Der Film
Einst war Max Bialystock der König der Broadway-Produzenten, aber nun muß er reiche, alte Ladies betören um Geld für seine Stücke zu bekommen, die alle als Flops enden. Als Buchhalter Leo Bloom in seinen Büchern eine kleine Unregelmäßigkeit entdeckt, fleht Bialystock ihn an, ihn nicht zu verraten. Während Bloom versucht die richtigen Kommastellen in Bialystocks Bücher zu klemmen, kommt ihm die Idee, daß man mit einem Flop mehr Geld verdienen könnte als mit einem Erfolg. Wenn das Stück nur schlecht genug ist, man genug Investoren findet und das restliche Budget einheimst, könnte man sehr reich werden - aber wenn das Stück ein Erfolg wird, würde der Betrug auffliegen. Max Bialystock springt sofort auf die Idee an und kann sogar den schüchternen Leo Bloom überzeugen mitzumachen. Bialystock & Bloom machen sich auf die Suche nach einem todsicheren Flop, scheinen aber keinen zu finden - bis sie auf ein unglaubliches Stück namens Springtime for Hitler stoßen, das ein sicherer Mißerfolg zu sein scheint. Schließlich kommt dann aber doch alles ganz anders und das Unmögliche geschieht....
Die Fernseh-Comedyshows der fünfziger Jahre waren ein Sprungbrett für
viele zukünftige Komödianten, besonders Sid Caesars Shows erwiesen sich
als Talentschmiede hauptsächlich für die Gagschreiber. Woody Allen, Neil
Simon und sein Bruder Danny oder Larry Gelbart waren die größten Namen,
die aus den New Yorker Fernsehstudios hervorgingen – und natürlich ein
gewisser Mel Brooks, der für Your Show of Shows und Caesar's Hour einer
der beschäftigsten Schreiber war und mehrfach für den Emmy Award nominiert
wurde. Brooks schrieb aber gelegentlich auch für Broadway-Shows, blieb
aber dem Publikum weitgehend unbekannt.
Ein Komiker namens Brooks
Das änderte sich aber in den sechziger Jahren, als Mel Brooks und sein
Freund und Kollege Carl Reiner erstmals The 2000 Year Old Man als Schallplatte
herausbrachten - sie hatten die Comedy-Routine schon seit Jahren gespielt,
aber noch nie zuvor aufgenommen. Das Album wurde schnell zum komödiantischen
Geheimtip und hatte viele weitere Aufnahmen der halb improvisierten Comedy-Interviews
zur Folge – und brachte Mel Brooks und Carl Reiner die dringend notwendige
Publicity. Außerdem schrieb und produzierte Brooks den Zeichentrick-Kurzfilm
The Critic, der den Oscar für den besten animierten Kurzfilm gewann. Der
größte Erfolg von Mel Brooks in den sechziger Jahren war aber die Spionage-Comedyserie
Get Smart, die er zusammen mit Buck Henry erschuf – die Serie hielt sich
fünf Staffeln lang und ist auch heute noch ein Klassiker.
Bis dahin hatte Mel Brooks aber noch überhaupt nichts mit der großen Leinwand
zu tun und eigentlich auch gar keine Ambitionen in diese Richtung – bis
er eine alte Geschichte aus seiner Jugendzeit wieder herausholte und zuerst
als Buch und dann als Theaterstück ausarbeiten wollte. Die Idee war eine
Farce über einen heruntergekommenen Broadway-Produzenten, der sich an
alte reiche Ladies heranmacht um ihnen Geld für erfolglose Theaterstücke
abzuluchsen und dann das übriggebliebene Geld zu einzuheimsen - Brooks
sponn die Geschichte aber noch viel weiter, indem er den Produzenten zusammen
mit seinem Buchhalter einen überfinanzierten Flop auf die Bühne bringen
läßt.
Das sehr weit ausgearbeitete Script zeigte Mel Brooks dann seinen Freunden
und Kollegen, die ihn darauf hinwiesen daß er gar kein Theaterstück geschrieben
hatte, sondern mit den vielen Sets und Szenen mehr ein Filmdrehbuch –
der Grundstein für Mel Brooks ersten Film war gelegt. Es sollte aber noch
einige Jahre dauern bis es wirklich dazu kommen sollte, denn es waren
noch viele Hürden im Weg – die größte war natürlich erst einmal jemanden
zu finden, der überhaupt an einem Script mit dem Namen Springtime for
Hitler interessiert war.
Frühling für Hitler
Mit Sidney Glazier fand sich dann jemand, der kaum mehr Erfahrung im Filmbusiness
als Mel Brooks selbst hatte – Glazier war Vorsitzender der Eleanor Roosevelt
Cancer Foundation und hatte 1965 als Kenner der ehemaligen First Lady
den Dokumentarfilm The Eleanor Roosevelt Story produziert und hatte dadurch
eine Menge Kontakte in der Filmbranche. Er war von Springtime for Hitler
begeistert und wollte unbedingt helfen, Mel Brooks Idee zu verwirklichen.
Nur der Titel mußte dringend geändert werden, denn mit “Springtime for
Hitler” wäre es so gut wie unmöglich eine Finanzierung auf die Beine zu
stellen. Letztendlich dachte sich Mel Brooks den ironischen Titel The
Producers aus, denn die Protagonisten waren schließlich alles andere
als das.
Mel Brooks und Sidney Glazier legten das Drehbuch unzähligen Produzenten
vor, aber den meisten war die Geschichte einfach zu verrückt, zu geschmacklos
und wegen der deftigen Nazi-Anspielungen auch zu gefährlich. Manche schlugen
vor das Musical im Film durch etwas harmloseres auszutauschen, aber Brooks
bestand auf der bissigen Hitler-Parodie. Einem war das Thema dann doch
nicht zu heiß: Joseph E. Levine, der schon alles von italienischen Kostümfilmen
über uramerikanische Western bis zu handfesten Abenteuerfilmen produziert
hatte und gerade mit Mike Nichols an The Graduate arbeitete, in dem Anne
Bancroft die Hauptrolle spielen sollte – die Schauspielerin war seit 1964
mit Mel Brooks verheiratet und sicher nicht unbeteiligt daran dem Produzenten
The Producers schmackhaft zu machen.
Ein Produzent für Die Produzenten
Levine war von Mel Brooks Drehbuch begeistert und wollte gerne das Risiko
eingehen so eine freche und kontroverse Geschichte auf die Leinwand zu
bringen. Die Verbindungen des Produzenten zu Embassy Films machten eine
Finanzierung möglich und brachten ein moderates, aber ausreichendes Budget
von einer knappen Million Dollar, die Ende der sechziger Jahre schon eine
stattliche Summe Geld für einen frischgebackenen Filmemacher waren. Joseph
Levine knüpfte seine Unterstützung nur an eine Bedingung: er wollte unbedingt
selbst Regie führen. Mel Brooks konnte ihn aber davon abbringen, indem
er ihm erklärte daß er schon alle Szenen selbst im Kopf hätte und er der
beste wäre um sein eigenes Drehbuch zu inszenieren.
Schon lange bevor der Film bei Joseph Levine und Embassy Films in trockenen
Tüchern war begannen sich Mel Brooks und Sidney Glazier nach passenden
Schauspielern umzusehen. Für die Rolle des abgehalfterten Produzenten
Max Bialystock kam für Mel Brooks nur einer in Frage, dem er die Rolle
schon auf den Leib geschrieben hatte: Zero Mostel, die Naturgewalt von
Schauspieler, der in den vierziger Jahren als Bühnenschauspieler begann,
in den fünfziger Jahren als Kommunist auf der schwarzen Liste landete
und Anfang der sechziger Jahre ein großes Comeback am Broadway feierte,
seinen größten Erfolg mit Fiddler on the Roof hatte und auch schon öfter
in Kino- und Fernsehfilmen auftrat.
Casting à la Brooks
Zero Mostel war für Mel Brooks die einzige Idealbesetzung Max Bialystock,
die aber nicht ganz einfach zu erreichen war. Brooks zeigte das Drehbuch
zuerst Mostels Frau, weil er dachte den tempramentvollen Schauspieler
so besser überzeugen zu können – ein richtiger Schachzug, denn tatsächlich
lehnte Zero Mostel die Rolle zuerst kategorisch ab und nur seine Frau
konnte ihn überzeugen sie doch anzunehmen. Mel Brooks wurde aber von Freunden
und Kollegen vor dem tempramentvollen Schauspieler gewarnt, daß die Arbeit
mit ihm nicht ganz einfach wäre – aber dank Zero Mostels einnehmender,
freundlicher Persönlichkeit doch nicht ganz so schwierig war.
Für die Rolle des nervösen und schüchternen Buchhalters Leo Bloom hatte
Mel Brooks ursprünglich Peter Sellers im Sinn, der anfänglich auch begeistert
von der Idee war, aber dann nichts mehr von sich hören ließ. Mel Brooks'
Freundin (und spätere Frau) Ann Bancroft hatte mit einem jungen Schauspieler
namens Gene Wilder am Broadway in Mother Courage gespielt und bald ein
Freund von Brooks und Bancroft wurde. Eines Tages erzählte Brooks ihm
von seiner Idee zu dem, was später einmal The Producers werden
sollte und Wilder war sofort vom Charakter Leo Bloom begeistert. Dies
war drei Jahre bevor der Film zustande kam, und Gene Wilder hörte lange
Zeit gar nichts mehr von Mel Brooks.
Daher war Wilder sehr überrascht, als sich Brooks lange Zeit später plötzlich
wieder beim ihm meldete und ihm die lang versprochene Rolle von Leo Bloom
anbot. Die einzige Bedingung war, daß Gene Wilder eine Probe mit Zero
Mostel machen sollte, damit er nicht ganz unvorbereitet auf den stürmischen
Kollegen treffen würde. Mel Brooks hatte nämlich Bedenken, daß der junge
und etwas schüchterne Wilder mit dem überlebensgroßen Zero Mostel nicht
zurechtkommen würde – eine Befürchtung die sich nach dem ersten Treffen
der beiden als völlig unbegründet herausstellte, denn Wilder und Mostel
verstanden sich ausgezeichnet miteinander und spielten ihre Rollen perfekt
zusammen.
Wie man einen Nazi besetzt
Auch die Rolle von Franz Liebkind hatte Mel Brooks schon lange vor Beginn
der Dreharbeiten geplant: Dustin Hoffmann sollte die Rolle des verrückten
Hobbynazis und Stückeschreibers spielen und war eigentlich bis kurz vor
Beginn der Dreharbeiten fest eingeplant. Dann mußte der junge Schauspieler
aber absagen, weil er ein anderes Angebot bekam: er wurde von Mike Nichols
in The Graduate gecastet – der Film, in dem auch Mel Brooks Frau Ann Bancroft
die Hauptrolle spielen sollte. Mit einem großen Loch in der Besetzung
blieb Mel Brooks nichts anderes übrig als sich wieder auf die Suche nach
passenden Schauspielern zu machen.
Brooks sah sich zahllose Schauspieler an, die ihn versuchten mit ihren
deutschen Akzenten zu begeistern, fand aber niemanden der ihm wirklich
gefiel – bis ihm Kenneth Mars über den Weg lief, der mit einem deutschen
Soldatenhelm und einem unglaublichen Akzent zum Vorsprechen kam und so
Mel Brooks sofort begeistern könnte. Die manische, verrückte Art trieb
Kenneth Mars sogar so weit, daß er in seinem Kostüm schlief und sich auch
wie sein Charakter verhielt, wenn die Kamera nicht mehr lief – zur Verwirrung
seiner Kollegen, die sich manchmal nicht ganz sicher waren ob Kenneth
Mars nur Spaß an seiner Rolle hatte oder er wirklich übergeschnappt war.
Später spezialisierte sich Kenneth Mars auf solche exzentrischen Charaktere
und hatte nicht nur in Mel Brooks´ Filmen noch viele Auftritte dieser
Art.
Hitler zu besetzen war vielleicht für Bialystock und Bloom schwierig,
aber Mel Brooks hatte für den abgedrehten Lorenzo St. DuBois – damals
zeitgemäß kurz LSD genannt – ein weiteres As im Ärmel: den Standup-Komödianten
und Sänger Dick Shawn, der mit seiner überdrehten und verrückten Art seiner
Zeit weit voraus war. Er war aber der einzige, der den absurden “Love
Power”-Song gekonnt singen und auch Hitler hervorragend durch den Kakao
ziehen konnte. Dick Shawn war das Flowepower-Element in The Producers,
das Mel Brooks wie alles andere ordentlich übertrieb und damit die Diktator-Parodie
in der Broadway-Parodie zum Hippie-Hitler mit dem entsprechenden Vokabular
machte. Die Geschmacklosigkeit wird damit schon wieder so weit überschritten,
daß die doppelte Parodie wieder richtig gelungen ist und eine der größten
Rollen von Dick Shawn war.
Nette Tunten und Blondinen
Für die weiteren Nebenrollen, allesamt äußerst schräge Charaktere, konnte
Mel Brooks eine ebenso exzentrische Riege von Darstellern finden, die
teils durch Zufall und teils durch sein Gespür für besondere Besetzungen
entstand. Der tuntige Regisseur Roger DeBris wurde von Christopher Hewitt
gespielt, der Mel Brooks beim ersten Vosprechen sofort überzeugte und
die Rolle auf Anhieb bekam. Carmen Gia, der noch tuntigere Freund von
DeBris und einer der anzüglichsten Charaktere des Films wurde von Andreas
Voutsinas gespielt, einem Bekannten von Anne Bancroft, der Mel Brooks
Vorschlag "Du sollst aussehen wie Rasputin und dich benehmn wie Marilyn
Monroe" mit Vergnügen annahm und zusammen mit Christopher Hewitt eine
der lustigsten, aber erstaunlicherweise nicht beleidigenden Schwulenparodien
der Filmgeschichte auf die Leinwand brachte.
Ein anderes Extrem war die Rolle von Bialystocks draller, blonder Sekretärin
Ulla, die wie alle anderen Charaktere des Films auch wieder sehr stark
überzeichnet war. Eine Schauspielerin zu finden die gewillt war eine eigentlich
ziemlich dumme Rolle wie diese zu spielen war nicht einfach, aber schließlich
konnte Mel Brooks doch die frisch von der Schauspielschule kommende Lee
Meredith engagieren, die sich keine großen Gedanken machte und den Charakter
durchaus ernst nahm. Bewaffnet mit einem nicht ganz richtigen, aber auch
nicht ganz falschen schwedischen Akzent und einem Outfit, das den lüsternsten
Männerphantasien entsprach wurde sie zu Ulla, die Max Bialystock mit den
Worten “I deserve a toy!” anheuert – eigentlich ein richtig frauenfeindlicher
Charakter, den Lee Meredith aber mit viel Spaß und erstaunlicher Perfektion
so lustig und übertrieben spielt, daß man die Figur gar nicht mehr ernst
nehmen kann.
Hundreds of little old ladies stopping off at Max Bialystock's
office to grab a last thrill on the way to the cemetery. - Max
Bialystock
Von den vielen alten Ladies, die sich bei Max Bialystock amüsieren und
ihm willig ihr Geld überlassen, spielt im Film nur eine eine größere Rolle:
“Hold me, Touch me” wurde von der 84jährigen Schauspieler-Veteranin Estelle
Winwood gespielt, die augenscheinlich viel Spaß an ihrer recht schlüpfrigen
Rolle hatte und mit Zero Mostel sehr gut auskam. Im Nachhinein bezeichnete
Winwood The Producers aber als “that dreadful movie”, in dem
sie nur des Geldes wegen mitgespielt hätte – dabei ist ihr Auftritt im
Film gar nicht so peinlich, wie er hätte sein können. Schauspielerinnen
wie die auf immer brave Rollen abbonierte Helen Hayes wären hier nicht
überzeugend gewesen, aber Estelle Winwood traf den Nagel genau auf den
Kopf und war eine hervorragende Partnerin für Zero Mostel in der Eröffnungsszene.
Producing The Producers
Trotz des niedrigen Budgets wurden The Producers mit einigermaßen
großem Aufwand gestaltet. Produktionsdesigner Charles Rosen fertigte detaillierte
Konzeptzeichnungen von den Kulissen an, die von Set Decorator James Dalton
detailgenau umgesetzt wurden. Der Film hatte jedoch nicht allzuviele Schauplätze
– ein großer Teil spielt sich in Max Bialystocks Büro ab, und neben wenigen
anderen Sets findet der Rest des Films ausschließlich im Theater und der
angrenzenden Bar statt. Die größte Herausforderung war natürlich die Gestaltung
und Inszenierung des Musicals, das auf einer waschechten Broadway-Bühne,
dem Playhouse-Theater gedreht wurde.
Dort wurden die Kulissen für das Hitler-Musical aufgebaut, wobei man wegen
der nicht allzugroßen Bühne und dem fehlenden Orchestergraben etwas improvisieren
mußte. Dank der geschickten Kameraarbeit von Joseph F. Coffey und der
gekonnten Choreographie von Alan Johnson machte der Höhepunkt von The
Producers aber den Eindruck von einer richtig großen und aufwendigen
Inszenierung. Die titelgebende Springtime for Hitler-Overtüre wurde sogar
ein richtiger Klassiker, obwohl sie nur relativ schnell, aber sehr sorgfältig
an einem Tag gedreht wurde.
Showmusik
Besonders wichtig war Mel Brooks die musikalische Untermalung seines Films,
die er größtenteils John Morris anvertraute – jemandem, der zuvor nur
am Broadway tätig war und praktisch keine Filmmusik-Erfahrung hatte. Dies
hielt den Komponisten nicht davon ab, eine Reihe von sehr eingängigen
und ohrwurmverdächtigen Stücken zu schreiben, die ausgezeichnet zu der
sowieso sehr bühnenartigen Struktur des Films paßten. Klassische Hintergrundmusik
gibt es eigentlich nicht, denn John Morris Score steht bis auf ein paar
kleine Ausnahmen immer sehr stark im Vordergrund. Die Musik hat noch nicht
ganz die Komplexität von Morris späteren Arbeiten, ist aber für The
Producers trotzdem sehr passend und läßt etwas von seinem späteren
Stil erahnen.
Die Musical-Songs des Films schrieb Mel Brooks selbst, obwohl er kaum
musikalische Kenntnisse, aber trotzdem Ideen hatte. Er setzte sich einfach
mit einem Pianisten zusammen, der seine gesungenen Melodien in Noten umsetze,
die dann von John Morris orchestriert wurden. Diese erste Zusammenarbeit
war der Anfang einer über Jahrzehnte dauernden Verbindung, denn John Morris
schrieb bis Anfang der neunziger Jahre für alle Filme von Mel Brooks die
Filmmusik und wurde zu einem der beschäftigsten Filmkomponisten der siebziger
und achtziger Jahre.
Mel Brooks, Director Extraordinaire
Derjenige, der alles zusammenhielt war Regieneuling Mel Brooks, der erstaunlicherweise
seine Schauspieler und die Filmcrew fest im Griff hatte und ein großes
Gespür für die richtige Inszenierung und ein perfektes komödiantisches
Timing bewies. Damit zeigte er seinem Produzenten Joseph E. Levine, daß
die Entscheidung die Regie selbst zu übernehmen nicht nur Dickköpfigkeit
war, sondern durchaus Sinn hatte – wer weiß, wie ein anderer Regisseur
Mel Brooks' Drehbuch vielleicht interpretiert hätte. Obwohl der Film den
Eindruck macht, wurde fast gar nicht improvisiert und Mel Brooks fein
ausgearbeitetes Drehbuch sehr genau befolgt. Die Dreharbeiten verliefen
den Umständen entsprechend glatt - Schauspieler und Crew hatten eine ganze
Menge Spaß und Mel Brooks war sehr beliebt bei seinen Mitwirkenden.
Mit dem Ende der Dreharbeiten war aber noch lange kein Erfolg garantiert,
denn der Filmverleih Embassy Pictures war mittelschwer von Mel Brooks
fertigem Film entsetzt und stellte sich zuerst so quer, daß zuerst nur
eine Premiere in New York angesetzt wurde. Die Vorstellung im März 1968
geriet leider zum völligen Flop, denn Mel Brooks, Joseph Levine, Sidney
Glazier und einige der Schauspieler saßen praktisch alleine in einem Kinosaal
mit 3000 Plätzen, weil weder Verleih noch das Kino sich die geringste
Mühe gemacht hatten den Film zu bewerben. Die Publikumsreaktionen waren
gleich Null, und so konnte Embassy Pictures behaupten, daß niemand an
The Producers interessiert wäre und legte den Film vorerst auf
Eis.
Katastrophe und Wiederauferstehung
Mel Brooks sah schon seine Filmkarriere vorzeitig beendet, als durch einen
Zufall Paul Mazursky und Peter Sellers bei einem gemeinsamen privaten
Filmabend statt einem Fellini-Film The Producers sah und sich
vielleicht daran erinnerte, daß er selbst einmal beinahe in diesem Film
mitgespielt hätte. Sellers war so begeistert, daß er noch mitten in der
Nacht Joseph Levine anrief und wissen wollte, warum dieser herrliche Film
noch nicht in den Kinos liefe. Der Schauspieler begann herumzutelefonieren
und ließ in mehreren Zeitungen ganzseitige Anzeigen schalten, die die
Veröffentlichung von The Producers forderten, und auch Sidney
Glazier begann nach der entmutigenden Premiere wieder sich um eine Release
des Films zu bemühen.
Schließlich konnte sich Embassy Pictures dazu überreden lassen, The
Producers zumindest in einem New Yorker Kino zu zeigen. Dort wurde
der Film schon vom ersten Tag an ein riesiger Erfolg, denn obwohl der
Verleih immer noch auf Werbung verzichtet hatte war die Mund-zu-Mund-Propaganda
durch Peter Sellers Publicity-Kampagne sehr erfolgreich und sorgte dafür,
daß sich an der Kinokasse in New York lange schlangen bildeten. Überrant
vom plötzlichen Erfolg des Films blieb dem Verleih nichts anderes übrig
als den Film endlich auch in anderen Städten in den USA in die Kinos zu
bringen – The Producers schlug keine Kassenrekorde, entwickelte
sich aber doch zu einem moderaten Erfolg, dem nicht mal Mel Brooks selbst
für möglich gehalten hatte.
Nachdem der Film endlich einem größeren Publikum zugänglich war, stürzten
sich auch die Kritiker auf den Film. Erwartungsgemäß kamen von jüdischen
Zuschauern entrüstete Proteste, die aber nicht so schlimm ausfielen wie
befürchtet. Die meisten Kritiker wußten mit The Producers nicht
viel anzufangen und putzen den Film entweder als eine dumme Parodie oder
eine völlige Geschmacklosigkeit herunter – aber als sich einige große
Zeitschriften wie das Time Magazine und Newsweek trauten positive Rezensionen
zu veröffentlichen, begann sich der Wind zu drehen und Mel Brooks wurde
bald als komödiantisches Genie gefeiert.
Ehre wem Ehre gebührt
Fast völlig rehabilitiert wurde The Producers, als Gene Wilder
als bester Nebendarsteller und Mel Brooks für das beste Drehbuch für den
Oscar nominiert wurden. Bei den Academy Awards im April 1969, mehr als
ein Jahr nach der katastrophalen Premiere, gewann dann Mel Brooks überraschenderweise
den Oscar für das beste Drehbuch und konnte sich sogar gegen die starke
Konkurrenz, zu der auch Stanley Kubricks und Arthur C. Clarkes 2001 gehörte,
durchsetzen. Es sollte der einzige Oscar in Mel Brooks Karriere bleiben,
aber nach so einem grandiosen Start war es schwer für den Filmemacher
sich selbst zu übertreffen. The Producers war aber nicht nur
für den Regisseur und Autor ein kräftiger Karrierestart, sondern auch
für die Schauspieler: besonders Gene Wilder wurde in den siebziger Jahren
zu einem großen Star und machte sogar noch zwei weitere Filme zusammen
mit Mel Brooks, und auch Zero Mostel war bis zu seinem frühen Tod 1977
noch sehr aktiv.
Nachdem Mel Brooks mit seinen weiteren Filmen sehr erfolgreich wurde,
geriet The Producers ein wenig in Vergessen und wurde erst in
den achtziger Jahren durch Programmkinos und Videoveröffentlichungen zum
großen Geheimtip nicht nur für Fans von Mel Brooks. Sogar in Deutschland
wurde der Film ab 1976 unter dem mutigen Titel Frühling für Hitler in
einer nicht besonders gut synchronisierten Fassung gezeigt, war aber kein
großer Erfolg, löste nicht einmal große Proteste aus und wurde meistens
ignoriert. Erst durch mitternächtliche Fernsehausstrahlungen wurde Mel
Brooks Debütfilm auch hierzulande bekannt und trotz der teilweisen Unübersetzbarkeit
zum Geheimtip.
Das zweite Leben der Produzenten
The Producers spielte lange Zeit in Mel Brooks Karriere keine
große Rolle mehr – in seinen nächsten Filmen widmete er sich fast ausschließlich
deftigen Genre-Parodien, die zu seinem bekanntesten Markenzeichen wurden.
Über zehn Filme und 35 Jahre nach seinem Leinwanddebüt drehte Mel Brooks
mit Dracula – Dead and loving it 1995 seinen letzten Kinofilm, weil Hollywood
inzwischen nicht mehr ganz kompatibel mit seinem besonderen Stil war und
er auch fast alle seine Ideen verwirklichen konnte. Ans Aufhören dachte
Brooks aber dennoch nicht, konzentrierte sich wieder aufs Schauspielern
und trat immer wieder in kleinen, spaßigen Nebenrollen in Fernsehserien
und manchmal auch in Kinofilmen auf.
Ende der neunziger Jahre trat Musik-Produzent David Geffen an Mel Brooks
mit einer verrückten Idee heran: er schlug ihm vor, aus The Producers
ein Broadway-Musical zu machen. Geffen, der mit Dreamworks zu sehr beschäftigt
war, konnte sich zwar selbst nicht dem Projekt widmen, aber Mel Brooks
war von der Idee äußerst angetan und zog sie bis zum Erfolg durch: 2001
hatte die Musical-Version von The Producers mit Nathan Lane als
Max Bilalystock und Matthew Broderick als Leo Bloom am Broadway Premiere
und wurde zu einem riesigen Erfolg. Ein besonderer Nebeneffekt war, daß
die Filmvorlage in einer restaurierten Version 2002 erneut in die Kinos
gebracht wurde und parallel endlich auch als DVD veröffentlicht wurde.
2005 kam dann die Verfilmung des Broadway-Musicals in die Kinos, bei der
Mel Brooks zwar nicht selbst Regie führte, aber sonst in allen Aspekten
an der Entstehung beteiligt war und die neuen Producers damit zu seinem
ersten neuen Film in zehn Jahren machten.
Klassiker oder Kontroverse
Heute, fast vierzig Jahre nach seiner Entstehung, ist The Producers
nicht nur durch die Musical-Version wieder richtig bekannt geworden und
nicht nur ein Klassiker, sondern auch ein komödiantisches Juwel, das trotz
seiner provokanten Art mittlerweile über jeden Zweifel erhaben ist. Natürlich
stellt sich die Frage, ob man so etwas überhaupt machen darf und ob es
nicht gegen den guten Geschmack verstößt. Aus dem Kontext gerissen ist
das Musical Springtime for Hitler natürlich absolut indiskutabel, aber
es ist eine Fiktion, die weder außerhalb noch innerhalb der Geschichte
ernst gemeint ist.
The Producers ist in erster Linie eine Broadway-Parodie, die
Nazi-Elemente dient nur der Demonstration daß auch etwas so provokantes
und danebengeratenes im Showbiz Erfolg haben kann. Auch die Entrüstung
von jüdischen Zuschauern ist nicht nachvollziehbar, denn schließlich handelt
es sich nicht einmal ansatzweise um Nazi-Propaganda, sondern genau um
das Gegenteil.Letztendlich ist Mel Brooks selbst Jude und wenn er sich
so etwas nicht erlauben kann, wer dann? Seine Ansicht Monster wie Hitler
und das dritte Reich nicht mit Ernst, sondern mit Humor zu bekämpfen und
sie Auszulachen mag nicht der Weisheit letzter Schluß sein, aber ist doch
eine der vernünftigsten Herangehensweisen an dieses Thema.
Die DVD
The Producers wurde 2002 im Fahrwasser der Musical-Version
in den USA erstmals als DVD veröffentlicht. Die Rechte gingen auf reichlich
verstrickten Wegen an MGM, die den Film in Lizenz von StudioCanal veröffentlichten
und sich richtig Mühe mit der DVD gaben: ein wundervoll restaurierter
Transfer, eine gut klingende neue 5.1-Tonspur und hervorragende Extras
machten die DVD zu einer richtig gelungenen Sache. Der einzige Wermutstropfen
war die Form der Veröffentlichung: der Film und die Extras wurden auf
eine empfindliche doppelseitige DVD-14 gepreßt, aber dafür war das Coverdesign
sehr gelungen. 2006 erschien eine Neuauflage dieser DVD, die mit der alten
Version fast hundertprozentig identisch ist - nur wurden Film und Extras
diesmal auf zwei DVDs verteilt. Wenn man die 2002 veröffentlichte Version
besitzt, braucht man sich die Neuauflage nicht anzuschaffen, es sei denn
man hat sich die DVD-14 verkratzt.
Neben der englischen Veröffentlichung von Momentum Pictures, die
auch die Extras der US-DVD enthält, aber einen anderen Transfer mit
unterschiedlichem Farbtiming verwendet. Der gleiche Transfer scheint auch
auf der deutschen Veröffentlichung von Kinowelt/Arthaus verwendet worden
zu sein - von dieser Disc kann man aber generell nur abraten, da keinerlei
Extras dabei sind und auch die bessere 5.1-Tonspur fehlt. Auch vier Jahre
nach der ursprünglichen Veröffentlichung ist MGMs RC1-DVD von The
Producers immer noch die beste Version des Films und in der preiswerten
diesjähigen 2-Disc-Neuauflage sehr empfehlenswert.
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