Quo Vadis |
13.2.2011 #508
von Guido Bibra
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Titel |
Quo Vadis |
Studio |
Metro-Goldwyn-Mayer (1951) |
Hersteller |
Warner Home Video (2008) |
EAN |
7-321952-009620 |
DVD-Typ |
2x9 (5,09 & 5,53 GB) |
Bitrate |
ø 7,0 max. 9,0 |
Laufzeit |
167:27 |
Kapitel |
46 |
Regionalcode |
2 (Deutschland) |
Case |
Amaray I |
Fernsehnorm |
PAL |
Bildformat |
1.33:1 |
16:9 |
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Tonspuren |
Englisch, Deutsch, Ungarisch, Polnisch, Spanisch, Kommentar |
Untertitel |
Englisch, Deutsch, Bulgarisch, Finnisch, Griechisch, Ungarisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Spanisch, Schwedisch |
Freigabe |
FSK 16 |
Extras |
Audiokommentar von Kritiker und Filmhistoriker F.X. Feeney
Dokumentation: Am Anfang: Quo Vadis und die Genesis eines biblischen Epos
USA Kinotrailer & Teaser |
Der Film
In den fünfziger Jahren hatten alle großen Hollywood-Studios das gleiche Problem: sie mußten die Zuschauer von dem damals noch ganz neuen Medium Fernsehen wegzerren, daß zu einer der größten Bedrohungen für die Branche geworden war. Es wurden immer größere, aufregendere und spektakulärere Filme produziert, von denen ein großer Teil von einem der damals mächtigsten Studios, Metro-Goldwyn-Mayer kam. Seit Ende des zweiten Weltkriegs hatte sich MGM hauptsächlich auf aufwendige Musicals konzentriert, die zu den erfolgreichsten Filmen ihrer Zeit wurden, aber es gab auch eine Gruppierung innerhalb des Studios, die ein lang vergessenes Genre wieder aufleben lassen wollte: den biblischen Monumentalfilm.
Metro-Goldwyn-Mayer hatte schon 1925 mit Ben-Hur einen großen Schritt in diese Richtung gemacht und sich nach dessem großen Erfolg in den dreißiger Jahren die Rechte von Quo Vadis, einem 1895 erschienenen Roman des polnischen Autoren Henryk Sienkiewicz gesichert, der auch in den USA genauso wie Lew Wallace's Ben-Hur wegen seinem pro-christlichen Unterton sehr populär geworden war. Die Liebesgeschichte zwischen einem römischen Soldaten und einer jungen christlichen Frau zur Zeit von Neros Rom war bereits 1912 und 1925 in Italien verfilmt und auch in den USA gezeigt worden. Zu einer amerikanischen Verfilmung kam es aber lange Zeit unter anderem durch die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs nicht - erst gegen Ende der vierziger Jahre wurde das Projekt wieder aufgenommen.
Nach einigen fehlgeschlagenen Anläufen, bei denen unter anderem Gregory Peck und Audrey Hepburn für die Hauptrollen im Gespräch waren, kam die Produktion von Quo Vadis schließlich unter der Regie von Mervyn LeRoy mit Robert Taylor und Deborah Kerr in Gang - der heimliche Hauptdarsteller war aber der damals noch relativ unbekannte Peter Ustinov, dem die schwierige Rolle des Kaiser Nero anvertraut wurde. Die Dreharbeiten, die ursprünglich in Mexiko stattfinden sollten, wurden in die italienischen Cinecitta-Studios verlegt und waren eine der gigantischsten Hollywood-Produktionen der damaligen Zeit. MGM hatte großen Wert auf eine möglichst authentische Darstellung des antiken Roms gelegt und dabei keine Mühen gescheut, denn außer den detailreich gestalteten Kulissen wurden auch riesige Massenszenen inszeniert, die fast alles zuvor dagewesene in den Schatten stellten.
Quo Vadis war der erste große historisch-religiöse Blockbuster der fünfziger Jahre und für eine ganze Welle von ähnlichen Filmen verantwortlich, von denen Cecil B. DeMilles The Ten Commandments und William Wylers Ben-Hur - beides Stummfilm-Remakes - die erfolgreichsten, aber nicht einzigen Produktionen waren. Viele andere Studios nahmen die Gelegenheit wahr und produzierten mehr oder weniger gelungene Sandalen-Reißer, aber bis Ende der fünfziger Jahre hatte sich das Genre weitgehend verbraucht. Fast sechzig Jahre nach seiner Premiere bleibt Quo Vadis einer der beeindruckensten Monumentalfilme seiner Zeit, was aber hauptsächlich der kongenialen Darstellung von Nero durch Peter Ustinov zu verdanken ist. Der hölzerne Hauptdarsteller Robert Taylor und der Plot, der im wesentlichen nur eine kitschige Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund war, hätten den Film trotz der bombastischen Szenerie nie zu dem Klassiker werden lassen können, der er heute ist.
Die DVD
Quo Vadis war einer von MGMs großen Monumentalfilmen, die eine Ewigkeit gebraucht hatten, bis sie endlich als DVD erschienen waren. Erst elf Jahre nach der Einführung des Mediums hatte Warner, der Besitzer der klassischen MGM-Filmbibliothek, den Film fit für eine adequate Heimkino-Veröffentlichung machen können, was weniger an Ignoranz als an der technischen Entwicklung lag. Statt in den Anfangstagen der DVD ein altes Laserdisc-Master oder eine zweitklassige Abtastung zu machen, hatte Warner lange an einem restaurierten Transfer der schwierigen Filmelemente gearbeitet, aber dafür ein bemerkenswertes Ergebnis abgeliefert, das auch als Blu-Ray in High-Definition veröffentlicht wurde.
Die hier rezensierte deutsche PAL-DVD von Quo Vadis kann auch als SD-Konvertierung der HD-Restauration überzeugen und ist nicht nur wegen des wundervoll restaurierten Films, sondern auch wegen des engagierten Bonusmaterials eine gelungene Veröffentlichung. Der 167 Minuten lange Film wurde vernünftigerweise auf zwei DVDs mit 88 und 79 Minuten aufgeteilt, wodurch es keine Probleme mit der Bildqualität gab und auch genug Platz für die Dokumentation blieb. Während die normale Ausgabe als Doppel-DVD im Keepcase mit Pappschuber verkauft wird, gibt es in einigen Ländern auch eine Ultimate Collector's Edition, die zusätzlich zu den beiden DVDs oder der Blu-Ray noch eines Sammler-Printmaterial enthält.
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Bild
Quo Vadis entstand etwa drei Jahre vor der Breitwand-Revolution und war deshalb noch im damals üblichen 1.37:1-Bildformat gedreht worden. Verwendet wurde aber das 3-Strip-Technicolor-Verfahren, das fast ein halbes Jahrhundert nach der Premiere eine erstaunliche Restauration mit Hilfe von Warners Ultra-Resolution-Prozess ermöglicht hat, mit dem die ursprünglichen drei Negative digital miteinander kombiniert werden konnten. Das Ergebnis ist beeindruckend und hat mit dem schwierigen Filmmaterial, das lange Zeit nur in verwaschenen und verblaßten Versionen zu sehen war, wahre Wunder vollbracht, auch wenn manchmal noch kleine Imperfektionen zu sehen sind.
Der Transfer der drei Technicolor-Negativstreifen und deren digitale Neukombinierung ist hervorragend gelungen. Auf den ersten Blick fallen allerdings hier und da ein paar kleine Kratzer auf, die offenbar bei der digitalen Säuberung übersehen wurden, aber nicht unangenehm ins Auge fallen. Die Filmkörnigkeit ist nicht so stark, wie man von einem Film dieses Alters erwarten sollte, wurde aber nicht herausgefiltert und ist so filigran, daß sie durch die relativ geringe Auflösung der DVD in den meisten Szenen kaum sichtbar ist. Lediglich in Szenen mit optischen Effekten ist die Körnigkeit etwas prominenter. Dadurch hat das Bild ein sehr lebendiges und überhaupt nicht digital plattgefiltertes Aussehen.
Auf den ersten Blick sieht das Bild dieser DVD etwas weich aus, da wie bei vielen anderen Ultra-Resolution-Restaurationen auf eine zusätzliche digitale Schärfung verzichtet wurde. Dadurch wirkt das Bild zwar nicht knackscharf, hat aber trotzdem einen enormen Detailreichtum zu bieten, das die DVD-Auflösung voll ausnutzt und erst gar nicht den Eindruck erweckt, nur ein Schatten des HD-Master zu sein. Die Detailgenauigkeit ist so gut, daß sich in einigen Szenen die nicht ganz perfekten Matte-Paintings bemerkbar machen und manchmal blaue Ränder in Sequenzen sichtbar werden, in denen Bluescreen-Technik eingesetzt wurde. Bemerkenswert stabil ist auch der Bildstand, der im Rahmen der Restauration aufwendig ruhig gestellt wurde und sich keinerlei sichtbares Ruckeln oder Zittern leistet.
Am beeindruckensten sind natürlich die Farben, die durch die Ultra-Resolution-Restauration wieder ihre ursprüngliche Technicolor-Pracht erhalten haben. Das gelungene Farbtiming vermeidet den früher oft gemachten Fehler, Filme aus dieser Zeit mit kühlen, bläulichen Farben wiederzugeben und konzentriert sich stattdessen auf einen warmen, rötlich-goldenen Farbton. Ob dieses Farbtiming tatsächlich einer originalen Technicolor-Vorführkopie aus den fünfziger Jahren entspricht oder nicht, bleibt den heutigen Zuschauern unbekannt, aber es ist nicht zu leugnen, daß die Farben der neuen Restauration bemerkenswert natürlich wirken und perfekt zum Film passen.
Auch beim Authoring gibt es nichts zu beanstanden, denn der 167 Minuten lange Film wurde vernünftigerweise auf zwei DVDs mit 88 und 79 Minuten aufgeteilt, wodurch eine besonders hohe Bitrate verwendet werden konnte, die die Kompression völlig unsichtbar macht.
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Ton
Weit verbreiteten Mehrkanal-Stereoton im Kino gab es erst seit 1952 mit der Einführung von den ersten Breitwand-Formaten, zuvor gab es bis auf wenige Ausnahmen lediglich einkanaligen Lichtton, mit dem sich auch Quo Vadis zufriedengeben mußte. Da der gesamte Ton des Films inklusive der Musik in Mono aufgenommen worden war, hat Warner auf einen Surround-Upmix verzichtet und stattdessen die ursprüngliche Mono-Abmischung vorsichtig restauriert. Alle Tonspuren wurden mit großzügigen 192 kbit/s in Dolby Digital 1.0 codiert.
Die englische Tonspur einen überraschend soliden Klang, der nur von wenigen altersbedingten Einschränkungen getrübt wird.. Darunter sind natürlich eine reduzierte Dynamik und ein eingeengter Frequenzgang, die sich aber nicht allzu unangenehm bemerkbar machen. Die Musik hat zwar keinen bemerkenswert guten Baß, klingt aber immer noch sehr solide und leidet überhaupt nicht unter Klirren oder anderen Verzerrungen. Während die Geräuschkulisse meist etwas dumpf klingt, können sich die Dialoge mit einem überraschend warm und gar nicht blechernen Klang behaupten, der sie ausgezeichnet verständlich macht. Knistern oder andere Störgeräusche wurden entfernt, aber das Grundrauschen wurde nicht angetastet und ist immer mehr oder weniger stark präsent, fällt aber durch die Vermischung mit der Geräuschkulisse nicht unangenehm auf. Dadurch, daß wenig gefiltert wurde, macht die Tonspur einen sehr hellen und deutlichen Eindruck.
Die deutsche Synchronfassung wurde hörbar von einer ramponierten Lichttonspur übernommen. Die Stimmen haben zwar noch einen akzeptablen Klang, aber eine extrem starke Filterung hat dafür gesorgt, daß der gesamte Ton sehr dumpf klingt und die Musik stellenweise sogar anfängt zu leiern. Die anderen Synchronfassungen haben einen teilweise noch schlechteren Klang und sind alle gnadenlos überfiltert worden. Bei der ungarischen Fassung, die offenbar neueren Datums zu sein scheint, fehlen bei den Dialogen sogar sämtliche Hintergrundgeräusche. Untertitel gibt es natürlich auf Englisch, Deutsch und elf weiteren Sprachen, wobei zwar auch die Dokumentation, aber nicht die Untertitel von den Extras untertitelt wurden.
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Bonusmaterial
Das Bonusmaterial dieser DVD mag auf den ersten Blick nicht besonders zahlreich sein, aber die beiden einsamen Extras, eine patentierte Kombination aus Audiokommentar und Dokumentation, haben es in sich und machen alles weitere so gut wie überflüssig.
Der Audiokommentar von Filmhistoriker F.X. Feeney ist genau das, was man sich bei einem Film dieses Kalibers wünscht: eine intelligente, informative und unterhaltsame Begleitung, die nie oberlehrerhaft wirkt und neben ausführlichen Fakten über die Entstehung von Quo Vadis auch viele Anekdoten und weitergehende Informationen zu bieten hat. Teilweise überschneidet sich der Kommentar natürlich mit der Dokumentation, ist aber stark szenenspezifisch und macht trotz der Menge an Informationen einen sehr spontanen Eindruck. Gegen Ende des Films geht F.X. Feeney etwas die Luft aus und es entstehen längere Pausen, was angesichts der Länge des Films aber durchaus verzeihbar ist.
In the Beginning: Quo Vadis and the Genesis of the Biblical Epic (43:54) wurde neu für die DVD produziert und ist genauso wie der Audiokommentar eine ausführliche Dokumentation über die Entstehung des Films und vernachlässigt auch nicht die Ereignisse, die zu der Produktion von Quo Vadis geführt haben. Statt einem sensationsheischenden Voiceover wird die Dokumentation von Interviews mit Historikerin Dr. Maria Wyke, Gladiator-Produzent David Franzoni, Kritiker F.X. Feeney, Filmprofessoren Dr. Drew Casper und Dr. Richard B. Jewell, Filmhistoriker Christopher Frayling, Patricia King Hanson vom American Film Institute und Filmkritikern Richard Schickel und Rudy Behmler getragen, die nur manchmal etwas zu enthusiastisch wirken und gelegentlich den Film auf etwas seltsame Weise analysieren, aber die Dokumentation trotzdem auf sehr unterhaltsame und interessante Art bestreiten.
Der Theatrical Trailer (5:10) und der Teaser Trailer (1:00) sind mit ihrer bombastischen Art unfreiwillig komisch und wurden zwar etwas restauriert, haben aber im Vergleich zum Hauptfilm eine deutlich schwächere Bildqualität. |
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