere kleinere Rollen dazu.
Bei den Vorstellungen mußte jeder etwas singen, tanzen und einen Witz
erzählen – diejenigen, die Susan Stroman, Mel Brooks und die anderen Musical-Macher
zum lachen bringen konnten, wurden engagiert.
Viel Geld, viel Arbeit und viel Erfolg
Während Bialystock und Bloom für ihr Musical nur zwei Millionen Dollar
Budget hatten, gönnten die Produzenten Mel Brooks und Susan Stroman vierzig
Millionen für The Producers – es sollte keine kleine Show werden, sondern
eine riesige Produktion mit allem Drum und Dran. Es wurden keine Mühen
und Kosten gescheut, und Angst vor einem Flop hatte eigentlich niemand
wirklich. Und auch wenn die Show zum Mißerfolg würde, könnte man immer
noch mit dem restlichen Budget nach Brasilien verschwinden, witzelte Brooks
in vielen Interviews – eine Maßnahme die sich als völlig unnötig erweisen
würde.
Nach etwa zweieinhalb Monaten intensiven Problem in den New 42nd Street
Studios in New York eröffnete The Producers für 25 Preview-Vorstellungen
im Cadillac Palace Theater in Chicago im Februar 2001 mit riesigem Erfolg
- der Andrang war so groß, daß jede Vorstellung restlos ausverkauft war.
Die Kritiker überschlugen sich und waren trotz des etwas kontroversen
Themas begeistert, sogar die Proteste die die Filmversion Ende der sechziger
Jahre begleiteten blieben praktisch aus, weil die Hitler-Parodie diesmal
besser ausgearbeitet und noch weniger offensiv war - den bissigen Witz
des Originals hatte die Show aber trotzdem nicht verloren.
Bevor die Show ihr Broadway-Debüt gab, wurde im März 2001 zuerst ein Audio-Album
mit der Originalbesetzung aufgenommen, das alle achtzehn Stücke des Musicals
enthielt und hauptsächlich als Promotion für die kommende Broadway-Eröffnung
war, aber auch eine wichtige Zeitdokumentation für alle die, die nicht
die Chance haben werden das Musical auf der Bühne zu schauen. Das Album
wurde Mitte März in einem New Yorker Tonstudio aufgenommen und zwei Tage
vor dem Broadway-Start des Musicals in den Handel gebracht.
Ein Erfolg - nicht nur am Broadway
Am 19. April ging es dann los – The Producers eröffente im St. James Theater
auf dem Broadway und wurde schnell zu einem sensationellen Erfolg. Am
Tag nach der ausverkauften Premieren bildete sich eine lange Warteschlange
vor dem Theater, wo an einem Tag für fast drei Millionen Dollar Eintrittskarten
verkauft wurden. Die Kritiker waren genauso begeistert wie nach der Chicagoer
Vorpremiere, und sogar hartnäckige Broadway-Fans steckten die Satire über
das New Yorker Showbiz sehr gut weg, weil sie im Grunde genommen sehr
liebevoll und gutmütig gemeint war.
Bei den Tony-Awards im Juni 2001 regnete es nur so mit Auszeichnungen
für The Producers: für das beste Musical, Buch, Musik, Orchestration,
Choreographie, Szenenbild, Beleuchtung, Kostümdesign und Regie – und Nathan
Lane, Matthew Broderick und Cady Huffman bekamen ebenfalls Tonys für ihre
Rollen. Der Erfolg war so groß, daß das Musical im St. James Theater mit
der Originalbesetzung fast ein ganzes Jahr lang im St. James Theater lief
und dort noch bis heute, fünf Jahre später, mit wechselnder Besetzung
zu sehen ist. Im November 2004 sollte das Musical in London mit Richard
Dreyfus und Lee Evans in den Hauptrollen eröffnen, aber Dreyfus machte
kurz vor der Premiere einen Rückzieher – die Produzenten konnten aber
Nathan Lane für ein zweimonatiges Gastspiel gewinnen, der dann mit seinem
alten Bekannten Lee Evans, mit dem er 1997 in Mouse Hunt im Kino zu sehen
war, auf der Bühne stand.
Nach dem geplanten Ende der Londoner Produktion von The Producers Anfang
2007 soll die Show in England beginnend in Manchester auf Tour gehen,
die US National Tour mit Jason Alexander und Martin Short als Max Bialystock
und Leo Bloom lief schon zuvor ungewöhnlich gut. Auch Inszenierungen in
Australien, Südkorea, Dänemark und Japan erwiesen sich als große Erfolge,
und sogar in Israel wurde eine leicht geänderte Version aufgeführt. Nur
in Kanada wurde The Producers erstaunlicherweise zu einem mittelgroßen
Flop, als die Vorstellung in Toronto mangels Interesse nur ein paar Monate
lief.
Mit so einem weltweiten Musical-Erfolg in der Tasche bekam Mel Brooks
sehr schnell viele Anfragen von Filmstudios, ob er das Musical nicht auch
auf die Kinoleinwand bringen würde. Letztendlich war es eine seltene Kooperation
zwischen Universal und Columbia, die den Zuschlag erhielten. Mel Brooks
übernahm zusammen mit seinem alten Freund Jonathan Sanger die Produktion,
aber die Regie überließ er wieder jemand anderem: schon ganz zu Anfang
hatte er Susan Stroman versprochen, daß sie die Inszenierung übernehmen
sollte, falls es zu einer Verfilmung des Musicals kommen sollte.
Vom Film zum Musical zum Film
The Producers – The Movie Musical sollte aus finanziellen
Gründen ursprünglich in Toronto gedreht werden, aber steuerliche Vergünstigungen
machten eine Produktion in New York dann schließlich doch möglich. Gedreht
wurde in den brandneuen Steiner Studios in Brooklyn, die aber noch so
neu waren daß die Bauarbeiten zu Anfang noch nicht ganz abgeschlossen
waren. Die Filmcrew und die Schauspieler hatten mit Unannehmlichkeiten
wie Baulärm, einem undichten Dach und anderen Problemen zu kämpfen, hatten
aber auch das Privileg bei der Fertigstellung des Studios Vorschläge machen
zu können, die dann auch problemlos umgesetzt wurden.
Was auf der Broadway-Bühne in verhältnismäßig kleinem Maßstab inszeniert
wurde, konnte im Film nun noch realistischer und aufwendiger gemacht werden.
Die meisten der Bühnensets wurden erweitert, mit einer “vierten Wand”
ausgestattet und mit vielen liebevoll gestalteten Details versehen. Einige
Szenen wurden sogar auf die Straßen von New York verlegt, um die etwas
eingeengten Bühnenverhältnisse zu öffnen, und auf die Szenen vor dem Theater
wurde besonderen Wert gelegt.
Broadway-Geschichte als Kulisse
Weil die Geschichte des Films Ende der fünfziger Jahre spielt, war es
zwar nicht möglich wirklich am Broadway zu filmen weil sich alles zu sehr
verändert hatte, aber stattdessen wurden das legendäre Shubert Theater
und die unmittelbare Umgebung mit riesigem Aufwand in einem alten Lagerhaus
in Brooklyn nachgebaut. Das riesige Set, das auf der Broadway-Bühne natürlich
nur angedeutet werden konnte, wurde nun mit vielen authentischen historischen
Details ausgestattet, die die nostalgische Atmosphäre des Films unterstrichen
– etwas, was im Original-Film aus Budgetgründen gar nicht möglich war.
Die Struktur der Broadway-Aufführung wurde weitgehend intakt gelassen,
aber einige Songs wurden herausgenommen um die Handlung zu straffen. Dafür
komponierte Mel Brooks aber auch die beiden neuen Stücke “You'll find
Happiness in Rio” (als Ersatz für “Where did we go right?”) und “There's
nothing like a Show on Broadway” (für den Abspann). Gefilmt, aber im Endschnitt
entfernt wurden “The King of Broadway” und “In old Bavaria”, während “Where
did we go right” gar nicht gedreht wurde und nur noch in Nathan Lanes
Solo-Retrospektive “Betrayed” als Zitat übrigblieb.
Neue und alte Charaktere und Schauspieler
Mit Mel Brooks Original-Film ist die Musical-Verfilmung fast nicht mehr
zu vergleichen, denn die Geschichte hat schon als Musical davor zu viele
Verwandlungen durch gemacht. Die grundlegende Geschichte ist im wesentlichen
gleich geblieben, wurde aber nicht nur einfach um die Shownummern ergänzt,
sondern auch erzählerisch erweitert: das etwas abrupte ursprüngliche Ende
wurde deutlich erweitert, und auch die Charaktere wurden teilweise verändert.
Der Charakter des Hitler-Schauspielers Lorenzo St. DuBois alias L.S.D.
wurde mangels Aktualität gestrichen und auf die Rollen von Franz Liebkind
und Roger de Bris umverteilt. Auch die Rolle von Max Bialystocks schwedischer
Sekretärin wurde viel mehr in die Handlung eingebunden, hat mehr Text
und ist nicht mehr nur eine einfache Parodie des dummen Blondchen.
Die Besetzung des Films gestaltete sich verhältnismäßig problemlos, denn
fast alle der Schaupieler der New Yorker Broadway-Aufführung waren bereit,
auch in einer Filmversion mitzuspielen. Besonders die Mitwirkung von Nathan
Lane und Matthew Broderick freute Mel Brooks sehr, denn die beiden Schauspieler
waren durch ihre fast einjähriges Gastspiel am Broadway in ihren Rollen
als Max Bialystock und Leo Bloom fast genauso bekannt geworden wie Zero
Mostel und Gene Wilder mehr als dreißig Jahre zuvor. Auch Gary Beach und
Roger Bart als Regisseur Roger de Bris und sein "Assistent" Carmen Gia
waren im Film mit dabei, nur die Rollen von Ulla und Franz Liebkind mußten
umbesetzt werden, weil die Schauspieler anderweitig beschäftigt waren.
Matthew Broderick hatte während den Dreharbeiten von The Stepford Wives
die Rolle der schwedischen Sekräterin-Strich-Schauspielerin Ulla Nicole
Kidman angeboten, die aber später aus Termingründen absagen mußte. Mel
Brooks wendete sich stattdessen an Uma Thurman, die sich gerade in den
Kill Bill-Filmen als Actionheldin einen Namen gemacht hatte und vielleicht
nicht gerade die offensichtlichste Wahl für die Rolle war, aber trotzdem
zusagte. Zur Überraschung von Mel Brooks stellte sich dann auch noch heraus,
daß Uma Thurman tatsächlich schwedische Vornamen hat und so nicht nur
wegen ihrer Gesangs-Fähigkeiten, sondern auch durch einen ausgezeichneten
Akzent bestens für die Rolle geeignet war.
Franz Liebkind neu zu besetzen war dagegen nicht ganz einfach, denn jemanden
zu finden der den verrückten Nazi, Stückeschreiber und Hitler-Fan wirklich
überzeugend spielen und die Nachfolge von Brad Oscar antreten konnte,
der die Rolle auf der Bühne gespielt hatte. Mel Brooks wurde aber auch
hier fündig und kam auf den Saturday Night Live-Alumni Will Ferrell. Der
Standup-Komiker, dessen Spezialität fremde Akzente sind, hatte sich nach
seiner langen Karriere als TV-Comedian in Hollywood einen Namen mit kleinen
und großen Kinorollen gemacht - aber Mel Brooks war weniger an Starpower
als an jemandem interessiert, der die Nazi-Parodie genau richtig herüberbringen
konnte. Will Ferrell traf mit seinem nicht ganz korrekten, aber auch nicht
ganz falschen Akzent und seiner übertriebenen Mimik den Charakter aber
ganz genau auf den Punkt.
Broadway auf der Leinwand
Susan Stroman, die noch nie zuvor einen Kinofilm gedreht hatte, inszenierte
den Film auch gar nicht wie eine richtige Kinoproduktion, sondern mehr
wie ein gefilmtes Bühnestück in einer aufwendigeren Kulisse. Was anderen
Filmen vielleicht geschadet hätte, war für The Producers genau das richtige
und gab der Broadway-Parodie genau die richtige Atmosphäre. Die Sets sind
ein Gratwanderung zwischen realitätsnaher Umgebung und den künstlichen
Bühnenkulissen, fallen aber keinesfalls unangenehm auch. Die Kameraarbeit
im Bühnenartigen Scope-Format ist sehr solide, aber nicht übermäßig aufwendig
- es gibt so manche gut geplante Kamerafahrt, aber ansonsten konzentriert
sich der Film darauf, dem Zuschauer das Geschehen näher heranzuholen als
es auf der Bühne je möglich gewesen war.
Die Musik ist natürlich zusammen mit den Schauspielern einer der Eckpfeiler
des Films, aber auch hier wurden keine großen Experimente gemacht und
die Broadway-Show bis auf ein paar kleine inhaltliche Änderungen hundertprozentig
umgesetzt. Die Schauspieler sind zwar keine Opernsänger, schlagen sich
aber dennoch stimmlich erstaunlich gut - besonders von Nathan Lane und
Matthew Broderick hätte man solche Gesangsleistungen gar nicht erwartet,
und auch die anderen Darsteller schaffen es ihre Parts natürlich und unverkrampft
zu singen. Mel Brooks' Melodien, von Glen Kelly schwunghaft und mitreißend
arrangiert, sind nicht in allen, aber in den meisten Fällen echte Ohrwürmer,
die sowohl als Musical-Stücke als auch als Filmmusik einfach hervorragend
sind.
Ein neuer Mel Brooks-Klassiker?
The Producers wurde von einem Filmklassiker zum Musical, aber ob die Verfilmung
des Musicals auch wieder zum Klassiker wird, bleibt noch abzuwarten. Finanziell
war der im Dezember 2005 angelaufene Film ein Flop, von seinen 45 Millionen
Dollar Produktionskosten konnte er gerade einmal die Hälfte wieder einspielen.
Auch die Kritiker waren nicht ganz begeistert - viele sahen den Film zwar
als eine gelungene Filmadaption des Broadway-Musicals, aber manche störten
sich an der zu bühnennahen Inszenierung und verglichen ihn unfairerweise
mit dem Original. Wer mit diesem Film ein großes Hollywood-Spektakel erwartet,
der wird enttäuscht werden – stattdessten bekommt man aber ein hervorragend
gefilmtes Broadway-Spektakel, das fast schon eine Liebeserklärung an die
New Yorker Showbiz-Branche ist.
Tatsächlich ist The Producers aber ein waschechter Mel Brooks-Film der
besten Art, der zum ersten Mal den berühmten Humor des Filmemachers mit
Musical-Elementen verbindet und damit Erfolg auf der ganzen Linie hat.
Der Film ist nicht einmal ein Remake des Originals, sondern eine völlige
Neuinterpretation – und wer könnte so etwas schon besser machen als derjenige,
der das Original selbst gedreht hatte. Mel Brooks, der am 28. Juni 2006
achtzig Jahre alt wurde, hatte mit der Musical-Version von The Producers
und deren Verfilmung gezeigt, daß er immer noch nicht zum alten Eisen
gehört. Sein Humor mag vielleicht das Mainstream-Kinopublikum nicht mehr
begeistern können, aber das macht The Producers kein bißchen schlechter.
Die DVD
The Producers – The Movie Musical wurde von Universal gerade
mal ein knappes halbes Jahr nach der Kinopremiere in den USA als DVD herausgebracht.
Die DVD macht einen hervorragenden technischen Eindruck, eine bessere
Bild- und Tonqualität kann man heutzutage von einer DVD kaum noch erwarten.
Das Bonusmaterial kann sich auch sehen lassen, denn es sind alle wichtigen
geschnittenen Szenen und eine unterhaltsame Sammlung von Outtakes dabei
– lediglich die Abwesenheit einer größeren Dokumentation enttäuscht etwas,
denn es wird lediglich ein Making-Of einer einzelnen Szene geboten und
auch der sehr steife Audiokommentar der Regisseurin ist nicht ganz das
Gelbe vom Ei. Auch wenn die Extras dokumentarisch nicht ganz optimal sind,
kann man diese DVD doch als rundum gelungen bezeichnen.
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