Der Film
Er ist ein Chamäleon, etwas schizophren und lebt mit ein paar imaginären Freunden als Haustier in einem Terrarium ein bequemes und beschütztes Leben. Das findet aber ein jähes Ende, als seine kleine Welt zerschmettert wird und er mitten in der heißen Wüste von Nevada landet. Ein mysteriöses Gürteltier gibt ihm die Aufgabe, nach der Seele des Westens zu suchen und zeigt ihm den Weg zu einer Kleinstadt namens Dirt. Auf der Suche nach etwas Trinkbarem erfährt er von dem Problemen des Städtchens: eine große Dürre macht den Bewohnern das Leben schwer. Fast von einem Raubvogel aufgefressen und von den rauhbeinigen Stadtbewohnern bedroht, nennt sich der Fremde in einem Moment der Inspiration Rango und erfindet sich als rettender Sheriff neu - ohne jedoch nur die geringste Ahnung zu haben, mit was er sich wirklich angelegt hat...
Der heftig umkämpfte Markt der computeranimierten Trickfilme hat immer wieder Überraschungen zu bieten - wo sich einst nur die Branchen-Giganten Pixar und Dreamworks duellierten, tummeln sich nun Animations-Studios in zweistelliger Anzahl und buhlen kräftig um die Gunst der Zuschauer. 2011 hatte sich zu dieser großen Masse noch ein ungewöhnlicher Neuzugang hinzugesellt: Industrial Light and Magic, Lucasfilms Special-Effects-Tochterfirma, die ursprünglich 1976 für die Effekte von Star Wars gegründen worden war und seit den achtziger Jahren nicht nur die traditionellen Special-Effects, sondern auch den CGI-Bereich revolutioniert hatte. Die Computergrafik-Abteilung war von George Lucas aber 1986 an Steve Jobs verkauft worden und seitdem hatte sich ILM erfolgreich auf die Erstellung von Effekten für Kinofilme beschränkt.
ILMs Geschäftsmodell konnte aber erst jemand ändern, der sich eigentlich nur erholen wollte: Regisseur Gore Verbinski hatte seit 2003 praktisch nichts anderes gemacht, als mit Jerry Bruckheimer die drei enorm erfolgreichen Pirates of the Caribbean-Filme hintereinander zu drehen. Er hätte gerne auch noch weiter gemacht, zog es aber vor, sich lieber von den Strapazen seiner vorherigen Filme zu erholen und den vierten Teil Rob Marshall zu überlassen. Sein Abschied aus der Piraten-Saga war für Gore Verbinski aber kein Ticket in den Urlaub, sondern eine Chance, eine Idee zu verwirklichen, die er schon seit den Anfängen von Pirates of the Caribbean mit sich herumgetragen hatte: einen computeranimierten Western.
The Way West
Seit 1995 mit Pixars Toy Story der erste komplett computeranimierten Kinofilm fertiggestellt wurde, hatten sich diverse Studios mit einer ganzen Menge verschiedener Themen beschäftigt, aber das Western-Genre immer links liegen gelassen. Vielleicht hatte sich einfach bisher niemand getraut, sich an eine Spezies Film heranzumachen, die lange als uninteressant, veraltet und bis auf einige rühmliche Ausnahmen kaum noch jemanden hinterm Ofen hervorlocken konnte. Gore Verbinski hatte sich davon aber nicht beirren lassen, hatte er doch zusammen mit Jerry Bruckheimer 2003 den ähnlich stigmatisierten Piratenfilm erfolgreich wiederbelebt. Es sollte also ein Western sein und nach den Prinzipien des CGI-Films natürlich nicht mit Menschen, sondern Tieren als Protagonisten verwenden. Allerdings sollten es keine Figuren aus der Süß & Knuddelig-Fraktion sein, sondern mehr an die kernigen Charaktere aus den realen Western erinnern.
Mit finanzieller Unterstützung des britischen Produzenten Graham King konnten Gore Verbinski und sein Co-Autor James Ward Byrkit, ein Storyboard-Experte und alter Bekannter des Regisseurs, ihre Idee erst einmal in aller Ruhe entwickeln. Mehr als anderthalb Jahre lang war das Projekt an kein Filmstudio gebunden und erst später knüpften die Filmemacher einen Kontakt zu Nickelodeon Movies und damit Paramount Pictures, die zur Heimat des Projekts wurden. Die Tochterfirma des amerikanischen Kinder-Kabelkanals war eine ungewöhnliche Wahl, aber das Studio hatte sich in der letzten Dekade erfolgreich aus der kinderkompatiblen Unterhaltung in eine Produktionsstätte nicht nur für konkurrenzfähige Trickfilme gewandelt. Allerdings war mit Jimmy Neutron: Boy Genius bisher nur ein vollständig computeranimierter Film entstanden und Nickelodeon hatte keine eigene CGI-Abteilung, die den hohen Ansprüchen der Filmemacher gewachsen gewesen wäre.
A New Gun in Town
Gore Verbinski hatte deshalb kurzerhand diejenigen um Hilfe gebeten, mit denen er schon die umfangreichen Effekte der Pirates of the Caribbean-Filme entwickelt hatte: Industrial Light and Magic. Er war bestimmt nicht der erste Regisseur, der die vielbeschäftigten Special-Effects-Produzenten engagieren wollte, aber er war der einzige, der auch eine Zusage erhielt - vielleicht war es sogar George Lucas persönlich, dem die Idee gefallen hatte und so die Lucasfilm-Tochterfirma zum ersten Mal einen computeranimierten Langfilm produzieren ließ. Es war eine Kombination, die nicht besser hätte sein können: die Kreativität von Gore Verbinski und die technische Expertise von ILM öffneten den Filmemachern ungeahnte Möglichkeiten.
Die Idee eines computeranimierten Westerns blieb allerdings nicht auf dem Niveau einer simplen Komödie, denn Gore Verbinski hatte sein ursprüngliches, mehr Slapstick-orientiertes Konzept eines Talking-Critter-Westerns mit einem komischen Chamäleon als Hauptfigur zu einer breit angelegten Hommage auf das gesamte Genre umfunktioniert. Dazu gehörten natürlich in erster Linie eine ganze Menge Anspielungen auf die Vorbilder, die sich aber nicht auf dem Niveau von lauten Popkultur-Referenzen abspielten, sondern viel cleverer und subtiler waren. Dadurch konnte Rango zu mehr als nur einer simplen Satire oder Parodie werden, ohne dabei die komödiantischen Elemente zu vernachlässigen.
The Ballad of Rango
Das Konzept, die Geschichte als Ballade von einer Art griechischem Chor erzählen zu lassen, kam natürlich von Cat Ballou, einer der gelungensten Westernkomödien der sechziger Jahre, in der Nat King Cole und Stubby Kaye als Moritatensänger die Geschichte der Titelheldin besingen. Tatsächlich macht Gore Verbinskis Rango bei der gleichzeitig dramatischen, aber auch beschwingten und mit Humor durchsetzten Atmosphäre von Cat Ballou viele Anleihen, nimmt sich aber auch viele andere klassische Western zum Vorbild. Insbesonders der Spaghettiwestern á la Sergio Leone scheint es Gore Verbinski besonders angetan zu haben, denn der Regisseur und Autor beweist mit seinen sorgfältig hineingestrickten Anspielungen ein fast enzyklopädisches Wissen über das Genre, mit dem er geradezu liebevoll umgeht und trotz vieler satirischer Ansätze nie respektlos behandelt.
Während die Rahmenhandlung des ahnungslosen, aber angeberischen Gringos, der in einer verschlafenen Wüstenstadt Karriere als Sheriff machen will, im Grunde genommen geradezu gewöhnlich ist und fast schon einfallslos scheint, ist der eigentliche Plot das wirklich interessante Element des Films. Aber die Geschichte um die mysteriöse Dürre in der Wüstenstadt Dirt und die damit verbundenen Hintergründe, der Kampf um Wasserrechte, stammt eigentlich gar nicht aus einem Western, sondern aus Roman Polanskis und Robert Townes Chinatown. Dadurch wurde Rango gleichzeitig zu einer politischen und sogar religiösen Satire, aber der Film beschäftigt sich dadurch auch mit dem Wandel des wilden Westens in eine moderne Zivilisation - die Handlung ist auch nicht im 19. Jahrhundert, sondern mehr in der Gegenwart angesiedelt.
A Fistful of Gringos
Ohne ihn hätte es Rango wahrscheinlich nicht gegeben: es ist nicht zu leugnen, daß Johnny Depp eine von Gore Verbinskis Inspirationen für seinen ungewöhnlichen Western war, nachdem er mit ihm mehrere Jahre bei den Pirates of the Caribbean-Filmen zusammengearbeitet hatte. Rango, das leicht übergeschnappte Chamäleon, ist deswegen aber noch lange kein Jack Sparrow in Eidechsenform, sondern ein völlig eigenständiger Charakter. Das ist nicht nur dem Drehbuch, sondern auch Johnny Depps Improvisationsfähigkeit zu verdanken, denn der Schauspieler hatte trotz eines sehr knappen Zeitfensters von nur knapp drei Wochen viel Spaß mit seiner Rolle. Dadurch konnte Rango zu einer vergnüglichen, unvorhersehbaren und richtig originellen Figur werden, die den komischen Westernhelden der Filmgeschichte gelungenen Respekt zollt und ein liebevoller Querschnitt aller Clowns des wilden Westens ist.
Beans, die resolute Farmerstochter, ist auch mehr ein generischer Charakter als eine direkte Parodie und dient hauptsächlich als Gegenstück für den überdrehten Rango. Beans steht mit beiden Beinen auf dem Boden und ist intelligenter als die simplen Bewohner der Wüstenstadt, schafft es aber nur mit Mühe über ihren eigenen Schatten zu springen. Als echte Farmerin sollte Beans auch den passenden Akzent haben, aber überraschenderweise hatten die Filmemacher für die Rolle keine Texanerin engagiert, sondern die in Schottland geborene und in Australien aufgewachsene Isla Fisher. Die Schauspielerin hört sich aber trotzdem an, als ob sie auf einer Ranch im wilden Westen aufgewachsen wäre und scheint mit Leib und Seele in ihrem Charakter zu stecken.
Die Bewohner von Dirt sind ein dreckiger, staubiger Haufen von kernigen Western-Stereotypen, unter denen sich so ziemlich alle Nebenfiguren aus zahllosen Filmen des Genres wiederfinden. Die Stimmen wurden allerdings unauffällig mit einigen relativ unbekannten britischen und amerikanischen Schauspielern besetzt, die ihre Sache aber alle hervorragend machen - unterstützt werden sie dabei von den Filmemachern Gore Verbinski, James Ward Byrkit und Mark McCreery, die offenbar aus Spaß einige Rollen, die sie in der Storyboard-Phase übernommen hatte, auch im fertigen Film sprachen.
Prominent besetzt wurde allerdings der mysteriöse Bürgermeister von Dirt, dessen Charakter eine direkte Anlehnung an die Rolle von John Huston in Chinatown war. Einen der emsigsten und bekanntesten Nebendarsteller in Hollywood hatten sich die Filmemacher ausgesucht: Ned Beatty, der gerne zwielichtige und schmierige Figuren spielt und seine Rolle in Rango mühelos als gebrechlicher Stadtvater, manischer Priester und auch korrupter Politiker spielt. Mit einer ähnlichen Reibeisen-Stimme haucht Alfred Molina dem geheimnisvollen Gürteltier viel Leben ein und auch Stephen Root in einer Dreifach-Rolle, Harry Dean Stanton als Gauner Balthazar, Ray Winstone als Bad Bill und Gil Birmingham (wirklich aus Texas) als indianischer Vogel-Scout machen jeden einzelnen Charakter zu einem großen Vergnügen.
Das Tüpfelchen auf dem i der Charaktere und der Besetzung ist jedoch Rattlesnake Jake, der nicht direkt ein Bösewicht ist, aber für alle Desperados, Kopfgeldjäger und andere käufliche Revolverhelden steht. Jake scheint zwar auf Lee van Cleefs Auftritten in Sergio Leones Dollar-Western zu basieren, aber für seine Stimme haben die Filmemacher Bill Nighy gewinnen können - daher schwingt bei der Klapperschlange mit dem Colt in der Rattel etwas vom übernatürlichen Piraten Davy Jones mit und verhilft dem Charakter zu einer ganz besonderen Intensität. in die Rolle eine ganz besondere Intensität ein.
Paint your Wagon
Als eins der erfahrensten Effekt-Studios in Hollywood hat Industrial Light and Magic vor allem den Ruf, perfekte Ergebnisse zu liefern - manchmal sogar etwas zu perfekt. Die Befürchtungen, daß ILM aus Gore Verbinskis Western-Vision eine klinisch reine, digitale Sache machen würde, waren nicht ganz unbegründet - aber letztendlich hatte ILM alle überrascht und die Konkurrenz mühelos überflügelt. In enger Zusammenarbeit mit Gore Verbinski hatten die CGI-Experten eine künstliche Welt geschaffen, die es in solcher Form zuvor noch nie zu sehen gab. Der völlig überraschende Stil macht den Eindruck, als ob sich die Filmemacher dazu entschieden hätten, jegliche Trickfilm-Konventionen über Bord zu werfen und statt einer Cartoon-Szenerie eine wirklich realistische Szenerie zu erschaffen.
Mit Hilfe von Kameramann Roger Deakins, der schon Pixar bei WALL-E und Dreamworks bei How To Train Your Dragon beraten hatte, wurde eine wundervoll staubige und dreckige Kulisse geschaffen, die an Realismus nicht mehr zu übertreffen ist. Als erster computeranimierter Trickfilm in über anderthalb Jahrzehnten des Genres schafft es Rango, sich völlig vom CGI-Aussehen zu lösen und die Brücke zum Realfilm zu schlagen. Es ist weniger eine technische als eine stilistische Innovation, die ILM dazu gebracht haben muß, die schon lange existierenden Animationstechniken erstmals richtig auszureizen. Die brilliante Kameraführung und Bildkomposition, die natürlich teilweise auch an viele Westernklassiker angelehnt wurde, hilft dem Film trotz einiger ganz besonders sich von der CGI-
Das Charakter-Design ist genauso beeindruckend wie die Szenerie. Während die diversen tierischen Protagonisten von Pixar, Dreamworks und Bluesky bisher fast durchweg stark cartoonisierte Züge trugen, hat ILM die Grenze zwischen Tier und Mensch deutlich verwischen lassen Trotz der unvermeidbaren Antropomorphisierung der Charaktere bleibt kein Zweifel, daß es sich um Tiere handelt, auch wenn die meisten von ihnen aufrecht gehen und sprechen. Die Vielfalt der Tierarten ist beeindruckend und erstaunlich originalgetreu - die Designer haben sich mehr an die Vorbilder als ihre eigene Fantasie gehalten und dafür gesorgt, daß mehr realistische Felle, Federn und Schuppen zu sehen sind als in anderen CGI-Trickfilmen.
Geradezu erstaunlich ist der Umstand, daß Rango nicht in 3D produziert wurde und auch nicht nachträglich konvertiert wurde. In einer Zeit, in der praktisch jeder Trickfilm dreidimensional auf die Leinwand kommt, kann man die Entscheidung der Filmemacher, sich auf eine enorm detailreiche 2D-Produktion statt auf eine hastig umgebaute 3D-Konversion zu konzentrieren, als richtig mutig bezeichnen. Geschadet hat es dem Film jedoch in keiner Weise und gerade durch die sehr detailreiche Animation hat der Film auch in 2D eine Menge Räumlichkeit zu bieten.
Rango got his Gun
Trotz der beeindruckenden Optik hatten die Filmemacher aber auch den Inhalt nicht vernachlässigt und sich nicht von der Technik verleiten lassen. Zwar hat Rango natürlich eine handvoll von Actionszenen zu bieten, aber die Handlung macht überhaupt nicht den Eindruck, lediglich um sie herum konstruiert worden zu sein. Die Filmemacher hatten sich voll und ganz dem Geschichtenerzählen gewidmet und dies auch zu einem Thema in ihrem Plot gemacht - ganz ähnlich wie in Terry Gilliams Münchhausen-Adaption wird die Grenze zwischen Realität und Fiktion verwischt und der Protagonist ist sich bewußt, daß er ein Teil einer Geschichte ist, aus der er nicht entrinnen kann.
Obwohl Rango eine Co-Produktion mit der Filmstudio-Tochter des Kindersenders Nickelodeon war, macht der Film einen noch erwachseneren Eindruck als manche Dreamworks-Produktionen. Zwar wurden diverse Slapstick-Elemente eingebaut, die auch jüngere Zuschauer begeistern dürften, aber insgesamt sind Humor und Dramatik sehr gut ausbalanciert und lassen Rango nie vollkommen zur Komödie oder zur Tragödie werden. Als Drehbuchautor wird der vielbeschäftigte John Logan genannt, der zwar die zweifelhafte Ehre hatte, 2002 das Startrek-Franchise gegen die Wand zu fahren und auch für das unsägliche Remake von The Time Machine verantwortlich war, aber hier mehr als Sekretär für die kreativen Ideen von Gore Verbinski und James Ward Byrkit diente. Das Drehbuch ist außergewöhnlich gesprächig und legt viel wert auf ausgedehnte Wortgefechte mit vielen pointierten Gags, läßt sich aber auch jede Menge Zeit mit dem Erzählen der Geschichte.
Los Mariachis
Rango ist zwar kein Vollblut-Musical, aber dennoch hatte schon von Anfang an die Musik eine zentrale Rolle in der Handlung gespielt. "Music by Hans Zimmer" ist zwar nicht immer ein Garant für eine gelungene Filmmusik und führt oft zu einer baukasten-artigen Fließbandproduktion, aber der Komponist, der schon zuvor mit Gore Verbinski bei der Pirates of the Caribbean-Trilogie zusammengearbeitet hatte, war bei Rango in erster Linie Produzent und Arrangeur, da der wichtigste Teil der Musik schon während der Preproduktions-Phase entstanden war. Gore Verbinski und sein Co-Autor James Ward Byrkit hatten die Idee des Mariachi-Chors sehr ernst genommen und mit einer Reihe von Musikern kollaboriert, die den mexikanisch-texanischen Stil beeindruckend herüberbringen konnten.
Die kurzen, aber kongenialen Mariachi-Songs waren in Zusammenarbeit mit den Musikern Rick Garcia und Kenneth Karman entstanden und wurden von Rick Garcia, der auch als Erzähler des Films fungierte, auf unvergleichliche Weise gesungen. Später entstanden war offenbar der Titelsong, der von den praktisch unbekannten Komponisten-Duo John und David Thum geschrieben und für die Titelszene von einer echten Mariachi-Band aus Los Angeles aufgenommen wurde. Für den Abspann hatten Los Lobos eine fantastische Rockabilly-Instrumental-Version zusammen mit dem kubanischen Jazz-Trompeter Arturo Sandoval eingespielt und mit einer längeren gesungenen Fassung im mexikanischen Stil ergänzt. Trotz der vielen Mitwirkenden klingen die Songs aber trotzdem wie aus einem Guß und wurden nur durch wenige vorhandene Stücke ergänzt, darunter Hank Williams' Cool Water als unheimliche Begleitung der Wasser-Zeremonie.
Hans Zimmers eigene Beiträge beschränken sich auf eine handvoll orchestrale Arrangements der vorhandenen Melodien, die ganz anders als seine sonstigen Baukasten-Scores klingen und die klassischen Western-Komponisten Elmer Bernstein, Dimitri Tiomkin und vor allem Ennio Morricone zu channeln scheinen. Von bombastischen orchestralen Klängen über leise Gitarren-Klänge bis zu einer Banjo-dominierten Version von Wagners Walkürenritt - unzweifelhaft inspiriert von Morricones My Name Is Nobody - hatte sich Hans Zimmer eine Menge einfallen lassen. Seine einzige eigene Komposition, ein separates Rango-Thema, klingt jedoch verdächtig wie eine Instrumental-Version von Those Were The Days, paßt aber dennoch ausgezeichnet in die wundervolle Filmmusik.
The Legend of Rango
Rango einfach nur als einen computeranimierten Trickfilm zu bezeichnen, wäre eine haushohe Untertreibung, denn Gore Verbinski hat das Medium praktisch wie eine realen Filmproduktion eingesetzt, um seine Idee zu verwirklichen. Dabei ist nicht nur ein gelungener CGI-Western entstanden, sondern eine tiefe, ehrlich gemeinte Verbeugung vor den Klassikern des Genres - ein Film, in dem eine ganze Menge Herzblut steckt und bei dem die Begeisterung und der Respekt der Filmemacher vor dem Western-Genre spürbar ist. Rango ist in jeder Hinsicht ein sehr außergewöhnlicher Film und fast schon ein Nischenprodukt, dem aber trotz der Eigenwilligkeit ein überraschend großer Erfolg gelungen war.
An die Mega-Erfolge von Pixar und Dreamworks konnte Rango bei seiner Premiere im Frühjahr 2011 zwar nicht herankommen und in den USA noch nicht einmal sein Budget von 135 Millionen Dollar einspielen, aber die weltweite Popularität des Films verhalf Paramount und Nickelodeon doch zu einem anständigen Ergebnis von über 240 Millionen Dollar. Gerüchten zufolge soll Paramount dennoch so mit den Boxoffice-Zahlen zufrieden sein, daß das Studio nach dem Ende des Vertriebs-Abmachung mit Dreamworks 2012 eine eigene CGI-Animations-Abteilung aufmachen will. Ob die Kollaboration von Industrial Light and Magic, Nickelodeon und Paramount eine einmalige Sache bleiben wird, bleibt abzuwarten.
Der Film erhielt fast durchweg gute Kritiken und wurde viel für seine beeindruckende Optik, die gelungene Story und die engagierten Sprecher gelobt - es gab aber auch einige Beschwerden wegen der niedrigen Jugendfreigabe und der eingeschränkten Kinderkompatiblität. Letztendlich bleibt Rango ein Film für Filmliebhaber, während Gelegenheits-Zuschauer die zahlreichen Anspielungen und Referenzen nicht alle verstehen dürften und die Geschichte möglicherweise für langweilig halten könnten.
Die DVD
Die relativ frühe Heimvideo-Veröffentlichung von Rango, gerade einmal viereinhalb Monate nach der Kinopremiere, war vermutlich dem Erfolg des Films zu verdanken. Die verschiedenen Ausgaben hielten sich in übersichtlichen Grenzen, denn sowohl in den USA als auch England gab es nur eine Blu-Ray/DVD-Kombination und eine Einzel-DVD. Die DVD hatte allerdings in Sachen Extras das Nachsehen, denn obwohl sie genauso wie die Blu-Ray zwei Filmfassungen, den Audiokommentar und die Deleted enthielt, waren die Dokumentationen komplett weggelassen worden.
Die hier rezensierte DVD ist die Ende Juli erschienene britische Ausgabe, die bis auf die Tonspuren mit der im August erschienenen deutschen Version vermutlich identisch sein dürfte. Man darf sich von den unzulänglichen Angaben auf dem Cover nicht verunsichern lassen, denn obwohl als Laufzeit nur 103 Minuten angegeben sind, befindet sich auch die 107 Minuten lange erweitere Fassung auf der DVD und der etwas versteckt unter den Tonspuren gelistete Audiokommentar ist ebenfalls dabei. Technisch kann man der DVD absolut keinen Vorwurf machen - schade ist nur, daß die weiteren Extras von der Blu-Ray nicht dabei sind, obwohl sogar noch 2 Gigabyte Platz auf der Disc frei gewesen wären.
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